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18. Sprache und Moral: Vom guten Sprechen als gutem Handeln

  • Nina Janich
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Abstract

Der Artikel diskutiert, welche Rolle Moral in der öffentlichen Sprachbewertung und in der sprachwissenschaftlich begründeten Sprachkritik spielt bzw. spielen sollte. Es wird gezeigt, dass Sprecher für ihre Sprachhandlungen verantwortlich gemacht werden. Die öffentliche Sprachbewertungspraxis legt daher ein Verständnis von Sprachkompetenz nahe, das nicht nur auf die sprachliche Form und ihre Korrektheit, sondern auch auf die stilistische Angemessenheit und die inhaltliche und soziale Akzeptabilität von Sprachhandlungen ausgelegt ist. Es wird daher vorgeschlagen, Sprachkompetenz zusammen mit einer moralisch begründeten Bereitschaft zur Kooperation als Sprachkultiviertheit eines Sprechers aufzufassen, die in enger Wechselwirkung mit der Sprachkultur einer Sprachgemeinschaft steht. In einem zweiten Teil wird vor dem Hintergrund der bisherigen innersprachwissenschaftlichen Debatte um sprachwissenschaftliches Beschreiben vs. Bewerten vorgeschlagen, Moral und Moralität als Bewertungsdimensionen in eine sprachwissenschaftlich fundierte Sprachkritik zu integrieren und entsprechende Bewertungs kriterien sprachhandlungstheoretisch (z. B. über Handlungsmaximen und Argumentationsstandards) zu begründen.

Abstract

Der Artikel diskutiert, welche Rolle Moral in der öffentlichen Sprachbewertung und in der sprachwissenschaftlich begründeten Sprachkritik spielt bzw. spielen sollte. Es wird gezeigt, dass Sprecher für ihre Sprachhandlungen verantwortlich gemacht werden. Die öffentliche Sprachbewertungspraxis legt daher ein Verständnis von Sprachkompetenz nahe, das nicht nur auf die sprachliche Form und ihre Korrektheit, sondern auch auf die stilistische Angemessenheit und die inhaltliche und soziale Akzeptabilität von Sprachhandlungen ausgelegt ist. Es wird daher vorgeschlagen, Sprachkompetenz zusammen mit einer moralisch begründeten Bereitschaft zur Kooperation als Sprachkultiviertheit eines Sprechers aufzufassen, die in enger Wechselwirkung mit der Sprachkultur einer Sprachgemeinschaft steht. In einem zweiten Teil wird vor dem Hintergrund der bisherigen innersprachwissenschaftlichen Debatte um sprachwissenschaftliches Beschreiben vs. Bewerten vorgeschlagen, Moral und Moralität als Bewertungsdimensionen in eine sprachwissenschaftlich fundierte Sprachkritik zu integrieren und entsprechende Bewertungs kriterien sprachhandlungstheoretisch (z. B. über Handlungsmaximen und Argumentationsstandards) zu begründen.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Inhaltsverzeichnis V
  3. Sprache im Urteil der Öffentlichkeit und das Urteil der Öffentlichkeit aus der Sicht der Sprachwissenschaft: Einleitung in das Handbuch 1
  4. I. Sprache – Urteil – Öffentlichkeit: Lokalisierung und Problematisierung des Gegenstandsbereichs
  5. 1. ‚Sprache‘ – ‚Metasprache‘ – ‚Metapragmatik‘: Sprache und sprachliches Handeln als Gegenstand sozialer Reflexion 11
  6. 2. Prescriptive acts: A performative theory of language standardization 31
  7. 3. ,Öffentlichkeit‘ – ‚Laien‘ – ‚Experten‘: Strukturwandel von ‚Laien‘ und ‚Experten‘ in Diskursen über ‚Sprache‘ 54
  8. II. Theoretische und methodische Zugänge
  9. 4. Sprachreflexion und Kognition: Theorien und Methoden der Spracheinstellungsforschung 83
  10. 5. Sprachreflexion und Diskurs: Theorien und Methoden der Sprachideologieforschung 107
  11. 6. Folk Linguistics and the Perception of Language Variety 140
  12. 7. Bewerten und Beschreiben in Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit: Forschungsfelder und sprachtheoretische Grundlagen einer linguistischen Sprachkritik 165
  13. III. Sprache im Urteil der Öffentlichkeit – Historische Perspektiven
  14. 8. Sprache und Nation: Sprachreflexion und Sprachbewertung im Kontext gesellschaftspolitischer Identitätsbildung 191
  15. 9. Sprache und Aufklärung. Sprachreflexion und Sprachbewertung als Mittel zum Zweck gesellschaftlicher Demokratisierung 218
  16. 10. Sprachrichtigkeit und Sprachlogik: Von der ‚reinen‘ Sprache zum ‚klaren‘ Gedanken 243
  17. 11. Einheitlichkeit und Vereinheitlichung – Verstehen und Verständigung: Eine metasprachliche Diskursfigur – am Beispiel des Deutschen 268
  18. IV. Sprache im Urteil der Öffentlichkeit – Themen gegenwärtiger Sprachreflexion
  19. 12. ‚Anglisierung‘ und ‚Globalisierung‘: Aktuelle Diskurse zu Entlehnungen und moderner Sprachpurismus 291
  20. 13. Schrift und Schreiben in der gegenwärtigen Sprachreflexion 309
  21. 14. Wie sagt man hier? Bewertungen von Dialekt, Regionalsprache und Standard im Spannungsfeld regionaler Identität und sozialer Distinktion 333
  22. 15. Ethnolekt im Diskurs: Geschichte und Verfahren der Registrierung ethnisch geprägter Sprechweisen in Deutschland 353
  23. 16. Sprache und Diskriminierung: Soziale Ungleichheit als Gegenstand emanzipatorischer Sprachpolitik 383
  24. 17. Gutes Deutsch, schlechtes Deutsch: Sprachrichtigkeit und Normen als metasprachliches Thema 400
  25. 18. Sprache und Moral: Vom guten Sprechen als gutem Handeln 424
  26. 19. Neue Kommunikationsformen, neue Probleme? Zum Verhältnis von Sprachkompetenz und Mediengebrauch 447
  27. Sachverzeichnis 467
Downloaded on 22.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110296150-019/html
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