Abstract
This article argues in the form of an essay that there is a specifically Hebrew grounding of democracy. It is based on an interpretation of the Torah. The different structure of the covenant with Noah and Abraham on the one hand and with the people in the context of the Exodus on the other hand plays the decisive role in this question. In the Exodus, the covenant between God and Israel may be implemented only with the consent of all the people to its social, legal and cultic contents. All this happens, however, under the auspices of a negative anthropology. In principle, only a life in the postparadiesiam, “false” structures of any given political constitution is possible for humanity. These, however, can be shaped above all by legal and social regulations in such a way that the consequences of alienation are positively minimized and the possibility of a flourishing life within such “false” structures can emerge.
Zusammenfassung
Dieser Artikel argumentiert in Form eines Essays, dass es eine spezifisch hebräische Begründung von Demokratie gibt. Grundlage hierfür ist eine Interpretation der Thora. Dabei spielt die unterschiedliche Struktur des Bundes mit Noah und Abraham auf der einen Seite und mit dem Volk im Kontext des Exodus auf der anderen Seite die entscheidende Rolle. Im Exodus realisiert sich der Bund zwischen Gott und Israel nur unter der Zustimmung Aller zu den sozialen, rechtlichen und kultischen Inhalten. All dies geschieht aber unter den Vorzeichen einer negativen Anthropologie. Dem Menschen ist prinzipiell nur ein Leben in postparadiesischen, „falschen“ Strukturen des Politischen möglich. Diese aber können vor allem durch rechtliche und soziale Regelungen so gestaltet werden, dass positiv die Folgen der Entfremdung minimiert und ein richtiges Leben im Falschen möglich wird.
Anmerkung
Die nachfolgenden Überlegungen stehen im Kontext meiner Hypothese, dass es ein (weitgehend verdrängtes) Kulturmuster des Politischen, des Kulturellen und auch des Pädagogischen gibt, das der traditionellen Erzählung, die Entwicklung Europas basiere primär oder gar ausschließlich auf der Rezeption der (zweifelsohne bedeutenden) altgriechischen und altrömischen Kultur, entgegensteht. Dieses verdrängte Kulturmuster bezeichne ich als das „hebräische Paradigma“. Im Anschluss an meine Beschäftigung mit Leo Baeck (Das Judentum als Lerngemeinschaft. Weinheim (DSV) 1992), habe ich hierzu „Das hebräische Paradigma der Pädagogik“ (In: Zeitschrift für Pädagogik und Theologie 50 (1998), 331–342) zu skizzieren versucht. Die typologische Ausarbeitung hebräisch-aufklärerischen und sophistisch-aufklärerischen Denkens wurde im Jahr 2000 in meinem Vortrag „Aufklärung durch Erziehung. Über die pädagogischen Paradigmen der europäischen Kultur“ (publiziert in: Manuel Fröhlich et. al., Bildung und Kultur. Illustrationen. Jena (IKS) 2010, 19–51) entfaltet.
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Titelseiten
- Editorial
- Zur Diskussion
- Es gibt ein richtiges Leben nur im Falschen
- Beiträge
- Schule als Lernort der Demokratie
- Konflikt als Movens – Chancen für Schule, Religion und Demokratie
- Die Religionspädagogik und das Grundgesetz. Sondierungen zu einem dynamisch-geistreichen Wechselverhältnis
- Religionsunterricht als Beitrag zur Bildung in der Demokratie
- The uninterrupted life is not worth living: On religious education and the public sphere
- Diakonisches Lernen als Demokratiebildung?
- Impulse aus der Forschung
- Demografischer Wandel und nachlassende Kirchenzugehörigkeit: Ergebnisse aus der Mitgliederprojektion der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland und ihre Folgen für die Religionspädagogik.
- Das besondere Buch
- Claudia Gärtner (Hg.): Religionsdidaktische Entwicklungsforschung. Lehr-Lernprozesse im Religionsunterricht initiieren und erforschen (Religionspädagogische Innovationen Bd. 24). Stuttgart: Kohlhammer, 175 S., € 32,00.
- Rezensionen
- Silke Leonhard: Religionspädagogische Professionalität. Eine empirisch-theologische Studie im Horizont des Pathischen (= Arbeiten zur Religionspädagogik, Band 66), Göttingen 2018, 593 S., € 80,00.
- Joachim Kunstmann: Subjektorientierte Religionspädagogik. Plädoyer für eine zeitgemäße religiöse Bildung, Stuttgart Calwer Verlag 2018, 152 S., € 19,95.
- Philipp Singer: Inklusion und Fremdheit. Abschied von einer pädagogischen Leitideologie, Bielefeld: transcript Verlag 2018, 480 S., 49,90€
- Matthias Roser: „Schöpfungswissenschaft“ an evangelikalen Bekenntnisschulen. Eine religionspädagogische Analyse. Nordhausen: Verlag Traugott Bautz 2018, 296 S., € 30,00.
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