Startseite Philosophie John Locke: Zwischen kontraktualistischer Gleichheit und residualem Patriarchalismus: Die liberale Begründung der Trennung von Familie und Politik
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John Locke: Zwischen kontraktualistischer Gleichheit und residualem Patriarchalismus: Die liberale Begründung der Trennung von Familie und Politik

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Geschlechterordnung und Staat
Ein Kapitel aus dem Buch Geschlechterordnung und Staat
B RJohn Locke: Zwischen kontraktualistischer Gleichheit undresidualem PatriarchalismusDie liberale Begründung der Trennung von Familie und Politik1. Leben und WerkJohn Locke wurde am 29. August 1632 in Wrington in der englischen Grafschaft So-merset geboren. Seine Mutter Agnes Keene und sein Vater John Locke sen. stammtenbeide aus puritanischen Familien, die im Tuchgewerbe tätig waren. Der Vater, der überbescheidenen Grundbesitz verfügte, war als Rechtsanwalt und Sekretär der örtlichenFriedensrichter tätig. Er kämpfte im englischen Bürgerkrieg aktiv für die Partei des Par-lamentes gegen die Krone. Über die Mutter ist, außer, dass sie etwa zehn Jahre älterwar als ihr Ehemann, nur wenig bekannt. John Locke bezeichnete sie später als einesehr fromme Frau und fürsorgliche Mutter. In seinem Elternhaus, einem Gutshaus inPensford, erhielt Locke zusammen mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder eine strengeErziehung.Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er aufgrund der guten Beziehungen seines Vatersfür die damals wohl bedeutendste Schule Englands, die Westminster School in London,vorgeschlagen. Dort erhielt er eine klassisch-altsprachliche Ausbildung. Im Mai 1652gelang es Locke, eines der wenigen begehrten Stipendien für das renommierte ChristChurch College in Oxford zu erhalten. Schnell distanzierte er sich dort von der seineakademische Ausbildung prägenden mittelalterlichen Scholastik und wandte sich vor al-lem Studien der Medizin, der Naturwissenschaften sowie der Naturphilosophie zu. Nachdem Abschluss desBachelor of Artsim Jahre 1656 plante Locke zunächst den Beginneiner Laufbahn als Jurist. Er entschied sich jedoch, trotz erfolgreicher Bewerbung, zurFortsetzung seines Studiums in Oxford und legte dort 1658 denMaster of Artsab. Alssenior studenthatte Locke das Amt eines Tutors inne. 1660 wurde er auf die Stelle einesDozenten für Griechisch, drei Jahre später zum Dozenten für Rhetorik und schließlichzum Zensor für Moralphilosophie gewählt.In diese Zeit fallen auch seine beiden ersten politischen Abhandlungen, die seine frü-he konservativ-royalistische Haltung zum Ausdruck brachten. Unter dem Eindruck desenglischen Bürgerkrieges begrüßte Locke die Wiederherstellung der Monarchie durchKarl II. Öffentliche Ruhe und Sicherheit verlangten, wie er in einer dezidiert antilibera-

B RJohn Locke: Zwischen kontraktualistischer Gleichheit undresidualem PatriarchalismusDie liberale Begründung der Trennung von Familie und Politik1. Leben und WerkJohn Locke wurde am 29. August 1632 in Wrington in der englischen Grafschaft So-merset geboren. Seine Mutter Agnes Keene und sein Vater John Locke sen. stammtenbeide aus puritanischen Familien, die im Tuchgewerbe tätig waren. Der Vater, der überbescheidenen Grundbesitz verfügte, war als Rechtsanwalt und Sekretär der örtlichenFriedensrichter tätig. Er kämpfte im englischen Bürgerkrieg aktiv für die Partei des Par-lamentes gegen die Krone. Über die Mutter ist, außer, dass sie etwa zehn Jahre älterwar als ihr Ehemann, nur wenig bekannt. John Locke bezeichnete sie später als einesehr fromme Frau und fürsorgliche Mutter. In seinem Elternhaus, einem Gutshaus inPensford, erhielt Locke zusammen mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder eine strengeErziehung.Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er aufgrund der guten Beziehungen seines Vatersfür die damals wohl bedeutendste Schule Englands, die Westminster School in London,vorgeschlagen. Dort erhielt er eine klassisch-altsprachliche Ausbildung. Im Mai 1652gelang es Locke, eines der wenigen begehrten Stipendien für das renommierte ChristChurch College in Oxford zu erhalten. Schnell distanzierte er sich dort von der seineakademische Ausbildung prägenden mittelalterlichen Scholastik und wandte sich vor al-lem Studien der Medizin, der Naturwissenschaften sowie der Naturphilosophie zu. Nachdem Abschluss desBachelor of Artsim Jahre 1656 plante Locke zunächst den Beginneiner Laufbahn als Jurist. Er entschied sich jedoch, trotz erfolgreicher Bewerbung, zurFortsetzung seines Studiums in Oxford und legte dort 1658 denMaster of Artsab. Alssenior studenthatte Locke das Amt eines Tutors inne. 1660 wurde er auf die Stelle einesDozenten für Griechisch, drei Jahre später zum Dozenten für Rhetorik und schließlichzum Zensor für Moralphilosophie gewählt.In diese Zeit fallen auch seine beiden ersten politischen Abhandlungen, die seine frü-he konservativ-royalistische Haltung zum Ausdruck brachten. Unter dem Eindruck desenglischen Bürgerkrieges begrüßte Locke die Wiederherstellung der Monarchie durchKarl II. Öffentliche Ruhe und Sicherheit verlangten, wie er in einer dezidiert antilibera-

Kapitel in diesem Buch

  1. Front Matter 1
  2. Einleitung 9
  3. Jean Bodin: Von der patriarchalen Hausherrschaft zur absoluten Fürstenherrschaft 43
  4. Das Eherecht der deutschen Frühaufklärung im Spiegel des neuzeitlichen Naturrechts: Hugo Grotius, Samuel Pufendorf, Christian Thomasius, Christian Wolff 57
  5. John Locke: Zwischen kontraktualistischer Gleichheit und residualem Patriarchalismus: Die liberale Begründung der Trennung von Familie und Politik 119
  6. Mary Astell: liberty of judgment for women 139
  7. David Hume: Geschlechterrollen unter dem Einfluss von Natur und Erziehung 151
  8. Zur Konstitution vergeschlechtlichter Subjekte bei Rousseau 163
  9. Immanuel Kant: Vom ästhetischen Gegenverhältnis der Geschlechter zum rechtlichen Besitzverhältnis in der Ehe1 181
  10. Theodor Gottlieb von Hippel und Amalia Holst: Kritisch-emanzipative Gegenentwürfe zur bürgerlichen Geschlechterordnung 199
  11. Louis de Bonald und Joseph de Maistre: Theoretiker der Restauration1 219
  12. Mary Wollstonecraft: The reunification of the domestic and political spheres 235
  13. „der innigste Vereinigungspunct der Natur und der Vernunft”: Untersuchungen zu Fichtes Eherecht 251
  14. Wilhelm von Humboldt: Die Idealisierung des Weiblichen und die Feminisierung der Sozialordnung 271
  15. Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: „Unendliche Menschheit in der Hülle der Männlichkeit und der Weiblichkeit” 293
  16. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Von der natürlichen Bestimmtheit der Geschlechter zu ihrer intellektuellen und sittlichen Bedeutung in der bürgerlichen Ehe und Familie 305
  17. Friedrich Schlegel: Die Dynamisierung der Geschlechtertheorie 341
  18. Alexis de Tocqueville: Moderne Demokratie und maskuliner Republikanismus 351
  19. Back Matter 363
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