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Kapitel III. Das Hindenburg-Programm

Kapitel IIIDas Hindenburg-ProgrammA Der neue HeeresbedarfBedarfsermittlungDie Sommeschlacht lieferte den Beweis, daß die Ausrüstung der deutschen Armee an vielen Punkten verbesserungsbedürftig war. Die Artillerie besonders brauchte wirksamere Waffen. Die Ersetzung des Verbrauches von Geschützen war mit allem Nachdruck aufzunehmen und dabei eine höhere Leistungsfähigkeit des Ersatzes in bezug auf Schußweite und Feuergeschwindigkeit anzustreben. Die Infanterie- und Pionierwaffen verlangten ebenfalls erhöhte Leistungsfähigkeit. Das schwere und das neu eingeführte leichte Maschinengewehr waren samt der ausreichenden Munition in kürzester Zeit in befriedigender Menge zu liefern; die Tankabwehr war auf neue Mittel abzustellen.Auf dem Gebiete des Fronttransportwesens war die deutsche Ausrüstung eben-falls bedenklich weit hinter derjenigen der Entente zurückgeblieben. Die neue Oberste Heeresleitung forderte mit Nachdruck die Verstärkung der Lieferung von Lastkraftwa-gen.Die Erfahrungen mit dem Stahlhelm waren außerordentlich günstig; die Ausrüs-tung der gesamten Kampffront mit diesem bewährten Ausrüstungsstück sollte deswe-gen in möglichst kurzer Zeit erfolgen. Versuche mit stählernen Brustpanzern wurden angestellt.Das gesamte Ausrüstungswesen wurde nunmehr also ganz erheblich verbreitert und erforderte in erster Linie unter anderem eine beträchtliche Verstärkung der Stahl-lieferung. Obendrein mußte der gewaltigen Artilleriewirkung des Feindes eine mög-lichst gleichwertige Steigerung der eigenen Feuertätigkeit gegenübergestellt werden.Hier setzte das Hindenburg-Programm ein. Verdopplung der Munitionserzeu-gung, Verdreifachung der Gerätherstellung, so lauteten kurz umrissen die Forderun-gen der Obersten Heeresleitung. Angesichts des damaligen Standes der industriellen Produktion war dies eine kühne und großartige Zielsetzung. Allerdings war sie inso-fern nicht ohne Bedenken, als sie den Möglichkeiten zur Erreichung dieses Ziels nicht ganz gerecht wurde. Aber der Soldat tat nichts als seine Schuldigkeit, wenn er die offen daliegenden Notwendigkeiten in seiner Art nach dem Grundsatz, das Unmögli-che zu fordern, um das Mögliche zu erreichen, programmäßig verarbeitete. Als mäch-tiger Anstoß zu zielbewußter, großzügiger Arbeit im Dienste der materiellen Heeres-versorgung bedeutete das Hindenburg-Programm zweifelsohne eine grundsätzliche Wendung zum Besseren in der Kriegswirtschaft. Bei der praktischen Durchführung im einzelnen hätte aber der Soldat hinter dem Techniker und dem Volkswirtschaftler zurücktreten müssen. Es wäre Sache der Fachleute gewesen, in einer angemessenen
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel IIIDas Hindenburg-ProgrammA Der neue HeeresbedarfBedarfsermittlungDie Sommeschlacht lieferte den Beweis, daß die Ausrüstung der deutschen Armee an vielen Punkten verbesserungsbedürftig war. Die Artillerie besonders brauchte wirksamere Waffen. Die Ersetzung des Verbrauches von Geschützen war mit allem Nachdruck aufzunehmen und dabei eine höhere Leistungsfähigkeit des Ersatzes in bezug auf Schußweite und Feuergeschwindigkeit anzustreben. Die Infanterie- und Pionierwaffen verlangten ebenfalls erhöhte Leistungsfähigkeit. Das schwere und das neu eingeführte leichte Maschinengewehr waren samt der ausreichenden Munition in kürzester Zeit in befriedigender Menge zu liefern; die Tankabwehr war auf neue Mittel abzustellen.Auf dem Gebiete des Fronttransportwesens war die deutsche Ausrüstung eben-falls bedenklich weit hinter derjenigen der Entente zurückgeblieben. Die neue Oberste Heeresleitung forderte mit Nachdruck die Verstärkung der Lieferung von Lastkraftwa-gen.Die Erfahrungen mit dem Stahlhelm waren außerordentlich günstig; die Ausrüs-tung der gesamten Kampffront mit diesem bewährten Ausrüstungsstück sollte deswe-gen in möglichst kurzer Zeit erfolgen. Versuche mit stählernen Brustpanzern wurden angestellt.Das gesamte Ausrüstungswesen wurde nunmehr also ganz erheblich verbreitert und erforderte in erster Linie unter anderem eine beträchtliche Verstärkung der Stahl-lieferung. Obendrein mußte der gewaltigen Artilleriewirkung des Feindes eine mög-lichst gleichwertige Steigerung der eigenen Feuertätigkeit gegenübergestellt werden.Hier setzte das Hindenburg-Programm ein. Verdopplung der Munitionserzeu-gung, Verdreifachung der Gerätherstellung, so lauteten kurz umrissen die Forderun-gen der Obersten Heeresleitung. Angesichts des damaligen Standes der industriellen Produktion war dies eine kühne und großartige Zielsetzung. Allerdings war sie inso-fern nicht ohne Bedenken, als sie den Möglichkeiten zur Erreichung dieses Ziels nicht ganz gerecht wurde. Aber der Soldat tat nichts als seine Schuldigkeit, wenn er die offen daliegenden Notwendigkeiten in seiner Art nach dem Grundsatz, das Unmögli-che zu fordern, um das Mögliche zu erreichen, programmäßig verarbeitete. Als mäch-tiger Anstoß zu zielbewußter, großzügiger Arbeit im Dienste der materiellen Heeres-versorgung bedeutete das Hindenburg-Programm zweifelsohne eine grundsätzliche Wendung zum Besseren in der Kriegswirtschaft. Bei der praktischen Durchführung im einzelnen hätte aber der Soldat hinter dem Techniker und dem Volkswirtschaftler zurücktreten müssen. Es wäre Sache der Fachleute gewesen, in einer angemessenen
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter i
  2. Vorbemerkungen v
  3. Abkürzungen viii
  4. Inhalt ix
  5. Einführung 1
  6. Abschnitt I. Die Heeresstellen zur Fertigung und Beschaffung von Waffen, Munition und zugehörigen Geräten bis zum Kriege 4
  7. Abschnitt II. Die Technik in der Heeresverwaltung bis zum Kriege 7
  8. Abschnitt III. Die vorbereitende Friedenstätigkeit 25
  9. Abschnitt IV. Fertigung und Beschaffung von Waffen, Munition und Geräten während des Krieges 45
  10. Abschnitt V. Die militärischen Behörden und Betriebe während des Krieges 101
  11. Abschnitt VI. Industrie und Handwerk im Kriege 146
  12. Abschnitt VII. Zusammenfassung 235
  13. Anhang 249
  14. Frontmatter 2 i
  15. Vorbemerkung v
  16. Inhalt vii
  17. Verzeichnis der Anlagen xviii
  18. Einleitung. Kriegswirtschaftliche Bedeutung des Eisens 1
  19. Kapitel I. Das erste Kriegswirtschaftsjahr 1914—1915 1
  20. Kapitel II. Der Übergang zur zentralen Bewirtschaftung 37
  21. Kapitel III. Das Hindenburg-Programm 73
  22. Kapitel IV. Vom Hindenburg-Programm bis zur großen Westoffensive 1918 126
  23. Kapitel V. Die Eisenwirtschaft im Sommer 1918 223
  24. Kapitel VI. Das Ende der Kriegseisenwirtschaft 259
  25. Anhang 3
  26. Frontmatter 3 i
  27. Vorwort v
  28. Abkürzungen vii
  29. Inhalt ix
  30. Schaubilder xvi
  31. Kapitel I. Überblick 1
  32. Kapitel II. Erste Bewirtschaftung der Wolle in den besetzten Gebieten 46
  33. Kapitel III. Bedarf und Bedarfsdeckung 68
  34. Kapitel IV. Organisation des Spinnstoffgewerbes 98
  35. Kapitel V. Stillegung und Zusammenlegung der Betriebe 118
  36. Kapitel VI. Preise und Unternehmergewinne 138
  37. Kapitel VII. Verhältnisse der Arbeitnehmer 238
  38. Kapitel VIII. Amtlicher Verwaltungsaufbau nach dem Stande vom 1. August 1918 279
  39. Frontmatter 4 i
  40. Inhalt v
  41. Einleitung 1
  42. Die Ergebnisse der Wissenschaftlichen Kommission beim Preußischen Kriegsministerium im Spannungsfeld divergierender Interessen 13
  43. Wirtschaftliche Organisation und Ordnungspolitik im Ersten Weltkrieg 139
  44. Waffen- und Munitionswesen 174
  45. „Die deutsche Eisenwirtschaft während des Krieges“ von Alfred Stellwaag 193
  46. Spinnstoffwirtschaft im Ersten Weltkrieg 222
  47. Abbildungsverzeichnis 246
  48. Tabellenverzeichnis 247
  49. Literatur- und Quellenverzeichnis 249
  50. Personenregister 261
  51. Ortsregister 264
  52. Sachregister 266
  53. Die Autoren 272
Heruntergeladen am 18.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110451122-019/html?lang=de&srsltid=AfmBOorQtcBu-5gSyTpL_ibm6teAKc3sk6mhJMLMSFhsvwJCz1C27jFY
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