‚Hervorbringende Organe‘, ‚bildende Kraft‘?
-
Anne Sophie Meincke
Abstract
This article presents Heidegger’s little-known theory of the organism developed in his 1929/30 lecture The Fundamental Concepts of Metaphysics and interprets it as an antithesis to Kant’s theory of the organism contained in his Critique of Judgement (1790 and 1792/3). Heidegger drops Kant’s transcendental caveats in favour of a robust ontological understanding of organismic teleology. Moreover, Heidegger’s alternative approach draws attention to the fact that Kant’s notion of a ‘natural end’ (Naturzweck), by being tied to the idea of intelligent design, still places the organism too close to the machine, notwithstanding assumptions of a ‘formative force’ (bildende Kraft) and ‘productive organs’ (hervorbringende Organe). Heidegger, in contrast, analyses organismic purposiveness in terms of an instinctual capacity (triebhafte Fähigkeit) in which an organism’s organs are ontologically grounded as its products, and which explains the specificity of an organism’s wholeness, motility and relation to the world.
Kants Theorie des Organismus der Kritik der Urteilskraft ist eine beliebte Referenz in der gegenwärtigen Philosophie der Biologie, wenn es darum geht, für das Insistieren auf der ontologischen Besonderheit von Organismen und für den entsprechenden Versuch einer Rehabilitation teleologischer Erklärungen in der Biologie ein philosophisches Vorbild zu finden. [1] Nicht so hingegen Heideggers Theorie des Organismus, die Heidegger in seiner frühen Vorlesung über die Grundbegriffe der Metaphysik entwickelt und deren Bekanntheit kaum über die engen Zirkel der ‚Heideggerianer‘ hinausreicht. [2]
Der vorliegende Beitrag möchte einen genaueren Blick auf Heideggers Theorie des Organismus werfen, die sich, wie zu zeigen sein wird, als ein kritischer Gegenentwurf zum kantischen Verständnis des Organismus deuten lässt. Heideggers Entfaltung der spezifischen Teleologie des Lebendigen verabschiedet nicht nur Kants generelle transzendentale Vorbehalte bezüglich teleologischer Erklärungen, sondern macht insbesondere auf eine intrinsische Defizienz des kantischen Teleologiebegriffs aufmerksam: Kants Verständnis des Organismus als ‚Naturzweck‘ rückt diesen – trotz Zuschreibung einer ‚bildenden Kraft‘ und ‚hervorbringender Organe‘ – in eine immer noch zu große Nähe zur Maschine. Dies ergibt sich aus der von Kant angenommenen logischen Verknüpfung des Begriffs des Naturzwecks mit der Idee eines intelligenten Designs und wird besonders deutlich in Kants Unvermögen, über ein Verständnis von Organen als Werkzeugen hinauszukommen. Heidegger hingegen begreift die organismische Zweckmäßigkeit als eine triebhafte Fähigkeit, aus der die Organe des Organismus als Produkte hervorgehen und in der die spezische Ganzheit des Organismus sowie die spezifisch organismische Art der Bewegtheit und des Verhältnisses zur Welt ontologisch fundiert sind.
Im Folgenden gilt es zunächst, den systematischen Ort von Kants Organismustheorie sowie ihre wesentlichen Elemente in Erinnerung zu rufen. Im Hauptteil des Beitrags werden dann, nach einer kurzen Orientierung über das Anliegen, das Heidegger mit seiner Organismustheorie verfolgt, deren Grundzüge entfaltet, um abschließend Heideggers Positionierung gegenüber Kant zu reflektieren.
1 Naturzweck: Kants Theorie des Organismus
Urteilskraft ist das „Vermögen, das Besondere als enthalten unter dem Allgemeinen zu denken“. [3] Kant unterscheidet von der bestimmenden Urteilskraft, die die Subsumption eines Besonderen unter ein gegebenes Allgemeines leistet, die reflektierende Urteilskraft, die zu einem gegebenen Besonderen das Allgemeine sucht. [4] Letztere ist das Thema der Kritik der Urteilskraft. Es geht um die Frage, ob wir uns in der Reflexion auf die mannigfachen Erscheinungen, die wir in der Natur vorfinden, apriorischer Prinzipien bedienen können und welchen epistemischen Status diese Prinzipien haben, wenn es sie denn gibt: ob sie konstitutiv oder nur regulativ für unsere Erkenntnis der fraglichen Erscheinungen sind. Hiervon hängt der epistemische Status auf diese Prinzipien gegründeter Reflexionsurteile ab.
Eine Eigentümlichkeit von Reflexionsurteilen ist nach Kant, dass sie in der einen oder anderen Weise mit dem Begriff eines Zwecks verknüpft sind. Während in ästhetischen Reflexionsurteilen über das Schöne die Form eines (Natur-)Gegenstands als subjektiv zweckmäßig für das Zusammenspiel unserer Erkenntnisvermögen, Einbildungskraft und Verstand, beurteilt wird, rekurrieren teleologische Reflexionsurteile auf den Begriff eines objektiven Zwecks, um die Möglichkeit eines gegebenen Naturgegenstands begreiflich zu machen. [5] Beide Formen der Bezugnahme auf Zweckmäßigkeit bedürfen einer Kritik, weshalb die Kritik der Urteilskraft in zwei Teile zerfällt: eine Kritik der ästhetischen und eine Kritik der teleologischen Urteilskraft.
Kants Theorie des Organismus ist ein kleiner Baustein in der Kritik der teleologischen Urteilskraft, so dass es schon fast zuviel zu sein scheint, überhaupt von einer ‚Theorie des Organismus‘ bei ihm zu sprechen – denn über einige skizzenhafte Überlegungen [6] kommt Kant tatsächlich nicht hinaus. Doch noch aus einem anderen Grund könnte man skeptisch sein, dass sich bei ihm tatsächlich so etwas wie eine ‚Theorie des Organismus‘ findet. Denn lernen wir von ihm eigentlich etwas über Organismen als solche? Nicht einmal dort, wo Kant Organismen ausdrücklich behandelt, geht es doch wirklich um sie selbst. Statt einer Theorie des Organismus liefert er vielmehr eine Art Theorie der Theorie des Organismus: eine Theorie der transzendentalen Voraussetzungen unserer Neigung, Organismen teleologisch – als sogenannte Naturzwecke – zu beurteilen. [7] Diese Neigung gründet letztlich im transzendentalen „Prinzip der formalen Zweckmäßigkeit der Natur“, [8] das in der Kritik der Urteilskraft als das gesuchte apriorische Prinzip der reflektierenden Urteilskraft enthüllt wird und dem zufolge die Natur „so vorgestellt [wird], als ob ein Verstand den Grund der Einheit des Mannigfaltigen ihrer empirischen Gesetze enthalte“. [9] Mit diesem Prinzip gibt die reflektierende Urteilskraft sich, wie Kant betont, „nur selbst und nicht der Natur ein Gesetz“. [10] Es handelt sich um ein Vehikel nicht der Erkenntnis der Natur, sondern lediglich der Reflexion über sie. [11]
Hier liegt nun allerdings die Pointe der kantischen Theorie, die insofern durchaus eine Theorie des Organismus ist: Organismen sind nämlich genau jene Naturgegenstände, die einen Rückgriff unserer Urteilskraft auf teleologische Urteile nahelegen oder sogar erzwingen, weil wir uns anders die Möglichkeit ihrer Existenz nicht begreiflich machen können. Warum? Aufgrund ihrer „Vollkommenheit“ und d. h. ihrer von Kant so genannten inneren Zweckmäßigkeit. [12] Die Zweckmäßigkeit der organischen Form entzieht sich einer rein mechanisch-kausalen Erklärung, wie unser Verstand sie vornimmt. So können wir wohl erklären, wie bspw. die Anatomie eines Vogels im Rahmen des nexus effectivus kausal entstanden ist; Kant meint jedoch, dass damit noch lange nicht einsichtig wird, warum diese Anatomie so beschaffen ist, dass sie dem Vogel das Fliegen ermöglicht, weil „sich die Natur, als bloßer Mechanism betrachtet, auf tausendfache Art habe anders bilden können“. [13] Innerhalb der Grenzen mechanisch-kausaler Erklärung muss die Funktionalität der Anatomie des Vogels – seines Knochenbaus, der Beschaffenheit von Flügeln und Schwanz – als ein unwahrscheinlicher Zufall erscheinen. Erst aus der Idee des Vogels ergibt sich ihre Notwendigkeit, d. h. wenn wir uns vorstellen, die Form des Vogels hinge kausal von dieser Idee eines sich in der Luft fortbewegenden Lebewesens ab. Die Idee des Ganzen muss als Ursache der Präsenz der Teile gedacht werden, damit die Zweckmäßigkeit der Teile den Anschein der Zufälligkeit verliert [14] und somit die Natur auch in ihren besonderen Erscheinungen, die durch mechanische Gesetze unterbestimmt bleiben, als geordnet und regelhaft verstehbar wird. [15]
Die Idee oder den Begriff von etwas als dessen Ursache zu denken bedeutet nach Kant, einen Zweck zu denken, definiert als „der Begriff von einem Objekt, sofern er zugleich den Grund der Wirklichkeit dieses Objekts enthält“. [16] Der „Begriff des inneren Zwecks“ ist entsprechend einer, „der den Grund der inneren Möglichkeit des Gegenstandes enthalte“. [17] Kant lässt keinen Zweifel daran, dass Zwecke stets als solche gesetzt werden – von Subjekten, die eine willentlich bestimmte Absicht verfolgen. [18] Dies ist offensichtlich der Fall mit artifiziellen Gegenständen. Kunstwerke oder Maschinen werden von einem Künstler oder Meister nach Maßgabe einer Idee des Ganzen erschaffen, die somit Ursache der Existenz und Verbindung der Teile des Gegenstandes ist. [19] Teleologische Urteile sind, mit anderen Worten, konstitutiv für die Erklärung der inneren Zweckmäßigkeit von Produkten der Kunst. Demgegenüber begründet die Kausalität der Zwecke (nexus finalis) mit Bezug auf Produkte der Natur lediglich „ein regulatives Prinzip für die bloße Beurteilung der Erscheinungen, denen die Natur nach ihren besonderen Gesetzen als unterworfen gedacht werden könne“. [20] Sie erklärt nicht, sondern trägt allenfalls indirekt zur Erklärung von Naturprodukten bei, nämlich als ein „heuristisches Prinzip […], den besonderen Gesetzen der Natur nachzuforschen“ [21]. Der abgeschwächte epistemische Status der teleologischen Beurteilung von Naturprodukten [22] ändert dabei jedoch nichts an deren Inhalt: Ob Kunstprodukt oder Naturprodukt, konstitutiv oder regulativ, mittels des Zweckbegriffs wird angenommen, der fragliche Gegenstand sei das Ergebnis eines Schöpfungsaktes – durch ein menschliches Subjekt (einen Künstler) im ersteren, durch ein göttliches Subjekt im letzteren Fall. [23]
Sind Organismen für die reflektierende Urteilskraft also eigentlich auch Kunstwerke, nur eben solche eines göttlichen Schöpfers? Wie könnte dies der Fall sein, wenn es sich doch bei Organismen um Naturprodukte handelt? Der Begriff des Naturzwecks sucht dem Rechnung zu tragen, indem er der ersten Erfüllungsbedingung – „daß die Teile (ihrem Dasein und der Form nach) nur durch ihre Beziehung auf das Ganze möglich sind“ [24] – eine zweite hinzufügt, nämlich die, „daß die Teile […] einander insgesamt, ihrer Form sowohl als Verbindung nach, wechselseitig und so ein Ganzes aus eigener Kausalität hervorbringen“. [25] Die vollständige „Idee von einem Naturzwecke“ [26] ist mithin die eines Gegenstands, dessen Organisation einerseits, zumindest heuristisch, als durch ein vernünftiges Prinzip gewirkt, andererseits, in konstitutivem Sinn, als seine eigene Leistung beurteilt werden muss: [27] „[E]in Ding“, so Kant, „existiert als Naturzweck, wenn es von sich selbst (obgleich in zwiefachem Sinne) Ursache und Wirkung ist“. [28]
Die Entstehung des Ganzen aus seinen Teilen, die Kant zufolge grundsätzlich als mechanischen Gesetzen unterliegend gedacht werden muss, sichert dem Naturzweck seine Natürlichkeit [29] im Unterschied zum Kunstprodukt, mit dem es ansonsten die innere Zweckmäßigkeit, d. h. die Vollkommenheit der Form [30], gemein hat: Während es unmöglich ist, die Existenz des Kunstprodukts als durch seine Teile hervorgebracht zu erklären, da sie sich vielmehr einer außerhalb seiner selbst liegenden Ursache verdankt (nämlich einem Zwecke setzenden vernünftigen Wesen), wird mit dem Begriff des Naturzwecks ein natürliches Wesen gedacht, das sich selbst organisiert. [31]
Der Gedanke einer Selbstorganisation weist nun aber über einen bloß mechanistischen Erklärungshorizont hinaus, indem er impliziert, dass die Teile eines Naturzwecks den Charakter von „hervorbringende[n] Organ[en]“ [32] haben. Dabei gilt ein Teil dann als ein hervorbringendes Organ, wenn er nicht nur qua „Werkzeug“ „als um der anderen und des Ganzen willen existierend“ [33] gedacht werden muss – was gleichermaßen auf ein Werkzeug oder die Teile einer Maschine zuträfe –, sondern wenn zugleich angenommen werden muss, dass er auch durch die anderen existiert und diese durch ihn: Die Teile des Naturzwecks bringen einander wechselseitig hervor. [34] Es ist diese mit Blick auf organisierte Naturwesen vorauszusetzende „bildende Kraft“ im Unterschied zur bloß „bewegende[n] Kraft“ der Maschine, [35] die einsehbar macht, weshalb die Bisswunde eines Tigers von selber heilt, während eine kaputte Uhr von ihrem Meister repariert werden muss. [36] Dem Kunstprodukt fehlen die typischen Selbsterhaltungseigenschaften von Organismen, etwa Fortpflanzung, Wachstum und Selbstheilung durch Selbstergänzung, Kompensation oder Neustrukturierung. [37] In der Naturzwecken eigenen „sich fortpflanzende[n] bildende[n] Kraft, welche durch das Bewegungsvermögen allein (den Mechanism) nicht erklärt werden kann“, [38] äußert sich für Kant ein spezifisches „Vermögen“ der Natur, das mehr ist als ein bloßes „Analogon der Kunst“. [39]
Worin dieses ‚Mehr‘ näherhin bestehen soll, bleibt freilich dunkel. Die Annahme einer Analogie mit dem Leben weist Kant mit dem Argument zurück, dass man auf diese Weise entweder in die Analogie mit der Kunst zurückfalle, wenn man etwa eine Seele als Grund der Selbstorganisation ansetzt, oder aber der Materie eine Fähigkeit zuschreibe, die sie – gemäß Kants Verständnis von Materie als einer leblosen, nach rein mechanischen Gesetzen beschreibbaren bloßen Materie – nicht haben kann. [40] Kant kommt daher zu dem Schluss, dass das Vermögen zur Selbstorganisation, das wir im Begriff des Naturzwecks denken, vollkommen analogielos ist [41] – abgesehen von der praktischen Analogie mit „unserer Kausalität nach Zwecken überhaupt“. [42]
Am Ende kehren wir also doch wieder zur Vorstellung einer die Zweckmäßigkeit der Organisation erklärenden Zwecksetzung zurück. Die Absicht des dem Organismus äußerlichen Schöpfers, die mit der ersten Erfüllungsbedingung des transzendentalen Begriffs des Naturzwecks aufgerufen wird, wird mittels der zweiten Erfüllungsbedingung gleichsam in den Organismus selbst verlegt [43] – aber nur gleichsam, nur als ein heuristischer Leitfaden für die reflektierende Urteilskraft, [44] denn für Kant kann Intentionalität keine Eigenschaft der Natur sein. [45] Vielmehr besitzen die Natur und die Intentionalität ihre je eigene Form der Kausalität – die Kausalität der Wirkursachen, die Kant grundsätzlich mechanistisch versteht, [46] einerseits und die Kausalität der Endursachen bzw. Zwecke oder die ‚Kausalität aus Freiheit‘ andererseits. Für eine bildende Kraft als ein tatsächliches Vermögen der Natur ist kein Platz im kantischen System. [47]
Der Begriff des Naturzwecks erweist sich so als problematisch infolge einer inneren Spannung zwischen den beiden Bedingungen, die er enthält: Während die Forderung einer Bestimmtheit der Teile des Naturzwecks durch die vorgängige Idee des Ganzen notwendig auf einen intelligenten Schöpfer verweist, wird ein solcher – hypothetischer – Ursprung des Naturzwecks durch die Forderung nach einer Bestimmtheit des Ganzen durch die Teile gerade ausgeschlossen. [48] Diese Spannung lässt sich nur so aufheben, dass man postuliert, die Natur als Erscheinung habe einen für uns unerkennbaren übersinnlichen Grund. [49] Die Konkurrenz zwischen teleologischer und mechanischer Kausalität findet ihre Auflösung im Übersinnlichen als ihrem „gemeinschaftlichen Prinzip“. [50]
Die systematische Schlüsselfunktion der Organismen liegt für Kant genau darin, unsere Reflexion, vermittelt über den Begriff des Naturzwecks, zur Idee des Übersinnlichen hinzuführen. Wenn die Natur uns Gründe gibt, sie so zu beurteilen, als wäre sie gemäß vernünftiger Zwecksetzung geschaffen, [51] dann muss sie auch als prinzipiell offen für ein freies, auf die Verwirklichung von selbstgesetzten Zwecken gerichtetes Handeln gedacht werden, unbedingte Zwecke verwirklichendes moralisches Handeln eingeschlossen. [52] Organismen liefern auf diese Weise neben dem Schönen [53] einen weiteren Hinweis auf die Möglichkeit des unmöglich geglaubten [54] ‚Übergangs‘ von der Natur zur Freiheit der Sittlichkeit. [55]
2 Triebhafte Fähigkeit: Heideggers Theorie des Organismus
So wenig wie Kant beschäftigt auch Heidegger sich mit dem Organismus um seiner selbst willen. Vielmehr verfolgt er in seiner Vorlesung Die Grundbegriffe der Metaphysik das ambitionierte Ziel einer Wesensbestimmung der Philosophie, die für ihn gleichbedeutend ist mit Metaphysik [56] und in die drei Grundfragen ‚Was ist Welt?‘, ‚Was ist Endlichkeit?‘, ‚Was ist Vereinzelung?‘ zerfällt. [57] Die Ausarbeitung des Organismusbegriffs dient, ebenso wie die vorgeschaltete Exposition der Grundstimmung der Langeweile, lediglich der Vorbereitung eines adäquaten Verständnisses des metaphysischen Grundbegriffs der Welt (zu dessen eigentlicher Entfaltung es in der Vorlesung freilich nicht mehr kommt). [58]
Die besondere Bedeutung des Organismus für die Aufhellung des metaphysischen Weltbegriffs ergibt sich aus seiner ontologischen Zwischenstellung zwischen dem unbelebten Seienden von der Seinsart des sogenannten Vorhandenen einerseits [59] und dem Menschen, als dessen Seinsart Heidegger das sogenannte Dasein ausgewiesen hat, andererseits: [60] Während der Stein qua vorhanden ‚weltlos‘ ist und der Mensch qua Dasein ‚weltbildend‘, bestimmt Heidegger das stellvertretend für die Seinsart des Lebendigen betrachtete Tier [61] als ‚weltarm‘. Heidegger hofft, durch eine Analyse der Weltarmut als eines Zugleich-Habens-und-Nichthabens-von-Welt vergleichend nach beiden Seiten ausgreifen zu können, auf diese Weise den Fehler der Tradition vermeidend, das Leben entweder vom Menschen oder von der unbelebten Materie her zu denken. [62]
„Alles Lebende“, so Heideggers Ausgangsthese, „ist Organismus“. [63] „Allein, was ist ein Organismus?“ [64] Heidegger nähert sich dieser Frage durch eine ausführliche Abgrenzung des Organismus von der Maschine bzw. von Gebrauchsdingen im allgemeinen (dem sogenannten ‚Zeug‘). [65] Trifft es zu, dass ein Organismus als etwas, das Organe hat, ein Komplex von Werkzeugen und d. h. ein kompliziertes Werkzeug ist? [66] Heidegger meint, dass dies nur dann der Fall sein könnte, wenn Organ und Werkzeug/Zeug [67] nicht voneinander unterschieden wären. Um die Eigenart des Organismus gegenüber der Maschine in den Blick zu bekommen, muss man also erst einmal verstehen, was ein Organ im Unterschied zum Werkzeug ist.
2.1 Organ versus (Werk-)Zeug
Heidegger zufolge unterscheiden sich Organ und Werkzeug mit Blick auf den Möglichkeitscharakter ihres Könnens: Das Auge kann in einem anderen Sinn sehen, als der Stift schreiben kann. Das Auge nämlich ist fähig zum Sehen, während der Stift nur fertig, nicht aber fähig ist zum Schreiben. [68] Diese vorläufige Kennzeichnung bedarf freilich einer Präzisierung. Denn natürlich kann ein Auge für sich allein gar nicht sehen, sondern nur der Organismus, dessen Auge es ist. Während das Werkzeug, indem es keinem anderen zugehört, selbst eine Fertigkeit für … besitzt, hat das Organ seine Fähigkeit nur, insofern es dem Organismus zugehört. [69]
Dass nicht eigentlich das Organ eine bestimmte Fähigkeit besitzt, sondern der Organismus, der dieses Organ besitzt, ist nach Heidegger allerdings nicht so zu verstehen, dass der Organismus die fragliche Fähigkeit besitzt, indem er das fragliche Organ besitzt. Verhielte es sich so, wäre ein Auge ontologisch nicht verschieden von einer Säge oder einem Stift. Statt dessen besitzt der Organismus vielmehr umgekehrt seine Organe nur deshalb, weil er bestimmte Fähigkeiten besitzt. Genauer: Der Organismus besitzt Fähigkeiten, die wiederum Organe besitzen, indem sie sich solche als Mittel ihrer Verwirklichung verschaffen. [70] Diesen überraschenden Gedanken einer ontologischen Vorgängigkeit der Fähigkeiten des Organismus vor seinen Organen illustriert Heidegger am Beispiel der einzelligen Protoplasmatierchen, die ihre notwendigen Organe je nach Zweck selbst formen, um sie nach Erfüllung des Zwecks wieder zu vernichten. [71] „Hieraus ergibt sich schlagend: Die Fähigkeiten zum Fressen, zum Verdauen sind früher als die jeweiligen Organe.“ [72] Entsprechend kann ein Organismus auch nicht etwa sehen, weil er Augen hat, sondern er hat Augen, weil er sehen kann; die organismische Fähigkeit des Sehens geht der Existenz von Augen ontologisch voraus. [73]
Es wäre freilich ein weiteres Missverständnis, interpretierte man das organismische Sichverschaffen von Organen als ein Verfertigen derselben. Eine solche Sichtweise würde den „Wesenszusammenhang zwischen der Fähigkeit des Organismus und den Organen“ [74] verkennen. Denn während das Werkzeug unabhängig sowohl von seinem Hersteller als auch von den Zwecken, denen es dient, besteht, existieren Organe nur zusammen mit dem Organismus, dem sie zugehören; abhängig von der sie ermöglichenden Fähigkeit, bleiben sie auch dem Lebensprozess des Organismus räumlich und zeitlich verhaftet. [75] Positiv lässt sich diese ontologische Dependenz als ein In-Dienst-genommen-Werden des Organs durch die es ‚besitzende‘ Fähigkeit begreifen, dessen Charakter des Um-zu … grundverschieden ist vom Charakter des Um-zu … des nur dienlichen Werkzeugs. Diensthaftigkeit und Dienlichkeit als zwei nicht zu verwechselnde Formen teleologischen Bezogenseins auf Möglichkeiten indizieren vielmehr die fundamentale Differenz der Seinsart von Werkzeug und Organ: Im Gegensatz zum „Zuhandensein und […] Herumliegen eines Werkzeugs“ sind Organe „nur in der Weise des Seins gegeben, die wir Leben nennen“. [76]
Angesichts dessen kann kaum verwundern, dass auch die Art der Verwirklichung der jeweils teleologisch vorgezeichneten Möglichkeit bei Werkzeug und Organ ganz verschieden ausfällt: Während das Werkzeug über die Verwendung, für die es dienlich ist, weder selbst verfügt noch nach ihr drängt, [77] nimmt die Fähigkeit das Organ gerade so in Dienst, dass sie dieses zur Verwirklichung ihres Wozu antreibt.[78] Die organismische Fähigkeit ist ein sich „in das eigene Wozu Verlegen und Vorverlegen“[79] und als solches wesentlich triebhaft. [80] Dagegen ist das Werkzeug „lediglich dienlich, und damit ist es mit seinem Sein am Ende“: [81] „Der Hammer ist zwar fertig zum Hämmern, aber das Hammersein ist nicht ein Drängen zum Hämmern“. [82]
Die Triebstruktur der organismischen Fähigkeit ist auch der Grund, weshalb die Bewegung des Organismus sich von der mechanischen Bewegung der Maschine radikal unterscheidet: Anders als etwa beim Auto, dessen Motorantrieb der Bewegung des Fahrens äußerlich bleibt, sind die der triebhaften Fähigkeit des Organismus entwachsenden Antriebe keineswegs „bloße Veranlassungen der Lebensbewegungen […], sondern als Triebe immer durch die ganze Bewegung im vorhinein hindurchgehend und treibend“. [83] Nur wenn man die Bewegungen der Organismen isoliert betrachtet, indem man die ganzheitliche Triebstruktur, der sie angehören, außer Acht lässt, scheinen sie sich nicht von mechanischen Bewegungen zu unterscheiden. [84] Tatsächlich aber sind sie allein aus dem triebhaften Sich-inseigene-Wozu-Vorverlegen der organismischen Fähigkeit zu verstehen, das ihnen eine Dimensionalität verleiht, die den mechanischen Bewegungen der Maschine wesenhaft abgeht: Ob das Tier nun jagt, frisst oder umherstreift, es durchmisst dabei einen ihm durch es selbst aufgespannten je spezifischen Raum, [85] was sich vom weltlosen Auto nicht sagen lässt. [86]
Die damit vorerst abgeschlossene vorbereitende Charakteristik des Organs macht deutlich, dass seine ontologische Verschiedenheit vom Werkzeug wesentlich aus seiner spezifischen Zugehörigkeit zum Organismus als ganzem resultiert, [87] die mit der Zugehörigkeit von Maschinenteilen zur Maschine nichts gemein hat. Will man den immer schon mitverstandenen Organismus einem ausdrücklichen Verstehen zugänglich machen, muss man, so Heidegger, die für das Verhältnis von Organ und Organismus zentrale organismische Fähigkeit einer genaueren phänomenologischen Analyse unterziehen. [88]
2.2 Organismische Fähigkeit und Benommenheit
Den Ausgangspunkt bildet hierbei die Beobachtung, dass Organismen im Unterschied zu Maschinen über die Fähigkeiten der Selbsterzeugung, Selbstleitung und Selbsterneuerung verfügen: Sie bedürfen weder eines Baumeisters noch eines Bauplans noch eines Reparateurs, sondern schaffen selbst ihre Organe, leiten selbst ihre Bewegung und stellen sich in gewissen Grenzen auch selbst wieder her. [89] Der in diesen Formen der Selbsterhaltung sich bekundende Charakter des Selbst darf Heidegger zufolge nicht mit der „wirkende[n] Kraft“ einer Seele oder eines Bewusstseins verwechselt werden [90] und ist doch als solcher ernst zu nehmen: Der Organismus ist sich selbst zu eigen, gerade indem seine Fähigkeiten zur Verwirklichung der ihnen inhärenten Zwecke drängen. [91] Diese Fähigkeiten sind jeweils verschiedene „Weisen des trieb- und diensthaften Sichzueigenbleibens“, deren Einheit in der „Eigentümlichkeit“, dem Vermögen, „sich selbst Eigentum zu sein ohne Reflexion“, als der „Grundbedingung der Möglichkeit der Befähigung zu Fähigkeiten“ verankert ist. [92] So wenig der Organismus als lockerer Verbund zellulärer Einheiten (als ‚Zellenstaat‘) anzusehen ist, [93] so wenig bildet er auch ein Konglomerat aus verschiedenen Fähigkeiten. Vielmehr ist er qua Organismus ein Ganzes, [94] dessen ausdifferenzierte komplexe Gestalt eine Konkretisierung des ursprünglichen Vermögens, sich selbst in Fähigkeiten zu gliedern, [95] darstellt.
Der Eindruck, dass damit das Beweisziel einer Widerlegung der Auffassung, der Organismus sei ein kompliziertes Werkzeug, schon erreicht ist, täuscht: Heidegger zufolge bleibt die Bestimmung des Organismus als „in Organ-schaffende Fähigkeiten sich gliedernde[s] Befähigtsein“ [96] lückenhaft, solange nicht geklärt ist, „wozu die Fähigkeit jeweils Fähigkeit ist, und wie wir dieses Wozu selbst wieder bestimmen“. [97] Dass Sehen, Hören, Fassen, Jagen, Nestbau, Fortpflanzung usw. als triebhaft-raumdurchmessende Bewegungen keine ‚mathematisierbaren‘ ‚bloßen Vorgänge‘ „im Sinne eines Ablaufs von Vorkommnissen“ [98] sind, haben wir schon bemerkt. Doch noch in einer weiteren, mit der Dimensionalität triebhafter Bewegung zusammenhängenden Hinsicht unterscheidet sich etwa das Fliehen eines Regenwurmes vor einem verfolgenden Maulwurf vom Sicherwärmen eines Steines in der Sonne: „Der fliehende Regenwurm kommt nicht einfach im Zusammenhang einer Abfolge von Bewegungen vor, die vom Maulwurf ausgehen, sondern er flieht vor diesem.“ [99] Die Bewegungen von Regenwurm und Maulwurf involvieren ein spezifisches Bezogensein des Fliehenden auf das Verfolgende und umgekehrt.
Heidegger kennzeichnet das tierische Bezogensein auf … als ein Sichbenehmen gegen … [100] im Unterschied zum menschlichen Sichverhalten zu … , aber auch im Unterschied zum bloßen Vorhandensein des Steins, der weder sich zu etwas verhalten noch sich gegen etwas benehmen kann. [101] Die sogenannte Benommenheit des Tieres macht das Wesen seiner Eigentümlichkeit aus, insofern sie eine triebhafte „Eingenommenheit des Tieres in sich“ [102] ist, und beinhaltet zwei Aspekte: eine „wesenhafte Genommenheit jeglichen Vernehmens von etwas als etwas“, die das menschliche Dasein auszeichnet, [103] sowie „bei solcher Genommenheit gerade eine Hingenommenheit durch…“. [104] Der Regenwurm vernimmt nicht den Maulwurf als Maulwurf und entscheidet dann, zu fliehen, sondern die (Flucht-)Bewegung des Regenwurms ist ein Benehmen gegen den Maulwurf derart, dass die Hingenommenheit durch den Fluchttrieb ein Vernehmen des Maulwurfs als Maulwurf gerade verhindert. Der Regenwurm benimmt sich des Maulwurfs als eines solchen. [105]
Heidegger folgert hieraus, dass das Tier, im Gegensatz zum Menschen qua Dasein, „nicht in einer Offenbarkeit von Seiendem [steht]“, [106] Seiendes ist ihm nicht „aufgeschlossen“. [107] Allerdings ist es ihm darum nicht auch schon „verschlossen“, [108] denn andernfalls könnte es nicht hingenommen sein durch … [109] Benommenheit und Benehmen zeigen vielmehr eine gewisse Offenheit für …, [110] nämlich eine Offenheit des Tieres für seine Triebe Enthemmendes, dessen jeweilige Möglichkeit durch einen für das Tier bzw. seine Art spezifischen „Enthemmungsring“ vorgezeichnet ist. [111] Negativ bedeutet dies, dass das Tier, indem es sich treibend ‚abstößt‘ [112] vom jeweils Enthemmenden, bei diesem, auf welches es sich bezieht, nicht ‚bleibt‘, sich nicht auf es einlässt, ja es im Treiben sogar als solches beseitigt. [113] Das Enthemmende ist wesenhaft solches, das sich dem Tier entzieht. [114] Positiv gewendet ist diese Umzingelung des Tieres durch sich selbst in der „wechselseitigen Zugetriebenheit seiner Triebe“ [115] jedoch gerade die Bedingung der Möglichkeit des organismischen Sich-zu-eigen-Seins. [116] Denn nur, indem das Tier dasjenige, worauf es bezogen ist, als solches beseitigt, ist es als ein ganzes ‚bei sich‘. [117]
Insofern die Umringung mit einem Enthemmungsring zur „innersten Organisation“ [118] des Tieres gehört, so dass dessen Leben letztlich nichts anderes ist als das „Ringen um diesen Umring“, [119] erweisen sich alle Theorien, die die Organisation des Organismus in seiner morphologischen und physiologischen Gestaltung, der Formbildung und Regelung der Kräfte ausfindig machen wollen, als im Kern verfehlt. [120] Das Wesen des Organismus lässt sich nicht verstehen ohne Einsicht in die diesen organisierende „Grundbefähigung des Sich-umringens und damit eines ganz bestimmten Offenseins für einen Umkreis möglicher Enthemmung“. [121] Dieser von der jeweiligen organismischen Fähigkeit vorgezeichnete „Spielraum des Benehmens“ [122] ist aber nicht der der Welt, innerhalb deren dem Menschen Seiendes als solches offenbar ist, [123] sondern jener der Umgebung als dem „Umkreis möglicher Enthemmung“ [124]. Die Benommenheit des Organismus beruht auf einem „Nichthaben von Welt im Haben des Enthemmenden“ [125] und d. h. auf seiner Weltarmut. [126]
2.3 ‚Hervorbringende Organe‘, ‚bildende Kraft‘? Heidegger versus Kant
Heidegger ist weit entfernt davon, die Leistung seiner Organismustheorie zu überschätzen. Vielmehr sieht er sie selbst als unvollständig an, [127] insofern nämlich eine genauere Bestimmung der spezifischen Bewegtheit des Lebendigen noch ausstehe. Um wirklich zu verstehen, was Leben ist, muss man auch dessen Prozessualität und d. i. den „Geschehenscharakter[] der Organisation des Organismus“ [128] verstehen. Welcher Art ist die Entwicklung des einzelnen Organismus von Geburt über Wachstum, Reifen, Altern bis zum Tod? Was bedeutet überhaupt die Rede von Entwicklung? Handelt es sich um eine Form der Geschichtlichkeit? Welche Geschichte haben die Arten des Lebendigen? Oder ist der Begriff der Geschichte hier ganz fehl am Platz? [129]
Obschon diese Fragen vorerst unbeantwortet bleiben, hält Heidegger sich zugute, immerhin eine „konkrete Auszeichnung der Grundkonzeption mit Bezug auf das Wesen des Lebens“ [130] vorgelegt zu haben, deren Leistung vor allem darin besteht, der „Herrschaft der mechanisch-physikalischen Naturbetrachtung“ [131] entgegenzuwirken: Heideggers Theorie des Organismus beansprucht nachzuweisen, dass der Organismus nicht aus elementaren Bausteinen zusammengebaut werden kann, sondern seine Organisation sich nur aus dem Wesen des Organismus als dem, „wohinein gebaut wird“, [132] erklären lässt: aus seinem triebhaften Fähigsein. Gleichzeitig grenzt Heidegger sich ausdrücklich gegen den Vitalismus ab, dem er vorwirft, die verfehlte mechanistische Auffassung des Lebens unkritisch zu übernehmen, um ihr lediglich „übermechanische Kräfte“ hinzuzufügen. [133] Besteht Heideggers Anspruch zu Recht?
Die folgende Gegenüberstellung von Heideggers und Kants Organismustheorie kann hierauf zwar keine abschließende Antwort geben, aber doch deutlich machen, welche kritischen Punkte eine solche Antwort zu berücksichtigen hätte. Auf diese Weise lassen sich einige Denkanstöße für eine künftige Diskussion über Organismen und das Wesen des Lebens formulieren.
Als erstes fällt sicher Heideggers phänomenologische Aufhebung der transzendentalen Vorbehalte Kants gegenüber Wirklichkeit und Beschaffenheit von Organismen ins Auge. Zwar erkennt Heidegger an, dass im Versuch, deren Wesen zu verstehen, unthematisch immer auch menschliches Selbstverständnis mit im Spiel ist, [134] doch diese Einsicht führt gerade nicht zu einer Philosophie des ‚Als ob‘. Vielmehr dürfen wir dank unserer konstitutiven Versetztheit in das Tier und in die lebendige Natur überhaupt [135] davon ausgehen, dass unsere Charakterisierung des Organismus etwas Wahres trifft, dass Organismen im Großen und Ganzen so sind, wie wir sie, vorbereitet durch die philosophische Grundstimmung der tiefen Langeweile, [136] phänomenologisch beschreiben. [137] Ganz in diesem Sinne glaubt Heidegger, mit seiner metaphysischen Theorie des Organismus auf Probleme der Biologie zu antworten, die diese mit ihren eigenen Mitteln nicht zu lösen imstande ist. [138]
Interessanterweise läuft die Heideggersche Ontologisierung nun aber keineswegs darauf hinaus, Kants regulativer Teleologie einfach einen konstitutiven Status zuzuerkennen. Vielmehr weist Heidegger Kants Teleologiebegriff ganz zurück und setzt das Konzept der triebhaften Fähigkeit an seine Stelle. Warum? Weil Kants Teleologiebegriff, indem er sich am Zwecke setzenden menschlichen oder göttlichen Handeln orientiert, die spezifische Teleologie des Lebendigen verfehlt. Und zwar gilt dies ganz gleich, ob man die teleologische Erklärung im Sinne Kants konstitutiv oder nur regulativ in Anschlag bringt: Die regulative Variante hat gegenüber der konstitutiven lediglich den Vorzug, dass sie, statt Organismen tatsächlich mit Artefakten gleichzusetzen, nur so tut, als wären sie solche.
Es ist jedoch, so Heidegger in direkter Antithese zu Kant, nicht wahr, dass wir uns die Zweckmäßigkeit der konkreten Gestalt und Beschaffenheit von Organismen „gar nicht anders denken und begreiflich machen [können], als indem wir sie und überhaupt die Welt uns als ein Produkt einer verständigen Ursache (eines Gottes) vorstellen“. [139] Ein solcher Erklärungsansatz überspringt von vornherein die Aktivität des Organismus selbst, [140] sein triebhaftes Streben danach, das Wozu seiner verschiedenen Fähigkeiten zu verwirklichen, und nivelliert so den entscheidenden Unterschied zwischen der von einer äußeren Ursache abhängig bleibenden Maschine und dem sich selbst erhaltenden lebendigen Organismus. Dennoch ist es auch nicht so, dass der Organismus etwa sich selbst als Zweck setzt und entsprechend, gleichsam wie ein Künstler sein Kunstwerk, sich selbst erschafft. [141] Der Organismus ist überhaupt nicht zweckmäßig in Bezug auf einen gesetzten Zweck, sei dieser nun eine äußere oder eine innere Ursache. Vielmehr ist dasjenige, wozu die organismischen Fähigkeiten fähig sind, diesen gleichsam als ‚natürliches Ziel‘ inhärent, weshalb die organismische Teleologie eine Teleologie sui generis darstellt – eben eine triebhafte im Unterschied zur vernünftigen des Menschen oder Gottes. [142]
An dieser Stelle mag sich Widerspruch regen. Hat nicht auch Kant eine ganz spezifisch organismische Teleologie im Sinn, wenn er einen ‚Naturzweck‘ als ein Ding auffasst, das von sich selbst Ursache und Wirkung ist und derart sich selbst organisiert? Wird hier nicht, zumindest transzendental, der Teleologie eine kausale Wirkung zugesprochen, die keineswegs nur auf gesetzten Zwecken basiert? Denn das zweckmäßige Ganze des Organismus soll ja als sich dessen Organen verdankend gedacht werden, die als ‚hervorbringende Organe‘ selbst einander wechselseitig und somit auch das Ganze hervorbringen. Mehr noch: Der vorauszusetzende hervorbringende Charakter der Organe motiviert die Vernunfthypothese, organisierte Naturwesen verfügten über so etwas wie eine ‚bildende Kraft‘ im Unterschied zur bloß ‚bewegenden‘ Kraft der Maschine.
Mit Heidegger ist dem zu entgegnen, dass Kants Rede von ‚hervorbringenden Organen‘ und ‚bildender Kraft‘ letztlich nichts an der mechanistischen Grundausrichtung seiner Organismustheorie ändert, ja, in gewisser Weise sogar ihr Ausdruck ist. Denn was um Himmels Willen ist ein hervorbringendes Organ? Aus Heideggers Sicht ist ein hervorbringendes Organ schon deshalb ein Unding, weil die Organe dem Organismus so zugehören, dass sie vielmehr umgekehrt von diesem hervorgebracht werden, nämlich als Funktion bzw. Manifestation der verschiedenen Fähigkeiten, in die der Organismus sich gliedert. Kant übersieht den Unterschied zwischen der Dienlichkeit des Werkzeugs und der Diensthaftigkeit des Organs, weil er aufgrund einer Unterbestimmung des Um-zu-Charakters des Organs [143] für das zur Verwirklichung inhärenter Ziele drängende, sich Organe verschaffende Fähigsein des Organismus blind ist, [144] das mit dem Fertigsein von Werkzeugen für die Verwirklichung vernünftig gesetzter Zwecke nichts gemein hat. Organe sind für Kant letztlich eben doch nichts anderes als Werkzeuge, wie ja bereits in seiner synonymen Verwendung beider Begriffe zum Ausdruck kommt. [145] Wer hätte aber je ein Werkzeug gesehen, das andere Werkzeuge und erst recht ein Ganzes in dem Sinn hervorbringt, den Kants Rede von einer ‚bildenden Kraft‘ des Organismus suggeriert? Es verwundert daher nicht, dass sich diese Rede näher besehen tatsächlich als irreführend herausstellt. Der Rekurs auf eine ‚bildende Kraft‘ beinhaltet gerade kein Programm einer spezifisch organismischen Teleologie. Die dem Zusammenspiel der angeblichen hervorbringenden Organe Zweckmäßigkeit verleihende Unterstellung, dieses werde durch einen vernünftig gesetzten Zweck geleitet, hält stattdessen, wie ausgeführt, den Organismus in einer unpassenden Analogie zur Maschine fest; wird die fragliche Unterstellung hingegen als bloß transzendental eingeklammert, bleibt der nackte Kausalprozess einer mechanischen Bottom-up-Konstruktion des Organismus aus Einzelteilen übrig. So oder so landet man also wieder bei der Vorstellung, Organismen ließen sich wie komplizierte Werkzeuge aus vielen kleinen Werkzeugen zusammenbauen.
Für Heidegger ist klar, dass eine Summierung von Einzelteilen kein Ganzes ergibt. „Ganzheit“ heißt vielmehr: „Der Organismus ist keine Summe, zusammengesetzt aus Elementen und Teilen, sondern das Werden und der Aufbau des Organismus in jedem seiner Stadien ist von seiner Ganzheit selbst geleitet.“ [146] Organismische Ganzheit kann aus Heideggers Sicht nur top-down erklärt werden, worin zugleich der Grund dafür liegt, dass der Organismus den Charakter des Selbst besitzt, die Maschine hingegen nicht. Die sogenannte Eigentümlichkeit des Organismus lässt sich wie jede andere Form der Selbstheit nicht aus einzelnen Elementen zusammenbauen, sondern vermag vielmehr umgekehrt sich selbst in unterschiedliche Fähigkeiten auszudifferenzieren.
Entsprechend konkretisieren sich diese Fähigkeiten in einer Bewegung, die als ganze vom Streben der Fähigkeiten in ihr Wozu beherrscht und strukturiert ist und sich insofern gerade nicht, wie Kant es versucht, als eine mechanische Bewegung verstehen lässt, die überdies noch irgendwie ‚bildend‘ ist. [147] Vielmehr handelt es sich um eine mit der mechanischen gänzlich inkommensurable Bewegung sui generis, deren Triebstruktur ihr eine der mechanischen Bewegung abgehende Dimensionalität verleiht: Die Maschine hat keinen Raum, den sie sich bewegend durchmisst; der Organismus sehr wohl.
Wie wir gesehen haben, bietet Heidegger eine überaus detaillierte und originelle Auseinandersetzung mit diesem Raum, den der tierische Organismus als Umgebung hat und als Welt doch wieder nicht hat, und stößt damit in eine Leerstelle der kantischen Organismustheorie. Für diese gilt, was nach Heidegger für die meisten bisherigen philosophischen und biologischen Theorien des Organismus gilt: dass die Angänglichkeit des Organismus, sein Bezogensein auf …, „grundsätzlich übersehen ist oder nur als nachträgliches Moment eingeschoben wurde“. [148] Kants Definition des Naturzwecks als ‚organisiertes Produkt der Natur‘, das von sich selbst Ursache (im konstitutiven kausalen Sinn) und Wirkung (im regulativen teleologischen Sinn) ist, bleibt indifferent gegenüber der Frage, in welchem Verhältnis der Organismus zur Welt steht, ja, sie könnte sogar den falschen Eindruck erwecken, der Organismus sei sich selbst genug. Dagegen betont Heidegger die essentielle Bedeutung des tierischen Sichbenehmens in einer Umgebung für das, was der Organismus ist: eben keine Maschine, die überdies auch noch irgendwie ein Verhältnis zur ‚Außenwelt‘ hat, sondern ein Lebendiges, das in seinem Sein wesentlich in spezifischer, nämlich weltarm-triebhafter Weise auf Seiendes bezogen ist. [149]
Ich hoffe gezeigt zu haben, dass Heidegger hier einen wichtigen Punkt benennt, der nicht minder als die übrigen Lehrstücke seiner Theorie – die spezifische Teleologie des Lebendigen, die ontologische Priorität der Ganzheit des Organismus vor seinen Teilen und die Eigenart der organismischen Bewegung, die auf eine grundsätzliche Prozessualität des Lebendigen verweist [150] – eine kritische Würdigung im Rahmen philosophischer Reflexionen über den Organismus verdient. Aktuelle Bestrebungen in der Philosophie der Biologie, dem in der Erklärung des Lebendigen vorherrschenden mechanistisch-reduktionistischen Paradigma mit robusten Konzepten von Selbstorganisation, [151] Top-down-Kausalität, [152] biologischer Subjektivität [153] und organismischem Handlungsvermögen [154] zu begegnen, mögen vielleicht stärkere Inspiration und Unterstützung in Heideggers Theorie des Organismus als in jener Kants finden. [155]
Literatur
Agamben, G. (2003), Das Offene. Der Mensch und das Tier, Frankfurt am MainSuche in Google Scholar
Aristoteles (1995), Über die Seele. Griechisch – Deutsch, Hamburg [an.].Suche in Google Scholar
Bechtel, W., u. Richardson, R. C. (2010), Discovering Complexity: Decomposition and Localization as Strategies in Scientific Research [Princeton, N. J., 1993], Cambridge, Mass.10.7551/mitpress/8328.001.0001Suche in Google Scholar
Beelmann, A. (1994), Heideggers hermeneutischer Lebensbegriff. Eine Analyse seiner Vorlesung ‚Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit‘, Würzburg.Suche in Google Scholar
Beistegui, M. de (2003), Thinking with Heidegger: Displacements, Bloomington, Ind., u. Indianapolis.Suche in Google Scholar
Blumenbach, J. F. (1781), Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte, Göttingen.Suche in Google Scholar
Breitenbach, A. (2014), Biological Purposiveness and Analogical Reflection, in: Goy, I., u. Watkins, E. (Hg.), Kant’s Theory of Biology, Berlin u. Boston, Mass., 131–147.10.1515/9783110225792.131Suche in Google Scholar
Buchanan, B. (2008), Onto-Ethologies: The Animal Environments of Uexküll, Heidegger, Merleau-Ponty, and Deleuze, Albany, N. Y.10.1515/9780791477465Suche in Google Scholar
Craver, C. F., u. Darden, L. (2013), In Search of Mechanisms: Discoveries across the Life Sciences, Chicago u. London.10.7208/chicago/9780226039824.001.0001Suche in Google Scholar
Desmond, H., u. Huneman, P. (2020), The Ontology of Organismic Agency: A Kantian Approach, in: Altobrando, A., u. Biasetti, P. (Hg.), Natural Born Monads. On the Metaphysics of Organisms and Human Individuals, Berlin u. Boston, Mass., 33–64.10.1515/9783110604665-003Suche in Google Scholar
Di Paolo, E., Buhrmann, T., u. Barandiaran, X. E. (2017), Sensorimotor Life. An Enactive Proposal, Oxford.10.1093/acprof:oso/9780198786849.001.0001Suche in Google Scholar
Dupré, J. (2012), Processes of Life. Essays in the Philosophy of Biology, Oxford.10.1093/acprof:oso/9780199691982.001.0001Suche in Google Scholar
Elden, S. (2006), Heidegger’s Animals, in: Continental Philosophy Review 39, 273–291.10.1007/s11007-006-9020-7Suche in Google Scholar
Gambarotto, A., u. Nahas, A. (2022), Teleology and the Organism: Kant’s Controversial Legacy for Contemporary Biology, in: Studies in History and Philosophy of Science 93, 47–56.10.1016/j.shpsa.2022.02.005Suche in Google Scholar
Ginsborg, H. (2008), Kant’s Biological Teleology and its Philosophical Significance, in: Bird, G. (Hg.), A Companion to Kant, Williston, Vt., 455–469.10.1002/9780470996287.ch30Suche in Google Scholar
Ginsborg, H. (2014), The Normativity of Nature: Essays on Kant’s Critique of Judgement, Oxford.10.1093/acprof:oso/9780199547975.001.0001Suche in Google Scholar
Ginsburg, S., u. Jablonka, E. (2019), The Evolution of the Sensitive Soul: Learning and the Origins of Consciousness, Mass.10.7551/mitpress/11006.001.0001Suche in Google Scholar
Godfrey-Smith, P. (2016), Other Minds: The Octopus and the Evolution of Intelligent Life, London.Suche in Google Scholar
Godfrey-Smith, P. (2020), Metazoa: Animal Minds and the Birth of Consciousness, London.Suche in Google Scholar
Goy, I. (2012), Kant on Formative Power, in: Lebenswelt 2, 26–49.Suche in Google Scholar
Heidegger, M. (2001), Sein und Zeit [1927], 18. Aufl., Tübingen [SZ].Suche in Google Scholar
Heidegger, M. (2004), Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit (Freiburger Vorlesung Wintersemester 1929/30) (= Gesamtausgabe 29/30), Frankfurt am Main [GA 29/30].Suche in Google Scholar
Huneman, P. (2017), Kant’s Concept of Organism Revisited: A Framework for a Possible Synthesis between Developmentalism and Adaptationism?, in: The Monist 100, 373–390.10.1093/monist/onx016Suche in Google Scholar
Illetterati, L. (2008), Being-for. Purposes and Functions in Artefacts and Living Beings, in: ders. u. Michelini, F. (Hg.), Purposiveness: Teleology Between Nature and Mind, Frankfurt am Main, 135–162.10.1515/9783110321241.135Suche in Google Scholar
Juarrero, A. (2009), Top-Down Causation and Autonomy in Complex Systems, in: Murphy, N., Ellis, G., u. O’Connor, T. (Hg.), Downward Causation and the Neurobiology of Free Will, Berlin, 83–102.10.1007/978-3-642-03205-9_5Suche in Google Scholar
Kant, I. (2001), Kritik der Urteilskraft [1790/1793]. Mit e. Einl. u. Bibliographie hg. v. Klemme, H. F. Mit Sachanm. v. Giordanetti, P., Hamburg [KU].Suche in Google Scholar
Kant, I. (1907), Die Metaphysik der Sitten [1797], in: Gesammelte Schriften 4, hg. v. d. Königl. Preuß. Akad. d. Wiss., Berlin, 203–493 [MS].Suche in Google Scholar
Kauffman, S. (1993), The Origins of Order: Self-Organization and Selection in Evolution, Oxford.10.1007/978-94-015-8054-0_8Suche in Google Scholar
Kauffman, S. (2019), A World Beyond Physics: The Emergence and Evolution of Life, Oxford.Suche in Google Scholar
Kessel, T. (2011), Phänomenologie des Lebendigen. Heideggers Kritik an den Leitbegriffen der neuzeitlichen Biologie, Freiburg i. Br. u. München.Suche in Google Scholar
Kreines, J. (2005), The Inexplicability of Kant’s Naturzweck: Kant on Teleology, Explanation and Biology, in: Archiv für Geschichte der Philosophie 87, 270–311.10.1515/agph.2005.87.3.270Suche in Google Scholar
Machamer, P. K., Darden, L., u. Craver, F. J. (2000), Thinking about Mechanisms, in: Philosophy of Science 67, 1–25.10.1086/392759Suche in Google Scholar
Marder, M. (2014), The Philosopher’s Plant: An Intellectual Herbarium, New York.10.7312/mard16902Suche in Google Scholar
McLaughlin, P. (1989), Kants Kritik der teleologischen Urteilskraft, Bonn.Suche in Google Scholar
McLaughlin, P. (1990), Kant’s Critique of Teleology in Biological Explanation: Antinomy and Teleology, Lewiston, N. Y., u. a.Suche in Google Scholar
McNeill, W. (1999), Life Beyond the Organism: Animal Being in Heidegger’s Freiburg Lectures, 1929–1930, in: Steeves, H. P. (Hg.), Animal Others: On Ethics, Ontology, and Animal Life, Albany, N. Y., 197–248.Suche in Google Scholar
Meincke, A. S. (2015), Auf dem Kampfplatz der Metaphysik. Kritische Studien zur transtemporalen Identität von Personen, Münster.10.30965/9783957439222Suche in Google Scholar
Meincke, A. S. (2019), Autopoiesis, Biological Autonomy and the Process View of Life, in: European Journal for Philosophy of Science 9.5, URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s13194-018-0228-2 (13.1.2023).10.1007/s13194-018-0228-2Suche in Google Scholar
Meincke, A. S. (2022), Biological Subjectivity. Processual Animalism as a Unified Account of Personal Identity, in: Noller, J. (Hg.), The Unity of a Person. Philosophical Perspectives, London, 100–126.10.4324/9781003154198-10Suche in Google Scholar
Meincke, A. S. (2023), Heidegger’s Process Metaphysics of Personhood, in: Gilbert, B., u. Elgabsi, N. (Hg.), Ethics and Time in the Philosophy of History: A Cross-Cultural Approach, London, 173–192.10.5040/9781350279124.0019Suche in Google Scholar
Moreno, A., u. Mossio, M. (2015), Biological Autonomy. A Philosophical and Theoretical Enquiry, Dordrecht.10.1007/978-94-017-9837-2Suche in Google Scholar
Nealon, J. T. (2016), Plant Theory: Biopower and Vegetable Life, Stanford, Calif.10.1515/9780804796781Suche in Google Scholar
Nicholson, D. J., u. Dupré, J. (Hg.) (2018), Everything Flows. Towards a Processual Philosophy of Biology, Oxford.10.1093/oso/9780198779636.001.0001Suche in Google Scholar
Noble, D. (2006), The Music of Life: Biology Beyond Genes, Oxford.Suche in Google Scholar
Odling-Smee, F. J., Laland, K. N., u. Feldman, M. W. (Hg.) (2003), Niche Construction: The Neglected Process in Evolution, Princeton, N. J.Suche in Google Scholar
Pezzulo, G., u. Levin, M. (2016), Top-Down Models in Biology: Explanation and Control of Complex Living Systems above the Molecular Level, in: Journal of the Royal Society Interface 13.20160555, URL: https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsif.2016.0555 (13.1.2023).10.1098/rsif.2016.0555Suche in Google Scholar
Richards, R. R. (2000), Kant and Blumenbach on the Bildungstrieb: A Historical Misunderstanding, in: Studies in History and Philosophy of Science. Part C, Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 31, 11–32.10.1016/S1369-8486(99)00042-4Suche in Google Scholar
Rohs, P. (1996), Feld – Zeit – Ich. Entwurf einer feldtheoretischen Transzendentalphilosophie, Frankfurt am Main.Suche in Google Scholar
Soto, A. M., Sonnenschein, C., u. Miquel, P. A. (2008), On Physicalism and Downward Causation in Developmental and Cancer Biology, in: Acta Biotheoretica 56, 257–274.10.1007/s10441-008-9052-ySuche in Google Scholar
Spann (geb. Meincke), A. S. (2012), Endlichkeit ohne Unendlichkeit? Heideggers ‚Wegkreuzung‘ mit Hegel im ‚Seinsproblem‘, in: Philosophisches Jahrbuch 119, 283–316.10.5771/0031-8183-2012-2-283Suche in Google Scholar
Sternad, C. (2014), Den Tod als Tod vermögen. Zum Tod des Tieres aus phänomenologischer Sicht, in: Tierstudien 5, 47–58.Suche in Google Scholar
Sultan, S. E., Moczek, A. P., u. Walsh, D. M. (2021), Bridging the Explanatory Gaps: What Can We Learn from a Biological Agency Perspective?, in: BioEssays 44:2100185, URL: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/bies.202100185 (13.1.2023).10.1002/bies.202100185Suche in Google Scholar
Thompson, E. (2007), Mind in Life: Biology, Phenomenology and the Sciences of the Mind, Cambridge, Mass.Suche in Google Scholar
Töpfer, G. (2004), Zweckbegriff und Organismus. Über die teleologische Beurteilung biologischer Systeme, Würzburg.Suche in Google Scholar
Uexküll, J. v. (1928), Theoretische Biologie, 2., gänzl. neu bearb. Aufl., Berlin.Suche in Google Scholar
Walsh, D. M. (2006), Organisms as Natural Purposes: The Contemporary Evolutionary Perspective, in: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 31, 771–791.10.1016/j.shpsc.2006.09.009Suche in Google Scholar
Walsh, D. M. (2015), Organisms, Agency, and Evolution, Cambridge.10.1017/CBO9781316402719Suche in Google Scholar
Weber, A., u. Varela, F. (2002), Life After Kant: Natural Purposes and the Autopoietic Foundations of Biological Individuality, in: Phenomenology and the Cognitive Sciences 1, 97–125.10.1023/A:1020368120174Suche in Google Scholar
Wunsch, M. (2010), Heidegger und die philosophische Anthropologie, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 58, 543–560.10.1524/dzph.2010.58.4.543Suche in Google Scholar
Wunsch, M. (2012), Das Lebendige bei Heidegger. Probleme seiner privativen Bestimmung, in: Schaede, S., Hartung, G., u. Kleffmann, T. (Hg.), Das Leben II. Historisch-systematische Studien zur Geschichte eines Begriffs, Tübingen, 387–405.Suche in Google Scholar
© 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
This work is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 International License.
Artikel in diesem Heft
- Inhalt
- Tugendhat über Moralbegründung, Mystik und Religion
- Philosophie der Bionik: Das Komponieren von bio-robotischen Formen
- ‚Hervorbringende Organe‘, ‚bildende Kraft‘?
- Schwerpunkt: Verlegenheit als Phänomen und als philosophische Denkfigur
- Schwerpunkt: Verlegenheit als Phänomen und als philosophische Denkfigur
- Das Phänomen der Verlegenheit und seine Rolle im personalen Lebenszusammenhang
- Zur Bedeutung von Verlegenheit für einen Begriff politischer Öffentlichkeit
- Sokrates’ Verlegenheit(en)
- Philosophie aktuell: Public Philosophy – brauchen wir das?
- Philosophie aktuell: Public Philosophy – brauchen wir das?
- „Bei euch geht es ja um was!“
- Public Philosophy und Expertise
- Denken in Überschriften
- Public Philosophy als gesellschaftliche Praxis
- Buchkritik
- Begriff, Bedingungen und Funktionen des Kompromisses
- Aufklärung über ein dunkles Gefühl
- Zur metaphysischen Bestimmung des Menschen
Artikel in diesem Heft
- Inhalt
- Tugendhat über Moralbegründung, Mystik und Religion
- Philosophie der Bionik: Das Komponieren von bio-robotischen Formen
- ‚Hervorbringende Organe‘, ‚bildende Kraft‘?
- Schwerpunkt: Verlegenheit als Phänomen und als philosophische Denkfigur
- Schwerpunkt: Verlegenheit als Phänomen und als philosophische Denkfigur
- Das Phänomen der Verlegenheit und seine Rolle im personalen Lebenszusammenhang
- Zur Bedeutung von Verlegenheit für einen Begriff politischer Öffentlichkeit
- Sokrates’ Verlegenheit(en)
- Philosophie aktuell: Public Philosophy – brauchen wir das?
- Philosophie aktuell: Public Philosophy – brauchen wir das?
- „Bei euch geht es ja um was!“
- Public Philosophy und Expertise
- Denken in Überschriften
- Public Philosophy als gesellschaftliche Praxis
- Buchkritik
- Begriff, Bedingungen und Funktionen des Kompromisses
- Aufklärung über ein dunkles Gefühl
- Zur metaphysischen Bestimmung des Menschen