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Tiefenhermeneutisches Verstehen unter Bedingungen der Differenz

Über die Relevanz von Intersektionalität im tiefenhermeneutischen Interpretationsprozess
  • Janina Faber EMAIL logo , Charlie Kaufhold und Nadine Sarfert
Veröffentlicht/Copyright: 18. Juni 2025
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Zusammenfassung

In diesem Beitrag untersuchen die Autor_innen die Bedeutung einer intersektionalen Perspektive im tiefenhermeneutischen Verstehensprozess. Anhand einer tiefenhermeneutischen Interpretation eines Interviews mit einer Jugendlichen in der Jugendhilfe wird gezeigt, wie die Interpret_innen durch ihre eigene Positionalität auf das Material reagieren und ihre affektiven Reaktionen für ein Verständnis des Materials nutzen. Es wird argumentiert, dass eine intersektionale Perspektive entscheidend für ein tiefenhermeneutisches Verstehen ist. Die divergierenden Identifikationen der Interpret_innen sind durch Herrschaftsverhältnisse geprägt, die biografisch relevant sind und die Subjektkonstitutionen beeinflussen. Da Herrschaftsverhältnisse intersektional verwoben gedacht werden, kann ein Herrschaftsverhältnis durch ein anderes vermittelt verstanden werden. Entscheidend sind der Wille und die Fähigkeit der Interpret_innen, sich affektiv auf die zu verstehenden Dynamiken einzulassen.

1 Einleitung

Seitdem Kimberlé Crenshaw das Konzept der Intersektionalität Ende der 1980er Jahre ausgehend von einem juristischen Konflikt entwickelt hat (vgl. Crenshaw 1989), wird es in verschiedenen Disziplinen – und darüber hinaus transdisziplinär – implementiert, um Herrschaftsverhältnisse adäquat verstehen zu können. Auch in der qualitativen Sozialforschung stellt sich die Frage, wie die sich im Subjekt verdichtenden intersektional verwobenen Herrschaftsverhältnisse analysiert werden können bzw. wie sich eine intersektionale Perspektive operationalisieren und methodisch-analytisch umsetzen lässt. Zwar gibt es vereinzelte Versuche, eine forschungsleitende Methodologie oder Methodik zu entwickeln – wie etwa die Mehrebenenanalyse von Gabriele Winker und Nina Degele (2009). Jedoch erfahren diese Ansätze auch Kritik oder stoßen an Grenzen, weshalb die Suche nach einer intersektionalen Forschungsperspektive noch nicht abgeschlossen ist (vgl. Winker/Degele 2009; Lutz et al. 2013 [2010]; Frühauf/Schulze 2013; Bereswill et al. 2015).

Im vorliegenden Beitrag geht es um die Relevanz von Intersektionalität in der tiefenhermeneutischen Interpretationspraxis. Die Tiefenhermeneutik ist eine psychoanalytisch ausgerichtete Methode der qualitativen Sozialforschung, bei der ein Schritt der Interpretation in (mindestens) einer Sitzung einer Interpretationsgruppe erfolgt. Verfolgen wir die Frage nach der Relevanz einer intersektionalen Perspektive in der Tiefenhermeneutik, zeigt sich ein zweifaches Forschungsdesiderat: Ausgehend von dem Konzept der Intersektionalität lässt sich erstens festhalten, dass es bislang keine Arbeiten zur Rolle von Intersektionalität in der Tiefenhermeneutik gibt. Ausgehend von der Tiefenhermeneutik zeigt sich zweitens, dass die Relevanz der Zusammensetzung der Interpretationsgruppen nicht ausreichend in der methodologischen Literatur ausgearbeitet ist. In den Interpretationsgruppen nutzen jedoch die Interpret_innen zentral ihre Subjektivität zur Erkenntnisgenerierung, die durch ihr biografisches Gewordensein innerhalb intersektional verwobener Herrschaftsverhältnisse konstituiert ist.

Vor dem Hintergrund dieses Forschungsdesiderats vertreten wir die These, dass tiefenhermeneutische Forschung nur mit einem intersektionalen Verständnis von Subjektivität gedacht werden kann. Das tiefenhermeneutische Verstehen ist unter Bedingungen der Differenz möglich, weil Herrschaftsverhältnisse in einem komplexen Verhältnis miteinander verwoben sind und durch diese geprägte Subjekte nicht ausschließlich privilegiert oder marginalisiert sind. Stattdessen haben die Subjekte in der Regel sowohl Zugang zu Affekten, die mit einer privilegierten, machtausübenden Position verbunden sind, als auch mit einer marginalisierten, von Macht und Herrschaft betroffenen Position. Das Verstehen von affektiven Anteilen eines Herrschaftsverhältnisses ist möglich unter (teils unbewusstem) Rückgriff auf Erfahrungen mit einem anderen Herrschaftsverhältnis.

Um diese These auszuführen, wird zunächst in die Methode der Tiefenhermeneutik eingeführt und dabei das Phänomen der Reinszenierung in der Interpretationsgruppe betont (Abschnitt 2). Anschließend wird in das Konzept der Intersektionalität eingeführt insoweit – und in welcher Konzeption – es für die zentrale Argumentation des vorliegenden Artikels relevant ist (Abschnitt 3). Daran schließt sich die szenische Rekonstruktion eines Interviews mit einer Jugendlichen in der Jugendhilfe an (Abschnitt 4). Abschließend wird ein tiefenhermeneutisches Verstehen unter Bedingungen der Differenz diskutiert (Abschnitt 5).

2 Die Tiefenhermeneutik: Verstehen mittels Subjektivität

Die Tiefenhermeneutik wurde in den 1980er Jahren von dem Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Alfred Lorenzer begründet (vgl. Lorenzer 1988 [1986]). Dieser wandte die Methode vornehmlich in der Interpretation von Literatur an (vgl. Haubl/Lohl 2020: 4). Erst seit den 1990er Jahren wird die Methode auch in der qualitativen Sozialforschung und somit auch zum Verstehen von Interviews, Gruppendiskussionen und Protokollen teilnehmender Beobachtung eingesetzt (vgl. ebd.: 1). Zentrale Gemeinsamkeiten der klinischen Psychoanalyse und der Tiefenhermeneutik sind ihr Erkenntnisinteresse und ihr Verstehensmodus.

Erstens wird das Subjekt – und damit auch durch das Subjekt geschaffene gesellschaftliche Phänomene – als doppelbödig verstanden (vgl. H.-D. König 2019b): Es gibt eine bewusste (manifeste) und eine unbewusste (latente) Ebene, die im Verhältnis zueinander stehen. Die erstere ist versprachlicht und entspricht gesellschaftlichen, kulturellen oder szenespezifischen Normen. Es ist die Ebene der Intentionen, des Selbstbildes eines jeden Subjekts. Die unbewusste (latente) Ebene hingegen ist nicht versprachlicht, doch aber wirkmächtig. Es handelt sich um das, was gesellschaftlich tabuisiert ist und den Intentionen und dem Selbstbild der Subjekte widerspricht. Lorenzer schreibt zum Erkenntnisinteresse der Tiefenhermeneutik: „[D]ie Suche nach dem unbewußten Sinn [trennt] die psychoanalytische Hermeneutik von jeder anderen, auch der sozialwissenschaftlichen. Die Enträtselung der unbewußten Bedeutungen ist das Leitmerkmal der psychoanalytischen Kulturanalyse.“ (Lorenzer 1988 [1986]: 27)

Zweitens ist der klinischen Psychoanalyse und der Tiefenhermeneutik ihr Verstehensmodus gemein, den Lorenzer als szenisches Verstehen bezeichnete (vgl. Lorenzer 2000 [1973]). Damit ist neben dem logischen und dem psychologischen Verstehen ein Verstehen von Texten als szenische Arrangements gemeint, auf die sich die Psychoanalytiker_in bzw. die forschende Person affektiv einlässt. Es ist das „Verstehen von Lebenssituationen, von Szenen des menschlichen Alltags – und zwar in subjektiver Perspektive“ (Lorenzer 2002: 64). Um die Anwendung eines Verstehensmodus aus der klinischen Psychoanalyse zu ermöglichen, sind einige Modifikationen des szenischen Verstehens in der Tiefenhermeneutik zu beachten (vgl. Lorenzer 1988 [1986]: 84-86). Zunächst muss das szenische Verstehen im Zentrum der Methode stehen, das heißt das theoretische Begreifen ist dem Verstehen nachrangig (vgl. H.-D. König 2019a: 19-20). Damit soll vermieden werden, dass psychoanalytische Begriffe unvermittelt auf gesellschaftliche Phänomene angewandt werden (vgl. ebd.). Verstehen und Begreifen sind somit in der Anwendung der Tiefenhermeneutik getrennt (vgl. zum Verhältnis von Verstehen und Begreifen Lorenzer/Hartmann/Zepf 2015).

2.1 Die Arbeit in der tiefenhermeneutischen Interpretationsgruppe

Eine der Modifikationen erwähnt Lorenzer jedoch eher beiläufig: die Arbeit in Interpretationsgruppen (vgl. Lorenzer 1988 [1986]: 85, 87, Lorenzer/Würker 2013: 204205). Wie in anderen Methoden der qualitativen Sozialforschung ermöglicht sie die Vermeidung von Idiosynkrasien in der Auswertung des Materials (vgl. ebd.: 204205, vgl. Reichertz 2013: 12). Im tiefenhermeneutischen Prozess nimmt die Interpretation in der Gruppe jedoch auch eine erkenntnisgenerierende Funktion ein. So nutzen die Forscher_innen in der Tiefenhermeneutik die Dynamiken in der Interpretationsgruppe, um zu den latenten Bedeutungsgehalten des Materials vorzudringen. In diesem Sinne wird die Gruppe als eigenständige Einheit – d.h. die Gruppe als Ganzes – in den Blick genommen. Es geht somit nicht (ausschließlich) um die einzelnen Interpret_innen und darum, möglichst unterschiedliche und vielfältige Perspektiven einzubeziehen. Vielmehr wird die Gruppe in ihren spezifischen (Gruppen-)Dynamiken erkenntnisgenerierend genutzt. Es wird davon ausgegangen, dass sich die im Material verdichteten latenten Bedeutungsgehalte in der dort entstehenden Dynamik abbilden. Das, was nicht versprachlicht und im zu untersuchenden Material vergegenständlicht ist, wird – in einem gelingenden Interpretationsprozess – von der Interpretationsgruppe ausagiert: „Die Gruppe der Interpreten, die sich im Hinblick auf die Arbeit an dem Text konstituiert, schafft eine neue Szene, die allerdings im Zusammenhang mit der ursprünglich, im Text repräsentierten steht.“ (Morgenroth 1990: 37). Damit schließt die Tiefenhermeneutik an eine Praxis aus den Bálint-Gruppen an (vgl. Lorenzer/Würker 2013: 204), einer Methode der Fallanalyse in der klinischen Anwendung der Psychoanalyse:

„Durch die Verständigungsbemühungen der Gruppenteilnehmer kommt nämlich ein Gruppenprozeß in Gang, der mit der Zeit eine szenische Gestalt gewinnt, die, so das grundlegende methodische Postulat der Balint-Gruppenarbeit [sic], das latente Beziehungsproblem des vorgetragenen Falles im Medium der manifesten Gruppendynamik abbildet.“ (Haubl 2019 [2007]: 296, Herv. im Orig.)

Dynamiken in der Interpretationsgruppe – wie etwa Konflikt und Aggression, Harmonie oder Langeweile – werden nicht als störend empfunden, sondern als Ausdruck einer im Material vergegenständlichten latenten Bedeutungsebene (vgl. auch etwa König et al. 2019: 5).

Für das konkrete Vorgehen in tiefenhermeneutischen Interpretationsgruppen hat etwa Hans-Dieter König einige zentrale Regeln bzw. einen Ablauf vorgeschlagen (vgl. König 2019a: 29-37). Danach dauert eine Interpretationssitzung zwei Stunden und beginnt mit einem „‚Blitzlicht‘, im Zuge dessen alle Gruppenmitglieder nacheinander kurz erzählen, wie sie den Text erlebt haben, was sie angesprochen und irritiert hat“ (ebd.: 32). Danach kann sich aufeinander bezogen werden, wodurch in der Gruppe Dynamiken entstehen, die als Reinszenierungsphänomen(e) zum Verständnis des latenten Sinns herangezogen werden können. Die Interpretation wird im weiteren Verlauf des Forschungsprozesses von der Forscher_in durch das Schreiben und das theoretische Begreifen der Ergebnisse vervollständigt (vgl. ebd.: 34-35). In diesem Prozess wird auf eine abduktive Vorgehensweise gesetzt, deren Ziel eine vom Unbewussten geleitete spontane Erkenntnis ist, die die verschiedenen Stränge der Interpretation zusammenführt (vgl. ebd.: 35).

2.2 Interpretationsgruppen, ein Forschungsdesiderat in der psychoanalytisch orientierten Sozialforschung

Während sich in der Tiefenhermeneutik[1] die Arbeit in Interpretationsgruppen forschungspraktisch weitestgehend durchgesetzt hat, gibt es hingegen kaum Forschung zur tiefenhermeneutischen Interpretationsgruppe selbst. So existieren dazu bislang nur zwei Qualifikationsarbeiten (vgl. Oth 2012; Abd-Al-Majeed 2022), eine noch unveröffentlichte Dissertation von Constanze Oth (Oth i.E.), ein wissenschaftlicher Artikel (vgl. Abd-Al-Majeed et al. 2020) und vereinzelte Anmerkungen zur Rolle der Interpretationsgruppe in konkreten Forschungsprojekten (vgl. etwa Tißberger 2017: 156). Während die genannten Arbeiten die tiefenhermeneutischen Interpretationsgruppen aus verschiedenen Perspektiven betrachten, gibt es bisher keine systematischen Ausführungen zur Relevanz der Zusammensetzung der Interpretationsgruppe im Interpretationsprozess (vgl. Oth 2012: 11; Abd-Al-Majeed 2022: 4). Die Autor_innen um Abd-Al-Majeed (2020) – und auch Abd-Al-Majeed (2022: 49) – plädieren dafür, die sozialen Positionierungen der Interpret_innen mit in den Interpretationsprozess einzubeziehen und auch in der Darstellung der Ergebnisse transparent zu machen (vgl. ebd.: 28). Wie genau dies geschehen soll und wie mit – sich daran anschließenden – erkenntnistheoretischen, forschungsethischen und -praktischen Fragen umgegangen werden soll, wird hingegen nicht ausgeführt. Dies ist jedoch ein notwendigerweise zu beantwortendes Forschungsdesiderat, um den Prozess der Generierung von Wissen im tiefenhermeneutischen Forschungsprozess zu verstehen und – nicht zuletzt entsprechend geltender Gütekriterien in der qualitativen (Sozial-)Forschung (vgl. etwa Steinke 1999) – transparent zu gestalten.

3 Intersektionalität und ihre Implementierung in der qualitativen Sozialforschung

Obwohl die Subjektivität der Interpret_innen zentrales Erkenntnisinstrument in der Tiefenhermeneutik ist (vgl. Klein 2004: 632; Steinert 2008: 67), wird diese bisher nicht in Begriffen der Intersektionalität gefasst. Bei einem solchen Versuch stellen sich zentral zwei Fragen, die Marie Frühauf und Kathrin Schulze (2013) als zwei zentrale Tendenzen benennen, mit bestehenden Problemen und Herausforderungen in der empirisch-methodischen Umsetzung einer intersektionalen Perspektive umzugehen.

Die erste Tendenz betrifft die Frage, welche Differenzkategorien bzw. Ungleichheitsverhältnisse in die Analyse einbezogen werden. Nach Frühauf und Schulze scheint hier ein weitgehender Konsens zu bestehen, die „Auswahl der Kategorien induktiv aus dem empirischen Material zu bestimmen, um so Engführungen und Ausblendungen zu vermeiden“ (Frühauf/Schulze 2013: 104). Dieses Vorgehen berge jedoch die Gefahr, nur jene Kategorien und Wechselwirkungen in den Blick zu bekommen, die empirisch sicht- und greifbar werden (vgl. ebd.) – indem sie z. B. von den Interviewten explizit benannt oder thematisiert werden. Winker und Degele (2009) schlagen hingegen in ihrem Mehrebenenansatz eine Verbindung von induktivem und deduktivem Vorgehen vor, wonach auch Klasse, ‘race‘, Geschlecht und Körper deduktiv als Strukturkategorien kapitalistischer Gesellschaften in den Blick genommen werden sollen. Während damit eine „größtmögliche Offenheit in Bezug auf die einzubeziehenden Kategorien gewährleistet werden“ (Frühauf/Schulze 2013: 105) soll, sind bei genauerer Betrachtung in diesen vier gesetzten Strukturkategorien jedoch zahlreiche weitere Unterkategorien und verschiedene Dimensionen subsumiert, womit es den Anschein macht, als würde hier ein potenziell allumfassender Analyseanspruch formuliert. Ein solcher Umsetzungsversuch würde jedoch unweigerlich Verkürzungen aufweisen, weshalb Frühauf und Schulze vielmehr für eine „präzise perspektivische Konturierung und das Aufzeigen der eigenen Aussagegrenzen“ (ebd. 107) plädieren.

Die zweite Tendenz, die sich in den empirischen Umsetzungsversuchen einer intersektionalen Perspektive erkennen lässt, betrifft die analytischen Ebenen, auf denen Intersektionen verortet werden. Häufig wird in intersektionalen Studien der methodisch-methodologische Ausgangspunkt auf den sogenannten mikro- oder mesotheoretischen Analyseebenen vorgenommen, wogegen „die makrostrukturelle Verortung von Intersektionen […] – wenn überhaupt – als Kontextualisierung oder unter anderen begrifflichen Vorzeichen [geschieht]“ (ebd.: 105). Auch in der Mehrebenenanalyse von Winker und Degele – so kritisieren Frühauf und Schulze – werden unterschiedlich benachteiligte Akteur_innen und ihre Selbstpositionierungen in qualitativen Interviews als Ausgangspunkt gesetzt und damit der Fokus „auf Kreuzungen und Erfahrungen innerhalb von Individuen gelegt“ (ebd.: 106). Es bleibe unklar, ob die anschließende gesellschaftstheoretische Kontextualisierung letzten Endes nicht doch von der Benennung der Interviewten abhängig gemacht würde (ebd.).

Vor dem Hintergrund dieser zwei Tendenzen stellen sich für die Tiefenhermeneutik spezifische Fragen. Wenn Frühauf und Schulze bei der ersten Tendenz problematisieren, dass durch ein induktives Vorgehen nur die manifest wirksamen Herrschaftsverhältnisse fassbar werden, betrifft dies in besonderer Weise die Tiefenhermeneutik, deren Erkenntnisinteresse ja dezidiert auf das Verstehen von latenten Bedeutungsgehalten ausgerichtet ist. Zudem handelt es sich um zwei latente Ebenen, die ins Verhältnis miteinander gesetzt werden: Die im Material verdichtete latente Ebene, die durch die latenten Dynamiken in der Interpretationsgruppe verstanden wird. Auch die Ergänzung eines induktiven durch ein deduktives Vorgehen hilft nicht weiter: Neben den von Frühauf und Schulze genannten Gründen ist es bei der Tiefenhermeneutik speziell die abduktive Vorgehensweise (vgl. König 2019a: 35), die sich außerhalb der üblicherweise in der Sozialforschung verwendeten induktiven und deduktiven Vorgehensweisen bewegt.[2]

Auch die referierte zweite Tendenz impliziert Fragen für die Tiefenhermeneutik. Wie kann das Verhältnis von Subjekt und Herrschaft konzipiert werden, wenn mit Subjektivität gearbeitet wird? Im Gegensatz zu Intersektionalitätsansätzen, welche die sich überkreuzenden Diskriminierungserfahrungen innerhalb der Individuen zum Ausgangspunkt nehmen, plädieren wir für ein dialektisches Verständnis von Intersektionalität im Anschluss an die Kritische Theorie, welches die historisch-spezifischen Herrschaftsverhältnisse selbst in ihrer konstitutiven Verwobenheit (als Teil eines gesellschaftlichen Ganzen) denkt.

Auf ein solches gesellschaftstheoretisches Verständnis von Intersektionalität zielt etwa Karen Stögners Ansatz von Intersektionalität von Ideologien (vgl. Stögner 2017; 2021) oder auch das Konzept der Multidimensionalität von Alex Demirović und Andrea Maihofer (2013). Beiden Ansätzen ist gemein, dass sie, im Anschluss an die Kritische Theorie, erstens Gesellschaft als umfassenden Verstrickungszusammenhang begreifen, der mehr ist als die Summe seiner Teile. Das heißt, einzelne Ideologien, wie Geschlechterverhältnisse oder Antisemitismus lassen sich nicht losgelöst vom konkreten historisch-spezifischen Gesamtzusammenhang begreifen, sondern werden vielmehr selbst zum Schlüssel für das Verständnis von Gesellschaft als Totalität (vgl. Stögner 2021: 436).

„Auf Intersektionalität umgelegt bedeutet das, dass die unterschiedlichen Ungleichheits- und Diskriminierungsformen nicht einander aufaddiert werden, sondern die Spezifik im Ineinanderwirken von zum Beispiel race und Gender gesucht wird. Totalität ist beweglich und ein Prozess, der durch die Heterogenität der unterschiedlichen Diskriminierungen, Ausschlüsse und Unterdrückungsformen hindurch eine die gesamte Gesellschaft durchdringende Logik sichtbar macht. Erst in diesem Gesamtzusammenhang werden die Kategorien als solche überhaupt hervorgebracht, und zwar in Wechselwirkung der strukturellen und subjektiven Ebene“ (ebd.: 435, Herv. im Orig.).

Zweitens lehnen beide Ansätze einen ausschließlichen Fokus auf die Betroffenen von Diskriminierung ab. Ein solcher Begriff von Intersektionalität sei „auf eigenartige Weise herrschaftsblind, da er die Auswirkungen von Herrschaftspraktiken bei den Herrschenden selbst unberücksichtigt [lasse]“ (ebd.: 39). Um die strukturelle Dimension zu fassen, legen etwa Demirović und Maihofer im Anschluss an Theodor W. Adorno und Max Horkheimer ausführlich dar, wie sich das moderne Subjekt über die Herausbildung einer bürgerlich-patriarchalen Männlichkeit, der bürgerlichen Klasse und der Etablierung westlicher bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaften gebildet hat. Dieses Subjektverständnis, das konstitutiv mit Männlichkeit, einer bürgerlichen Klassenposition und Weißsein verwoben ist, ist somit in unserer bürgerlich-patriarchalen Gesellschaftsformation als hegemoniale Norm bis heute wirkmächtig. Ein solches Verständnis von Intersektionalität nimmt somit nicht nur die Unterdrückung von Betroffenen in den Blick, sondern vor allem auch „die strukturelle Makroebene […]. Damit wird ein Beitrag geleistet, die ‚intersektionale Unsichtbarkeit‘ derer offenzulegen, die gesellschaftlich das Allgemeine repräsentieren“ (Stögner 2017: 27).

Zwar handelt es sich bei den Ansätzen von Stögner sowie von Demirović und Maihofer nicht um forschungsleitende Methodiken, aus denen sich für die tiefenhermeneutische Interpretation ein konkretes Vorgehen ableiten ließe. Dennoch bieten sie für die Tiefenhermeneutik bedeutsame Anschlussstellen hinsichtlich der Frage, welche Rolle die Differenz und Zusammensetzung in der Gruppe und die Subjektivität und Positioniertheit der Einzelnen spielt.

4 Lucy: Die szenische Rekonstruktion eines Interviews mit einer Jugendlichen in der Jugendhilfe

Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zu Tiefenhermeneutik und Intersektionalität argumentieren wir anhand einer exemplarischen szenischen Rekonstruktion, dass ein intersektionales Verständnis von Subjektivität auf mehreren Ebenen im tiefenhermeneutischen Interpretationsprozess Bedeutung hat. Material, in dem gemäß dem Verständnis interpretativer Sozialforschung intersektional verwobene Herrschaftsverhältnisse verdichtet sind, kann nur szenisch verstanden werden, wenn die Relevanz von intersektional verwobenen Herrschaftsverhältnissen in der Interpretationsgruppe Beachtung findet. Für diese Argumentation beziehen wir uns auf Christine Morgenroth (1990: 37), nach der – wie oben ausgeführt – die Interpretationsgruppe eine neue Szene schafft, die im Zusammenhang mit der im Material repräsentierten Szene steht. Für die Frage, wie dabei die beiden Szenen vermittelt sind, spielt ein intersektionales Verständnis von Herrschaft eine zentrale Rolle.

Diese Argumentation führen wir an einer szenischen Rekonstruktion eines narrativen Interviews (vgl. Rosenthal 2015 [2005]: 163-179) mit einer Jugendlichen in der Jugendhilfe aus.[3] Für die nun folgende Betrachtung des narrativen Interviews mit Lucy nehmen wir zunächst eine intersektionale Perspektive auf die im Interview repräsentierte Person ein. Lucy ist in Thailand geboren. Mit zehn Jahren kam sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Deutschland und musste dort schon früh Erfahrungen von Rassismus und sozialer Benachteiligung machen. Als sie in der Pubertät beginnt die Schule zu verweigern, gewalttätig wird und Straftaten begeht, führt sie dies darauf zurück, dass sie „nicht aus guten Familienverhältnissen“[4] komme und „Mittendrin im Ghetto“ wohne.[5]

4.1 Lucys manifestes Selbstbild als autonomes Subjekt

Lucy lebt zu dem Zeitpunkt, zu dem das Interview geführt wird, in einer Wohngruppe der Jugendhilfe. Zuvor ist sie im mehrgliedrigen Schulsystem mehrfach abgestuft, schließlich auch suspendiert worden und die Konflikte mit ihrer Mutter waren eskaliert. In der Wohngruppe beginnt für sie nun „das selbstständige Leben“ – wie sie es nennt. Sie beginnt langsam einen neuen Umgang mit ihren Aggressionen zu entwickeln, wieder die Schule zu besuchen, sich Ziele zu setzen und ein neues, positives Selbstverhältnis auszubilden. Lucy lernt, auf eine andere Art und Weise über sich und die Welt nachzudenken und beginnt zu begreifen, dass sie den Verhältnissen nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern ihr Leben und ihr Dasein auch beeinflussen kann. Sie erkennt, dass sie aktiv Entscheidungen trifft und diese Entscheidungen essenzielle Wirkungen haben:

[I]ch hab zwar nich viel geschafft, aber ich hab immerhin etwas geschafft, wo ich einfach sage, (..) hättest du eigentlich schon länger, äh, schon in der/ vor längeren Zeit eigentlich schaffen können. Aber, ne, da du halt, wie gesagt, nich in ner normalen Familie aufgewachsen bist oder mit geilen Voraussetzungen, die du eigentlich haben kannst, nicht bekommst, (...) früher oder später, so. Aber man kriegt das hin, wenn man das erkennt.

Lucy ist auf manifester Ebene davon überzeugt, dass sie in der Lage ist, die strukturellen Nachteile auszugleichen, denen sie ausgesetzt ist. Im Laufe des Interviews unterbricht sie ihre Erzählungen wiederholt durch Argumentationen und führt Eigentheorien aus:

Man muss ja irgendwie ganz auf dem Boden sein, um nach oben zu kommen, ne?“, „Es ist trotzdem im Endeffekt, selbst ist die Frau. Oder, man, es gibt nichts Gutes, außer man tut es, ne?“, „wenn du wirklich was willst oder wenn du wirklich Unterstützung und Hilfe brauchst, MUSST du deinen Arsch zusammenreißen und dich bewegen.

Lucy orientiert sich an diesen Aussagen und glaubt daran, dass sie alles schaffen kann, wenn sie sich nur genug anstrengt.

4.2 Dynamiken in der Interpretationsgruppe

Während Lucy auf manifester Ebene ein Selbstverständnis als unabhängiges selbstständiges Subjekt präsentiert, bieten die Dynamiken in der Interpretationsgruppe einen Zugang zu der latenten Bedeutungsebene des Interviews.

So reagierten die Interpret_innen enorm unterschiedlich auf das Interview von Lucy. Die Gruppe ist gespalten. Während einige Interpret_innen äußerst beeindruckt von Lucy waren, sie als reflektiert und stark wahrnahmen und sich vereinzelt sogar zu ihr hingezogen fühlten, reagierten andere Teilnehmer_innen schockiert, abwertend, hoffnungslos und traurig. Insbesondere die Gewalthandlungen von Lucy, auf die sie im Interview eingeht, führten zu einem Gefühl von Ohnmacht und absoluter Ausweglosigkeit. Ein_e Interpret_in formuliert dies mit den Worten: „Mädchen, das wird doch nichts mehr mit dir“ (IPG).

Dieser Dynamik entsprechen auch Fantasien der Interpret_innen über Lucys Aussehen. Lucy thematisiert selbst an verschiedenen Stellen im Interview, dass Aussehen eine große Rolle in ihrem Leben spiele. Ohne, dass diese Sequenzen in der Interpretationssitzung nochmals gelesen wurden, kam in der Interpretationsgruppe die Frage auf, wie Lucy aussehe. Lucy wurde sich dabei einerseits als „asiatische Schönheit“ (ebd.) vorgestellt, die in den männlichen Blicken „sehr exotisiert“ (ebd.) würde und „sehr cool und super schön“ (ebd.) aussehe „mit super tollen Tattoos“ (ebd.) und „tollen Markenklamotten“ (ebd.). Andererseits gab es Fantasien, in denen Lucy als „pickelig mit ausgeschlagenen Zähnen und dick“ (ebd.) beschrieben wurde oder als „übertrieben geschminkt und sexy angezogen, aber nicht besonders hübsch“ (ebd.) mit einem „Arschgeweih“ (ebd.) und „müden Augen, die eine Zigarette nach der anderen raucht“ (ebd.). Ein anderes Beispiel hierfür ist die Fantasie, dass Lucy nur behaupte, hübsch zu sein, dass man bei ihr aber „die Unterschicht sieht [und es] so ne Art von Hübschheit [sei], die man gleichzeitig nicht so ganz ernst nimmt“ (ebd.).

Auffällig war zudem, dass die Rolle der interviewenden Forscherin kaum in den Blick genommen wurde. Das heißt, dass die Beziehung zwischen Lucy und der Interviewerin in der Interpretationsgruppe weitestgehend dethematisiert wurde.

4.3 Intersektionale Perspektive auf die Dynamiken in der Interpretationsgruppe

Betrachten wir diese Dynamik in der Interpretationsgruppe zunächst aus einer intersektionalen Perspektive und ohne sie in Bezug zu dem Interview mit Lucy zu setzen. Wir gehen davon aus, dass die 19 Interpret_innen, die an der Interpretation des Interviews mit Lucy teilgenommen haben, mehrheitlich in Bezug auf Rassismus und Klassismus privilegiert sind – und damit anders positioniert sind als Lucy. Auch waren die Interpret_innen alle älter als Lucy. Aus dieser Perspektive ließe sich die These unterbreiten, dass in der Interpretationsgruppe hegemoniale Blicke dominieren, die zu einem Othering von Lucy führen. In diesem Sinne wären intersektional verwobene rassistische, klassistische und sexistische Aggressionen zum Ausdruck gebracht worden, mit denen die Interpret_innen – zumindest mehrheitlich – sozialisiert wurden. Dass die Interviewerin nicht thematisiert wurde, spricht ebenfalls für einen Prozess des Otherings, weil die Forscherin als Subjekt wahrgenommen und entsprechend kaum thematisiert wurde, während die Interviewte (objektivierend) 'beforscht' wurde. Auch die Spaltung in der Interpretationsgruppe, das heißt das Changieren zwischen Idealisierung und Entwertung von Lucy durch die Interpret_innen, ändert an dem Eindruck eines Othering-Prozesses nichts, bei dem herrschaftsförmige Aggressionen wirksam sind.

Bei Aussagen zu Dynamiken der Interpretationsgruppe gibt es jedoch eine Schwierigkeit, denn anders als bei Interviewpartner_innen wie Lucy, werden bei Teilnehmer_innen an Interpretationssitzungen keine soziodemographischen Daten erhoben. Selbst wenn dies geschähe und/oder Interpret_innen die eigene Positionierung in Bezug auf bestimmte Herrschaftsverhältnisse thematisier(t)en, kommt die Schwierigkeit hinzu, dass es gerade die unbewussten Verstrickungen sind, mit denen die Tiefenhermeneutik arbeitet. Dies wird beispielsweise bei sexualisierter Gewalt nachvollziehbar, deren Erinnerung den Betroffenen oftmals über lange Zeiträume nicht zugänglich ist, die Traumatisierung sich aber in der tiefenhermeneutischen Interpretation Ausdruck verschaffen kann. Dies betrifft auch andere Formen von Gewalt und Herrschaft und ist insofern relevant, als in der Interpretationsgruppe mit dem eigenen Unbewussten gearbeitet wird und dieses per definitionem nicht (direkt) zugänglich ist. Das heißt, dass auch eine dezidierte Erhebung von soziodemographischen Daten der Interpret_innen keine Klarheit produzieren würde – um die Interpretationssitzung zu verstehen, müsste diese wiederum tiefenhermeneutisch interpretiert werden und die (nun neue) Interpretationsgruppe müsste wiederum interpretiert werden, so dass eine Interpretationsschleife ohne absehbares Ende entstünde. Zudem würde sich auch in diesem Prozedere die Frage nach der Deutungshoheit stellen, das heißt die Frage danach, wer abschließend die Ergebnisse ausarbeitet und die Bewertung dessen, welchen Stellenwert diese Ausarbeitung hat.

Schließlich liegt das individuelle Gewordensein nicht im Erkenntnisinteresse der Tiefenhermeneutik. Relevant für das Verstehen des latenten Gehaltes eines Materials, ist die Szene, die sich anhand der divergierenden Positionierungen in der Gruppe entspinnt. Das Augenmerk in der tiefenhermeneutischen Interpretation liegt in dem Betrachten der Gruppe als Ganzes, um so zu einer gesamthaften Betrachtung von der Szene in der Interpretationsgruppe zum latenten Gehalt des Materials zu gelangen.

So ist es die Gruppe als Ganzes, welche Aggressionen ausagierte, und zwar zweigeteilt: Ein Teil der Gruppe nutzte die Idealisierung Lucys, um sie als 'Andere' zu imaginieren und sich auf diesem Wege von ihr zu distanzieren. Der andere Teil der Gruppe drückte die Entwertung direkt aus. Es lässt sich ohne Zweifel festhalten, dass die Interpret_innen nicht exakt die Sozialisation und Erfahrungen mit Herrschaftsverhältnissen teilen, die Lucy gemacht hat. Betrachten wir die skizzierte Dynamik in der Interpretationsgruppe vor dem Hintergrund dieser Differenz, ist es möglich, sie als Ausdruck der hier relevanten Herrschaftsverhältnisse zu verstehen, das heißt als Ausdruck der eigenen Sozialisation in einer von Herrschaftsverhältnissen durchzogenen Gesellschaft.

4.4 Annäherungen der zwei Szenen

In diesem Sinne schaffen die Interpret_innen eine „neue Szene“ (Morgenroth 1990: 37). Folgen wir der Perspektive von Morgenroth, steht jedoch diese „neue Szene (…) im Zusammenhang mit der ursprünglich (…) im Text repräsentierten“ (ebd., Herv. d. Verf.). Verstehen wir folglich die skizzierte Dynamik als Reinszenierungsphänomen, ermöglicht sie einen Zugang zu der latenten Bedeutungsebene.

Erinnern wir uns, dass sich Lucy im Interview selbst – das heißt auf manifester Ebene – als autonomes Subjekt präsentiert, das unabhängig und souverän ihr Leben meistert. Sie grenzt sich klar von sozialen Zuschreibungen – wie Weiblichkeit, Thailändischsein und der sozial benachteiligten Jugendlichen – ab. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass sie in den Fantasien der Interpret_innen als Verkörperung von genau jenen Zuschreibungen erscheint bzw. genau diese Zuschreibungen (die asiatische Frau als rassistisch-sexistisches Objekt, das subproletarische Mädchen als sexistisch-klassistische Figur) verkörpert. Obwohl Lucy manifest versucht, sich als autonomes, unternehmerisches, souveränes Selbst zu präsentieren, wird sie in der Interpretationsgruppe als 'Andere' imaginiert, aggressiv abgewertet und objektiviert. Diese Dynamik in der Interpretationsgruppe lässt sich als Hinweis darauf verstehen, dass Lucy – trotz ihres Aufstiegsnarrativs und ihren Empowermenterzählungen – mit eigenen Aggressionen konfrontiert ist, die sie latent hält. Darauf verweist auch die Spaltung in der Interpretationsgruppe: Die Idealisierung könnte in diesem Sinne für das Aufstiegsnarrativ und die Entwertung für die latent gehaltene Aggression stehen. In diesem Sinne wäre die zweite Szene (die Dynamik in der Interpretationsgruppe) mit der ersten Szene (dem Interview mit Lucy) über den Affekt der Aggression vermittelt. In der zweiten Szene wird diese Aggression ausagiert, während sie in der ersten latent gehalten wird. Bevor wir in Abschnitt 5 auf die Bedeutung der Intersektionalität für diesen Interpretationsprozess eingehen, möchten wir die Interpretation zunächst am Material festigen. Denn ihre Schlüssigkeit muss sich am Material zeigen, das heißt am Interview mit Lucy. Gehen wir zuerst auf die Bedeutung der Aggressionen für Lucy ein: Auf einer manifesten Ebene distanziert sich Lucy heute von Aggressivität und gewalttätigem Verhalten. Diese verortet sie in ihrer Vergangenheit und betont wiederholt, dass sie sich sehr grundlegend verändert habe. So sagt sie, dass sie früher „sehr sehr sehr krasse Aggressionsprobleme“ gehabt hätte, die sich in Beleidigungen und Gewalthandlungen gegenüber anderen Menschen zeigten. Heute sei sie aber in einem Alter, in dem ihr klar sei, dass das nicht gut sei und sie sich damit viel verbaut habe. Gleichzeitig deutet sich im Interview aber auch an einigen Stellen an, dass diese Gefühle keinesfalls weg sind, sondern vereinzelt wieder hochkommen und Lucy – wie sie sagt – immer „wieder richtig in die Psyche“ geht. So etwa in der folgenden Sequenz, in der Lucy erzählt, wie sie heute damit umgeht, wenn sie von anderen Personen herausgefordert wird:

Mittlerweile, wenn jemand mich anmacht oder überhaupt, oder mich provoziert oder, oder so so so disst oder mobbt oder fertigmacht oder so, dann geh ich nicht mehr darauf ein. Also ich bin so, ich hinterla/ lass bei den anderen so den Eindruck, so, ich bin voll der zurückhaltende Mensch, (.) aber bis nur n bestimmten Zeitpunkt. Wenn du wirklich eine Grenze erreichst, dann ist, dann platzt die Bombe. Dann dann weißt, dann dreh ich auf 180 durch so. Dann dann kennen die m/ diese L-Lucy noch nicht, ja, und ähm. Aber wie gesagt, mach des ruhig, ne, provozier mich ruhig, ärger mich ruhig, ist alles gut alles schön, aber, solange ich irgendwann, wenn ICH die Schnauze voll habe, dann lernst du mich richtig kennen so in diesem Sinne. Und deswegen habe ich bis jetzt auch gar kein Stress mehr so richtig, weil, ich jetzt alles nicht mehr so darauf einlasse und beziehungsweise, ich, in diesem Alter, wo die jetzt gekommen sind, da denkst du, du guckst dir andere Jugendliche an, die so große Fresse haben, ja dann denkst, dann fange ich mich an zu schämen.

Es wird deutlich, dass Lucy sich zwar nicht mehr auf Provokationen einlassen will und in gewisser Weise über den Dingen steht. Zugleich redet sie sich bei dem Gedanken, dass eine andere Person sie immer weiter provoziert, derart in Rage, dass ihre Rede selbst fast bedrohlich anmutet. Hier zeigen sich – etwa am Bild der platzenden Bombe – starke und in gewisser Weise völlig rohe und unkontrollierte aggressive Impulse, die jedoch verdrängt und unterdrückt werden und in bestimmten Momenten über sie hereinbrechen. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum Lucy immer wieder „Rückfälle“ hat, bei denen ihr das „Schicksal ins Gesicht“ schlägt.

Die oben dargestellten Aggressionen in der Interpretationsgruppe haben somit einen Hinweis auf Aggressionen von Lucy gegeben. Diese können nun verstanden und auch am Interview festgemacht werden. Somit haben die Interpret_innen die Aggression ausagiert, die bei Lucy latent ist. Schon in der Vergangenheit hat sie aggressive Impulse in Form von Gewalthandlungen ausagiert, was sich möglicherweise auf ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen zurückführen lässt – also darauf selbst dem aggressiven Verhalten Anderer ausgesetzt zu sein. Heute präsentiert sich Lucy als autonom, souverän und stark, zugleich aber unterdrückt sie die aggressiven Anteile, die immer wieder in impulshaften Durchbrüchen bei ihr zum Vorschein kommen. Die von ihr zitierten Redewendungen lassen sich als Ersatzhandlungen betrachten, die sie davor beschützen die gesellschaftlich nicht akzeptierte Aggression auszuleben.

Folglich lässt sich eine spezifische psychosoziale Dynamik zusammenfassen: Indem Lucy auf der manifesten Ebene als vollkommen autonomes, souveränes und aktives Subjekt erscheint, das emotional über den Dingen steht und sich selbst im Griff hat, zeigen sich auf der latenten Ebene aggressive Impulse. Diese werden verbannt, indem scheinbar empowernde Phrasen wiederholt werden.

5 Differenz und Intersektionalität im tiefenhermeneutischen Verstehen

Ausgehend von dieser Interpretation diskutieren wir abschließend, wie tiefenhermeneutisches Verstehen unter Bedingungen der Differenz möglich ist. Bezogen auf die bisherigen Ausführungen stellt sich die Frage, wie es den Interpret_innen möglich ist, die Aggressionen auszuagieren, die Lucy latent hält, ohne dass sie gesellschaftlich genauso positioniert sind wie Lucy.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die – gesellschaftlich bedingte – Differenz der Interpret_innen eine Voraussetzung der tiefenhermeneutischen Interpretation ist (vgl. Abd-Al-Majeed 2022: 47). Die Reinszenierungsphänomene entstehen durch divergierende Identifikationen der Interpret_innen, die nur aufgrund ihrer biografischen – und damit in Herrschaftsverhältnisse verstrickten – Genese zu verstehen sind: „[D]ie Identifikation mit einer Rolle durch die jeweilige Materialrezeption erfolgt nicht willkürlich, sondern ist eine gesellschaftlich vermittelte Rollenübernahme durch vielfach lebensgeschichtlich erfahrene Selbst- und Fremdzuschreibungen.“ (ebd.: 49)

Die Aggression etwa, die für das szenische Verstehen des Interviews mit Lucy relevant ist, äußert sich in der Interpretationsgruppe zwar manifest über rassistische, klassistische und sexistische Entwertungen. Auf einer latenten Ebene können jedoch die Interpret_innen die psychosozialen Dynamiken von Lucy aufspüren, diese durch das eigene Einlassen auf Lucy und ihre Geschichte affektiv verstehen und die Affekte – als Aggression – in Szene setzen. Zwar haben die Interpret_innen durch ihre Positioniertheit nicht genau die Erfahrungen, die Lucy gemacht hat. Dies ist schließlich auch kaum möglich, da die Gruppe und nicht die einzelne Interpret_in zur Erkenntnisgenerierung genutzt wird. Aufgrund eines intersektionalen Verständnisses von Herrschaftsverhältnissen ist es jedoch naheliegend, dass die Interpret_innen Anteile von Lucys Erleben durch eigene, andere Erfahrungen verstehen und zum Ausdruck bringen können. Diese äußern sie jedoch nicht durch den bewussten Rückgriff auf eigene – es ist anzunehmen: weitestgehend unbewusste – Erfahrungen als Objekt von Unterdrückung(en). Die Reinszenierung von Lucys latenter Aggression äußert sich in dieser Interpretationsgruppe als Aggression gegen Andere, als Aggression gegen gesellschaftlich Marginalisierte.

Zentral für das Verstehen ist somit der Affekt (in diesem Fall: die Aggression), der sich durch einen spezifischen Diskurs äußert, der (zwar nicht für Lucy, doch aber) für die Interpret_innen ‚ungefährlich‘ ist. Sie müssen nicht (bewusst) auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, in denen sie mit Aggressionen auf Unterdrückung reagiert haben, sondern können diese über eine nach außen gerichtete Aggression ausleben und von sich fernhalten. Während die Interpret_innen auf manifester Ebene herrschaftsförmige Abwertungen gegenüber Lucy zum Ausdruck bringen, findet sich auf latenter Ebene ein Einlassen auf Lucy.

Nun stellt sich unmittelbar die Frage, wie dieses Verstehen möglich ist. Denn es ist naheliegend, dass die jeweilige Position in den Herrschaftsverhältnissen mit unterschiedlichem Erleben einhergeht (vgl. etwa Erdheim 2010: 213). Die Aggression, die Lucy aufgrund ihrer Betroffenheit von Rassismus, Sexismus und Klassismus latent halten muss, ist nicht dieselbe Aggression, die Personen ausleben, die Rassismus, Sexismus und Klassismus gegen Andere ausüben. Das Verstehen kann somit nur dadurch möglich sein, dass die Interpret_innen im weitesten Sinne eigene Erfahrungen mit Marginalisierung/Ausschluss/Deklassierung gemacht haben. Die ‚zweite‘ Szene (die Szene der Interpret_innen) und die ‚erste‘ Szene (die Szene, die im Material repräsentiert ist) (vgl. Morgenroth 1990: 37) sind durch den Affekt vermittelt. Der Zusammenhang zwischen den Szenen erfolgt somit nicht über die gesellschaftliche Positionierung, sondern über den Affekt, der sich – entsprechend der divergierenden gesellschaftlichen Positionierungen – auf unterschiedliche Art äußert.

Ausschlaggebend für ein tiefenhermeneutisches Verstehen ist somit, dass und wie sich die Interpret_innen auf das Material einlassen. So hält auch etwa Fanon in Bezug auf den weißen Rassismusforscher Mannoni fest:

„Ich glaube wirklich, dass eine subjektive Erfahrung von anderen verstanden werden kann; und es gefällt mir ganz und gar nicht, wenn einer kommt und sagt: das schwarze Problem ist mein Problem, nur ich kann es untersuchen. Aber ich habe den Eindruck, dass Mannoni nicht versucht hat, die Verzweiflung des (…) [Schwarzen, Anm. d. Verf.] gegenüber dem Weißen innerlich nachzuempfinden.“ (Fanon 2016 [1952]: 75, Herv. im Orig.)

Das innerliche Nachempfinden, das Fanon thematisiert, ist es, dass das szenische Verstehen unter Bedingungen der Differenz ermöglicht. Das heißt, es geht darum, dass die Interpret_innen frei (und ungehemmt) assoziieren und mit möglichst wenig innerer Zensur all das äußern, was ihnen durch den Kopf geht. Dadurch war es in der Interpretation des Interviews mit Lucy möglich, dass die Interpret_innen – etwa während den Assoziationen zu Lucys Aussehen – auch Phantasien äußerten, die als rassistische, sexistische und klassistische Aussagen eigentlich nicht sagbar wären. Auf diese Weise haben die Interpret_innen die Aggression ausagiert, mit der Lucy auf die gesellschaftliche Aggression reagiert, die bei ihr aber unterdrückt – also latent ist.

Somit lässt sich festhalten, dass eine intersektionale Perspektive auf Subjektivität grundlegend ist, um tiefenhermeneutisch verstehen zu können. Denn durch eine intersektionale Perspektive lässt sich der Umstand fassen, dass Herrschaftsverhältnisse verwoben und dadurch Subjekte in der Regel nicht ausschließlich privilegiert oder marginalisiert sind, nicht Betroffene von Diskriminierung oder Unterdrücker_in. Während ein weißer cis Mann in Bezug auf Geschlecht und ‘race‘ ‘privilegiert ist, ist es möglich, dass er in Bezug auf andere Herrschaftsverhältnisse marginalisiert ist. So kann er aufgrund seiner Sexualität Diskriminierungserfahrungen haben, die ihm einen affektiven Zugang zum Verständnis von Ausschluss und Unterdrückung aufgrund von anderen Herrschaftsverhältnissen ermöglichen. Dies ist keine Zwangsläufigkeit – kommt es doch darauf an, ob diese imaginierte Person willens und fähig ist, sich affektiv auf Andere einzulassen. Doch auch wenn die Interpret_innen auf den ersten Blick eine privilegierte Position einnehmen – wie z. B. ein weißer, heterosexueller, akademischer Mann mittleren Alters – sind erstens in der Interpretationsgruppe bestimmte Erfahrungen und Positionierungen möglicherweise gar nicht bekannt. Zweitens könnten auch biografische Erfahrungen gemacht worden sein, die zwar keine Marginalisierung aufgrund von strukturellen Herrschaftsverhältnissen darstellen, jedoch sehr prägend waren – wie z. B. der frühe Verlust der Eltern oder massive Ausgrenzungserfahrungen in der Schule oder in der Geschwisterreihe. Dadurch kann es trotz struktureller Privilegierung möglich sein, sich affektiv mit einer marginalisierten Position zu verbinden/identifizieren und mit deren Ausgrenzungs- und Unterdrückungserfahrung mitzuschwingen.

Das tiefenhermeneutische Verstehen ist folglich nicht an identische (Diskriminierungs-)Erfahrungen oder eine vermeintlich identische Positioniertheit im Geschlechterverhältnis geknüpft. Vielmehr geht es um ein affektives Verstehen – ein Verstehen, das nur über ein affektives Einlassen möglich ist. Es ist der Wille und die Fähigkeit des Nachempfindens, nicht die Identität, die die tiefenhermeneutische Interpretation unter Bedingungen der Differenz ermöglicht. In diesem Sinne plädieren wir dafür, einen intersektionalen Blick sowohl auf die Interpretationsgruppe als auch auf das Material zu werfen, um Herrschaftsverhältnisse und ihre Wirksamkeit auf latenter Ebene differenziert verstehen zu können.

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Published Online: 2025-06-18
Published in Print: 2025-06-26

© 2025 Janina Faber, Charlie Kaufhold, Nadine Sarfert, publiziert von De Gruyter

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