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„Man kann die Menschen nicht zum Guten führen“ – Zur Logik des moralischen Urteils bei Wittgenstein und Hegel

  • Oliver Feldmann
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Philosophy of Logic and Mathematics
This chapter is in the book Philosophy of Logic and Mathematics

Abstract

Die in jüngerer Zeit beliebt gewordenen Versuche, Wittgenstein und Hegel in ein Naheverhältnis zu bringen, sind müßig. Die beiden könnten kaum gegensätzlicher sein, undWittgenstein hat diesen Gegensatz auch selbst festgehalten mit seinem Pochen auf den Standpunkt der „Verschiedenheit“ gegenüber jenem der Allgemeinheit bei Hegel. Dennoch gibt es einen zentralen Punkt, an dem die beiden Denker sich begegnen - und das sogar zweifach. Es ist der Gedanke der ‚Grenze‘, an dem Wittgenstein sich immer wieder entlang bewegt. Und der bei Hegel stets Kritik kennzeichnet.Wittgensteins Diktum, dass „das Gute“ „außerhalb des Tatsachenraums“ liege, welcher ob der Zufälligkeit seines „So-Seins“ alles sinnvolle Sprechen über „Höheres“ verunmögliche, findet seinenWiderhall in dem Urteil Hegels über Kant: „Die vollendete Moralität muss ein Jenseits bleiben; denn die Moralität setzt die Verschiedenheit des besonderen und allgemeinen Willens voraus.“ Während Wittgenstein glaubt, alles eigentlich „Wichtige“ sei genau dort anzusiedeln und unzugänglich, ergeben sich bei Hegel interessante Einsichten über die Verwandtschaft von Moral und Heuchelei und den notwendigen Idealismus der Moralphilosophie.

Abstract

Die in jüngerer Zeit beliebt gewordenen Versuche, Wittgenstein und Hegel in ein Naheverhältnis zu bringen, sind müßig. Die beiden könnten kaum gegensätzlicher sein, undWittgenstein hat diesen Gegensatz auch selbst festgehalten mit seinem Pochen auf den Standpunkt der „Verschiedenheit“ gegenüber jenem der Allgemeinheit bei Hegel. Dennoch gibt es einen zentralen Punkt, an dem die beiden Denker sich begegnen - und das sogar zweifach. Es ist der Gedanke der ‚Grenze‘, an dem Wittgenstein sich immer wieder entlang bewegt. Und der bei Hegel stets Kritik kennzeichnet.Wittgensteins Diktum, dass „das Gute“ „außerhalb des Tatsachenraums“ liege, welcher ob der Zufälligkeit seines „So-Seins“ alles sinnvolle Sprechen über „Höheres“ verunmögliche, findet seinenWiderhall in dem Urteil Hegels über Kant: „Die vollendete Moralität muss ein Jenseits bleiben; denn die Moralität setzt die Verschiedenheit des besonderen und allgemeinen Willens voraus.“ Während Wittgenstein glaubt, alles eigentlich „Wichtige“ sei genau dort anzusiedeln und unzugänglich, ergeben sich bei Hegel interessante Einsichten über die Verwandtschaft von Moral und Heuchelei und den notwendigen Idealismus der Moralphilosophie.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Contents V
  3. Preface IX
  4. Part I: Philosophy of Logic
  5. Link’s Revenge: A Case Study in Natural Language Mereology 3
  6. Universal Translatability: An Optimality- Based Justification of (Classical) Logic 37
  7. Invariance and Necessity 55
  8. Translations Between Logics: A Survey 71
  9. On the Relation of Logic to Metalogic 91
  10. Free Logic and the Quantified Argument Calculus 105
  11. Dependencies Between Quantifiers Vs. Dependencies Between Variables 117
  12. Three Types and Traditions of Logic: Syllogistic, Calculus and Predicate Logic 133
  13. Truth, Paradox, and the Procedural Conception of Fregean Sense 153
  14. Wittgenstein and Frege on Assertion 169
  15. Assertions and Their Justification: Demonstration and Self-Evidence 183
  16. Surprises in Logic: When Dynamic Formality Meets Interactive Compositionality 197
  17. Part II: Philosophy of Mathematics
  18. Neologicist Foundations: Inconsistent Abstraction Principles and Part-Whole 215
  19. What Hilbert and Bernays Meant by “Finitism” 249
  20. Wittgenstein and Turing 263
  21. Remarks on Two Papers of Paul Bernays 297
  22. The Significance of the Curry-Howard Isomorphism 313
  23. Reductions of Mathematics: Foundation or Horizon? 327
  24. What Are the Axioms for Numbers and Who Invented Them? 343
  25. Part III: Wittgenstein
  26. Following a Rule: Waismann’s Variation 359
  27. Propositions in Wittgenstein and Ramsey 375
  28. An Unexpected Feature of Classical Propositional Logic in the Tractatus 385
  29. Ontology in Tractatus Logico-Philosophicus: A Topological Approach 397
  30. Adding 4.0241 to TLP 415
  31. Understanding Wittgenstein’s Wood Sellers 429
  32. On the Infinite, In-Potentia: Discovery of the Hidden Revision of Philosophical Investigations and Its Relation to TS 209 Through the Eyes of Wittgensteinian Mathematics 441
  33. Incomplete Pictures and Specific Forms: Wittgenstein Around 1930 457
  34. „Man kann die Menschen nicht zum Guten führen“ – Zur Logik des moralischen Urteils bei Wittgenstein und Hegel 473
  35. Der Status mathematischer und religiöser Sätze bei Wittgenstein 485
  36. Gutes Sehen 499
  37. Wittgenstein’s Conjecture 515
  38. Index of Names 535
  39. Index of Subjects 539
Downloaded on 17.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110657883-029/html
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