Zusammenfassung
Ausgehend von dem von Schürmann und Hossner (2012a, b) vorgeschlagenen Perspektivitätsansatz wird argumentiert, dass sich sportwissenschaftliche (Teil-)Disziplinen um die Identifikation von intertheoretischen Bändern bemühen mögen, die als Randbedingungen in die eigene Theoriebildung einzubeziehen sind. Unter Anerkennung der verhaltensorientiert-funktionalistischen Ausrichtung der Motorikwissenschaft wird zudem untersucht, ob die aktuelle Motoriktheorie mit ihrer Hervorhebung interner Prädiktionsprozesse eine ‚Andockstelle‘ bereithält, die im Spannungsfeld von Bedeutungszuschreibung und Bedeutungsvermitteltheit eine wechselseitig bereichernde Bezugnahme verhaltensbezogen-motorikwissenschaftlicher und anthropologisch-kulturwissenschaftlicher Perspektiven auf die menschliche Bewegung erlaubt.
Summary
On the basis of the perspectivity approach proposed by Schürmann and Hossner (2012a, b), I argue that sports science (sub-)disciplines may strive to identify intertheoretical links that can be included as boundary conditions in their own theory formation. Acknowledging the behavioral-functionalist orientation of motor-control science, I also examine whether current motor theory, with its emphasis on internal predictions, provides a “docking point” between the conflicting notions of attribution and mediation of meaning, allowing a mutually enriching reference to behavioral motor-control science and anthropological cultural science perspectives on human movement.
1 Einleitung
Die Berner Altstadt ist schon arg hübsch – egal, aus welcher Perspektive man sie betrachtet: von der Großen Schanze vor dem Universitäts-Hauptgebäude, der Altenberger Seite der Kornhausbrücke, dem Mosesbrunnen am Münsterplatz, dem Dalmazimätteli im Marziliquartier, dem Dalmaziquai am Schwellenmätteli oder dem alten Bärengraben an der Aareschlaufe. All diesen – in Abbildung 1 wiedergegebenen – Ansichten gemein ist, dass sich das Berner Münster über die Altstadt erhebt; zugleich aber offenbart jede Perspektive Besonderes, etwa Details zu den Sandsteinornamenten beim Hauptportal oder den – nur von der direkt gegenüberliegenden Aareseite sichtbaren – Umstand, dass Teile der Münsterplattform gerade wegen Reparaturarbeiten eingerüstet sind. Zudem wird das Münster mit jeder Ansicht in einen besonderen Kontext gestellt, etwa zum Berner Oberland mit dem berühmten Dreigestirn von Eiger, Mönch und Jungfrau oder zur benachbarten Kirchenfeldbrücke, auf der sich die Begegnung ereignet, die Gregorius später dazu bewegt, den Nachtzug nach Lissabon zu besteigen.
Würde es uns gelingen, die Berner Altstadt zufriedenstellend zu erfassen, wenn wir auf eine dieser – für sich genommen jeweils arg ausschnitthaften – Perspektiven verzichten müssten? Und würde uns nicht etwas fehlen, wenn wir dies tun müssten? Oder mit direkterem Bezug auf das vorliegende Schwerpunktheft zur Anthropologie in den Sportwissenschaften: Kommt eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive auf die sportliche Bewegung ohne eine kulturwissenschaftlich-anthropologische Perspektive – letztlich also ohne Angaben zum Menschsein – aus? Mit genau dieser Frage beschäftigt sich der vorliegende Beitrag.
2 Perspektivität
Das in der Einleitung gewählte Bild – wenngleich mit Blick weniger auf das Berner Münster als vielmehr auf das Phänomen des Sports und der sportlichen Bewegung – verwenden auch Schürmann und Hossner (2012a, b), wenn sie die Tätigkeit von Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern als „Wandern über die Hügel“ kennzeichnen. Sie thematisieren das Perspektivitätsproblem mithin mit einem Fokus auf den in der Sportwissenschaft regelmäßig erhobenen Anspruch, sich gegenüber den Kontakt- oder Mutterdisziplinen durch einen interdisziplinären Zugang auszuzeichnen. Die eigentlich mit diesem Anspruch verbundene Herausforderung besteht gemäß Schürmann und Hossner (2012a, b) darin, die fundamentale Perspektivität der verschiedenen sportwissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen auf der einen Seite zu akzeptieren, auf der anderen Seite aber in einer Weise mit dieser Perspektivität umzugehen, dass hieraus eine identitätsstiftende Sportwissenschaft erwächst, die – anstelle einer bloßen Ansammlung unter dem pluralen Dach der Sportwissenschaften – eine Bezeichnung im Singular rechtfertigt. Etwas konkreter lässt sich der hiermit umrissene Entwurf an den folgenden Positionen festmachen:

Das Berner Münster (⊕), betrachtet von der Großen Schanze (1), der Kornhausbrücke (2), dem Münsterplatz (3), dem Dalmazimätteli (4), dem Schwellenmätteli (5) und dem Bärengraben (6) (Luftbild: Geodaten Stadt Bern)
Die Betonung der Perspektivität (teil-)disziplinärer Zugänge geht mit einer Absage an ein wissenschaftstheoretisches Programm einher, das auf die Legitimation der Sportwissenschaft im Kanon der Wissenschaften durch die Identifikation eines (teil-)disziplinübergreifend gedachten eigenständigen Gegenstandsbereichs sowie spezifischer Theorien und Forschungsmethoden abzielt (vgl. Willimczik 2011). Stattdessen wird nicht nur anerkannt, sondern gar gefordert, dass etwa eine Sportbiomechanikerin und ein Sportpsychologe eine vorwissenschaftlich betrachtet identische Bewegung wie die eines Saltos vom Dreimeterbrett wissenschaftlich als unterschiedliche Gegenstände perspektivieren und sich ihrem jeweiligen Gegenstand mit unterschiedlichen Theorien und Methoden annähern – im gewählten Beispiel vielleicht mit Theorien zur Drehimpulserhaltung vs. Angstreduktion sowie mit Methoden der kinematischen Analyse vs. Befragung.
Die mit Perspektivierung verbundene Abstraktion wird zudem als Stärke und keineswegs als Mangel gedeutet. Wenn also die Sportbiomechanikerin bei der Beobachtung des Sprungs keinen pädagogisch wirksamen Erfahrungsgewinn und der Sportpsychologe keine Kreatinphosphatspeicher ‚sieht‘, ist dies ohne jede Einschränkung zu begrüßen; beide würden vielmehr einen (Kategorien-)Fehler der unerlaubten perspektivischen Vermischung begehen, wenn sie behaupteten, die genannten Elemente in ihre wissenschaftlichen Betrachtungen mit einbeziehen zu können.
Denkt man diesen Gedanken weiter, so wird auch deutlich, dass verschiedene Perspektivierungen weder ineinander überführbar noch aufeinander reduzierbar sind. Vor diesem Hintergrund wäre es beispielsweise zwar völlig unproblematisch zu meinen, dass Wahrnehmungen etwas mit neuronalen Aktivierungsmustern auf der Ebene des Gehirns zu tun haben; jenseits der Annahme solch korrelativer Bezüge wäre es hingegen höchst problematisch zu behaupten, dass Wahrnehmungen – jetzt oder in ferner Zukunft einmal – hinreichend in der Sprache zentralnervöser Prozesse zu fassen sind.
Zu beachten ist ferner, dass die sportwissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen, denen verschiedene Perspektivierungen zuzuordnen sind, keinen fixierten Körnungsgrad aufweisen, sondern eher – implizit oder explizit formulierten – pragmatischen Übereinkünften entspringen. So werden etwa Studierenden der Sportwissenschaft in Vorlesungen zur Motoriktheorie gleichermaßen computeranaloge Modelle (bspw. Henry und Rogers 1960) wie Ansätze der Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung (bspw. Lee 1980) nahegebracht, die aufgrund ihrer nur schwer miteinander vereinbaren informationstheoretischen (Shannon und Weaver 1949) gegenüber psychoökologischen Wurzeln (Gibson 1979) auch zwei getrennte (teil-)disziplinäre Vorlesungen begründen würden. Und auf noch feinerem Körnungsgrad könnte man sogar argumentieren, dass innerhalb des motorikwissenschaftlichen Informationsverarbeitungsansatzes Modelle der Open-loop-Steuerung (Keele 1968) und solche der Closed-loop-Regelung (Adams 1971) unterschiedliche Perspektiven auf den vorwissenschaftlichen selben Gegenstand der menschlichen Bewegungskontrolle ausmachen – und diese Argumentationsfigur ließe sich fortsetzen. Man beachte aber, dass dieses Argument allein die Untergliederung der Wissenschaft in (Teil-)Disziplinen betrifft, während der Perspektivitätsansatz von solch unterschiedlichen Möglichkeiten der pragmatischen Gruppierung im Kern unberührt bleibt.
In der Folge des zuletzt skizzierten Gedankens vergegenwärtige man sich auch, dass mitunter als ‚integrativ‘ bezeichnete (teil-)disziplinübergreifende Vorhaben – wie paradigmatisch die bio-psycho-soziale Orientierung der sportbezogenen Gesundheitsforschung – keineswegs dadurch ausgezeichnet sind, dass hiermit eine vereinigende Perspektive verfolgt würde oder gar entdeckt worden wäre, sondern vielmehr dadurch, dass unterschiedliche Perspektiven – im Beispielfall nämlich eine biologische, eine psychologische und eine soziologische – projektbezogen zusammengeführt werden. Wie weiter oben bereits begründet, sehen Schürmann und Hossner (2012a, b) an solchen Vorhaben nichts Falsches – ganz im Gegenteil –, sehr wohl aber an der etwaigen Behauptung, dass infolge solcher Zusammenführungen neue Perspektiven entstünden.
Mit der Betonung des Trennenden nähern sich Schürmann und Hossner (2012a, b) konzeptionell deutlich der von Nitsch (2001) skizzierten Vision einer interdisziplinären Sportwissenschaft an, der anhand einer musikalischen Metapher gleichermaßen unterstreicht, dass ein Orchester – die Sportwissenschaft – eine gemeinsame Leistung vollbringt, obwohl die Orchestergruppen – die sportwissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen – strikt voneinander getrennt agieren und dem Versuch zur Steigerung der Orchesterleistung wenig Erfolg beschieden sein dürfte, einer Violine Posaunenklänge entlocken zu wollen oder umgekehrt. Noch weitergehender als Nitsch (2001) verzichten Schürmann und Hossner (2012a, b) allerdings darauf, zusätzlich zur Sicherstellung des konzertierten Orchesterklangs eine Partitur oder gar eine Dirigentin zu fordern – die man in dieser Weise in der (Sport-)Wissenschaft schlichtweg nicht findet und wohl auch nicht installieren sollte. Der interdisziplinäre Gedanke wird vielmehr – um in dem von Nitsch (2001) gewählten Bild zu bleiben – darin verortet, dass jedem einzelnen Orchestermitglied, so es denn überhaupt dem Orchester als wertvolles Mitglied angehören will, das persönliche Interesse abgefordert werden darf, bestmöglich zum Orchesterklang beizutragen und die Leistungen der anderen Orchestermitglieder anzuerkennen sowie sich für ihren Beitrag zu interessieren. Die Posaunistin würde dann genauso vom Austausch mit dem Violinisten profitieren, wie dies umgekehrt der Fall wäre, und daher – im ureigensten Interesse und in Wahrnehmung ihrer Verantwortung gegenüber dem Orchester – diesen Austausch suchen.
Bemühen wir zusammenfassend noch einmal das in der Einleitung gewählte Bild, dann ist der von Schürmann und Hossner (2012a, b) vorgebrachte Perspektivitätsansatz so zu charakterisieren, dass (1) akzeptiert wird, dass das Berner Münster von der Großen Schanze und vom Bärengraben aus anders gesehen wird, (2) das im Hinblick auf ein möglichst vollständiges Bild jeweils Bereichernde der verschiedenen Perspektiven anerkannt wird, (3) die Vorstellung der möglichen Überführung der einen in die andere Perspektive oder gar der Reduktion der einen auf die andere Perspektive aufzugeben ist und man stattdessen halt damit leben muss, dass bei noch so genauem Hinschauen vom Münsterplatz aus niemals die Aare sichtbar wird, (4) die Perspektiven verschiedenen Berner Stadtteilen zuzuordnen sind, deren Grenzen aber relativ beliebig gezogen werden können, (5) der Wechsel von Perspektiven – etwa von der Kornhausbrücke zum Schwellenmätteli – keine neue Perspektive ergibt, sondern eben ein Perspektivenwechsel bleibt, und (6) das eigene Bild vom Berner Münster dadurch bereichert werden kann, dass man sich darüber austauscht, wie es aus anderen Perspektiven gesehen wird. Dieser Austausch samt wechselseitiger Anerkennung und potenzieller Bereicherung wäre es dann, was eine interdisziplinäre Sportwissenschaft ausmacht: ein „Wandern über die Hügel“ (Schürmann und Hossner 2012b).
3 Randbedingungen
Aufmerksamen Leserinnen und Lesern wird nicht entgangen sein, dass man das bislang entworfene Bild noch weitertreiben könnte. So werden die Stadtteile, aus denen man das Berner Münster betrachten kann, von der Stadtverwaltung in unterschiedlich hohem Maße finanziell unterstützt, beherbergen sie Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihrer Technikaffinität und auch ihrer Lesefreude arg unterscheiden, und finden sich nicht zuletzt in jedem Viertel Zugezogene, die sich deutlich mehr für ihren Geburtsort als für ihren aktuellen Wohnort interessieren. Anstelle solch erweiternder Diskussionen soll der aufgenommene Faden allerdings anders fortgesponnen werden, nämlich mit einer Rückkehr zur eingangs formulierten Frage nach der Beziehung von verhaltenswissenschaftlich gegenüber anthropologisch fundierten Zugängen zum Problem der menschlichen Bewegung und mit in diesem Kontext relevanten Überlegungen dazu, wie denn ein Austausch zwischen Angehörigen verschiedener (Teil-)Disziplinen aussehen könnte oder müsste, damit er beidseitig Gewinne erwarten lässt.
Jenseits der – wohl eigentlich selbstverständlichen, nicht aber immer eingehaltenen – Wahrung eines kollegialen Respekts vor den Beiträgen der Vertreterinnen und Vertreter anderer Perspektiven impliziert an dieser Stelle die Anerkennung der Unmöglichkeit der wechselseitigen Überführung von Perspektiven, dass die angestrebte Bereicherung in anderer Weise anzubahnen ist. Inspiriert von Bette (1999) samt Luhmanns (1984) Einsicht, dass Akteure nicht Elemente, sondern Randbedingungen sozialer Systeme darstellen, sowie Marrs (1982) Ebenenmodell der psychologischen Erklärung schlägt Hossner (2005, 2008) deshalb vor, den Randbedingungsgedanken auf (teil-)disziplinäre Theorien der menschlichen Bewegung zu übertragen – dies zunächst eingeschränkt auf die unter dem Dach der Bewegungs- und Trainingswissenschaft versammelten (Teil-)Disziplinen der Sportbiomechanik und Sportbiologie in ihrem jeweiligen Bezug zur funktionalen Motorikwissenschaft. Physikalisch fundierte Erklärungsmodelle der Sportbiomechanik sowie implementational fundierte Erklärungsmodelle der Sportanatomie und -physiologie wären dann als Randbedingungen für funktional fundierte Erklärungsmodelle der Sportmotorik aufzufassen. In dem von Hossner und Künzell (2022) vorgelegten Lehrbuch zur Bewegungswissenschaft des Sports kommt dieser Ansatz darin zum Ausdruck, dass die motorikspezifischen Ausführungen zu internen Bewegungskontroll- und -lernmechanismen um die Skizzierung nicht-motorikwissenschaftlicher, aber eben doch motorikrelevanter Aspekte ergänzt und diese Ergänzungen explizit als biomechanische bzw. biologische Randbedingungen ausgewiesen werden. Verdeutlichen wir diesen Gedanken im Folgenden an einem Beispiel aus dem Sport.
Zunächst zur Biomechanik: In der Motorikwissenschaft werden Anforderungen an das Bewegungskontrollsystem gerne in sogenannten Aufgabenräumen veranschaulicht, etwa dem in Abbildung 2 gezeigten Raum für die Aufgabe, das Spielfeld einer Dartscheibe zu treffen (nach Müller und Loosch 1999) – aus Gründen der vereinfachten Darstellung unter der Annahme eines konstanten Abwurfpunkts in Bull’s-Eye-Höhe in 2 Metern Entfernung zur Scheibe und unter Vernachlässigung aerodynamischer Aspekte. Wie leicht zu sehen ist, benötigt man unter diesen Bedingungen, um das Dartspielfeld überhaupt zu treffen, die geringste Abwurfgeschwindigkeit bei einem Abwurfwinkel von 45 °. Während man allerdings für steilere Abwurfwinkel die passende Abwurfgeschwindigkeit sehr exakt treffen muss, besteht für flachere Abwurfwinkel im Hinblick auf die hierzu jeweils passenden Abwurfgeschwindigkeiten ein deutlich größerer Spielraum, sodass wir es hier – in Begriffen des von Müller und Sternad (2004) vorgeschlagenen Ansatzes der Varianzdekomposition – mit einem robusten, einem fehlertoleranten und mithin vorteilhaften Teilraum zu tun haben. Aus Motorikperspektive lässt sich der hierauf aufbauende Lernprozess jetzt (u. a.) so beschreiben, dass Lernende im Laufe des Übens Erfahrungen mit den skizzierten physikalischen Zusammenhängen erwerben und – wie empirisch nachweisbar ist – mit der Zeit genau solche fehlertoleranten Teilräume aufsuchen (und zudem Rauschen in den relevanten Variablen reduzieren sowie Winkel-Geschwindigkeits-Kompensationsmöglichkeiten zunehmend ausnutzen) (für Details vgl. Müller und Sternad 2004). Die Biomechanik – im vorliegenden Beispiel gar nur die reine Physik – des Wurfs geht auf diese Weise als relevante Randbedingung in die Erklärung des motorischen Lernprozesses ein, ohne dabei zu behaupten, dass die motorische Kontrollarchitektur auf die Physik zu reduzieren wäre.

Aufgabenraum für den Dartwurf mit der Treffwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von Kombinationen von Abwurfwinkeln und Abwurfgeschwindigkeiten (nach Müller und Loosch 1999; aus Hossner und Künzell 2022: 67)
Interessanterweise lässt sich am Dartwurfbeispiel darüber hinaus noch verdeutlichen, wie sportbiologische Gegebenheiten in sportmotorische Erklärungsmodelle einfließen, denn aus rein physikalischer Perspektive müsste der Aufgabenraum eigentlich eine etwas andere Form aufweisen als in Abbildung 2 wiedergegeben. Den Grund hierfür finden wir in der Hochachsenbeschriftung, denn Wahrscheinlichkeitsmaße kommen in der Welt der Physik – zumindest in der hier relevanten Welt der Newton-Physik – nicht vor, weil bestimmte Kombinationen von Abwurfwinkeln und -geschwindigkeiten nun eben nicht mehr oder weniger wahrscheinlich, sondern entweder exakt zum Treffen (Hochachsenwert 100 %) oder exakt zum Verfehlen des Spielfelds (Hochachsenwert 0 %) führen (für eine Veranschaulichung des entsprechenden Aufgabenraums aus reiner Physik-Perspektive siehe Hossner und Zahno, 2022). Wenn aber in Abbildung 2 statt der hieraus resultierenden scharfen Kanten ein fließend abgerundetes Tal dargestellt wird, dann liegt dies daran, dass Lernende aus Motoriksicht zusätzlich noch gewisse Unsicherheiten einzukalkulieren haben, die auf Ebene der biologischen Implementation (u. a.) aus unvermeidbarem Rauschen in der sensorischen und motorischen Signalweiterleitung resultieren. Zielführende Kombinationen von Abwurfwinkeln und -geschwindigkeiten sind deshalb aus motorischer Kontrollperspektive niemals exakt, sondern eben nur mehr oder weniger wahrscheinlich zu erreichen. Wie bereits für die Sportbiomechanik ausgeführt, ist es also auch hier wieder so, dass auf Ebene der funktionalen Motoriktheorie nicht behauptet wird, dass die Bewegungskontrollarchitektur auf Gegebenheiten des biologischen Apparates zu reduzieren wäre; vielmehr wird die Biologie des menschlichen Körpers – hier: unvermeidbare Unsicherheiten in der sensomotorischen Signalweiterleitung – als Randbedingung in die Motoriktheoriebildung einbezogen.
Das im vorangegangenen Kapitel als Metapher für interdisziplinäres Tun angeführte „Wandern über die Hügel“ läuft dann letztlich darauf hinaus, dass in der Theoriebildung – zumindest beim Vorliegen eines interdisziplinären Anspruchs – klassische Qualitätsmerkmale wie Widerspruchsfreiheit, Gehalt oder Einfachheit durch ein weiteres Gütekriterium bereichert werden, ein Gütekriterium, das man mit dem Begriff der interperspektivischen Verlinkung umreißen mag – alternativ in strukturalistischer Sprache als „Identifikation intertheoretischer Bänder“ (Balzer et al. 1987). Danach eignet sich eine Theorie dann besonders gut für den interdisziplinären Austausch, wenn sie Andockstellen für Perspektivierungen bereithält, die anderen (Teil-)Disziplinen zuzuordnen sind.
Hierbei beachte man, dass das Vorliegen solcher Andockstellen keineswegs selbstverständlich ist. So ist beispielsweise die Theorie generalisierter Motorikprogramme von Schmidt (1975), die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die motorikwissenschaftliche Diskussion beherrschte, wiederholt dafür kritisiert worden, dass sich auf neurophysiologischer Ebene keine Motorikprogramme identifizieren lassen. Im Tierexperiment herbeigeführte Läsionen im Gehirn schlagen sich in dieser Weise niemals darin nieder, dass bei ansonsten unveränderter Bewegungsqualität genau eine, nämlich die einem bestimmten Motorikprogramm zuzuordnende Bewegung ausfällt; vielmehr ist das Bewegungsvermögen zwar in verschiedener Weise, aber doch stets im Allgemeinen betroffen. Betrachten wir dieses Argument allerdings im Lichte der hier geführten Diskussion um Randbedingungen, so erkennen wir, dass es aus rein motorikwissenschaftlicher Sicht in keiner Weise trägt, denn es könnte ja sein, dass eine Motoriktheorie Bewegungsverhalten vollständig erklärt, ohne den – innerhalb des funktionalen Zugangs gänzlich irrelevanten – Vorzug der zusätzlichen neurobiologischen Implementierbarkeit aufzuweisen. Gleichwohl werden, wie durch das Beispiel zugleich verdeutlicht wird, im wissenschaftlichen Diskurs interperspektivische Verlinkungsmöglichkeiten offenbar als Qualitätsmerkmal von Theorien anerkannt; für die verhaltensorientierte Motorikwissenschaft trifft dies in ihrem Verhältnis zur Neurobiologie mit hoher Selbstverständlichkeit zu.
4 Effektvorhersagen
Die Motorikwissenschaft hat sich – von benachbarten sportwissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen mitunter noch unbemerkt – seit den Zeiten der Schmidtschen (1975) Programmtheorie erheblich weiterentwickelt. Eine deutlich aktuellere Vorstellung davon, welche Mechanismen koordiniertem Bewegungsverhalten zugrunde liegen könnten, wird in Abbildung 3 veranschaulicht: die Theorie interner Modelle (Wolpert et al. 1995) oder auch Theorie der optimalen Feedback-Kontrolle (Todorov und Jordan 2002). Diesem Ansatz liegt die Annahme zweier interagierender Regelkreise zugrunde. Der äußere Regelkreis basiert auf einem (in Abbildung 3 durch einen Kreis symbolisierten) Vergleich der zum Zeitpunkt t0 vorliegenden internen Schätzung des Systemzustands S0′ – der (wovon wir vernünftigerweise ausgehen wollen) zumindest teilweise auf dem ‚tatsächlichen‘ Systemzustand S0 beruht – mit einem gewünschten Systemzustand S1* zum nächsten Zeitpunkt t1, letztlich also dem aktuellen Verhaltensziel. Fällt dieser Vergleich negativ aus, werden passende Bewegungskommandos R′ ausgegeben, die in der externen Welt zu Aktionen R führen und zusammen mit nicht selbst kontrollierten äußeren Einflüssen einen veränderten Systemzustand S1 zum Zeitpunkt t1 verursachen, welcher im nächsten Zeittakt die Ausgangsgröße für einen weiteren Regelkreisdurchlauf hergibt. Zur Verdeutlichung dieses äußeren Regelkreismechanismus an einem – allfällig lebensweltlich höchst relevanten – Bewegungskontrollbeispiel: Wenn ich jetzt (t0) beim Abendessen am Tisch sitze (S0), dies auch genau so wahrnehme (S0′) und ein vor mir stehendes Weinglas ergreifen will (S1*), muss ich so lange Kommandos an die Muskulatur ausgeben (R′), bis die dadurch verursachte Bewegung (R) mich das Glas tatsächlich in der Hand halten lässt (S1).

Theorie interner Modelle als Architektur optimaler Feedback-Kontrolle (KF = Kalman-Filterung) (modifiziert nach Todorov und Jordan 2002 und Wolpert et al. 1995; aus Hossner und Künzell 2022: 206)
Wegen der relativ langsamen Signalweiterleitung in biologischen Systemen – in Abbildung 3 als „Zeitverzögerung“ markiert – kann koordiniertes Bewegungsverhalten allerdings nicht allein auf dem bislang skizzierten äußeren Regelkreis beruhen. Beim Glasergreifen wäre es vielmehr so, dass ich das Glas schon längst umgestoßen hätte, wenn ich auf die interne Verarbeitung der eingehenden Sinnessignale warten müsste, die mir anzeigen, dass ich das Glas mit den Fingern berühre und daher die Fortführung der Bewegung zum Glas schleunigst gestoppt werden sollte. Der äußere Regelkreis wird daher in der Theorie interner Modelle durch einen inneren Regelkreis ergänzt, der – da nur emuliert – auch als Pseudo-Regelkreis bezeichnet wird. Zentrales Element dieses inneren Regelkreises ist ein internes Prädiktorsystem, ein sogenanntes Vorwärtsmodell, das für die in Abbildung 3 mit einem ^-Zeichen symbolisierte Vorhersage des Systemzustands S zum nächsten Zeitpunkt t1 zuständig ist, dies aufgrund bislang vorliegender Bewegungserfahrungen sowie unter Berücksichtigung der aktuellen situativen Bedingungen sowie der auszugebenden bzw. ausgegebenen Bewegungskommandos. Beim Glasgreifen würde also von diesem Prädiktorsystem fortlaufend intern vorhergesagt werden, an welcher Stelle im Raum ich die Hand aufgrund meiner ausgegebenen Bewegungskommandos zum nächsten Zeitpunkt erwarten darf – und da ich im Ergreifen von Gegenständen im Allgemeinen und von Weingläsern im Besonderen höchst erfahren bin, sollte diese interne Vorhersage ausgesprochen zuverlässig ausfallen. Da für diesen inneren Regelkreis – in Abbildung 3 durch Einklammerung markiert – die Zeitverzögerung vernachlässigbar ist, kann die interne Vorhersage auch schon vor Einlaufen der Rückmeldungen aus dem äußeren Regelkreis zur fortlaufenden Bewegungskontrolle genutzt werden, was wiederum die Koordination auch sehr schnell ablaufender Bewegungen erlaubt. In der Folge muss ich im Weinglasbeispiel gar nicht auf die aus den Sinnessystemen einlaufenden Signale der tatsächlichen Glasberührung warten, sondern kann meine interne Vorhersage nutzen, dass ich das Glas gleich berühren werde, und somit die Handbewegung zum Glas rechtzeitig abbremsen.
Im Resultat beruht dann die Schätzung des aktuellen Systemzustands S0′ auf einer an der jeweiligen Zuverlässigkeit gewichteten Integration der einlaufenden sensorischen Signale und der internen Vorhersagen in einem Prozess, der nach Bayesschen Prinzipien abläuft und in ingenieurwissenschaftlicher Sprache als Kalman-Filterung bezeichnet wird (Körding und Wolpert 2006). Ein vorgängig erfolgreiches Ergreifen und Zummundführen des Glases vorausgesetzt, ist es beim Weintrinken also so, dass mir der Wein zum einen aufgrund der von den Geschmacksknospen eingehenden Signale in besonderer Weise mundet, zum anderen aber auch aufgrund meiner aus der Weinkarte abgeleiteten Erwartung, dass ein solch teurer Wein hervorragend schmecken muss (um hier zu Veranschaulichungszwecken anstelle der aus der internen Bewegungseffektmodellierung eingehenden Erwartung eine – allemal relevante – kontextbezogene Vorhersage zu bemühen, die gemäß der dargestellten Architektur gleichwohl als zusätzlicher Prior in die Bayes-integrierte Systemzustandsschätzung eingehen würde).
Für die hier geführte Diskussion ist es jetzt zunächst wichtig zu registrieren, dass die in Abbildung 3 gewählten Symbole – mit S für Stimulus und R für Response – zwar klassischen behavioristischen Ansätzen entlehnt sind (bspw. Watson 1919), die Theorie interner Modelle inhaltlich mit diesen Ansätzen allerdings genauso wenig gemein hat wie mit der Serialitätsannahme klassischer Informationsverarbeitungsmodelle des sequenziellen Durchlaufens der Verarbeitungsstufen von Stimulus-Identifikation, Response-Selektion und Response-Exekution (bspw. Sternberg 1969). Ganz im Gegenteil beruht die Theorie interner Modelle letztlich nicht auf einem kausalen, sondern auf einem finalen Erklärungsschema, indem es die intern im Prädiktorsystem vorhergesagten Verhaltenskonsequenzen sind, die – unter gegebenen Bedingungen samt intendierter Veränderung des Systemzustands – bei hinreichender Erfahrung mit der aktuellen Bewegungsaufgabe die erforderlichen Bewegungskommandos quasi ‚herausfließen‘ lassen – ein Gedanke, der im Kern bereits von William James (1890: 501) in Worte gefasst worden ist: „An anticipatory image, then, of the sensorial consequences of a movement, plus (on certain occasions) the fiat that these consequences shall become actual, is the only psychic state which introspection lets us discern as the forerunner of our voluntary acts“. Im Weinbeispiel ist es nach dieser Vorstellung mithin nicht so, dass ich die Bewegung meiner Hand zum Glas kontrolliere, sondern ich mich darauf beschränke, den gewünschten Bewegungseffekt des ergriffenen Glases festzulegen, um es dann meiner aufgabenerfahrenen Bewegungskontrollarchitektur zu überlassen, auf Basis aktueller interner Vorwärtsmodellierungen die zur wahrgenommenen Ausgangssituation passenden Bewegungskommandos zu generieren. In Abbildung 3 wird dieser Umstand dadurch gekennzeichnet, dass es keinen zentralen Speicher (für Motorikprogramme o. ä.) gibt, sondern nur ein sogenanntes Kontrollgesetz, das dieses ‚Herausfließen‘ dadurch optimiert, dass es beim Vorliegen von Bewegungsalternativen zur Ausführung derjenigen Variante kommt, die mit den geringsten Kosten einhergeht – Kosten, die sich beispielsweise auf eine mehr oder weniger ökonomische Bewegungsausführung beziehen und etwa beim Weintrinken verhindern, dass das Glas mit einer stark ausufernden Bewegung, mit unnötig angespannter Muskulatur oder mit einer unangenehmen Handgelenksstellung ergriffen wird.
Letztlich kann man dann dieses ‚Herausfließen‘ von Bewegungskommandos als Konsequenz der zielabhängigen Verformung einer hochdimensionalen Aufgabenlandschaft verstehen, wie wir sie in Abbildung 2 – dimensional stark reduziert – bereits kennengelernt haben. Stellt man sich diese Landschaft als zentralen Inhalt des internen Prädiktorsystems vor, so sind es die hier erzeugten Vorhersagen, die Lernende im Laufe zunehmender Bewegungserfahrung robuste, fehlertolerante und kostengünstige Täler entdecken und in der Folge kontrolliert ansteuern lassen (für eine sportpraxisbezogene Übersetzung dieses Bilds siehe Hossner et al. 2020 oder Hossner und Zahno 2022). Bewegungen werden auf diese Weise letztlich nicht indirekt über ausgegebene Bewegungskommandos kontrolliert, sondern direkt über die interne Vorhersage von mit diesen Bewegungen erzielbaren Effekten. Die Intention, ein Weinglas zu ergreifen, reicht demnach bei hinreichender Bewegungserfahrung aus, um die hierfür erforderlichen Bewegung in zudem sparsamer Ausführung entstehen zu lassen.
Die in der Motorikwissenschaft der letzten Jahrzehnte zu beobachte Hinwendung zu Theorien, die die Bedeutung intern modellierter Prädiktionen hervorheben, lässt sich in der Tat – wie schon zitiert – als Revitalisierung des bereits von James (1890) postulierten ideomotorischen Prinzips verstehen; ebenso dürfte motorikaffinen Leserinnen und Lesern die gedankliche Nähe des Ansatzes zum – in der deutschsprachigen Sportwissenschaft disziplinübergreifend verbreiteten – Modell der antizipativen Verhaltenskontrolle von Hoffmann (1993) aufgefallen sein, vielleicht darüber hinaus auch zu der von der Prinz-Gruppe eingebrachten Idee der Ereigniskodierung (Hommel et al. 2001). Zudem erscheint beachtenswert, dass sich auf empirischer Ebene mit der Theorie interner Modelle eine Vielzahl interessanter Phänomene erklären lässt, etwa die Unmöglichkeit, sich selbst zu kitzeln, als ‚cancellation‘ der eingehenden sensorischen Signale durch die intern vorwärtsmodellierte Vorhersage (Blakemore et al. 2000) oder die Ausführung komplexer Bewegungen nur in der Vorstellung als alleinige Aktivierung des internen Pseudo-Regelkreises samt Unterdrückung der generierten Bewegungskommandos (Grush, 2004). Und auch bietet die Theorie – im vorliegenden Zusammenhang von besonderem Interesse – eine Vielzahl von interperspektivischen Andockstellen, insbesondere eine ausgeprägte neurobiologische Implementierbarkeit, ausformuliert etwa in den theorieverwandten Ansätzen der aktiven Inferenz (bspw. Friston et al. 2017) oder – im kognitionsphilosophischen Zusammenhang – des prädiktiven Gehirns (Clark 2013).
5 Vorannahmen
Wie steht es nun aber um das Verhältnis der Motorikwissenschaft mit ihrem verhaltenswissenschaftlichen Zugang nicht zu naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen wie der Physik oder Biologie, sondern zu kulturwissenschaftlichen Perspektiven auf die menschliche Bewegung – und hierbei insbesondere zu anthropologisch fundierten Ansätzen? Vergegenwärtigen wir uns zur Beantwortung dieser Frage die Theorie interner Modelle noch einmal am Beispiel der Ausführung eines einzelnen Schritts, so müsste die zum Zeitpunkt t0 auf den Schritt bezogene Intention zunächst per Prädiktorsystem in eine Vorhersage der mit dem Schritt verbundenen sensorischen Konsequenzen zum Zeitpunkt t1 überführt werden, bevor allfällig wiederholt durchgeführte interne Vorwärtsmodellierungen die hierfür erforderlichen Bewegungskommandos hervorbrächten, aus denen wiederum bei zutreffender Prädiktion im Zeitintervall zwischen t0 und t1 der Schritt auf die gewünschte Stelle resultierte. Anders – und zugegebenermaßen deutlich hübscher – gesagt: „Wenn ich meinen Fuß auf die Stelle setze, die ich vor mir sehe, so ist das Sehen früher als die Bewegung [oder: die Effektantizipation früher als die Bewegungskommandoausgabe, EJH]. ‚Ich setze meinen Fuß in das Vergangene‘“ (Buijtendijk 1956: 54).
Was mit dieser Referenz auf den in der Sportwissenschaft vielzitierten Anthropologen Buijtendijk verdeutlicht werden soll, ist zweierlei. Erstens dürfte die gedankliche Nähe von Zitat und zuvor skizzierter Motoriktheorie offenkundig sein, eine Nähe, die sich noch klarer in der diesem Zitat folgenden Bezugnahme auf Derwort (1938) zeigt: „Der Effekt bestimmt sich im einzelnen Bewegungsabschnitt nicht zwangsläufig aus seinen Komponenten, sondern das aktuelle Geschehen richtet sich vorwegnehmend nach dem Effekt“ (Buijtendijk 1956: 56). So man denn bereit ist, sich auf aktuelle Motoriktheorie und nicht allein auf überkommende sequentielle Informationsverarbeitungsmodelle des letzten Jahrhunderts zu beziehen, lässt sich diese Nähe sogar noch weitergehend fundieren, denn Bewegungslernen als Optimierung der in Abbildung 3 dargestellten Kontrollprozesse erfordert nämlich, dass der gewünschte, der vorhergesagte und der wahrgenommene Endzustand miteinander verglichen werden, was wiederum aufgrund der Verfügbarkeit dieser Größen zu in Newton-Zeit unterschiedlichen Zeitpunkten danach verlangt, dass so etwas wie eine ausgedehnte psychologische Gegenwart vorliegt (für Details siehe Hossner et al. 2013). Dies beträfe dann ein funktionales ‚Jetzt‘ als einen stabilen Verankerungsraum der Verhaltenskontrolle, welcher sich nicht durch ein Vergangenes oder Zukünftiges in Maßen des Newtonschen Zeitpfeils definiert, sondern vielmehr gar keine physikalische Zeit kennt – Letzteres als notwendige Annahme zur Vermeidung unerwünschter Kategorienfehler auf Ebene der Theorie (wie dies im Übrigen in gleicher Weise auch für phänomenologische Ansätze zum Sich-Bewegen in der Zeit einzufordern wäre). Da an dieser Stelle – zumindest für anthropologisch versierte Leserinnen und Leser – Andockstellen zu Buijtendijks (1956) Gedanken zur ‚vitalen Zeit‘ auf der Hand liegen dürften, offenbaren sich also nicht nur zwischen Motorikwissenschaft und Physik sowie Biologie Möglichkeiten der interperspektivischen Verlinkung, sondern auch zwischen verhaltenswissenschaftlich und anthropologisch fundierten Zugängen zur menschlichen Bewegung. Darüber hinaus – und zweitens – soll die obige Bezugnahme auf Buijtendijk verdeutlichen, dass es sich bei der hiermit aufgezeigten Andockstelle um zwar nicht weniger, zugleich aber auch nicht um mehr als um eine Andockstelle handelt, denn mit ‚vitaler Zeit‘ meint Buijtendijk (1956) letztlich natürlich etwas völlig Anderes – betrachtet er das Phänomen der menschlichen Bewegung nun einmal aus einer anthropologischen Perspektive und eben nicht aus der Perspektive einer am menschlichen Verhalten orientierten Motorikwissenschaft.
Zusammenfassend wäre mithin im Sinne einer interdisziplinären Bereicherung auf der einen Seite zu fordern, zwischen unterschiedlichen Perspektiven wechselseitige Andockstellen zu identifizieren, ohne dabei aber auf der anderen Seite das konzeptionell Trennende zu verwischen. Dies wiederum legt eine „Sensibilisierung innerhalb der sportwissenschaftlichen Familie für das eigene Tun [nahe], dies zunächst im Sinne einer selbstreflexiven Klärung eigener Voraussetzungen“ (Schürmann und Hossner 2012a: 51), ein Vorhaben, das von Körner und Schürmann (2015) in ihrem Sammelband zu einer „Reflexiven Sportwissenschaft“ dezidiert angegangen wird. In diesem Sammelband versucht sich Hossner (2015) für die Sportmotorik an dieser Aufgabe der Explikation von Präsuppositionen, indem er deren verhaltensorientierten Zugang als funktionalistisch kennzeichnet. Im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses stehen danach systemische Funktionsstrukturen und -prozesse wie die in Abbildung 3 veranschaulichten, dies aber – dem Putnamschen (1967) Gedanken der multiplen Realisierbarkeit folgend – im Sinne eines nicht-reduktiven Token-Identitäts-Funktionalismus. Damit ist – in Richtung Neurobiologie – zugleich gesagt, dass die behaupteten Funktionen bei menschlichen Bewegungen mit zentralnervösen Strukturen und Prozessen in Verbindung zu bringen sind, welche mithin – siehe zuvor – eine geeignete Randbedingung für die Theoriebildung auf sportmotorischer Ebene abgeben, die Funktionszusammenhänge aber letztlich unabhängig von dem realisierenden Substrat gedacht werden, beispielsweise also unabhängig vom biologischen Körper eines sporttreibenden Menschen.
Während infolge dieser Grundannahme zwischen den natur- und verhaltenswissenschaftlichen Perspektiven der Sportwissenschaft – also zwischen Sportmotorik, Sportbiologie, Sportbiomechanik und im Übrigen auch kognitiv fundierter Sportpsychologie – die Identifikation von Möglichkeiten der wechselseitigen Verlinkung vergleichsweise leichtfällt, gerät diese Aufgabe im Hinblick auf sozial-, geistes- oder kulturwissenschaftliche Perspektiven deutlich herausfordernder. Geradezu paradigmatisch lässt sich diese Schwierigkeit anhand der in Abbildung 4 wiedergegebenen Laufabbildungen verdeutlichen. Wenngleich beim Betrachten dieser Bilder aus der Perspektive der Sportmotorik zwar durchaus anerkannt wird, dass das Laufen mit unterschiedlichen Zielen verbunden ist – hier mit den beiden sportbezogenen Zielen der Verbesserung der Ausdauer im Training und des Gewinnens eines leichtathletischen Mittelstreckenwettkampfs sowie dem nicht sportbezogenen Ziel des Erreichens eines Busses –, so würde nach Abbildung 3 die unterschiedliche zielbezogene S1*-Ausprägung aufgrund identischer Laufvorerfahrungen und hieraus resultierender identischer interner Vorwärtsmodellierungen im Prädiktorsystem doch dieselbe Ausgabe an Bewegungskommandos entstehen lassen (von kleineren Anpassungen, vor allem an das unterschiedliche Schuhwerk, einmal abgesehen, welche allerdings in der in Abbildung 3 wiedergegebenen Architektur bereits mit der Dynamik der Vorwärtsmodellierung als Adaptationsprozesse eingepreist sind). In dieser Sichtweise kommt der in den drei Laufbeispielen unterschiedliche soziale oder auch kulturelle Kontext – wie unten links in Abbildung 4 angedeutet – wie eine äußere Zwiebelschale hinzu, ohne dabei die zentral interessierende innere Zwiebelschale der Bewegungskontrolle zu verändern. Aus der Perspektive der Sportmotorik handelt es sich daher bei allen drei Laufbeispielen letztlich um ein und dasselbe.
Was sich mit der Gleichsetzung des Laufens im sportlichen Training oder Wettkampf gegenüber dem Laufen zum Bus darüber hinaus verdeutlicht, ist der Umstand, dass der Zusatz ‚Sport-‘ in ‚Sportmotorik‘ tatsächlich nur darauf hinweist, dass sich die dieser sportwissenschaftlichen (Teil-)Disziplin zugehörigen Forschenden vornehmlich für das menschliche Bewegungsverhalten im sportlichen Zusammenhang interessieren, ohne dabei anzunehmen, dass sich Bewegungskontroll- und -lernprozesse in anderen Zusammenhängen hiervon grundsätzlich unterschieden – wie dies im Übrigen analog auch für die Sportanatomie, Sportphysiologie oder Sportbiomechanik zutrifft. Etwas weitergedacht, folgt aus dem (teil-)disziplindefinierenden Ansatz der multiplen Realisierbarkeit sogar, dass Sportmotorikerinnen und -motoriker nicht einmal Probleme damit haben, wenn ihre Theorien auch auf das Laufen von Hunden oder Robotern angewendet werden – die angesichts ihrer abweichenden Körper zwar anders strukturierte Prädiktorsysteme benötigen, bei offensichtlich vorliegender Lernfähigkeit die mit dem internen Prädiktorsystem verbundene Funktion aber – eben als Funktion – absolut identisch sein mag. Und um es nochmals zu betonen: Sportmotorikerinnen und -motoriker haben nicht etwa deshalb keine Probleme damit, weil sie nicht in der Lage wären, vorwissenschaftlich zwischen Menschen im Training, Menschen im Wettkampf und Menschen im Alltag oder gar zwischen Menschen, Tieren und Robotern zu unterscheiden; vielmehr ist es so, dass sie, wenn sie behaupteten, diese Unterschiede auch noch nach wissenschaftlicher Perspektivierung zu erkennen, nicht mehr für sich in Anspruch nehmen könnten, verhaltensorientierte Motorikwissenschaft zu betreiben.

Laufen mit den Zielen der Verbesserung der Ausdauer, des Gewinnens eines Wettkampfs und des Erreichens eines Busses bei ‚zwiebelhafter‘ vs. ‚destillationshafter‘ Perspektivierung (Laufbilder: L. Breitenmoser und N. Moor; Zwiebelbild aus McAllister 1886; Destillationsbild aus Morewood 1838)
Gleichwohl dürfte es auf der Hand liegen, dass für in der Kulturwissenschaft Beheimatete mit einem umständehalber hiervon substanziell abweichenden anthropologischen Ausgangspunkts eine Gleichsetzung der drei Laufbeispiele völlig unakzeptabel ist – mithin im Übrigen auch für den weiter oben zitierten Buijtendijk (1956). In seinem „Versuch, das Verhältnis von Motorik und Kulturwissenschaft zu begreifen“, betont Schürmann (2017: 42) vor diesem Hintergrund – in kulturwissenschaftlicher Abgrenzung zur Sportmotorik – vielmehr das Personale an der sportlichen wie nicht-sportlichen Bewegung, „denn personale Bewegungen sind nun einmal nicht darauf reduzierbar, funktional beschreibbare Bewegungsverläufe zu sein. Personale Bewegungen machen Sinn, bedeuten etwas, gelten als etwas“ – und mit Zitation von Soeffner (1999): „Die soziale Welt ist verstehensmäßig konstruiert, und wir bewegen uns deutend in einer vor- und ausgedeuteten Welt, einem soziohistorischen Sinnapriori“. In der Folge könne es dann auch nicht darum gehen, den – von Schürmann (2017) durchaus anerkannten – Funktionalismus der Motorikwissenschaft ‚zwiebelartig‘ um eine soziale ‚Um-Welt‘ zu ergänzen; wenn sich Personen gewissermaßen aus einer bereits gegebenen sozialen ‚Mit-Welt‘ ‚herausdeuten‘ – in Abbildung 4 als Destillationsprozess veranschaulicht –, dann handelt es sich bei den drei Laufbeispielen notwendigerweise um etwas fundamental Unterschiedliches. Als entscheidende Differenz verhaltens- und kulturwissenschaftlicher Zugänge arbeitet Schürmann (2017: 47–48) in der Folge die Notwendigkeit heraus, „zwischen Bedeutungszuschreibung (als Problemstellung der Psychologie [und mithin auch der funktionalen Motorikwissenschaft, EJH]) und Bedeutungsvermitteltheit (als Problemstellung der Kulturwissenschaft) zu unterscheiden. Unterschiedliche kulturelle Praktiken haben unterschiedliche Bedeutungen, aber sie haben diese nicht deshalb, weil die Handelnden ihren Handlungen (unterschiedliche) Bedeutungen zuschreiben. […] Wer Bedeutungszuschreibungen analysiert [wie die Motorikwissenschaft, EJH], der sucht eine Antwort auf die Frage, warum da jemand zum Bus sprintet; wer dagegen nach der semantischen Bedeutung einer Handlung fragt [wie die Kulturwissenschaft, EJH], der sucht eine Antwort auf die Frage, was da jemand tut, der zum Bus sprintet“.
Beziehen wir die von Schürmann (2017) vorgelegte – und jüngst umfassend vertiefte (Schürmann 2024) – Analyse auf den zuvor gezimmerten Perspektivitätsrahmen, haben wir es hier offenbar mit stark differierenden Vorannahmen und mithin prononciert unterschiedlichen Perspektiven auf die menschliche Bewegung zu tun. In der Konsequenz stellt sich im hier zu behandelnden Zusammenhang die Frage, wie sich dieser Unterschied aus motorikwissenschaftlicher Perspektive darstellt und ob sich gleichwohl – wie weiter oben bereits angedeutet – Andockstellen zeigen, die nichtsdestoweniger eine wechselseitige Bezugnahme erlauben.
6 Andockstellen
Geben wir zunächst Schürmann (2017) in seiner abgrenzenden Analyse mit Nachdruck recht: Wenn denn der motorikwissenschaftliche Zugang von dem System oder Organismus, auf dem die postulierten Funktionen implementiert sein sollen, abstrahiert, dann kann er umständehalber nicht für sich reklamieren, das Menschliche an der menschlichen Bewegung oder gar das Sportliche an der sportlichen Bewegung in den Blick zu nehmen. In der Tat kommen kulturell vermittelte Bedeutungen in dem in Abbildung 3 veranschaulichten Modell nicht vor; und verschärfend ist es sogar so, dass den von einer funktionierenden Architektur erzeugten Bewegungen nur von außen beobachtend Bedeutung zugeschrieben werden kann, denn innerhalb der Bewegungskontrollarchitektur findet sich nicht einmal eine Instanz, die in der Lage wäre, Bedeutung zuzuschreiben. Was bräuchte es dann aber, um ‚Bedeutung‘ oder gar ‚Sinn‘ in der dargestellten Architektur zu verankern? Auf diese Frage mag man zwei Antworten geben, eine einfache, aber nicht weittragende, und eine etwas schwierigere, die jedoch – zumindest aus Sicht des Autors – eine mögliche theoretische Andockstelle bereithält.
Die einfache Antwort sieht eine Erweiterung der in Abbildung 3 dargestellten Architektur vor, eine Erweiterung, die den vergleichsweise engen Bereich der Motorikwissenschaft überschreitet, zugleich aber definitiv im verhaltenswissenschaftlichen Rahmen bleibt und sich deshalb als motorikwissenschaftlich kompatibel erweist. Diese Erweiterung betrifft zum Ersten ein internes Motivationssystem, das den aktuell anzustrebenden Zielzustand vorgibt, und zum Zweiten ein internes Belohnungssystem, das die Annäherung an den Zielzustand und dessen finale Erreichung internal verstärkt. Zum Dritten braucht es, will man zudem Bedeutungszuschreibungen integrieren, einer zusätzlichen Schicht in der Architektur, die Reflexion erlaubt, also eine Widerspiegelung des eigenen Verhaltens. In seinen evolutionstheoretisch inspirierten Ausführungen zur „Stammesgeschichte der menschlichen Kognition“ argumentiert an dieser Stelle Bischof (1987), dass die Kompetenz der synchronen Identität, also des Sich-selbst-Vorstellens zur selben Zeit an einem anderen Ort, wie es etwa schon bei Schimpansen zu beobachten ist, mit dem erheblichen evolutionären Vorteil einhergeht, sich vom Versuchs-und-Irrtum-Lernen zu befreien und das eigene Verhalten probehandelnd zu optimieren. Ein noch elaborierteres ‚Selbst‘ ergibt sich dann auf der – weitestgehend wohl dem Menschen vorbehaltenen – ‚Stufe der Repräsentation‘, auf der zusätzlich zu vorgestelltem Verhalten potenzielle eigene Bedürfnislagen intern abgebildet werden und die mithin Probehandeln auch jenseits dessen Relevanz für die Erfüllung aktuell bestehender Bedürfnisse ermöglicht (ausführlicher hierzu Hossner 2015). Die Verhaltensorganisation wird durch das damit hinzukommende ‚Selbst‘ zwar erheblich verkompliziert, zugleich aber aus dem ‚Hier und Jetzt‘ – auf das sich die in Abbildung 3 wiedergegebene Kontrollarchitektur beschränkt – befreit und damit um eine (siehe oben: jeweils nicht in physikalischer Zeit gedachte) verwertbare subjektive Vergangenheit sowie eine planbare subjektive Zukunft bereichert.
Nun trifft die hiermit zusätzlich eingezogene Reflexionsschicht zwar auf der einen Seite sicherlich noch nicht das, was Schürmann (2024: 80) hierüber hinausgehend als „Verhalten, das sich im Verhalten zu sich als Verhalten verhält“ kennzeichnet; die Annäherung dürfte auf der anderen Seite aber auf der Hand liegen, denn – wie Bischof (1987) weiter argumentiert – die Kompetenz zur Repräsentation von Bedürfnislagen geht notwendigerweise einher mit einem Zwang zum Bedürfnismanagement, was wiederum eine interne Gewichtung erfordert, die man als (rudimentäre) Bedeutungszuschreibung verstehen darf. Mit dem hinzugekommenen ‚Selbst‘ hätten wir damit die gesuchte Instanz gefunden, die diese Aufgabe erfüllen könnte.
Gleichwohl: Zu mehr als Bedeutungszuschreibung kommen wir auf diesem Wege nicht. Bewegungsbezogene Verhaltensziele würden also zusätzlich (!) zu ihrer Funktion in der Bewegungskontrolle mit einer Bedeutung im Hinblick auf den umgebenden ‚Zwiebelring‘ der physischen oder sozialen ‚Um-Welt‘ belegt. Verdeutlicht am Beispiel der zufälligen Begegnung zweier befreundeter Menschen: Beziehen wir in skizzierter Weise Bedeutungszuschreibungen konzeptionell in die Verhaltenskontrolle ein, würde aus einem direkt aus der Begegnung erwachsenden und damit unmittelbar bedeutungsgeladenen freundlichen Lächeln ein mit Bedeutung belegtes und damit gewissermaßen gespieltes ‚Lächeln um zu‘. Genau dieser Unterschied ist es ja, auf den Schürmann (2017) mit Nachdruck hinweist. Der bloße Einzug einer reflexiven Schicht vermag mithin nicht, eine nutzbare Andockstelle von einer kulturwissenschaftlichen auf eine (kognitionswissenschaftlich erweiterte) motorikwissenschaftliche Perspektive auf die menschliche Bewegung hervorzubringen.
Versuchen wir uns daher an der oben angekündigten schwierigeren Antwort und rufen uns dazu in Erinnerung, dass die in Abbildung 3 veranschaulichte Kontrollarchitektur ein internes Prädiktorsystem als zentrales Element enthält. Danach werden – in fundamentaler Gegenposition zu früheren Motoriktheorien wie etwa der Programmtheorie von Schmidt (1975) – keineswegs Bewegungen erzeugt, die quasi nebenbei noch mit einem Effekt in der Umwelt einhergehen; vielmehr wird diese Effekterreichung direkt (!) kontrolliert, während die hierfür erforderlichen Bewegungskommandos aus der internen Effektvorhersage ‚herausfließen‘, indem sie sich in einem Gradientenverfahren als steilster Abstieg in einer multidimensionalen – wie der in Abbildung 2 veranschaulichten – Aufgabenlandschaft ergeben. Die Beantwortung der Frage, wie dies genau geschehen und im Organismus implementiert sein könnte, wird von der kognitiv inspirierten Motorikwissenschaft Kolleginnen und Kollegen überlassen, die sich mit (bewegungsbezogener) dynamischer Systemtheorie oder (Selbst-)Organisationsprozessen auf Ebene des Zentralen Nervensystems befassen (bspw. Haken und Schiepek 2006).
Man könnte jetzt – gewissermaßen in Reaktion auf die von Schürmann (2017: 44) explizit gestellte „Anfrage an die Sportmotorik aus kulturwissenschaftlicher Erfahrung“ – überlegen, ob der soeben für eine effektkontrollierte Motorik skizzierte Gedanke des ‚Herausfließens‘ nicht auf eine reflexiv-personale Schicht der bedeutungsvermittelten menschlichen Tätigkeit (im Sinne Leont’evs 2012|1975) zu erweitern wäre. Genau, wie es auf der Motorikebene keine ‚Übersetzung‘ der angestrebten Effekte in passende Bewegungen braucht, könnten danach auf der Ebene der Tätigkeit Handlungen direkt Bedeutung vermitteln und als solche erfahren werden, ohne eine ‚Übersetzung‘ in angestrebte Handlungseffekte zu erfordern – womit es anstelle eines ‚Lächelns-um-zu‘ eben beim Lächeln in seiner kulturell vermittelten Sinnhaftigkeit bliebe. Genau, wie auf Motorikebene dann aber ein Link-Mechanismus angenommen werden muss, der zu den angestrebten Effekten passende Bewegungskommandos systemisch hervorbringt, würde dies auf der Ebene der Tätigkeit die Annahme eines Mechanismus erfordern, der ausgehend von einer sinngeladenen Handlung auf sensomotorischer Kontrollebene intendierte Effekte entstehen lässt. Eine hierzu passende Motoriktheorie wiederum dürfte nicht in dem Sinne deterministisch angelegt sein, dass aus Situationen und allfällig zusätzlich vermittelnden Kontrollinstanzen Bewegungen resultieren (wie dies etwa bei der Programmtheorie von Schmidt 1975 der Fall ist), sondern müsste einen Freiraum für das ‚Einsickern‘ kultureller Gegebenheiten bereithalten. Das Konzept eines internen Prädiktorsystems samt der – hiermit eng assoziierten – Idee, dass nur effekterreichungsrelevante Variablen kontrolliert werden müssen und sollten (Todorov 2004: minimal-intervention principle; Schöner 1995: uncontrolled-manifold hypothesis), könnte hierfür eine geeignete theoretische Andockstelle bereithalten (für eine klassische Fassung des an dieser Stelle durchscheinenden Ebenengedankens mit engerer konzeptioneller Nähe zur sowjetischen Tätigkeitstheorie vgl. im Übrigen Bernstein 2020|1947). Eine Mannigfaltigkeit von zielerreichenden Aufgabenlösungen samt – in bewegungswissenschaftlicher Sprache – motorischer Äquivalenz vorausgesetzt, würden kulturell gegebene Bedeutungen dann in zweierlei Hinsicht an der Formung des im Prädiktorsystem abgebildeten Aufgabenraums mitwirken, zum einen explizit-intentional, etwa bei der Umsetzung der elterlichen Aufforderung, beim gemeinsamen Essen die Ellbogen vom Tisch zu nehmen, oder implizit-emergent, etwa beim inzidentellen Abschauen der in Deutschland gegenüber Frankreich bevorzugten Variante des Suppenlöffelns, den Löffel längs statt quer zum Mund zu führen (zur Formung von Aufgabenräumen durch den sozialen Hintergrund als ‚environmental constraint‘ siehe auch bereits Newell 1986). Der mit diesen beiden Varianten verbundene unterschiedliche Verhaltenseffekt samt resultierender Bewegung würde dann aus der kulturell bestimmten Praxis des gemeinsamen Abendessens ‚herausfließen‘, ohne eine Bedeutungszuschreibung zu erfordern oder an Bedeutungsvermitteltheit einzubüßen.
Genau an dieser Stelle würden sich dann auch – wie es Schürmann (2017) am Ende seines Aufsatzes bereits anregt – empirische Studien zur menschlichen Bewegung im Sport einordnen lassen, die nicht von der Bedeutungsvermitteltheit der kulturell bestimmten Welt abstrahieren, es aufgrund der motorikwissenschaftlichen Verlinkung auf theoretischer Ebene zugleich aber erlauben, das reichhaltige empirische Methodeninventar zu nutzen, das sich in der Motorikforschung im Laufe der vergangenen Jahrzehnte etabliert hat. Anzustreben wäre dann – wie dies in der Motorikforschung in ihrem Verhältnis zur Neurowissenschaft geradezu schon Tradition ist –, eine zwar zweigleisige, sich in ihrer angestrebten Parallelität gleichwohl aber aufeinander beziehende Interpretation der erhaltenen Befunde, hier nicht auf den Gleisen der biologischen Struktur gegenüber der motorischen Funktion, sondern auf den Gleisen der motorischen Funktion gegenüber der kulturellen Bedeutung. Die Planung solcher Studien erscheint konzeptionell herausfordernd, aus interdisziplinär-sportwissenschaftlicher Sicht aber überaus lohnend.
7 Fazit
Zur Vorbeugung von Missverständnissen: Wie in den ersten Abschnitten des vorliegenden Beitrags mit Vehemenz vorgetragen wurde, sollte – im Hinblick auf eine interdisziplinäre Sportwissenschaft, aber auch darüber hinaus – die Illusion aufgegeben werden, dass eine wissenschaftliche Perspektive in eine andere überführt werden könnte. Zur Anreicherung des gesamthaft entstehenden Bildes scheinen gleichwohl aber wechselseitige Bezugnahmen von Interesse zu sein, die wiederum die Identifikation intertheoretischer Bänder voraussetzen. Wenn danach im vorangegangenen Abschnitt die in Abbildung 3 veranschaulichte Theorie optimaler Feedback-Kontrolle als potenzielle Andockstelle für kulturwissenschaftlich fundierte Theorien zur menschlichen Bewegung im Allgemeinen und zur sportlichen Bewegung im Besonderen angeboten wurde, so wird damit in gar keiner Weise behauptet, dass die kulturwissenschaftliche auf die motorikwissenschaftliche Perspektive zu reduzieren wäre, dass sich infolge der vorgenommenen Modellergänzungen der Unterschied zwischen Bedeutungszuschreibung und -vermitteltheit verwischte oder dass eine so ergänzte verhaltensorientiert-erklärende Motorikwissenschaft für sich reklamieren könnte, eine ‚Verstehende Motorik‘ im Sinne von Schürmann (2017) zu sein.
Ganz im Gegenteil soll das hier unterbreitete Angebot einer Andockstelle eben als Angebot verstanden werden – als Angebot zur Etablierung, Fortführung oder Vertiefung des Austauschs zwischen sportwissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen und mithin auch als Anfrage an eine anthropologisch fundierte Kulturwissenschaft zu prüfen, ob die ausgewiesene Stelle tatsächlich zum Andocken taugt oder vielleicht auch nicht. Gemäß dem eingangs gezeichneten Perspektivitätsbild ist eine solche Prüfung für die Kulturwissenschaft natürlich keineswegs ein Muss; auch für die Motorikwissenschaft wurde ja ausgeführt, dass sie sehr gut arbeiten könnte, ohne sich für die Realisierbarkeit ihrer Modelle auf neurobiologischer Ebene zu interessieren – sie tut dies ‚allein‘ zur Vervollständigung ihres Blicks auf die menschliche Bewegung und in genau diesem Sinne in ureigenstem Interesse. Wenn also Leont’ev (2012|1975: 151) – auf dessen Tätigkeitstheorie sich Schürmann (2024) umfassend bezieht – sagt, dass „keinerlei Entwicklung […] direkt aus dem ableitbar [ist], was lediglich ihre notwendigen Voraussetzungen bildet, wie detailliert wir sie auch immer beschreiben mögen“, dann ist ihm nicht nur aus kulturwissenschaftlicher, sondern aus jedweder Perspektive recht zu geben; für interdisziplinär denkende Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mag gleichwohl aus diesem Zitat die Frage erwachsen, ob sie sich nicht auch für genau diese „notwendigen Voraussetzungen“ interessieren sollten. Im Falle eines auf diese Weise nachgewiesenen interdisziplinären Interesses könnten aktuelle verhaltensorientierte Theorien der motorischen Kontrolle und des motorischen Lernens einen wertvollen Beitrag leisten.
Kommen wir abschließend zurück zur eingangs gestellten Leitfrage des vorliegenden Aufsatzes: Kommt also eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive auf die sportliche Bewegung ohne eine kulturwissenschaftlich-anthropologische Perspektive – letztlich also ohne Angaben zum Menschsein – aus? Ja, kommt sie! Und nicht nur das, denn würde sie Angaben zum Menschsein berücksichtigen, hörte sie auf, Verhaltenswissenschaft zu sein – und angesichts dann kaum vermeidbarer gedanklicher Verschmierungen erwartbarerweise darüber hinaus wohl auch, seriöse Wissenschaft zu sein. Dies wollen wir der Sportmotorik mithin nicht anraten. Sie sollte sich aber – eine Beitragswilligkeit zu einer interdiziplinären Sportwissenschaft vorausgesetzt – nicht nur für Sportbiologie und Sportbiomechanik, sondern auch für Kulturwissenschaft und Anthropologie interessieren, den Austausch suchen, sich anregen und irritieren lassen und bereit sein, über wechselseitige Andockstellen nachzudenken; den vorliegenden Beitrag verstehe man als vorläufigen Versuch in genau diese Richtung. Wie es dem Autor scheint, ist umgekehrt an in der Sportwissenschaft beheimatete Anthropologinnen und Anthropologen dieselbe Forderung zu stellen.
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