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Europäische Staatsschuldenkrise, Lender of last resort und Bankenunion / European sovereign debt crisis, lender of last resort and banking union

  • Heinz-Dieter Smeets and Anita Schmid
Published/Copyright: May 11, 2016
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Zusammenfassung

Ausgehend von den Ursachen der Staatsschuldenkrise erläutert der Beitrag zunächst das Konzept des Lender of last resort und diskutiert anschließend, in welcher Form supranationale Institutionen wie der EFSF und der ESM auf der einen Seite sowie die EZB auf der anderen Seite während der Krise diese Funktion gegenüber den europäischen Geschäftsbanken und den Mitgliedsländern der EWU übernommen haben. Das Eingreifen eines Lender of last resort birgt jedoch Probleme, deren Folgen und Lösungsansätze im Anschluss erörtert werden: Zum einen führt die entstehende Kollektivhaftung letztlich dazu, dass die mit der Krise verbundenen Kosten von der Gesellschaft in Form von höheren Steuern oder steigender Inflation getragen werden müssen. Zum anderen werden bei den Marktteilnehmern Fehlanreize hervorgerufen, die das Entstehen weiterer Krisen begünstigen. Die jüngst beschlossene Bankenunion steht im Mittelpunkt des neuen Ordnungsrahmens, der das Haftungsproblem lösen und den Teufelskreis zwischen Banken- und Staatsschuldenkrise durchbrechen soll. Um eine erneute systemische Krise zu vermeiden, sollten die neuen Rahmenbedingungen jedoch durch weitere Maßnahmen ergänzt werden, die das Bankensystem zusätzlich stärken. Hierzu zählt insbesondere die Forderung, (europäische) Staatsanleihen künftig im Rahmen der Bankenregulierung mit Eigenkapital zu unterlegen. Darüber hinaus bedarf es aber auch einer Insolvenzordnung für Staaten, um ein (erneutes) bail-out glaubwürdig auszuschließen

Summary

Starting from the roots of the sovereign debt crisis, this article first explains the function of the Lender of Last Resort (LOLR) and, afterwards, shows how supranational institutions, such as the ESM and the ESFS, on the one hand, as well as the ECB on the other hand, acted as a LOLR vis-à-vis European banks and member states during the current crises. However, interventions by a LOLR do, again, evoke problems which consequences and solutions are discussed next: so, the resulting collective responsibility causes crisis-induced costs to be borne by the general public in the form of higher taxes or increasing inflation. Moreover, economic agents are faced with misguiding incentives that favour the emergence of new crises in the future. Therefore, the recent establishment of a European Banking Union takes the centre of the new arrangements that were introduced to solve the problem of resposibility and to break the vicious circle between banking and sovereign debt crises. However, in order to prevent a further systemic crisis, additional measures are proposed to even enhance the stability of the European banking system. Important suggestions are to introduce adequate capital cushions as well as to revise the preferential treatment given by prudential bank regulations to sovereign exposures. Moreover, it is necessary to establish a sovereign insolvency regime in order to credibly exclude a (further) bail-out.

Online erschienen: 2016-5-11
Erschienen im Druck: 2014-1-1

© 2014 by Lucius & Lucius, Stuttgart

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  47. Anschriften der Autoren
Downloaded on 22.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/ordo-2014-0105/html
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