Über Gewalt sprechen. Darstellungsperspektiven sexuellen Missbrauchs in Literatur und Justiz
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Gesine Lenore Schiewer
Literarische Darstellungen teilen mit realen Berichten sexueller Gewalthandlungen das Medium der Sprache, denn letztere werden erst durch die Erzählung des persönlichen Erlebens und den Bericht des Tatgeschehens justiziabel. Sowohl in der Realität als auch in literarischen Texten wird meist jedoch ausgewichen, vage angedeutet oder ganz geschwiegen. Besondere Aufmerksamkeit verdient aus diesem Grund eine Studie von Arno Holz und Johannes Schlaf, in der verschiedene Erlebens- und Darstellungsperspektiven einer Vergewaltigung mit erzähltechnischen Mitteln präzise herausgearbeitet werden. In der Analyse der Erzählung Die kleine Emmi werden der Kontext gesellschaftlicher und juristischer Bedingungen des 19. Jahrhunderts berücksichtigt sowie die sprachlichen Gegebenheiten der Schilderung des Erlebens von Gewalt ausgelotet.
Literary depictions of sexual violence and real accounts share the medium of language, as real violence can only be dealt with legally once personal accounts and crime reports have been documented. At the same time, a common characteristic of both literary treatments and real reports is that details are often circumscribed, vaguely alluded to or left out alltogether. In light of this observation, special attention should be afforded a study by Arno Holz and Johannes Schlaf which uses narrative analytical methods to examine accounts and depictions of rape. In an analysis of the story Die kleine Emmi the language used to relate the experience of violence is explored within the context of the social and legal conditions of the 19th century.
© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2007
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