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11 Muskelerkrankungen und Neuropathien

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Pathologie des Bewegungsapparates
Ein Kapitel aus dem Buch Pathologie des Bewegungsapparates
11 Muskelerkrankungen und NeuropathienJoachim Weis11.1 EinleitungEtwa 1/3 der Körpermasse eines Menschen besteht aus Skelettmuskulatur. Die Muskel-schwäche ist das Kardinalsymptom sowohl der primären Myopathien als auch der se-kundären Schädigungen der Skelettmuskulatur, darunter der neurogenen Muskelatro-phien. Skelettmuskulatur und peripheres Nervensystem sind häufig im Rahmen vonsystemischen Entzündungsprozessen wie Vaskulitiden und außerdem bei Stoffwechsel-störungen wie Diabetes mellitus betroffen. Die Muskel- bzw. Nervenschädigung imZusammenhang mit diesen Krankheitsprozessen ist oft recht selektiv.Die primären Krankheiten der Skelettmuskulatur (Myopathien) umfassen u. a. dieMuskeldystrophien sowie die kongenitalen Myopathien, die Myositiden und die toxi-schen Skelettmuskelschädigungen. Analog wird bei den Krankheiten des PNS (Neuro-pathien) die Gruppe der hereditären Neuropathien von den nichthereditären, darunterden entzündlichen (Neuritiden) und Dysimmun- bzw. Amyloid-Neuropathien, denparaneoplastischen und den toxischen Neuropathien unterschieden. Bei den Neuro-pathien ist in der Regel das motorische System mitbetroffen (sensomotorische Neuro-pathie) bzw. sogar selektiv geschädigt (Motoneuronerkrankungen). Aus der Neurode-generation im PNS resultiert eine sekundäre Degeneration der Skelettmuskulatur(neurogene Muskelatrophie).Muskel- und Nervenbiopsien werden mit einer stetig zunehmenden Zahl von Me-thoden diagnostisch ausgewertet (Weis et al., 2009a). Dazu zählen die klassischenVerfahren der Paraffinschnitt-Histologie sowie der Enzymhistochemie und der Semi-dünnschnitt- und Ultradünnschnitt-Technik einschließlich Elektronenmikroskopie. InKombination mit den immer differenzierteren immunhistochemischen Methoden er-lauben diese Verfahren in vielen Fällen eine Zuordnung des Krankheitsbildes. Immun-histochemie und Elektronenmikroskopie geben vor allem in der Diagnostik entzündli-cher Myo- und Neuropathien und bei erblichen Krankheiten der Muskulatur und desPNS wegweisende Informationen. Immunhistochemisch können zahlreiche Struktur-proteine der Muskel- und Nervenfasern sowie Populationen von Entzündungszellenmarkiert werden. Muskel- und Nervenbiopsien können darüber hinaus für quantitativeProteinuntersuchungen mittels Western Blot sowie für DNA-Analysen verwendet wer-den. Letztere sind allgemein bei Verdacht auf hereditäre Myo- und Neuropathien, be-sonders aber bei mitochondrialen Erkrankungen von Interesse. Mutationen der mito-chondrialen DNA sind in den verschiedenen Geweben unterschiedlich verteilt(Heteroplasmie), manifestieren sich aber häufig in der Skelettmuskulatur, sodass zumNachweis einer mitochondrialen Erkrankung in vielen Fällen Skelettmuskelgewebehistopathologisch, biochemisch und DNA-analytisch untersucht werden muss.

11 Muskelerkrankungen und NeuropathienJoachim Weis11.1 EinleitungEtwa 1/3 der Körpermasse eines Menschen besteht aus Skelettmuskulatur. Die Muskel-schwäche ist das Kardinalsymptom sowohl der primären Myopathien als auch der se-kundären Schädigungen der Skelettmuskulatur, darunter der neurogenen Muskelatro-phien. Skelettmuskulatur und peripheres Nervensystem sind häufig im Rahmen vonsystemischen Entzündungsprozessen wie Vaskulitiden und außerdem bei Stoffwechsel-störungen wie Diabetes mellitus betroffen. Die Muskel- bzw. Nervenschädigung imZusammenhang mit diesen Krankheitsprozessen ist oft recht selektiv.Die primären Krankheiten der Skelettmuskulatur (Myopathien) umfassen u. a. dieMuskeldystrophien sowie die kongenitalen Myopathien, die Myositiden und die toxi-schen Skelettmuskelschädigungen. Analog wird bei den Krankheiten des PNS (Neuro-pathien) die Gruppe der hereditären Neuropathien von den nichthereditären, darunterden entzündlichen (Neuritiden) und Dysimmun- bzw. Amyloid-Neuropathien, denparaneoplastischen und den toxischen Neuropathien unterschieden. Bei den Neuro-pathien ist in der Regel das motorische System mitbetroffen (sensomotorische Neuro-pathie) bzw. sogar selektiv geschädigt (Motoneuronerkrankungen). Aus der Neurode-generation im PNS resultiert eine sekundäre Degeneration der Skelettmuskulatur(neurogene Muskelatrophie).Muskel- und Nervenbiopsien werden mit einer stetig zunehmenden Zahl von Me-thoden diagnostisch ausgewertet (Weis et al., 2009a). Dazu zählen die klassischenVerfahren der Paraffinschnitt-Histologie sowie der Enzymhistochemie und der Semi-dünnschnitt- und Ultradünnschnitt-Technik einschließlich Elektronenmikroskopie. InKombination mit den immer differenzierteren immunhistochemischen Methoden er-lauben diese Verfahren in vielen Fällen eine Zuordnung des Krankheitsbildes. Immun-histochemie und Elektronenmikroskopie geben vor allem in der Diagnostik entzündli-cher Myo- und Neuropathien und bei erblichen Krankheiten der Muskulatur und desPNS wegweisende Informationen. Immunhistochemisch können zahlreiche Struktur-proteine der Muskel- und Nervenfasern sowie Populationen von Entzündungszellenmarkiert werden. Muskel- und Nervenbiopsien können darüber hinaus für quantitativeProteinuntersuchungen mittels Western Blot sowie für DNA-Analysen verwendet wer-den. Letztere sind allgemein bei Verdacht auf hereditäre Myo- und Neuropathien, be-sonders aber bei mitochondrialen Erkrankungen von Interesse. Mutationen der mito-chondrialen DNA sind in den verschiedenen Geweben unterschiedlich verteilt(Heteroplasmie), manifestieren sich aber häufig in der Skelettmuskulatur, sodass zumNachweis einer mitochondrialen Erkrankung in vielen Fällen Skelettmuskelgewebehistopathologisch, biochemisch und DNA-analytisch untersucht werden muss.
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