Emotion und Gedächtnis
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Alois Hahn
Zusammenfassung
Ausgehend von der Annahme, dass alle geäußerte Emotion ein Resultat soziokultureller Prägung ist, ergibt sich, dass Emotionen historisch variabel sind, da sie zum kulturellen Fundus einer jeweiligen Gesellschaft gehören. Analog zum Wortschatz einer Sprache lassen sich je gesellschaftsspezifische Gefühlslexika mit größerem oder kleinerem Gefühlsschatz bilden, in denen die Emotionen mit ihren dinglichen Korrelaten aufgelistet bzw. umgekehrt die Dinge mit ihren emotionalen Konnotationen eingetragen sind (Tod/Angst; Mutter/Liebe). Als Momente kreativer Vollzüge sind Gefühle darüber hinaus auf ein habituelles Gedächtnis angewiesen, wobei hier aber die erfahrenen Emotionen nicht als vorgestellte Vergangenheit, sondern als fortdauernde Wirkung präsent sind (Kondensation im Sinne Luhmanns). Die sinnhafte Konstitution und Gestaltung einer Situation bedarf eben auch der sie interpretierenden Emotionen. Zum Gefühlshaushalt von Gesellschaften gehört auch ihre je differenzielle Normierung sowohl in normativer Hinsicht (moralisch, kognitiv, kathektisch) wie auch auf der Ebene situations-, rollen- und kontextspezifischer Orientierung im Sinne der Parsons′schen Pattern Variables, so dass man auf diese Weise den gesamten Rollenhaushalt einer Gesellschaft danach rubrizieren könnte, je nachdem, welche Bedeutung je-weils Affekte haben und wie legitim ihr Ausdruck ist.
© by Akademie Verlag, Trier, Germany
Artikel in diesem Heft
- Editorial · Zu diesem Heft
- Emotion und Gedächtnis
- A Spatial and Perspective Change Theory of the Difference Between Sympathy and Empathy
- Übereinstimmung und Neugier als Voraussetzung der Entwicklung: Bewegungsorganisation von Neugeborenen in Autonomie und Verbindung
- Die Ruinanz als Grundbewegtheit des Faktischen und die Wurzeln der Seinsfrage. Zu Heideggers Verständnis der Fundamentalontologie als Daseinsanalyse
- Philosophie und Bewegung 19341935. Walter Bröckers Uminterpretation des Aristoteles als strategisch gezielte ,Hilfsarbeit für Heideggers Versuch, den Führer zu führen
- Motus, Meute, Meuterei: Formen wüster Bewegung
- Körper und Bewegung in der Frauenmystik. Die Entmächtigung des Körpers, die Macht der Imagination und die Schrift
- Das Leben als Zerrbild eines gespiegelten Ichs. Die emotionale Welt von Dostojewskis Mann im Untergrund
- Die Flüssigkeit des Worts. Verführungen einer poetologischen Metapher
- Die Erkundung der Linie. Ferraters Jardín botanicó de Barcelona als Konzeption einer Landschaft in und aus Bewegung
- Warum klingt eine Ohrfeige nass?
- Human Gestures between Power and Action
- Über die Gestensprache zur Sprachgeste. Wittgenstein und die Konsequenzen seines alternativen Kommunikationsmodells
- Der mimetische und performative Charakter von Gesten. Perspektiven für eine kultur- und sozialwissenschaftliche Gestenforschung
- Der Extremsport im Lichte von Kants Theorie des Erhabenen
- The Signing System of Mudra in Traditional Indian Dance
- Kung Fu: Mehr als nur dynamische Bewegungen
- Die verborgenen Kräfte des Körpers und ihre Überlieferung durch Kata. Ein internationaler Workshop zur japanischen Körperkultur
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