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Christen und Juden im Disput. Mittelalterliche Religionsgespräche im „spatial turn” (Christians and Jews in Dispute. Mediaeval Religious Dialogue in the “spatial turn”)

  • Michael Borgolte
Veröffentlicht/Copyright: 25. September 2009
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Historische Zeitschrift
Aus der Zeitschrift Band 286 Heft 2

Wo und wann im Mittelalter Religionsgespräche stattgefunden haben, welche Ziele und welche Ergebnisse sie hatten, läßt Rückschlüsse auf das Zusammenleben religiöser Mehrheiten mit Minderheiten der eigenen Gemeinschaft oder anderer Bekenntnisse beziehungsweise Kulte zu. In der Mediävistik fehlen noch tiefere Einsichten über die Entstehungsbedingungen, die Frequenz und die Typologie solcher Disputationen, ohne die jedoch schwerlich die plurireligiöse Verfassung Europas im Mittelalter zu verstehen ist. Mit der Frage nach dem Raum eröffnet sich ein vielversprechender Weg, die Symbiose, den Dialog und die Konflikte von Angehörigen verschiedener religiöser Gruppierungen zu erfassen. Am Beispiel zweier christlich-jüdischen Religionsgespräche in London und Westminster unter König Wilhelm II. Rufus (1087–1100) können drei Instrumente des „spatial turn” fruchtbar gemacht werden: Die Idee der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die mit der Vorstellung einer allgemeinen Entwicklungstendenz bricht, die Vorstellung von der sozialen Konstruktion imaginärer Räume (für das gelehrte Gespräch) und die Netzwerkanalyse, mit der sich sowohl die heterarchische Verbreitung von Gedanken und Texten als auch deren Wandel beim Eintritt in andere Räume beobachten läßt.

The question where and when religious dialogue took place in the Middle Ages, what its aims and results were, allows conclusions about the co-existence of religious majorities with minorities within their own communities or with differing confessions or cults. Research has not yet come to a deeper comprehension of the preconditions for the development, the frequency and the typology of such disputes, without which it is hard to understand Europe's plurireligious condition in the Middle Ages. In looking for the space, a promising way to comprehend the symbiosis, the dialogue and the conflicts between members of different religious groups is opened up. Using the example of two Christian-Jewish religious dialogues in London and Westminster under King William II. Rufus (1087–1100), three instruments of the “spatial turn” can bear fruits: the idea of the “simultaneousness of the historically un-simultaneous” that negates the notion of a common tendency of progress; the concept of the social construction of imaginary space (for the learned dialogue), and network analysis, which can be utilized to observe both the heterarchical dissemination of thoughts and texts and their transformation occurring when transferred into other spaces.

Published Online: 2009-09-25
Published in Print: 2008-04

© Oldenbourg Wissenschaftsverlag

Heruntergeladen am 1.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1524/hzhz.2008.0015/html
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