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Die Raum- und Zeitlehre Alois Riehls im Kontext realistischer Interpretationen von Kants transzendentalem Idealismus

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Veröffentlicht/Copyright: 10. September 2022
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Abstract

In The Philosophical Criticism, Alois Riehl developed a realistic interpretation of Kant’s transcendental idealism based on his theory of space and time. In doing so, more than 100 years ago, he formulated an interpretation of the relation between the thing in itself and appearances that is discussed in current research as the metaphysical „dual aspect“ interpretation, although it is rarely attributed to Riehl. To reconstruct Riehl’s position, the research results of comparative studies on Moritz Schlick are systematically extended and applied to the current debate on Kant’s transcendental idealism.

Die Frage, wie wir über eine bewusstseinsunabhängige Wirklichkeit Wissen erlangen können, wird in der gegenwärtigen analytischen Philosophie intensiv und vielseitig diskutiert.[1] Dabei ist der Beitrag A. Riehls bisher fast gänzlich unberücksichtigt geblieben, obwohl dieser am Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in seinem dreibändigen Werk Der Philosophische Kritizismus eine elaborierte Philosophie des Realismus raumzeitlicher Gegenstände entwirft. Das Buch ist in 2 bzw. 3 Auflagen zwischen 1876–1926 erschienen:

Erste Auflage: Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft. Leipzig.

Band 1/1876: Geschichte und Methode des philosophischen Kritizismus.

Band 2.1/1879: Die sinnlichen und logischen Grundlagen der Erkenntnis.

Band 2.2/1887: Zur Wissenschaftstheorie und Metaphysik.

Zweite Auflage: Der philosophische Kritizismus. Geschichte und System. Leipzig.

Band 1/1908: Geschichte des Philosophischen Kritizismus. Mit einem Namens- und Sachregister von H. Lindau.

Band 2/1925: Die sinnlichen und logischen Grundlagen der Erkenntnis. Mit einem Geleitwort von Eduard Spranger und Hans Heyse.

Band 3/1926: Zur Wissenschaftstheorie und Metaphysik. Hrsg. von Hans Heyse und Eduard Spranger mit einem Sachregister von H. W. Thiemer.

Dritte Auflage: Der philosophische Kritizismus. Geschichte und System. Leipzig.

Band 1/1924: Geschichte und Methode des philosophischen Kritizismus.[2]

Besondere Relevanz für die aktuelle Forschungsdiskussion hat Riehls Position, da er seinen Realismus explizit in Bezug zur Philosophie Kants entwirft und sowohl eine historische[3] wie auch eine systematische Interpretation[4] von Kants Kritizismus vorschlägt. Riehls realistische Deutung steht dabei allerdings im Gegensatz zu einem Großteil des Neukantianismus, insbesondere den Positionen von H. Cohen (1871) und W. Windelband (1873).[5] In der unterschiedlichen Art und Weise der Rückbindung an die Philosophie Kants wird auch eine Grundeinstellung manifest, die Riehls Überlegungen in ein Naheverhältnis zum entstehenden Neopositivismus, vor allem zur Allgemeinen Erkenntnislehre (1918/1925) von M. Schlick, bringt.[6] Der aufkommende Empirismus hat aber auch dazu beigetragen, dass der philosophische Diskurs über die Wissenschaften zunehmend im Rahmen des logischen Empirismus und später der analytischen Philosophie stattfand,[7] in der Riehl aufgrund seines kantisch geprägten Aufbaus des Philosophischen Kritizismus keine Berücksichtigung mehr fand. Aus diesem Grund konnte auch in Vergessenheit geraten, dass Riehl bereits vor mehr als 100 Jahren die Möglichkeit eines qualitativen Realismus[8] auf der Basis des kantischen Kritizismus systematisch ausarbeitete und damit eine spezifische Spielart des Realismus vorwegnahm: die metaphysische Zwei-Aspekte-Interpretation.[9]

Riehls Philosophischer Kritizismus bietet damit einen historischen Vorläufer bzw. eine Quelle für die in den letzten Jahrzehnten vermehrt etablierten pro-realistischen Positionen in der Interpretation von Kants transzendentalem Idealismus.[10] Um dies nachzuweisen, wird in vier Schritten argumentiert: Erstens wird für eine systematische Einordnung von Riehls Position im Kontext der Forschung Kants Lehrbegriff des transzendentalen Idealismus anhand seiner realistischen vs. antirealistischen Interpretationsvarianten rekonstruiert. Zweitens wird ausgehend von Riehls Empfindungstheorie die Raum- und Zeitlehre dargestellt und der Kritizismus systematisch als metaphysische Zwei-Aspekte-Interpretation gedeutet. Diese Interpretation lässt sich drittens anhand einer Kontextualisierung von Riehls Position mit der sogenannten subjektiven Variante der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation (vor allem von T. Rosefeldt) absichern und auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten hin diskutieren.

Ziel des Beitrags ist es, Riehls realistische Interpretation von Kants transzendentalem Idealismus in die Kant-Forschung zu reimportieren: Dabei werden ausgehend von Riehls Raum- und Zeitlehre die Forschungsergebnisse, die in den letzten Jahrzehnten, insbesondere in komparativen Untersuchungen zu M. Schlick, gewonnen wurden,[11] systematisch erweitert und für die in der Kritik der reinen Vernunft zentrale Debatte um das Verhältnis von Ding an sich und Erscheinung fruchtbar gemacht.[12]

1 Voraussetzungen und Probleme einer realistischen Deutung des transzendentalen Idealismus

Kant bestimmt den „Lehrbegriff“[13] seiner philosophischen Position als transzendentalen Idealismus und positioniert diesen gegenüber dem transzendentalen Realismus[14]. In erster Linie handelt es sich dabei um eine Theorie raumzeitlicher Gegenstände, nach der von der „transzendentalen Idealität der Erscheinung“[15] und der Idealität der Formen ausgegangen wird. Raum und Zeit sind „sinnliche Formen unserer Anschauung“[16] und raumzeitliche Eigenschaften kommen nicht „Dinge[n] an sich selbst […], die unabhängig von uns und unserer Sinnlichkeit existieren“[17], sondern „bloße[n] Vorstellungen“[18] zu.

Unstrittig ist folglich, dass raumzeitliche Gegenstände nach Kant in einem spezifischen Sinne subjektabhängig sind und damit ein radikaler Realismus[19] ausgeschlossen ist, nach dem der fragliche Gegenstandsbereich in keiner Weise von Mentalem abhängt.[20] Gleichzeitig bedeutet dies aber nicht, dass nur existiert, was vorgestellt oder erkannt wird (eliminativer Antirealismus) bzw. dass alles Existierende abhängig von irgendwelchen Denkvorgängen oder -strukturen ist (idealistischer Antirealismus), sondern vielmehr dass nichts existiert, dessen Existenz sich prinzipiell nicht feststellen ließe[21]: Kant betont, dass die „Vorstellung an sich selbst […] ihren Gegenstand dem Dasein nach nicht hervorbringt“[22], weshalb der transzendentale Idealismus zugleich ein empirischer Realismus ist.[23] Die Frage nach der Möglichkeit eines Realismus kantischer Prägung entscheidet sich folglich an dem komplexen Verhältnis von Ding an sich und Erscheinung.[24] Dieses Verhältnis wurde bereits von den frühen Kritikern Kants aufgegriffen und anhand des Inkonsistenzvorwurfs verschiedentlich problematisiert[25]: Demnach ist die Affektion durch subjektunabhängige Gegenstände ein integraler und unverzichtbarer Bestandteil von Kants Theorie (Unabhängigkeitsthese), allerdings deren Annahme aufgrund der Erkenntnisbeschränkung der Kritik der reinen Vernunft unmöglich (Zurückweisung der Zugänglichkeitsthese).

Soll der Inkonsistenzvorwurf nicht um den (hohen) Preis, dass nur Vorstellungen und das mit ihnen verbundene Bewusstsein existieren, aufgehoben werden[26], dann ist die Unabhängigkeitsthese zu akzeptieren und ein Plausibelmachen der Zugänglichkeitsthese notwendig. Dabei bieten sich zwei Deutungsmodelle an, die jeweils in einer metaphysischen und methodologischen Variante[27] denkbar sind und entweder antirealistisch oder realistisch ausgelegt werden können: die Zwei-Welten- und die Zwei-Aspekte-Interpretation[28].

Die antirealistische Position bestreitet, dass in Kants transzendentalem Idealismus raumzeitliche Gegenstände unabhängig von der Erkenntnis existieren bzw. raumzeitbezügliche Aussagen unabhängig von der Verifikation wahr oder falsch sein können. Die Zwei-Welten-Interpretation stellt dabei eine kompatible Variante der Differenzierung von Ding an sich und Erscheinung dar, nach der diese distinkte Entitäten bilden. Raumzeitliche Gegenstände (Erscheinungen) werden dabei als etwas Erkenntnisabhängiges verstanden, Dinge an sich hingegen existieren erkenntnisunabhängig.[29] Aber auch eine Variante der methodologischen Zwei-Aspekte-Interpretation, wie sie insbesondere von Prauss[30] vorgetragen wird, ist als Antirealismus raumzeitlicher Gegenstände zu klassifizieren: Ein Objekt als Erscheinung zu betrachten, bedeutet dabei, sich seine Subjektabhängigkeit bewusst zu machen, ein Objekt an sich zu betrachten, von dieser Subjektabhängigkeit abzusehen.[31] Der Sinn dieser Reflexion besteht folglich nur darin zu erkennen, dass raumzeitliche Gegenstände subjektabhängig sind, dass daran aber auch Dinge beteiligt sind, die nicht mit raumzeitlichen Gegenständen identisch sind.[32]

Realistische Positionen interpretieren Kants transzendentalen Idealismus auf der Basis einer realistischen Ontologie raumzeitlicher Wirklichkeit bzw. einer realistischen Wahrheitskonzeption. Dabei lässt sich die obig bereits genannte methodologische Variante der Zwei-Aspekte-Interpretation auch mit einem Realismus raumzeitlicher Gegenstände verbinden.[33] Nach dieser bildet die Unterscheidung zwischen Ding an sich und Erscheinung zwei Betrachtungsweisen des kognitiven Vermögens: Dinge in Relation zu unserer Sinnlichkeit betrachten, bedeutet, sie als Erscheinungen aufzufassen; Dinge in Absehung von dieser Relation zu betrachten hingegen, sie als Dinge an sich selbst aufzufassen.[34] Das Ding an sich ist dabei nur das, was übrigbleibt, wenn all das, was über es empirisch erkannt werden kann, abstrahiert ist (Subtraktionsmodell); es stellt eine leere Form dar. Aus diesem Grund wurde in einigen Untersuchungen[35] – allerdings entgegen der Intentionen Allisons[36] – die methodologische Zwei-Aspekte-Interpretation als radikaler Antirealismus charakterisiert. Im Anschluss an die zahlreichen Debatten der 1990er und beginnenden 2000er Jahre[37] sowie die dabei aufgewiesene Inkonsistenz[38] der methodologischen Zwei-Aspekte-Interpretation hat eine weitere mit dem Realismus kompatible Deutung der Differenzierung von Ding an sich und Erscheinung an Bedeutung gewonnen: die metaphysische Zwei-Aspekte-Interpretation[39]. Dieser folgend bezeichnet Erscheinung die Eigenschaft eines Dings, die diesem als Seinsweise zukommt, wenn es durch unsere Formen der Anschauung wahrgenommen wird. Ding an sich wiederum bezeichnet die Eigenschaften eines Dings, die dieses unabhängig von unserer Erkenntnis an sich hat.[40] Damit wird einerseits die Erkenntnisunabhängigkeit des Dings an sich selbst bewahrt, andererseits können dadurch raumzeitliche Eigenschaften als objektive Eigenschaften, das heißt als solche, die dem erkenntnisunabhängig existierenden Ding zukommen, interpretiert werden, auch wenn deren Wahrnehmung subjektabhängig ist.[41] Insgesamt stellt die methodologische Variante der Zwei-Aspekte-Interpretation damit eine viel schwächere Form des Realismus dar. Sie deontologisiert im Gegensatz zur metaphysischen Variante Kants transzendentalen Idealismus.

Es zeigt sich folglich – wenn auch nur schematisch –, dass die Zwei-Welten-Interpretation Grundlage einer antirealistischen und die metaphysische Zwei-Aspekte-Interpretation diejenige einer realistischen Deutung des transzendentalen Idealismus ist. Die methodologische Zwei-Aspekte-Interpretation gerät allerdings in der Variante von Prauss in das Fahrwasser der Zwei-Welten-Interpretation und stellt in der Variante von Allison keine gesicherte Grundlage für eine realistische Interpretation dar. Die metaphysische Zwei-Aspekte-Interpretation bildet daher den stärksten Ausgangspunkt einer realistischen Lesart von Kants transzendentalem Idealismus.

2 Riehls kritischer Realismus ist ein Monismus

2.1 Empfindung

In Riehls Philosophie bilden die Empfindungen bzw. der Sinneseindruck[42] das epistemologische Fundament, auf das alle Teile des Erkenntnisprozesses ausgerichtet sind und von dem sich eine Verbindung zu den vorstellungsunabhängigen Gegenständen sowie zu den formalen Erkenntnisbegriffen herstellen lässt.[43] In diesem Sinne entwickelt Kant mit Blick auf die Grundsätze des Verstandes und die Anschauungsformen transzendentalformale Prinzipien, unter denen Gegenstände überhaupt erst möglich sind, und damit eine Philosophie der Möglichkeit; Riehl hingegen entwickelt mit der Betonung der Empfindung das Gegebene und damit eine Philosophie des Daseins. Diese Positionierung bringt Riehl in ein Näheverhältnis zur Philosophie Herbarts[44] und er betont sie mit seiner expliziten Verortung des Kritizismus in der Tradition von Locke[45] und Hume[46].

Eine Empfindung weist eine objektive Komponente auf, indem sie sich auf einen bewusstseinsunabhängigen Gegenstand bezieht, sie hat aber auch eine subjektive Komponente, die durch die entstehenden Gefühle bestimmt ist: „Durch die Erfassung der Gefühle entsteht das Subjekt –, durch die Empfindungen nach ihrer qualitativen Seite das Objekt der Vorstellung.“[47] Letztere setzt die Empfindung in ein Verhältnis zur Außenwelt, erstere zur Innenwelt. „Mag der abstrakte Gedanke des Seins des Denkens immerhin nur die Existenz des Ego einzuschließen und zu verbürgen scheinen, das Sein der Empfindung schließt sicher zugleich die Mitexistenz des Non-ego ein. Sentio, ergo sum et est.“[48]

Basierend auf diesem epistemologischen Fundament entwirft Riehl im Philosophischen Kritizismus zwar kein System des Realismus, aber eine problemorientierte Systematik[49], anhand der er verschiedene Formen des Realismus – wie einen Realismus raumzeitlicher Gegenstände, einen Realismus mathematischer Gegenstände[50] sowie einen moralischen[51] und wissenschaftlichen Realismus[52] – miteinander verbindet.[53] Diese problemorientierte Systematik lässt sich wie folgt skizzieren:

Abbildung [Autor]
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Der raumzeitliche Realismus wird dabei als ontologischer bzw. metaphysischer Realismus formuliert, nach dem die Gegenstände der strittigen Klasse unabhängig von unserer Erfahrung existieren.[54] Riehl geht folglich von einem unsere direkte Wahrnehmung und Empfindung transzendierenden Gegenstand aus (Unabhängigkeitsthese). Vermittelt wird dieser über die qualitative und quantitative Dimension der Empfindung, die durch den sinnlich-empirischen und formal-mathematischen Raum- und Zeitbegriff bestimmt ist (Zugänglichkeitsthese). Die quantitativen Bestimmungen vermitteln dabei das Ding an sich mit der qualitativen Empfindung und dem daraus entstehenden Bewusstseinszusammenhang.[55] Die Klärung des Status von Raum und Zeit ermöglicht daher eine Klärung des Affektionsverhältnisses von Ding an sich und Empfindung (siehe Skizze).

Mit dieser Doppelseitigkeit der Empfindung entwickelt Riehl einen kritischen, aber qualitativ gekennzeichneten Realismus[56]. Die Grundlage für die Konnotation als kritisch bildet dabei Kants Auseinandersetzung mit dem sogenannten „unkritischen Denken“[57], das nicht zwischen Wahrnehmung und Sache unterscheidet und in gleicher Weise den naiven Realismus und idealistischen Antirealismus betrifft. Die kantische Philosophie habe demnach bereits nachgewiesen, dass die „Existenz der Körperwelt nicht aufgehoben wird, wenn man selbst findet, daß alle Eigenschaften, welche die Anschauung eines Körpers ausmachen, zur Erscheinung desselben gehören“[58]. Die Empfindung alleine bezeugt folglich bereits das Dasein der Dinge[59] – wir „begreifen […] damit doch genug von ihnen, um ihre Existenz von ihrem Vorgestelltwerden, das Sein der Objekte von ihrem Objektsein zu unterscheiden“[60]. Riehl schließt mit seinem qualitativ bestimmten Empfindungsbegriff an der kantischen Überzeugung an, nach der das „transscendentale Object […] Grund der Erscheinung“[61] ist und in jeder Empfindung schon ein solcher anerkannt werden muss. Er versucht allerdings, diesen kritischen Realismus kantischer Prägung – der von einem „unbekannten Grund“[62] spricht – anhand einer qualitativen Charakterisierung weiterzuentwickeln. „Deshalb wird die Behauptung der Unerkennbarkeit der Dinge von Kant zu absolut und ohne jede Einschränkung zugunsten einer empirischen Erkennbarkeit derselben hingestellt.“[63] Über die denkunabhängigen Gegenstände hinaus sollen auch denkunabhängige Eigenschaften dieser Gegenstände erfahrbar und aus einem minimalen Realismus ein für die positiven Wissenschaften produktiver Realismus entwickelt werden.[64]

Wie diese und weitere Passagen belegen, hält Riehl – entgegen der Rekonstruktion von Beiser[65] – zwischen Band 2 und 3 (bzw. 2.1 und 2.2) des Philosophischen Kritizismus an seiner systematischen Auffassung des Verhältnisses von Erscheinung und Ding an sich fest. Die nachstehende Analyse der Raum- und Zeitlehre wird zeigen, wie der qualitativ gekennzeichnete Realismus – Beiser spricht von „robust realism“[66] – von Riehl in Übereinstimmung mit seinem kritischen Anspruch gesehen werden kann.

2.2 Raum und Zeit

In der Klärung des Verhältnisses von qualitativer Empfindung und quantitativer Bestimmung des Gegenstandes bildet die „Auseinandersetzung mit Kants Lehre von Raum und Zeit […] keine nur geschichtliche Angelegenheit“[67], sondern Riehls zentrale philosophische Herausforderung.[68] Dabei ist es insbesondere die Auseinandersetzung mit Helmholtzʼ Kantkritik[69] und die Frage nach dem Status geometrischer Axiome, die Riehls Revisionismus von Kants Theorie prägen. Die wesentliche Kritik an Kants Transzendentaler Ästhetik richtet sich gegen die Auffassung, dass Raum und Zeit zur Gänze in ihrer Apriorizität und Idealität bzw. Formalität charakterisierbar seien.[70] „Statt ein Wechselverhältnis zwischen Rauminhalt und Raumform, und entsprechend zwischen Inhalt und Form der Zeitvorstellung, anzunehmen, […] lehrte Kant die Identität der apriorischen Raum- und Zeitbegriffe der Mathematik und der sinnlichen Raum- und Zeitvorstellungen.“[71] Riehl kritisiert an der Transzendentalen Ästhetik das von Kant darin eingeführte Abstraktionsmodell, nach dem, von allen Empfindungen abstrahiert, auf die reinen Formen der Anschauung geschlossen werden könne.

Um uns auch nur in Gedanken eine Vorstellung von Raum und Zeit bilden zu können, bedürfen wir jederzeit eines Materials von Empfindungen, es sei von gedachten, reproduzierten, oder den beständigen Empfindungen unseres Leibes. Ohne dieses Material sind Raum und Zeit Namen für bloße Schemata möglicher Verhältnisse von Empfindungen.[72]

Um in der Erklärung von raumzeitlichen Eigenschaften diese nicht auf ihre Idealität und Formalität zu reduzieren – d. h. eine Theorie zweier Entitäten zu erzeugen, jene der Erscheinungen und jene der Dinge an sich –, spezifiziert Riehl ausgehend von Kant den Raum- und Zeitbegriff nach „Ursprung und Wesen“[73]: „Raum und Zeit sind Begriffe, die in den Verhältnissen der Mannigfaltigkeit der Empfindungen ihre empirisch-realen, in den logischen und formal sinnlichen Fähigkeiten unseres Geistes ihre ideellen Grundlagen haben.“[74] Riehl differenziert demnach die „tatsächlichen, in der Empfindungsweise unserer Sinne gegebenen Grundlagen“[75] der Raum- bzw. Zeitwahrnehmung von „denjenigen formalen Eigenschaften, die wir dem Raumbegriffe zu Folge der Natur unserer Denktätigkeit zuzuschreiben gezwungen sind“[76]. Daraus folgt eine Differenzierung des Raums als „Wahrnehmungsraum[]“[77] und „Denkraum“[78] – analog dazu verfährt Riehl mit der Zeit (siehe dazu auch die Skizze aus Teil 2.1).[79]

Erstens werden Raum- und Zeitvorstellung als subjektiv bestimmt. Sie sind „sinnlich empirischer“[80] Natur und empfindungsmäßig gegeben. Die verschiedenen qualitativen Empfindungen werden dabei vom Ding an sich verursacht und bezeichnen dieses in unterschiedlicher Weise über den Gesichtssinn, den Geruchssinn, den Tastsinn etc., bilden es aber nicht ab.[81] Es besteht folglich eine völlige Ungleichheit zwischen den unterschiedlichen Intensitäten empfundener Qualitäten: „Zwischen einem Geruch und einem Geschmack, einem Bewegungsgefühl und einer Tastempfindung usf., welche gleichzeitig bewußt werden, besteht an sich keinerlei räumliche [bzw. auch zeitliche] Beziehung.“[82] Durch diese verschiedenen Sinneswahrnehmungen wird die „Natur des Materials“[83] zum „Erfahrungsaxiom“[84] und wesentlichen Bestandteil der Gestalt der Vorstellung.

Zweitens spezifiziert Riehl einen objektiven Raum- und Zeitbegriff, der ideell und begrifflicher Natur ist.[85] Dabei handelt es sich um eine formale und mathematische Bestimmung des Raums und der Zeit, durch die „absolute Homogenität, strenge Kontinuität und wahre Unendlichkeit“[86] als Eigenschaften aufgewiesen werden. Diese zeichnen sich durch „Notwendigkeit und apriorischen Ursprung“[87] aus und können nicht aus der Erfahrung gewonnen werden[88], denn diese zeigt vielmehr stets „ungleichartige Raumfüllung, führt uns zur Annahme diskreter Elemente und kann uns sicher nicht von der Unendlichkeit, einer Eigenschaft des Vorstellens, nicht des Vorgestellten, belehren“[89]. Der Raum und die Zeit weisen demnach Gleichförmigkeit, stetige Veränderung und Unendlichkeit nur auf, weil wir sie als Form denken und dabei die „materiellen Teile von jeder Beschaffenheit entkleiden, sie also rein wie Zahlen behandeln“[90]. Das Bewusstsein erlangt dadurch die Fähigkeit, die „Gleichzeitigkeit der Empfindungen […] als solche zu erfassen“[91]. Aus der „Gleichzeitigkeit mehrerer, verschiedener Empfindungen entsteht die Vorstellung ihrer Koexistenz“[92]. Die „Sukzession“[93] stellt wiederum ein notwendiges Mittel dar, um das „Maß einer Raumgröße“ zu bestimmen sowie um die „Vorstellung der Ausdehnung der Koexistenz und der Entfernung der gleichzeitigen Elemente“[94] zu gewinnen.

Nach Riehl sind Objekte der Vorstellung folglich zweifach bestimmt – durch ihre sinnlich-empirischen und formal-mathematischen raumzeitlichen Eigenschaften: Sie werden zugleich angeschaut und vorgestellt.[95] Der Philosophische Kritizismus verbindet damit subjektbedingte Eigenschaften wie auch allgemein gültige erkennbare Eigenschaften einer bewusstseinsunabhängigen Wirklichkeit (siehe Skizze). „Unsere Erkenntnis ist eine mittelbare Erkenntnis der Dinge selbst durch die Erscheinungen der Dinge für unsere Sinne“[96]. Die apriorischen formal-mathematischen Raum- und Zeitbegriffe bilden dabei Grenzbegriffe zwischen Erscheinung und Wirklichkeit.

Wir behaupten demnach die Kongruenz der kategorialen Formen der Erscheinungen mit den einfachen Verhältnissen der Dinge selbst; mit anderen Worten: wir behaupten die Erkennbarkeit der Grenzverhältnisse zwischen den Dingen und ihren Phänomenen für unser Bewußtsein und finden in diesen im Grenzfalle vollkommen strengen und adäquaten Begriffen den allgemeinen Gehalt unseres Wissens[97].

Mit dem Terminus Grenze bedient sich Riehl eines Konzepts aus der Geometrie, in der Linien und Flächen „zugleich der inneren wie der äußeren Seite des durch sie bestimmten Raumes angehören“[98]. In Analogie dazu wird mit den formal-mathematischen apriorischen Begriffen von Raum und Zeit etwas über die Dinge ausgesagt, allerdings nur im Verhältnis zu den Empfindungen. Mit den Maßbezeichnungen wird objektive Einsicht in die Beziehung der subjektiven Erscheinung gebracht: „[D]ie Korrelate unserer besonderen Raumwahrnehmungen sind die bestimmten, meßbaren Verhältnisse, in denen die Dinge koexistieren.“[99] Über die Empfindung wird damit eine mittelbare[100] Erkenntnis der Dinge an sich gewonnen. Erkannt wird, wie das Objekt als Korrelat der Wahrnehmung sein muss, um in einer bestimmten Weise im sinnlich-empirischen Raum bzw. der Zeit zu erscheinen.

Von allem, was nicht wir selbst für uns selbst sind, können wir nur formale Erfahrungen gewinnen, welche adäquat sind, d. h. wir können nur erfahren, daß unser Bewußtsein durch das Sein und die Verhältnisse der von unserem Vorstellen unabhängigen Dinge formal bestimmt ist.[101]

Mit dem empirisch-realen und formal-mathematischen Raum- und Zeitbegriff verbindet Riehl einen kritischen Realismus mit einem qualitativen. Nach ersterem ist das Ding an sich nur Ursache der Empfindung, nach zweiterem werden die Verhältnisse der Dinge an sich als Voraussetzung der jeweiligen Empfindung bestimmbar. Genau hierin zeigt sich der kritische Anspruch von Riehls Philosophischem Kritizismus, der ihn auch von Schlicks Allgemeiner Erkenntnislehre abhebt. Während Schlick (wenn auch in einer von Kant unterschiedlichen Weise) darauf schließt, dass es „Erkenntnis der Dinge an sich“[102] gibt, vermeidet Riehl diese und ähnliche Feststellungen und limitiert die apriorischen formal-mathematischen Begriffe auf Grenzbegriffe. Heidelberger[103] sieht darin die Schwäche von Riehls Position gegenüber derjenigen Schlicks, werden beide aber in Relation zu Kant gesetzt, zeigt sich das Potential von Riehls Realismus, in dem ein Empirismus mit einer kritischen Theorie der Normativität verbunden wird – auch wenn bei der Präzisierungen des dadurch entstehenden komplexen Verhältnisses von Empfindung und Ding an sich einige Formulierungen als „schwerfällige[] Wendungen“[104] erscheinen mögen.

3 Primäre und sekundäre Qualitäten

3.1 Riehls zwei Aspekte einer Welt

Riehls empfindungsbasierter Realismus bildet einen Monismus und fasst folglich Ding an sich und Erscheinung nicht als zwei unterschiedliche Entitäten auf.

Alle Dinge der Erfahrung gehören notwendig zu einer einzigen, allumfassenden Realität, sie bilden eine Welt […][105].

Dasselbe Ding wird in der Anschauung Erscheinung, welches der Anschauung als existierend zu Grunde liegt.[106]

Ein und dieselbe Entität wird in Eigenschaften differenziert, die bloß subjektiv sind, und solchen, die der Empfindung auch objektiv zukommen. Diese zwei Aspekte stellen allerdings nicht bloß methodologische Perspektiven dar, sondern beschreiben verschiedene Dimensionen der Empfindung (bzw. dem Ding an sich) selbst.[107]

Damit formuliert Riehl bereits am Ende des 19. Jahrhunderts die Rahmenbedingungen einer metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation, die in seinem Philosophischen Kritizismus eine spezifische Ausprägung erfährt. Die zentrale Schwierigkeit einer solchen Interpretation besteht in der Klärung des Verhältnisses der „Beschaffenheit der äußeren Dinge und der Qualitäten in der Empfindung“[108], das heißt dem Verhältnis von subjektiven und objektiven Eigenschaften. Riehl wie auch aktuelle realistische Deutungen von Kants transzendentalem Idealismus greifen dabei auf eine von Locke und Berkeley in unterschiedlicher Weise eingeführte Differenzierung zwischen sekundären und primären Qualitäten zurück.[109] Dabei handelt es sich um eine Unterscheidung, die auch Kant in seine Überlegungen integriert und adaptiert.[110]

Die objektiven, über den formal-mathematischen Raum- und Zeitbegriff gewonnenen Eigenschaften der Empfindungen ermöglichen Riehl einerseits einen qualitativ gekennzeichneten Realismus, der auch eine Bestimmung der Relationen der Dinge (an sich) zulässt[111], und einen wissenschaftlichen Realismus. Dies führt ihn aber andererseits nahe an den prinzipiell abgelehnten Materialismus, also: „die Lehre von der Kongruenz der äußeren Erscheinung mit der äußerlichen Ursache der Erscheinung“[112]. Wenn Locke zwischen primären und sekundären Qualitäten der äußeren Dinge unterscheidet, „teilt [er] mit dem dogmatischen Materialismus die Voraussetzung: wir wüßten, was die Körper an sich und außer unserer Empfindung sind“[113]. Nur dadurch lässt sich behaupten, die „Ideen der primären Eigenschaften, die Idee der Gestalt, Größe, Masse, Zahl der Dinge seien Abbilder der äußeren Dinge selbst“[114]; sekundäre Eigenschaften wie die Empfindung von Farbe, Ton, Geruch, Geschmack usw. sind wiederum „nicht Bilder, sondern Wirkungen der Dinge auf unsere Sinne und ohne Ähnlichkeit mit den sie veranlassenden Ursachen, den sekundären Qualitäten der Körper“[115]. Riehl hingegen lehnt – trotz der Adaption dieser Begrifflichkeit im Rahmen seiner Raum- und Zeitlehre – Lockes Unterscheidung von primären und sekundären Qualitäten ab: „Es bleibt indes ein Fehler Lockes, die Empfindungen selbst in objektive, den Eigenschaften der äußeren Dinge adäquate, und in subjektive, inadäquate eingeteilt zu haben, statt in jeder Empfindung ein objektives und ein subjektives Moment zu unterscheiden.“[116]

Nach Riehl bezeichnet die Empfindung im sinnlich-empirischen Raum das Ding (an sich), bildet es allerdings nicht ab. Die verschiedenen Wahrnehmungsräume ermöglichen daher die Erfahrung einer sekundären Qualität der Dinge. Basierend auf den verschiedenen Eindrücken durch den Tastsinn, Gesichtssinn etc. ermöglicht der formale Raum- und Zeitbegriff einen allgemein gültigen Schluss auf ein Korrelat zu diesen qualitativen Empfindungen. Bestimmt wird dabei das Verhältnis, das gegeben sein muss, um die spezifische Empfindung zu erzeugen, wodurch eine Erkenntnis der primären Qualitäten des Dings an sich gewonnen wird. Subjektive, das heißt qualitativ empfundene Eigenschaften, fungieren dabei als „Zeichen für das Wirkliche“[117] und ermöglichen dadurch den Schluss auf objektive, aber ebenfalls subjektrelative Eigenschaften der Dinge an sich.

3.2 Riehl im Kontext der aktuellen Debatten

Die metaphysische Zwei-Aspekte-Interpretation bildet eine theoretische Deutung von Kants transzendentalem Idealismus mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen.[118] Schematisch lässt sich eine objektive und eine subjektive Variante unterscheiden, in denen die Differenzierung von primären und sekundären Qualitäten eine wesentliche Rolle spielt. Basierend auf Kants Adaption dieser Unterscheidung teilen diese Interpretationsansätze eine kritische Distanzierung zur Auffassung, dass der Bezug auf den Gegenstand, dem wir die sekundären Qualitäten zuschreiben, durch die Wahrnehmung seiner primären Qualitäten erklärt werden kann[119] und formulieren alternative Erklärungsmodelle.

In der subjektiven Variante der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation[120] bilden primäre und sekundäre Qualitäten Eigenschaften von Dingen an sich. Im Gegensatz zur objektiven Interpretationsvariante bezieht sie die erkenntnistheoretischen Elemente stärker in Betracht, indem das zentrale Element von Kants transzendentalem Idealismus – dass Gegenstände in uns Vorstellungen verursachen – im Zentrum der Überlegung steht. Dinge an sich weisen dabei sekundäre und primäre Qualitäten auf. Erstere sind auf eine bestimmte Klasse von Subjekten relativierte Eigenschaften, d. h. Eigenschaften, die unter bestimmten Umständen (raumzeitliche) diese oder jene sinnlich-empirischen Vorstellungen hervorrufen. Durch die Anschauungsformen (als subjektive Umstände) wird etwas raumzeitlich erfahren und darauf geschlossen, dass das Ding, das erfahren wird, die Disposition an sich hat, raumzeitlich, das heißt z. B. rund oder eckig, zu erscheinen.[121] Es gibt allerdings keine Disposition ohne kategoriale Basis bzw. keine sekundären Qualitäten ohne der Annahme primärer.[122] Die primären Qualitäten kommen den Objekten dabei unabhängig von ihrer Relation zu den Wahrnehmungssubjekten zu. Dieser über die primären Qualitäten bestimmte Gegenstand wird Rosefeldts Auffassung folgend „alleine durch den Verstand repräsentiert und zu den wahrgenommenen Eigenschaften hinzugedacht. Wir haben von ihm einen Begriff, den wir nicht aus der Erfahrung gewonnen haben, sondern der dem Verstand selbst entspringt“[123]. Der durch den Verstand angenommene Gegenstand wird dabei als „Grund dafür angesehen, dass diese [subjektrelativen] Eigenschaften miteinander übereinstimmen“[124].

Eine zentrale und kritische Einschränkung in der Unterscheidung von primären und sekundären Qualtäten findet sich darin, dass durch die Einsicht der Notwendigkeit von ersteren bei der Annahme von letzteren keine bestimmte Erkenntnis über nicht-subjektrelative Eigenschaften ermöglicht wird. In diesem Sinne sind die „einzigen für uns erkennbaren Eigenschaften ontologisch von uns unabhängiger Gegenstände […] deren Dispositionen, in uns bestimmte Vorstellungen zu verursachen“[125], das heißt sekundäre Qualitäten. Nach der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation wird folglich „keine […] standpunktunabhängige Eigenschaft“[126] erfahren, sondern nur eine standpunktrelativierte, die allerdings dem Ding an sich selbst zukommt. Es sind die Gegenstände selbst, denen die Eigenschaften zukommen, unter gegebenen Umständen auf bestimmte Weise zu erscheinen. Allais präzisiert diesen realistischen Standpunkt wie folgt: „On my account, Kant’s idealism about things as they appear to us is the view that what appear to us are essentially manifest features of reality and we can cognize only essentially manifest features of reality.“[127] Der transzendentale Idealismus besteht demnach in einer Koppelung von raumzeitlichen Strukturen unserer Anschauung und den subjektrelativen (bzw. sekundären) Qualitäten der Dinge an sich.

Riehl geht, wie auch Rosefeldt in seiner Kant-Interpretation, davon aus, dass im sinnlich-empirischen Raum die Dinge, wie sie sind, bezeichnet, allerdings nicht abgebildet werden (kritischer Realismus): „Die Empfindung ist nicht das Bild der Beschaffenheit irgendeines Dinges, sie […] spiegelt es nicht – und gerade dadurch ist sie befähigt, das Sein des objektiven wie subjektiven Faktors der Wahrnehmung zugleich zu erweisen, daß sie das ungemischte Wesen weder des einen, noch des anderen abbildet.“[128] Dies führt wiederum zu Riehls metaphysischer Teilung zweier Aspekte – solchen, die subjektabhängig im empirischen Raum gegeben sind, und solchen, die es nicht sind und durch den formal-mathematischen Raum- und Zeitbegriff erschlossen werden. Die qualitative Dimension der Empfindung ist folglich durch das Ding an sich verursacht und zeigt sich unter den subjektiven Bedingungen des empirischen Raums in Form einer sekundären Qualität. Für beide Aspekte ist dabei folgende kritische Einschränkung zentral: Nach dem „Wesen wird in der sinnlichen Erfahrung niemals gefragt, und auch der wissenschaftlichen genügt es, die Empfindungen als Zeichen für das Wirkliche zu verwenden“[129].

Gemeinsam ist der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation von Riehl und Rosefeldt demnach eine Kritik an der klassischen Unterscheidung von primären und sekundären Qualitäten und eine neu herausgestellte Verbindung zweier metaphysischer Eigenschaften. Die begriffliche Zuordnung von primären und sekundären Qualitäten verschiebt sich allerdings in den jeweiligen Interpretationsvarianten. Für Rosefeldt ist die Theorie der Affektion durch subjektrelative Eigenschaften, durch die auf Dispositionen der Dinge an sich geschlossen wird (sekundäre Qualitäten), und das durch den Verstand gesetzte Objekt (primäre Qualität) bestimmt. Trotz eines substantiell transformierten Raum- und Zeitbegriffs – gegenüber Kant und Rosefeldt als Kantinterpreten – entwickelt Riehl die Affektionslehre ähnlich, indem er subjektive Eigenschafen im sinnlich-empirischen Raum (sekundäre Qualitäten) mit objektiven Eigenschaften im formal-mathematischen Raum (primäre Qualitäten) miteinander in Beziehung setzt. Die formal-mathematischen Raum- und Zeitbegriffe bilden dabei Verstandesbegriffe, durch die das Verhältnis der Dinge an sich als Voraussetzung der Empfindung im sinnlich-empirischen Raum erschlossen werden kann. Mit Riehls Philosophischem Kritizismus ist damit eine weitere spezifische Spielart der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation von Kants transzendentalem Idealismus aufgewiesen.

4 Resümee – Riehl und der transzendentale Idealismus

In der vorliegenden Untersuchung wurde ausgehend von Riehls Raum- und Zeitlehre sein Realismus raumzeitlicher Gegenstände systematisch entwickelt. In der Interpretation des Philosophischen Kritizismus sind dabei zwei im Text explizit abgehobene Ebenen von Riehls Philosophie hervorgetreten: Erstens tritt Riehl – in Band 1 des Philosophischen Kritizismus – als Interpret der kantischen Philosophie sowie ihrer Quellen auf. Zweitens entwirft Riehl aber – in den Bänden 2 und 3 – eine eigenständige philosophische Konzeption. Auch wenn Riehl seine realistische Interpretation für die einzig konsequente Auslegung der Philosophie Kants hält, ist in der Interpretation des Philosophischen Kritizismus der Kantinterpret und Philosophiehistoriker vom Systematiker zu differenzieren. Die Analyse hat aber auch aufgewiesen, dass es Riehl trotz der Kritik und teilweise substantiellen Transformation einzelner Lehrstücke der kantischen Philosophie – wie insbesondere der Raum- und Zeitlehre – in seiner Systematik gelingt, eine Kant-Interpretation vorwegzunehmen und systematisch auszuarbeiten, die in den letzten Jahrzehnten der Forschung rund um den transzendentalen Idealismus immer zentraler geworden ist: die subjektive Variante der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation.

Dabei ist festzustellen, dass der philosophische Widerstreit (siehe Teil 1) um die Auslegung des transzendentalen Idealismus nicht über die bloße Anführung einzelner kantischer Textpassagen entscheidbar ist, da diese zumeist mehrdeutig sind bzw. auch als „terminologische Nachlässigkeit“[130] gedeutet werden können. Die Debatte kreist konsequenterweise über die philologischen Probleme hinausgehend um die Frage einer systematischen Ausarbeitung des bei Kant nicht eindeutig bestimmten Gehalts der Ermöglichungsbedingungen raumzeitlicher Gegenstände. Bemerkenswerterweise belegen gerade neuere exegetische Forschungsergebnisse Riehls Intention einer systematischen Ausarbeitung von Kants Philosophie vielfach und setzen damit seine Intention auch philologisch ins Recht. Interpretationen wie diejenigen von Rosefeldt, Allais und Collins[131] haben dabei aufgewiesen, dass es vom kantischen Text ausgehend konsistent ist, den transzendentalen Idealismus in der realistischen Deutung der metaphysischen Zwei-Aspekte-Interpretation zu rekonstruieren. Sie liefern damit einen exegetischen Beleg für eine Position, die Riehl vor fast 150 Jahren in einer spezifischen Spielart – teilweise als Philosophiehistoriker, teilweise als eigenständiger Systematiker – entwickelt hat.

Der hier in Ansätzen versuchte Reimport des Philosophischen Kritizismus als systematisch relevante Interpretation des transzendentalen Idealismus soll den in den letzten Jahrzehnen vermehrt etablierten pro-realistischen Positionen die Möglichkeit bieten, sich auf eine Interpretationstradition zu berufen, die mit Riehls realistischer Deutung von Kants Philosophie zweifach gegeben ist: Erstens entwickelt Riehl einen Kritizismus im Rahmen einer philosophischen Debatte, die stark antirealistisch geprägt ist. Der Philosophische Kritizismus ist demnach mit einer sehr ausdifferenzierten Bandbreite antirealistischer Argumente vertraut und installiert dagegen seine realistischen Positionen. Zweitens lässt sich mit der in den letzten Jahrzehnten in der Realismus/Antirealismus-Debatte entwickelten Begrifflichkeit eine Spezifizierung von Riehls Position vornehmen, durch die wiederum aus Riehls System zentrale Argumente für die gegenwärtige Diskussion destilliert werden können.

Acknowledgements

This research was supported by the Ministry of Science and Higher Education of the Russian Federation grant no. 075-15-2019-1929, project „Kantian Rationality and Its Impact in Contemporary Science, Technology, and Social Institutions“ provided at the Immanuel Kant Baltic Federal University (IKBFU), Kaliningrad.

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Published Online: 2022-09-10
Published in Print: 2022-09-08

© 2022 bei den Autoren, publiziert von De Gruyter.

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Artikel in diesem Heft

  1. Titelseiten
  2. Abhandlungen
  3. The Place of Judgments of Perception in Kant’s Transcendental Cognitive Theory
  4. True Need in Kant
  5. Die Raum- und Zeitlehre Alois Riehls im Kontext realistischer Interpretationen von Kants transzendentalem Idealismus
  6. Berichte und Diskussionen
  7. Zur begrifflichen Herkunft von „Neukantianismus“: Eine Streitsache der Hegel-Schule zwischen Rosenkranz, Michelet und Lassalle (Königsberg/Berlin 1858/1862)
  8. Kant and the Norms of Cognition
  9. Introduction
  10. Kant’s Ontology of Appearances and the Synthetic Apriori
  11. Kant on Time II: The Law of Evidence of the Critique of Pure Reason
  12. Is it the Understanding or the Imagination that Synthesizes?
  13. Self-Legislating Machines: What can Kant Teach Us about Original Intentionality?
  14. Buchbesprechungen
  15. Dennis Schulting: Kant’s Deduction from Apperception. An Essay on the transcendental Deduction of the Categories. [KSEH 203]. De Gruyter ²2019. 344 pages. ISBN: 978-3-11-058430-1.
  16. Bernd Ludwig: Aufklärung über die Sittlichkeit. Zu Kants Grundlegung einer Metaphysik der Sitten. Frankfurt am Main: Klostermann, 2020. 226 Seiten. ISBN 978-3-465-04411-6. [Rote Reihe 118].
  17. Reflexion, Gefühl, Identität in Anschluß an Kant/Reflection, Emotion, Identity. From Kant Onwards. Ed. by Ana Marta González and Alejandro G. Vigo. Berlin 2019, 130 p., ISBN 9783428157785.
  18. Georg Friedrich Meier: Schriften über das ewige Leben der Seele: (1) Beweis, daß die menschliche Seele ewig lebt, 2. Aufl.; (2) Vertheidigung seines Beweises des ewigen Lebens der Seele und seiner Gedancken von der Religion; (3) Abermalige Vertheidigung seines Beweises, daß die menschliche Seele ewig lebe. Hrsg. von Paola Rumore. [Christian Wolff. Gesammelte Werke. III. Abteilung: Materialien und Dokumente. Band 164]. Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag, 2021. 366 Seiten. ISBN 978-3-487-16070-2. [= Beweis]
  19. Wolfgang Hottner: Kristallisationen. Ästhetik und Poetik des Anorganischen im späten 18ten Jahrhundert. Göttingen: Wallstein Verlag, 2020. 278 Seiten. ISBN 978-3-8353-3628-5.
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