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Das Leben als Zerrbild eines gespiegelten Ichs. Die emotionale Welt von Dostojewskis Mann im Untergrund

  • Gunter Gebauer
Published/Copyright: November 16, 2010
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Zusammenfassung

In Dostojewskis Novelle „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ wird aus der Sicht des Protagonisten ein zutiefst emotional geprägtes Weltbild geschildert. Mit der – scheinbar freimütigen – Darstellung der hassenswerten Beschaffenheit seiner Welt konstruiert sich der Ich-Erzähler als ein ganz bestimmtes Subjekt – als ein Mensch des Ressentiments. Aus offenkundiger Schwäche wählt er besonders starke Persönlichkeiten zu seinen Vorbildern und versucht, sich als ihr Rivale aufzubauen, was ihm vollkommen misslingt: Er wird von ihnen nicht einmal wahrgenommen. Dies ist die Erzählstrategie im ersten Teil der Novelle. Im zweiten Teil münzt der Protagonist seine innere Leere und Haltlosigkeit in den Habitus eines überlegenen Künstlers um, der auf die schlechte Welt mit Zynismus reagiert. Wenn man beide Teile der Erzählung miteinander in Beziehung setzt, stellt sich die – gewollt – emotionale Schreibweise des ersten Teils als eine Poesie der Gemeinheit heraus. Es wird deutlich, dass sie aus der Unfähigkeit zu leben und überhaupt zu empfinden entstanden ist.

Published Online: 2010-11-16
Published in Print: 2010-11

© by Akademie Verlag, Berlin, Germany

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