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Genossenschaften von Solo-Selbstständigen als neue Arbeitsmarktorganisationen

  • Birgit Apitzsch

    Birgit Apitzsch, geb. 1978, Studium der Soziologie in Leipzig und Bielefeld, Promotion in Duisburg-Essen. Von 2005–2009 Doktorandin und Postdoc am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, 2011/2012 Max Weber Fellow am Europäischen Hochschulinstitut Florenz, 2009–2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen und am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) Göttingen. Seit 2021 Professorin für Soziologie/Arbeit, Wirtschaft und Wohlfahrt an der Ruhr-Universität Bochum.

    Forschungsschwerpunkte: Arbeits-, Organisations-, Professions- und Rechtssoziologie.

    Wichtigste Publikationen: Digitalisierung und Arbeit (mit K.-P. Buss, M. Kuhlmann, M. Weißmann, H. Wolf), Frankfurt 2021; Traditionelle und neue intermediäre Akteure in den Arbeitswelten hochqualifizierter Solo-Selbstständiger (mit C. Ruiner & M. Wilkesmann Industrielle Beziehungen 2016, 23, 477–497), Flexibilität und Beschäftigungswandel (mit K. Shire, S. Heinrich, H. Mottweiler, M. Tünte), Weinheim 2015.

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    und Caroline Ruiner

    Caroline Ruiner, geb. 1979, Studium der Betriebswirtschaftslehre und Soziologie in Frankfurt a. M., Promotion in Augsburg, Habilitation in Bochum. Von 2005–2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Augsburg, Bochum und Dortmund, von 2016–2018 Vertretungsprofessorin an den Universitäten Bochum und Trier sowie von 2018–2019 Juniorprofessorin an der Universität Trier; seit 2019 Professorin für Soziologie an der Universität Hohenheim.

    Forschungsschwerpunkte: Arbeits- und Organisationssoziologie, Wandel von Arbeit und digitale Transformation.

    Wichtigste Publikationen: Arbeits- und Industriesoziologie (mit M. Wilkesmann), Paderborn, 2016; Voice through Exit – Changing Working Conditions by Independent Contractors’ Participation (mit M. Wilkesmann & B. Apitzsch, Economic and Industrial Democracy, 2020, 41(4), 839–859; Autonomy and New Modes of Control in Digital Work Contexts – a Mixed-Methods Study of Driving Professions in Food Logistics (mit M. Klumpp), Employee Relations, 2022, https://doi.org/10.1108/ER-04-2021-0139.

Veröffentlicht/Copyright: 28. Juni 2022
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Zusammenfassung

Genossenschaften erfahren in jüngster Zeit in ihrem empirischen Auftreten und als Forschungsgegenstand eine Renaissance. Dieser Beitrag exploriert Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige als neue Arbeitsmarktorganisationen. Ziel ist es, zu erfassen, wie Genossenschaften als Organisationstyp Mobilität organisieren und welche Organisationsdynamiken damit verbunden sind. In einem Vergleich zweier Fälle aus IT und Medizin werden Genossenschaften über die zentralen Organisationsmerkmale Ziel, Mitgliedschaft und Struktur bestimmt und es wird ihre Rolle auf dem Arbeitsmarkt diskutiert. Genossenschaften mit dem Ziel der solidarischen Organisation von Mobilität von Solo-Selbstständigen können als Hybride zwischen Interessenvertretungs- und Vermittlungsorganisationen gesehen werden, die sich in der sozialen Integration ihrer Mitglieder von anderen Arbeitsmarktorganisationen und sozialen Netzwerken unterscheiden. Mit der Analyse wird ein Beitrag zur empirischen Erforschung von Genossenschaften sowie zu ihrer organisationssoziologischen Einordnung geleistet.

Abstract

Cooperatives have recently experienced a renaissance in their empirical appearance and as an object of research. This paper explores cooperatives by and for solo self-employed as new labor market organizations. The aim is to understand how cooperatives organize mobility and what organizational dynamics are associated with the cooperative form of organization. A comparison of two cases from IT and medicine shows that cooperatives can be specified by the central organizational characteristics of goal, membership and structure. Moreover, their role in the labor market is discussed. Cooperatives with the goal of a solidarity-based organization of mobility of solo self-employed can be seen as hybrids between interest representation and intermediary organizations, which differ from other labor market organizations and social networks in the social integration of their members. The analysis contributes to the empirical study of cooperatives and to their sociological classification alongside other labor market organizations.

1 Einleitung

In jüngster Zeit stehen Genossenschaften verstärkt im Fokus der öffentlichen wie der sozialwissenschaftlichen Aufmerksamkeit (Spear 2000; Birchall 2011; Cheney et al. 2014; Walk 2019; Heinze 2020; Thäter & Gegenhuber 2020). In Fragen der lokalen Daseinsvorsorge wie auch als Ausgangspunkte einer umfassenderen sozial-ökologischen Transformation in Postwachstumsgesellschaften gelten sie als Hoffnungsträgerinnen. Insbesondere in wirtschaftlichen Krisenzeiten und unter der Bedingung wachsender sozialer Ungleichheiten erleben Genossenschaften eine Renaissance, indem sie ihren Mitgliedern Schutz vor Unwägbarkeiten des Marktes bieten sollen und demokratische Gegenentwürfe zu kapitalistischen Wirtschaftsformen präsentieren (Bierhoff & Wienold 2010: 220; Atmaca 2014), weil sie „sich gegen die Markttyrannei auf der einen und die staatliche Regulierung auf der anderen Seite“ (Burawoy 2015: 51 f.) wenden. Gleichzeitig treten Genossenschaften als Organisationen auf, die mit dem Moment der Marktschließung ihren Mitgliedern Vorteile bieten, ohne zwingend auch sozialreformerische Ansprüche zu formulieren (Kerber-Clasen 2012).

Arbeitsmarktrelevant werden Genossenschaften mit ihren Beiträgen zur wirtschaftlichen Entwicklung einer Region oder als Arbeitgeberorganisationen, die soziale Ungleichheiten in ihrem internen Positionssystem reproduzieren (Hacker 1988; Miller 2012). Beiträge zur regionalen Wirtschaftsentwicklung (Ozarow & Croucher 2014) werden in der deutschen Genossenschaftsforschung um die Perspektive der lokalen Infrastrukturförderung ergänzt (Klemisch & Vogt 2012). In beiden Fällen werden genossenschaftliche Projekte mit der Schaffung von Arbeitsplätzen verbunden. Außerdem sind neue, bisher in der Genossenschaftsforschung unberücksichtigte Organisationsformen zu beobachten (Schmale 2017) – beispielsweise als Alternative zu prekärer Erwerbsarbeit und zu Arbeitslosigkeit (Flieger 2008; Bierhoff & Wienold 2010; Guerra 2017), als Zusammenschlüsse von Wissensarbeiter*innen und Selbstständigen (Apitzsch et al. 2016), ebenso zur Vermittlung von Angebot und Nachfrage bei Crowdwork (Heinze 2020; Thäter & Gegenhuber 2020). Diese Beobachtungen verdeutlichen eine weitreichende, bereits seit den 1980ern reklamierte Leerstelle an systematischer Forschung zu Genossenschaften (Hettlage 1981; Fürstenberg 1995; Kerber-Clasen 2012). Zudem besteht Bedarf an einer soziologischen Einordnung als Arbeitsmarktorganisation.

Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen gewinnen im Zuge des umfassenden Arbeitsmarktwandels an Relevanz, allen voran im Zusammenhang mit der Ausweitung atypischer Beschäftigungsformen, die in der Regel mit einem größeren Mobilitätserfordernis und vor allem mit häufigeren Betriebswechseln einhergehen. Die Arbeitsmärkte für Solo-Selbstständige, insbesondere im hochqualifizierten Dienstleistungsbereich, sind für eine Untersuchung besonders interessant, da sich das Problem des Zugangs zu Arbeit, aber auch der Konkurrenz und der individuellen Interessenvertretung verschärft stellt und hier neue Formen von Zusammenschlüssen zu beobachten sind. Im Jahr 2018 umfasste die Gruppe der Solo-Selbstständigen 2,23 Millionen Personen und damit über die Hälfte der Selbstständigen, mit Schwerpunkten in den Informatik- und Medizinberufen (Bonin et al. 2020).

Auch bei loserer Bindung an eine*n Arbeit- oder Auftraggeber*in bleiben Organisationen ein zentraler Faktor für die Erklärung von Beschäftigungschancen, Einkommen und Mobilität (Goedicke 2006). Dies schließt unmittelbar an die Betrachtung neuer Intermediäre auf Arbeitsmärkten an, die sich bislang auf die Rolle von Vermittlungsagenturen als Labor Market Intermediaries (Bonet et al. 2013) fokussiert haben. Als solche tragen sie zur Vermittlung von Aufträgen zwischen Solo-Selbstständigen und Auftraggeber*innen bei und verhandeln über Verträge und Arbeitsbedingungen (Ruiner et al. 2019). Aus einer Kritik an diesem Geschäftsmodell haben sich Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige gegründet, die einen stärker solidarischen Charakter aufweisen. Prinzipiell stehen diese dann auch in Konkurrenz zu etablierten Gewerkschaften und Berufsverbänden, da diese gleichermaßen über (gute) Arbeitsbedingungen verhandeln (Apitzsch et al. 2016).

Dieser Beitrag zielt auf ein Verständnis von Genossenschaften als Organisationen, die in diesen volatilen Arbeitsmärkten Mobilität organisieren. Dabei konzentrieren wir uns auf den Wechsel zwischen Arbeit- oder Auftraggeber*innen und damit auf einen Ausschnitt aus dem Spektrum der in der Arbeitsmarktforschung verhandelten Mobilitätsformen (Pointner & Hinz 2005). Die Auseinandersetzung mit Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen trägt zur Genossenschaftsforschung wie auch zur Organisationssoziologie bei. Sie geht von der Annahme aus, dass Einsichten aus diesen Bereichen zusammengeführt werden sollten, um das Spezifische an genossenschaftlichen Arbeitsmarktorganisationen zu verstehen.

Der Beitrag wird zunächst den relevanten Forschungsstand rekapitulieren. Erstens explorieren wir die Anschlussmöglichkeiten zwischen Organisations- und Genossenschaftsforschung, um die Besonderheiten der hier untersuchten Genossenschaften empirisch greifbar zu machen. Zweitens wird im Vergleich der genossenschaftlichen Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen zu anderen Arbeitsmarktorganisationen herausgearbeitet, wie sich die Organisation von Mobilität in Genossenschaften von anderen Arbeitsmarktorganisationen unterscheidet.

Die empirische Grundlage bildet eine explorative qualitative Untersuchung der Genossenschaften von Solo-Selbstständigen in IT und Medizin. Diese beiden Bereiche wurden ausgewählt, da insbesondere in diesen Arbeitsmärkten eine Ausweitung von Genossenschaftsgründungen und von hochqualifizierter Solo-Selbstständigkeit beobachtet werden konnte, sich die Passung zur Gemeinwohlorientierung von Genossenschaften aber in unterschiedlich professionalisierten Kontexten unterscheiden kann. Wir diskutieren die Ergebnisse in Hinblick auf die Organisationsmerkmale von Genossenschaften und deren Einordnung als neue Arbeitsmarktorganisationen. Ebenfalls werden organisationssoziologische Implikationen der Erforschung von Genossenschaften reflektiert. Der Beitrag endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf.

2 Konzeptioneller Rahmen und Forschungsstand

2.1 Organisationsmerkmale von Genossenschaften

Genossenschaften zeichnen sich aus durch demokratische Prinzipien und die „personale Selbstgestaltung im kooperativen Leistungsverband“ (Fürstenberg 1995: 97). Genossenschaften fördern die Partizipation und Selbstbestimmtheit ihrer Mitglieder bei gleichzeitiger Unterstützung und Absicherung durch kollektive Strukturen (Rößl et al. 2007; Ringle 2010; Vieta et al. 2016). Insofern steigern sie als Kollektiv – wie andere neue Organisationsformen (Jungmann 2020) – die Handlungsfähigkeit der Einzelnen. Die Landschaft der Genossenschaften ist sowohl in ihrer sektoralen als auch in ihrer normativen Ausrichtung vielfältig (Klemisch & Vogt 2012; Walk 2019). Besonders relevant für die Untersuchung von Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen sind Erwerbsgenossenschaften (Weber 1962; Blome-Drees et al. 2016), die Mitgliedern bei dem Erwerb eines Einkommens behilflich sind und in Förder- und Produktivgenossenschaften unterschieden werden können. Fördergenossenschaften unterstützen ihre Mitglieder und ihre Betriebe, indem sie zu deren Erhaltung und Stärkung beitragen. Produktivgenossenschaften basieren auf dem gemeinschaftlichen Betrieb der Mitglieder in Form gemeinsamer Unternehmungen, d. h. die Mitglieder sind gleichzeitig Mitarbeitende der Genossenschaft. Produktivgenossenschaften berühren damit auch normative Fragen der Ausgestaltung von Erwerbsarbeit und weisen in dem Maße, in dem sie auf Veränderungen jenseits ihrer Mitgliedschaft zielen, auch Bezüge zu politischen Organisationen auf (Hoebel 2012).

Die Vielfalt der Ziele und der normativen Ausrichtungen von Genossenschaften erschwert die genaue Eingrenzung dieses Organisationstyps. Ebenso wenig lassen sie sich allein über die Rechtsform bestimmen (Kerber-Clasen 2012). Daher wurden historisch genossenschaftliche Grundprinzipien zur Kategorisierung von egalitären Gesellschafts- und Regierungsformen herangezogen, aber auch zur Markierung von Partizipationsformen, die zumindest das Potenzial demokratischer Kontrolle betrieblicher Herrschaft in sich tragen (Hettlage 1981; Schimmele 2019). In einem engeren Sinne werden für genossenschaftliche Organisationsformen drei Grundprinzipien postuliert (Bierhoff & Wienold 2010): Das Prinzip der Mitgliederförderung, das Identitätsprinzip und das Demokratieprinzip. Diese Grundprinzipien sollen im Folgenden organisationssoziologisch eingeordnet werden entlang der zentralen Organisationsmerkmale: Organisationen zeichnen sich grundsätzlich dadurch aus, dass sie ein Ziel bzw. einen Zweck haben, dass die Mitgliedschaft für die Bestimmung organisationaler Grenzen relevant ist und dass eine hierarchische Organisationsstruktur besteht (Kühl 2003).

Für Genossenschaften typische Organisationsziele lassen sich aus dem genossenschaftlichen Grundprinzip der Mitgliederförderung ableiten. Dieses umfasst eine stärkere Gewichtung von sozialen, wirtschaftlichen oder kulturellen Formen der Förderung der Genossenschaftsmitglieder gegenüber der Gewinnerwirtschaftung (Bierhoff & Wienold 2010). Auch wenn idealtypisch Werte der Selbsthilfe und Selbstverwaltung sowie Solidarität im Vordergrund stehen und die freiwillige Einordnung und Bemühung für das gemeinsame Wohl, schließen sich die Mitglieder z. B. von Erwerbsgenossenschaften nicht ausschließlich aus Idealismus zusammen, sondern auch aufgrund besserer Arbeitsmarktchancen (Grünfeld 1928). Dabei gelten Genossenschaften als anti-kapitalistische Vereinigungen, die gegen die Mächte, Kräfte und Tendenzen der kapitalistischen Wirtschaft schützen sollen (Weippert 1957). Die Relevanz sozialreformerischer Ziele in Genossenschaften variiert; tatsächlich sind liberale Genossenschaften quantitativ bedeutsam (Kerber-Clasen 2012). Prinzipiell kann jedoch von variierenden Mischungsverhältnissen instrumenteller und expressiver Zielsetzungen ausgegangen werden (Müller-Jentsch 2008a).

Genossenschaften ziehen hinsichtlich der Mitgliedschaft klare Grenzen. Um Mitglied zu werden, ist ein Beitrag zum Eigenkapital der Genossenschaft zu leisten, quasi ein festgelegter Geschäftsanteil zu erwerben. Als Mitglied haben Genoss*innen die Möglichkeit, die Leistungen der Genossenschaft zu nutzen, an den Versammlungen teilzunehmen und die Geschäftsunterlagen einzusehen. Im Gegenzug verpflichten sie sich zur Förderung der Genossenschaft und zur Einhaltung der Satzung. Gerade in den Erwerbsgenossenschaften kommt es hinsichtlich der Mitgliedschaft zu einer Besonderheit: Das Identitätsprinzip bedeutet ein Zusammenfallen der Rollen von Arbeitgeber*innen und Mitarbeiter*innen bzw. Eigentümer*innen und Nichteigentümer*innen, wenn bspw. Mitarbeitende auch Leitungs- und Arbeitgeberfunktionen erfüllen (Bierhoff & Wienold 2010).

Hinsichtlich der Frage, wie Genossenschaften als Organisationen strukturiert sind, ist die Diskussion um das Demokratieprinzip (Bierhoff & Wienold 2010) relevant. Es unterbindet im Sinne eines one person – one vote die Konzentration von Einflussmöglichkeiten in Abhängigkeit von der Kapitalbeteiligung. Die Umsetzung und Variation der Ausgestaltung normativer Grundlagen von Genossenschaften, und insbesondere des Demokratieprinzips, sind Gegenstand weniger Studien, die auch aus organisationssoziologischer Perspektive interessant sind. So operieren Genossenschaften mit sozialreformerischer oder sozial-ökologischer Ausrichtung prinzipiell in einem kapitalistisch geprägten Umfeld: Sie bewegen sich in kompetitiven Absatzmärkten, sind in Lieferketten eingebunden und auf Finanzierung angewiesen (Bierhoff & Wienold 2010). Dies kann demokratische Entscheidungsprozesse unter Zeit- und Effizienzdruck setzen und eine Ausdifferenzierung der Mitglieder hinsichtlich Qualifikationen und Entscheidungsbefugnissen befördern (Hettlage 1981; Bierhoff & Wienold 2010). So wurden Genossenschaften hinsichtlich ihrer internen Organisation untersucht, wobei eine Entkopplung demokratischer und partizipativer Werte und Zielsetzungen von tatsächlichen Entscheidungspraktiken konstatiert und unterschiedliche Partizipationstypen unterschieden wurden (Heras-Saizarbitoria 2014; Meyers & Vallas 2016; Vieta et al. 2016; Hartz et al. 2020).

Darüber hinaus erscheint die Genossenschaftsforschung weitgehend entkoppelt von arbeitssoziologischen Diskussionen zu Formen der Kontrolle in der Transformation von Arbeitskraft in Arbeit (Minssen 2017). Tatsächlich stellt sich möglicherweise das Kontrollproblem in Genossenschaften weniger, insofern sie instrumentelle und moralische Motive gleichermaßen ansprechen können (Etzioni 1965). Zudem legen das Identitäts- und Demokratieprinzip nahe, dass sich Genossenschaften grundlegend von anderen Arbeitgeber*innen unterscheiden, indem sie eine umfassende Partizipation der Genoss*innen bzw. Mitglieder vorsehen und ein Interessengegensatz von Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen in dieser Organisationsform gerade nicht angelegt zu sein scheint (Schimmele 2019). Der bisherige Forschungsstand lässt aktuelle Entwicklungen wie die Ausweitung atypischer Beschäftigungsverhältnisse weitgehend unberücksichtigt (Eum 2019). Zudem wissen wir wenig über die branchen- und berufsspezifische Binnenorganisation. Auch das Markt- und Arbeitsmarktumfeld und seine Wechselbeziehung mit genossenschaftlichen Organisationen wurde bislang kaum untersucht. So könnte eine stärkere Gemeinwohlorientierung bspw. im Dritten Sektor oder in stark professionalisierten Arbeitsmärkten den Anpassungsdruck auf Genossenschaften in Richtung einer stärkeren Angleichung an gewinnorientierte Unternehmen moderieren.

2.2 Genossenschaftliche Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen

Für die Gruppe der Solo-Selbstständigen in hochqualifizierten Dienstleistungsberufen würde sich eine genossenschaftliche Organisationsform zunächst nicht erwarten lassen, insofern ihnen eine eher individualistischere Orientierung attestiert wird (Töpsch et al. 2001; Schmierl 2006). Gleichwohl lässt sich hier eine besondere Dynamik der Genossenschaftsgründung beobachten: In Deutschland gab es 2019 etwa 2 898 eingetragene gewerbliche Genossenschaften aus dem Bereich Handel, Handwerk, freie Berufe, Verkehr und Konsum. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 28,9 Prozent mehr Genossenschaften gegründet. Darunter waren Wohnungsgenossenschaften, Energiegenossenschaften und IT-Genossenschaften. Eine besonders hohe Zahl an Neugründungen (53 von 109) lässt sich dem Dienstleistungssektor zurechnen (Schmale 2017; Stappel 2019; Heinze 2020). Darunter fallen auch Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige im Dienstleistungsbereich, beispielsweise zur gemeinsamen Auftragsakquise. Diese Genossenschaftsform lässt sich insbesondere im Bereich der IT-Dienstleistungen, in der Medizin, aber auch in kreativen Berufen finden. Konkrete Angaben zu absoluten Zahlen sind nicht einsehbar. Unsere Internetrecherche im Jahr 2021 kommt auf eine Anzahl von 17 Dienstleistungsgenossenschaften zur Auftragsvermittlung von Solo-Selbstständigen. Deren Positionierung und auch interne Strukturierung war bislang nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.

Die Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen als Genossenschaften können am ehesten als Berufsausübungsgemeinschaft verstanden werden. Atmaca (2014: 52) spricht auch von „kollektiven Selbsthilfeeinrichtungen“, in welchen Personen Handlungen entweder individuell oder mit mehreren anderen Personen gemeinsam durchführen können, um sich selbst aus einer als verbesserungswürdig angesehenen Situation zu befreien, wobei das organisierte Zusammenwirken von Personen zur Lösung gemeinsamer Probleme oder das Erstreben gemeinsamer, durchaus wirtschaftlicher Ziele im Vordergrund stehen. Diese Genossenschaftsform hat das Ziel der Auftragsakquise bzw. -vermittlung und markiert eine Abkehr von etablierten Formen, beispielsweise des gemeinsamen Materialeinkaufs in Genossenschaften.

Bislang gibt es nur wenige Studien, die Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige untersuchen. Göler von Ravensburg (2010) analysiert den Aufbau und die wirtschaftlichen, sozialen und beschäftigungspolitischen Aspekte von Genossenschaften (Entrepreneur Cooperatives). Sie stellt heraus, dass sich Genossenschaften von Selbstständigen am ehesten in marktgesteuerten Umgebungen herausbilden und die Möglichkeit bieten, mit unterschiedlichen Organisationsstrukturen, Normen und Lernprozessen zu experimentieren. Jang (2017) erforscht Genossenschaften von Solo-Selbstständigen in Südkorea und zeigt, wie diese die Arbeitsplatzunsicherheit ihrer Mitglieder verringern. Derartige Genossenschaften werden zwischen Unternehmer- und Arbeitnehmergenossenschaften eingeordnet, was dem in der Erwerbsform Solo-Selbstständigkeit inhärenten Verschwimmen der Abgrenzung von Arbeitnehmer*in und Arbeitgeber*in entspricht (Streeck 2005). In diesem Zusammenhang wird herausgestellt, dass die arbeitsplatzsichernde und damit mobilitätsfördernde Wirkung der Genossenschaften von Solo-Selbstständigen von der Arbeitsmarktfähigkeit der Mitglieder abhängt und davon, ob sie spezialisierte Koordinator*innen beschäftigen (Jang 2017).

Die organisationssoziologische Einordnung von Genossenschaften, und insbesondere von genossenschaftlichen Zusammenschlüssen als Berufsausübungsgemeinschaften Solo-Selbstständiger, deutet auf Besonderheiten hin, die eine Reihe von Fragen hinsichtlich ihrer Funktionsweise als Arbeitsmarktorganisation und ihrer Rolle auf dem Arbeitsmarkt in der Förderung der Mobilität ihrer Mitglieder aufwirft. Dabei liegen die Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen, die gemeinsam Aufträge akquirieren, quer zur Unterscheidung von Förder- und Produktivgenossenschaften. Während Produktivgenossenschaften einen internen Arbeitsmarkt bilden, der typischerweise große Arbeitsplatzsicherheit verspricht (Heras-Saizarbitoria 2014) und eine interne Ausdifferenzierung von Positionen nahelegt (Bierhoff & Wienold 2010), ist der Zusammenschluss von Solo-Selbstständigen zur gemeinsamen Auftragsakquise gerade darauf angelegt, Mobilität und Arbeit in anderen Organisationen zu fördern.

2.3 Organisationen und Mobilität im Arbeitsmarkt

Der Fokus des Beitrags richtet sich auf neue Genossenschaftsformen, die im Zuge breiterer Arbeitsmarkttransformationen, insbesondere der Ausweitung mobiler, atypischer Beschäftigung, an Bedeutung gewinnen. Damit stellt sich die Frage nach ihrer Einordnung in ein breiteres Spektrum von Organisationen, die in Arbeitsmärkten auf Mobilität zwischen Betrieben wirken. Mobilität bezieht sich auf Veränderungen in der Zeit, wobei insbesondere die berufliche Position (Pointner & Hinz 2005), der Wechsel zwischen Erwerbsformen oder Betrieben betrachtet werden (Schulze Buschoff & Schmidt 2005; Ebner & Ehlert 2018). Dabei sind neben institutionalisierten Berufen insbesondere Arbeitsorganisationen ein zentraler Faktor für die Erklärung von Beschäftigungschancen, Einkommen und Mobilität (Goedicke 2006). Die Eingriffe von Organisationen in Arbeitsmärkte und Mobilitätsprozesse werden bislang selektiv und in verschiedenen Forschungstraditionen verhandelt. Im Mittelpunkt stehen Organisationen wie Gewerkschaften und Vermittlungsagenturen, die neben sozialen Netzwerken die Mobilität und Ungleichheitsverhältnisse in Arbeitsmärkten prägen, und die wir daher im Folgenden als Arbeitsmarktorganisationen bezeichnen.

Organisationen im Arbeitsmarkt werden bislang in erster Linie in ihrer Arbeitgeberfunktion betrachtet, insofern ihre Positionssysteme und auch Strategien der Rekrutierung, der Bindung von Arbeitskräften und der Gestaltung von Arbeitsbedingungen wesentlich die intra- und extraorganisationale Mobilität sowie Ungleichheitsverhältnisse in Arbeitsmärkten prägen (Baron & Bielby 1980; Goedicke 2006). In dieser Linie stehen auch Segmentationstheorien, die grundlegend unterscheiden zwischen den berufsfachlichen, durch horizontale Mobilität gekennzeichneten Arbeitsmärkten, außerdem dem Segment mit großer Mobilität zwischen Stellen mit niedrigen und unspezifischen Qualifikationsanforderungen, und betrieblichen Arbeitsmärkten mit stabilen Beschäftigungsbedingungen (Kerr 1954; Sengenberger 1987). Untersucht wird in der Weiterentwicklung dieser Perspektive, ob und in welcher Weise in geschlossenen und offenen Beschäftigungssystemen für Betriebe das notwendige Maß an berufsfachlichen Qualifikationen und Kompetenzen sichergestellt ist bzw. sichergestellt werden kann (Köhler & Loudovici 2008; Köhler & Struck 2008). Auch die Theorie der Beschäftigungssysteme fokussiert den Betrieb, der zwar über koexistierende Beschäftigungssysteme mit dem Arbeitsmarkt verbunden ist, aber gleichwohl entscheidet über Mobilität und Beschäftigungschancen verschiedener Erwerbsgruppen.

Gewerkschaften werden vor allem als organisierte Zusammenschlüsse von Arbeitskräften gegenüber Arbeitgeberorganisationen betrachtet. Allerdings gilt als „raison d’être der Gewerkschaft […] ihre Einflussnahme auf Gestaltung und Kontrolle des Arbeitsmarktes“ (Müller-Jentsch 2008b: 54). Ihre Erscheinungsformen und die Funktionen, die sie jenseits der Aushandlung von Vergütung und Arbeitszeit übernehmen, insbesondere in der Schließung des Arbeitsmarktes, variieren historisch und in Abhängigkeit vom jeweiligen polit-ökonomischem Kontext (Streeck 2005; Müller-Jentsch 2007). Eingriffe in die Mobilität von Arbeitskräften sind dabei eng mit gewerkschaftlicher Macht verbunden. So beruht die Verhandlungsposition früherer, zunftartiger Zusammenschlüsse und angelsächsischer Craft Unions auf der Begrenzung des Zugangs zu Arbeitsmärkten auf Grundlage von Fachqualifikationen. Closed-Shop-Systeme knüpfen den Zugang zu einem Arbeitsplatz in einem Unternehmen an die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft (Streeck 2005; Müller-Jentsch 2007). Branchengewerkschaften, wie sie in Deutschland etabliert sind, begrenzen Unternehmenswechsel von Arbeitskräften, indem sie mit Tarifverträgen auf eine Angleichung der Arbeitsbedingungen hinwirken und versuchen, auf die Arbeitskraftnachfrage und Qualifikationsvoraussetzungen über die Einbindung in korporatistische Systeme der Interessenvertretung Einfluss zu nehmen (Sengenberger 1987; Streeck 2005). Die politischen Einflussmöglichkeiten auf Arbeitsmarktpolitik stehen in engem Zusammenhang mit der Heterogenität der Mitglieder und den Strategien, über (Branchen-, Berufs-, Betriebs-)Grenzen hinweg Interessen zu aggregieren und auf eine Solidarisierung hinzuwirken (Streeck 1993; Schmitter & Streeck 1999)[1].

Während Interventionen in die Arbeitsmarktmobilität gegenüber der kollektiven Aushandlung von Arbeitsbedingungen bei der Untersuchung von Gewerkschaften schrittweise in den Hintergrund traten, steht die Organisation von Mobilität zwischen Arbeitsplätzen im Zentrum der Forschung zu Vermittlungsorganisationen wie Zeitarbeitsunternehmen. Zeitarbeitsunternehmen vermitteln Arbeitskräfte zeitlich befristet an Entleihunternehmen, in denen sie die konkrete Arbeitsleistung erbringen, während sie mit den Zeitarbeitsunternehmen meist einen festen Arbeitsvertrag unterhalten (Brose et al. 1994; Dütsch 2011). Arbeits- und Beschäftigungsverhältnis sind also entkoppelt, und die Indifferenz des Entleihunternehmens gegenüber Lebensentwürfen, Biographien und Motiven der tangential inkludierten Zeitarbeitskräfte wird durch eine größere fachliche und zeitliche Spezifikation der Einsätze ermöglicht (Brose et al. 1994). In Hinblick auf Arbeitsplatzmobilität spielt bei Zeitarbeit eine Rolle, dass Arbeitskräfte in gewissen Bereichen auf einen sogenannten Klebeeffekt hoffen, d. h. vom Entleihunternehmen einen festen Arbeitsvertrag angeboten bekommen (Giesecke & Wotschack 2009). In der Regel sind die Arbeitsbedingungen von Zeitarbeitskräften schlechter als die von Festangestellten in den Entleihunternehmen (Burda & Kvasnicka 2006; Promberger 2012; Keller 2018). Insgesamt hat Zeitarbeit stark zugenommen und umfasst unterdessen nicht mehr nur gering Qualifizierte im produzierenden Gewerbe, sondern auch hochqualifizierte Arbeitskräfte in wissensintensiven Beschäftigungsfeldern (Apitzsch et al. 2015). Gerade in Arbeitsmärkten mit knappem Arbeitsangebot, wie in der IT-Branche oder im medizinischen Bereich, können die Arbeitsbedingungen von Zeitarbeitskräften auch hinsichtlich Arbeitszeitflexibilität und Vergütung signifikant besser als die von Festangestellten sein. In dem Maße, in dem dann nicht mehr die Brückenfunktion von Zeitarbeit in feste Beschäftigungsverhältnisse in einer klassischen Organisation im Vordergrund stehen, rücken bislang kaum behandelte Fragen der längerfristigen Bindung von Arbeitskräften an Zeitarbeitsunternehmen ohne Eingliederung in die eigene Arbeitsorganisation in den Fokus.

Die (räumliche und soziale) Eingliederung von Arbeitskräften in eine Arbeitsorganisation – auch jenseits des formalen Arbeitgebers bzw. der formalen Arbeitgeberin – entfällt erst recht bei Plattformen, die online zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage vermitteln, z. B. im Bereich der IT-nahen Tätigkeiten wie Softwareentwicklung, aber auch Textlektorate und Bilderkennung, und je Transaktion eine Gebühr verlangen (Kuhn & Maleki 2017; Wood et al. 2018; Kirchner 2019). Während für Zeitarbeit noch ein Auseinanderfallen von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnis beobachtet wird (Brose et al. 1994), entfallen hier nicht nur ein Arbeitsverhältnis im Sinne einer zumindest temporären Einbindung in ein Unternehmen, sondern auch das Beschäftigungsverhältnis: Die Arbeitskräfte oder sogenannte Crowdworker*innen bleiben in der Regel selbstständig[2] und stehen je nach Plattform in weltweiter Konkurrenz um Aufträge. Die Arbeitsbedingungen werden von den Plattformen moderiert. Damit ähneln sie Vermittlungsagenturen, die als Labor Market Intermediaries (Bonet et al. 2013) ebenfalls Einfluss auf die Mobilität nehmen, indem sie Selbstständige vermitteln und ihre Arbeitsbedingungen mitgestalten, allerdings mit dem Ziel einer temporären Einbindung in die auftraggebenden Unternehmen, oft sogar in deren organisationalen Kern (Wilkesmann et al. 2016).

Unterhalb formaler Organisationen wie Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften, Zeitarbeitsunternehmen und Plattformen prägen auch Netzwerke die Mobilität von Arbeitskräften. Während sie zunächst, ausgehend von Granovetters Untersuchung des Einflusses von Beziehungsstrukturen auf Arbeitsplatzwechsel, Gegenstand marktsoziologischer Untersuchungen waren, erlangt ihre Verbindung mit Organisationsstrukturen zunehmende Aufmerksamkeit: Soziale Netzwerke – die durch sie mobilisierbaren Ressourcen und Informationen (Granovetter 1973), aber auch die Logiken und Ungleichheiten der Beziehungsbildung (Granovetter & Tilly 1988; McPherson et al. 2001) – prägen nicht nur Stellenwechsel zwischen, sondern auch in Organisationen (Podolny & Baron 1997). Gleichzeitig können sie die Brücke in „erweiterte interne Arbeitsmärkte“ (Manwaring 1984) bilden und damit Arbeitsmarktschließungen auch außerhalb, aber entlang von Organisationsgrenzen befördern. Dabei basieren sie weniger auf hierarchischen oder Marktlogiken und gelten vielmehr als reziprozitätsorientiert (Powell 1990).

Eine vergleichende Analyse verschiedener Arbeitsmarktorganisationen steht bislang aus. Gleiches gilt für die Analyse neuer Arbeitsmarktorganisationen wie Genossenschaften, die jenseits der einschlägigen Genossenschaftsforschung in der Organisationssoziologie bislang allenfalls als Vorläuferorganisationen von Gewerkschaften thematisiert wurden (Müller-Jentsch 2007). Sie gewinnen auch und gerade mit der Ausweitung atypischer Beschäftigung, wie der Solo-Selbstständigkeit, und entsprechend mit der Ausweitung von Erwerbsformen, die weniger fest an Unternehmen gebunden sind und für die die Organisation von Mobilität zentral ist, an Bedeutung.

3 Empirische Betrachtung genossenschaftlicher Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen

3.1 Empirische Basis

Berufsausübungsgemeinschaften von hochqualifizierten Solo-Selbstständigen sind für eine Untersuchung von Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen besonders interessant. Aus den Genossenschaften von Solo-Selbstständigen und für Solo-Selbstständige wurde der Bereich der IT-Dienstleistungen und der Medizin für eine nähere Untersuchung in diesem Beitrag ausgewählt. Der Branchenfokus begründet sich aus der Relevanz der Solo-Selbstständigen in diesem Bereich. Dies lässt erwarten, dass die Rolle von Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen in den Fokus gerückt werden kann. Im Vergleich der Genossenschaften von Solo-Selbstständigen in IT und Medizin wird darüber hinaus das genossenschaftliche Umfeld berücksichtigt, das sich durch unterschiedliche Grade der Formalisierung und Standardisierung von Qualifikationen, und damit Anforderungen an die Vermittlung von Arbeitskräften bzw. Arbeit auszeichnet. Zudem unterscheiden sich IT und Medizin im Stellenwert gemeinwohlorientierter Bezüge in der professionellen Sozialisation und Regulierung, die jeweils spezifische Anschlussmöglichkeiten für normative Grundlegungen der Organisationen nahelegen. Gemeinsam ist beiden Bereichen jedoch der hohe Fachkräftebedarf, der Genossenschaftsgründungen in diesen Fällen nicht als Krisenreaktion verstehen lässt (Bierhoff & Wienold 2010).

Die für den vorliegenden Beitrag zugrundeliegende Empirie stammt aus zwei Projekten:

  • Im Projekt 1 „Kollektive Individualisierung – individuelle Kollektivierung? Zur Aushandlung von Arbeitsbedingungen im Bereich der hochqualifizierten Solo-Selbstständigen“, gefördert von 2015 bis 2017 durch Mercator Research Center Ruhr (MERCUR), wurde die Rolle intermediärer Akteure in den Aushandlungen der Arbeitsbedingungen von Solo-Selbstständigen analysiert. Dazu wurden im Jahr 2015 insgesamt 29 Solo-Selbstständige sowie Vertreter*innen von Gewerkschaften, Berufsverbänden, Genossenschaften und Vermittlungsagenturen in den Branchen Filmwirtschaft, IT-Dienstleistungen und Medizin interviewt. Im Folgenden werden wir uns auf die beiden Bereiche IT-Dienstleistungen und Medizin fokussieren und die entsprechenden Genossenschaften ins Zentrum der Analyse rücken.

  • Im Projekt 2 „Zwischen Kooperation und Konkurrenz ‒ Externe Erwerbstätige in wissensbasierten Beschäftigungsfeldern“, gefördert von 2018 bis 2022 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, erfolgte eine Analyse der Auswirkungen des Einsatzes von externen Erwerbstätigen wie qualifizierten und hochqualifizierten Solo-Selbstständigen und Zeitarbeitskräften im organisationalen Kern auf betriebliche und überbetriebliche Kooperationsbeziehungen. In diesem Zusammenhang wurden 2019 und 2020 insgesamt 24 Interviews geführt und dabei ebenfalls relevante Intermediäre wie Gewerkschaften, Berufsverbände, Vermittlungsagenturen und Genossenschaften befragt. Für diesen Beitrag werden die Interviews mit Genossenschaften in den IT-Dienstleistungen und in der Medizin berücksichtigt.

In beiden Projekten wurde jeweils eine Genossenschaft im Bereich der IT-Dienstleistungen und in der Medizin untersucht. Sie wurden ausgewählt, da sie zum ersten Erhebungszeitpunkt in den beiden Bereichen die einzigen und wesentlichen Genossenschaften darstellten. Sie wurden beide in den 2000er Jahren gegründet und haben eine untere dreistellige Anzahl an hochqualifizierten solo-selbstständigen Genoss*innen. Es handelt sich hierbei um (hoch-)qualifizierte IT-Expert*innen sowie um Ärzt*innen. Konkret wurde mit jeweils verantwortlichen leitenden Vertreter*innen der Genossenschaften gesprochen. Die Entwicklung der jeweiligen Genossenschaften kann über zwei Zeitpunkte abgedeckt werden.

Es wurden in beiden Projekten Experteninterviews (Meuser & Nagel 2009) mit der strategischen Ebene durchgeführt, die digital aufgezeichnet und vollständig transkribiert wurden. Die Interviews dauerten durchschnittlich 90 Minuten. Themen, die in den Interviews angesprochen wurden, waren die Zusammenarbeit mit Solo-Selbstständigen, deren Anliegen und Interessen, die Ausgestaltung der Arbeitsverträge und die Aushandlung von Arbeitsbedingungen, die Zusammenarbeit mit Auftraggeber*innen, Konflikte in der Zusammenarbeit sowie die Vernetzung mit weiteren Intermediären, die in den Arbeitsmärkten Solo-Selbstständiger relevant sind. Die Auswertung orientierte sich an der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2010). Für den vorliegenden Beitrag wurden die vier relevanten Interviews gesondert mit einer strukturierenden Inhaltsanalyse mit einer deduktiven Kategorienanwendung codiert, z. B. die Organisationsmerkmale Ziel, Mitgliedschaft und Struktur. Es wurden Code-Definitionen erstellt, dann die identifizierten Kategorien auf die relevanten Transkripte angewendet und einschlägige Textstellen markiert. Die Codierung erfolgte zunächst individuell, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion und Reflexion der vergebenen Kategorien. Im Ergebnis besteht der Codebaum aus den zentralen Kategorien Status Quo bzw. Selbstverständnis der Genossenschaft inklusive ihrer Entstehung und Entwicklung, Organisationsmerkmale, Funktionen und Serviceleistungen wie z. B. Auftragsvermittlung, Aushandlung der Arbeitsbedingungen sowie Zusammenarbeit mit den Solo-Selbstständigen.

3.2 Empirische Ergebnisse

3.2.1 Mitgliederförderung durch die Organisation von Mobilität

Die Genossenschaften in den beiden untersuchten Branchen der IT-Dienstleistungen und Medizin zielen darauf, ihren Mitgliedern zu Aufträgen zu verhelfen und entsprechend deren Mobilität auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Sie sind entsprechend Berufsausübungsgemeinschaften. Das Prinzip der Mitgliederförderung wird aus Sicht der Genossenschaften mit – gegenüber bei profitorientierten Vermittlungsagenturen üblichen – niedrigeren und transparenten Margen realisiert: Während Agenturen für die Vermittlung von Solo-Selbstständigen eine Marge von etwa 20–25 % für sich in Anspruch nehmen, reklamieren Genossenschaften für sich etwa 10–15 %. Neben dem Kostenvorteil wird die Genossenschaft auch damit beworben, dass sie im Vergleich zu anderen Marktteilnehmer*innen „ein Quäntchen mehr Wert auf Fairness, Transparenz und Gemeinschaft legen“ (Projekt 2_Genossenschaft IT, Pos. 63). Das spezifische Konzept der Genossenschaft kann entsprechend auf dem Markt sowohl gegenüber Unternehmen als Auftraggeber*innen als auch Solo-Selbstständigen zum Vorteil eingesetzt werden.

Wir sehen die Genossenschaft als das an, was sie ist, nämlich ein Zusammenschluss von selbstständig Tätigen, die sich hier gemeinsam vermarkten. Es gibt eine klare, einfache, nachvollziehbare interne Kalkulation. Also wir haben eine Marge, die ist einfach zehn Prozent und fertig. Und da kann sich jeder dran orientieren, da gibt es also keine großartigen Geheimnisse in der Kalkulation oder in der Vergütung. […] Und dieses ganze Berufspolitische haben wir so ein bisschen rausgelassen. […] Erstmal geht es einfach nur darum, wie können wir uns hier vermarkten? Und wie machen wir das so, dass uns möglichst keiner reinredet? (Projekt 2_Genossenschaft Medizin, Pos. 77)

Dieser Aspekt ist besonders interessant hinsichtlich des theoretisch angenommenen Anpassungsdrucks auf sozialreformerische Genossenschaften durch kapitalistische Umwelten. Während der ersten Erhebung waren für die Genossenschaft in der Medizin mit der Vermittlung und Gestaltung von Aufträgen berufspolitische Ziele verbunden. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt steht der Aspekt der wirtschaftlichen Mitgliederförderung im Vordergrund. Darin ähneln sich nun die Genossenschaften in beiden untersuchten Branchen; sie sind eher im Bereich der liberalen Genossenschaften zu verorten, die neben der Mitgliederförderung kaum mehr weitere sozialreformerische Ziele verfolgen.

Außerdem übernehmen die untersuchten Genossenschaften für ihre Mitglieder die administrative Betreuung von Projekten und die direkte und regelmäßige Bezahlung der Genoss*innen während ihres Einsatzes bei Kundenunternehmen. Mit Vorauszahlungen von Honoraren bieten sie ihren solo-selbstständigen Mitgliedern eine wichtige Unterstützungsleistung an und nehmen entsprechend Bank- und Inkassofunktionen wahr:

[D]ass er [der Solo-Selbstständige] uns die Stundenzettel schickt und wir haben beispielsweise jetzt ein Zahlungsziel von dreißig Tagen, der Kunde zahlt uns nach sechzig Tagen, der Freelancer hat den Vorteil, der hat sein Geld von uns nach dreißig Tagen bekommen und wir müssen dem Kunden nachlaufen […]. (Projekt 2_Genossenschaft IT, Pos. 5)

Und dann kann eine Genossenschaft natürlich auch für ihre Mitglieder Dinge implementieren. Also ob das zum Beispiel die Möglichkeit ist, wenn es jemand nicht so gut geht, zu intervenieren, also Gelder zur Verfügung zu stellen, Kredite, Überbrückungskredite. Also die Genossenschaft ist für mich die ideale Form eigentlich, um die Nachteile der sogenannten Solo-Selbstständigkeit abzufangen. (Projekt 1_Genossenschaft Medizin, Pos. 57)

In diesem Moment der sozialen Sicherung für Mitglieder gehen die Genossenschaften über die Kernfunktion der Organisation von Mobilität hinaus und nähern sich solidarischen Zusammenschlüssen an, die ähnlich auch als frühe Ausgangspunkte der Gewerkschaftsbewegung beschrieben werden (Müller-Jentsch 2007).

3.2.2 Mitgliedschaft bei Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige

Um Mitglied in der Genossenschaft zu werden, erwerben die Solo-Selbstständigen Anteile, die in unseren Beispielen von 500 € bis 3 000 € reichen. Diesen Betrag können die Mitglieder bei Austritt zurückerhalten. Hinsichtlich der Mitgliedschaft in den untersuchten Genossenschaften ist es so, dass alle Genoss*innen solo-selbstständig sind und bleiben. Dabei besteht in der Perspektive der Genossenschaftsvertreter*innen eine partnerschaftlich-vertrauensvolle Beziehung der Mitglieder zur Genossenschaft. Diese basiert wesentlich darauf, den Status der Selbstständigkeit anzuerkennen und zu stützen.

Die sind alle selbstständig, die bleiben auch selbstständig. […] Wenn ein Arzt sagt: „Ich kann nicht“, dann kann er nicht. Und wenn er nicht will, dann will er nicht. Und wenn er nicht kommt, dann kommt er nicht. So ist es dann eben. Das bleibt einfach das Risiko beim Selbstständigen, dass er halt selber auch entscheiden kann, dass er etwas anderes macht. Und da sanktionieren wir keinen, es gibt keine Verpflichtungen. Sie kriegen von uns eine Umsatzbeteiligung, sie sind auch am aktiven Geschäft mit beteiligt. […] Und sind sozusagen innerhalb der Genossenschaft ja auch nochmal unternehmerisch tätig, weil sie die Genossenschaft als solche als Unternehmer ja ausmachen. Und unterliegen eben keinerlei Direktionsrecht. Die greift auch nicht durch, also die Klinik hat auch keinerlei Zugriff auf die Ärzte in dem Sinne, dass sie Vorschriften machen könnte. Und das heißt, wir arbeiten eben auch mit den Kliniken zusammen, wo zumindest auch dann der Arzt eben schon bekannt ist. Das ist auch wichtig, damit da eine Vertrauensbasis da ist. Die geht weit über das hinaus, was ein Vertrag jetzt abbilden würde. Also hier ist die Basis eher eine vertrauensvolle Zusammenarbeit als irgendwie ein knalliger Vertrag, der alle knebelt. (Projekt 2_Genossenschaft Medizin, Pos. 83)

Die Genossenschaft ist aufgrund des Selbstständigenstatus ihrer Mitglieder vom Problem der Kontrolle des Arbeitsprozesses entlastet, und damit von einer möglichen Erosion demokratischer Prinzipien durch eine stärkere hierarchische und funktionale Ausdifferenzierung. Tatsächlich ist die Unterstützung dieser, auch im arbeits- und sozialrechtlichen Status begründeten, Autonomie zentral für das Geschäftsmodell der Genossenschaft: Die Wahrung der Autonomie der solo-selbstständigen bzw. Honorarärzt*innen wird zusätzlich durch langfristige Kooperationsbeziehungen zwischen Genossenschaft und Auftraggeber*innen gestützt, sofern diese in der Vergangenheit auch keine Eingriffe in die fachliche Autonomie unternommen haben und dadurch besonderes Vertrauen genießen. Langfristige Auftragsbeziehungen bieten zudem die Möglichkeit, dass man sich genossenschaftsintern über die Tätigkeit bei Auftraggeber*innen verständigen und Erfahrungen austauschen kann. Die Stabilisierung der Beziehung zu Auftraggeber*innen wird auch durch eine partielle Öffnung erreicht, d. h. sollten zu wenige oder nicht geeignete Mitglieder verfügbar sein, werden im Falle der Genossenschaft im IT-Bereich auch Nicht-Mitglieder vermittelt. In der Medizin ist dies nicht zu beobachten gewesen, insofern fand keine Öffnung der Genossenschaft statt. Dies kann auf die spezifische Zusammensetzung des Arbeitsmarktes zurückgeführt werden: Während im IT-Bereich Solo-Selbstständige seit jeher über Plattformen ihre Expertise und Dienste anbieten, ist dies im Bereich der Medizin nicht der Fall. Solo-Selbstständige im IT-Bereich können entsprechend über eine Internetrecherche identifiziert und angesprochen werden. Bei Ärzt*innen hingegen ist es nicht üblich, dass sie sich im Internet vermarkten und so für Außenstehende als Solo-Selbstständige sichtbar sind.

Die Nicht-Mitglieder in Genossenschaften werden im Vergleich zu Mitgliedern jedoch zu höheren Margen vermittelt. Dies wird mit dem höheren Suchaufwand begründet, kann aber auch ein Anreiz sein, der Genossenschaft beizutreten. Relevant ist hierbei zudem, dass die Genoss*innen die Auftragsangebote vor den anderen Marktteilnehmer*innen erhalten, d. h. dass sie das Vorrecht haben, Aufträge zu erhalten. Für die Genossenschaften in beiden Branchen haben die Mitglieder noch eine weitere zentrale Funktion: Sie erhalten über die Genoss*innen weitere Mitglieder sowie Zugang zu Auftraggeber*innen.

Das ist auch ein Teil unserer Gemeinschaft, des genossenschaftlichen Gemeinschaftskonzepts, dass wir viele unserer Projekte aus unserer Mitte generieren, also viel eben über Empfehlungen eines Mitglieds, das sagt, ich weiß, in meinem Projekt oder bei meinem Kunden, oder was auch immer, oder vielleicht auch ein ehemaliger Kunde von mir hat mich angefragt, ich kann nicht, aber können wir als [Genossenschaft] diesem Kunden Jemanden stellen. (Projekt 2_Genossenschaft IT, Pos. 39)

[D]ie Akquise läuft über die Mitglieder. Das heißt, die Leute bringen ihre Kliniken, die sie schon gut kennen, mit in das Verhältnis zur Genossenschaft, mit in die Genossenschaft hinein. Das macht sozusagen das Gros der Kunden aus. Das heißt, da ist eine ganz klare Aktivität auf einzelne Mitglieder zurückzuführen. (Projekt 1_Genossenschaft Medizin, Pos. 59)

Die untersuchten Genossenschaften sind damit nicht nur tendenziell offen hinsichtlich der Frage, ob Aufträge ausschließlich an Mitglieder vergeben werden. Auch die Marktöffnung in Form der Auftragsakquise von Mitgliedern jenseits der Genossenschaft sichert den Bestand, insofern diese Kontakte wieder für zukünftige genossenschaftliche Akquisen genutzt werden können. Diese spezifische Funktion innerhalb von Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige betrifft ebenfalls die Struktur der Organisation, die im Folgenden vertieft wird.

3.2.3 Demokratische Strukturen der Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige

Die untersuchten Genossenschaften von Solo-Selbstständigen sind basisdemokratisch strukturiert. Es gibt spezifische Strukturen von Genossenschaften wie den Vorstand, der gewählt ist, es gibt einen Aufsichtsrat sowie weitere Prüfinstanzen. Zentral sind in beiden untersuchten Fällen die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Mitglieder. Darüber hinaus können sich Genossenschaften eigene Strukturen geben, wie z. B. ein Qualitätszertifikat ihrer Mitglieder, oder auch eine Openbook-Policy verfolgen, um für alle Beteiligten Transparenz über Aufträge und Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Und da haben wir eben gesagt, wir stehen für Fairness und Offenheit. Und in dem Zusammenhang haben wir dann eine Open-Book-Policy. Und das heißt also, dass Kunde und Kandidat wissen, dass wir zehn Prozent für Mitglieder an Marge bekommen. (Projekt 2_Genossenschaft IT, Pos. 5)

Die Betonung von Transparenz und Aufsicht lässt sich auch damit erklären, dass Mitglieder mit der Weitergabe ihrer Kontakte zu Auftraggeber*innen auch den Zugang zu möglichen zukünftigen Aufträgen für andere öffnen sowie die direkte Aushandlung ihrer Vertragsbedingungen an die Organisation übertragen. So tragen insbesondere die demokratische Ausrichtung sowie Möglichkeiten der Partizipation zu einer Stärkung der Zusammenarbeit der Genoss*innen bei. Die Genossenschaft als Organisationsform setzt insofern stärker auf Selbstführung und bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit der Mitgestaltung.

4 Diskussion

4.1 Organisationsmerkmale von Genossenschaften von und für Solo-Selbstständige

Ziel dieses Beitrags war die Exploration von Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen, die die Mobilität von Solo-Selbstständigen organisieren. Hierzu wurden die IT-Dienstleistungen und die Medizin als zwei Bereiche der höher qualifizierten, aber unterschiedlich stark professionalisierten Dienstleistungen miteinander verglichen, in denen Genossenschaften als Zusammenschlüsse von Selbstständigen den Zugang zu Arbeit und damit deren Mobilität organisieren. Es wurde deutlich, dass die Organisation von Mobilität umfassende und über die Vermittlung von Aufträgen hinausgehende Funktionen einschließt, mit denen jeweils eine wirtschaftliche Mitgliederförderung angestrebt wird. Dazu gehören die Vertragsgestaltung, die wirtschaftliche Unterstützung durch niedrigere Vermittlungsgebühren, Überbrückungskredite und Stabilisierung der Nachfrage sowie die Stärkung der professionellen Autonomie und der Rechtssicherheit selbstständiger Arbeit. Dieser Fokus erklärt zusätzlich die stärkere Selektivität genossenschaftlicher Vermittlung in der Medizin, in der die organisationale Einbindung und Fragen der Autonomie zunehmend berufspolitisch aufgeladen und justizialisiert werden (Wilkesmann et al. 2015; Ehlen et al. 2021). Die Unterschiede im Professionalisierungsgrad von IT und Medizin scheinen sich darüber hinaus nicht langfristig in der normativen Ausrichtung der Genossenschaften niederzuschlagen.

Die Besonderheiten der Mitgliedschaft der Genoss*innen zeigen sich im Identitätsprinzip. Hier steht nicht die Identität von Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in im Vordergrund, sondern das Zusammenfallen von Vermittelnden und Vermittelten, von Akteur*innen und Betroffenen der Aushandlung von Verträgen. Gleichzeitig erfüllen die Genossenschaften die Funktionen von Banken und Inkassounternehmen, indem sie in Vorleistung für noch nicht gezahlte Honorare gehen; Genoss*innen sind somit Kreditgeber*innen und -nehmer*innen. Dies kann zu einem neuen Binnenverhältnis führen, das auch die Solidarität der Mitglieder untereinander und die Arbeitsmarktschließung betreffen kann. Erwartbar ist z. B., dass beschäftigungsfähigere Mitglieder ausgewählt werden, die weniger auf eine finanzielle Unterstützung angewiesen sein könnten.

In Bezug auf die Beteiligung der Genoss*innen an diesen Prozessen zeigt sich schließlich die Besonderheit der Organisationsstruktur. Dies schließt unmittelbar an die Debatte um die Demokratisierung von Organisationen an, die zum Ziel hat, die Partizipation der Beschäftigten in der Regel über flache Hierarchien und Netzwerkmodelle zu stärken (Laloux 2015; Sattelberger et al. 2015; Hackl et al. 2017).

4.2 Die genossenschaftliche Organisation von Mobilität

Die Konzentration auf die Organisation von Mobilität entlastet die Genossenschaften – im Vergleich zu reinen Arbeitgeberorganisationen – von der Organisation des Arbeitsprozesses und – im Vergleich zu Produktivgenossenschaften – von einem damit verbundenen Druck auf das Identitäts- und Demokratieprinzip, insofern angenommen wird, dass in Produktivgenossenschaften die Anforderungen an schnelle Entscheidungen und Qualifikation in einem kapitalistischen Umfeld eine funktionale Differenzierung der Mitglieder und eine Konzentration der Entscheidungsbefugnisse begünstigen. Mit der Entlastung von Fragen der Organisation und Kontrolle des Arbeitsprozesses durch die Konzentration auf die Vermittlung von Aufträgen verbunden sind neue Fragen der Konkurrenz zwischen den solo-selbstständigen Genossenschaftsmitgliedern. Hinzu kommen Fragen der Kontrolle des Zugangs zu Aufträgen und arbeitsmarktrelevanten Netzwerken. Die Konkurrenz ist in diesen hochqualifizierten Arbeitsmarktsegmenten zwar schon auf Grundlage der Qualifikationsanforderungen begrenzt. Darüber hinaus werden Momente der Schließung auf Grundlage persönlicher Beziehungen auf die Genossenschaft übertragen, die diese Kontakte für andere Genossenschaftsmitglieder öffnet, aber Nicht-Mitgliedern zumindest teilweise verschließt. Damit lösen Genossenschaften das Problem, Beziehungen zu Auftraggeber*innen zu gefährden, wenn gerade nicht ausreichend oder passend qualifizierte Selbstständige verfügbar sind. Gleichzeitig sichern sie mit eigenen Akquiseaktivitäten den Zugang zu Aufträgen und mildern Risiken der selbstständigen Tätigkeit für ihre Mitglieder durch Zusatzleistungen ab.

Genossenschaften lassen sich auch von Zeitarbeitsunternehmen und Vermittlungsagenturen abgrenzen, die als Labor Market Intermediaries (Bonet et al. 2013) ebenfalls zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage vermitteln (im Falle von Zeitarbeit: in abhängiger Beschäftigung, im Falle der Vermittlungsagenturen: in Solo-Selbstständigkeit). In Abgrenzung von Vermittlungsagenturen vermitteln Genossenschaften gleichermaßen Aufträge, vereinbaren Rahmenverträge zur rechtlichen Absicherung und bieten eine Beratung hinsichtlich der Ausgestaltung der Aufträge. Sie basieren jedoch auf demokratischen Entscheidungsprozessen und Transparenz. Insofern führen sie auch eine moralisierende Perspektive auf Märkte mit (Arnold 2019). Durch die Einbindung von Fachvertreter*innen in den Vermittlungsprozess wird eine höhere Vermittlungsqualität im Vergleich zu Vermittlungsagenturen reklamiert, was nahelegt, dass auch die zertifizierte Fachqualifikation im Bereich der Ärzt*innen nicht ausreicht, um die Vermittlung fachfremd zu organisieren. Im Gegensatz zu Vermittlungsagenturen verfolgen Genossenschaften insofern ein eher netzwerkbasiertes Modell, indem die Mitglieder gleichermaßen in die Akquise von Aufträgen und neuen Mitgliedern involviert sind und sich wechselseitig über die Arbeitsbedingungen bei Auftraggeber*innen informieren. Damit implizieren Genossenschaften einen Netzwerkgedanken, der zu einer Öffnung des Marktes gegenüber den Mitgliedern führt und systematisch Außenbezüge aufmacht. So zeichnet sich diese Form der Genossenschaft durch eine systematische Öffnung gegenüber dem Markt aus bei gleichzeitigem Schutz der Mitglieder. Nicht zuletzt haben auch Genossenschaften den Bedarf einer kontinuierlichen Regeneration der eigenen Zahlungsfähigkeit (Kette 2017).

Der Vorschlag, Genossenschaften als „organisierte Vernetzung“ (Heinze 2020: 45) zu verstehen, lässt sich damit konkretisieren durch ein spezifisches Austarieren von Öffnung und Schließung des Zugangs zu Auftraggeber*innen bei flankierender Sicherung gegenüber Auftrags- oder Einkommensschwankungen. Die Gleichzeitigkeit von Öffnung und Schließung in der gemeinschaftlichen und transparenten Sicherung des Zugangs zu Arbeit und der Aushandlung der Verträge zielt auf ein Kernproblem unsteter, selbstständiger Beschäftigung: der Machtasymmetrien, die in der Monopolisierung dieser Zugänge zu Aushandlungen und Aufträgen unter der Bedingung intransparenter, rein informeller Netzwerke entstehen können (Apitzsch 2013). Der Organisationstyp Genossenschaft bietet insofern Lösungen für Probleme selbstständiger Arbeit an, die verschiedene Logiken integriert: „die Netzwerklogik unspezifischer Reziprozitätserwartungen, die Marktlogik spezifischer Reziprozität und individueller Nutzenmaximierung, die Normen von Berufsehre und -ethos, die Organisationslogik spezifischer und begrenzter Normen, Loyalität und Reziprozität sowie die generalisierte Normen- und Regelorientierung des staatlichen Zwangs“ (Pries 2019: 100). Der Fokus auf Mobilität erscheint daher hilfreich, um Einsichten in die Verknüpfung von Organisation und Netzwerken zu gewinnen. In der Zusammenführung persönlicher Netzwerke zu Auftraggeber*innen in der Genossenschaft wird der Partikularismus dieser vormals exklusiveren Beziehungen ein Stück weit aufgehoben, und gleichzeitig die Ressource Vertrauen – als Grundlage einer die professionelle Autonomie achtenden Arbeitsbeziehung – weiteren Genoss*innen zugänglich gemacht.

Von politischen Organisationen (Hoebel 2012) wie Gewerkschaften lassen sie sich insofern abgrenzen, als – zumindest in den untersuchten Fällen – berufspolitische Anliegen über die Zeit in den Hintergrund traten, und ohnehin eher für die Mitglieder als für ein breiteres Klientel vertreten wurden. Aufgrund der Homogenität ihrer Zusammensetzung und ihres reduzierten politischen Anspruchs stehen sie auch weniger vor dem Problem der Aggregation von Mitgliederinteressen. Zudem entlasten Transparenz und einheitliche Regelungen über die Vertragsgestaltung gleichermaßen von häufigen Abstimmungen über die Vermittlungsgrundlagen und dem damit verbundenen möglichen Problem der Berücksichtigung von Partikularinteressen. Die für Gewerkschaften charakteristischen Eingriffe in Arbeitsmärkte zur Reduzierung der Konkurrenz zwischen Arbeitskräften (Müller-Jentsch 2008b) hingegen sind offensichtlich: Durch partielle Schließung des Arbeitsmarktes, durch Angebote der sozialen Sicherung und transparente Vertragsgestaltung für Mitglieder wird das zentrale Problem der Verhandlung von Arbeitszugang und -bedingungen in intransparenten Arbeitsmärkten aufgegriffen. Durch diese spezifischen Angebote lassen sich Genossenschaften zwar nicht mit Gewerkschaften gleichsetzen, sie können jedoch durchaus in Konkurrenz um die Organisation hochqualifizierter Erwerbstätiger mit großer Marktmacht treten (Apitzsch et al. 2016). Auch die beobachteten alternativen Formen der sozialen Sicherung erinnern durchaus an frühe Ausgangspunkte der Gewerkschaftsbewegung (Müller-Jentsch 2007) und stehen im Widerspruch zur verbreiteten Annahme einer individualistischen Orientierung hochqualifizierter Solo-Selbstständiger (Töpsch et al. 2001; Schmierl 2006).

4.3 Organisationssoziologische Implikationen der Beforschung von Genossenschaften als neuen Arbeitsmarktorganisationen

Die Exploration von Genossenschaften als neuen – im Sinne bislang kaum untersuchter, aber auch mit der Expansion hochqualifizierter Solo-Selbstständigkeit verbundener – Arbeitsmarktorganisationen verdeutlicht unseres Erachtens den Nutzen, aber auch die Herausforderungen einer vergleichenden Perspektive und den Einfluss von Arbeitsmarktorganisationen auf die Mobilität von Arbeitskräften. Die ausgeprägte Ausdifferenzierung von Diskussionszusammenhängen erschwert die Betrachtung der strukturellen Grundlagen der Organisation von Mobilität. So lenkt die Fokussierung auf beispielsweise das deutsche System der industriellen Beziehungen mit korporatistisch eingebundenen Branchengewerkschaften die Aufmerksamkeit weg von direkten Formen der Arbeitsmarktintervention und der sozialen Sicherung, wie sie für frühere (oder in anderen politökonomischen Kontexten verbreitete) Gewerkschaftsformen typisch waren[3]. In der Folge besteht Forschungsbedarf zu Vermittlungsorganisationen wie Zeitarbeitsunternehmen, Vermittlungsagenturen oder Plattformen. Aber auch Genossenschaften lassen sich in diesem Kontext schwierig als Arbeitsmarktorganisationen bestimmen. Ihr Auftreten deutet auf eine Ausdifferenzierung der (intermediären) Akteure auf dem Arbeitsmarkt hin, die in bisherigen Typologien nicht abgebildet wird (Bonet et al. 2013).

Genossenschaften von Solo-Selbstständigen können als Hybride zwischen Membership-based und Labor Market Intermediaries gesehen werden (Apitzsch et al. 2016). In der vergleichenden Einordnung als Arbeitsmarktorganisation wird darüber hinaus deutlich, dass Genossenschaften in der Annäherung an Interessenvertretungsorganisationen wie Gewerkschaften oder Membership-based Intermediaries und an Vermittlungsorganisationen oder Labor Market Intermediaries sowie Netzwerke in spezifischer Weise die in diesen Organisationsformen angelegten Probleme (für politische Organisationen vgl. Hoebel 2012) bearbeiten, aber auch einen Umgang mit für Genossenschaften spezifischen Spannungsverhältnissen finden müssen.

Im Vergleich zu Vermittlungsorganisationen, deren Arbeitskräfte auf ein dauerhaftes Verbleiben in Einsatzunternehmen zielen und die vor allem in Kontakt zu den in den Einsatzunternehmen Beschäftigten stehen, stellt sich in der genossenschaftlichen Organisation von Mobilität das Problem der Konkurrenz und der Kohäsion der Mitglieder. Aus organisationssoziologischer Perspektive sind Genossenschaften deshalb interessant, da sie auf ein vereinendes Ziel der Förderung der jeweiligen Erwerbstätigkeit der Solo-Selbstständigen ausgerichtet sind, aber gleichzeitig in diesem spezifischen, zunächst durch Konkurrenz geprägten Setting die Kooperation im Mittelpunkt steht. Fraglich ist, wie die Kohäsion der Genoss*innen gefördert wird und damit das Verhältnis zwischen Kooperation und Konkurrenz der Mitglieder ausgestaltet werden kann. Es kann vermutet werden, dass die im Vordergrund stehende Werteorientierung eine vergemeinschaftende Wirkung erzielt. Organisationssoziologisch relevant sind Genossenschaften ebenfalls aufgrund ihrer spezifischen demokratischen Struktur, die den traditionellen organisationssoziologischen Fokus auf Hierarchien herausfordert. In unserer Analyse wurde deutlich, dass die solidarische Organisation von Mobilität allerdings auch durch strukturelle Spezifika gekennzeichnet ist, die von der Notwendigkeit normativer Überzeugung der Mitglieder und demokratischer Abstimmung entlasten können. Im Vergleich zu Interessenvertretungs- und Vermittlungsorganisationen verbinden sie Profit- und Werteorientierung, indem sie (reduzierte) normative Ideale – in diesem Fall: den Schutz professioneller und selbstständiger Autonomie und den Anspruch auf demokratische Steuerung – mit einer wirtschaftlichen Förderung der, in Bezug auf Qualifikation und Erwerbsstatus, homogenen Mitglieder verbinden.

Die Untersuchung der genossenschaftlichen Organisation von Mobilität wirft daher aus unserer Sicht besonders relevante Fragen für die Organisationsforschung zum Verhältnis (1) von Organisation und Mitgliedern und zwischen organisationalen Zielen, (2) zwischen Organisation und Marktumfeld sowie (3) zwischen Organisation und Netzwerk auf:

(1) Was bedeutet es für Genossenschaften, aber auch für andere Vermittlungsorganisationen, die Vermittelten dauerhaft zu binden, statt sie in feste Beschäftigungsverhältnisse in Einsatzunternehmen zu überführen? Wie werden normative Ansprüche und eine Integration über Werteorientierungen ausbalanciert mit der Mobilität und dem Autonomiestreben der Mitglieder?

(2) Von theoretischem wie empirischem Interesse sind Genossenschaften von Solo-Selbstständigen, da sie sich unerwartet in einem Arbeitsmarktsegment herausbilden, das weniger durch Prekarität und wirtschaftliche Not geprägt ist als alternativökonomische Organisationsformen in anderen Kontexten. Wie stabil sind die beobachteten Entlastungen von normativen Ansprüchen einer über die Mitgliedschaft hinausgehenden gesellschaftlichen Einflussnahme (wie sie für politische Organisationen zentral ist) und von Partizipationsansprüchen durch transparente und stark standardisierte Verträge im Fall von krisenhaften Entwicklungen in der Organisationsumwelt, insbesondere Veränderungen der Nachfrage nach hochqualifizierten Solo-Selbstständigen?

(3) Schließlich wurde deutlich, dass die hier beobachteten Genossenschaften persönliche Beziehungen in einer Weise organisieren, die deren Partikularismus und Intransparenz ein Stück weit überwinden, so dass die damit mobilisierbaren Ressourcen (Zugang zu attraktiven Aufträgen, Vertrauen, Informationen über Arbeitsbedingungen) einem größeren Kreis an eigentlich Konkurrierenden zugänglich wird. Welche Folgen hat die Organisierung sozialer Netzwerke im Sinne ihrer Zusammenführung, breiteren Zugänglichkeit und professionellen Bearbeitung in einer Genossenschaft für die Eigenlogiken dieser Beziehungen? Wie abhängig ist diese Form der Öffnung von einer guten Arbeitsmarktposition und flankierenden Formen der sozialen Sicherung der Mitglieder?

Der hier unternommene Versuch, die Besonderheiten von Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen herauszustellen, mündet daher zunächst in dem Plädoyer, bislang unverbundene Diskussionsstränge in der Organisations-, Arbeitsmarkt-, Gewerkschafts- und Genossenschaftsforschung stärker zusammenzuführen und die hier sichtbaren Annäherungen von sozialen Netzwerken, politischen und Vermittlungsorganisationen aufzugreifen.

5 Fazit und weiterer Forschungsbedarf

Wir explorierten die Rolle von Genossenschaften als Organisationen in den Arbeitsmärkten von Solo-Selbstständigen im Bereich der höher qualifizierten Dienstleistungen. Diese sind bei der für die Vermittelten vorteilhaften, aber solidarischen Organisation von Mobilität mit genossenschaftsspezifischen, aber auch mit für andere Arbeitsmarktorganisationen relevanten Spannungsverhältnissen befasst. Es konnte ein Beitrag zur empirischen Erforschung von Genossenschaften von Solo-Selbstständigen, die bislang nur marginal untersucht wurden (Jang 2017; Eum 2019; Thäter & Gegenhuber 2020), sowie zu ihrer organisationssoziologischen Einordnung neben anderen Arbeitsmarktorganisationen geleistet werden. Zu diesem Zweck sind wir über die Einordnung des untersuchten Phänomens in die Genossenschaftsforschung hinausgegangen und haben für eine Organisationssoziologie von Genossenschaften als Arbeitsmarktorganisationen relevante theoretische Fragen skizziert.

Darüber hinaus bleiben empirische Fragen offen, die zu weiterem Forschungsbedarf führen. Insbesondere wurden mit IT und Medizin zwei Branchen untersucht, die sich durch den Einsatz von hochqualifizierten Solo-Selbstständigen auszeichnen (Bonin et al. 2020). Allerdings handelte es sich um eine explorative Analyse von zwei Fallbeispielen, d. h. die empirische Basis ist insoweit eingeschränkt. Die generierten Ergebnisse bieten jedoch Anlass für zukünftige Forschungen in diesem Feld. Darüber hinaus bleibt ausgehend von jüngerer Rechtsprechung zum Selbstständigenstatus von Honorarärzt*innen offen, inwiefern Genossenschaften diesen Status weiter rechtlich absichern können und damit den Mitgliedern Schutz vor Unsicherheiten des Marktes bieten. Gleichwohl betrifft das insbesondere Solo-Selbstständige, die direkt in Organisationen eingesetzt werden. Auch ist zu erwarten, dass Genossenschaften einen Modus des Umgangs mit der rechtlichen Situation finden werden, um die Erwerbstätigkeit ihrer Mitglieder weiterhin zu fördern. Hierzu könnte auch die Sicht der Genoss*innen eingeholt werden, um eine Perspektiventriangulation vorzunehmen, die auch den Stellenwert der spezifischen Leistungen der Genossenschaften für Gründung und Beitritt beleuchtet. Zudem spielen Genossenschaften auch in der digitalen Plattformökonomie eine Rolle, indem eine stärker virtuelle Vermittlung von Aufträgen erfolgt (Pries 2019). Insofern können aktuelle Arbeitsmarktentwicklungen eine Chance für (digitale) Genossenschaften sein (Heinze 2020), welche als „Organisationsform des 21. Jahrhunderts“ gelten (Schneider 2018; Thäter & Gegenhuber 2020: 211). Die spezifischen Ausgestaltungsformen von Genossenschaften in diesem Kontext und deren Folgen für die relevanten Arbeitsmarktakteure wären von Interesse. Diese zeichnen sich eben dadurch aus, dass die Plattform denjenigen gehört, die ihre Dienste über sie anbieten, dass sie gemeinschaftlich und demokratisch geleitet werden. Entsprechend wird die Provision, die üblicherweise je Transaktion gezahlt wird, an die Genoss*innen ausgeschüttet (Schneider 2018). Schließlich wäre auch die Rolle von Genossenschaften als Interessenvertretungsorgane, die ihrerseits den Zugang zu und die Rahmenbedingungen von Arbeit prägen, umfassender zu untersuchen. Dazu bräuchte es ein besseres Verständnis ihres Verhältnisses zu Verbänden und weiteren Institutionen der Mitbestimmung. Mit der Untersuchung von Genossenschaften können insofern Ansatzpunkte neuer Formen der Kooperation und Solidarisierung in flexiblen Arbeitsmärkten aufgezeigt werden.

About the authors

Birgit Apitzsch

Birgit Apitzsch, geb. 1978, Studium der Soziologie in Leipzig und Bielefeld, Promotion in Duisburg-Essen. Von 2005–2009 Doktorandin und Postdoc am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, 2011/2012 Max Weber Fellow am Europäischen Hochschulinstitut Florenz, 2009–2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen und am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) Göttingen. Seit 2021 Professorin für Soziologie/Arbeit, Wirtschaft und Wohlfahrt an der Ruhr-Universität Bochum.

Forschungsschwerpunkte: Arbeits-, Organisations-, Professions- und Rechtssoziologie.

Wichtigste Publikationen: Digitalisierung und Arbeit (mit K.-P. Buss, M. Kuhlmann, M. Weißmann, H. Wolf), Frankfurt 2021; Traditionelle und neue intermediäre Akteure in den Arbeitswelten hochqualifizierter Solo-Selbstständiger (mit C. Ruiner & M. Wilkesmann Industrielle Beziehungen 2016, 23, 477–497), Flexibilität und Beschäftigungswandel (mit K. Shire, S. Heinrich, H. Mottweiler, M. Tünte), Weinheim 2015.

Caroline Ruiner

Caroline Ruiner, geb. 1979, Studium der Betriebswirtschaftslehre und Soziologie in Frankfurt a. M., Promotion in Augsburg, Habilitation in Bochum. Von 2005–2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Augsburg, Bochum und Dortmund, von 2016–2018 Vertretungsprofessorin an den Universitäten Bochum und Trier sowie von 2018–2019 Juniorprofessorin an der Universität Trier; seit 2019 Professorin für Soziologie an der Universität Hohenheim.

Forschungsschwerpunkte: Arbeits- und Organisationssoziologie, Wandel von Arbeit und digitale Transformation.

Wichtigste Publikationen: Arbeits- und Industriesoziologie (mit M. Wilkesmann), Paderborn, 2016; Voice through Exit – Changing Working Conditions by Independent Contractors’ Participation (mit M. Wilkesmann & B. Apitzsch, Economic and Industrial Democracy, 2020, 41(4), 839–859; Autonomy and New Modes of Control in Digital Work Contexts – a Mixed-Methods Study of Driving Professions in Food Logistics (mit M. Klumpp), Employee Relations, 2022, https://doi.org/10.1108/ER-04-2021-0139.

Literatur

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Published Online: 2022-06-28
Published in Print: 2022-07-26

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