Startseite Religionswissenschaft, Bibelwissenschaft und Theologie 3. Gottes Offenbarung in Jesus Christus als Grund des christlichen Glaubens
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3. Gottes Offenbarung in Jesus Christus als Grund des christlichen Glaubens

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Dogmatik
Ein Kapitel aus dem Buch Dogmatik
3Gottes Offenbarung in JesusChristusalsGrunddes christlichen Glaubens3.1 Der OffenbarungsbegriffNeuere theologische Arbeitenüber den Offenbarungsbegriff habengezeigt, daßOffenbarungals einkomplexerRelationsbegriffzu verstehen ist,dessen StrukturdurchmehrereElemente konstituiert wird.Zu ihnengehörenaufjedenFall einUrheberder Offenbarung,einePerson, die die Offenbarungempfängt,sowie derInhaltoderGehaltder Offenbarung.Diese Struktur sagt aber als solche noch nichtgenügend über dasBesondere derRelationaus, die zwischendiesenElementenbesteht.(Durch dieselben Strukturelemente wird z. B.auch eine Unterrichts-stunde, einKonzert oder ein Brief konstituiert.) Deshalb wenden wir uns zunächstdieser Relation zu, um dann die einzelnen Elemente zu betrachten und näherzubestimmen.3.1.1 Offenbarung als ErschließungsgeschehenEinemverbreiteten Sprachgebrauch zufolge istOffenbarungeine Eingebung,die einem MenschenaufaußergewöhnlicheWeise(z. B. mittels einerVision oderAudition oderauch durch einenTraum) zuteilwird und die deshalb ihremZu-standekommen nach nicht ohne weiteres nachvollzogen oder überprüft werdenkann. Soverstanden wäre Offenbarung etwas, das im Leben dermeisten Men-schen ganz selten oder überhaupt nichtvorkommt,sondern nur bei besondersveranlagtenPersonen oder inAusnahmesituationen.Nun soll gar nicht bestrittenwerden, daß es solche visionären oderauditionären Erlebnisse gibt und daß sieOffenbarungscharakter habenkönnen. Insbesondere darf dieBedeutungvonTräumenauch in diesemZusammenhang nicht unterschätzt werden.Aber dasEntscheidende am Offenbarungsbegriff wirdmitder genannten Deutung in ganzirreführenderWeiseaufein möglichesTeilmomentverschoben, das im Ganzen desOffenbarungsbegriffs allenfalls einen Nebenaspekt darstellt.DemWortsinn nach liegt (nicht nur im Deutschen) diePointe desBegriffsOffenbarungdarin, daß etwas, das bisherverhüllt,verborgen, unbekannt war,nunaufgedeckt, gezeigt,zugänglichgemacht wird, und zwar so, daß das Offen-barungsgeschehenaufeinenMenschenzukommt,ihm widerfährt als etwas, daser nichtvonsich ausaufdecken, zeigen oder sich zugänglich machenkonnte. EinePerson oder eine Sache offenbartsichfürjemanden.https://doi.org/10.1515/9783110548402-003
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

3Gottes Offenbarung in JesusChristusalsGrunddes christlichen Glaubens3.1 Der OffenbarungsbegriffNeuere theologische Arbeitenüber den Offenbarungsbegriff habengezeigt, daßOffenbarungals einkomplexerRelationsbegriffzu verstehen ist,dessen StrukturdurchmehrereElemente konstituiert wird.Zu ihnengehörenaufjedenFall einUrheberder Offenbarung,einePerson, die die Offenbarungempfängt,sowie derInhaltoderGehaltder Offenbarung.Diese Struktur sagt aber als solche noch nichtgenügend über dasBesondere derRelationaus, die zwischendiesenElementenbesteht.(Durch dieselben Strukturelemente wird z. B.auch eine Unterrichts-stunde, einKonzert oder ein Brief konstituiert.) Deshalb wenden wir uns zunächstdieser Relation zu, um dann die einzelnen Elemente zu betrachten und näherzubestimmen.3.1.1 Offenbarung als ErschließungsgeschehenEinemverbreiteten Sprachgebrauch zufolge istOffenbarungeine Eingebung,die einem MenschenaufaußergewöhnlicheWeise(z. B. mittels einerVision oderAudition oderauch durch einenTraum) zuteilwird und die deshalb ihremZu-standekommen nach nicht ohne weiteres nachvollzogen oder überprüft werdenkann. Soverstanden wäre Offenbarung etwas, das im Leben dermeisten Men-schen ganz selten oder überhaupt nichtvorkommt,sondern nur bei besondersveranlagtenPersonen oder inAusnahmesituationen.Nun soll gar nicht bestrittenwerden, daß es solche visionären oderauditionären Erlebnisse gibt und daß sieOffenbarungscharakter habenkönnen. Insbesondere darf dieBedeutungvonTräumenauch in diesemZusammenhang nicht unterschätzt werden.Aber dasEntscheidende am Offenbarungsbegriff wirdmitder genannten Deutung in ganzirreführenderWeiseaufein möglichesTeilmomentverschoben, das im Ganzen desOffenbarungsbegriffs allenfalls einen Nebenaspekt darstellt.DemWortsinn nach liegt (nicht nur im Deutschen) diePointe desBegriffsOffenbarungdarin, daß etwas, das bisherverhüllt,verborgen, unbekannt war,nunaufgedeckt, gezeigt,zugänglichgemacht wird, und zwar so, daß das Offen-barungsgeschehenaufeinenMenschenzukommt,ihm widerfährt als etwas, daser nichtvonsich ausaufdecken, zeigen oder sich zugänglich machenkonnte. EinePerson oder eine Sache offenbartsichfürjemanden.https://doi.org/10.1515/9783110548402-003
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter I
  2. Inhalt VII
  3. Vorwort XXI
  4. Vorwort zur zweiten Auflage XXV
  5. Vorwort zur dritten Auflage XXVII
  6. Vorwort zur vierten Auflage XXIX
  7. Vorwort zur fünften Auflage XXXIII
  8. Abkürzungsverzeichnis XXXVII
  9. Einleitungsteil
  10. 1. Dogmatik im Gesamtzusammenhang der Theologie als Wissenschaft 1
  11. Hauptteil I: Rekonstruktion des Wesens des christlichen Glaubens
  12. 2. Die Frage nach dem Wesen des christlichen Glaubens 47
  13. 3. Gottes Offenbarung in Jesus Christus als Grund des christlichen Glaubens 77
  14. 4. Die Bibel als Quelle und Norm des christlichen Glaubens 106
  15. 5. Das kirchliche Bekenntnis als maßgebliche Auslegung des christlichen Glaubens 135
  16. 6. Die gegenwärtige Lebenswelt als Kontext des christlichen Glaubens 163
  17. Hauptteil II: Explikation des christlichen Wirklichkeitsverständnisses
  18. 7. Die im christlichen Wirklichkeitsverständnis vorausgesetzte Gottes- und Welterkenntnis 193
  19. Teil A: Das Gottesverständnis des christlichen Glaubens
  20. 8. Gottes Sein (Theo-logie) 233
  21. 9. Gottes Selbstoffenbarung in Jesus Christus (Christologie) 304
  22. 10. Die Gegenwart Gottes als Heiliger Geist (Pneumatologie) 357
  23. 11. Die Dreieinigkeit Gottes (Trinitätslehre) 384
  24. Teil B: Das Weltverständnis des christlichen Glaubens
  25. 12. Die geschaffene Welt (Schöpfungslehre) 411
  26. 13. Die gefallene Welt (Hamartiologie) 459
  27. 14. Die versöhnte Welt (Soteriologie¹) 495
  28. 15. Die vollendete Welt (Eschatologie) 603
  29. Literaturhinweise 650
  30. Bibelstellenregister 672
  31. Personenregister (ohne biblische Namen) 687
  32. Begriffsregister 691
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