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Eine neue solidarische Grundsicherung

  • Ronnie Schöb EMAIL logo
Veröffentlicht/Copyright: 11. Juni 2020

Zusammenfassung

Ein moderner und nachhaltiger Sozialstaat braucht eine gesunde Mischung aus staatlicher Fürsorge und Eigenverantwortung. Die Hartz-Reformen waren ein Versuch, die richtige Mischung herzustellen, mit dem Prinzip des Förderns und Forderns in der Grundsicherung. Zahlreiche Menschen sind seither nicht mehr länger auf staatliche Fürsorge angewiesen, sondern können wieder für sich selbst sorgen. Doch zeigen sich zunehmend auch Schwächen eines in die Jahre gekommenen Grundsicherungssystems, insbesondere an den Schnittstellen zwischen seinen unterschiedlichen Instrumenten. Ronnie Schöb entwickelt eine neue Grundsicherungsarchitektur, die das vorhandene Instrumentarium der Sozialpolitik besser nutzt und aufeinander abstimmt. Sie setzt an einer ursachenorientierten Existenzsicherung an. Drei Eckpunkte charakterisieren das neue System: (1) eine zu versteuernde Kindergrundsicherung, die Familien stärker als bislang unterstützt, (2) eine Wohnbedarfssicherung und (3) eine Regelbedarfssicherung für Erwerbsfähige. Die neuen Grundsicherungsleistungen sind so miteinander verzahnt, dass die Schnittstellenprobleme nicht mehr auftreten und zugleich der Anreiz zur Selbsthilfe gegenüber dem jetzigen System deutlich gestärkt wird.

JEL Klassifikation: H5; I3; J3

Danksagung

Für hervorragende Forschungsassistenz und kritische Begleitung bedanke ich mich herzlich bei Tom Günther, Svenja Miltner und Malte Preuss. Ich danke ferner Viktor Steiner und seinem Mitarbeiter Benjamin Fischer für die Berechnung der Beschäftigungseffekte und fiskalischen Effekte der hier dargestellten Reformvorschläge. Frühere Versionen wurden sehr ausführlich von Christine Bayer-Schöb, Georg Cremer, Frank-Michael Gorges, Clemens Hetschko, Andreas Knabe, Sarah Schöb und Marcel Thum kommentiert. Ihnen gilt mein aufrichtiger Dank, ebenso wie den Teilnehmern bei Vorträgen im BMF, IAB und Ifo Dresden, auf den Jahrestagungen des Finanzwissenschaftlichen Ausschusses in Salzburg 2019 und des Sozialpolitischen Ausschusses 2019 in Halle, sowie in Forschungskolloquien an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Freien Universität Berlin.

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Online erschienen: 2020-06-11
Erschienen im Druck: 2020-07-02

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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