Statuen hoher Würdenträger im Stadtbild Konstantinopels
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Franz Alto Bauer
Zusammenfassung
Der dargelegte Befund deutet darauf hin, daß es in Konstantinopel wie in Rom und anderen Provinzmetropolen zahlreiche Statuen hoher Beamter und Würdenträger gab. Allerdings fehlt ein entsprechender Befund für die Regierungszeit Konstantins d. Gr.; erst unter der Regierung Konstantius' II. lassen sich die ersten Beamtenstatuen feststellen. Das mag am Zufall der Überlieferung liegen, deckt sich aber immerhin damit, daß erst unter diesem Kaiser der Rahmen für eine breite magistratische Repräsentation gegeben war. Unter Konstantius II. wurde der Konstantinopler Senat zahlenmäßig beträchtlich erweitert, zudem gleichberechtigt neben den römischen Senat gestellt, wurde das Amt des Stadtpräfekten eingeführt und, wie Paul Speck gezeigt hat, zugleich die Allpräsenz des Gründerkaisers Konstantin im Stadtbild relativiert, so daß überhaupt erst die Grundlagen für die öffentliche Repräsentation der Senatsaristokratie gegeben waren. Hatte Konstantin die nach ihm benannte Stadt zunächst als Residenzstadt errichtet, deren Bauten und Ausstattung ganz auf seine Person ausgerichtet waren, so schuf sein Sohn Konstantius die Voraussetzungen für die Entwicklung einer selbstbewußten Senatsaristokratie und einer entsprechenden Präsenz im Stadtbild. Die wenigen Indizien deuten darauf hin, daß sich die Statuen dieser Würdenträger, sofern es sich um senatorische Beamte handelte, beim Senat am Augusteion befanden. Stets dürfte es sich dabei um ‚einfache’ Statuen gehandelt haben, die allenfalls vergoldet waren, um bronzene Statuen oder um solche aus Marmor, die den Beamten in der Toga mit seinen Insignien zeigten.
Seit dem fünften Jahrhundert läßt sich beobachten, daß eine kleine Gruppe einflußreicher Beamter und Heerführer entweder durch eine Vielzahl verschiedener Bildnisse an verschiedenen Orten oder aber durch die wesentlich aufwendigere Denkmalform eines Reiterstandbilds an prominenten Orten geehrt wird. Nie jedoch fand sich die Statue eines Nichtkaisers auf einem Ehrenbogen oder einer Säule, von denen es in Konstantinopel so viele gab. Diese blieben dem Kaiser und seiner Familie vorbehalten, der so im Denkmal den Abstand zu den aufwendigen Monumenten einflußreicher Personen wahren und auch erhöhen konnte. Doch beschränkte sich das kaiserliche Denkmal nicht nur auf einfache Ehrensäulen. Mehrfach sind Gruppen von Ehrensäulen überliefert, die städtebaulich an zentralen Stellen plaziert wurden. Zudem begegnet in der Spätantike zum erstenmal die Reiterstatue auf einem Säulenmonument, werden also zwei zunächst verschiedene Monumentformen miteinander verbunden (Abb. 7). Diese für die Spätantike typische Potenzierung der Wirkungsstrukturen und die Kombination bislang verschiedener Repräsentationsformen des imperialen Monuments ist wohl auch Folge des Konkurrenzdrucks durch allmächtige Militärs, die ihrerseits solche Selbstdarstellungsmodi aufgriffen. Die Kaiserdenkmäler bestimmen bis heute unser Bild von der Stadt Konstantinopel und lassen bisweilen vergessen, daß sie vor dem Hintergrund zahlreicher kleinerer Denkmäler hochrangiger Beamter errichtet wurden, unter denen einige so aufwendig waren, daß sie den Kaiser zum Aufgriff neuer, bislang noch nicht dagewesener Monumentformen zwangen.
© 2003 by K. G. Saur Verlag GmbH, München und Leipzig
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- Andronikos Komnenos, Prinz Belthandros und der Zyklop. Zwei Glossen zu Niketas Choniates' Хϱονιϰὴ διήγησις
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- Giovanni Bertelè, Il Libro dei Conti di Giacomo Badoer (Costantinopoli 1436–1440)
- Wolfram Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten. Untersuchungen zur byzantinischen Administration im 6.-9. Jahrhundert. [Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte, 25.]
- Axinia Džurova: Byzantinische Miniaturen. Schätze der Buchmalerei vom 4. bis zum 19. Jahrhundert
- Hans Förster, Wörterbuch der griechischen Wörter in den koptischen dokumentarischen Texten. [Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, 148.]
- Richard P.H. Greenfield (introd., transl., annot.), The Life of Lazaros of Mt. Galesion: an eleventh-century pillar saint. [Byzantine Saints' Lives in Translation, 3.]
- Judith Herrin, Women in purple. Rulers in medieval Byzantium
- Théophile Kislas, Nil Cabasilas – Sur le Saint Esprit. Introduction, texte critique, traduction et notes
- Avshalom Laniado, Recherches sur les notables municipaux dans l'Empire protobyzantin. [Travaux et mémoires du Centre de Recherche d'histoire et civilisation de Byzance, Collège de France. Monographies, 13.]
- Riccardo Maisano (ed.), Cantici di Romano il Melodo, vol. I-II
- Eric McGeer/John Nesbitt/Nicolas Oikonomide, Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art, IV: The East
- Hans-Christoph Noeske, Münzfunde aus Ägypten I. Die Münzfunde des ägyptischen Pilgerzentrums Abu Mina und die Vergleichsfunde aus den Diocesen Aegyptus und Oriens vom 4.-8. Jh. n.Chr. [Studien zu Fundmünzen der Antike, 12.]
- Manolis Papathomopoulos, Ὁ βίος του Αἰσώπου. Ἡ παϱαλλαγή W. Editio princeps. Еἰσαγωγή – Кείμενο – Мετάφϱαση – Σχόλια. Manolis Papathomopoulos, Πέντε δημώδεις μεταφϱάσεις του Вίου του Аἰσώπου
- Inmaculada Pérez Martín, Miguel Ataliates, Historia. [Nueva Roma, 15.]
- Diether R. Reinsch/Athanasios Kambylis (rec.), Annae Comnenae Alexias. Pars prior: Prolegomena et textus. Pars altera: Indices, digesserunt Foteini Kolovou et Diether R. Reinsch. [Corpus Fontium Historiae Byzantinae. Series Berolinensis, 40/1-2.]
- Diether R. Reinsch (transl., introd., annot.), Anna Komnene, Alexias
- Antigone Samellas, Death in the Eastern Mediterranean (50-600 A.D.). The Christianization of the East: an interpretation. [Studies and Texts in Antiquity and Christianity, 12.]
- Gottfried Schramm, Altrußlands Anfang: Historische Schlüsse aus Namen, Wörtern und Texten zum 9. und 10. Jahrhundert. [Rombach Wissenschaften. Reihe Historiae, 12.]
- Peter Schreiner, Stadt und Gesetz – Dorf und Brauch. Versuch einer historischen Volkskunde von Byzanz: Methoden, Quellen, Gegenstände, Beispiele. [Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, I. Philologisch-historische Klasse, Jahrgang 2001, Nr. 9.]
- Katia Tchérémissinoff, Recherches sur le lexique des chroniques slaves traduites du grec au Moyen Âge
- Claudia Tiersch, Johannes Chrysostomus in Konstantinopel (398–404). Weltsicht und Wirken eines Bischofs in der Hauptstadt des Oströmischen Reiches. [Studien und Texte zu Antike und Christentum, 6.]
- Leon Magistros Choirosphaktes. Chiliostichos Theologia. Editio princeps. Einleitung, kritischer Text, Übersetzung, Kommentar, Indices besorgt von Ioannis Vassis [Supplementa Byzantina, 6.]
- Jeannine Vereecken/Lydie Hadermann-Misguich, Les Oracles de Léon le Sage illustrés par Georges Klontzas. La version Barozzi dans le Codex Bute. [Oriens Graecolatinus, 7.]
- Martin Wallraff, Christus Verus Sol. Sonnenverehrung und Christentum in der Spätantike. [Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 32.]
- Westerink Leendert G./Duffy John (eds.), Michael Psellus. Theologica. Vol. II. [Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana.]
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- III. ABTEILUNG
- Bibliographische Notizen und Mitteilungen
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