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Logistik in der Automobilindustrie

Auftragsabwicklung zwischen Flexibilität und Stabilität
Veröffentlicht/Copyright: 8. Dezember 2020
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595AUFTRAGSABWICKLUNGJahrg. 115 (2020) 9©Carl Hanser Verlag, MünchenLogistik in der Automobilindustrie Auftragsabwicklung zwischen Flexibilität und StabilitätDer Auftragsabwicklung kommt eine zentrale Rolle in der Fahrzeug-produktion der Automobilindustrie zu. Diese leitet sich vor allem aus ihrer Steuerungs- und Koordinationsfunktion unter Berücksichtigung konkurrierender Anforderungen im Gesamtprozess ab. Hierbei erwei-sen sich die allgemein gegensätzlichen Anforderungen nach Flexibili-tät und Stabilität als wesentliche Kriterien für die Gestaltung des Ge-samtprozesses. Sinnvoll miteinander kombiniert und an richtiger Stelle im Prozess angewandt tragen diese in hohem Maße zur Steige-rung der Kundenzufriedenheit bei. Insbesondere die aus der Umset-zung des Perlenkettenprinzips resultierende logistische Stabilität lie-fert mit Erreichen der Frozen Zone einen wichtigen Beitrag zur Sicher-stellung kurzer Durchlaufzeiten bei gleichzeitiger Erfüllung der For-derung nach einem inhaltlich und zeitlich stabilen Produktionspro-gramm. Die so erschließbaren Nutzenpotenziale unterstützen ein ge-samtkostenoptimales Vorgehen im Unternehmen.Gerhard Grill-Kiefer, GrazEinleitung Der Auftragsabwicklung kommt als Teil eines optimal gestalteten Logistikkon-zeptes eine wichtige Rolle für die Erfül-lung der Kundenanforderungen in der Automobilindustrie zu. Diese umfassen heute – neben qualitäts- und funktions-bezogenen Eigenschaften und einem wettbewerbsfähigen Fahrzeugpreis – auch logistische Anforderungen, die den Prozess der Auftragsabwicklung in ho-hem Maße beeinflussen. [1, S.187] Hier-zu gehören insbesondere der Wunsch des Kunden nach weitestgehend indivi-dueller Spezifikation des Fahrzeugs und die Erfüllung des vereinbarten Lieferter-mins bei einer möglichst kurzen Liefer-zeit. Von zentraler Bedeutung ist auch die Anforderung des Kunden, Änderungen an der Spezifikation des Fahrzeugs bis knapp vor Montagestart – bei gleichzeiti-ger Einhaltung des bei Kaufabschluss be-stätigten Liefertermins – vornehmen zu können. [2, S.274] Die Berücksichtigung individueller und flexibilitätsorientierter Anforderun-gen der Kunden auf der einen Seite und stabilitätsorientierter Zielsetzungen aus Produktions- und Versorgungssicht auf der anderen Seite bildet eine der Haupt-aufgaben der Auftragsabwicklung als Koordinations- und Steuerungsfunktion Unternehmen wird auf die Homepage (www.magnasteyr.com) verwiesen.Vor dem einleitend dargelegten Hinter-grund wird – ausgehend von den Aufga-benfeldern und Zielen der Auftragsab-wicklung – zunächst das Perlenketten-prinzip als zentraler Baustein im Gesamt-prozess vorgestellt. Daran schließt in de-taillierter Form die Beschreibung des Auftragsabwicklungsprozesses in der be-trieblichen Praxis im Verbund OEM, Werk und des zugehörigen Lieferanten-netzwerks an. Die aus der Implementie-rung des Perlenkettenprinzips resultie-renden Nutzenpotenziale für Produktion und Logistik bilden den abschließenden inhaltlichen Schwerpunkt des Beitrags. Aufgabenfelder und Ziele der Auftragsabwicklung des WerksDer Prozess der Auftragsabwicklung bil-det im mit dem OEM vereinbarten Ge-schäftsmodell ein unternehmensüber-greifendes Bindeglied zwischen diesem und dem produzierenden Werk. In einem komplexen, von Flexibilität und Stabilität bestimmten Gesamtprozess werden hier-bei – basierend auf vorab mit unter-schiedlichem Zeithorizont durchzufüh-renden Planungsaktivitäten – Kunden-aufträge zur Produktion im Werk freige-geben und Fahrzeuge spezifikationskon-in einem komplexen Gesamtsystem. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe gelingt al-lerdings nur dann auf einem sehr hohen Niveau, wenn Prozesse und Abläufe des Gesamtsystems in anforderungsgerech-ter Form definiert und gestaltet sind. Flexibilität und Stabilität sind hierbei als sich ergänzende und nicht ausschlie-ßende Gestaltungsparameter zur Errei-chung konkurrierender Zielsetzungen zu verstehen und leisten gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsposition des Unternehmens in einem dynamischen wirtschaftlichen Umfeld. Die vorab skizzierten Anforderungen haben – im Rahmen des OEM-spezifisch (Original Equipment Manufacturer) defi-nierten Geschäftsmodells – auch für Mag-na Steyr als weltgrößten markenunabhän-gigen Fahrzeug-Auftragsfertiger Gültig-keit. Hierbei ist insbesondere – mit Be-zugnahme auf die Auftragsabwicklung – die Notwendigkeit gegeben, Magna Steyr am Standort Graz in die Prozesslandschaft des beauftragenden Automobilkonzerns weitestgehend analog zu einem eigenen Produktionswerk einzubinden. In den folgenden Ausführungen wird die Bezeichnung Werk im Sinne der un-ternehmensübergreifenden Prozessbe-trachtung synonym für Magna Steyr ver-wendet. Für weitere Informationen zum
Online erschienen: 2020-12-08
Erschienen im Druck: 2020-09-01

© 2020 by Walter de Gruyter Berlin/Boston

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