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Polysemie, Ambiguität und Vagheit der Idiome aus kognitiver Perspektive

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Published/Copyright: December 7, 2022
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Abstract

Within the field of phraseology, phrasemes are recognized as being semantically more complex than single words (Burger 2007: 79). The polysemy and ambiguity of idioms, their semantic approximation and the added value, their wide meaning, and their context-dependence has led many researchers to acknowledge that preparing “a range of semems” from the wider meaning of the idiomatic units in which they are used is problematic (Fleischer 1997: 168). This belief has marginalized the debate about the boundaries between meanings and their variants. In linguistics, studies based on language use and cognitive approaches are playing an increasingly important role, and there has been a “corpus revolution” in phraseography. This means that lexical ambiguity, polysemy and vagueness have gained greater relevance. In phraseology, developing the capture and description of idiomatic meaning cannot be achieved without a theoretical discussion of “the wide meaning”. The aim of this study is to explore a selection of the problems facing linguists when they try to capture meaning and describe phrasemes from a cognitive perspective. The study will focus on questions of ambiguity, polysemy and vagueness, and their impact on the theory and practice of phraseology and phraseography.

1 Einleitung

Schon relativ früh (vgl. Koller 1977) wurde in der Phraseologie wahrgenommen, dass Idiome einen semantischen Mehrwert (Kühn 1985: 42), eine semantische Dehnbarkeit (Palm 1997: 184) aufweisen, gebrauchssemantisch hochgradig komplex sind und im Vergleich zu einfachen Lexemen über mehr differenzierende und konkretisierende Seme verfügen (Wotjak 1992: 24). Dieser phraseologiespezifische Facettenreichtum der semantischen Bedeutungsstruktur hat den Diskurs über bestimmte Regularitäten der idiomatischen Mehrdeutigkeit an den Rand des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Während insbesondere die Polysemie in der lexikalischen Semantik, Lexikographie und Kognitiver Linguistik im Zentrum des Interesses steht, sind in der Phraseologie und Phraseographie nur vereinzelte Publikationen dieser Thematik gewidmet (vgl. Palm 1994, 2004; Hümmer und Stathi 2006; Stathi 2006; Dobrovol’skij und Filipenko 2009; Henk und Torrent-Lenzen 2010; Koesters Gensini 2013; Andree 2020). Manche Forscher argumentieren sogar dafür, wegen der semantischen Bandbreite der Idiome den Begriff der Polysemie innerhalb der Phraseologie durch die „weite Bedeutung“ zu ersetzen (Černyševa, zit. nach Häusermann 1977: 99).

Zugleich wird vehement auf die Unzulänglichkeiten in der Beschreibung von phraseologischen Einheiten verwiesen: Wie Dobrovol’skij (2002: 429) zu Recht bemerkt, wurde die wichtigste Aufgabe der Phraseologieforschung, d. h. eine systematische Beschreibung der Phraseme aller Klassen in allen möglichen Sprachen, trotz der intensiven Entwicklung der Disziplin und der Vielfalt von Forschungsschwerpunkten außer Acht gelassen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass die Lexikographen diese Aufgabe bewältigen würden, hat sich die Phraseologie bisher noch nicht ernsthaft und eingehend mit Bedeutungsexplikationen der einzelnen Phraseologismen in einem größeren Umfang befasst. Dabei verweisen zahlreiche korpusgestützte Fallanalysen (z.B. Hümmer und Stathi 2006; Stathi 2006; Ettinger 2009; Parina 2014; Sulikowska 2014, 2019, 2020) – und die bahnbrechende Rolle der Korpora für die Zukunft der Phraseologie und Lexikographie wird kaum in Frage gestellt – dass die Bedeutungsfestlegung in traditionellen Wörterbüchern des Öfteren willkürlich ist, während Idiome generell mehr Verwendungsprofile aufweisen, als sie lexikographisch erfasst sind. Die Ergebnisse von empirischen Untersuchungen der Idiom-Semantik umfassen gewöhnlich eine Anzahl von einzelnen kontextuellen Aktualisierungsvarianten, die durch einen einzigen Korpusbeleg vertreten sind sowie eine Anzahl von mehr oder weniger etablierten Verwendungsprofilen, die aus mehreren Korpusbelegen abstrahierbar sind[1] und bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen. Korpusbelege lassen sich somit zu Clustern gruppieren, die durch bestimmte kontextuelle Merkmalsprofile voneinander abgrenzbar sind und aus lexikographischer Perspektive als Kandidaten für Bedeutungen und Subbedeutungen fungieren. Da die Eruierung von solchen Clustern alles andere als leicht und eindeutig ist und die Überlappungen, Grenzfälle, kontinuierliche Übergänge eher die Norm als Ausnahme sind, stellt die Herausarbeitung eines methodologisch einigermaßen einheitlichen, nachvollziehbaren Instrumentariums zur Auseinanderhaltung von kontextsensitiven Bedeutungsvarianten und den bereits etablierten Bedeutungen und Subbedeutungen eine wichtige Aufgabe der Phraseologieforschung dar. In diesem Kontext ist eine bewusste Auseinandersetzung mit der phraseologischen Ambiguität, Polysemie und Vagheit unumgänglich.

2 „Weite Bedeutung“ der Idiome aus kognitiver Perspektive

Die semantische Komplexität von idiomatischen Einheiten ist in der ersten Linie darauf zurückzuführen, dass Idiome ein sekundäres semiotisches System bilden, d. h. aus Zeichen der ersten Stufe zusammengesetzt sind (Burger 2015: 78). Dies bedeutet, dass die meisten Idiome aus der literalen und der phraseologisierten Lesart bestehen und ihre Bedeutungen sich im Spannungsfeld zwischen den beiden Lesarten konstituieren. Richtungsweisend für die meisten Konzeptualisierungen ist die phraseologisierte Lesart; zahlreiche Assoziationen, Bedeutungserweiterungen und -Verengungen, die die Quelle des sich ständig vollziehenden Bedeutungswandels ausmachen, sind dennoch an die literale Lesart und das meistens von der literalen Lesart evozierte mentale Bild gebunden (vgl. den sog. „image component“ von Dobrovol‘skij 2016; Sulikowska 2019: 232–236).

Als die wichtigsten Mechanismen der Bedeutungskonstituierung werden „die Vergleichsrelation der Metapher und die Ersatzrelation der Metonymie“ (Palm 1995: 14) angesehen. Vor dem Hintergrund der korpusgestützten Untersuchungen ist allerdings die Tatsache betonenswert, dass die Bedeutungskonstituierungs- und Motiviertheitsprozesse nicht auf einen, sondern meistens auf mehrere Derivationsprozesse zurückzuführen sind. Die Metaphorisierungen und Metonymiesierungen können auf zwei Ebenen verlaufen, den semantischen Derivationen können sowohl die ganze idiomatische Einheit (Ebene 1), als auch – auf Grund der Polylexikalität – ihre einzelnen Konstituenten (Ebene 2) unterzogen werden. So lässt sich aus der Verwendung des Idioms ein schwankender Boden im DWDS-Korpusbeleg:

Der Supreme Court hat Obamas illegalen Machtmissbrauch gestoppt. Er hat gezeigt, auf welch schwankendem Boden der Präsident jedes Mal steht, wenn er seine Politik gegen die Abgeordneten des Volkes machen will. Die Zeit, 10.02.2016 (online)

die aktuelle Bedeutung ‚unsichere, schwierige (Lebens-)Lage eines Menschen‘ eruieren, die durch folgende Mechanismen von verschiedenem Generalisierungsgrad semantisch konstruiert wird (vgl. Abbildung 1):

Abbildung 1: Bedeutungskonstituierungsmechanismen des Idioms ein schwankender Boden (Sulikowska 2019: 300)
Abbildung 1:

Bedeutungskonstituierungsmechanismen des Idioms ein schwankender Boden (Sulikowska 2019: 300)

Zur Multidimensionalität der kognitiven Bedeutungskonstituierungsprozesse tragen zusätzlich der verschiedene kognitive Status und der Generalisierungsgrad von Metaphern bei. Von Relevanz ist die Differenzierung zwischen den konzeptuellen und den bildlich-epistemischen Metaphern. Die konzeptuellen Metaphern wurden von Lakoff und Johnson entdeckt und liegen der kognitiven Metapherntheorie (1980) zugrunde. Es sind tiefliegende systematische kognitive Mappings zwischen zwei Domänen, die in der Sprache nicht direkt kodiert sind, sich allerdings in zahlreichen figurativen Ausdrücken manifestieren, aus denen sie ermittelt werden können (z.B. ein fehler ist ein sturz: Entgleisung, Ausrutscher, auf die Nase fallen, durch die Prüfung fallen, einen Fehltritt begehen, durch einen Skandal zu Fall kommen, sich durch etw. ins Schleudern bringen, straucheln u.a.). Konzeptuelle Metaphern können somit als kognitive Regeln verstanden werden, die viele figurative Sprachverwendungen generieren und motivieren.

Die bildlich-epistemischen Metaphern sind an einzelne Ausdrücke gebunden und in der Sprache unmittelbar kodiert. Im Ausruf Du Reptil! werden die Eigenschaften einer Tierklasse (z.B. Kaltblütigkeit, Raubtier, Häutung, windende Bewegungen) auf einen Menschen (Gleichgültigkeit, Ungerührtheit, Verlogenheit, Hinterlist) übertragen. In dem zu besprechenden Idiom fußen die bildlich-epistemischen Mappings auf dem mentalen Bild und spezifizieren die relativ allgemeinen konzeptuellen Projektionen:

Tab. 1:

Die epistemischen Mappings für das Idiom ein schwankender Boden (Sulikowska 2019: 301)

schwankender Boden (Ausgangsdomäne) unsichere, schwierige Lage eines Menschen (Zieldomäne)
Unsicherer Boden, auf dem man keinen Halt mehr hat und leicht hinfallen kann Schwierige Lage eines Menschen, in der man leicht einen Fehler begehen kann
Gleichgewichtssinn ist gestört, die Füße sind wacklig, die Umgebung sieht man verschwommen, man steht oder geht unsicher Die objektive Beurteilung der Lage kann schwer sein, man handelt (u.a. unter dem Einfluss der Emotionen) fehlerträchtig
Die Empfindungen sind unangenehm, man fühlt sich kraftlos, man fühlt die Übelkeit in sich aufsteigen Die Situation ist für den Betroffenen unangenehm, schwierig, man leidet unter Stresssymptomen

Die Komplexität der Bedeutungskonstituierungsprozesse aus der Perspektive der Sprachproduzenten und der Motiviertheitsmechanismen aus der Perspektive der Sprachrezipienten erklären den semantischen Facettenreichtum der Idiome. Bei genügend feinkörniger Analyse können die aktuellen Bedeutungen beinahe in jeder einzelnen Verwendung variieren, indem durch die kontextuellen Bedingungen bestimmte Metaphern und/oder Metonymien in den Konzeptualisierungen profiliert bzw. neu evoziert werden und als mehr oder weniger ausgeprägte Bedeutungskonstituenten mitschwingen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich beim Abgleich von vielen Belegen keine auf Polysemie hindeutenden Regularitäten aufdecken lassen. Im Folgenden werden die Ambiguität, Polysemie und Vagheit zuerst aus der allgemein-kognitiven, dann aus der phraseologischen Perspektive beschrieben.

3 Ambiguität, Polysemie und Vagheit aus kognitiver Sicht

Der Terminus ‚Ambiguität‘ bezieht sich bei Chomsky (1965) auf die Mehrdeutigkeit einer Aussage, wie im Beispiel Flying planes can be dangerous. Auch in der Phraseologie spricht man von der Ambiguierung und versteht darunter die bewusste Zweideutigkeit in Belegsätzen, in denen neben der phraseologischen auch die wörtliche Lesart durch den Rezipienten des Textes aktiviert wird (Urban 2009: 40). Auf der lexikalischen Ebene benennt man in der kognitiven Literatur[2] (Tuggy 1993; Lewandowska-Tomaszczyk 2007) als Ambiguität ein Phänomen, in dem mehrere distinkte Bedeutungen an eine phonologische oder graphematische Form gekoppelt sind. Ein prominentes Beispiel ist das Schloss als ,Vorrichtung zum Verschließen‘ und ,Wohngebäude des Adels‘.

Polyseme Spracheinheiten teilen eine Kernbedeutung, von der andere Bedeutungen abgeleitet sind, vgl. Läufer als ,Teilnehmer an einem Laufwettbewerb‘, ‚Teppich‘, ,Schachfigur‘, ,Teil der Maschine‘. Während lexikalische Ambiguität in der Sprache eher peripher ist, räumt man der Polysemie in der Kognitiven Linguistik eine grundlegende Rolle ein: Die kognitive Fähigkeit der Sprachteilhaber, die bestehenden sprachlichen Einheiten neuen Situationen anzupassen, indem bestimmte Bedeutungsaspekte anders fokussiert und distinkte Lesarten abgeleitet werden, führt unter bestimmten Umständen zur Etablierung von Bedeutungsvarianten und liegt der Sprachdynamik zugrunde:

Polysemy is an instance of categorization. Category members form a user-dependent chain of related senses. They are built around centers which share relevant information, where contrasting information is taken as irrelevant. Categorization is not static, given once and for all. It is dynamic and creative (Lewandowska-Tomaszczyk 2007: 158).

Beinahe alle Spracheinheiten sind demnach polysem, der phonologische Pol einer sprachlichen Einheit ist nicht an ein Merkmalsbündel mit scharf umrissenen Grenzen, sondern eher an ein semantisches Netzwerk von zusammenhängenden Bedeutungen gebunden und der Gebrauch einer Spracheinheit stellt einen point-of-access zu diesen Strukturen dar (Langacker 2008: 30).

Die ,Vagheit‘ wird als inhärente Unterbestimmung der lexikalischen Bedeutungen aufgefasst. Vage sind Spracheinheiten, die in Bezug auf eine Kategorie nicht determiniert sind. So ist ein Onkel unmarkiert auf das Geschlecht (es kann der Bruder vom Vater oder von der Mutter sein), in beiden Fällen ist es allerdings der Bruder von einem Elternteil. Ähnlich kann sich im Englischen ein neighbour auf einen männlichen oder weiblichen Bewohner nebenan beziehen. „The semantic information that is associated with the item neighbour does not, in other words, contain a specification regarding sex; neighbour is vague (or general, or unspecified) as to the dimension of sex“ (Geeraerts 2010: 196). Unter Vagheit versteht man also „conceptual underspecification“ (Geeraerts 2010: 196), das semantische Phänomen, bei dem an eine phonologische oder graphematische Form mehrere Subbedeutungen geknüpft sind, die unter ein allgemeineres, verankertes, elaborativ geschlossenes Schema fallen (Tuggy 1993: 8).

Zur Abgrenzung der Ambiguität, Polysemie und Vagheit wurden in der Sprachwissenschaft mehrere Tests entwickelt, die allerdings nicht immer zu eindeutigen Resultaten führen (zu ihrer Darstellung und Diskussion vgl. Lewandowska-Tomaszczyk 2007: 141–144; Geeraerts 1993; 2001: 11–12; 2010: 197–198). Aus diesem Grunde fassen einige Linguisten (Tuggy 1993: 2; Lewandowska-Tomaszczyk 2007: 154) Ambiguität und Vagheit als zwei Pole auf einem Kontinuum auf, zwischen denen die Polysemie liegt.

Die kognitive Linguistik stellt eine interaktionale, usus-basierte Sprachtheorie dar. Die Bedeutungen werden in den sog. Sprachgebrauchsereignissen (Langacker 2008: 290) in der Interaktion zwischen den Sprechern und Empfängern ausgehandelt und formen sich infolge der für die ganze Kognition grundlegenden Prozesse der Abstrahierung, Schematisierung und Kategorisierung.[3] Die aus den Sprachgebrauchsereignissen auftauchenden Strukturen variieren deswegen in Hinsicht auf ihre „robustness, definition, and stability“ (Langacker 2008: 218), man fasst sie als kognitive Routinen (Langacker 2008: 220) auf. Die sich in jedem Sprachgebrauchsereignis wiederholenden Eigenschaften einer sprachlichen Einheit werden verstärkt und bilden Schemata:

Schemas emerge from expressions through reinforcement of the commonalities they exhibit at some level of abstraction. Or to phrase it more accurately, they arise within expressions, as recurring aspects of the processing activity that constitutes them. They differ from the expressions they characterize only in level of specificity, representing the coarse-grained similarities revealed by abstracting away from fine-grained details (Langacker 2008: 219).

Eine grundlegende Rolle bei der Herausbildung und Etablierung von als kognitive Routinen aufgefassten Bedeutungen spielt also ihre Gebrauchsfrequenz, Prototypikalität und das damit verbundene ,Entrenchment‘: der Grad, zu dem die Formierung und Aktivierung einer kognitiven Einheit routiniert und automatisiert ist (Schmid 2007: 119). Die durch den häufigen Gebrauch mental stabil gewordenen Strukturen sind besser zugänglich, schneller aktiviert, als kognitive Routinen besser als seltener gebrauchte Strukturen etabliert: „Well-entrenched structures, ceteris paribus, are more salient than less-entrenched structures, i.e., they occur more energetically. Entrenchment can be viewed as a kind of enduring salience, i.e., salience apart from relatively transitory effects such as directed attention or heightened activation due to contextual factors“ (Tuggy 1993: 7).

Schemata und ihre Konkretisierungen können – soweit sie durch rekurrenten Gebrauch verstärkt werden – in der Sprache koexistieren. Stellt man die kognitiv gut verankerten Strukturen als dick umrandete Figuren, die schwach etablierten Strukturen mit gestrichelten Linien dar, dann lässt sich das Kontinuum zwischen der Ambiguität und Vagheit nach Tuggy (1993: 7) wie in der Abbildung 2 schildern:

Abbildung 2: Das Kontinuum Ambiguität – Polysemie – Vagheit nach Tuggy (1993: 7)
Abbildung 2:

Das Kontinuum Ambiguität – Polysemie – Vagheit nach Tuggy (1993: 7)

Das Bild 2a veranschaulicht die prototypische Ambiguität: Zwei semantische Strukturen (A und B), die an einen phonologischen Pol gekoppelt sind, sind in der Sprache gut verankert, es besteht aber kein etabliertes und assoziativ an diese Strukturen gebundenes Schema (C), das diesen Strukturen zugrunde liegt. Dies ist der Fall bei dem Schloss als ,Vorrichtung zum Verschließen‘ (A) und ,Wohngebäude‘ (B), wo die einzig mögliche Struktur höherer Ordnung ,Ding‘ (C) zu allgemein und konzeptuell zu weit entfernt ist, um von den meisten Sprachteilhabern als Schema angesehen werden zu können. Auf dem Bild 2c wird die prototypische Polysemie dargestellt: Sowohl das Schema als auch seine Konkretisierungen sind etabliert: Gemeinsam für den Läufer als ,Teilnehmer an einem Laufwettbewerb‘, ,Schachfigur‘, ,Teil der Maschine‘, ‚Teppich‘ ist das Schema des Laufens. Die motivierende Verbindung zwischen dem Schema und seinen Konkretisierungen ist wohl für alle Sprachteilhaber nachvollziehbar, auch wenn mal der eine Tätigkeit ausführende Agens, mal die Funktion eines Gegenstandes profiliert wird. Die prototypische Vagheit (2e) bezieht sich auf mental nicht bzw. schwach etablierte Konkretisierungen, denen ein salientes, elaborativ nahes Schema zugrunde liegt, so wie es bei dem Onkel als dem Bruder vom Vater und von der Mutter der Fall ist.

Grundlegend für die kognitive Auffassung der Ambiguität, Polysemie und Vagheit ist die Relativierung der Grenzen zwischen den genannten Phänomenen. Zwischen den Landmarken der prototypischen Ambiguität und Vagheit erstreckt sich ein weites Feld der Grauschattierungen, deren mögliche Ausprägungen die Bilder 2b und 2d darstellen. Das Schema selbst stellt eine große Vereinfachung dar. Zum einen ist die Anzahl der möglichen Konkretisierungen und ihr Entrenchment variabel: Polyseme Spracheinheiten können beispielshalber mehrere Bedeutungsvarianten aufweisen, von denen nur manche dick umrandet (salient) sind. Zum anderen sind Salienz und Entrenchment stark usus-basiert und somit in bestimmten Grenzen – insbesondere im phraseologischen Bereich[4] – durch individuelle Spracherfahrung bestimmt: Weder befragte durchschnittliche Sprachbenutzer noch erfahrene Lexikographen stimmen untereinander in der Anzahl und in der Beschreibungsart der Bedeutungen und Subbedeutungen von Spracheinheiten überein (Fellbaum et al. 1995: 52).

4 Ambiguität, Polysemie und Vagheit in der Phraseologie

Die Schwierigkeiten, die es bei der Abgrenzung der polysemen, vagen und ambiguen Bedeutungen von einfachen Lexemen gibt, sind ebenfalls in der Phraseologie präsent, auch wenn hier die Schwerpunkte wegen der inhärenten semantischen Doppelbödigkeit der Idiome anders liegen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit des vorliegenden Beitrags befinden sich die in quantitativer und qualitativer Hinsicht relevantesten metaphorischen und metonymischen Bedeutungskonstituierungsmechanismen, auf die Mechanismen von einem kleineren Skopus wie z.B. Ellipse, Hyperbel oder Ironie wird nicht eingegangen.

4.1 Ambiguität

Ambiguität ist in der Phraseologie eher selten. Kognitiv lässt sie sich auf eine parallele Metaphorisierung auf dem Niveau der bildlich-epistemischen Metapher zurückführen. Die literale Lesart des Phraseologismus und das in den meisten Fällen durch die literale Lesart evozierte mentale Bild können in verschiedene, nicht zusammenhängende Richtungen hin interpretiert werden, verschiedene Aspekte der Bildhaftigkeit aufgreifen und hervorheben. Demensprechend weist das Idiom durch die Finger sehen/schauen/gucken nach redensarten-index (letzter Zugriff am 07.03.2021) zwei Bedeutungen auf:

durch die Finger sehen/schauen/gucken
1. nachsichtig sein; milde urteilen; fehlerhaftes Handeln großzügig übersehen
2. das Nachsehen haben; benachteiligt werden (Austriazismus)

Die erste Bedeutung lässt sich durch die Beeinträchtigung der Sehkraft durch die vor dem Gesicht gehaltenen Hände, die zweite durch das metaphorische Bild von leeren Händen, die nichts gefangen haben, motivieren. Dieselbe phonologische Form evoziert hier also zwei unterschiedliche mentale Bilder und an sie gekoppelte epistemische Wissensstrukturen, die dann metaphorisch als Nachsicht bzw. Benachteiligung ausgelegt werden.

Ambiguität liegt ebenfalls bei dem phraseologischen Neologismus[5] ein dicker Brocken vor. Aus der Analyse von 40 Korpusbelegen (Sulikowska 2019: 453–464) lassen sich folgende Bedeutungen ermitteln:

ein dicker Brocken
1. ein ertragreiches Geschäft (7 Belege)
2. eine Herausforderung, eine Schwierigkeit (20 Belege)

(13 Belege für einen idiosynkratischen oder sprachspielerischen Gebrauch)

Das sich erst lexikalisierende Idiom hat zwei unterschiedliche Bedeutungen, die sich aus zwei entgegen gesetzten Interpretationen seiner Bildhaftigkeit ergeben. Der dicke Brocken kann nämlich einerseits als ein fetter Happen, ein großer schmackhafter Bissen interpretiert werden, und metaphorisch auf ertragreiche, gute Geschäfte erweitert werden:

Untereinander gönnen sich die Anwälte der Insolvenzzunft nichts. Zwar steigt die Zahl der Pleiten im Osten von einem Rekordwert zum nächsten, aber die dicken Brocken, an denen es viel zu verdienen gibt, sind fast alle weg. Sket ist einer der letzten. Berliner Zeitung, 28.10.1996

Andererseits wird der dicke Brocken in der literalen Lesart als großer Felsbrocken, ein Hindernis auf dem Weg[6] ausgelegt und dann in der zweiten, sich lexikalisierenden phraseologischen Bedeutung metaphorisch zu einer ‚Schwierigkeit, Herausforderung‘ erweitert, wie im folgenden Beleg:

Pianisten sind sich meist einig in der Beurteilung des zweiten Klavierkonzerts von Johannes Brahms. Ein dicker Brocken ist es, ein konditionsraubendes Ungetüm, das, wenn man nicht aufpaßt, Krämpfe oder steife Finger verursacht. Berliner Zeitung, 08.04.1997

Die Ambiguität des sich etablierenden Idioms resultiert also aus der Vagheit seiner nominalen Konstituente (vgl. die erste Bedeutung in DUW online: Brocken ‚unregelmäßig geformtes, von etwas abgebrochenes Stück‘) und der sich daraus ergebender unterschiedlicher Bildhaftigkeit des Idioms (vgl. Abbildung 3): Der Brocken kann hier auf einen ‚Bissen‘ oder auf einen ‚(Fels-) Block, Klotz, Klumpen‘ referieren.

Abbildung 3: Die bildhaften Veranschaulichungen des Idioms ein dicker Brocken
Abbildung 3:

Die bildhaften Veranschaulichungen des Idioms ein dicker Brocken

4.2 Polysemie

Polysemie wird in der Phraseologie generell durch die sekundäre bzw. tertiäre Metaphorisierung[7] erklärt (Burger 2015: 72). Das bedeutet, dass ein Idiom mehrere Bedeutungen aufweist, von denen die erste eine Metonymie bzw. Metapher darstellt, die weiteren durch semantische Derivationen der ersten Bedeutung entstehen, womit die Polysemie als „Stufung der Abstrahierung“ (Burger 2015: 72) aufgefasst wird (vgl. die Beispiele von Burger 2007: 75, 2015: 72).

Abbildung 4: Metonymisierungen/Metaphorisierungen als Mechanismen der Polysemie-Bildung
Abbildung 4:

Metonymisierungen/Metaphorisierungen als Mechanismen der Polysemie-Bildung

Die Meinungen zum Status der Polysemie in der Phraseologie sind zersplittert: Nach Černyševa (1975: 227) und Burger „ist Polysemie bei Phraseologismen weit weniger häufig als bei Wörtern, wo Polysemie eher die Regel als die Ausnahme ist“ (Burger 2015: 72). Einen anderen Standpunkt vertreten Fleischer und Palm: Phraseographische Arbeit an einem bilingualen Wörterbuch lässt Palm schlussfolgern, dass die Polysemie, die Mehrdeutigkeit von Einheiten des Phraseolexikons entgegen allen Erwartungen im Vergleich zu Einzellexemen gut entwickelt sei, was dem ohnehin komplexen Zeichen Phraseolexem weitere Dimensionen der Komplexität hinzufüge (Palm 1997: 53). Auch Fleischer sieht in der Polysemie „die Erscheinung von größerer Bedeutung als in den Wörterbüchern meist deutlich wird“ (Fleischer 1982: 171), zugleich setzt er dennoch den Terminus ,Polysemie‘ als Titel eines Unterkapitels in Anführungszeichen (1982: 170).

Wahrscheinlich hängt die Einschätzung der Rolle von Polysemie in der Idiomatik von der Granularität der Untersuchung ab. Die feinkörnigen Korpusanalysen lassen generell mehr Bedeutungsvarianten eines Idioms ermitteln als sie in den traditionellen Wörterbüchern erfasst sind, aus solchen Untersuchungen taucht auch ein wesentlich facettenreicheres Bild der idiomatischen Polysemie auf:

With the benefit of corpus data, linguists and lexicographers alike are approaching a more sophisticated understanding of polysemy. Specifically, the notion that a word can be neatly divided into discrete, mutually-exclusive senses is given way to a model that more accurately reflects what the linguistic data is telling us: a model in which meanings are discovered in clusters of instances that share enough common features to justify being treated as a coherent ,meaning group‘ (Hanks 2000; Kilgarriff 1997). This makes the task of sense differentiation both more complicated and more interesting, but does not invalidate it (Atkins et al. 2003: 334, zit. nach Dobrovol’skij 2006: 33).

Bei aller Variabilität der Semantik von Idiomen lassen die korpusgestützten Untersuchungen somit für beinahe jedes Idiom mehrere Gebrauchsprofile (Strukturen von einem höheren Generalisierungsgrad) und evtl. Gebrauchsmuster (als Strukturen niedrigerer Ordnung) eruieren.

Vor dem Hintergrund der kognitiven und korpusgestützten Idiom-Analysen scheinen für die Erfassung der Polysemie von Idiomen folgende zwei Aspekte ausschlaggebend zu sein:

(a) Entrenchment, die usus-bedingte Verankerung der ermittelten (Sub-) Bedeutungen im konzeptuellen System vieler Sprachteilhaber. Von einer Fülle der aktuellen, kontextabhängigen Bedeutungen ausgehend sucht man nach Anwendungsschemata von höherem Generalitätsgrad, gruppiert die aktuellen Bedeutungen zu Clustern, die sich um eine prototypische Bedeutung bilden. In der Praxis der korpusgestützten Analysen bedeutet das, dass man von Verwendungsprofilen und Verwendungsmustern als Kandidaten für Bedeutungen und Subbedeutungen nur ab einer bestimmten Anzahl von Belegen aus unterschiedlichen Quellen sprechen kann.
(b) Herausarbeitung von nachvollziehbaren Kriterien, die die Eruierung von distinkten Bedeutungen und Subbedeutungen erlauben. Die kognitive Linguistik bietet metalinguistische Instrumente an, deren Implementierung eine einigermaßen konsequente und intersubjektive Erfassung der Bedeutungen und Subbedeutungen ermöglicht (z.B. Principled Polysemy Model von Tyler und Evans 2003). Bei Idiomen liegt eine distinkte Bedeutung bzw. Subbedeutung m.E. dann vor, wenn eine Bedeutungskomponente in Erscheinung tritt, die auf das Auftauchen einer neuen Metapher oder Metonymie auf der Ebene der ganzen Wortverbindung oder einer Idiom-Konstituente zurückzuführen ist.

Die Kombination des Entrenchment- und Metaphernkriteriums trägt zur Operationalisierung der Grenzziehungen zwischen kontextbedingter Variation und lexikalischer Polysemie bei, was am Beispiel des Idioms jmdm. auf den Pelz rücken veranschaulicht wird.

Die semantische Analyse von 50 Belegen des Idioms jmdm. auf den Pelz rücken ergibt erwartungsgemäß eine komplexere Bedeutungsstruktur als sie in den Nachschlagewerken erfasst ist.[8] Folgende Verwendungsprofile (als Kandidaten für Bedeutungen) und Verwendungsmuster (als Kandidaten für Subbedeutungen) sind in der semantischen Korpusuntersuchung ermittelt worden (vgl. Sulikowska 2020), auf Grund der Entrenchment-Bedingung wird das mit Asterisk gekennzeichnete Verwendungsmuster 2.6 wegen der unzureichenden Anzahl der Korpusbelege aus der Untersuchung vorerst ausgeschlossen:

auf den Pelz rücken
1. sich einem Tier oder einem Menschen körperlich nähern (11 Belege)
2. jmdm. zu nahe kommen und ihn dadurch körperlich-psychisch bedrängen (28 Belege)
2.1 jmds. Privat- oder Komfortzone verletzen (6 Belege)
2.2 die Position des Konkurrenten angreifen (6 Belege)
2.3 jmdm. zu nahe kommen und bei ihm das Gefühl der Gefährdung auslösen (5 Belege)
2.4 jmdn. zur Rechenschaft ziehen, gegen jmdn. mit juristischen Maßnahmen vorgehen (5 Belege)
2.5 jmdn. verbal angreifen, jmdm. mit Fragen zusetzen (4 Belege)
*2.6 jmdn. mit Vorwürfen, Bitten, Anliegen usw. belästigen (2 Belege)

Die erste Bedeutung des Idioms entsteht durch den Prozess der Metonymisierung, der räumlich-körperliche Aspekt der Distanzkürzung wird hervorgehoben. Die Umdeutung ist auf die metonymische Bedeutungsverschiebung der nominalen Konstituente (Ebene 2) zurückzuführen, Pelz steht für die Körperbedeckung: das Fell eines Tieres oder die Haut eines Menschen:

So entstand ein souverän gemachtes Porträt, bei dem nur störte, dass die Kamera Dominik in Großaufnahmen oft so nah auf den Pelz rückte, als gelte es, dem Titel der WDR-Reihe unbedingt gerecht zu werden. Berliner Zeitung, 22.03.2000

Diese Derivation bleibt in der zweiten Bedeutung erhalten, wird in Beispielen mit einem menschlichen Patiens sogar zu einer metonymischen Kette Pelz→Haut→Mensch erweitert. Hinzu kommt auf der Ebene 1 eine auf dem Vorstellungsschema distanz (contact/near-far) basierende konzeptuelle Metapher das bedrängen ist räumliche enge, die einen neuen, in der körperlichen Erfahrung tief verankerten Bedeutungsaspekt einführt: Unerwünschte Distanzkürzung wird von Menschen als Bedrohung, Aufdringlichkeit, Verstoß gegen soziale Regeln empfunden. Das Gefühl des Bedrängtseins kann dabei auf mehrere Umstände zurückgeführt werden, womit die Bedeutung 2 in mehrere Subbedeutungen (2.1–2.5) zerfällt. Bedrängt fühlen sich beispielsweise die Menschen, deren Intim-, Privatsphäre verletzt wird (Subbedeutung 2.1):

Er hatte keine Lust auf wißbegehrliche Journalisten, die ihn belästigen oder seine Mülltonnen durchwühlen würden, um zu erfahren, ob er lieber Dosenbier trinkt oder auf Ökopapier schreibt. Am nächsten soll ihm noch Norman Mailer auf den Pelz gerückt sein. Berliner Zeitung, 20.11.1996

Dieses Gefühl löst ebenfalls die Distanzkürzung in einem reell ausgetragenen Sport-, oder wesentlich abstrakteren wirtschaftlichen Konkurrenzkampf aus (Subbedeutung 2.2):

Er will am vorletzten Wettkampftag (21. Februar) den Grundstein zur Wiederholung des Erfolgs legen und damit dem Russen Alexander Tichonow näher auf den Pelz rücken, der in vier siegreichen Staffeln stand. Berliner Zeitung, 04.02.1998

In jeder Subbedeutung taucht eine neue Bedeutungskomponente auf, die die allgemeine Bedeutung ,jmdm. zu nahe kommen und ihn dadurch körperlich-psychisch bedrängen‘ spezifiziert. Aus kognitiver Sicht bedeutet das, dass bei einer Anzahl der sich in jeder Subbedeutung wiederholenden Metaphern und Metonymien (Vorstellungsschema distanz, konzeptuelle Metapher das bedrängen ist räumliche enge, die metonymische Derivationskette der nominalen Idiomkonstituente) rekurrent auch neue Metapher(n) und/oder Metonymie(n) erscheinen, die spezifische Bedeutungsaspekte mitschwingen lassen. In dem zu besprechenden Idiom sind es vor allem konzeptuelle Metaphern und Metonymien auf der Ebene der ganzen Wortverbindung, die für distinkte Bedeutungen verantwortlich sind. So unterscheidet sich die Subbedeutung ,jmds. Privat- oder Komfortzone verletzen‘ von der Subbedeutung ,die Position des Konkurrenten angreifen‘ durch das Emporkommen von fett gedruckten konzeptuellen Metaphern:

Abbildung 5: Die Bedeutungskonstituierungsprozesse für das Verwendungsmuster ,jmds. Privatzone, Komfortzone verletzen‘ (a) und ,die Position des Konkurrenten angreifen‘ (b)
Abbildung 5:

Die Bedeutungskonstituierungsprozesse für das Verwendungsmuster ,jmds. Privatzone, Komfortzone verletzen‘ (a) und ,die Position des Konkurrenten angreifen‘ (b)

Gleichartige Mechanismen sind auch in anderen Verwendungsmustern festlegbar: Das Verwendungsmuster 2.3 wird durch die konzeptuelle Metapher die gefahr ist desto grösser, je kürzer die distanz ist geprägt, 2.5 durch die Metapher das argumentieren ist einen krieg führen, 2.4 durch die konzeptuelle Metonymie die teilhandlung steht für die handlung und metonymische Derivationskette: sich jmdm. nähern → jmdn. beim illegalen Tun ertappen → Erwischen, Ertappen steht für Bestrafen. Aus kognitiver Perspektive liegt die Polysemie also dann vor, wenn zwei oder mehrere Verwendungsprofile oder -muster bei gemeinsamen Bedeutungskonstituierungsmechanismen voneinander abweichende metaphorische oder metonymische Bedeutungsderivationen aufweisen, die im Usus rekurrent sind.

Die Subbedeutungen des Idioms auf den Pelz rücken stellen ein Beispiel für Polysemie mit einem stark ausgeprägtem Schema ,Distanz kürzen (und bedrängen)‘ und weniger ausgeprägten Konkretisierungen dieses Schemas dar: Auf Tuggys Achse könnte das Idiom zwischen den Abbildungen 2c und 2d liegen. Polysemie in der Phraseologie umfasst aber auch die Fälle, die eher zwischen 2b und 2c platzierbar wären: Die Konkretisierungen sind stärker kognitiv verankert, mit mehreren semantischen Derivationen als das Schema untermauert. Dies mag beim Idiom es brennt die Bude/Hütte der Fall sein, wo als Schema ,Aufregung, Hektik‘ fungiert, die Konzeptualisierungen aber auf zwei unterschiedliche Erfahrungen des Feuers zurückgehen: Feuer wird positiv mit Leidenschaft, Erregung, Intensivität und negativ mit Vernichtung, Destruktion assoziiert. Bei diesem Idiom gibt es mehr distinkte als gemeinsame Bedeutungskomponenten, auch wenn individuelle Unterschiede in der Idiom-Auslegung keinesfalls auszuschließen sind:

Abbildung 6: Die polyseme Struktur des Idioms es brennt die Hütte/Bude (Redensarten-index, letzter Zugriff am 10.02.2021)
Abbildung 6:

Die polyseme Struktur des Idioms es brennt die Hütte/Bude (Redensarten-index, letzter Zugriff am 10.02.2021)

Besonders polysemieträchtig scheinen Phraseologismen dann zu sein, wenn die Besetzung ihrer Leerstellen durch belebte oder unbelebte Entitäten auf distinkte Bedeutungen hinweist. Die Fragestellung bedarf weiterer Forschung, es kann dennoch die Vermutung formuliert werden, dass die Nachschlagewerke generell zu weitgehende Vereinfachungen bezüglich der Beschreibung von Leerstellen aufweisen, während konträre semantische Merkmale wie z. B. <belebt> vs. <unbelebt> oft mit distinkten Bedeutungen einhergehen (vgl. Dobrovol’skij und Filipenko 2009: 110; Stathi 2006: 83).[9] Dementsprechend weist das Idiom eine harte Nuss [für jmdn.] sein (ugs.): ,ein schwieriges Problem, eine unangenehme Aufgabe [für jmdn.] sein‘ (DUDEN 11) zwei miteinander verbundene, dennoch distinkte Bedeutungen, je nachdem, ob etwas oder jemand eine harte Nuss ist (vgl. Sulikowska 2019: 436):

eine harte Nuss
1. etw. ist eine harte Nuss: ,etw. stellt eine schwierige Aufgabe/ eine Herausforderung dar, etw. ist eine Herausforderung‘ (28 Belege)
2. jd. ist eine harte Nuss: ‚jd. (eine Gruppe von Menschen) ist unnachgiebig, widerstandsfähig‘ (12 Belege)

In der ersten Bedeutung referiert das Idiom auf einzigartige, herausfordernde, schwierige Aufgaben, deren Lösung bestimmte Kreativität, Fähigkeit zum Umdenken voraussetzt:

Entzündungen, die dann auftreten, sind Folge und nicht Ursache der Krankheit. Es scheint so, als sei Rheuma für die forschenden Mediziner eine ähnlich harte Nuß wie Krebs. Die Zeit, 14.10.1983

Von Relevanz für die Bedeutungskonstituierungs- und Motiviertheitsprozesse sind hier die epistemischen Mappings, die die harte Schale auf die schwierige Aufgabe, den nahrhaften Kern auf den Verdienst, Befriedigung nach ihrer Lösung, die Schwierigkeiten beim Nussknacken auf den langwierigen Lösungsprozess projizieren (vgl. Abbildung 7a). Auf der Ebene 2 tritt eine in der alltäglichen Erfahrung des Menschen gut etablierte Metapher schwierig ist hart (vgl. die primäre Metapher difficulty is hardness von Grady 1997: 291) in Erscheinung.

In der zweiten Bedeutung werden als eine harte Nuss einflussreiche Menschen von einem unnachgiebigen Charakter bezeichnet, die eine Herausforderung für ihre Umgebung darstellen:

Sie habe „keine strategischen Vorurteile“, sagt sie und gibt zu erkennen, daß sie willens ist, auch heilige Kühe zu schlachten. Die sie kennen, zweifeln nicht eine Sekunde daran, daß sie sehr genau weiß, wohin die Reise geht. Beim Economist nennt man sie bewundernd a tough cookie, eine harte Nuß. Die Zeit, 28.10.1996

Die kognitiven Mechanismen der Bedeutungskonstituierung sind in diesem Fall wesentlich komplexer: Neben der gemeinsamen konzeptuellen Metapher schwierig ist hart tauchen Modifizierungen von epistemischen Mappings auf der Ebene 1, sowie eine neue metaphorisch-metonymische Kette (Nuss→Kopf→Mensch) auf (vgl. Abbildung 7b).

Abbildung 7: Die Bedeutungskonstituierungsprozesse für die Verwendungsprofile etw. ist eine harte Nuss (a) und jmd. ist eine harte Nuss (b). Die abweichenden Bedeutungskonstituierungsprozesse sind durch Fettdruck gekennzeichnet
Abbildung 7:

Die Bedeutungskonstituierungsprozesse für die Verwendungsprofile etw. ist eine harte Nuss (a) und jmd. ist eine harte Nuss (b). Die abweichenden Bedeutungskonstituierungsprozesse sind durch Fettdruck gekennzeichnet

Die besprochenen Idiome stellen einen kleinen Ausschnitt der möglichen Konstellationen der polysemen Idiome dar, die Anzahl der Konstellationen ist – insbesondere bei feinkörnigen Analysen – praktisch unbegrenzt. Möglicherweise liegen vielen Idiomen genauso ausgebaute Polysemie-Netze wie Einzellexemen[10] zugrunde. Ein Beispiel[11] für ein derartiges semantisches Netz wird in Abbildung 8 auf der Basis von einer korpusgestützten Analyse von 86 Gebrauchsbelegen des Idioms in Watte packen (vgl. Sulikowska 2014) präsentiert: Die ermittelten Bedeutungen bilden eine kohärente, um einen Prototyp (,umhüllen, schützen, isolieren‘) zentrierte Kategorie, zwischen den Bedeutungen und Subbedeutungen existieren motivierte Verbindungen, die teilweise auf alltägliche, sensomotorische Erfahrung zurückzuführen sind. Die eruierten Bedeutungen teilen also bestimmte Bedeutungskonstituierungsmechanismen (die metonymische Derivationskette die watte steht für ein umhüllungsmaterial → die umhüllung steht für schutz / isolierung) und entwickeln zugleich neue (z.B. die metaphorischen Derivationen: der körper ist ein behälter → der widerstand gegen äussere einwirkungen sind dicke wände des behälters → schützen ist umhüllen für die Bedeutung ‚jmdn. behutsam/schonend behandeln, umsorgen‘). Die Umrandung der einzelnen Bedeutungen und Subbedeutungen versinnbildlicht ihre Gebrauchsfrequenz und ihr mögliches Entrenchment: Je mehr Belege einer eruierten Bedeutung zugrunde liegen, desto stärker umrandet ist sie.

4.3 Vagheit

Die Vagheit ist in der Phraseologie facettenreich: Burger (2007: 81–82) versteht darunter die funktionale Unterdeterminiertheit der Idiome. Idiome können nämlich komplexe Sachverhalte auf allgemeingültige Formeln reduzieren, die inhaltlich schwer präzisierbar sind. Aus diesem Grunde werden Idiome gehäuft in Texten eingesetzt, die eine möglichst vage Ausdrucksweise verlangen, was Burger überzeugend am Beispiel der Textsorte Horoskop vor Augen führt. Diese Auffassung der phraseologischen Vagheit hebt ein wichtiges Merkmal der Phraseologismen hervor, führt uns allerdings zum Konzept der „weiten Bedeutung“ zurück.

In der kognitiv-semantischen Auffassung bezieht sich die phraseologische Vagheit (die Vagheit im engeren Sinne) auf die semantische Unterdeterminiertheit der Idiome. Hier handelt es sich um bedeutungsnahe Konkretisierungen, denen ein salientes, elaborativ nahes Schema zugrunde liegt. So lässt sich aus der Analyse von 50 DWDS-Belegen mit dem Phraseologismus den Kopf verlieren für 47 Verwendungsbelege die Bedeutung[12] ,in einer emotionsgeladenen Situation die Fähigkeit verlieren, rational zu handeln‘ ermitteln. Dabei können die Belege zu bestimmten thematischen Clustern gruppiert werden: Bei den Sportbelegen handelt es sich um eine Situation, in der eine Mannschaft (vor allem im Fußball) auf Grund eines begangenen Fehlers, Torverlustes o.Ä. ihre Strategie aufgibt, chaotisch, unkoordiniert spielt:

Funkel selbst musste eingestehen, dass sein Team gegen den KSC zeitweise „den Kopf verloren“ hatte. Die Zeit, 07.04.2014 (online)

Abbildung 8: Das semantische Netz für das Idiom in Watte packen
Abbildung 8:

Das semantische Netz für das Idiom in Watte packen

In der Politik und in der Wirtschaft wird vor allem die Irrationalität, Emotionalität der Entscheidungen hervorgehoben, die durch unvorhergesehene Situationen hervorgerufen wurde. Der Bedeutungsaspekt der Bedrohung, der verhängnisvollen Folgen von panikartigen Reaktionen schwingt deutlich in den Konzeptualisierungen mit:

„Krieg“, warnte Woodrow Wilson am 19. März 1917 im vertraulichen Gespräch mit dem Journalisten Frank Cobb, „bedeutet, dass wir alle den Kopf verlieren und das Denken einstellen.“ Amerika werde dem Militarismus verfallen, Kriegshysterie zum Ende von Toleranz und Meinungsfreiheit führen, die Verfassung zuschanden gehen. Die Zeit, 19.04.2017

Als die Aktie bei 60 Euro stand, habe ich unseren Mitarbeitern E-mails geschrieben, sie sollten bitte nicht den Kopf verlieren. Berliner Zeitung, 24.09.2002

Im emotional-persönlichen Bereich referiert das Idiom auf die Situationen, in denen die Gefühle Oberhand über die Vernunft gewinnen, zu Umwertungen führen, die von außen als irrational bezeichnet werden könnten:

Wie groß muss die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen sein, dass sie bereit sind, alles füreinander aufs Spiel zu setzen? Wohl nur die Liebe vermag uns so den Kopf verlieren zu lassen. Zeit Wissen, 09.12.2014

In verschiedenen thematischen Clustern treten also subtile Bedeutungsunterschiede auf, die Interpretationen weichen voneinander ab. Diese Abweichungen sind allerdings sublim, aus kognitiver Perspektive handelt es sich hier eher um unterschiedliche Profilierungen der einzelnen Metaphern oder Metonymien, als um das Auftauchen von neuen kognitiven Bedeutungskonstituierungsmechanismen. Der Kopf steht nämlich in allen 47 Belegen metonymisch für rationales Denken, Übersicht, Kontrolle. Diese Derivation resultiert aus kulturellem Wissen – Ratio verbindet man in der abendländischen Kultur eindeutig mit dem Kopf – sowie aus dem Embodiment: In der aufrechten Position ist der Kopf mit wichtigsten Sinnesorganen (Augen, Ohren, Nase) oben, was mit Kontrolle, Überblick assoziiert wird. An die metonymische Verschiebung (Kopf steht für Denken) wird auf der Ebene der ganzen Wortverbindung die wertende Orientierungsmetapher gut ist oben, schlecht ist unten gekoppelt, aus der sich weitere konzeptuelle Metaphern von einem kleineren Generalisierungsgrad ergeben:

Abbildung 9: Die Bedeutungskonstituierungsmechanismen für das Idiom den Kopf verlieren
Abbildung 9:

Die Bedeutungskonstituierungsmechanismen für das Idiom den Kopf verlieren

Obgleich das Idiom den Kopf verlieren bei feinkörniger semantischer Analyse subtile Bedeutungsdifferenzen aufweist, ist das übergreifende Schema gut ausgeprägt, salient. Es bilden sich keine Bedeutungsaspekte heraus, die auf das Auftauchen von neuen Metonymien oder Metaphern schlussfolgern ließen, die semantischen Unterschiede lassen sich auf unterschiedliche Profilierungen von einzelnen Metaphern, Metonymien zurückführen.

Auch wenn semantische Unterdeterminiertheit ein wichtiges Charakteristikum der Vagheit darstellt, wird dieser Terminus in korpusgestützten Untersuchungen vor allem mit Entrenchment in Verbindung gebracht. Man geht von der Polysemie aus, wenn Bedeutungsvarianten um eine prototypische Bedeutung ein deutliches Cluster bilden. Die breite Streuung von Lesarten bei großen Mengen von nicht eindeutig klassifizierbaren Belegen sprechen nach Hümmer (2009: 114) sowie Hümmer und Stathi (2006) für die Vagheit des analysierten Ausdrucks.

Die so aufgefasste Vagheit, hier als phraseologische Vagheit im weiteren Sinne bezeichnet, umfasst zum einen die Realisierungsvarianten eines Idioms, die sich an der Peripherie eines Prototyps oder im Übergangsbereich zwischen zwei Prototypen befinden und nicht rekurrent sind. Zum anderen werden als vage Bedeutungen aufgefasst, die sich aufgrund ihrer Kreativität, ihres sprachspielerischen Charakters nicht zu Clustern gruppieren lassen. Manche Idiome weisen eine relativ hohe Anzahl von Belegen auf, die situativ motiviert sind, deren Inferenzen weitgehend kontextgebunden sind, die das kreative Potenzial der Idiomatik vor Augen führen. In der Phraseologie spricht man dann vom markierten (auffälligen) Gebrauch der Phraseologismen (der Terminus von Sabban 2007: 240241), in dem ein Idiom nicht bzw. nicht nur als Träger einer phraseologisierten Bedeutung verwendet oder in einen untypischen thematischen Zusammenhang versetzt wird.

Die Abgrenzung der Polysemie von der Vagheit ist auch deswegen problematisch, weil sie von der Granularität der Untersuchung und ihrer Zielsetzung abhängt. Da die kognitive Linguistik verstärkt an theoretischen Fragestellungen der Semantik, im Falle der Polysemie z.B. an der Aufdeckung von (insbesondere sprachübergreifenden) Mechanismen der semantischen Derivation (z.B. Brugman und Lakoff 1988) interessiert ist, kennzeichnen sich die kognitiven Analysen der Idiom-Semantik durch eine weitgehende methodologische Feinkörnigkeit. Erfasst und detailliert analysiert wird also eine möglichst große Bandbreite der Gebrauchsbelege; auch aus zwei, drei Gebrauchskontexten bestehende Cluster können in den Status einer (Sub-)Bedeutung erhoben werden und die polyseme Struktur eines Idioms ausbauen, insbesondere wenn sie durch prägnante Bedeutungskonstituierungsmechanismen gebildet werden. (Sprache ist schließlich ein Phänomen in statu nascendi). Solche Untersuchungen sind zwar arbeitsaufwändig, sie stellen aber eine solide Basis für praxisorientierte, z.B. phraseographische Fragestellungen dar. Bei lexikographischen Formaten ist die Granularität der Untersuchungen nämlich grobkörniger, dabei weitgehend von dem anvisierten Benutzerkreis eines lexikographischen Werkes abhängig. So kann das im Punkt 3.2 beschriebene Idiom auf den Pelz rücken in einem passiven Wörterbuch in Grundbedeutungen 1 und 2 aufgefasst werden, für ein produktives, an Übersetzer und Fremdsprachelerner gerichtetes Wörterbuch wäre die Berücksichtigung der spezifizierenden Subbedeutungen 2.1–2.5 dennoch erwägenswert. Dasselbe bezieht sich auf eine der Bedeutungen des Idioms in Watte packen (vgl. Abbildung 8), wo die in Subbedeutungen auftauchenden Bedeutungsnuancen kausativ-konsekutive Erweiterungen eines übergeordneten Schemas (des Verwendungsprofils ,jmdn. behutsam/ schonend behandeln, beschützen‘) bilden:

jmdn. behutsam/schonend behandeln, beschützen

‚jmdn. übermäßig beschützen und dadurch unterfordern, seine Entwicklung unmöglich machen‘ (13 Belege)

‚jmdn. mit Fürsorge umgeben, verwöhnen’ (13 Belege)

‚eine Person/eine Gruppe von Menschen (die viel durchgemacht haben) sehr vorsichtig behandeln, weil man voraussetzt, dass sie empfindlich, sensibel sind’ (6 Belege)

‚jmdn. schonen, weil er großen Wert hat‘ (8 Belege)

5 Schlusswort

Die gegenwärtigen Entwicklungstendenzen der Semantik: Die Implementierung von großen elektronischen Textkorpora in die Praxis und der Grundprämissen der kognitiven Linguistik in die Theorie der semantischen Untersuchungen lassen die Mehrdeutigkeit von sprachlichen Einheiten in einem ganz neuen Licht erscheinen. Die weit verstandene Mehrdeutigkeit von Spracheinheiten wird als die Norm aufgefasst, die nicht nur auf in weiter Vergangenheit zurückliegende Sprachentwicklungsprozesse, sondern auch auf die dynamische Bedeutungsaushandlung in jedem einzelnen Sprachgebrauchsereignis zurückzuführen ist. Damit wird vor allem die Polysemie in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses der Semantik gerückt:

Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass die Polysemie heute das zentrale Problem der lexikalischen Semantik darstellt. (…) Die Fähigkeit der Sprecher/innen, das betreffende Zeichen in verschiedenen Lesarten zu interpretieren, ohne dass seine innere Einheit dabei verloren geht, ist eine der Voraussetzungen des Funktionierens der natürlichen Sprache. Eine der zentralen Heuristiken der kognitiven Linguistik besteht in der Annahme, dass die Sprecher/innen über produktive Mechanismen der semantischen Derivation verfügen (Dobrovol’skij 2006: 29–30).

Vor diesem Hintergrund kann es wundern, dass der Mehrdeutigkeit, der Differenzierung zwischen Polysemie, Ambiguität und Vagheit wenig Aufmerksamkeit in der Phraseologie gewidmet wird. Der vorliegende Beitrag versteht sich keinesfalls als eine ausführliche, erschöpfende Behandlung der Fragestellung; es ist eher eine vorerste Annäherung und Plädoyer für die weitere Exploration dieser „gegenwärtig noch recht spärlich ausgeleuchtete[n] Ecke der Phraseologieforschung“ (Andree 2020: 181), zumal sie doch auch für die lexikographische, translatorische oder und didaktische Praxis von Relevanz ist.

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Published Online: 2022-12-07
Published in Print: 2022-12-16

© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 14.12.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/phras-2022-0008/html?lang=en
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