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Diesseits/Jenseits in Sartres Das Spiel ist aus und aktuellen Filmen – Ein variables Motiv

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Sartre und die Medien
Ein Kapitel aus dem Buch Sartre und die Medien
119 Laura Mock Diesseits/Jenseits in Sartres Das Spiel ist aus und aktuellen Filmen – Ein variables Motiv 1. Vorwort Jean-Paul Sartres Grundsatz lautet: „der Mensch ist nichts anderes als wozu er sich macht.“1 Seine existentialistische Philosophie thematisierte Sartre auch in seinem Drehbuch Les jeux sont faits (1943), das 1947, geradezu sklavisch genau an der Textvorlage orientiert, von Jean Delannoy verfilmt wurde. Die Mög-lichkeit der freien Entscheidung in extremen Zwangssituationen wie z.B. To-desurteil, Schicksalsspruch oder Eingeschlossensein, bildet auch in diesem Werk Sartres die Leitidee. Das Drehbuch Les jeux sont faits präsentiert das Jen-seits als eine weitere Ebene neben dem Diesseits. Im Hinblick auf das Thema Tod ergibt sich eine erste Problematik, die die Ohnmacht der Toten betrifft. Des Weiteren handelt es sich bei dieser prekären Situation um das Motiv der zweiten Chance, die man, je nach seiner eigenen freien Wahl, nutzen oder ver-spielen kann. Im Anschluss an die Darstellung der Handlungsentfaltung werde ich den Schwerpunkt auf die Begegnung Diesseits/Jenseits legen. In diesem Zusam-menhang möchte ich unter Einbezug der Freiheitstheorie Sartres zudem den Aspekt des Denkspiels verdeutlichen. Dann werde ich einen Ausblick auf drei ausgewählte Filmbeispiele und eine Erzählung von Henry James geben. In die-sen Werken wird deutlich, dass die Begegnung Diesseits/Jenseits ein wieder-kehrendes Motiv ist, wobei jedoch stets neue Darstellungsweisen gewählt wer-den. Ich beginne mit M. Night Shyamalans Film The Sixth Sense (1999), der ebenso wie Alejandro Amenabars Mystery-Thriller The Others (2001) auf dem Motiv der Begegnung Diesseits/Jenseits basiert. In diesem Zusammenhang bietet sich ein Vergleich mit Henry James’ Roman The turn ofthe screw aus dem Jahr 1898 an, da dieser als Vorlage für den Film The Others diente und eine in-teressante Vermischung des Diesseits mit dem Jenseits aus der Sicht des späten 19. Jahrhunderts vorführt. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf das poetische Filmmärchen Der Himmel über Berlin von Wim Wenders. Das Drehbuch für die deutsch-französische Gemeinschaftsproduktion aus dem Jahr 1987 schrieb Wenders in Zusammenarbeit mit Peter Handke. Wenders nimmt einige As-pekte auf, die in Sartres Drehbuch Les jeux sont faits eine wichtige Rolle spielen. 1 Zit. nach: Danto: Jean-Paul Sartre, S. 37.
© 2015 transcript Verlag

119 Laura Mock Diesseits/Jenseits in Sartres Das Spiel ist aus und aktuellen Filmen – Ein variables Motiv 1. Vorwort Jean-Paul Sartres Grundsatz lautet: „der Mensch ist nichts anderes als wozu er sich macht.“1 Seine existentialistische Philosophie thematisierte Sartre auch in seinem Drehbuch Les jeux sont faits (1943), das 1947, geradezu sklavisch genau an der Textvorlage orientiert, von Jean Delannoy verfilmt wurde. Die Mög-lichkeit der freien Entscheidung in extremen Zwangssituationen wie z.B. To-desurteil, Schicksalsspruch oder Eingeschlossensein, bildet auch in diesem Werk Sartres die Leitidee. Das Drehbuch Les jeux sont faits präsentiert das Jen-seits als eine weitere Ebene neben dem Diesseits. Im Hinblick auf das Thema Tod ergibt sich eine erste Problematik, die die Ohnmacht der Toten betrifft. Des Weiteren handelt es sich bei dieser prekären Situation um das Motiv der zweiten Chance, die man, je nach seiner eigenen freien Wahl, nutzen oder ver-spielen kann. Im Anschluss an die Darstellung der Handlungsentfaltung werde ich den Schwerpunkt auf die Begegnung Diesseits/Jenseits legen. In diesem Zusam-menhang möchte ich unter Einbezug der Freiheitstheorie Sartres zudem den Aspekt des Denkspiels verdeutlichen. Dann werde ich einen Ausblick auf drei ausgewählte Filmbeispiele und eine Erzählung von Henry James geben. In die-sen Werken wird deutlich, dass die Begegnung Diesseits/Jenseits ein wieder-kehrendes Motiv ist, wobei jedoch stets neue Darstellungsweisen gewählt wer-den. Ich beginne mit M. Night Shyamalans Film The Sixth Sense (1999), der ebenso wie Alejandro Amenabars Mystery-Thriller The Others (2001) auf dem Motiv der Begegnung Diesseits/Jenseits basiert. In diesem Zusammenhang bietet sich ein Vergleich mit Henry James’ Roman The turn ofthe screw aus dem Jahr 1898 an, da dieser als Vorlage für den Film The Others diente und eine in-teressante Vermischung des Diesseits mit dem Jenseits aus der Sicht des späten 19. Jahrhunderts vorführt. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf das poetische Filmmärchen Der Himmel über Berlin von Wim Wenders. Das Drehbuch für die deutsch-französische Gemeinschaftsproduktion aus dem Jahr 1987 schrieb Wenders in Zusammenarbeit mit Peter Handke. Wenders nimmt einige As-pekte auf, die in Sartres Drehbuch Les jeux sont faits eine wichtige Rolle spielen. 1 Zit. nach: Danto: Jean-Paul Sartre, S. 37.
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