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Gentrification und Verdrängung

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Gentrifizierung in Berlin
Ein Kapitel aus dem Buch Gentrifizierung in Berlin
Gentrification und Verdrängung ILSE HELBRECHTGentrification, Verdrängung, Mietpreisexplosion abseits des allgegenwärtigen Flüchtlingsthemas hat kein anderes Feld der Stadtentwicklung in Deutschland in den letzten Jahren mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Seit der Fi-nanzkrise im Jahr 2008 und der damit einhergehenden neuen und alten Liebe von Investor_innen für (Wohn-)Immobilien als »Betongold« sind in vielen Städ-ten die Immobilienpreise in eine drastische Aufwärtsspirale geraten, die zu Tei-len schon wieder unter der Gefahr der spekulativen »Preisblasenbildung« disku-tiert wird. Verstärkt durch den anhaltenden Trend der Metropolitanisierung und Reurbanisierung leiden Ballungsräume wie München, Hamburg, Köln, Berlin, Frankfurt/M. oder Leizpig unter einem zunehmenden Verdrängungswettbewerb auf dem städtischen Wohnungsmarkt. Auch im internationalen Raum sind die Debatten hierzu in beispielsweise London, NewYork, Hong Kong, Seoul oder Santiago de Chile seit langem virulent (Smith 2002; Ley/Teo 2014; Lees/ Shin/López-Morales 2016). Einkommensstarke Gruppen verdrängen einkom-mensschwächere Bewohner_innen gerade aus innerstädtischen Lagen. Unter den Bedingungen einer wachsenden Einkommensschere, die in vielen westlichen Ländern zu beobachten ist und die soziale Polarisierung zu einer konkreten Alltagswelt vieler Städter_innen macht, wird gutes und kostengünstiges Wohnen nicht nur ein knappes Gut in Städten, sondern vor allem ein umkämpftes (Holm 2010). Die Stadtforschung weiß schon seit über 50 Jahren die dahinter liegenden Prozesse wohltuend kontextsensibel und theoretisch differenziert zu erklären. Seit Ruth Glass (1964) wegweisender Definition von Gentrification sind welt-weit viele empirische Studien und konzeptionelle Erkenntnisse hierzu produziert worden. Bei all dieser wissenschaftlichen Einsicht und Expertise ist jedoch stets immer wieder auf die gleiche, die eine Seite dieses Prozesses der stadträumli-
© 2016 transcript Verlag

Gentrification und Verdrängung ILSE HELBRECHTGentrification, Verdrängung, Mietpreisexplosion abseits des allgegenwärtigen Flüchtlingsthemas hat kein anderes Feld der Stadtentwicklung in Deutschland in den letzten Jahren mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Seit der Fi-nanzkrise im Jahr 2008 und der damit einhergehenden neuen und alten Liebe von Investor_innen für (Wohn-)Immobilien als »Betongold« sind in vielen Städ-ten die Immobilienpreise in eine drastische Aufwärtsspirale geraten, die zu Tei-len schon wieder unter der Gefahr der spekulativen »Preisblasenbildung« disku-tiert wird. Verstärkt durch den anhaltenden Trend der Metropolitanisierung und Reurbanisierung leiden Ballungsräume wie München, Hamburg, Köln, Berlin, Frankfurt/M. oder Leizpig unter einem zunehmenden Verdrängungswettbewerb auf dem städtischen Wohnungsmarkt. Auch im internationalen Raum sind die Debatten hierzu in beispielsweise London, NewYork, Hong Kong, Seoul oder Santiago de Chile seit langem virulent (Smith 2002; Ley/Teo 2014; Lees/ Shin/López-Morales 2016). Einkommensstarke Gruppen verdrängen einkom-mensschwächere Bewohner_innen gerade aus innerstädtischen Lagen. Unter den Bedingungen einer wachsenden Einkommensschere, die in vielen westlichen Ländern zu beobachten ist und die soziale Polarisierung zu einer konkreten Alltagswelt vieler Städter_innen macht, wird gutes und kostengünstiges Wohnen nicht nur ein knappes Gut in Städten, sondern vor allem ein umkämpftes (Holm 2010). Die Stadtforschung weiß schon seit über 50 Jahren die dahinter liegenden Prozesse wohltuend kontextsensibel und theoretisch differenziert zu erklären. Seit Ruth Glass (1964) wegweisender Definition von Gentrification sind welt-weit viele empirische Studien und konzeptionelle Erkenntnisse hierzu produziert worden. Bei all dieser wissenschaftlichen Einsicht und Expertise ist jedoch stets immer wieder auf die gleiche, die eine Seite dieses Prozesses der stadträumli-
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