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Mediale Trigger. Emotionen und Argumente in deutschen Pressekommentaren

  • Julian Heide

    Julian Heide, geb. 1996 in Salzwedel, Studium der Sozialwissenschaften in Berlin und Haifa. Seit 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrbereich Makrosoziologie der Humboldt-Universität zu Berlin.

    Forschungsschwerpunkte: Politische Soziologie, Medien und Einstellungen, Klimawandel, Armutsforschung.

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Veröffentlicht/Copyright: 21. Mai 2025
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Zusammenfassung

Das Konzept der Triggerpunkte von Mau et al. (2023) beleuchtet, wo im öffentlichen Diskurs besonders konfrontative Haltungen auftauchen. Im Anschluss daran nimmt dieser Aufsatz Printmedien in den Blick und fragt, welche Emotionen die Kommentarspalten deutscher Zeitungen dominieren und welche Typen von Triggerpunkten in ideologisch unterschiedlich positionierten Medien auftauchen. Dazu kombiniert der Aufsatz Transformer-basierte Emotionsanalyse mit qualitativer Inhaltsanalyse. In den Meinungsstücken deutscher Qualitätszeitungen ist der Ärger die verbreitetste politische Emotion. Während in der links orientierten Presse vor allem Ungleichbehandlungen triggern, dominiert in konservativen Zeitungen der Normalitätsverstoß als wichtigster Triggertyp. In Klimafragen stehen Entgrenzungsbefürchtungen um den Handlungsspielraum von Klimaschutz im Mittelpunkt. Das Triggerpotenzial in emotionalen Zeitungsartikeln entfaltet seine Wirkung vor allem durch die Nutzung starker Metaphern und stilisierter Sozialfiguren.

Abstract

The concept of trigger points introduced by Mau et al. (2023) sheds light on where particularly confrontational attitudes emerge in public discourse. Subsequently, this study examines print media and asks which emotions dominate the op-eds of German newspapers and which types of trigger points appear in ideologically diverse positioned media. Empirically, it combines transformer-based emotion analysis with qualitative content analysis. In the opinion pieces of German quality newspapers, anger is the most widespread political emotion. While in the left-leaning press it is mainly unequal treatment that triggers anger, in conservative newspapers the violation of normality dominates as the most important trigger type. In climate issues, the focus is on fears that the scope for action on climate protection will be restricted. The trigger potential of emotional newspaper articles unfolds its effect primarily through the use of strong metaphors and stylized social figures.

1 Einleitung

Das Deutungsmuster der Spaltung und Polarisierung gilt in weiten Teilen der Gesellschaft, im politischen Betrieb und medialen Auseinandersetzungen als intuitiv plausibel. Neuere Untersuchungen zu Einstellungen in der deutschen Bevölkerung zeigen jedoch, dass eine Polarisierung in den Einstellungen zu Migration oder Diversität in der Gesamtbevölkerung nicht zu erkennen ist (Lux & Gülzau 2022; Teney & Rupieper 2023). Woher rührt also die Konjunktur der Polarisierungsdiagnose? Das jüngst entwickelte Konzept der Triggerpunkte versucht diese Frage zu beantworten, in dem es auf diskursive Situationen verweist, in denen ein in großen Umfragen häufig gemessener Konsens aufbricht und Konflikte zu Tage treten (Mau et al. 2023). Die Autoren definieren Triggerpunkte als „neuralgische Stellen, an denen Meinungsverschiedenheiten hochschießen, an denen ein Konsens in artikulierten Dissens und Gegnerschaft umschlagen“ (ebd.: 246). Solche Triggerpunkte lassen sich nicht nur an einer inhaltlichen Frontstellung in Einzelfragen ablesen, sondern gerade auch an einer gesteigerten Emotionalität in Form schärferer Wortwahl, gesteigerter Lautstärke und auffälliger Mimik und Gestik.

Welche Themen aber an Salienz gewinnen und welche Aspekte eines Themas besonders betont werden, hängt maßgeblich von ihrer massenmedialen Inszenierung ab. Im Prozess politischer Willensbildung sind Medien und Einstellungen in der Bevölkerung in einer demokratischen Öffentlichkeit eng miteinander verbunden (Habermas 1990: 321). Als maßgebende Arenen der argumentativen Auseinandersetzung werden in Zeitungen, im Fernsehen und im Digitalen Themen auf die Agenda gesetzt, Interpretationshilfen in Form von Frames angeboten und so Bewertungskriterien gesellschaftlicher Konflikte hervorgebracht (Fawzi 2014). Ungleichheitskonflikte zeigen sich in ihrer thematischen Struktur, ihrer Salienz, den wesentlichen Akteuren und ihren Artikulationsformen nicht nur im Konkreten, etwa als gewerkschaftlicher Arbeitskampf auf der Straße, als lautstarker Protestzug von Fridays for Future oder Christopher Street Day, sondern gerade auch in ihrer medialen Vermittlung in Zeitungsberichterstattung, Kommentarspalten oder Foren. Medienmacher:innen und Journalist:innen wirken darin an der Formierung öffentlicher Meinung mit, denn einen Aufmerksamkeitswert erzielt ein Beitrag beispielsweise auch dadurch, dass eine gesellschaftliche Situation als besonders drastisch und konfliktreich beschrieben wird (Bartholomé et al. 2015, 2018).

Steffen Mau et al. (2023) unterscheiden vier Typen von Triggerpunkten: Ungleichbehandlungen, Normalitätsverstöße, Entgrenzungsbefürchtungen und Verhaltenszumutungen. Der vorliegende Beitrag wendet diese Typologie der Triggerpunkte auf Meinungsstücke in deutschen Qualitätsprintmedien an. Das Feld der Medien spielt, so das Argument, eine zentrale Rolle bei der Erzeugung und Strukturierung emotionaler Spannungen in Bezug auf politische Maßnahmen, soziale Gruppen oder Ereignisse. Jenseits der Identifikation von typischen medialen Triggern erlaubt es diese Perspektive, die Entstehung von Aufregerthemen in der deutschen Medienlandschaft sowie die „Affektpolitiken“ der Medienhäuser, das heißt die typischen Verkopplungen von Emotionen und Themen, besser zu verstehen.

In diesem Aufsatz stehen mehrere Teilfragen im Mittelpunkt. Zunächst beleuchte ich, welche konkreten Emotionen die Kommentarspalten und Meinungsstücke deutscher Zeitungen dominieren. Zweitens frage ich, welche Typen von Triggerpunkten in unterschiedlichen Medien auftauchen. Methodisch nutze ich Innovationen der Computational Social Sciences, die es ermöglichen große Textmengen mit bereits trainierten Large-Language-Modellen zu analysieren, aber in der Soziologie bisweilen kaum Anwendung gefunden haben. Der Beitrag identifiziert emotional aufgeladene Meinungsstücke mithilfe eines neuen Transformer-basierten Klassifikationsmodells für deutschsprachigen politischen Text (Widmann & Wich 2022). Damit können acht verschiedene Emotionen, unter ihnen z. B. Ärger, Angst, Freude oder Enthusiasmus unterschieden werden. Bisher wurden nur selten konkrete Emotionen in Inhaltsanalysen unterschieden. Im folgenden Schritt analysiere ich inhaltsanalytisch-qualitativ die emotionalsten 5 % der Meinungsstücke mit der Annahme, dass sich darin Triggerpunkte verbergen. Die Sprache in diesen Artikeln ist besonders emotionsgeladen, was als Indiz dafür gelten kann, dass sich ein Kommentator getriggert gefühlt hat oder mit einem Text bewusst Menschen triggern möchte. Jedenfalls geht mit starker, emotionaler Sprache ein hohes Triggerpotenzial einher. Mit diesem Mixed-Methods-Design trägt der Aufsatz zum tieferen Verständnis der medialen Formierung gesellschaftspolitischer Einstellungen bei. Während die soziologische Einstellungsforschung mit großen Umfragedaten häufig das Endprodukt, die Einstellungen von Individuen oder Gruppen in den Blick nimmt, fokussiert dieser Aufsatz auf die medienseitige Herstellung von Konflikt und bietet damit eine wichtige Ergänzung zur Frage, woher die Wahrnehmung gesellschaftlicher Polarisierung rührt.

Im folgenden Abschnitt wird die Rolle von Emotionen in der politischen Soziologie beleuchtet und das Konzept der Triggerpunkte genauer eingeführt. Im Anschluss zeige ich, in welchem Zusammenhang die Berichterstattung in Qualitätsmedien, individuelle Einstellungen und Polarisierung stehen und gehe genauer auf den Status von Pressekommentaren für das Verständnis von Triggerpunkten ein. Dann stelle ich die Datengrundlage und die Analysestrategie vor und präsentiere die Ergebnisse. Abschließend beleuchte ich die Mechanismen medialen Triggerns und gebe im Fazit einen Ausblick auf die gesellschaftspolitischen Implikationen der Ergebnisse.

2 Politische Emotionen und Triggerpunkte

Im politischen Streit, so die idealtypische Vorstellung von Öffentlichkeit, steht das bessere Argument, der Austausch von Meinungen und Perspektiven zur politischen Willensbildung im Vordergrund (z. B. Habermas 2021, 1990; Gerhards & Neidhardt 1990). Affekte und Emotionen gelten mitunter als illegitime Form politischer Kritik, etwa wenn einer „Klimahysterie“ „nüchterne“ und „sachliche“ Politik gegenübergestellt wird (Diefenbach et al. 2024). Dabei sind der politische Raum, Parteipolitik, Parlamentsdebatten oder Medienberichte von Affekten geprägt. Mehr noch: Affekte bilden die Infrastruktur für Kritik (Zink 2024: 580). Sie sind also nicht Beiwerk des rationalen Arguments, sondern ermöglichen maßgeblich die soziale Artikulation von Kritik und sind entscheidend für die Wirkmächtigkeit politischer Positionen (Diefenbach et al. 2024). Anders formuliert: Kritik an der sozialen Welt ist auf eine affektive Aufladung angewiesen, um in der politischen Öffentlichkeit Gehör zu finden. Affekte gehen über individuelle, psychologische Zustände hinaus und beziehen ihren sozialen Charakter durch ihre Beziehung zu anderen Akteuren (Slaby & Mühlhoff 2019: 27). Emotionen sind folglich konkrete Realisationen von Affekten mit Bezug zu bestimmten Objekten oder Situationen, die sich in Sprache, Mimik oder Gestik manifestieren (Slaby & von Scheve 2019: 43).

In der politischen Soziologie wird die Formierung einer neuen Spaltungslinie („cleavage“) zwischen Verlierern und Gewinnern der Globalisierung bzw. „Universalisten“ und „Partikularisten“ prominent diskutiert (Kriesi et al. 2008; Bornschier et al. 2021). Eine zentrale Rolle spielt dabei die politische Identität und Wahrnehmung von „Outgroups“, die nicht nur als ideologisch abweichend, sondern auch affektiv abwertend markiert werden (Zollinger 2022; Helbling & Jungkunz 2020). Dieses zugespitzte Verhältnis zwischen „Us“ versus „Them“ wurde insbesondere in den USA als affektive Polarisierung beschrieben (Mason 2016, 2018; Iyengar et al. 2019). Neuere Forschung zeigt über die Betrachtung negativer Valenzen hinaus, dass konkrete Emotionen politische und soziale Konsequenten entwickeln (Webster & Albertson 2022). So führt politischer Ärger etwa zu intensivierter sozialer Polarisierung, weil politische Kontrahenten zunehmend stereotyp dargestellt werden und sozialer Kontakt zu ihnen vermieden wird (Webster et al. 2022; Huber et al. 2015). Ärger hängt darüber hinaus mit einer gesteigerten affektiven Polarisierung zusammen (Renström et al. 2023) und findet sich besonders bei Wähler:innen rechtsradikaler Parteien (Versteegen 2024). Er kann aber auch eine mobilisierende Wirkung annehmen, wenn er etwa als „eco-anger“ mit der Unterstützung von Klimabewegungen verbunden ist. Andere politische Emotionen wie z. B. Angst führen dagegen eher zu einem Rückzug aus politischem Handeln (Stanley et al. 2021).

Die Formierung politischer Spaltungslinien vollzieht sich gerade auch über emotionalisierte und stereotype Darstellungen von sozialen Gruppen und Figuren. Politische Emotionen strukturieren sich aber nicht zufällig, sondern entflammen an bestimmten Punkten, an denen politische Themen die moralische Intuition von Gruppen oder ganzen Öffentlichkeiten treffen. Diese diskursiven wunden Punkte wurden jüngst als Triggerpunkte beschrieben (Mau et al. 2023). Sie geben Aufschluss über die „moralische Unterstruktur“ der Gesellschaft und einen „impliziten Gesellschaftsvertrag“ (ebd.: 248). An ihnen lässt sich also ablesen, wo Polaritäten in den Meinungen und Wahrnehmungen auftreten und einzelne Positionen mitunter unversöhnlich erscheinen. In qualitativen Gruppendiskussionen zeigen sich solche Triggerpunkte ebenso körperlich wie rhetorisch beispielsweise in verschränkten Armen, emphatischen Bekräftigungen oder lautem Sprechen oder Auflachen. Es geht also nicht nur um die umstrittenen Themen selbst, sondern auch um ihre Artikulationsweise, um die Aufregung und Emotionalität, die mit den Triggern einhergeht. Im Ergebnis führt diese emotionale Aufladung dazu, dass sich in öffentlichen, wie alltäglichen politischen Diskussionen ein erfahrbarer Zustand der Polarität und Gespaltenheit („experience of divedness“) zeigt (Revers 2023).

Mau et al. (2023) unterscheiden vier Typen von Triggerpunkten: Ungleichbehandlungen, Normalitätsverstöße, Entgrenzungsbefürchtungen und Verhaltenszumutungen. Ungleichbehandlungen beziehen sich auf eine implizite Egalitätserwartung. Hier geht es in erster Linie um die Ungleichbehandlung von Gleichem etwa die Diskriminierung bestimmter Personengruppen. Aber auch als überzogen wahrgenommene Gleichheitsforderungen können zu Triggerpunkten werden, etwa wenn die von Trans-Personen gestellten Ansprüche als „Übervorteilung“ wahrgenommen werden. Legitim sind diese Ansprüche nur, wenn sie generalisierbar sind, also potenziell für alle gelten können. Normalitätsverstöße fallen besonders im Zusammenhang mit Figuren im öffentlichen Leben, wie z. B. „faulen Arbeitslosen“ oder „sexuell exaltierten Homosexuellen“ auf. Charakteristisch ist hier die Verletzung einer Normalitätserwartung, eine Art „Aus der Reihe“-Tanzen, das kritisiert wird. Bei Entgrenzungsbefürchtungen wiederum wird zum einen häufig auf das Tempo von Veränderungen Bezug genommen und eine Unkontrollierbarkeit befürchtet, etwa wenn Klimaschutzmaßnahmen als überstürzt eingeführt betrachtet werden oder zum anderen, wenn ein „Dammbruch“ befürchtet wird, dem eine Anspruchsinflation bestimmter Gruppen folgen könnte. Paradigmatisch für diesen Typ steht der Ausruf: „Wo kommen wir denn da hin“. Schließlich triggern Verhaltenszumutungen, bei denen politische Entscheidungen in den eigenen Alltag einbrechen und Einschränkungen individuellen Verhaltens unmittelbar spürbar werden. Forderungen, z.B. nach einem verminderten Fleischkonsum, werden abgelehnt, da sie als Einschränkung der eigenen Freiheit empfunden werden.

Die Autoren gewinnen diese Typologie in erster Linie aus qualitativen Fokusgruppen. In diesen Gruppendiskussionen waren es vor allem Zeitungsüberschriften etwa zu Fridays-for-Future-Protesten, die für hitzige Debatten sorgten. Insofern sind Medien ein wichtiger Schlüssel, um zu verstehen, wie die kulturellen Repertoires, derer sich Menschen in solchen Gruppendiskussionen bedienen, geformt werden.

3 Medien, die öffentliche Meinung und Pressekommentare

Medien beeinflussen die öffentliche Meinung durch drei wesentliche Prozesse: Agenda-Setting, Framing und Priming (Fawzi 2014). Das Agenda-Setting (McCombs 2005; McCombs & Valenzuela 2020) beschreibt, welche Themen durch mediale Aufmerksamkeit auf die politische Tagesordnung gelangen und welche Wichtigkeit ihnen zugemessen wird. Beim Framing geht es um die Einordnung eines Themas und die Frage, welche Aspekte eines Problems stärker oder weniger stark betont werden (Emphasis-Framing, siehe Entman 1993). Als Priming wird die Setzung von Kriterien bezeichnet, nach denen Menschen Themen beurteilen und die von der Medienberichterstattung besonders hervorgehoben wurden (Iyengar & Simon 1993). Im Zusammenhang mit Einstellungen zu Migration konnten Studien zeigen, dass eine verstärkte Berichterstattung zu diesem Thema die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen über Migration besorgt sind und sich negative Einstellungen ausbilden, erhöht (Czymara & Dochow 2018). Vor allem im Zuge der so genannten „Flüchtlingskrise“ im Sommer 2015 stieg die Salienz des Migrationsthemas drastisch an und es dominierten negative und stereotypisierende Frames von Geflüchteten (Greussing & Boomgaarden 2017). Es macht für aufgerufene Bilder im Kopf einen Unterschied, ob man von „Massen“, „Horden“ oder „Wellen“ spricht und damit Vorstellungen der Bedrohung und katastrophischer Zustände heraufbeschwört, die bei den Rezipienten vor allem Befürchtungen auslösen, oder, in gegenteiliger Art und Weise, Geflüchtete aus einer Opfer- und Schutzperspektive thematisiert (z. B. Thibodeau & Boroditsky 2011). Aber nicht nur die mediale Salienz des Migrationsthemas erhöht die Sorgen der Menschen, sondern auch die konkreten Themen, die in Berichten angesprochen werden (Eberl et al. 2018; Erhard et al. 2021). Wenn über negative Themen wie Gewalt im Migrationskontext berichtet wird, erhöht das individuelle Sorgen vor Migrationsbewegungen, während positive Berichte über Einwanderung, z. B. im Kontext von sportlichen Erfolgen, Sorgen verringern.

Medienhäuser fungieren nicht zuletzt auch als Produzenten öffentlicher Meinung. Eine besondere Rolle spielen dabei Meinungsstücke wie Leitartikel, Kommentare oder Forenbeiträge, in denen Kommentator:innen „die Chance [haben] Tagespolitik grundsätzlicher zu reflektieren“ (Eilders 2008: 38). Auf Meinungsseiten der Zeitungen werden widerstreitende Positionen verhandelt, sodass die Kommentararena Teil der politischen Öffentlichkeit ist und zur politischen Willensbildung der Bürger:innen beiträgt (Eilders 2008). Tatsächlich finden empirische Arbeiten mittelfristig stabile Effekte von Meinungsstücken auf politische Einstellungen von Leser:innen (Coppock et al. 2018). Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Medien für ihr Publikum und damit für individuelle Einstellungen eine Art Orientierungswissen bereitstellen (Volkmann 2006).

Das Verhältnis von Publikum und Medienschaffenden rückt sowohl für Journalist:innen selbst als auch in der Medienforschung stärker in den Vordergrund (Nelson 2021: 3). Das Konzept „imagined audience“ beschreibt dabei, die Vorstellungen, die Journalist:innen von ihrer Leserschaft haben (Coddington et al. 2021; Litt 2012). Auf Basis von Befragungsdaten teilen Pfetsch et al. (2004) das Kommentariat idealtypisch in drei Rollentypen ein. Der Moderator versteht sich als Versachlicher einer Diskussion, indem er Zusammenhänge darstellt, Hintergründe erklärt und Diskussion eher entemotionalisieren möchte. Eine dezidierte persönliche Meinung zu vertreten, gilt in diesem Rollenverständnis sogar als negativ (ebd.: 60). Für ein tieferes Verständnis davon, wie Triggerpunkte medial konstruiert werden, sind die beiden verbleibenden Rollenvorstellungen relevanter. Die Advokat:innen etwa wollen bestimmte Akteure im sozialen oder politischen Feld unterstützen oder kritisieren und Positionen der Zeitung schärfen. Sie bilden die quantitativ größte Gruppe innerhalb des Kommentariats (ebd.: 61). Mit Blick auf mediale Triggerdynamiken kann man davon ausgehen, dass die Advokat:innen selbst von einem Thema getriggert wurden, sich über ein Problem besonders aufgeregt haben oder ihre Empörung beispielsweise über eine empfundene Ungleichbehandlung oder einen Normalitätsverstoß kundtun wollen. Journalist:innen framen ihre Artikel zumeist so, wie sie die Themen selbst interpretieren (Brüggemann 2014). Emotionale Sprache ist für diese Interpretation ein Vehikel und fungiert aus analytischer Perspektive als Indikator dafür, dass sich jemand getriggert fühlt. Das dritte Rollenprofil ist vom Wunsch geprägt, auf ein Thema oder ein Problem aufmerksam zu machen und eine Position zu problematisieren. Diese Kommentator:innen lassen sich als Agenda-Setter bezeichnen. Auf Triggerpunkte gewendet, geht es dieser Gruppe darum, kalkuliert Triggerpunkte zu setzen, Themen oder einzelne Problemlagen also überhaupt erst zu Aufregern zu machen. Ob das jedoch auch gelingt, hängt maßgeblich von der Leserschaft der Zeitungen ab, die Journalist:innen, wenn überhaupt, nur begrenzt kontrollieren können (Nelson 2021: 6). Wenn Journalist:innen die Gesellschaft als zunehmend gespalten und polarisiert wahrnehmen, kann das zur Folge haben, dass sie ihre Leserschaft als zunehmend „irrational“, also vor allem an emotionaler Meinungsmache interessiert, imaginieren (siehe dazu Coddington et al. 2021). Eine wichtige Bezugsgruppe für Journalist:innen, die Kommentare verfassen, sind konkret vom Thema betroffene Gruppen. Insbesondere in linken Zeitungen gibt es diese „anwaltschaftliche Betroffenheitsfiktion“ (Pfetsch et al. 2004: 63), die auf die Rolle der Kommentatorin als Advokatin abzielt, wenn die von Ungerechtigkeiten direkt Betroffenen angesprochen werden sollen.

Die massenmediale Öffentlichkeit ist allerdings kein bloßer Resonanzraum, sondern besitzt eine relative Autonomie. Es ist nicht immer klar, ob und welcher Inhalt beim Publikum ankommt und aufgenommen wird (Gerhards & Neidhardt 1990: 36). Versteht man das „Triggern“ als mediale Kommunikationsstrategie, weil man ein Thema besonders auf die Agenda bringen möchte oder weil das Schicksal einer sozialen Gruppe Medienschaffenden als besonders bedeutsam erscheint, ist es keineswegs sicher, dass diese strategische Kommunikation verfängt. Die Verkopplung von Emotion mit prägnanten Inhalten hat aber ein hohes Triggerpotenzial, also eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Menschen in ihren moralischen Intuitionen und Urteilen zu treffen. Die Journalismusforschung spricht diesbezüglich von einem „emotional turn“ und unterstreicht, dass Emotionen zunehmend journalistisch eingesetzt werden, weil emotionale Texte beim Publikum stärker verfangen (Wahl-Jorgensen 2020).

Ziel dieses Beitrags ist es, die kuratierte Meinungsöffentlichkeit in deutschen Qualitätszeitungen zu untersuchen. Um das Triggerpotenzial medialer Meinungsbeiträge genauer zu verstehen, fragt der Aufsatz, wo in der kuratierten, medialen Öffentlichkeit welche konkreten Emotionen zu Tage treten. Darüber hinaus arbeite ich heraus, welche Triggertypen – Ungleichbehandlungen, Normalitätsverletzungen, Entgrenzungsbefürchtungen und Verhaltenszumutungen – in besonders emotionalen Meinungsstücken vorkommen.

4 Daten und Analysestrategie

Ich betrachte überregionale, deutsche Tages- und Wochenzeitungen, also kuratierte und redaktionell verantwortete Medien. Als Datengrundlage dienen Artikel aus den Tageszeitungen TAZ und Die WELT, sowie den Wochenzeitungen Die ZEIT und Der SPIEGEL. Sie decken ein breites politisch-ideologisches Spektrum in der deutschen Medienlandschaft ab: Während die TAZ als eher linkes bzw. links-liberales Medium und die WELT eher als rechts-konservatives Medium unterschiedliche politische Prägungen abbilden, fungieren Der SPIEGEL und Die ZEIT als Vertreter der mittleren Position (Medienkompass 2022). Die Auswahl weniger, politisch unterschiedlich positionierter Leitmedien ist ein etabliertes Vorgehen, weil man von intermedialem Agenda-Setting ausgehen kann (Mathes & Pfetsch 1991).

Als Leitheuristik zur Strukturierung zentraler Konfliktthemen nutze ich das Schema der „Ungleichheitsarenen“ (Mau et al. 2020; Lux et al. 2021). Dabei werden Einstellungen in vier zentralen Feldern unterschieden: Erstens Verteilungsfragen, die Einkommens- und Vermögensungleichheiten, Steuerpolitik und vor allem Arbeitslosigkeit und Hartz IV (heute: Bürgergeld) behandeln. Zweitens Migrationsthemen, also Fragen der Steuerung von Zuwanderung, des Zuganges zu Territorien und der Integration. Drittens Anerkennungskonflikte um Diversität im Zuge ethnischer und sexueller Diversifizierung, die ebenso Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und des Rassismus beinhalten. Viertens der Umgang mit dem Klimawandel und damit verbundene Politiken der Transformation und sozialen Kompensation.[1]

Ich konzentriere mich bei den auswählten Zeitungen auf drei Jahre, nämlich 2010, 2015 und 2020, um einen zeitlich breiten Rahmen für die Analyse zu erhalten. Prägend für das Jahr 2010 sind vor allem Meinungen zum Thema Hartz IV, während es 2015 im Zuge des „langen Sommers der Migration“ häufig um Fluchtzuwanderung geht und 2020 nach den 2019 beginnenden Klimaprotesten von Fridays for Future das Klimathema stärker in den Mittelpunkt rückt. Selbstredend finden sich in den Artikeln viele Verweise auf aktuelle Ereignisse und Themen aus diesen Jahren. Jedoch geht es in diesem Vorhaben nicht darum die Wirkung einzelner Ereignisse nachzuvollziehen oder Trends in der Berichterstattung herauszupräparieren, sondern – unabhängig von konkreten Ereignissen – zu analysieren, welche Typen von Triggerpunkten in einzelnen Zeitungen vorkommen. Relevante Zeitungsartikel werden entlang der Heuristik der Ungleichheitsarenen, also Umverteilung, Migration, Diversität und Klima ausgewählt.[2] Die Identifizierung relevanter Artikel erfolgte durch vorgegebene Suchbegriffe, die die thematische Breite des Diskurses in diesen Themenfeldern abdecken (für den genauen Wortlaut der Suchstrings siehe Online-Anhang A2). In die Analyse fließen ausschließlich Meinungsstücke ein, also Artikel, die in Rubriken wie „Forum“, „Meinung“, „Kommentar“, „Glosse“ oder „Leitartikel“ erschienen sind. Diese Artikel umfassen auch einige Leserbriefe. Leserbriefe sind zwar nicht unmittelbar von Journalist:innen verfasst, aber dennoch Teil des kuratierten Meinungsspektrums in Qualitätsmedien. Medienwissenschaftliche Arbeiten legen zudem nahe, dass Lesebriefe durchaus redaktionell ausgewählt und umgearbeitet werden und so häufig der redaktionellen Linie eines Mediums entsprechen (Heupel 2007; Mlitz 2008).[3] Vom Kommentariat einer Zeitung ist zu erwarten, dass darin in ungewöhnlich emotionaler Form über soziale Probleme oder Fortschritte geschrieben wird. In ihnen, so die Vermutung, liegt ein Zugang zu jenen neuralgischen gesellschaftlichen Fragen, die Journalist:innen triggern oder mit denen sie glauben eine Resonanz in der Leserschaft zu erzielen. Insgesamt liegen rund 4322 Meinungsartikel vor, die meisten davon im Themenfeld Migration, gefolgt von den Themen Klima, Verteilungsfragen und Diversität (siehe Tabelle A1 im Online-Anhang).

Die Analysestrategie kombiniert Methoden der computergestützten Textanalyse mit qualitativen Inhaltsanalysen. Neuere Forschungen zeigen, dass Transformer-basierte Modelle deutlich verlässlicher darin sind, Klassifikationsaufgaben in großen Textmengen durchzuführen als klassische Wörterbücher (Widmann & Wich 2022). Diese komplexen Modelle basieren auf sehr großen neuronalen Netzen und werden für spezifische Klassifikationsaufgaben trainiert. Ich nutze im Folgenden ein neues, speziell für die Erkennung diskreter Emotionen in deutschsprachigem, politischem Text trainiertes Modell, das von Tobias Widmann und Maximilian Wich (2022) eingeführt wurde.[4] Dieses Modell kann 8 diskrete Emotionen in politischen Texten unterscheiden: Ärger, Angst, Ekel, Trauer, Freude, Enthusiasmus, Stolz und Hoffnung. Widmann und Wich (2022) haben das auf ELECTRA basierende Modell mit 10 000 handcodierten Sätzen validiert. Dabei zeigt sich insbesondere für die Emotion des Ärgers eine sehr gute Modellperformance, der F1-Score, eine typische Maßzahl für die Perfomance von großen Sprachmodellen mit einem Wertebereich zwischen 0 und 1, liegt bei 0,84; für die anderen Emotionen bei 0,6 bis 0,7. Das Transformer-basierte Modell erreicht damit deutlich höhere Werte als der ebenfalls getestete Wörterbuchansatz, der mit F1-Werten von 0,4–0,6 deutlich schlechter abschneidet (Widmann & Wich 2022: 9). Das ELECTRA-basierte Sprachmodell wird hier ohne weitere Modifikationen angewendet, weil es einerseits sehr gut geeignet ist diskrete Emotionen zu entdecken und zweitens explizit für politische Texte wie die hier vorliegende Meinungsstücke eingeführt wurde.

Jeder Satz im Textkorpus wird mithilfe des Modells auf eine der diskreten Emotionen getestet. Wenn eine Emotion erkannt wird, erhält der Satz eine 1, wenn nicht eine 0. Im ersten Schritt kann so gezeigt werden, welche Emotionen das Kommentariat in deutschen Zeitungen prägen. Im zweiten Schritt werden die zugewiesenen Scores über alle Emotionen hinweg auf Dokumentenebene (Artikelebene) aufsummiert und an der Anzahl der Sätze im Dokument normalisiert, sodass ein Emotionsscore entsteht, der die allgemeine Emotionalität in den Artikeln misst.

Im dritten Schritt unterziehe ich die emotionalsten 5 % der Artikel auf dem Emotionsscore einer qualitativen Inhaltsanalyse (siehe auch Mayring 1994) und präpariere heraus, welche Typen von Triggerpunkten und welche Argumentationsmuster in besonders emotionalen Texten hervortreten.[5] Als zentrales Kategoriensystem dienen die von Mau et al. (2023) entwickelten Typen von Triggerpunkten. Die Zeitungsartikel wurden entsprechend der Triggertypologie codiert, zusätzlich gab es einen Code, um mögliche querliegende oder neue Triggerpunkte zu entdecken. Darüber hinaus wurden sprachliche Auffälligkeiten wie etwa besonders harsche oder bildliche Formulierungen in den Prozess des Codierens einbezogen. Im Material wurde außerdem darauf geachtet, welche Personifizierungen auftauchen, welche stilisierte und typisierte Figuren im Material also Erwähnung finden. Sozialfiguren sind der Versuch allgemeine Charakteristika anhand einer exemplarischen Figur zuzuspitzen und so sozialen Problemen Ausdruck zu verleihen (Moser & Schlechtriemen 2018). Mit ihnen werden in kondensierter Art und Weise kulturell-moralische Grenzziehungen vorgenommen, die als Interpretationsschablonen in politischen Alltagsdiskursen wirkmächtig sind (Lamont & Molnár 2002). Sozialfiguren können außerdem die wahrgenommene Polarisierung in Alltags- und Mediendiskursen verstärken (Heide 2025).

5 Emotionen in deutschen Pressekommentaren – Quantitative Befunde

Welche konkreten Emotionen finden sich im Korpus der Meinungsstücke? Abbildung 1 fasst alle Artikel zusammen und zeichnet ein eindeutiges Bild der vorherrschenden Emotionen im deutschen Kommentariat: Der Ärger dominiert in den Kommentarspalten als wichtigste Emotion. Dabei gibt es jedoch Unterschiede zwischen den Zeitungen. In der TAZ taucht signifikant häufiger Ärger auf als in den anderen Zeitungen. Dort findet sich in nahezu jedem sechsten Satz die Emotion Ärger. Während es zwischen WELT und SPIEGEL keine belastbaren Unterschiede gibt, taucht Ärger in der ZEIT nur in rund 11,5 % aller Sätze und damit signifikant seltener auf. Insgesamt sind die Unterschiede im Ärger-Level mit maximal 3,5 Prozentpunkten zwischen den Zeitungen jedoch eher gering. Weitere diskrete Emotionen sind im gesamten Korpus kaum relevant, sie verbleiben im unteren einstelligen Prozentbereich.

Abb. 1: Anteil der jeweiligen diskreten Emotion an allen Sätzen nach Zeitung
Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen.
Abb. 1:

Anteil der jeweiligen diskreten Emotion an allen Sätzen nach Zeitung

Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen.

Abbildung 2 ordnet Emotionen nicht nach Zeitung, sondern thematisch nach Ungleichheitsarena. Auch in jedem dieser Themenbereiche stellt Ärger die zentrale Emotion dar. Er taucht in erster Linie dort auf, wo Fragen der Ressourcenverteilung, der Existenzsicherung und des Wohlfahrtsstaates besprochen werden. In diesem Feld sind gut 14,5 % der Sätze von Ärger geprägt. Außerdem löst das Thema Zuwanderung, in dem es vor allem um Flucht und Asyl und die Integration von Zugewanderten geht, Ärger in den Kommentaren aus. Einen signifikant geringeren Anteil macht Ärger in den Meinungsstücken in den Bereichen Klima und Diversität aus. Zwar kommt Angst, ähnlich wie Traurigkeit und Freude, in medialen Meinungsverlautbarungen sehr selten vor, es zeigen sich aber nichtsdestotrotz thematische Differenzen: Angst wird häufiger zum Ausdruck gebracht, wenn es um Migration oder Klima geht, statt um Verteilung und Diversität. Migranten werden in den Medien häufig in negativ aufgeladener Art und Weise besprochen, etwa wenn sie als Kriminelle dargestellt werden (Ekström et al. 2023; Eberl et al. 2018). Insofern kann Angst in diesem Themenfeld eine wirkungsvolle affektive Infrastruktur sein, um an bestehende Stereotype anzuknüpfen und Menschen zu beeinflussen. Im Kontext des Klimawandels gewinnen sogenannte „eco-anxieties“ an Aufmerksamkeit, die die Angst vor den katastrophischen Folgen des Klimawandels thematisieren (Stanley et al. 2021).

Um die insgesamt emotionalsten Zeitungsartikel herauszufiltern, wird zunächst ein Emotionsscore aus allen Emotionen gebildet, von dem dann wiederum die emotionalsten 5 Prozent qualitativ analysiert werden. Abbildung 3 zeigt die Verteilung des Emotionsscores nach Arena sowie den Mittelwert der Artikel aus den emotionalsten 5 Prozent. Der Score reicht von 0 (kein Satz eines Artikels enthält Emotionen) bis 1 (alle Sätze eines Artikels enthalten Emotionen). Die Meinungsartikel bewegen sich im Mittel bewegen sich in etwa bei Werten um 0,15. Migrationsthemen werden ein wenig emotionaler kommentiert als die anderen Themenfeldern, was an einigen sehr emotionalen Ausreißern liegen dürfte. Der Mittelwert der obersten 5 Prozent der Meinungsstücke liegt mit einem Wert von rund 0,4 deutlich über dem Gesamtkorpus.

Abb. 2: Anteil der jeweiligen diskreten Emotion an allen Sätzen nach Ungleichheitsarena
Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen
Abb. 2:

Anteil der jeweiligen diskreten Emotion an allen Sätzen nach Ungleichheitsarena

Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen

Abb. 3: Verteilung des Emotionsscores (Boxplot)
Boxplot-Darstellung des Emotionsscores. Gestrichelte Linie stellt arithmetisches Mittel der obersten 5% des Scores dar. Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen
Abb. 3:

Verteilung des Emotionsscores (Boxplot)

Boxplot-Darstellung des Emotionsscores. Gestrichelte Linie stellt arithmetisches Mittel der obersten 5% des Scores dar. Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen

Abb. 4: Zusammensetzung der emotionalsten Artikel nach Zeitung in den Ungleichheitsarenen
Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen
Abb. 4:

Zusammensetzung der emotionalsten Artikel nach Zeitung in den Ungleichheitsarenen

Klassifikation mit Modell nach Widmann und Wich (2022). Datenquelle: Eigener Korpus. Eigene Berechnungen

Abbildung 4 stellt nun die emotionalsten Artikel nach Ungleichheitsarenen und Zeitungen dar. Emotionalisierte Meinungsstücke tauchen vor allem in den Zeitungen WELT und TAZ auf, was die analytische Möglichkeit bietet, die ideologische Orientierung der Zeitungen zu berücksichtigen und konservative und progressive Triggertypen gegenüberzustellen. Allerdings tauchen in diesen Zeitungen auch grundsätzlich mehr Meinungsstücke auf als in ZEIT und SPIEGEL.

6 „Linke“ und „Rechte“ Trigger – Qualitative Befunde

In der qualitativen Analyse geht es nun darum, genauer zu verstehen, welche Typen von Triggern in den besonders emotionalen Artikeln zu finden sind. Das LLM-gesteuerte Sampling über den Emotionsscore hat ergeben, dass vor allem emotionale Meinungsstücke aus der TAZ und WELT im Sample vorliegen. Deshalb werte ich insbesondere Beiträge aus diesen beiden Zeitungen aus, die gleichzeitig auch verschiedene Meinungslager (links-liberal vs. rechts-konservativ) repräsentieren.

6.1 Ökonomische (Um)-Verteilung

Thematisch wird in diesen Artikeln in erster Linie über Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Sozialleistungen, allen voran Hartz IV (jetzt: Bürgergeld), gesprochen. Aber auch Armut und Reichtum ebenso wie Migration und die finanzielle Unterstützung Geflüchteter finden Erwähnung. In der TAZ zeigt sich die Kritik an Ungleichbehandlungen von Hartz-IV-Empfänger:innen oder Menschen in Armut als wichtiges Muster politischer Meinungsäußerung, wenn etwa eine Autorin kritisiert:

Die allermeisten Hartz-IV-Bezieher würden fast alles tun, um aus dieser Misere zu kommen. Diese ständigen Diffamierungen und Kriminalisierungen machen viele Menschen kaputt. (TAZ, 2010)

Außerdem werden Hartz-IV-Regelsätze oder Rentenansprüche in einigen Artikeln als zu niedrig kritisiert, was dazu führt, dass im „reichen Deutschland so viele Menschen arm“ sind (TAZ 2020). Die Autor:innen machen hier auf eine Ungleichbehandlung aufmerksam, die als eklatante Gerechtigkeitsverletzung wahrgenommen wird. Das oben entworfene Advokatentum zeigt sich darin, wie für Hartz-IV-Bezieher:innen Partei ergriffen wird. Darüber hinaus wird in den Meinungsspalten der TAZ diese Ungerechtigkeitswahrnehmung mit breiterer Ungleichheitskritik verbunden.

So hetzt man die Armen auf die noch Ärmeren. Typische Gewinner sind Besserverdienende. (TAZ, 2010)

Und während die Solidarität ausgehöhlt wurde, entstand eine Parallelgesellschaft aus Millionären und Multimillionären. (TAZ, 2020)

Die dominante Bezugsgruppe sind die „Besserverdienenden“ oder die „Millionäre und Multimillionäre“, die sich absondern. Der Begriff der Parallelgesellschaft, der üblicherweise auf das Verhalten von Menschen mit Migrationshintergrund abzielt, wird hier „nach oben“ gewendet und eine zunehmende Entsolidarisierung der Reichen beklagt. Das TAZ-Kommentariat ordnet sich in einen breiteren, vorranging im politisch linken Spektrum dominanten Diskurs über den Niedergang des Sozialstaats bei gleichzeitig steigender Ungleichheit ein (Smith Ochoa 2020). Die Beiträge verdeutlichen eine Kritik an sozialer Polarisierung, in der die Armen materiell wie diskursiv marginalisiert werden, die Reichen ihren Reichtum hingegen noch vermehren können.

Ganz anders dagegen die Diskussion in der WELT. Der wichtigste Triggertyp ist hier der Normalitätsverstoß. Dabei geht es nicht in erster Linie um Verhaltensweisen von Individuen, sondern um eine normativ aufgeladene Vorstellung von Normalität, die sich entlang der Konzepte „Leistung“ und „fleißige Mitte“ entfaltet. Anders als in der linken TAZ steht folglich nicht die Ungleichheitskritik, sondern die Kritik an den Institutionen des Sozialstaats im Fokus.

[…] wie ineffizient die Sozialindustrie und die Sozialbürokratie arbeiten, ebenso die strukturkonservativen Soziallobbyverbände der Profiteure und Überzeugungshelfer. (WELT, 2020)

Ein wichtiges Motiv ist die wahrgenommene Ineffizienz des Sozialstaates und seiner Institutionen, die hier provokant als „Sozialindustrie“ bezeichnet werden. Damit gehen, so die Kommentatoren in der WELT, „perverse“ Leistungsanreize einher, etwa wenn Gelder von Menschen „hemmungslos“ und „pausenlos“ entgegengenommen werden:

Von zu vielen Empfängern (bitte kein Getöse, denn längst nicht von allen) wird dieses Geld völlig hemmungslos pausenlos entgegengenommen. (WELT, 2010)

Die Bemerkung „längst nicht von allen“ rekurriert auf eine Hierarchie von Transferempfänger:innen. Während diejenigen, die z. B. aufgrund von Krankheit nicht arbeiten, legitimerweise Hilfe vom Staat beziehen, stehen die „faulen“ oder „hemmungslosen“ Arbeitslosen gegenüber, die eigentlich keine Sozialleistungen erhalten sollten (siehe Diskussion zu Deservingness z.B. van Oorschot 2006). Diese Anspruchshierarchie zeigt sich auch in der Berichterstattung der Bild-Zeitung zu sozialer Ungleichheit (Diermeier und Niehues 2022). In der Triggertaxonomie berührt die Frage der Nachrangigkeit von Ansprüchen Reziprozitätserwartungen und entspricht dem Typus der Ungleichbehandlung. Allerdings ist hier die Gleichbehandlung von Ungleichem Auslöser für gesteigerte Emotionalität. Alle Hartz-IV-Empfänger:innen bekommen vergleichbare Sozialleistungen, obwohl den einen das Geld (etwa wegen Krankheit etc.) legitimerweise zusteht, den anderen hingegen aufgrund schlechter persönlicher Eigenschaften wie etwa Arbeitsverweigerung, aber eigentlich nicht. In der WELT werden die Ansprüche von Menschen in Hartz-IV-Bezug zudem zu den „Leistungsträgern“ ins Verhältnis gesetzt.

Empfänger sind in aller Munde, doch die, die alles bezahlen, finden kaum Beachtung. (WELT, 2010)

Die Mittelschicht in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren von zwei Dritteln auf noch gut die Hälfte der Gesellschaft geschrumpft. Eine Gesellschaft ohne Mitte fliegt auseinander, und der Politik fliegt sie um die Ohren. (WELT, 2010)

In der WELT steht ein Leistungsideal im Mittelpunkt, das – ganz nach meritokratischem Prinzip – diejenigen bevorzugt, die in der Gesellschaft die „Leistungsträger“ sind. In dieser Logik des Achievements (Smith Ochoa 2020) erscheint die „Sozialindustrie“, also Institutionen des Sozialstaats als größtmögliche Ordnungsgefährdung. Damit eng verbunden ist eine Entgrenzungsbefürchtung, die die Gefahr des Auseinanderfallens der Gesellschaft betont, wenn die „Mitte“ schrumpft oder gar wegbricht. Eine Entgrenzungsbefürchtung stellt es insofern dar, als dass sich hinter den Begriffen „Leistung“ oder „Fleiß“ eine Kontrollerwartung verbirgt, deren Verletzung zu einem sich aufblähenden, ineffizienten und schlussendlich unbezahlbaren Sozialstaat führen kann (Mau et al. 2023: 261). Anders als in der TAZ, greift das WELT-Kommentariat hier anwaltlich Partei für die als geschröpft erachteten „Leistungsträger der Mitte“. Insofern ähneln sich beide Zeitungen in der Struktur der Argumente, wenn auch vollkommen unterschiedlich gepolt. Auch die TAZ beklagt, dass mit der fehlenden oder unzureichenden sozialen Absicherung und wachsenden Ungleichheit, sich auch die soziale Spaltung verschärft und so einen Nährboden für den Populismus bietet (TAZ 2020). Was für das Triggerpotenzial eines Artikels entscheidend ist, ist die Konstruktion von intuitiv plausiblen Sozialfiguren (Heide 2025), wie dem „hemmungslosen Leistungsempfänger“ entgegen dem „nicht-beachteten Leistungsträger“ (siehe auch Hancock 2004). Sozialfiguren bilden ein Argumentationsvehikel, um auch Fragen von Deservingness, also wer legitimerweise Anspruch auf staatliche Leistungen hat, zu verhandeln und moralische Werthaltungen zugespitzt zu artikulieren (Moser & Schlechtriemen 2018).

6.2 Migration

Im Themenfeld Migration werden in emotionalisierten Zeitungsartikeln besonders die Asyl- und Einwanderungspolitik in Deutschland und Europa, Probleme mit Rechtsextremismus, aber auch Kriminalität von Migrant:innen besprochen. 2010 spielt zudem das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin eine gewichtige Rolle, der darin die aus seiner Sicht gefährlichen Auswirkungen muslimischer Zuwanderung nach Deutschland thematisiert. Das Buch wurde zu den meistverkauften Sachbüchern in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und sorgte für anhaltende gesellschaftliche Kontroversen (Mediacontrol 2010).

In der TAZ stehen wiederum Ungleichbehandlungen, genauer Diskriminierungen und Benachteiligungen von Flüchtlingen im Vordergrund. Etwa, wenn zu geringe Hilfsleistungen für diese Personengruppe bemängelt werden:

[… werden] Flüchtlinge zu Bedürftigen zweiter Klasse erklärt. Gut, dass sich das nun ändern soll. Gut auch, dass die Regierung endlich die Residenzpflicht für Asylbewerber und Geduldete lockern will. (TAZ, 2010)

Integration ist für meinungsstarke Autor:innen in dieser Zeitung in erster Linie eine Bringschuld des Staates und der aufnehmenden Mehrheitsgesellschaft, die einen Schritt auf die Zugewanderten zugehen muss. Insbesondere werden „die Politiker“ als erste Vertreter des Staates in die Pflicht genommen, wenn das Fehlen einer „aktiven Integrationspolitik“ beklagt wird. Damit wird vor allem auf die „Angebotsseite“ von Integration verwiesen.

Nicht die Migranten, sondern die Politiker selbst waren es, die sich über Jahrzehnte einer aktiven Integrationspolitik verweigert haben. (TAZ, 2010)

Außerdem werden rechtsextreme Anschläge auf Flüchtlinge in den Fokus gerückt, die als fundamentaler Bruch mit den Zivilisationsnormen interpretiert und entsprechend problematisiert werden. Rechtsextreme Gewalt stellt insofern ebenfalls eine Normalitätsverletzung dar – allerdings an einem an Gleichheit und Humanität orientierten Normalitätsverständnis.

[…] die Übergriffe und Anschläge von rechtsextremen und/oder rassistischen Tätern. Im vergangenen Jahr stiegen diese um fast 24 Prozent auf 990. Hass und Gewalt gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern sind beschämend. (TAZ, 2015)

Die Kritik an fehlendem Schutz vor Übergriffen und Anschlägen kann als Ausdruck einer Gerechtigkeitsverletzung und des Unterlaufens liberaler Normen verstanden werden. Die Prämisse „gleicher Schutz für alle“, also die Gleichheitserwartung, dass jeder in diesem Land physischen Schutz genießt, ist für die Kommentator:innen verletzt, wenn der Staat nicht in der Lage oder willens ist, besonders vulnerable Gruppen zu schützen. Benannt wird außerdem das Versagen staatlicher Stellen gegen rechte Gewalt, die wiederum als Form der Abweichung von den selbst gesetzten Standards des Umgangs und des Schutzes Schutzbedürftiger geframt wird. Mit anderen Worten – die TAZ konstruiert eine Realität, die inhuman, rassistisch und gefährlich für Migranten und Geflüchtete ist. Dazu passt auch der hinsichtlich der europäischen Flüchtlingspolitik beklagte „Wahnsinn“ der Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln (TAZ 2020). Während der dominante Triggertyp die Ungleichbehandlung ist, tritt die Normalitätsverletzung in Form von Hasskriminalität gegenüber Geflüchteten als weiterer wichtiger Triggertyp hinzu.

In der WELT findet eine gänzlich andere Rekonstruktion der gesellschaftlichen Normalität statt. Insofern ist der Normalitätsverstoß der zentrale Triggertypus bei Migrationsfragen in dieser Zeitung. Während die TAZ vorwiegend in anwaltschaftlicher Position für die benachteiligten Flüchtlinge Stellung bezieht, wird in der WELT die Sicht der Mehrheitsgesellschaft in den Fokus gerückt. Integration gilt in der WELT als Bringschuld derjenigen, die zuwandern:

Statt sich zu integrieren, haben sich doch in Deutschland immer zahlreicher werdende Parallelgesellschaften mit muslimischer Basis gebildet. (WELT, 2015)

Die zitierten Parallelgesellschaften stehen paradigmatisch für wahrgenommene Probleme, die aber aus Sicht vieler Kommentator:innen als Tabus im öffentlichen Diskurs nicht oder zu wenig diskutiert werden. Die Figur Sarrazin, der genau diese Wahrnehmung bedient, wird als Tabu-Brecher, mutiger Kämpfer gegen politische Korrektheit und couragierter Kritiker der als falsch empfundenen Realität gefeiert.

Noch viel mehr von Sarrazins Zivilcourage braucht es, um verloren gegangenes Vertrauen –siehe „Politikverdrossenheit“– wieder herzustellen. Zivilcourage sollte sich gegen die Gleichschaltung der öffentlichen Verantwortung wenden, deren Schwert sich von dem nicht demokratischer Gesellschaften zunehmend weniger unterscheidet. (WELT, 2010)

Da wird jemand, der eine missliebige politische Äußerung macht, mit einem Berufsverbot und politischer Ausgrenzung bestraft, wie zu besten DDR-Zeiten. (WELT, 2010)

In markigen Worten wird Sarrazin zum Helden gegen die „Gleichschaltung der öffentlichen Verantwortung“ stilisiert, der politisch ausgegrenzt und einer „unanständigen Treibjagd“ (WELT, 2010) ausgesetzt ist. Es wird sogar insinuiert, dass die gegenwärtige Realität einer Diktatur gleicht („beste DDR-Zeiten“). Das Phänomen Sarrazin ist über die Person hinaus interessant, weil der Tabu-Bruch, der sonst häufig als Bedrohung sozialer Ordnung gedeutet wird (Douglas 2003), hier als etwas Positives, gar Wünschenswertes erscheint. Die Vorstellung einer unterdrückten Wahrheit, die nun vom „Helden“ ausgesprochen werden muss, ist auch politisch nicht neu, sondern findet sich auch in den Forderungen nach einer „realistischen Migrationspolitik“, die die Stimme der „normalen Menschen“ repräsentieren soll (Prins 2002).

Normalitätsverstöße werden häufig anhand von Figuren der Grenzüberschreitung benannt. So auch im folgenden Statement, in dem Verhalten triggert, das die Grundkonventionen „bei uns“ verletzt:

[…] Bild jener jungen Herren [vorherrscht], die in einem TV-Beitrag über Zwangsheiraten in Neukölln vor laufender Kamera offen bekannten, sie fänden es ganz in Ordnung, wenn ihre Schwestern durch Zwang verheiratet würden. Fügten diese sich nicht, seien sie eben Schlampen und verdienten entsprechende Strafe; das sei bei ihnen so die Kultur. (WELT, 2010)

Der Berliner Stadtteil Neukölln wird als Chiffre für die mit Migration verbundenen Probleme gebraucht. Medial werden häufig Orte der Normalitätsverletzung behandelt, bei denen es um ein figurativ-metaphorisch angereichertes Bild dieser konkreten Räume geht (z. B. Heft 2013). Junge muslimische Männer tauchen als Sozialfigur der Normverletzung auf. Mit ihnen wird die Integrationsleistung und -möglichkeit von Muslimen ganz grundsätzlich in Frage gestellt. Die Aussage dahinter hingegen bezieht sich nicht auf die Männer oder Neukölln selbst, es handelt sich vielmehr um einen Proxy-Diskurs (Ekström et al. 2023). Man sagt „Neukölln“, meint aber die vermeintlich negativen Folgen von Zuwanderung, etwa Kriminalität oder kulturelle Absonderung.

Zu den wahrgenommenen Verstößen gegen die Konventionen tritt dann in den Meinungsstücken der WELT die Entgrenzungsbefürchtung, welche von der empfundenen Unkontrollierbarkeit von Migration getrieben ist.

Denn unter die Hunderttausende von Flüchtlingen mischen sich zunehmend Kriminelle und Terroristen, die nur sehr schwer oder gar nicht von den europäischen Sicherheitsbehörden abgefangen werden können. (WELT, 2015)

Abhilfe gegen die „Massen“ kann dann nur eine effektive staatliche Kontrolle leisten. Andernfalls droht das „pure Chaos“:

Ohne staatliche Kontrolle werden die Zuwanderer in keinen friedlichen Rechtsraum geleitet, sondern ins pure Chaos. (WELT, 2015)

Wir sollten Kriegsflüchtlinge aufnehmen. Ja. Wir sollten jedoch Flüchtlinge aus Ländern, die ein hohes terroristisches und antidemokratisches Potenzial haben, nicht willkürlich und unkontrolliert in unser Land lassen. (WELT, 2015)

Einer Aufnahme von Flüchtlingen stehen die Kommentator:innen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Aber, so die Argumentation, wenn Menschen Ländern mit „hohem terroristischen Potenzial“ fliehen, muss eine engmaschige Kontrolle für Sicherheit zu Lande sorgen. Diese im Ergebnis wiedererlangte Kontrolle wird dann rhetorisch als nützlich für die Migranten selbst geframt, weil sie „Zuwanderern eine Perspektive fürs Leben und sicheren Transfer nach Europa bieten“ (WELT 2015). Im Kern erregt aber nicht das Leid der Migrant:innen auf dem Weg nach Europa die Gemüter, sondern die Angst vor einer erodierenden Gesellschaft im Aufnahmeland.

6.3 Klima

Während sich in den anderen Ungleichheitsfeldern einzelne Triggertypen sehr klar herauskristallisieren, ist die Klimaarena noch nicht so deutlich konturiert. Im Jahr 2010 finden sich z. B. in der WELT noch Statements, die man heute als Klimawandelleugnung einstufen würde.

[…] warum in der veröffentlichten Meinung bei uns ständig von einer CO2-bedingten Klimakatastrophe gewarnt wird, während logische Argumente, die dieser Propaganda entgegenstehen, totgeschwiegen werden. (WELT, 2010)

In den Jahren 2015 und 2020 treten solche Äußerungen nicht mehr auf. Die Emotionalität der veröffentlichten Meinung in dieser Arena strukturiert sich entlang Fragen der Dringlichkeit von Klimaschutz bzw. seiner konkreten Folgen. Der typische Triggerpunkt ist in beiden Zeitungen die Entgrenzungsbefürchtung; in der TAZ, weil die drohende Klimakatastrophe nicht ausreichend adressiert wird, in der WELT, weil die Folgen der Transformationspolitiken als zu tiefgreifend oder fehlgesteuert eingeschätzt werden. Thematisch geht es um Fragen der Energiewende, Klimaproteste, internationale Konferenzen und europäische bzw. internationale Zusammenarbeit.

In der TAZ wird der Klimawandel und seine Folgen als existentielle Krise dargestellt und regelmäßig auf wissenschaftliche Erkenntnisse rekurriert. Die Klimatransformation erscheint als gestaltbares Großprojekt, das politisch aber mit Tempo angegangen werden muss:

Jetzt wird noch einmal anders sichtbar, wie bizarr die Mut- und Tatenlosigkeit politischer Instanzen gegenüber der Klimakrise ist. Es wird sehr deutlich, was alles machbar wäre, um die Klimakrise einzudämmen. Wenn man denn will. (TAZ, 2020)

Jetzt heißt es im Gesetz: Tja, tut uns leid. Kommt erst mal doch nicht. Da zeigt sich das ganze Elend der deutschen Klimapolitik: Kommste heute nicht, kommste morgen. Besser noch: übermorgen. Dabei gibt es im Klimaschutz vor allem ein Gebot: Tempo, Tempo, Tempo! (TAZ, 2020)

Der Gestaltungsspielraum für Politik und Gesellschaft wird als sehr groß eingeschätzt. Dieses Argumentationsmuster steht in engem Zusammenhang zu den Befunden qualitativer Gruppendiskussionen, in denen die Einschätzung des politischen Handlungsspielraums für Deutschland ein entscheidender Stein des Anstoßes war (Mau et al. 2023: 241). Mit der Warnung vor der Klimakrise verbindet sich in der linken TAZ auch eine weitergehende Kapitalismuskritik und Kritik an Subventionen für Unternehmen, die das Klima schädigen, während andere klimafreundliche Industrien leer ausgehen. In diesem Punkt werden Ungleichbehandlungen nicht nur in Bezug auf Gruppen oder Individuen beklagt, sondern auch auf die organisationale Ebene der Unternehmen angewendet.

Statt also die Betreiber von Kohlekraftwerken mit einer neuen Abgabe dazu zu zwingen, den Ausstoß ihrer Uraltmeiler allmählich zu reduzieren, bekommen sie dafür nun jede Menge Geld. (TAZ, 2015)

In der WELT hingegen steht der Zweifel an politischen Maßnahmen im Vordergrund. Mitunter wird der Klimadebatte ein Alarmismus bis hin zu einer „Klimahysterie“ unterstellt, die „vernünftige“ Lösungen verhindert.

[…] wenn die Klimawandelhysterie von den ebenso politisch motivierten Klimahysterikern nicht so hochgeschaukelt worden wäre. (WELT, 2010)

Es wird etwa darauf aufmerksam gemacht, dass Politik das Veränderungspotenzial nicht überschätzen darf, sondern immer auch die Folgen für etwa die Arbeitsnehmer:innen in der Kohleregion Lausitz oder die zahlenden Bürger:innen berücksichtigen muss.

Die Sorgen der Kohlearbeiter scheinen an den FFF [Fridays for Future]-Demonstrierenden und Klimaaktivisten im Kampf für die Rettung der Erde einfach abzuprallen. Man fragt sich manchmal, für wen die FFF-Aktivisten die Erde eigentlich retten wollen. Eine übereilte und unüberlegte Klimapolitik wird zahlreiche Jobverluste in den unterschiedlichsten Industriebranchen bedeuten. (WELT, 2020)

Die Rolle Deutschlands im internationalen Klimaschutz wird hervorgehoben, wie im Folgenden in einem der wenigen sehr emotionalen Kommentaren in der ZEIT.

Vernünftige Energiepolitik muss mittel- und langfristig und im weltweiten Rahmen gesehen werden. Ein erneuter deutscher Alleingang ist abwegig und nicht bezahlbar. (ZEIT, 2015)

Wo der Klimawandel als Problem internationaler Koordination beschrieben wird, ist ein deutscher „Alleingang“ problematisch, weil er, so das Argument, den deutschen Wohlstand gefährdet und der Nutzen der Klimaschutzbemühungen in keinem Verhältnis zum Aufwand steht. Dem „Alleingang“ wird eine „vernünftige Energiepolitik“ gegenübergestellt. Das Motiv der Vernunft verweist – im Gegensatz zur „ideologischen Politik“ – auf Planbarkeit, Rationalität und Berechenbarkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Damit steht dieser Frame in einem Gegensatz zu Darstellungen der „Klimakatastrophe“ in der TAZ, die mit dem Appell zu schnellem politischem Handeln verbunden sind.

Protestbewegungen – etwa Klimaschützer:innen, die den Bau einer Autobahn blockieren, werden ebenfalls prominent thematisiert. Auf der einen Seite erscheint, wie etwa in der TAZ, Klimaaktivismus als etwas Unterstützenswertes, weil es die Aufmerksamkeit auf das Thema lenkt:

Ein herzliches Dankeschön an die engagierte Frau Rackete und all die anderen Aktivisten im Dannenröder Forst! Danke, dass Sie präsent sind und mit dem Finger dahin zeigen, wo sonst kein Aas jemals hinsehen würde! Danke Ihnen allen! (TAZ, 2020)

Demgegenüber steht eine massive Kritik an Aktivismus bis hin zum Terrorismus-Vorwurf, der in der WELT geäußert wird. Es ist ein Normalitätsverstoß, der hier die Autoren triggert.

Die Ursache des Staus an diesem Morgen sind Menschen, die sich an Seile gebunden von einer Autobahnbrücke baumeln lassen, um den demokratisch beschlossenen und legitimierten Bau der A49 durch den Dannenröder Forst zu verhindern. Sie instrumentalisieren das legitime Anliegen für mehr Klimaschutz und machen daraus: Terrorismus. (WELT, 2020)

Protest wird hier einem demokratisch beschlossenem und damit als gemeinnützig angesehen Autobahnbau gegenübergestellt und als Angriff auf die soziale Ordnung bewertet. Mit dem Terrorismus-Vorwurf geht implizit auch eine Legitimation für eine harte Bekämpfung der „Terroristen“, in diesem Falle der Klimaaktivist:innen, einher.

6.4 Diversität

Mit hoher emotionaler Valenz werden in dem Themenfeld Diversität vor allem die Gleichstellung Homosexueller und etwaige Maßnahmen der positiven Diskriminierung wie eine Quote für Frauen in Führungspositionen behandelt. Außerdem erzeugt die Verwendung geschlechtergerechter Sprache und eine vermeintliche politische Korrektheit vor allem die Aufmerksamkeit von Kommentator:innen in der konservativen WELT.

In der TAZ zeigt sich erneut, dass Ungleichbehandlungen ein im progressiven Diskurs ganz entscheidendes triggerndes Moment darstellen. Im Feld der Diversität geht es dabei beispielsweise um die gleichgeschlechtliche Ehe. In der Formel „Ehe für alle“ steckt bereits ein weithin generalisierbarer Anspruch der Gleichbehandlung, nämlich, dass LGBTIQ-Personen dieselben Rechte wie heterosexuellen Paaren zukommen sollten. Ein wichtiger Punkt ist dabei die notwendige Verrechtlichung des Zusammenlebens in Form der Ehe, die sogar als Menschenrecht dargestellt wird.

Das Recht auf Ehe im Sinne gemeinsamer Übernahme von Verantwortung und namens der Liebe ist ein Menschenrecht, das nicht an biologische Voraussetzungen geknüpft bleiben darf. (TAZ, 2015)

Im positiven Sinne triggert nicht nur die rechtliche Gleichstellung, sondern auch der „kulturelle Gewinn“, der mit diesem politischen Erfolg verbunden ist. Darüber hinaus werden mit der ehelichen Gleichstellung auch weitergehende Effekte hinsichtlich des gesellschaftlichen Respekts für LGBTIQ-Personen erwartet.

Aber vor allem ist der atmosphärisch-kulturelle Gewinn, der mit der Ehe für alle eingesteckt werden kann, die Voraussetzung aller weiteren Besserungen, etwa im gesellschaftlichen Respekt vor LGBTI*-Menschen. (TAZ, 2020)

Im Duktus der Diskriminierungsvermeidung wird in der TAZ auch die Frauenquote diskutiert. In der Kritik stehen hierbei vor allem die Individualisierung dieses als im Kern strukturell beschriebenen Problems.

Der Irrglaube, die Probleme würden sich schon von alleine lösen, Männer-Netzwerken und gläserner Decke zum Trotz, ist unter jungen, selbstbewussten Frauen leider enorm verbreitet. Forschungsergebnisse werden schlicht ignoriert, die eigene Charakterstärke als Allheilmittel gesehen. (TAZ, 2010)

In der WELT sorgen sowohl Normalitätsverstöße als auch Entgrenzungsbefürchtungen für eine emotionale Auseinandersetzung. Zentrales Diktum der konservativen Trigger ist die Lächerlichkeit und Absurdität der beschriebenen Phänomene.

[…] Stunde der Sex-Ideologen; statt der Love Parade droht eine Genderdiktatur: Männerrunden werden bald vorsichtshalber behaupten, unter ihnen seien einige früher einmal eine Frau gewesen. (WELT, 2015)

Auffällig ist, dass das sprachliche Repertoire dieser Normalitätskritik aus drastischen Begriffen wie „Diktatur“ besteht. Auch der Vorwurf der „Ideologie“ und des „Moralistentums“ fungieren als Vehikel zur Diskreditierung politischer Veränderungsbestrebungen. Mit ähnlicher Zielstellung werden Vergleiche mit der DDR angestrengt, etwa wenn es um den Sexualkundeunterricht an baden-württembergischen Schulen geht:

Die Stuttgarter Sexualkundepläne sind eine Jungpionierindoktrination zum Sozialismus in Neuauflage, nur diesmal gegen heterosexuelle Eltern statt gegen Kapitalisten. (WELT, 2015)

Wenn gleich in einigen Meinungsstücken die gleichgeschlechtliche Ehe als Gebot der Freiheit der einzelnen verteidigt wird, gibt es auch andere Stimmen, die sich ganz im Sinne einer Entgrenzungsbefürchtung auf einer „slippery slope“ wähnen, weswegen es geboten sei, sich vehement gegen diese Entwicklung zu stemmen (Hirschman 1991).

Wer Ja zur vollen gleichgeschlechtlichen Ehe sagt, könnte auch Ja zur Vielehe sagen müssen. Aber da ist noch mehr. Wer Ja zur Vorbildrolle geschlechtlicher Minderheiten sagt, könnte auch Ja zur Vorbildrolle politischer Minderheiten sagen müssen – und zwar aller solcher Minderheiten. (WELT, 2015)

Es geht dabei um das Gefühl des Kontrollverlustes, der mit einzelnen Maßnahmen, hier die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe, beginnt und zu einer Inflation der Ansprüche, einer nicht mehr aufzuhaltenden Welle von weiteren Maßnahmen, die normativ problematisch sind. Diese argumentative Figur findet sich spiegelbildlich auch in Alltagsdiskursen um Diversität, wenn vor allem konservativ eingestellte Menschen befürchten, dass durch einzelne Schritte etwas Großes ins Rutschen kommt, was gesellschaftliche Normalität, so wie sie bisher wahrgenommen wurde, bedrohen würde (Mau et al. 2023: 254).

Überhaupt wird von den Kommentator:innen der WELT das Gendern kritisch betrachtet.

Herausgekommen aus dem Laboratorium ist ein Sprachvirus akademischer Eliten und ihrer Fans. (WELT, 2020)

Was sich jedoch im Zuge des Genderns abspielt, ist ein gewaltsamer Prozess, der die Verständlichkeit einer Sprache ad absurdum führt. Wer in diesem Zusammenhang von der Unversöhnlichkeit der beiden ‚Sprachfronten‘ spricht, übersieht, dass die Unversöhnlichkeit bei den Genderisten anzutreffen ist. (WELT, 2020)

Hier triggert die als oktroyiert empfundene Verhaltenszumutung, das „Virus“ also, mit dem akademische Eliten Sprache „infizieren“. In dieser metaphorischen Wendung muss die „Virusinfektion“ der gendergerechten Sprache bekämpft werden. Bemerkenswert ist außerdem die Etablierung des Genderns gar als gewaltvoller Prozess einzelner akademischer „Genderisten“. Das Gendern selbst wird als Zumutung abgelehnt und Schreib- und Sprachweisen bewusst lächerlich gemacht, um die empfundene Absurdität dieser Regelungen vorzuführen. Etwa, wenn es heißt:

Anne Will zum Beispiel gendert ziemlich vorbildlich und nicht ohne Stolz, wenn sie dem Chef des Bundes der Steuerzahler*_Innen (oder so) zeigt, wo anstandskommunikativ der Hammer hängt. (WELT, 2020)

Die Kombination aus * und _ sowie das nachgestellte „oder so“ fungiert als ein Marker für eine Abwertung und Lächerlichkeit dieser Praxis. Während in den vorherigen Ungleichheitsarenen beide Zeitungen in der Struktur der Argumente zu ähnlichen Ergebnissen – etwa einer Gefährdung der Demokratie – gekommen sind, lässt sich diese Konstellation in der Diversitätsarena nicht finden. Vielmehr geht es der TAZ um eine positiv konnotierte Ausweitung von Rechten und Anerkennung beispielsweise in Bezug auf homosexuelle Paare. In WELT hingegen herrscht die Strategie der Eindämmung gegenüber möglicher Anspruchsinflationen vor. Man versucht Formen der Verhaltensänderung, wie das Gendern, zurückzudrängen und zu delegitimieren.

7 Mechanismen medialen Triggerns

In allen vier Feldern, besonders aber in Fragen der Migration und Diversität, sind die Argumente von eingängigen sprachlichen Bildern, steilen Vergleichen und Metaphern wie etwa „Chaos“, „Terrorismus“, „DDR-Zeit“, „Gleichschaltung“ oder „Virus“ geprägt. In ihren stärksten Formen wie etwa dem Vorwurf der „Sex-Ideologie“ zu Fragen des Genderns oder der „Gleichschaltung“ wie in „besten DDR-Zeiten“ in der Migrationsdebatte verfolgt vor allem die konservative WELT eine Strategie der rhetorischen Eskalation, die eine polemische und zugespitzte politische Auseinandersetzung zur Folge hat. In der TAZ finden sich zwar auch sprachliche Bilder, etwa wenn die Klimapolitik der Regierung mit dem Ausspruch „Kommste heut nicht, kommste morgen“ kritisiert wird. Die Wahl der Worte und sprachlichen Bilder ist allerdings deutlich harmloser und weniger eskalatorisch angelegt als in der WELT.

Aus den Meinungsstücken lassen sich zwei zentrale Mechanismen destillieren, wie mediales Triggern funktioniert. Der erste Mechanismus ist die Nutzung von Überspitzungen und Metaphern, die in Form starker sprachlicher Bilder daherkommen. Als zweiter Mechanismus kann die Argumentation mithilfe von moralisch intuitiv plausiblen Sozialfiguren benannt werden. Beide Instrumente bieten bestimmte Interpretationsschablonen für soziale Probleme an (Bougher 2012).

Metaphern sind ein übliches rhetorisches Mittel, um sozio-politische Fragen in der Öffentlichkeit zu verhandeln, weil sie es ermöglichen, ein komplexes und abstraktes Problem in einfache verständliche Bilder zu verpacken (Landau & Keefer 2014; Bougher 2012). Metaphern dienen als eine intuitiv einleuchtende Heuristik, bei der die Logik eines Gegenstands („Virus“) auf ein abstrakteres Problem angewandt wird (z. B. Gendern). Wenn das Gendern als Sprachvirus bezeichnet wird, legt das eine allumfassende Bekämpfung dieser „Infektion“ nahe, die keinen Raum für Kompromisse lässt. Wer im Zuge von Migrationsbewegungen von „purem Chaos“ spricht, legt den Schluss nahe, dass umfassende Kontrolle die Lösung ist. Spricht man, wenn es um Diversitätsanliegen geht, von „Jungpionierindoktrination“ oder von „DDR-Zeit“ allgemeiner, insinuiert das Unfreiheit, Zensur und die Existenz einer Meinungselite oder Nomenklatura, gegen die sich mutige Bürger:innen ähnlich wie 1989 zur Wehr setzen müssen. Ein im kollektiven Gedächtnis der deutschen Gesellschaft tief verankertes Ereignis wird so als historischer Bezugspunkt gegen die aktuellen Verhältnisse eingesetzt. In der politisch links orientierten Presse hingegen wird mit dem „Wahnsinn“ in den griechischen Flüchtlingslagern und der „beschämenden“ gewaltvollen Realität in Deutschland ein Bild von der Verletzlichkeit der Flüchtenden und ihrer Bedrohung durch Anschläge in Deutschland gezeichnet, das als Kriterium zur Evaluation von Fluchtbewegungen einen gänzlich anderen Interpretationsrahmen schafft als der Frame der Kontrollierbarkeit.

Daneben kommen in den einzelnen Feldern auch immer Sozialfiguren zum Einsatz. In ihnen spiegeln sich in moralisch kondensierter und stilisierter Form Werturteile über soziale Gruppen wider. Diese Werturteile werden dann genutzt, um tiefergehende moralische Argument über soziale Ordnung zu machen. Klimaaktivist:innen werden in der TAZ beispielsweise als eine Gruppe konstruiert, die dem Klima-Thema in der Aufmerksamkeitsökonomie Beachtung verschafft. Dahinter steht das an Politik und Gesellschaft gerichtete Argument, dass es mehr und schnellere Maßnahmen gegen den Klimawandel benötigt. In der WELT hingegen rückt man Blockadeaktionen in die Nähe von Terrorismus und unterstreicht so den Bedrohungscharakter für die öffentliche Ordnung. Diese figurativen Verdichtungen haben, gerade weil sie nah an alltagsweltlichen Phänomenen und Erfahrungen konstruiert sind, ein hohes Triggerpotenzial.

8 Fazit

Dieser Beitrag hat sich zum Ziel gesetzt, die von Mau et al. (2023) entwickelte Typologie der Triggerpunkte auf den Fall des deutschen Mediendiskurses anzuwenden. Dazu wurden Emotionen in Meinungsstücken deutscher Zeitungen sowie die damit verkoppelten Argumentationsmuster untersucht. Affekte, so eine zentrale Annahme, fungieren als Infrastrukturen für Kritik (Zink 2024) und haben maßgeblichen Einfluss auf die soziale Wirkmächtigkeit der vorgebrachten Argumente. Mithilfe einer neuen Methode zur Klassifikation von Emotionen in politischem Text (Widmann & Wich 2022) wurde zunächst analysiert, welche Emotionen in deutschen Kommentarspalten vorherrschend sind. Besonders emotionale Artikel wurden dann qualitativ genauer unter die Lupe genommen. Die vier identifizierten Typen solcher Triggerpunkte, nämlich Ungleichbehandlungen, Normalitätsverstöße, Entgrenzungsbefürchtungen und Verhaltenszumutungen, dienten dabei als Analyseraster für die qualitative Aufschlüsselung von Meinungsstücken. Im Ergebnis zeigt sich, dass in den Meinungsstücken aller deutscher Qualitätszeitungen der Ärger die mit Abstand am weitesten verbreitete politische Emotion ist. Eine Ursache dafür ist vermutlich, dass Negativität per se einen zentralen journalistischen Nachrichtenfaktor besitzt (Lengauer et al. 2012). Thematisch findet sich Ärger in erster Linie dort, wo Verteilungsfragen und Fragen der Zuwanderung und Integration verhandelt werden. In besonders hohem Maße emotionalisierte Artikel kommen vor allem in der TAZ und der WELT vor.

Eine Übersicht über die herausgearbeiteten Triggertypen bietet Tabelle 1. In der TAZ sind Kommentator:innen vor allem von Ungleichbehandlungen gegenüber etwa Arbeitslosen, Geflüchteten oder LGBTIQ-Personen getriggert. Typisch für TAZ-Journalist:innen ist, für benachteiligte Gruppen einzutreten und sich anwaltlich auf ihre Seite zu schlagen (Pfetsch et al. 2004). Zudem ist die Kritik an sozio-ökonomischer Ungleichheit, einer wachsenden sozialen Spaltung und der fehlenden Integrationsmöglichkeiten für Zugewanderte verbreitet. In der WELT hingegen ist der Normalitätsverstoß der wichtigste Triggertyp. Allerdings nicht nur hinsichtlich Entrüstung über Figuren der Grenzüberschreitung, sondern auch in der vorgebrachten Kritik einer als falsch empfundenen Normalität, wie den vermeintlich perversen Anreizen, die die Institutionen des Sozialstaates senden. Entgrenzungsbefürchtungen tauchen in erster Linie in Klimafragen auf. Auf progressiver Seite – in der TAZ – ist die Unterlassung oder zu langsame Umsetzung von Klimaschutz Stein des Anstoßes, auf konservativer Seite – in der WELT – triggern zu weit gehenden Maßnahmen, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung erodieren würden. Der Typus der Verhaltenszumutung findet sich nur selten in den Meinungsspalten und wird einzig bei der Diskussion um gendergerechte Sprache in der WELT beklagt.

Tab. 1:

Zentrale Typen von Triggern nach Zeitung und thematischem Feld

TAZ

WELT

Verteilung

Ungleichbehandlung

Diskriminierung von Hartz-IV-Empfängern, Ungleichheitskritik

Normalitätsverstoß

Falsche Anreize des Sozialstaates, Institutionenkritik

Migration

Ungleichbehandlung, Normalitätsverstoß

Diskriminierung von und Angriffe auf Geflüchtete/n, rassistische Normalität

Normalitätsverstoß, Entgrenzungsbefürchtung

Warnung vor Parallelgesellschaften und Kontrollverlust, Sagbarkeitsverbote

Klima

Entgrenzungsbefürchtung

Warnung vor Klimakatastrophe, zu wenig Maßnahmen, zu langsam umgesetzt

Entgrenzungsbefürchtung

Warnung vor Überforderung der Gesellschaft, Dysfunktionalität

Diversität

Ungleichbehandlung

Diskriminierung von LGBTIQ-Personen, Forderung nach Ausweitung von Rechten und Anerkennung

Normalitätsverstoß, Entgrenzungsbefürchtung

Lächerlichkeit und Gefährlichkeit des Genderns, Warnung vor Anspruchsinflation (Ehe)

Dieser Aufsatz nimmt bewusst die emotionalisierten Ränder der medialen Meinung in den Blick. Das sich daraus ergebende Bild ist zwangsläufig ein besonders konfliktbeladenes, in dem Themen kontrovers mit zuweilen polemischer Sprache verhandelt werden. Stärker moderierende und auf Vermittlung und Konsens ausgerichtete Meinungsstücke fallen dabei unter den Tisch. Allerdings könnten diese ein wichtiges Korrektiv zur Polarisierungsperspektive bieten. Eine weitere wichtige Limitation ist, dass soziale Medien oder Internetforen nicht in die Analyse einbezogen werden. Gerade aus diesen Medien könnte sich jedoch eine besonders polarisierte Meinungslandschaft ergeben, die dann auch mit einer stärkeren individuellen Wahrnehmung von Polarisierung verbunden ist (siehe Bail 2021).

Die Konjunktur der Polarisierungsdiagnose ist auch auf die mediale Inszenierung von Gespaltenheit zurückzuführen. Insgesamt sollte die Rolle von Journalist:innen, ihre Gesellschaftsimagination und besonders ihre Polarisierungswahrnehmung stärker in den Forschungsfokus gerückt werden. Ob sie sich als Moderator, Advokatin oder Agenda-Setter verstehen, hat maßgeblichen Einfluss auf die Meinungslandschaft in deutschen Zeitungen. Medien und die mediale Meinung dienen als wichtige Argumentationsgrundlage im politischen Alltagsdiskurs (Gamson 1992: 117). Menschen beziehen sich im alltäglichen Argumentieren auf medial besonders hervorgehobene Ereignisse wie Erfolg und Aufmerksamkeit des Buches von Thilo Sarrazin 2010, konstruierte Sozialfiguren wie den „hemmungslosen Transfergeldempfänger“ und leicht verfängliche Phrasen wie den Vorwurf der „Ideologie“ oder der „Gleichschaltung“. Triggernde Medieninhalte, die politische Botschaften affektiv verpacken, stoßen so mit größerer Wahrscheinlichkeit auf Resonanz in der Bevölkerung, weil sie sich auf vorhandene argumentative Repertoires stützen oder diese durch die Verkopplung von Emotion und Inhalt überzeugend hervorbringen.

Über den Autor / die Autorin

Julian Heide

Julian Heide, geb. 1996 in Salzwedel, Studium der Sozialwissenschaften in Berlin und Haifa. Seit 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrbereich Makrosoziologie der Humboldt-Universität zu Berlin.

Forschungsschwerpunkte: Politische Soziologie, Medien und Einstellungen, Klimawandel, Armutsforschung.

Danksagung

Für wertvolles Feedback zu diesem Aufsatz danke ich Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser, Katja Schmidt, Christoph Neuberger und Dominik Flügel. Nastia Nedjai, Alma Below, Elisabeth Hanak und Carsten Braband sei für ihre Unterstützung im Forschungsprozess gedankt.

  1. Replikationsmaterialien: https://osf.io/5d78f/

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Online erschienen: 2025-05-21
Erschienen im Druck: 2025-06-03

© 2025 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Heruntergeladen am 1.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2025-2015/html
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