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Von Hayek lernen: Wissen und Freiheit, Recht und Gesetzgebung / Learning from Hayek: Knowledge and Liberty, Law and Legislation

  • Erich Weede
Published/Copyright: May 11, 2016
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Zusammenfassung

Hier werden Hayeks Vorstellungen vom Wissen als Kern seiner Gesellschaftstheorie aufgefasst. Dieser Zugang zu Hayeks Werk hat den Vorteil, dass man im Sinne der Popperschen Wissenschaftslehre die Frage nach den Falsifikationsmöglichkeiten der Hayekschen Theorie aufwerfen kann. Für Hayek ist Wissen ein breites Konzept. Es gibt theoretisches und praktisches Wissen, explizites und implizites Wissen, lokales und von Raum und Zeit unabhängiges Wissen. Für Hayek entscheidend ist die These, dass Wissen nicht zentralisierbar ist, dass nur individuelle Freiheit und dezentralisierte Entscheidungen die Nutzung und Mehrung von Wissen erlauben. Ähnlich seiner Unterscheidung von impliziten und explizitem Wissen, sieht Hayek das Verhältnis von Tradition und Recht. An der Tradition bzw. Präzedenzfällen orientierte Rechtsfindung wie beim common law hält er für fruchtbarer als Legislative, die allzu leicht die Staatstätigkeit endlos ausdehnt. Zugunsten von Hayeks Theorie lässt sich zeigen, dass Versuche der Wissens- und Entscheidungszentralisierung bzw. der Einschränkung der wirtschaftlichen Freiheit Wohlstand und Wachstum immer beeinträchtigt haben. Das gilt für den großen Sprung nach Vorn in China. Das zeigt die Analyse geteilter bzw. ehemals geteilter Länder. Auch ökonometrische Studien zu den Effekten der wirtschaftlichen Freiheit bestätigen deren Wert. Wie von Hayek erkannt, nützt wirtschaftliche Freiheit nicht nur den Freien, sondern auch denen, denen sie noch vorenthalten wird. Die ökonometrisch gut abgesicherten Vorteile der Rückständigkeit werden in diesem Sinne als externer Effekt der Freiheit im Westen interpretiert. Abschließend wird noch die Frage der Anomalien in Hayeks Theorie aufgeworfen.

Summary

It is suggested that Hayek′s ideas about knowledge are the focus of his theory of society. This approach to Hayek′s theory implies the opportunity that one may discuss the falsifiability of Hayek′s theory, as one should according to Popper′s approach to scientific research. According to Hayek, knowledge is a broad concept. There is theoretical and practical knowledge, explicit and implicit knowledge. Some knowledge is local. Other knowledge is valid irrespective of time and locality. Essential to Hayek′s view is the claim that knowledge cannot be centralized, that only individual freedom and decentralized decision-making permit the exploitation and accumulation of knowledge. In Hayek′s view, the relationship between implicit and explicit knowledge is similar to the relationship between tradition and law. He prefers finding the law, being guided by tradition and precedents as in the common law, to legislation which may easily result in too much government. One may argue in favor of Hayek′s theory that attempts to centralize knowledge and decision-making, or reductions of economic freedom, always decreased human well-being and economic growth. This is true for the ‚great leap forward‘ in China. The analysis of partitioned or formerly partitioned societies leads to a similar finding. Econometric studies of the effects of economic freedom also underline its beneficial effects. As Hayek recognized, economic freedom does not only benefit the free, but also those who still suffer from a lack of freedom. The advantages of backwardness which are robust in econometric studies are interpreted from this perspective as an external effect of Western liberty. Finally, the issue of anomalies in Hayek′s theory is discussed.

Online erschienen: 2016-5-11
Erschienen im Druck: 2015-1-1

© 2015 by Lucius & Lucius, Stuttgart

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