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Drachen im alten Mesopotamien

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Den Drachen denken
Ein Kapitel aus dem Buch Den Drachen denken
Drachen im alten Mesopotamien Johannes Bach EINFÜHRUNG Bereits seit der vor- und frühschriftlichen Zeit gehörten transzendente Zwi-schenwesen zur Geisteswelt des antiken Mesopotamien. Sie durchdrangen alle Bereiche des menschlichen Daseins, und waren im herrschaftlichen Kontext ebenso zu finden wie im magisch-medizinischen Bereich oder in übelabwehren-den Alltagsritualen. Drachen oder drachenähnliche Entitäten nahmen innerhalb dieser Gruppe insgesamt aber keine Sonderstellung ein (die ›klassische‹ Studie zum Thema ist van Buren 1945). Wie andere mesopotamische Monster (zur Ta-xonomie mesopotamischer Zwischenwesen siehe Sonik 2013)1unterlagen diese Wesen sowohl in Erscheinung als auch in Signifikanz dem historischen Wandel. Möglicherweise schon früher, spätestens aber seit etwa der Mitte des dritten Jahrtausends v.u.Z. wurden Schlangen- und Drachenfiguren mit Bereichen des Unbekannten und Anderen in Verbindung gebracht, hauptsächlich mit dem Tod und der Totenwelt. Bereits in sumerischen Bilddarstellungen und Texten begeg-1 Mesopotamische Monster entstammen einer anderen raumzeitlichen Anordnung als die Menschen. Sie sind metaphysische »interstitielle Wesen, [...] soziale Exilanten, [...], ›Andere‹«, deren äußere Form und Habitate in den »prekären und veränderli-chen Zonen, wo die geordnete Welt auf die chaotische trifft, « die »Räume zwischen den konzeptuellen und kognitiven Kategorien« besetzen (Sonik 2013: 107-109, meine Übersetzung). Sie interagieren primär mit Göttern oder, selten, mit vergöttlichten Hel-den, und operieren fast ausschließlich auf der kosmischen Ebene. So bedrohen sie zwar die menschliche Welt mit Chaos und Unordnung, bleiben darin aber aufgrund ihres Status als »fundamentale Kulturkonstruktionen [...] abstrakt und entfernt« (So-nik 2013: 113-114, meine Übersetzung).
© 2019 transcript Verlag

Drachen im alten Mesopotamien Johannes Bach EINFÜHRUNG Bereits seit der vor- und frühschriftlichen Zeit gehörten transzendente Zwi-schenwesen zur Geisteswelt des antiken Mesopotamien. Sie durchdrangen alle Bereiche des menschlichen Daseins, und waren im herrschaftlichen Kontext ebenso zu finden wie im magisch-medizinischen Bereich oder in übelabwehren-den Alltagsritualen. Drachen oder drachenähnliche Entitäten nahmen innerhalb dieser Gruppe insgesamt aber keine Sonderstellung ein (die ›klassische‹ Studie zum Thema ist van Buren 1945). Wie andere mesopotamische Monster (zur Ta-xonomie mesopotamischer Zwischenwesen siehe Sonik 2013)1unterlagen diese Wesen sowohl in Erscheinung als auch in Signifikanz dem historischen Wandel. Möglicherweise schon früher, spätestens aber seit etwa der Mitte des dritten Jahrtausends v.u.Z. wurden Schlangen- und Drachenfiguren mit Bereichen des Unbekannten und Anderen in Verbindung gebracht, hauptsächlich mit dem Tod und der Totenwelt. Bereits in sumerischen Bilddarstellungen und Texten begeg-1 Mesopotamische Monster entstammen einer anderen raumzeitlichen Anordnung als die Menschen. Sie sind metaphysische »interstitielle Wesen, [...] soziale Exilanten, [...], ›Andere‹«, deren äußere Form und Habitate in den »prekären und veränderli-chen Zonen, wo die geordnete Welt auf die chaotische trifft, « die »Räume zwischen den konzeptuellen und kognitiven Kategorien« besetzen (Sonik 2013: 107-109, meine Übersetzung). Sie interagieren primär mit Göttern oder, selten, mit vergöttlichten Hel-den, und operieren fast ausschließlich auf der kosmischen Ebene. So bedrohen sie zwar die menschliche Welt mit Chaos und Unordnung, bleiben darin aber aufgrund ihres Status als »fundamentale Kulturkonstruktionen [...] abstrakt und entfernt« (So-nik 2013: 113-114, meine Übersetzung).
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