Genetische Prädisposition für Wilms-Tumor
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B. Royer-Pokora
Zusammenfassung
Wilms-Tumor (WT) ist ein embryonaler Tumor der Niere, der auf eine aberrante Proliferation von frühen Nierenvorläuferzellen zurückzuführen ist. Das WT1-Gen, welches eine Funktion bei der Nieren- und Genitalentwicklung hat, ist in 10–15% der Tumoren mutiert. Keimbahnmutationen in diesem Gen werden bei Patienten mit Urogenitalfehlbildungen, isoliertem nephrotischem Syndrom, Denys-Drash-Syndrom, Frasier-Syndrom, WAGR-Syndrom (Wilms-Tumor/Aniridie/Genitalfehlbildung/mentale Retardierung) sowie selten bei familiärem WT gefunden. Patienten mit WT1-Keimbahnmutation haben ein hohes Risiko für unilaterale WT sowie syn- oder metachrone bilaterale WT (BWT), die auch noch später im Leben auftreten können. Ein erhöhtes WT-Risiko wird außerdem bei einigen Großwuchssyndromen, verschiedenen Tumorprädispositionssyndromen und bestimmten konstitutionellen Aneuploidien gefunden. Embryonale Tumoren entstehen während einer frühen Entwicklungsphase, wenn die Zellen noch eine hohe Zellteilungsrate haben. Mutationen, die eine normale Differenzierung inhibieren, führen zu einem expandierten Zellpool, in dem weitere genetische Veränderungen auftreten können. Da viele Gene diese Prozesse steuern, könnte dies erklären, warum ein erhöhtes WT-Risiko bei verschiedenen genetischen Syndromen zu beobachten ist.
Abstract
Wilms tumor (WT) is an embryonal tumor of the kidney and is due to aberrant proliferation of early precursor cells. WT1 mutations are found in 10–15% of WT. The WT1 gene has a function during normal kidney and genital development. Germline mutations in this gene are found in patients with urogenital abnormalities, isolated nephrotic syndrome, Denys Drash syndrome, Frasier syndrome, WAGR syndrome (Wilms tumor, aniridia, genital malformation, and mental retardation), and some rare cases of familial WT. These patients are at high risk of unilateral WT, and also of synchronous or metachronous bilateral WT, which may occur later in life. An elevated risk of WT is also observed in some overgrowth syndromes, various tumor predisposition syndromes, and specific constitutional aneuploidies. Embryonal tumors develop during early phases of development when cells still have a high doubling rate. Aberrations that delay or inhibit the switch from proliferation to differentiation lead to an expanded cell pool, in which further mutations can occur in various genes that regulate this process. This may explain the heterogeneous diseases/genetic aberrations that are associated with an elevated risk of WT.
© Springer Medizin Verlag 2007
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