Volume 26, Issue 1

This two-part article presents the research program for a theory and empirical analysis of religious evolution. It is assumed that religion is primarily a co-evolution to societal evolution, which in turn is a co-evolution to mental, organic, and physical evolution. The theory of evolution is triangulated with the systems theory and the semiotically informed theory of communication, so that knowledge can be gained that would not be acquired by only one of the three theories: The differentiation between religion and its environment can be reconstructed based on the theory of evolution. The elements of the theory of evolution can be understood as the formation of systems. The semiotically informed theory of communication clarifies the conditions of the combination of both the systems theory and the theory of evolution as well as its objects. In turn, the combination of the systems theory and the theory of evolution can describe how communication – including religion and science – evolves and is structured.

The following article deals with the Mahā Kumbh Melā 1 in Allahabad (Uttar Pradesh, northern India) and the practices of Hindu world renouncers 2 during this festival. In 2013, the year under study, approximately 120 million renouncers and lay pilgrims attended the festival. After a brief overview of the academic discussion on Hindu renunciation, the article proceeds to outline the mythology, history, and meaning of the Kumbh Melā. Subsequently, it presents the festival from the renouncers’ point of view. This section of the article summarizes the functions of the festival, describes two particular forms of meals ( bhaṇḍārās and annakṣetras ), and outlines the daily routine of the participants. Finally, the article discusses the inner-worldly asceticism of lay pilgrims, the main participants, as well as the ritual bathing during the festival, a crucial part of the Kumbh Melā for all participants.

Zusammenfassung Am Beispiel des Pilgerns wird die Annahme einer Individualisierung von Religion erörtert. Ergebnisse einer qualitativ-empirischen Studie zur religiösen Erfahrung von Pilgern werden in die für Individualisierung relevanten theoretischen Konzepte Subjektivität, Sozialität und Autonomie eingebracht. Religion wird als selbst gemachte Erfahrung, also subjektiviert, sichtbar. Autonomie wird zwar gegenüber sozialen Ansprüchen behauptet, zugleich aber aufgehoben im Sich-Ausliefern an und Aufgehen in den Dingen und Eindrücken. Die soziologischen Konzepte zu Privatisierung und Entscheidungscharakter von Religion bestätigen sich im Pilgern nicht. Die Frage nach der Individualisierung von Religion ist für das Pilgern mithin differenziert zu beantworten: Religion ereignet sich im je einzelnen Subjekt, das sich hinsichtlich der sozialen Einbindung pragmatisch verhält, während es eine gewissheitsstiftende ent-individualisierende Einbindung in scheinbar vorsoziale Dinge wie Natur und den eigenen Leib sucht.

Zusammenfassung In diesem Aufsatz wird eine kommunikations- und medientheoretische Untersuchung ausgewählter Divinationspraktiken unternommen. Im Zentrum stehen hierbei das Giftorakel der zentralafrikanischen Zande sowie die arabisch-islamische Geomantie. Dieses Unternehmen hat den Zweck, drei Thesen bezüglich Medien religiöser Kommunikation zu erproben, die sich dem Autor aus der Auseinandersetzung mit Ritualen und speziell Divinationsformen aus unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten ergeben haben:1) Divinationsmedien unterscheiden sich in frappierender Weise von Medien der Alltagskommunikation; 2) diese besonderen Medien ermöglichen eine Kommunikation zwischen Wirklichkeitsbereichen (i. S. der Strukturen der Lebenswelt [Schütz/Luckmann]) und verkörpern damit ein fundamentales „Dazwischen“; 3) von einer Innenperspektive betrachtet, werden Divinationsmedien oft als aktive Kommunikationspartner konzipiert und wahrgenommen – selbst wenn diese aus einer Beobachterperspektive unbelebte Paraphernalia sind.Um eine Grundlage für die Plausibilisierung dieser Thesen zu schaffen, ist anfänglich von Kommunikation und Medien sowie den Besonderheiten religiöser Kommunikation und Medien religiöser Kommunikation die Rede. Auf die detaillierte Beschreibung der Divinationspraktiken folgen ihre kommunikationstheoretische Analyse sowie eine zeichen- und medientheoretische Deutung dieser Ergebnisse.Das Ziel dieses Aufsatzes liegt neben der Plausibilisierung seiner Thesen auch darin, Impulse für die religionswissenschaftliche Debatte um Medien, Materialität und Performanz zu liefern. Gerade in den Ergebnissen der Divinationsforschung sieht David Morgan, wie er jüngst in Material religion schrieb, ein ertragreiches Feld.

Zusammenfassung Ausgehend von der Feststellung, dass „Atmosphären“ einerseits ein empirischer Sachverhalt im religionswissenschaftlichen Feld sind und andererseits in verschiedenen Disziplinen seit gut 40 Jahren auch als analytisches Konzept gehandelt werden, verfolgt dieser Literaturüberblick das Ziel, den Stand der Forschung zum Atmosphärenkonzept zusammenzufassen und das Potenzial des Konzepts für religionswissenschaftliche Forschung zu diskutieren. Der Beitrag stellt wesentliche Positionen zum Atmosphärenkonzept aus Philosophie, Phänomenologie, Psychologie, Ästhetik und Kunstwissenschaft sowie Architekturgeschichte, Städtebau, Soziologie, Humangeographie und Theologie vor und konstatiert ein religionswissenschaftliches Forschungsdesiderat. Auch die Religionsästhetik und einige der sogenannten turns werden thematisiert, da sie sich bereits mit Aspekten dessen befassen, was den Atmosphärenbegriff und seine Operationalisierung ausmacht. Der Artikel beinhaltet zudem einige Hypothesen, wie ein religionswissenschaftlich fruchtbares Atmosphärenkonzept auszuarbeiten wäre.