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Intersektionale Figurationen in der soziologischen Gedächtnisforschung

Reflexionen aus postkolonialen Forschungskontexten
  • Eva Bahl EMAIL logo und Maria Pohn-Lauggas
Veröffentlicht/Copyright: 18. Juni 2025
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Zusammenfassung

Ausgehend von einer biographietheoretischen und figurationalen Forschungsperspektive steht im Mittelpunkt des Beitrags die Auseinandersetzung mit intersektionalen Positionalitäten in postkolonialen Forschungskontexten. Empirisch basiert diese auf einem Forschungsprojekt zu kollektiven Gedächtnissen der Erfahrung von Versklavung und des Handels mit versklavten Menschen in bestimmten Regionen in Ghana und Brasilien. Anhand ethnographischer Memos von Feldinteraktionen diskutieren wir, in welcher Weise Positionalitäten und die mit ihnen einhergehenden Zuschreibungen die Feldinteraktionen und den Zugang zu kollektiven Erinnerungspraktiken strukturieren. Der intersektionale Ansatz wird in diesem Zusammenhang als heuristisches Instrument herangezogen, um im Sinne des „ask the other question“ immer wieder das Ineinandergreifen und das Wechselspiel verschiedener Differenz- und Ungleichheitskategorien zu erfassen.

1 Einleitung

“As I disembarked from the bus in Elmina, I heard it. It was sharp and clear, as it rang in the air, and clattered in my ear making me recoil. Obruni. A stranger. A foreigner from across the sea. Three children gathered at the bus station shouted it, giggling as it erupted from their mouths, tickled to have spotted some extraterrestrial fallen to earth in Ghana. They summoned me, ‘obruni, obruni,’ as if it were a form of akwaaba (welcome), reserved just for me. [...] I didn’t relish the label. But then I learned to accept it. After all, I was a stranger from across the sea. A black face didn’t make me kin.“ (Hartman 2008: 3f, Hervorh. im Original)

„Wir fallen [in Elmina] deutlich mehr auf als an anderen Orten [in Ghana]. Die Kinder rufen permanent ‚Obruni‘ und winken. [Unser lokal ansässiger Begleiter] wird oft lachend angesprochen und wir vermuten, dass es mit uns zu tun hat. Wir nehmen das als einen starken Kontrast zum deutlich touristischeren Cape Coast wahr und gleichzeitig hat die Stadt auch was Dörfliches. Sehr viele Leute scheinen sich zu kennen.“ (Memo A, Bahl/Pohn-Lauggas, Februar 2024)

Oborɔnyi ist ein Begriff aus der im Süden Ghanas dominanten Akan-Sprache. Seine Bedeutung wird etymologisch verschieden hergeleitet und bewegt sich in dem Spektrum zwischen „Person von hinter dem Horizont“ und „böser Mensch“. Heute ist er ein in großen Teilen Ghanas verbreiteter Begriff, mit dem Fremde bezeichnet werden. Die afroamerikanische Literaturwissenschaftlerin Saidiya Hartman und die weiß[1] positionierten Autorinnen haben in Elmina eine ähnliche Erfahrung gemacht. Sie wurden auf dem Weg durch die Straßen als „Obruni“ bezeichnet. Und doch sind diese Erfahrungen aufgrund dieser unterschiedlichen Positionalitäten grundlegend verschieden. Als weiße Person in einem afrikanischen Kontext sein sichtbares Anderssein gespiegelt zu bekommen, ist vielleicht nicht immer angenehm. Aber es ist keineswegs überraschend, und im Rahmen einer reflexiven Sozialforschung hat es auch den Effekt, sich des eigenen Weißseins verstärkt bewusst zu werden und dessen Zur-Norm-Setzung entgegenzuwirken. Saidiya Hartman beschreibt jedoch die Enttäuschung und Verletzung, die für Schwarze Menschen aus der Diaspora damit einhergeht, in Ghana nicht als zugehörig anerkannt zu werden:[2]Obruni forced me to acknowledge that I didn’t belong anyplace“ (2008: 4). In der Tat wurde die ghanaische Bevölkerung in den 2000er Jahren in einer Regierungskampagne dazu aufgefordert, Diaspora-Tourist*innen nicht als „Obruni“, sondern z.B. mit dem Ga-Wort[3] für Bruder/Schwester als „Anyemi“ zu bezeichnen (Polgreen 2005).

Unsere Positionalitäten stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags[4], in dem wir der Frage nachgehen, welche Rolle diese und mit ihnen einhergehende Zuschreibungen spielen, wenn wir in postkolonialen Kontexten[5] kollektive Gedächtnisse der Erfahrung von Versklavung und Handel mit versklavten Menschen in Ghana und Brasilien beforschen.[6] Was von wem in welcher Weise erinnert wird, zählt zu den grundlegenden Fragen einer soziologischen Gedächtnisforschung. Aber wem etwas erzählt wird, und damit die mit der jeweiligen Position der Erzählenden und der Forschenden verknüpften Machtverhältnisse innerhalb der Forschungsinteraktion sind erst in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der soziologischen Methodendebatten genommen worden (R. Berger 2015; Y. Berger 2022; Ruokonen-Engler/Siouti 2016; Shinozaki 2012; von Unger 2021).

Die zentrale Fragestellung der Intersektionalität nach dem Ineinandergreifen von verschiedenen Differenz- und Unterdrückungskategorien wurde zuerst von – den weiter unten genannten – afroamerikanischen Feministinnen zum Thema gemacht. In ihren theoretischen Beiträgen stellen sie Positionalitäten zur Diskussion und damit einhergehend, welches Wissen produziert wird. An dieser Stelle trifft sich das Anliegen des intersektionalen Ansatzes mit unserer prozessorientierten biographietheoretischen Perspektive[7], aus der immer danach gefragt wird, wer in welcher konkreten Interaktion wem gegenüber etwas erzählt, wobei dieses „wer“ immer auch in konkrete kollektivgeschichtliche und gesellschaftliche Verhältnisse eingebunden ist. Beide Zugänge nehmen eine historische Perspektive auf Machtungleichheiten ein. Es sind jedoch gerade die intersektionalen Theorien, die auf das engste mit der Geschichte der Versklavung und ihrer Folgen verbunden sind. Diese Theorien explizit heranzuziehen und sie in Auseinandersetzung mit unserem Material zu diskutieren, ist unseres Erachtens – auch in einem wissenschaftshistorischen Sinne – unumgänglich, wollen wir eine von postkolonialen und intersektionalen Theorien sensibilisierte und durch sie geschärfte soziologische Gedächtnisforschung betreiben.[8]

Die Notwendigkeit der Kombination von anti-sexistischen und antirassistischen Kämpfen wurde u.a. vom Combahee River Collective (CRC) in dem bekannten Black Feminist Statement (1977), von Angela Davis in Rape, Racism, and the Capitalist Setting (1981) sowie von bell hooks in ihrem Buch Aint I a woman. Black women and feminism (1982) benannt. Jeweils stand die Situation von Schwarzen Frauen im Mittelpunkt, die sowohl von Rassismus als auch von Sexismus betroffen waren. Der Begriff der Intersektionalität wurde von der Juristin Kimberlé Crenshaw geprägt (1989), doch schon vom CRC, von Davis und von hooks wurden auch Klassenzugehörigkeit, Heterosexismus und kapitalistische Strukturen als weitere potenziell zur Ausbeutung beitragende Faktoren benannt. Kontinuitäten und Folgen der historischen Versklavungserfahrungen waren dabei immer Teil der Analyse. So stellte hooks mit einem Kapitel über „Sexism and the Black Female Slave Experience“ (1982: 15ff.) Kontinuitäten sexualisierter Gewalt und Ausbeutung an den Beginn ihrer Reflexionen. Und Davis benannte Vergewaltigungen versklavter Frauen als „essential dimension of the social relations between slavemaster and slave“ (1981: 40). Doch als „Urmutter“ des intersektionalen Denkens gilt Sojourner Truth. Sie stellte bei der Women’s Rights Convention 1851 in Akron, Ohio, wo es Zweifel daran gab, ob man sie als – vormals versklavte – Schwarze Frau überhaupt sprechen lassen sollte (Kaufman 1997: v), die Frage:

„Bin ich etwa keine Frau*? Sehen Sie mich an! Sehen Sie sich meinen Arm an! Ich habe gepflügt, gepflanzt und die Ernte eingebracht, und kein Mann hat mir gesagt, was zu tun war! Bin ich etwa keine Frau*? Ich konnte so viel arbeiten und so viel essen wie ein Mann – wenn ich genug bekam – und die Peitsche konnte ich genauso gut ertragen! Bin ich etwa keine Frau*? Ich habe dreizehn Kinder geboren und erlebt, wie die meisten von ihnen in die Versklavung verkauft wurden, und wenn ich um sie weinte, hörte mich keiner außer Jesus! Bin ich etwa keine Frau*?“ (1851/2019: 16)

Von Beginn an ist die Perspektive der Intersektionalität also zum einen immer politisch und an gesellschaftlichen Veränderungen interessiert gewesen, zum anderen war sie stets mit der Geschichte der Versklavung und ihren Nachwirkungen verbunden.

Vor diesem Hintergrund konzentrieren wir uns in Hinblick auf unsere empirischen Erhebungen auf die Frage, welche Rolle unsere Positionalitäten spielen, wenn wir kollektive Gedächtnisse in Bezug auf eine Verflechtungsgeschichte beforschen, in der die Rolle weißer Europäer*innen zentral und sehr gewaltvoll ist. Daran eng geknüpft ist die Frage, wie intersektionale Differenzkategorien die Forschungsinteraktionen strukturieren und wie sie die uns präsentierten individuellen und kollektiven Erinnerungspraktiken, Diskurse und das Wissen über die Vergangenheit formen. Mit dem Konzept der Intersektionalität als heuristischem Instrument nehmen wir also explizit die „multiplen Positionierungen“ (Phoenix 2010: 178) in den Blick – ohne sie im Vorfeld bereits festlegen zu wollen. Es unterstützt uns in der Reflexion der Begrenztheiten des Fremdverstehens sowie der Frage des Sprechen- und Zuhören-Könnens in Kontexten, die von sozialer (Macht-)Ungleichheit und kollektiven, nicht zuletzt kolonialen Gewaltvergangenheiten geprägt sind. Die Komplexität von Positionalitäten im Forschungsprozess zeigt sich auch im schwierigen „Wir“ in diesem Artikel, in dem das Autorinnen-Wir zuweilen vom Forscher*innen-Wir abweicht. Wir haben versucht, dies durch die dezidierte Nennung der jeweils an der Interaktion beteiligten Personen und ihrer Positionalitäten kenntlich zu machen.

Im Folgenden diskutieren wir zuerst, welche Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten wir zwischen intersektionalen Perspektiven sowie der soziologischen Gedächtnisforschung sehen und gehen dann anhand von Empirie aus Brasilien und Ghana auf Forschungsinteraktionen ein, deren Analyse sich uns nur intersektional erschließen konnte.

2 Intersektionalität und soziologische Gedächtnisforschung

Die Möglichkeit der gesellschaftlichen Artikulation – das zeigen u.a. feministische, postkoloniale und dekoloniale Theorien (Haraway 1988; Spivak 1988; Quijano 1999; Smith 1999) – ist abhängig von gesellschaftlichen Positionen und Machtbalancen. Dies betrifft auch die Frage, wie erinnert wird, in welcher Weise erinnert werden darf und wie überhaupt erinnert werden kann. Unser Forschungsfeld zu kollektiven Gedächtnissen der kollektiven Gewalterfahrung von Versklavung steht in enger Wechselwirkung mit Ungleichheits- und Marginalisierungserfahrungen. Kollektive Gedächtnisse und daran geknüpfte Erinnerungsdiskurse sind wiederum daran beteiligt, welche dieser Erfahrungen zur Artikulation gebracht werden (dürfen), welche tabuisiert, normalisiert oder marginalisiert werden.

Der intersektionale Zugang erhob von Beginn an den Anspruch, „vergessene“ bzw. marginalisierte Perspektiven und Akteur*innen zu erinnern. So nehmen sowohl hooks als auch Crenshaw in ihren prägenden Texten Bezug auf frühe Schwarze Feministinnen wie Anna Julia Cooper oder Sojourner Truth, und viele Autor*innen beziehen sich auf den ehemals versklavten Abolitionisten Frederick Douglass (z.B. Du Bois 1920; A. Davis 1981; hooks 1982). Brah und Phoenix betonen zudem, dass zentrale intersektionale Kämpfe in den abolitionistischen und Suffrage-Bewegungen ausgetragen wurden: „Their memory still resonates with us“ (2004: 76).

So ist der intersektionalen Perspektive ein historischer Zugang immer schon inhärent gewesen, und zwar sowohl im Sinne des Hinweisens auf Kontexte und Kontinuitäten von Unterdrückung und Ungleichheit als auch im Sinne der Memorialisierung und Einforderung von Anerkennung von Kämpfen und Akteur*innen; wie aber in der soziologischen Gedächtnisforschung der intersektionale Blick eingenommen werden kann, ist bisher selten explizit ausgehandelt worden. Die beiden Konzepte Gedächtnis und Intersektionalität kommen analytisch oft nicht in Berührung. Die Frage des Verhältnisses von kollektiven Gedächtnissen und Intersektionalität und deren forschungspraktische Bedeutung bleibt ungeklärt. Jene Autor*innen – meist keine Soziolog*innen –, in deren Texten das Verhältnis dezidiert ausbuchstabiert wird, sind sich wiederum nicht einig, wie das Passungsverhältnis der beiden Perspektiven beschrieben werden kann. Während Wilke von einem „mismatch“ (2013: 142) spricht, da Intersektionalität keinen Fokus auf Zeitlichkeit und Gedächtnisse habe, betont May deren „invitation to intervene in historical memory“ und die intersektionale Sensibilität für Auslassungen und Ausgrenzungen in der Geschichtsschreibung (2015: 53). Und während Chidgey gerade die Bedeutung der „frictions and disavowals“ für eine „counter-memory work” betont (2023: 68) und Abrego thematisiert, dass Erinnerung an politische Verfolgung „Kategorien wie Geschlecht/Gender, Sexualität, Alter, Herkunft und Klasse als Konnex“ vergegenwärtigt (2016: 19), kritisiert Lammer, dass intersektionale Studien „zumeist auf wenige Kategorien wie ‚Rasse‘ oder ‚Geschlecht‘“ (2020: 40) begrenzt blieben.

In unserem gedächtnissoziologischen Zugang verknüpfen wir die Ansätze von Halbwachs (1950/1991) mit biographieanalytischen (Erll 2009; Rosenthal 1995; Radenbach/Rosenthal 2012; Pohn-Lauggas 2020) und figurationssoziologischen (Elias 1965/1993; Bogner 2003) Ansätzen und erweitern ihn damit um eine machtsensible und die Eigenleistung von Individuen einbeziehende Perspektive (Rosenthal 2010). In Anlehnung an Norbert Elias (2003) verstehen wir Wir-Gruppen als Gruppen, die ein geteiltes und in vielen Teilen sich ähnelndes Wir-Bild und entsprechende Wir-Diskurse entwickelt haben. Kollektive Gedächtnisse sind an diese Wir-Gruppen gebunden und beinhalten den zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen Wissensbestand über die geteilte Vergangenheit, und auch die Entstehung von Wir-Bildern (und Sie-Bildern) steht in enger Wechselwirkung mit ihnen. Die Spezifik des hier diskutierten Forschungsfelds besteht darin, dass es von tradierten und vermittelten Erinnerungen geprägt ist. Das bedeutet, dass uns durchaus Eigenerlebtes erzählt wird, sich dieses aber nicht auf die Erfahrung von Versklavung selbst, sondern auf deren transgenerationale Vermittlung und die Positionierung im Rahmen von Diskursen, Wir-Bildern und Tradierungen bezieht. Das Wir-Bild erfüllt laut Elias eine wesentliche soziale Funktion, denn es „gibt dem einzelnen Menschen eine Vergangenheit weit über die persönliche, individuelle Vergangenheit hinaus, und es lässt zugleich etwas von den vergangenen Menschen in den jeweils gegenwärtigen weiterleben“ (Elias 2003: 297). Ist das Weiterleben bestimmter kollektiver Erfahrungen bzw. Vergangenheiten sozial nicht gewollt, zum Beispiel weil es ein bestimmtes Wir-Bild in Frage stellt, werden sie ausgeklammert, verleugnet oder dethematisiert. Die Existenz von Wir-Gruppen und Gruppierungen als Träger kollektiver Gedächtnisse können wir als Grundbedingung für das Weitergeben/-leben von Vergangenheit ansehen. Wir- und Sie-Bilder konstituieren dabei als Rahmungen mit, was uns erzählt wird und wie dies – im Zuge wechselseitiger Zuschreibungen – geschieht.

Der biographieanalytische Zugang berücksichtigt in seiner Erweiterung die intersektionalen Positionen in der Forschungsinteraktion (Dierckx 2018; Lutz 2018). Kathy Davis und Helma Lutz (2023) benennen dabei die zentralen Schritte, die den Forschungsprozess stets begleiten sollten: „Situating the Researcher“, „Analysing Blind Spots“ sowie „Complicating Power“. Wir argumentieren im Folgenden für eine prozessuale und figurationale Perspektive, die Intersektionalität nicht an „individuellen“ Identitäten Einzelner festmacht, sondern diese immer als gesellschaftlich verstrickt mit Anderen denkt. Deswegen ziehen wir dem in der Intersektionalitätsforschung viel verwendeten Begriff der Identitäten den relationalen und prozessualen Begriff der Zugehörigkeiten vor, der Beziehungen und Interaktionen, also Figurationen betont. Dies entspricht auch der Logik einer biographietheoretischen Analyse, die im Vergleich mit dem Identitätskonzept „stärker an den Selbstdeutungen der Subjekte im Hier und Jetzt orientiert“ (Rosenthal 1999: 32) ist und die Erfahrungsaufschichtungen im lebensgeschichtlichen Verlauf und deren Konsequenzen für die Gegenwartsperspektive rekonstruiert. Einer sozialkonstruktivistisch-figurationssoziologischen Biographieforschung geht es darum, „die historisch-kulturellen bzw. kollektiven Rahmenbedingungen in den Blick zu nehmen, in denen die Befragten sozialisiert wurden und die ihren Wissensvorrat, ihr Erleben und ihre biographischen Wahlen in Vergangenheit und Gegenwart bedingten, sowie aufzuzeigen, welche Gruppierungen welche Themenbereiche und historischen Ereignisse dethematisieren oder verleugnen und welche Gruppierungen diese ansprechen“ (Rosenthal/Bogner 2019: 71).

Die Fragen nach Zugehörigkeiten und damit verbundenen Wir-Bildern ist in hohem Maße anschlussfähig an Mari Matsudas Vorschlag „ask the other question“, dem wir in unserem methodischen Vorgehen folgen:

„When I see something that looks racist, I ask, ‘Where is the patriarchy in this?’ When I see something that looks sexist, I ask, ‘Where is the heterosexism in this?’ When I see something that looks homophobic, I ask, ‘Where are the class interests in this?’ Working in coalition forces us to look for both the obvious and non-obvious relationships of domination, helping us to realize that no form of subordination ever stands alone.“ (1991: 1189)

Dem rekonstruktiven Ansatz folgend legen wir jedoch im Vorfeld unserer Forschung keine Kategorien fest, die wir als für das Feld relevant erachten. Dies bedeutet keineswegs, dass wir keine Vorannahmen etwa über die Bedeutung von „Rasse“, Klasse, Geschlecht oder anderen Zugehörigkeiten haben, z.B. zu einer Generation, zu politischen, ethnischen oder religiösen Wir-Gruppen. Die Offenheit betrifft vor allem die konkrete Ausprägung verschiedener Differenzkategorien, deren Interdependenz und die jeweils damit verbundenen Figurationen und Positionalitäten in einem bestimmten kollektivgeschichtlichen und regionalen Kontext. Wir argumentieren also, dass gesellschaftliche Prozesse des Erinnerns oder Vergessens in ihrer jeweils konkreten empirischen Ausformung in den Blick genommen werden sollten. Dabei müssen sowohl historische Prozesse und gesellschaftliche Machtbalancen als auch die Positionalitäten der Betroffenen und Beteiligten im Forschungsprozess als Kontexte in die Analyse einbezogen werden (Hirsch/Smith 2002: 7; Rosenthal 2010). Dies bedeutet auch, dass Intersektionalität und Gedächtnis keine abstrakten Konzepte bleiben, sondern jeweils konkret als kollektive Erinnerungspraktiken oder Diskurse des Erinnerns bzw. als Erfahrungen der Differenz in den Blick genommen werden.

Die Fragen, die wir an das Material stellen, beziehen sich im vorliegenden Beitrag auf ethnographische Memos, die zu Feldinteraktionen an Orten kollektiver Gedächtnispraktiken verfasst worden sind. Der Fokus liegt darauf, in welcher Weise unsere Positionalitäten und die unserer Interaktionspartner*innen das Forschungsfeld strukturieren, welches erinnerte Wissen über die Vergangenheit zugänglich ist und welches nicht. Intersektionalität nutzen wir in diesem Zusammenhang als einen Zugang, der uns dabei hilft, verschiedene Dimensionen der Verflechtung in unseren Positionalitäten und die jeweiligen Figurationen im Feld zu erkennen. Auf diese Weise wird Intersektionalität nicht nur deskriptiv angewendet, sondern dazu genutzt, Fragen zu entwickeln und die Theoriebildung – in unserem Fall jene zur Konstruktion kollektiver Gedächtnisse in postkolonialen Kontexten – zu unterstützen. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir die intersektionale Perspektive nicht als ein Moment in unserer Forschung sehen, das dazukommt oder extra verknüpft werden muss, sondern dass sie inhärenter Teil unseres biographietheoretischen, figurations- und gedächtnissoziologischen Ansatzes ist und den Erkenntnisprozess zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Forschung mit anleitet.

So ist die Reflexivität der eigenen Positionalität Teil aller Schritte im Forschungsprozess. Dies gilt auch für den methodenpluralen Ansatz (Burzan 2016), den wir in unserer Forschung verfolgen und der die Kombination von teilnehmenden Beobachtungen sowie biographisch-narrativen und fokussierten Interviews etwa mit Diskursanalysen, Gruppendiskussionen oder Analysen von Bildern und Artefakten umfassen kann. Die Kombination wird nicht im Vorfeld festgelegt, vielmehr stehen die methodischen Entscheidungen in Verbindung mit dem Forschungskontext und den sich im Forschungsverlauf entwickelnden Fragen. Als ein Beispiel kann hier genannt werden, dass unsere brasilianischen Kolleg*innen begonnen haben, Schulbuchanalysen durchzuführen, nachdem uns die massive Bedeutung von schulisch vermitteltem Wissen deutlich geworden war, das familial oder in der Dorfgemeinschaft vermitteltes Wissen zunehmend ablöst (Cé Sangalli, Rinaldi und Soares in Vorbereitung). Dabei verstehen wir Biographieforschung nicht in erster Linie als (auf das biographisch-narrative Interview zu reduzierende) Methode, sondern als eine sozialtheoretisch fundierte Forschungsperspektive, deren Stärke es ist, die Interdependenzen und die wechselseitige Konstituiertheit von „Individuum“ und „Gesellschaft“ rekonstruieren zu können. Die methodischen Entscheidungen sind dabei feldspezifisch im Sinne einer „Gegenstandsangemessenheit“ (vgl. Strübing et al. 2018: 86ff.) und stehen stets in Verbindung mit einer intersektionalen Perspektive, die nicht nur dafür sensibilisiert, wer was in welcher Weise erheben kann oder wer im Forschungsprozess überhaupt repräsentiert ist, sondern auch, mit welchen Positionalitäten wir dem erhobenen Material begegnen, um nur beispielhaft einige Fragen zu nennen. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die Erstinteraktionen im Erhebungsprozess.

3 Zwei Fälle – vielfältige Erkenntnisprozesse

Im Folgenden stellen wir Orte vor, die wir – in einer sehr breiten Definition – als Erinnerungsorte[9] an Versklavung und/oder an den Handel mit versklavten Menschen verstehen. Dies bedeutet allerdings nicht (unbedingt), dass die Menschen, die an diesen Orten leben und agieren, diese auch als Erinnerungsorte definieren. Wie deutlich werden wird, unterscheiden die Orte sich sowohl hinsichtlich ihres soziohistorischen Kontextes als auch in der Ausprägung der jeweiligen Erinnerungspraxis. Während Brasilien eine Gesellschaft ist, die von rassistischen Strukturen und einer weißen Dominanz geprägt ist, in der die Schwarzen Nachfahren versklavter Menschen strukturell benachteiligt sind, gibt es in Ghana keine weiße Elite mehr,[10] und die gesellschaftlichen Machtstrukturen verlaufen entlang anderer Linien wie z.B. Ethnizität, Religion oder ökonomische Ressourcen. Dementsprechend spielte das Weißsein der Forscher*innen in Brasilien eine andere Rolle als in Ghana. Ein weiterer Unterschied ist die Institutionalisierung bestimmter Erinnerungsorte und -praktiken. Die hier vorgestellten Fälle markieren dabei die zwei Enden eines Spektrums. Quilombo-Gemeinden in Brasilien, in denen Nachfahren versklavter Menschen leben, verstehen sich nicht in erster Linie als Erinnerungsorte, an denen der entsprechenden historischen Ereignisse gedacht wird. Dennoch gibt es meistens ein – mehr oder weniger explizites – Wissen über die Entstehung der Gemeinde und die Spuren ihrer Vergangenheit. Am anderen Ende des Institutionalisierungs-Kontinuums stehen die Burgen von Cape Coast und Elmina in Ghana, die 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, jährlich von Zehntausenden Tourist*innen besucht werden und vor allem die Funktion haben, Museum, Gedenkort und nicht zuletzt Arbeitsplatz vieler Menschen zu sein.

Dass unsere – auch zugeschriebenen – Zugehörigkeiten und die entsprechenden Figurationen die Interaktionen mit den Menschen vor Ort mitstrukturieren und einen Einfluss darauf haben, was uns wie erzählt wird, ist eine so evidente Vorannahme unserer Forschung, dass deren Niederschrift nahezu banal anmutet. Anhand unserer Fallbeispiele zeigen wir jedoch auch, dass die jeweils konkrete Bedeutung unserer Zugehörigkeiten kontextgebunden ist. So ist unser Fremd- und Weißsein in dem zu Beginn wiedergegebenen Memo unmittelbar für uns zu spüren – nochmals verstärkt durch die direkte Adressierung als „Obruni“. Und wir diskutieren die Verflechtung mit anderen Differenzerfahrungen, die nicht notwendigerweise „auf den ersten Blick“ sichtbar sind, die unseres Erachtens jedoch maßgeblich mitbestimmen, was uns wie erzählt wird. Enorme Relevanz hat in diesem Zusammenhang die Figuration mit uns als Forschenden. Dabei ist zentral, dass wir nicht in erster Linie oder häufig auch gar nicht als solche wahrgenommen werden, sondern etwa (auch) als Europäer*innen, als Tourist*innen, als Besucher*innen von Gedenkstätten, als Frauen oder Männer, als Angehörige einer Generation und als Inhaber*innen eines EU-Passes.

3.1 Brasilien – Quilombo B.[11]

Auf den Quilombo B., im brasilianischen Bundesstaat Bahia gelegen,[12] wurde unser Kollege Lucas Cé Sangalli aufmerksam, weil er immer wieder stark verbesondernde, abwertende und übertrieben erscheinende Geschichten über diesen Ort und seine Bewohner*innen hörte, aber nur selten mit Menschen ins Gespräch kam, die tatsächlich dort gewesen waren oder jemanden aus der Gemeinde persönlich kannten. Als Eva Bahl und Lucas Cé Sangalli begannen, Interesse an einem Besuch zu formulieren, stellte sich heraus, dass es nicht möglich sein würde, im Vorfeld Kontakt aufzunehmen oder mit einer Person, die das Dorf kannte, dort hinzufahren. Diesbezügliche Versuche stießen sogar auf Abwehr. Stattdessen schlug man ihnen vor, einen anderen Quilombo zu besuchen, da dieser sehr schwer zu erreichen sei. Der Quilombo B. wird in mehrfacher Hinsicht als anders positioniert. In dieser Figuration und den damit verbundenen Wir- und Sie-Bildern stellte sich die ethische Frage, ob wir als weiße Forscher*innen einfach zu einem Quilombo fahren sollten, der uns als isoliert präsentiert wurde, und diese möglicherweise selbstgewählte Isolation damit missachten würden, oder ob wir, wenn wir nicht versuchen würden, Kontakt aufzunehmen, die Perspektiven und Selbstpräsentationen der im Quilombo lebenden Menschen ignorieren würden. Wir entschieden uns, zu der abgelegenen Gemeinde zu fahren, und uns dort mit unserem Anliegen vorzustellen. Gleichzeitig waren wir uns bewusst, dass wir mit einer Zurückweisung zu rechnen hatten.

An dieser Stelle ein kurzer historischer Abriss zur Rolle brasilianischer Quilombos als Orte des kollektiven Gedächtnisses an Versklavung: Brasilien war vom 16. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts das Land in den Amerikas, in welches die meisten versklavten Menschen verschleppt wurden. Insgesamt ist von ca. 4,8 Millionen versklavten Afrikaner*innen auszugehen, die in diesem Zeitraum nach Brasilien kamen.[13] Die wichtigsten Ankunftsregionen waren Rio de Janeiro, Bahia und Recife (vgl. Alencastro 2018: 56ff.). Die beiden letzteren befinden sich im Nordosten Brasiliens, wo sich ab dem 16. Jahrhundert eine massive Zuckerplantagenökonomie entwickelte. Vieira Ribeiro geht von einer Gesamtzahl von 1,35 Millionen Menschen aus, die im Laufe von drei Jahrhunderten unter gewaltvollen Zwangsumständen in Bahia ankamen und – überwiegend in der Plantagenökonomie – arbeiteten (2008: 134). „But just as surely as Brazil inherited the sugar business, it would inherit Black rebellion and revolt, only on a far larger scale. […] Slave uprisings were inseparable from plantation sugar production“ (French 2021: 133). Ein bedeutender Akt des Widerstands waren die Flucht und das Sich-Entziehen. Die Gemeinschaften, die die Entflohenen bildeten, teilweise auch im Zusammenleben mit indigenen Menschen, wurden Quilombos genannt. Sie befanden sich meist in abgelegenen Waldregionen, auf Hügeln oder Inseln, da sie keine Aufmerksamkeit erregen sollten und gegen Angreifer gewappnet sein mussten. Viele dieser Gemeinden bestehen – in mehr oder weniger veränderter Form – bis heute fort. Unter Vorlage bestimmter Unterlagen können Quilombola-Gemeinschaften seit dem Jahr 2003 von der Kulturstiftung Palmares offiziell registriert werden und ein Zertifikat erhalten,[14] dieser offizielle Status stattet sie mit besonderen Rechten u.a. im Bildungs- und Gesundheitssystem aus.

Bei ihrer Ankunft im Quilombo B. wurden Eva Bahl und Lucas Cé Sangalli von einer älteren Frau freundlich empfangen. Nachdem beide ihr das Projekt in portugiesischer Sprache kurz vorgestellt hatten, brachte die Frau sie zu ihrer Tochter, da diese mehr dazu sagen könne. Die Tochter – eine ca. 45 Jahre alte Frau – begrüßte die beiden Forschenden vor ihrem Haus. Sie trug ein T-Shirt mit einer evangelikalen Botschaft. Sie zeigte sich von Beginn an abweisend, bat beide aber dennoch ins Haus, als sie bemerkte, dass sie in der Mittagssonne standen. Sie teilte ihnen mit, dass niemand mit ihnen sprechen würde, weil in der Gemeinde Entscheidungen – etwa ein Interview zu geben – kollektiv getroffen würden. Gleichzeitig nahm sie Kontakt zum Gemeindevorsteher auf und forderte auch Eva Bahl und Lucas Cé Sangalli auf, dies zu tun. Die beiden sandten dann noch vor Ort eine offizielle Anfrage, in der sie sich für die Kurzfristigkeit entschuldigten und anboten, an einem anderen Tag wiederzukommen. Dann bedankten sie sich und fuhren wieder ab. Später am selben Tag folgte die Antwort des Gemeindevorstehers, der mitteilte, dass ein – auch angekündigter – Besuch im Moment grundsätzlich nicht möglich sei. Er entschuldigte sich und erklärte, dass die Gemeinde derzeit Situationen durchlebte, die ihre Mitglieder sehr behutsam und vorsichtig sein ließen.

An diesem Tag konnten keine Erzählung und Deutung über die Vergangenheit in Erfahrung gebracht werden. Wir merken an dieser Stelle an, dass diese Interaktion auch Momente des Sich-Entziehens und des Eigensinns beinhaltet, auf die wir in diesem Beitrag nicht eingehen können. Wir möchten jedoch diskutieren, dass man diese Interaktion nun als eine Erfahrung des Scheiterns in der Feldforschung verbuchen könnte und als ein Beispiel dafür, dass alleinig die Positionalität als weiße forschende Nachkommen von Täter*innenkollektiven die Möglichkeit im Erstkontakt verhindert, Gespräche über die Vergangenheit zu führen. Die Aushandlungen vor Ort lassen jedoch auch die Annahme zu, dass das, was Besucher*innen preisgegeben wird, von der Wir-Gruppe kontrolliert wird. Dies eröffnet folgende Fragen: Was sagt diese Beobachtung über die Machtposition dieser Wir-Gruppe aus? Welche Position wird den beiden anwesenden Forschenden zugeschrieben? Welche Wir- und Sie-Bilder sind damit verknüpft? Welche Rolle spielen diese dabei, dass kein Zugang zur Wir-Gruppe und damit zum kollektiven Wissen über die Vergangenheit gewährt wurde?

Nach weiteren Recherchen zur Situation der Gemeinde, vor allem in den Archiven der lokalen Presse, wurde deutlich, dass die Bewohner*innen des Quilombos B. sich zu diesem Zeitpunkt in Landkämpfen befanden. Sehen wir im Sinne einer post/kolonialen Figuration von Täter*innen und Opfern bzw. deren Nachfahren unsere Positionalität als weiße Forscher*innen als relevant dafür an, dass mit den beiden Forschenden nicht über die Geschichte des Quilombos gesprochen wurde, so verfolgen wir jedoch auch die These, dass der aktuelle, seit mehreren Jahren andauernde gewaltvolle soziale Kampf um die eigene Existenz gegen lokale Eliten wie Großgrundbesitzer und politische Entscheidungsträger diese „Abwehr“ steigert und notwendig macht. Ein sozialer Kampf, der nicht vom postkolonialen Kontext und der Erfahrung der Versklavung losgelöst betrachtet werden kann. Die Präsentation als geschlossene Wir-Gruppe ist – wenn wir diese auch im Vergleich mit anderen Feldkontakten interpretieren – in engem Zusammenhang mit dieser gegenwärtigen, von Vulnerabilität geprägten Lebenslage zu lesen. Ein Mann aus einer Nachbargemeinde, bei dem wir uns im Vorfeld nach dem Quilombo B. erkundigt hatten, hatte uns als erstes gefragt, ob wir Investor*innen seien. Hier wird deutlich, dass die Wahrnehmung des Besuchs von weißen Fremden als Bedrohung auch im Kontext gegenwärtiger Existenzkämpfe zu lesen ist.

Ein weiterer Aspekt, den wir anführen möchten, ist der Umstand, dass Angehörige evangelikaler Kirchen mit ihrer Missionstätigkeit durchaus Zugang zur Gemeinde erhalten. Die evangelikalen Kirchen präsentieren sich als Gegenentwurf und Gegner der afrobrasilianischen Religionen. Thesen dazu, welche Bedeutung dies für den Zugang zu Wissensinhalten des kollektiven Gedächtnisses der Wir-Gruppe des Quilombos B. hat, können wir im Vergleich mit Gesprächen mit Bewohner*innen anderer Quilombos – auf die wir hier nicht näher eingehen – entwickeln. Zentral für das Verstehen der hier beschriebenen Feldinteraktion erscheint uns jedoch, dass in diesen anderen Gesprächen thematisiert wird, dass es sich hierbei nicht nur um einen (sehr ungleichen) Machtkampf der Religionen, sondern vor allem auch um ein umkämpftes kollektives Gedächtnis handelt, da die afrobrasilianischen Religionen eine klare Tradition und eine Kontinuität zum Alltagsleben versklavter Menschen in Brasilien darstellen. Evangelikale Kirchen hingegen arbeiten mit einer starken Zukunftsorientierung und Ablehnung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit (vgl. Meyer 1998). In welcher Weise eine mögliche evangelikale Perspektive auf Eva Bahl und Lucas Cé Sangalli die Feldinteraktion beeinflusst und damit den Zugang zum Wissen der Wir-Gruppe mitstrukturiert hat, wird somit zu einer zentralen Frage, der wir in unserer weiteren Forschung vertieft nachgehen werden. Deutlich wird in diesem Zusammenhang jedoch auch, wie die Zugehörigkeiten zu verschiedenen Wir-Gruppen (etwa Vereine, religiöse Gruppen, Quilombos) das Sprechen und unseren Zugang zu kollektiven Gedächtnissen gestalten.

Dieser „gescheiterte“ Erstkontakt zeigt die Notwendigkeit, offen und sensibel gegenüber nicht unmittelbar sichtbaren und im Vorfeld naheliegenden intersektionalen Verflechtungen zu sein, die die Positionalitäten im Feld mitbestimmen und damit auch mitstrukturieren, was wir in Erfahrung bringen und wissen können. Dies verweist auf die Notwendigkeit, intersektionale Fragen zu stellen. Die naheliegende und vielleicht auch vorschnelle Lesart der erfahrenen Zurückweisung wäre, dass die Gemeinde nicht mit weißen Forscher*innen über die historische Erfahrung der Versklavung und deren Erinnern sprechen möchte. Wie wir zu zeigen versucht haben, deutet aber einiges darauf hin, dass die Tatsache, dass wir keinen Zugang bekamen, in dieser Situation nichts mit unserem Interesse an den kollektiven Gedächtnissen zu tun hatte, sondern dass wir mit einer Forschung z.B. zu Geschlechterrollen oder zu evangelikalen Kirchen ebenfalls abgewiesen worden wären. Durch die Auseinandersetzung mit dem Abgewiesenwerden aus einer intersektionalen und figurationalen Perspektive – im Sinne von „In welchen Figurationen befinden wir uns mit den (nicht) Beforschten?“ bzw. „Welche Differenzkategorien werden hier (noch) wirksam?“ – erschlossen sich uns Kontexte und Diskurse, die ein Erinnern ermöglichen oder verhindern. Und damit verbunden sind wir in der Lage, die Grenzen unseres Zuganges und damit auch die Grenzen unseres Fremdverstehens stärker zu konturieren. Festzuhalten ist, dass sich unsere Lesarten auf den Erstkontakt beziehen und eine erneute Kontaktaufnahme über den Gemeindevorsteher ein nächster sinnvoller Schritt sein kann, um die hier formulierten Lesearten weiter prüfen zu können.

3.2 Ghana – Cape Coast/Elmina[15]

Unser erster Besuch bei den ehemaligen Burgen und Kerkern der Küstenstädte Cape Coast und Elmina in Ghana unterschied sich deutlich von der zuvor dargestellten Situation, bei der Eva Bahl und Lucas Cé Sangalli eine ländliche Gemeinde im Nordosten Brasiliens besuchten. Die Bedeutung von Elmina und Cape Coast liegt in deren Geschichte begründet. Etwa eine Million versklavte Menschen wurde von der Goldküste (das heutige Ghana) zwischen 1519 und 1825 in Richtung der Amerikas verschifft, die meisten von ihnen im 18. Jahrhundert (Eltis 2001). Ein großer Teil ging durch die Kerker von Cape Coast und Elmina, zwei Küstenstädte in der Zentralregion von Ghana, etwa 150 km westlich der Hauptstadt Accra. Die Burgen und Kerker von Cape Coast und Elmina wurden 1979 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Heute sind die beiden Burgen die wichtigsten Gedenkstätten für die Opfer und Überlebenden des transatlantischen Handels mit versklavten Menschen. Sie zählen zu den bedeutendsten touristischen Orten Ghanas, und die ghanaische Regierung hat 2019 das „Jahr der Rückkehr“ ausgerufen, mit dem sie Menschen aus der afrikanischen Diaspora aufforderte, Ghana zu besuchen, dort Gedenkorte aufzusuchen, zu investieren und sich ggf. niederzulassen. Da die Initiative als kommerzieller und Image-Erfolg galt,[16] wurde 2020 eine ganze „Dekade der Rückkehr“ ausgerufen.

Die beiden Städte Cape Coast und Elmina und ihre Erinnerungsorte sind also von internationalem Tourismus geprägt, und wir wurden entsprechend ebenfalls als Tourist*innen wahrgenommen. Es gab wenig „Erklärungsbedarf“ für unsere Anwesenheit an den Erinnerungsorten, da täglich weiße Besucher*innen vor Ort sind, die in Führungen durch die Burgen geleitet werden. Für uns war die Frage sofort präsent, wie wir von den Schwarzen Rundgangsteilnehmer*innen wahrgenommen wurden, denen wir eine afrikanische oder afrodiasporische Familiengeschichte zuschrieben. Die Differenz Schwarz und weiß stand im wahrsten Sinne des Wortes spürbar im Raum. In Gesprächen mit den Guides wurden die Konflikte zwischen Besucher*innengruppen, zwischen Nachkommen von Täter*innen und Opfern, immer wieder thematisiert. Mehrfach wurde uns berichtet, dass in den Gedenkstätten nach zahlreichen Konflikterfahrungen weiße Besucher*innen von Besucher*innen aus der afrikanischen Diaspora getrennt geführt werden. In der konkreten Konfrontation mit dem Ort und dessen Geschichte hatten sich immer wieder emotionale Auseinandersetzungen zwischen (potentiellen) Nachfahr*innen von Täter*innen und Opfern ereignet. In der Praxis erlebten wir allerdings viele gemischte Führungen.

Es stellte sich also schnell heraus, dass die Figurationen zwischen weißen und Schwarzen Besucher*innen an den ghanaischen Gedenkorten eine zentrale Rolle spielen. Hier lassen sich nun – neben dem eingangs bereits eingeführten „Obruni“ – vielschichtige Adressierungen beobachten. Auf zwei davon wollen wir im Folgenden genauer eingehen.

Als Eva Bahl an einem Gedenkort für die ghanaische Unabhängigkeit gemeinsam mit zwei afroamerikanischen Frauen an einer Führung teilnahm, gab es eine Situation, in der sie und ihre ebenfalls weiße Begleiterin aufgefordert wurden, mit der ghanaischen Nationalflagge vor dem Black Star zu posieren, der als Symbol für panafrikanische Einheit steht. Die Reaktion auf ein Zögern und die Frage, ob das nicht etwas „strange“ sei, war: „You are not them!“ Nach einer kurzen Fotosession blieb die Frage, wer denn „they/them“ in diesem Fall seien, im Raum stehen. Unsere Lesart der Situation ist, dass „them“ auf ein weißes schuldiges Täterkollektiv verweist, von dem „wir“ an dieser Stelle freigesprochen werden sollten.

Bei einem Interview in Elmina wandte sich der Interviewte an die Autorinnen und sagte: „You white people came to Africa and took a lot of people. Those who stayed started from anew. That’s why we have a castle and a fort“ (Memo B, Bahl/Pohn-Lauggas, Februar 2024).

Wir wurden also deutlich als Teil eines weißen Kollektivs adressiert, das Verantwortung für historische Prozesse trägt. Die Adressierung „you white people“ ist ebenso wie die geschilderte Sorge, sich als weiße Menschen in einem Setting, in dem Schwarzer Stolz zelebriert wird, unangemessen zu verhalten, figurational zu verstehen. Nicht nur als weißes Individuum wird hier agiert, sondern in einer Figuration zwischen Schwarzen und weißen Menschen mit all den historischen und gegenwärtigen Implikationen, die diese mit sich bringt. Die hier genannten Situationen und jene in der Einleitung zeigen die Vielschichtigkeit und -deutigkeit von rassifizierenden Zuschreibungen und Annahmen, ihre Komplexität wird jedoch erst im Vergleich sichtbar. Deutlich wird auch die Bedeutung der Figurationen. Es ist nicht eine individuelle Eigenschaft, die intersektional wirkt, sondern es sind Figurationen und damit verknüpfte dynamische Aushandlungen von Wir- und Sie-Bildern. Was als Weißsein definiert wird und welche Handlungen einer weißen Person als (un)problematisch gesehen werden, ist sehr kontextabhängig.

Im Sinne des „ask the other question“ erwies es sich als hilfreich, in der Analyse von Interaktionssituationen die jeweiligen Figurationen und die in diesen wirksam werdenden Zuschreibungen und Zugehörigkeiten in den Blick zu nehmen. Welche Zugehörigkeit spielt in welcher Konstellation eine Rolle, und wie verändert sich dies im Laufe des Gesprächs? Neben der Formulierung „you white people“ zeigten sich weitere an unsere Positionalitäten geknüpfte und in den jeweiligen Figurationen wirksam werdende Adressierungen. Zum Beispiel waren die Forschungsinteraktionen deutlich vergeschlechtlicht. Bei den Männern schien meist die Hoffnung im Vordergrund zu stehen, ein Geschäft mit uns machen zu können. Wir wurden als potenzielle Investor*innen, NGO-Gründer*innen und Arbeitgeber*innen adressiert. Mit anderen Worten, wir befanden uns hier in einer Figuration von potentiellen Geschäftspartner*innen. Die Vergangenheit Elminas wurde uns etwa in diesen Interaktionen als eine durch Handel mit den Europäern geprägte Vergangenheit präsentiert, in welcher der Handel mit versklavten Menschen ein Element war, jedoch nicht das ausschließliche. Frauen hingegen sprachen mit uns über Gefühle, Scham, Kindererziehung und zerbrochene Beziehungen, Alltagskämpfe sowie familiale Wissensweitergabe. Hier befanden wir uns eher in einer Figuration von sich über Probleme austauschenden Frauen. In dieser Figuration wird über alltägliche Interaktionen gesprochen, in denen das kollektive Wissen über die Versklavung intergenerational weitergegeben wird, etwa wenn uns eine ca. 80-jährige Gesprächspartnerin berichtete, dass ihr als Kind von ihrer Großmutter noch gesagt wurde, dass man sie im Castle verkaufen würde, wenn sie keinen Respekt zeige. Auch das Alter spielte eine Rolle: Das in einigen Interaktionen deutlich geäußerte Interesse, eine weiße Frau zu heiraten, betraf uns nur als potenzielle Ehe-Vermittler*innen. Zumindest von jüngeren Männern wurden wir nicht mehr als heiratsfähig angesehen. Deutlicher als wir es bei unserem Forschungsthema im Vorfeld erwartet hatten, stellte sich auch die Klassenfrage, also die des Zugangs zu Erinnerungsressourcen wie Orten und Wissen. Die eingangs thematisierte Irritation von afroamerikanischen Tourist*innen, die als „Obruni“ bezeichnet werden, verweist auf das grundsätzliche „failure to understand one another’s lives“ (Hartman 2008: 73) zwischen Ghanaer*innen und Angehörigen der Afrodiaspora, wie es Hartman in Lose your Mother herausarbeitet. Und Bayo Holsey schreibt: „For them [Ghanaians], African American and white tourists sometimes occupy the same mental space; they are all privileged foreigners“ (2008: 220). Aber nicht nur die Wahrnehmung der Diaspora-Tourist*innen durch „die Ghanaer“ als reich spielt hier eine Rolle, sondern auch die Frage, wer sich einen solchen Diaspora-Tourismus überhaupt leisten kann. Besonders anschaulich wurde uns der ökonomische Aspekt des „Homecoming“-Tourismus vor Augen geführt, als wir eine Führung durch ein Investment-Zentrum für Diaspora-Rückkehrer*innen bekamen. Wir wurden dabei als Investor*innen adressiert, obwohl wir der eigentlichen Zielgruppe nicht angehörten. So schien an dieser Stelle relevanter zu sein, dass wir potenziell Interesse an Investitionen haben könnten. Eine ökonomische Stellung im globalen Kontext überlagerte kurzzeitig die Zugehörigkeit als weiße Europäer*innen.

4 Schlussbemerkung

Wie wir aufzeigen konnten, wird die bei diesem Forschungsthema zentrale Kategorie des Weißseins in den verschiedenen Kontexten und Forschungsinteraktionen immer wieder durch andere Prozesse und Figurationen verkompliziert und sie bestimmt mit, welchen Zugang wir zu welchem Wissen und zu welchen Erinnerungspraktiken erhalten. Wir argumentieren, dass für eine soziologische Gedächtnisforschung ein offener, prozessorientierter und auf Figurationen achtender Forschungszugang notwendig ist, um der Gefahr zu begegnen, Positionalitäten auf das Individuum und dessen „Eigenschaften“ zu reduzieren. Es geht also darum, diese stets eingebettet in historische und kollektive Prozesse zu sehen und auch diese in die Analyse einzubeziehen. Der intersektionale Ansatz war dabei als heuristisches Instrument hilfreich, um sich im Sinne des „ask the other question“ immer wieder das Ineinandergreifen und das Wechselspiel verschiedener Differenz- und Ungleichheitskategorien im Kontext gesellschaftlicher, von Macht durchzogenen Beziehungen, d.h. Figurationen, bewusst zu machen. Wir argumentieren zudem, dass ein offener, methodenpluraler Forschungsansatz und ein intersektionaler Zugang zu jedem Zeitpunkt der Forschung ineinandergreifen und letzterer die (mögliche) Wahl der weiteren Methoden mitbedingt. In den beschriebenen Fällen kann dies zum Beispiel bedeuten, eigene Erfahrungen mit den Forschungszugängen von ghanaischen und afrobrasilianischen Kolleg*innen zu vergleichen, mit diesen gemeinsam ins Feld zu gehen, bei erneuten Kontaktaufnahmen die eigene Positionalität und deren Effekte offensiver zu thematisieren oder auch zu akzeptieren, dass es in einem Forschungsfeld, das von einer derart massiven Gewaltgeschichte geprägt ist, Grenzen des Zugangs und des Verstehens gibt. Diese Grenzen sollten reflektiert und im Schreiben offengelegt werden.

Die Komplexitäten und Dynamiken von Zuschreibungen an Erinnerungsorten für Versklavung stellen uns vor die Frage, welche Zugehörigkeitskonstruktionen und Figurationen für uns überhaupt sichtbar werden, welche Erinnerungspraktiken und -diskurse und welche Wissensinhalte uns aufgrund verflochtener Positionalitäten zugänglich sind. Eine intersektionale Perspektive ist dabei erkenntnisleitend. Fremdverstehen und Forschungsethik bleiben Herausforderungen interpretativer Sozialforschung, die auch eine intersektional und postkolonial sensibilisierte Forschung nur begrenzt bearbeiten kann. Die Begrenztheit unseres Fremdverstehens tritt so jedoch deutlicher zutage und kann differenzierter benannt werden. Im Beitrag zielten wir darauf ab, dieses Verhältnis von Gedächtnis und Intersektionalität im Kontext der Generierung soziologischen Wissens empiriegesättigt und konkret auszubuchstabieren. Dies allerdings vor dem Hintergrund, dass Wissen immer partiell/parteiisch (Clifford 1986) und situiert (Haraway 1988) ist, und dass dennoch – oder gerade deswegen – ein Erkenntnisprozess möglich ist, der Aussagen zu Erinnerungsdiskursen und -praktiken und der Gestalt kollektiver Gedächtnisse in Ghana und Brasilien erlaubt.[17] Diese sind zwar einerseits in konkreten historischen Realitäten und Gewalterfahrungen verortet und somit keineswegs beliebig in ihrer (Be)Deutung; zum anderen aber sind sie immer relational zu verstehen, mit uns Forscher*innen, unseren Positionalitäten und den Figurationen im Feld in Verbindung stehend, dessen Teil wir sind.

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Published Online: 2025-06-18
Published in Print: 2025-06-26

© 2025 Eva Bahl, Maria Pohn-Lauggas, publiziert von De Gruyter

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