Der Sanktionszweck heiligt den Regressausschluss – Zur Haftung von Vorstandsmitgliedern für Verbandsgeldbußen
-
Markus J. Friedl
Zusammenfassung
Mit seinem viel beachteten Teilurteil vom 20. Januar 2015 hat das LAG Düsseldorf als erstes deutsches Obergericht zum sog. Kartellinnenregress Stellung bezogen. Nach Ansicht der Arbeitsrichter haftet ein pflichtvergessener Geschäftsleiter nicht für das dem Unternehmen auferlegte Kartellbußgeld, das durchaus existenzvernichtende Ausmaße annehmen kann. Zu dieser in der Literatur kaum vertretenen Ansicht kommt das Landesarbeitsgericht, indem es die Trennung von ordnungsrechtlicher Sanktionierung und zivilrechtlicher Lastentragung faktisch aufhebt. Oder anders gewendet: Es vermeidet eine Sabotage des Kartellbußgeldrechts durch das Zivilrecht. Im Folgenden soll vor dem Hintergrund des Meinungsstands zum Innenregress (unter II) das Teilurteil des LAG Düsseldorf dargestellt (unter III) und bewertet (unter IV) werden. Darüber hinaus sollen weitere Konsequenzen für die Praxis und noch offene Fragen aufgezeigt werden (unter V).
Abstract
The purpose of antitrust fines justifies the exclusion of liability – Regarding directors’ liability for antitrust fines (Comment on the judgment of the State Labour Court of Düsseldorf, 20 January 15 – Case 16 Sa 459/14)
While fines for the infringement of antitrust laws in Germany reached an all-time high in 2014, it was controversial whether companies could sue their directors for compensation with respect to the amount imposed on the company. Needless to say, the company fines would greatly exceed the financial means of the individual.
German labour courts had to rule on this question for the first time as ThyssenKrupp group sued its former director. With its highly regarded judgment of 20 January 2015 the LAG Düsseldorf held that a company may generally not demand reimbursement of antitrust fines imposed on the company from a director. Pursuant to the court directors’ liability is excluded since this would run contrary to the very purpose of antitrust fines and the distinction made between companies and individuals stipulated by German antitrust laws.
In light of the views expressed in legal literature the authors analyze the labour court’s ruling and identify practical implications as well as outstanding issues.
© 2015 RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Aachener Str. 222, 50931 Köln.
Articles in the same Issue
- Cover
- Inhaltsverzeichnis
- Veranstaltungshinweise
- Aufsätze
- Stellungnahme zum Zwischenbericht des Bundeskartellamtes zum Expertenkreis Kartellsanktionsrecht
- Nachfragemacht im Kartellrecht
- Die wettbewerbsrechtliche Zulässigkeit von Meistbegünstigungsklauseln auf Buchungsplattformen am Beispiel von HRS
- Competition between public and private undertakings
- Entscheidungsbesprechungen
- Innenregress und Haftung der Unternehmensleitung bei Kartellverstößen
- Der Sanktionszweck heiligt den Regressausschluss – Zur Haftung von Vorstandsmitgliedern für Verbandsgeldbußen
- Impressum
Articles in the same Issue
- Cover
- Inhaltsverzeichnis
- Veranstaltungshinweise
- Aufsätze
- Stellungnahme zum Zwischenbericht des Bundeskartellamtes zum Expertenkreis Kartellsanktionsrecht
- Nachfragemacht im Kartellrecht
- Die wettbewerbsrechtliche Zulässigkeit von Meistbegünstigungsklauseln auf Buchungsplattformen am Beispiel von HRS
- Competition between public and private undertakings
- Entscheidungsbesprechungen
- Innenregress und Haftung der Unternehmensleitung bei Kartellverstößen
- Der Sanktionszweck heiligt den Regressausschluss – Zur Haftung von Vorstandsmitgliedern für Verbandsgeldbußen
- Impressum