Zur Geschichte eines ›Pogroms‹ – Iaşi, Juni 1941
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Markus Bauer
Die Ereignisse in der ostrumänischen Stadt Iaşi (Jassy) während der Junitage 1941 werden in der zunächst spärlichen, nach dem Fall des Kommunismus wachsenden historischen Literatur zurückgehend auf die rumänische Nachkriegsterminologie meist als »Pogrom« bezeichnet. Dieses slawische Wort hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Bedeutung des violenten, gegen Judengemeinden gerichteten Übergriffs übernommen, nachdem es im Slawischen zunächst allgemein den gewalttätigen Überfall auf Menschen und/oder ihre Behausung bezeichnete. Als historischer Begriff gehört es insbesondere zu den Überfällen auf jüdische Gemeinden in Rußland zur Zeit der Zaren, von denen weltweite Publizität die Pogrome von Kishinew (1903) und Odessa (1905) erhielten. Seine Reichweite als historiographischer Terminus beinhaltet neben der Konnotation der besonderen Gewalttätigkeit gegen Unschuldige sowohl das jeweils konkrete Verhältnis von Latenz und Realisierung als auch das Problem eines zufälligen Ausbruchs (oder seiner innerhalb sozialpsychologischer Konstellationen nur vermutbaren Möglichkeit) und/oder seines von außerhalb der Beteiligten gezielt geplanten Hervorgerufenwerdens.
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Postfach 2140, D–72011 Tübingen, 2004
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