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9. Vorzüge und Nachteile des Lesezirkel im Wettbewerb mit anderen Vertriebssparten

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IV. Marktanteile der Vertnebssparten am Gesamtumsatz und Verlags Präferen^en für einzelne Absatzwege Bundespost beschränkt sich heute nicht mehr nur auf die Zustellung von Briefen, Zeitungen und Zeitschriften. Der Leserservice der DP AG beantragte auch die Aufnahme in den WBZ-Verband und die AGA. Als WBZ-Unternehmen steht die Post unter der Beobachtung der Zeitschriftenverlage und ist zuletzt auch in das Fremdbeilagengeschäft der Zeitungsverlage eingedrungen (dnv 16-17/2003: 28). Durch eine im Frühjahr 2002 in Verbindung mit dem Versand von Gehalts-abrechnungen unter allen Mitarbeitern der Deutschen Post AG durchgeführte Abonnement-Werbe-Aktion des Leserservice sah der WBZ-Verband die von der Post zu wahrende Neutralität bei der Zustellung aller im Postvertrieb beförderten Abonnements gefährdet (WBZ-Verband 2001: 14 f.). Es könne auch nicht hinge-nommen werden, dass die Post ihre mit der Auslieferung von Zeitschriftenabon-nements befassten Zusteller ermuntert, die von ihnen regelmäßig mit Zeitschriften belieferten Abonnenten dazu anzuhalten, ein bestehendes Abonnement aufzu-kündigen und stattdessen ein neues beim Leserservice der Post zu bestellen (WBZ-Verband 2002: 10). Der WBZ-Handel sah sich dabei in Übereinstimmung mit den Zeitschriften-Verlagen, denn die verlagseigenen Abonnements seien durch die Werbeaktivitäten der Post-Zusteller in gleicher Weise gefährdet wie bestehende WBZ-Abonnements. Die durch die Werbeaktionen des DP AG-Leserservice ausgelösten Irritationen wurden zum Gegenstand von Gesprächen zwischen dem WBZ-Verband und den Vertriebsverantwortlichen der Post. Durch deren Zusage, die Mitarbeiter im Zustelldienst künftig nicht mehr darauf anzusprechen, neue Bezieher posteigener Abonnements zu werben, wurde der Konflikt beigelegt (WBZ-Verband 2002: 11). 9. Vorzüge und Nachteile des Lesezirkel im Wettbewerb mit ande-ren Vertriebssparten Nicht nur unter den Marktteilnehmern der selben Sparte oder innerhalb einer Absatzform können Wettbewerbsbeziehungen bestehen, sondern auch zwischen Unternehmen verschiedener Absatzformen. Wie die Praxis zeigt, kann es aufgrund von Reichweitenvorteilen oder wegen günstigerer Einkaufskonditionen leicht zu Wettbewerbsverzerrungen mit dem Lesezirkel kommen. Der Wert des Lesezirkel für die Verlage wird nicht nach der Höhe der Vertriebserlöse bemessen. Sein Vorteil gegenüber anderen Sparten ist, dass mit relativ wenigen Unternehmen und öffentlichen Auslagen hohe Reichweiten erzielt werden können. Für den Ver-triebsleiter des „Titels XY" dagegen ist der Lesezirkel der unwirtschaftlichste Absatzweg überhaupt.88 Sein Deckungsbeitrag zu den fixen Kosten beträgt laut 88 Diese Feststellung untermauern S. Dierks, Axel Springer und T. Mai, Burda Medien Vertrieb in: dnv 9/2003: 32+34. 598

IV. Marktanteile der Vertnebssparten am Gesamtumsatz und Verlags Präferen^en für einzelne Absatzwege Bundespost beschränkt sich heute nicht mehr nur auf die Zustellung von Briefen, Zeitungen und Zeitschriften. Der Leserservice der DP AG beantragte auch die Aufnahme in den WBZ-Verband und die AGA. Als WBZ-Unternehmen steht die Post unter der Beobachtung der Zeitschriftenverlage und ist zuletzt auch in das Fremdbeilagengeschäft der Zeitungsverlage eingedrungen (dnv 16-17/2003: 28). Durch eine im Frühjahr 2002 in Verbindung mit dem Versand von Gehalts-abrechnungen unter allen Mitarbeitern der Deutschen Post AG durchgeführte Abonnement-Werbe-Aktion des Leserservice sah der WBZ-Verband die von der Post zu wahrende Neutralität bei der Zustellung aller im Postvertrieb beförderten Abonnements gefährdet (WBZ-Verband 2001: 14 f.). Es könne auch nicht hinge-nommen werden, dass die Post ihre mit der Auslieferung von Zeitschriftenabon-nements befassten Zusteller ermuntert, die von ihnen regelmäßig mit Zeitschriften belieferten Abonnenten dazu anzuhalten, ein bestehendes Abonnement aufzu-kündigen und stattdessen ein neues beim Leserservice der Post zu bestellen (WBZ-Verband 2002: 10). Der WBZ-Handel sah sich dabei in Übereinstimmung mit den Zeitschriften-Verlagen, denn die verlagseigenen Abonnements seien durch die Werbeaktivitäten der Post-Zusteller in gleicher Weise gefährdet wie bestehende WBZ-Abonnements. Die durch die Werbeaktionen des DP AG-Leserservice ausgelösten Irritationen wurden zum Gegenstand von Gesprächen zwischen dem WBZ-Verband und den Vertriebsverantwortlichen der Post. Durch deren Zusage, die Mitarbeiter im Zustelldienst künftig nicht mehr darauf anzusprechen, neue Bezieher posteigener Abonnements zu werben, wurde der Konflikt beigelegt (WBZ-Verband 2002: 11). 9. Vorzüge und Nachteile des Lesezirkel im Wettbewerb mit ande-ren Vertriebssparten Nicht nur unter den Marktteilnehmern der selben Sparte oder innerhalb einer Absatzform können Wettbewerbsbeziehungen bestehen, sondern auch zwischen Unternehmen verschiedener Absatzformen. Wie die Praxis zeigt, kann es aufgrund von Reichweitenvorteilen oder wegen günstigerer Einkaufskonditionen leicht zu Wettbewerbsverzerrungen mit dem Lesezirkel kommen. Der Wert des Lesezirkel für die Verlage wird nicht nach der Höhe der Vertriebserlöse bemessen. Sein Vorteil gegenüber anderen Sparten ist, dass mit relativ wenigen Unternehmen und öffentlichen Auslagen hohe Reichweiten erzielt werden können. Für den Ver-triebsleiter des „Titels XY" dagegen ist der Lesezirkel der unwirtschaftlichste Absatzweg überhaupt.88 Sein Deckungsbeitrag zu den fixen Kosten beträgt laut 88 Diese Feststellung untermauern S. Dierks, Axel Springer und T. Mai, Burda Medien Vertrieb in: dnv 9/2003: 32+34. 598

Kapitel in diesem Buch

  1. i-iv i
  2. Inhaltsverzeichnis v
  3. Vorwort xxi
  4. Vorwort der Herausgeber xxiii
  5. Introduktion xxvii
  6. I. ABSATZ UND VERTRIEB
  7. 1. Die verschiedenen Absatzformen für Zeitungen und Zeitschriften 1
  8. 2. Einordnung des Vertriebs in die Aufbauorganisation eines Verlags 8
  9. 3. Aufbau einer Verlags-Vertriebsabteilung 13
  10. 4. Vertriebs-Logistik statt Versand 19
  11. 5. Verlagseigene Zustellorganisationen 21
  12. II. SELBSTÄNDIGE ABSATZORGANE IN DER VERTRIEBSORGANISATION DER VERLAGE
  13. 1. Absatzhelfer im Presse-Logistik-Bereich 60
  14. 2. Outsourcing - Die Delegation von Aufgaben im Rahmen des Presseabsatz 61
  15. III. ABSATZWEGE UND ABSATZMITTLER VON ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN
  16. 1. Das Vertriebssystem für Zeitungen und Zeitschriften 165
  17. 2. Direktvertrieb unter Ausschaltung des Presse-Grosso 168
  18. 3. Die Belieferung von Discountern mit Presse 187
  19. 4. Import und Vertrieb ausländischer Zeitungen und Zeitschriften 199
  20. 5. Nationalvertrieb 239
  21. 6. Export 273
  22. 7. Bahnhofsbuchhandel 321
  23. 8. Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel 392
  24. 9. Lesezirkel - Die Vermietung von Zeitschriften 427
  25. 10. Sonstiger Verkauf 453
  26. 11. Digitaler Pressevertrieb 482
  27. IV. MARKTANTEILE DER VERTRIEBSSPARTEN AM GESAMTUMSATZ UND VERLAGS-PRÄFERENZEN FÜR EINZELNE ABSATZWEGE
  28. 1. Verschiebungen im Distributionsmix durch Medienkonvergenz und Wettbewerb 540
  29. 2. Sparten-Kalkulation – Der Deckungsbeitrag als Maßstab für Vertriebswirtschaftlichkeit 544
  30. 3. Die Vorteilhaftigkeit der Absatzformen Abonnement und Einzelverkauf für Zeitungen und Publikumszeitschriften 547
  31. 4. Deutsche Post AG im Wettbewerb mit Alternativen Zustelldiensten 555
  32. 5. Direktbelieferungs-Ambitionen großer Verlage 564
  33. 6. Presse-Fachhandel 573
  34. 7. Verlags-Vertrieb oder Nationalvertrieb? 589
  35. 8. Die Wettbewerber des Werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels 593
  36. 9. Vorzüge und Nachteile des Lesezirkel im Wettbewerb mit anderen Vertriebssparten 598
  37. 10. Entwertung des Abonnements und des Einzelverkaufs durch Sonstige Verkäufe 603
  38. 11. Digitaler Pressevertrieb im Wettbewerb mit dem konventionellen Pressevertrieb 607
  39. Literaturverzeichnis 644
  40. Abbildungs-Verzeichnis 677
  41. Tabellenverzeichnis 678
  42. Stichwort- und Personenverzeichnis 679
  43. Danksagung 724
  44. Das Vertriebssystem der deutschen Zeitungs- und Zeitschriften- Verlage 726
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