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Zwischen Investitionsorientierung, finanzieller Sicherheit und Konsumkritik: Eine Typologie von Eigentumsarrangements in Paarbeziehungen

  • Robin K. Saalfeld ORCID logo
Published/Copyright: August 23, 2025
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Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht kollektive Orientierungsrahmen im Umgang mit Privateigentum anhand einer qualitativ-rekonstruktiven Paarinterviewstudie. Es wurden sechs Typen paarspezifischen Doing Propertys identifiziert, die entlang verschiedener Dimensionen (Eigentumsportfolio, Investitions- und Konsumverhalten, etc.) ausdifferenziert und mit den Ebenen Doing Couple und Doing Gender verknüpft sind. Insgesamt erweist sich der Umgang mit Privateigentum als heterogen: Er reicht von investitionsorientierten Paaren, die Eigentum als Asset betrachten, über sicherheitsorientierte Paare, die Eigentum als gemeinschaftliches oder individualisiertes Besitzverhältnis begreifen, bis hin zu Paaren, die die Relevanz von Privateigentum in Frage stellen, um einen kritischen Umgang ringen oder Eigentumsknappheit bewältigen müssen. Die Befunde liefern neue Einblicke in die soziale Strukturierung von Eigentum in Paarbeziehungen und eröffnen Perspektiven für die Erforschung seiner Rolle in der Reproduktion sozialer Ungleichheit.

Abstract

This article explores collective orientations toward private property based on a qualitative-reconstructive study of couple interviews. Six types of couple-specific property arrangements are identified, differentiated by dimensions such as property portfolios, investment and consumption behavior etc., and linked to the analytical levels of doing couple and doing gender. These arrangements vary widely: from investment-oriented couples who view property as an asset, to security-oriented couples who perceive it as joint or individualized ownership, to couples who question the relevance of private property, engage in critical negotiations over its meaning, or cope with property scarcity. The findings offer new insights into how private property is socially structured within intimate relationships and highlight its role in the reproduction of social inequality.

1 Einleitung

Getrennte Konten, aber gemeinsame Wohnung – Eigentum ist in Paarbeziehungen alles andere als unkompliziert. Tatsächlich zeigen sich in solchen Arrangements nicht nur Vorstellungen darüber, was „gemeinsam“ oder „individuell“ bedeutet. Vielmehr dokumentieren sie auch grundlegende Orientierungen und Werthaltungen, mit denen Paare auf gesellschaftliche Transformationsprozesse des Privateigentums reagieren. Allerdings wurde bisher kaum untersucht, wie sich solche kollektiven Orientierungsrahmen bei Paaren ausgestalten und welche Bedeutung Privateigentum dabei erhält. Zwar liegen zahlreiche Studien zur Geldverwaltung von Paaren vor, die den Zugang zu und das Verfügen über Geld in Paarbeziehungen beleuchten (vgl. Althaber et al. 2023; Lott 2009; Ludwig-Mayerhofer 2007; Pahl 1989; Vogler et al. 2006). Diese konzentrieren sich allerdings fast ausschließlich auf Einkommen (Eigentumsströme: Flows) und vernachlässigen die mindestens ebenso wichtigen, langfristig wirksamen Eigentumsbestände (Vermögen: Stocks), etwa in Form von Immobilien, Finanzanlagen oder Sparvermögen. Dabei gewinnt gerade Vermögen gesellschaftlich zunehmend an Bedeutung (Piketty 2014), ist deutlich ungleicher verteilt als Einkommen (Pfeffer & Waitkus 2021) und erzeugt erhebliche soziale Ungleichheiten (Chancel et al. 2023).

Vor dem Hintergrund wachsender ökonomischer Ungleichheiten und der zunehmenden Bedeutung von Vermögen lässt sich beobachten, dass sich die gesellschaftliche Rolle des Privateigentums verändert. Immer mehr Lebensbereiche werden eigentumsförmig organisiert, und die Grenze dessen, was als eigentumsfähig gilt, wird fortlaufend ausgeweitet (van Dyk et al. 2024). Zugleich entstehen als Reaktion auf diese „Entgrenzung des Eigentums“ (Siegrist 2007) kritische Gegenentwürfe, die auf kollektive Eigentumsformen, Sharing-Economies oder öffentliche Infrastrukturen setzen (Dardot & Laval 2019; Foundational Economy Collective 2019; Neckel 2022; Ostrom 1990; Robeyns 2024). Es ist überraschend, dass bislang kaum untersucht wurde, wie sich dieser „Proprietarismus“ (Piketty 2020: 169) – eine auf Privateigentum fixierte Lebens- und Wirtschaftsweise, die als zentrale und zugleich krisenerzeugende Konstante der modernen westlichen Welt gilt – in alltäglichen Praktiken und Deutungsprozessen der Akteure zeigt und durch diese mitgestaltet wird. Die vorliegende Untersuchung schließt an diese Forschungslücke an, indem sie die Mikroprozesse von Paaren in Deutschland in ihrem Umgang mit Privateigentum im Kontext dynamisierter Eigentumsverhältnisse in den Blick nimmt. Gerade in Paarbeziehungen, in denen gemeinsam gewirtschaftet, gewohnt und geplant wird, geraten Fragen des Eigentums in verdichteter Form in den Blick.

Diese privaten Eigentumsverhältnisse sind nach wie vor von erheblichen Ressourcenungleichheiten geprägt. So bezeugen zahlreiche quantitative Studien, dass Frauen in heterosexuellen Paarbeziehungen sowohl weniger Einkommen (Dieckhoff et al. 2020; Haupt & Strauß 2022) als auch weniger Vermögen (Grabka et al. 2015; Kapelle & Lersch 2020) einbringen als ihre Partner. Diese Ungleichheiten verstärken sich oft nach der Geburt von Kindern (Lersch et al. 2017; Musick et al. 2020). Zwar kann Wohneigentum als gemeinsamer Besitz in Paarbeziehungen vermögensausgleichend wirken (Nutz & Gritti 2021), dennoch zeigen sich nach Scheidungen bzw. Trennungen oft deutliche ökonomische Nachteile für Frauen (Leopold 2018; Sierminska 2017: 78), insbesondere bei nicht-ehelichen Trennungen (Boertien & Lersch 2021).

Diese innerpartnerschaftlichen Ungleichheiten stehen im Widerspruch zu einer zunehmenden Verbreitung egalitärer und partnerschaftlicher Beziehungsideale (Behnke et al. 2013; Giddens 1992; Leupold 1983), die das mit geschlechtlichen Ungleichheiten verknüpfte romantische Liebesideal zunehmend ablösen (Burkart 2018). Diese Diskrepanz zwischen faktischer Ungleichverteilung und egalitären Beziehungsidealen verweist auf die Relevanz, Eigentumspraxen in Paarbeziehungen nicht nur als rechtliche oder ökonomische Konstellationen, sondern als alltagsweltlich gerahmte Aushandlungsprozesse zu untersuchen. Darüber hinaus bestehen nicht nur innerhalb von, sondern auch zwischen Paaren Eigentumsungleichheiten, etwa zwischen Ost- und Westdeutschland (Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2021: 70 ff., 313 ff.; Frick et al. 2010) oder entlang sozialer Klassen und Milieus (Koppetsch & Speck 2015). Erbschaften und Schenkungen – zentrale Komponenten der langfristigen Vermögensbildung – werfen zusätzlich Fragen zur intergenerationalen Reproduktion von privaten Eigentumsverhältnissen auf und können bestehende Geschlechterungleichheiten sogar noch verstärken (Bessière & Gollac 2023; Lareau 2022).

Um diese Forschungslücken zu schließen, untersucht der vorliegende Beitrag erstmals die Mikroprozesse, mit denen Paare in Deutschland ihren Umgang mit Privateigentum gestalten und interpretieren. Wie blicken Paare auf ihr Eigentum? Wem sprechen sie es innerlich zu, und welche Bedeutung geben sie gemeinsamen oder individuellen Eigentumsobjekten? Gerade diese subjektiven Deutungen und alltäglichen Praktiken sind entscheidend, um zu verstehen, wie Ungleichheiten entstehen, fortbestehen oder sogar überwunden werden können. Genau diesen bisher wenig erforschten Deutungsprozessen – sozusagen „am bescheidenen Gartenzaun“ (Blomley 2013: 48) – widmet sich der Beitrag. Er gliedert sich wie folgt: Zunächst wird der konzeptionelle Rahmen zu Privateigentum entwickelt (2) und der Forschungsstand zum Umgang von Paaren mit Privateigentum aufgearbeitet (3). Anschließend folgt die Vorstellung des Forschungsdesigns der qualitativen Interviewstudie (4), bevor die empirischen Ergebnisse in Form einer Typologie paarspezifischer Eigentumsarrangements präsentiert werden (5). Abschließend werden die zentralen Ergebnisse zusammengefasst, konzeptionell reflektiert und Perspektiven für künftige Forschungen aufgezeigt (6). Insgesamt erweitert der Aufsatz die Paar- und Eigentumsforschung um eine empirisch fundierte Typologie paarspezifischer Eigentumsarrangements und legt erste Grundlagen für die Analyse von Eigentum als sozialer Strukturkategorie im Privaten.

2 Von gesellschaftlichen Eigentumsverhältnissen, Doing Property und paarspezifischen Eigentumsarrangements: theoretisch-konzeptionelle Grundlagen

Privateigentum ist mehr als bloßer Besitz. Es handelt sich um eine gesellschaftliche Institution, die festlegt, wer was haben, nutzen oder weitergeben darf. Als „Leitinstitution moderner Gesellschaften“ (Siegrist 2006: 15) weist sie Eigentumssubjekten (wie Privatpersonen, Unternehmen oder Organisationen) Eigentumsobjekte (etwa Grundstücke, Sachgüter, Kapital oder immaterielle Güter) zur Nutzung und Verfügung zu (Carruthers & Ariovich 2004). Dabei regelt Eigentum nicht nur den Zugang zu Dingen, sondern vor allem das Verhältnis zwischen (juristischen) Personen: in Staaten, Märkten, aber ebenso im Alltag von Familien und Paarbeziehungen. So bestimmt Privateigentum nicht nur, wer über welche Ressourcen verfügt, sondern auch, wer von deren Nutzung ausgeschlossen wird, wer Kontrolle ausübt, wer Verantwortung trägt und wer von Entscheidungen über Eigentum ausgeschlossen bleibt (Macpherson 1990).

Die verbreitete Vorstellung, Eigentum sei lediglich ein dyadisches Verhältnis zwischen Eigentumssubjekt und -objekt, greift dabei zu kurz. Eigentumsverhältnisse sind triadisch strukturiert (Carruthers & Ariovich 2004: 24). Wer Eigentum besitzt, kann andere von dessen Nutzung ausschließen und so deren Handlungsmöglichkeiten und Lebenschancen begrenzen (Roemer 1989). Eigentum bedeutet also auch, soziale Beziehungen zu gestalten, Zugang zu kontrollieren und Macht auszuüben. Was es dabei von bloßem Besitz unterscheidet, ist die gesellschaftliche Anerkennung von Eigentumsrechten, sei es durch ein formales Rechtssystem oder durch informelle Regeln (Pistor 2019). Es handelt sich allerdings nicht – wie verschiedene Rechts- und Ökonomietheorien klarstellen – um ein einheitliches Recht, sondern um ein Bündel unterschiedlicher Teilrechte (Bundle of Rights). Dazu zählen das Recht auf Besitz, Nutzung, Verwaltung, Ertrag, Kapitalwert, Schutz vor Enteignung, Veräußerung, Vererbung, Verpfändung, zeitlich unbegrenzte Verfügung sowie die Pflicht zur Schadensvermeidung (Honoré 1961). Privateigentum ist somit stets relational verfasst und seine konkrete (rechtliche) Ausgestaltung Ausdruck gesellschaftlicher Ordnung.

In liberalen Gesellschaften gilt Privateigentum als Fundament individueller Freiheit: Wer Eigentum besitzt, kann über Güter verfügen, sich gegen Eingriffe absichern und wirtschaftlich unabhängig agieren (Dagan 2021). Diese Vorstellung basiert nicht auf individuellem Besitz allein, sondern auf gesellschaftlichen Eigentumsordnungen, die diesen absichern (Adkins et al. 2020; Carruthers & Ariovich 2004; Pistor 2019). Erst die sozialen, rechtlichen und kulturellen Institutionen moderner Staaten garantieren Eigentümer:innen, dass sie innerhalb eines gesicherten Rahmens mit ihrem Eigentum tun und lassen können, was sie wollen (Zukin & DiMaggio 1990). Der liberal gedachte Schutz individueller Freiheit durch Eigentum geht so auch mit der Reproduktion gesellschaftlicher Machtverhältnisse einher, denn der Zugang zu Eigentum ist historisch und sozial ungleich verteilt. Wer was besitzen kann, hängt nicht nur von rechtlichen Regularien ab, sondern ebenso von sozialer Herkunft, Bildung, Klasse, Geschlecht und anderen strukturellen Faktoren wie Steuerregime, Kreditmärkte oder länderspezifische Eigentumspolitiken (Bourdieu 2006). Eigentum ist daher nicht einfach „gegeben“, sondern Resultat gesellschaftlicher Bedingungen, die beeinflussen, wie es erworben, genutzt, vererbt und verteilt wird (Adkins et al. 2020; Carruthers & Ariovich 2004).

Diese Bedingungen befinden sich gegenwärtig im Wandel. So ist von einer „Entgrenzung des Eigentums“ (Siegrist 2007) die Rede: Eigentum erstreckt sich längst nicht mehr nur auf materielle Güter wie Immobilien oder Produktionsmittel, sondern zunehmend auch auf immaterielle, biologische und digitale Ressourcen, etwa kulturelles Wissen, genetisches Material oder digitale Daten (van Dyk et al. 2024: 8). Zugleich rücken die negativen Externalitäten der gesellschaftlichen Eigentumsordnung stärker in den Blick: Privateigentum steht im Zusammenhang mit ökologischen und Finanzkrisen, sozialen Polarisierungen und extremer Reichtumskonzentration (Chancel et al. 2023). Parallel dazu entstehen gesellschaftliche und politische Initiativen, die auf neue Formen kollektiven Besitzes, gerechterer Verteilung und demokratischer Steuerung abzielen, etwa in Form von Gemeingütern (Commons), öffentlicher Infrastruktur, hybriden Besitzmodellen oder Sharing-Economies (Dardot & Laval 2019; Foundational Economy Collective 2019; Neckel 2022; Robeyns 2024). Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich Privateigentum als gesellschaftliche Basisinstitution aktuell im Umbruch befindet (van Dyk et al. 2024).

Privateigentum ist zwar primär rechtlich codiert (Pistor 2019), entfaltet seine Wirksamkeit jedoch auch jenseits formeller Regelungen, etwa in informellen Normen, Gewohnheiten und alltäglichen Praktiken (Blomley 2013). (Um-)Deutungen von Eigentumstiteln, alltägliche Routinen oder symbolische Grenzziehungen tragen dazu bei, Eigentumsansprüche sozial zu legitimieren, aufrechtzuerhalten oder infrage zu stellen. Diese soziale Dimension des Eigentums wird in der soziologischen Debatte zunehmend unter dem Begriff des Doing Property gefasst, einem Konzept, das die alltagspraktische (Re-)Produktion von Eigentum in den Blick nimmt (Saalfeld & Scholz 2023). Gemeint sind Praktiken und Deutungsmuster, durch die die Verfügung über Eigentumsobjekte ermöglicht oder begrenzt wird.

Kurzum: Privateigentum spielt in liberal geprägten Gesellschaften eine zentrale Rolle, gilt als Garant individueller Freiheit und als Voraussetzung für wirtschaftliche Teilhabe und Selbstbestimmung (Dagan 2021). Es ist eine tragende – aber auch krisenerzeugende – Säule kapitalistischer Wirtschaftssysteme und zentrales Ordnungsprinzip moderner Gesellschaften (Siegrist 2006; van Dyk et al. 2024). Als gesellschaftliche Leitinstitution strukturiert es soziale Beziehungen, regelt die Verfügung über Ressourcen und schafft zugleich soziale Ungleichheiten. Seine Wirkung entfaltet Eigentum dabei nicht nur im Recht, sondern ebenso in alltäglichen Deutungen und Praktiken: im Doing Property, das Eigentumsansprüche erzeugt, stabilisiert oder auch infrage stellt.

2.1 Konzeptionelle Perspektive auf Privateigentum in Paarbeziehungen

Die soziale Praxis des Eigentums lässt sich besonders prägnant in Paarbeziehungen beobachten. Diese bilden alltägliche Handlungskontexte, in denen Eigentum nicht nur verwaltet, sondern auch erzeugt, interpretiert und verhandelt wird. Spätestens, wenn ein Paar zusammenzieht und ab dann auch eine „Wirtschaftsgemeinschaft“ (Lenz 2009: 178) bildet, stellen sich Fragen danach, wie mit bereits vorhandenem Eigentum umgegangen wird, was neu angeschafft werden soll und wem künftig was gehört. Es gilt zu entscheiden, ob und welche Möbel, Haushaltsgeräte oder Wertgegenstände gemeinsam genutzt, neu gekauft oder individuell eingebracht werden, und auf welche Weise diese Entscheidungen getroffen werden. Ebenso müssen Paare klären, wie sie ihren Alltag finanzieren, wer für welche Ausgaben aufkommt und in welchem Verhältnis gemeinsames und individuelles Eigentum zueinanderstehen sollen (Saalfeld et al. 2025). Dabei geht es auch um die Entwicklung einer gemeinsamen, langfristigen Eigentumsperspektive, etwa im Hinblick auf Wohneigentum, Altersvorsorge oder Erbschaften. In solchen Prozessen überlagern sich rechtliche Rahmenbedingungen, individuelle Dispositionen und Vorstellungen von Partnerschaft, Gerechtigkeit und Verantwortung. Eigentum wird so in Form paarspezifischer, informeller Arrangements greifbar.

In rechtlich-konzeptioneller Hinsicht agieren in Paarbeziehungen zwei erwachsene Eigentumssubjekte, die im Rahmen der geltenden Eigentumsordnung die Verfügung über eigene bzw. gemeinsame Eigentumsobjekte regeln. Das betrifft sowohl Eigentumsflüsse (Flows), also monatliche Haushaltseinkünfte, die die Grundlage der Alltagsökonomie der Paare bilden, als auch Eigentumsbestände (Stocks) wie Vermögen (Bar-, Spar-, Finanz-, Betriebsvermögen), Wohneigentum, Wertgegenstände, aber auch Schulden in Form von Verbraucherkrediten, Hypotheken und Darlehen (Saalfeld & Scholz 2023; Saalfeld & Mann 2024; Saalfeld et al. 2025).

Die rechtliche Rahmung solcher Eigentumsverhältnisse variiert je nach rechtlichem Status der Paare. Bei verheirateten Paaren ist insbesondere der gesetzliche Güterstand relevant. In Deutschland gilt ohne Ehevertrag die Zugewinngemeinschaft: Die Ehegatt:innen bleiben zwar formal individuelle Eigentümer:innen ihrer Eigentumsflüsse und -bestände vor und während der Ehe; im Scheidungsfall erfolgt aber ein Ausgleich der während der Ehe erworbenen Eigentumszuwächse (Meder 2013). Alternativ kann die Gütertrennung vereinbart werden, bei der keinerlei eigentumsrechtliche Beteiligung vorgesehen ist. Die Gütergemeinschaft, bei der voreheliches und während der Ehe erworbenes Eigentum gemeinschaftlich wird (inkl. Schulden, Schadensersatz- und Unterhaltsverpflichtungen), spielt praktisch keine Rolle mehr und gilt als „totes Recht“ (ebd.: 13, 15 f.). Bei nicht-verheirateten Paaren wiederum bleibt Eigentum jeweils im Besitz der Person, die es rechtlich erworben hat; gemeinsames Eigentum entsteht nur dann, wenn es ausdrücklich als solches begründet wird, etwa durch einen gemeinsamen Kaufvertrag oder eine vertragliche Klausel. Allerdings können auch nicht-verheiratete Paare rechtlich als wirtschaftliche Einheit adressiert werden, etwa im Kontext sozialstaatlicher Anrufung: Seit den Hartz-IV-Reformen werden sie unter bestimmten Voraussetzungen als sogenannte Bedarfsgemeinschaften geführt, in denen das Einkommen und Vermögen beider Partner:innen bei der Berechnung von Transferleistungen berücksichtigt wird. Dadurch entstehen faktisch ökonomische Verflechtungen und gegenseitige Verantwortlichkeiten, die über das Güter- und Familienrecht hinausreichen und mitunter den rechtlich-individuellen Eigentumstiteln zuwiderlaufen.

Rechtliche Vorgaben determinieren das Doing Property von Paaren allerdings nicht. Wie eine Studie zeigte, sind der Mehrheit der deutschen Paare güterrechtliche Aspekte der Ehe bspw. gar nicht bekannt (Wippermann et al. 2014: 39 ff.). Auch das steuerrechtlich relevante und tagespolitisch stark diskutierte Konzept des Ehegattensplittings, bei dem das Gesamteinkommen beider Ehegatt:innen gemeinsam versteuert wird – was insbesondere bei ungleichen Einkommen zu erheblichen Steuervorteilen führt – ist vielen kaum vertraut (ebd.: 41). Wutzler (2020) konnte zudem anhand von Interviews mit kurz vor der Eheschließung stehenden Paaren zeigen, dass rechtliche Vorgaben in den Alltagspraxen der Beziehungspersonen keineswegs eins zu eins übernommen werden. Vielmehr werden sie emotional gedeutet, angepasst oder sogar ignoriert. Insbesondere Eheverträge werden dabei nicht allein als juristische Instrumente betrachtet, sondern als Ausdruck eines Beziehungsverständnisses, das in einem Spannungsverhältnis zwischen emotionaler Verbundenheit und rechtlicher Rationalität steht (ebd.). Die Entscheidung für oder gegen einen Ehevertrag wird so zu einem symbolisch aufgeladenen Aushandlungsprozess, in dem sich Paare aktiv mit den rechtlichen Implikationen ihrer Beziehung auseinandersetzen. Dies verweist auf eine zentrale Einsicht: Rechtliche Regelungen rahmen das Doing Property, aber sie greifen erst in dem Maße, in dem sie individuell angeeignet, interpretiert und in den Beziehungskontext übersetzt werden.

Doch nicht nur institutionelle Vorgaben, sondern vor allem auch individuelle Dispositionen prägen das Doing Property von Paaren. Eigentum ist – im Bourdieuschen Sinne – nicht nur juristisch und ökonomisch, sondern wird habituell erfahren. Der sogenannte „Eigentumssinn“ (Bourdieu & Saint Martin 2006) bezeichnet dabei jene dispositionellen Orientierungen, die sich aus der sozialen Herkunft, den verfügbaren Kapitalien und dem familialen Erfahrungshorizont herausgebildet haben. Sie betreffen insbesondere Präferenzen, Zielvorstellungen und Praktiken im Umgang mit Eigentum, etwa ob und welche Form von Wohneigentum angestrebt oder in welchem Maße Verschuldung zur Eigentumserlangung in Kauf genommen wird (ebd.). In Paarbeziehungen treffen solche individuellen Eigentumsdispositionen aufeinander. Die „Individuen-in-Beziehungen“ (Wimbauer & Motakef 2017: 2) müssen sie in einer Partnerschaft zusammenbringen und in eine kollektive Eigentumsorientierung überführen, die dann als Grundlage paarspezifischer Entscheidungen fungiert. Dabei sind nicht nur ökonomische Überlegungen, sondern auch normative Erwartungen, emotionale Deutungen und symbolische Zuschreibungen wirksam. Prozesse des Doing Property verschränken sich hier mit Prozessen des Doing Couple und Doing Gender, denn Fragen nach Eigentum berühren in Paarbeziehungen stets auch Vorstellungen von Verantwortung, Autonomie, Fürsorge und Gleichheit, insbesondere vor dem Hintergrund der eingangs erwähnten materiellen Ungleichheiten zwischen Partner:innen. Das Ergebnis sind paarspezifische Eigentumsarrangements, die als informelle Ordnungen den Umgang mit Eigentum strukturieren und – im Sinne einer „Selbst-Institutionalisierung“ (Maiwald 2009) – langfristige Standards setzen: Paare schaffen so durch aktive Aushandlungen oder auch stillschweigende Übereinkünfte eigene institutionelle Tatsachen im Umgang mit Eigentum, die es zu untersuchen gilt.

3 Eigentumsverhältnisse im Privaten: Historische Entwicklungen, Geschlechterungleichheiten und aktuelle Forschungslücken

Historisch gesehen war es zunächst die Frauenforschung, die sich noch intensiv mit der Bedeutung von Eigentum im Privaten auseinandersetzte. Zwar standen in diesen Analysen nicht explizit Paarbeziehungen im Vordergrund, sondern vielmehr der Familienverbund als sozial-ökonomische Einheit, doch wurden dabei Eigentumsverhältnisse als patriarchale Machtverhältnisse besonders herausgestellt (Beer 1990; Federici 2015; Weber 1971 [1907]). So verdeutlichen Studien zu privaten Eigentumsverhältnissen in der Feudalzeit, dass Männer als Familienoberhäupter nicht nur die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über sämtliche materielle Ressourcen und den zum familialen Verbund gehörenden Personalstand besaßen, sondern ihre Rolle als Eigentümer über Grund und Boden wesentliche Voraussetzung ihrer Ehefähigkeit darstellte (Beer 2010; Federici 2015). Mit der Industrialisierung wandelten sich diese Eigentumsverhältnisse hin zu sekundärpatriarchalen Strukturen, in denen das private Eigentum inklusive des durch Lohnarbeit erwirtschafteten Geldes weitestgehend der männlichen Verfügung unterstand, wenngleich auf indirektere Weise (Beer 2010). Auch das rechtliche Verständnis von Ehefähigkeit wandelte sich dahingehend, dass Männer nun auch ohne Grundbesitz oder Gewerbe – allein durch den Besitz ihrer Arbeitskraft – als ehefähig galten. In modernen Gesellschaften institutionalisierte sich das männliche Familienernährermodell mit der Beziehungsform der heterosexuellen Ehe: Die für die Erwerbsarbeit zuständigen Ehemänner hatten einen privilegierten Zugang zu Geld, während Ehefrauen primär für unentgeltliche familiale Versorgungsarbeiten verantwortlich waren und vom Ehemann alimentiert wurden.

Diese sekundärpatriarchalen Verhältnisse blieben – so zeigen Analysen zu den Geschlechterverhältnissen – auch im geteilten Deutschland bestehen, wenn auch mit dem Alleinernährer-Hausfrauenmodell und der „modernisierte[n] Versorgerehe“ (Pfau-Effinger 1993: 644) ab den 1960er Jahren in der BRD bzw. mit dem Doppelverdienermodell und dem „Leitbild der berufstätigen Mutter“ (Gysi & Meyer 1993) in der DDR unterschiedlich ausgeprägt. In diesen Studien trat die Frage nach der Verfügungsgewalt über Eigentum in den Hintergrund, während die Reproduktion von Geschlechterungleichheiten, insbesondere bei der Verteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit, untersucht wurde. Diese Entwicklung setzte sich in der späteren Frauen- und Geschlechterforschung sowie in der sich ab den 1990er Jahren etablierenden Paarsoziologie fort. Im Forschungsfokus standen nun primär innerpartnerschaftliche Arbeitsteilungsarrangements. Zahlreiche Studien belegten dabei die beständige Reproduktion vergeschlechtlichter Ungleichheitsstrukturen in Paarbeziehungen, selbst in Doppelverdienerhaushalten (Behnke & Meuser 2003), in Female-Breadwinner-Konstellationen (Jurczyk et al. 2019), und auch bei Paaren, die sich aufgrund neuer Freiheiten und veränderter Beziehungsideale (vgl. Beck & Beck-Gernsheim 2005; Burkart 2018; Giddens 1992) als besonders egalitär verstehen (Koppetsch & Speck 2015). Wurden im Rahmen dieses „ganz normale[n] Chaos der Liebe“ (Beck & Beck-Gernsheim 2005) materielle Ressourcen thematisiert, dann primär in Form des Erwerbseinkommens.

Auch die Vielzahl der Studien zur Geldverwaltung in Paarbeziehungen konzentriert sich nahezu ausschließlich auf Eigentumsflüsse (Einkommen) und vernachlässigt Fragen der Verfügung, Kontrolle und Verwaltung von Eigentumsbeständen (Vermögen). So konnte aufbauend auf der prominenten Typologie von Pahl (1989) für deutsche Paare festgestellt werden, dass über die Hälfte der Paare ihr Geld gemeinsam verwaltet, gefolgt von der getrennten Geldverwaltung, während die alleinige Verwaltung durch einen der Partner:innen kaum noch praktiziert wird (Althaber et al. 2023). Auch eher qualitativ ausgerichtete Studien zu den „Geldarrangements“ (Schneider et al. 2005: 209), die die „symbolische(n) Bedeutung(en) von Geld aus der Sicht des Paares“ sowie die „alltagspraktische Organisation des Umgangs mit Geld“ (ebd.: 210) in den Fokus rücken, konzentrieren sich primär auf das Erwerbseinkommen. Lediglich eine Geldverwaltungsstudie greift auch das Thema Eigentum auf, jedoch ohne spezifischen Fokus auf Deutschland: Ashby und Burgoyne (2008) betonen die Bedeutung der Eigentumswahrnehmung für die Wahl des Geldverwaltungssystems, etwa, wenn zusammengelegtes Geld als individueller Besitz wahrgenommen wird, während Geld auf getrennten Konten auch als gemeinsame Ressource betrachtet werden kann. Diese subjektive Wahrnehmung von Eigentümerschaft beeinflusse die finanzielle Autonomie der Partner:innen und den Diskussionsbedarf bei Ausgabenentscheidungen (ebd.).

Obwohl es keine spezifischen Studien dazu gibt, liegt die Annahme nahe, dass sich individuelle Erwartungen und Einstellungen zu Eigentum in Paarbeziehungen im Laufe der Zeit verändert haben, denn die rechtlichen, ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen sind heute komplexer und dynamischer als zur Zeit des „Primär-“ und „Sekundärpatriarchalismus“ (Beer 2010). Wichtige Treiber dieses Wandels sind die ökonomischen Transformationen nach der Wiedervereinigung (etwa Privatisierung und Deregulierung), die Neoliberalisierung des Arbeitsmarktes sowie eine sozialstaatliche Austeritätspolitik, die eine Orientierung am „Adult-Worker-Model“ (Lewis 2001: 154) fördert. Hinzu kommen die Bildungsexpansion von Frauen und kulturelle Veränderungen durch soziale Bewegungen, die „Pluralisierung und Individualisierung von Lebens- und Familienformen“ (Wimbauer 2003: 99) sowie veränderte Beziehungskonzepte, die mehr Partnerschaftlichkeit (Leupold 1983) betonen und Ideale von Gleichheit und Emanzipation fördern (Illouz 2019 [2007]). Diese Entwicklungen tragen nicht nur zu einem „Wandel der Intimität“ (Giddens 1992) bei, sondern könnten auch die privaten Eigentumsarrangements in Richtung egalitärerer Modelle verschieben, in denen Partner:innen zunehmend ähnliche Rechte und Verantwortlichkeiten übernehmen (wollen). Offen bleibt jedoch, inwiefern sich dieser Wille zur Eigentumsegalität im Alltag tatsächlich umsetzt und wie die Dynamisierung struktureller Eigentumsverhältnisse die private Praxis beeinflusst – eine Frage, die bislang unerforscht ist.

Der Annahme einer zunehmenden Egalisierung von Eigentumsverhältnissen stehen weiterhin erhebliche materielle Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen gegenüber. Der Gender Pay Gap in Deutschland betrug zuletzt 16 % (Destatis 2025) und zeigt sich besonders bei Paaren mit Kindern (Dieckhoff et al. 2020; Haupt & Strauß 2022). Betrachtet man Einkommensdifferenzen nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern über das gesamte Erwerbsleben hinweg, ergibt sich ein noch größeres Ungleichheitsbild. Glaubitz et al. (2024) beziffern den Gender Lifetime Earnings Gap für Geburtskohorten 1964 bis 1972 auf durchschnittlich 51 %; bei Frauen mit drei oder mehr Kindern steigt er sogar auf bis zu 68 %. Ähnlich verhält es sich mit Eigentumsbeständen: Auch hier zeigen quantitative Studien, dass der in Deutschland deutliche Gender Wealth Gap in Paarbeziehungen besonders ausgeprägt ist (Grabka et al. 2015), meist bereits zu Beginn der Partnerschaft besteht (Kapelle & Lersch 2020) und sich nach der Geburt von Kindern weiter vergrößert (Lersch et al. 2017).

Wohneigentum wirkt indes – im Gegensatz zum meist getrennt gehaltenen Finanzvermögen (Nutz & Lersch 2021) – oft ausgleichend, da es üblicherweise im gemeinsamen Eigentum steht (Nutz & Gritti 2021). Diese Eigentumskomponente wird zwar häufiger mit Paarbeziehungen in Verbindung gebracht, doch dominiert dabei der Fokus auf Privathaushalte statt auf die innerpartnerschaftliche Dynamik. So stellen Helbrecht und Geilenkeuser (2012) in Deutschland einen Generationenwandel fest: Durch demografische und rentenpolitische Veränderungen betrachten Privathaushalte selbstgenutztes Wohneigentum zunehmend als Investitionsgut zur Altersvorsorge und weniger als Konsumgut mit emotionalem Wert. Auch der Rolle kleinerer privater Vermieterhaushalte wird zunehmend mehr Aufmerksamkeit geschenkt (Kadelke 2023). Der Blick auf die spezifischen Eigentumsdynamiken innerhalb der Paarbeziehungen bleibt dabei allerdings aus.

Tabelle 1:

Soziodemographische Merkmale des Paarinterviewsamples

Kohorte 1

Kohorte 2

Kohorte 3

Total

16

12

19

Altersgruppe

59–78 Jahre

40–58 Jahre

20–39 Jahre

16

0

0

2

10

0

0

5

14

Ehestatus

verheiratet

nicht verheiratet

16

0

11

1

6

13

Elternschaft

mit Kindern

ohne Kinder

16

0

10

2

13

6

Regionale Herkunft

beide Ost

beide West

Ost/West

7

9

0

7

3

2

7

6

6

Sexuelle Orientierung

heterosexuell

homosexuell und queer

16

0

10

2

16

3

Netto-Haushaltseinkommen (in €)

Median

Minimum

Maximum

4000

1800

7200

5100

3115

24 800

2500

1350

5800

Bruttovermögen des Paares (in €)

Median

Minimum

Maximum

656 500

14 023

3.051 000

227 100

24 500

5.510 000

8028

530

232 000

Wurden in der Frauenforschung also einst noch vergeschlechtlichte Eigentumsverhältnisse thematisiert, verlagerte sich der Forschungsfokus zunehmend auf eine selektive Analyse ökonomischer Ressourcen in Paarbeziehungen, insbesondere des Erwerbseinkommens. Erst in jüngerer Zeit erweitern vor allem quantitative Ungleichheitsanalysen den Blick wieder, indem sie auch weitere Eigentumskomponenten betrachten, wobei weiterhin häufig das Geschlecht im Zentrum der Analyse steht.

Vereinzelt entstehen aktuell im internationalen Kontext qualitative Studien, die zeigen, wie Eigentum in Familien in subtile Formen männlicher Herrschaft eingebettet ist (Bessière & Gollac 2023; Lareau 2022). Ein Forschungsschwerpunkt liegt aktuell außerdem auf der Analyse der oberen Gesellschaftsschichten, besonders der Strategien, mit denen reiche und superreiche Familien Eigentum akkumulieren und über Generationen hinweg weitergeben (Beckert 2004, 2022; Higgins 2022; Pfeffer & Killewald 2018; Toft & Hansen 2022). Was fehlt, ist eine auf Paarbeziehungen in der breiten Bevölkerung fokussierte Untersuchung des Umgangs mit Eigentum.

4 Eigentumsorientierungen untersuchen: das Forschungsdesign

Erstmalig wird der allgemeine Umgang von Paaren mit Eigentum in der breiten deutschen Bevölkerung untersucht und dabei Eigentum umfassend, relational und als prozesshafte interaktive Praxis (Doing) betrachtet. Den Kern des empirischen Materials bilden 47 leitfadengestützte Paarinterviews, die zwischen 08/2021 und 01/2023 im Rahmen des Forschungsprojekts „Eigentumsungleichheit im Privaten“ (Teilprojekt B06 des Sonderforschungsbereichs 294: Strukturwandel des Eigentums) durchgeführt wurden. Um die Paarpraxis möglichst detailreich zu erheben, fanden die Interviews im häuslichen Umfeld der Paare statt. Ergänzt wurde die Datenerhebung durch Kurzfragebögen zu den quantitativen Eigentumsverhältnissen des Haushalts und der Einzelpersonen. Insgesamt hatten die Interviews eine durchschnittliche Länge von drei Stunden. Alle Paarinterviews wurden vollständig transkribiert und pseudonymisiert. Die Interviewpartner:innen wurden durch Studienflyer an öffentlichen Orten und in sozialen Medien, einen Radioaufruf sowie die Schneeballmethode rekrutiert. Ein Incentive in Höhe von 100 € diente als Motivation zur Teilnahme. Die breit angelegte Rekrutierungsstrategie zielte auf ein möglichst heterogenes Sample hinsichtlich soziodemographischer Merkmale (s. Tabelle 1).

Die Auswahl der Paare erfolgte nach zwei zentralen Kriterien: Erstens dem Jahr, in dem sie ihren gemeinsamen Haushalt gründeten, was zur Einteilung in drei Kohorten führte (Kohorte 1: Zeit des geteilten Deutschlands, vor 1989; Kohorte 2: während der Transformationsperiode, 1990–2005; Kohorte 3: Phase der Post-Transformation, ab 2006). Zweitens wurden nur Paare einbezogen, die aktuell zusammenleben und einen gemeinsamen Haushalt führen. Diese spezifische, allerdings nicht auf Repräsentativität abzielende Samplingstrategie war entscheidend, um Wandlungstendenzen im Umgang mit Eigentum über die Zeit hinweg zu identifizieren. Es ist jedoch möglich, dass diese Vorgehensweise eher wohlhabendere Paare begünstigt hat, da langfristige, stabile Beziehungen häufig mit höherer Vermögensbildung verbunden sind (Kapelle & Baxter 2021).

Die Typologie wurde im Rahmen der Dokumentarischen Methode gebildet, die eine schrittweise Rekonstruktion handlungsleitender Orientierungsrahmen erlaubt (Bohnsack et al. 2001), sich für die Analyse von Paarinterviews bewährt hat (Logemann & Egli 2024) und für eine Typenbildung besonders geeignet ist (Nohl 2013). Die Untersuchung orientierte sich dabei an einem analytischen Rahmen, der Eigentumspraxen in Paarbeziehungen entlang der Ebenen des Doing Property, des damit verbundenen Doing Couple und Doing Gender strukturierte. Während sich das Doing Property auf die praktische Handhabung und Deutung von Eigentum innerhalb der Paarbeziehung bezieht, zielt das Doing Couple auf die Beziehungslogiken, die den gemeinsamen oder getrennten Umgang mit Eigentum strukturieren, etwa in Bezug auf Verantwortlichkeiten (Arbeitsteilung), Gerechtigkeitsvorstellungen oder Prinzipien partnerschaftlichen Handelns. Das Doing Gender verweist auf geschlechtsgebundene Zuschreibungen, Handlungsmuster und symbolische Bedeutungen, die sich im Kontext von privaten Eigentumsarrangements zeigen und zur Reproduktion oder Irritation von Geschlechterverhältnissen beitragen. Diese Ebenen dienten als analytische Heuristik, um Eigentum nicht isoliert, sondern im vergeschlechtlichten Beziehungsgefüge zu betrachten. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die empirische Rekonstruktion der paarspezifischen Eigentumsorientierungen im Sinne des Doing Property. Die Ebenen des Doing Couple und Doing Gender werden zwar berücksichtigt, aber aus Gründen des Umfangs nicht systematisch und en detail entfaltet; ihre vertiefte Analyse erfolgt in separaten Veröffentlichungen.

In der Auswertung wurden zunächst die kollektiv geteilten Grundorientierungen der Paare im Umgang mit Eigentum fallübergreifend rekonstruiert und zu idealtypischen Mustern verdichtet (sinngenetische Typenbildung des Doing Property). Anschließend erfolgte eine Differenzierung dieser Orientierungsrahmen entlang jener Dimensionen, anhand derer sich die Paare im empirischen Material am deutlichsten unterschieden. Maßgeblich war dabei nicht nur die inhaltliche Relevanz einzelner Aspekte im Interviewleitfaden, sondern vor allem deren empirische Trennschärfe. So erwiesen sich beim Doing Property insbesondere das Eigentumsportfolio, der Eigentumsmodus, das Investitions- und Konsumverhalten sowie der Umgang mit Schulden als strukturierende Differenzlinien. Andere Themen, wie etwa das paarinterne Geldverwaltungssystem, waren zwar präsent im Gesprächsverlauf, ermöglichten jedoch keine klare Typendifferenzierung. Die gewählten Dimensionen ergeben sich somit aus einer Kombination leitfadengestützter Fokussierung und induktiver Empiriearbeit im Rahmen des methodischen Zugriffs. An die sinngenetische schloss sich die soziogenetische Typenbildung an, die darauf abzielt, jene strukturidentischen Erfahrungen zu rekonstruieren, die der Entstehung der Orientierungsrahmen (Typen) zugrunde liegen (Bohnsack et al. 2001).

5 Eigentumsorientierungen in Paarbeziehungen

Die qualitativen Daten zeigen, dass Paare in Deutschland sehr unterschiedliche Orientierungen im Umgang mit Eigentum verfolgen. Auf dieser Basis konnten sechs idealtypische Eigentumsarrangements rekonstruiert werden, die den Kern der nachfolgend vorgestellten Typologie bilden. Die angeführten Interviewpassagen sind aus Platzgründen in gekürzter Form wiedergegeben.

5.1 Vorbemerkung: Zur Eigentumsvergessenheit bei Paaren

Die im Beitrag analysierten Dimensionen des Doing Property – Eigentumsportfolio, Eigentumsmodus, Investitions- und Konsumverhalten sowie der Umgang mit Schulden – leiten sich aus dem empirischen Material ab, ihre Rekonstruktion gestaltete sich jedoch zunächst als herausfordernd. Dies lag vor allem an einem empirischen Phänomen, das als Eigentumsvergessenheit im Privaten beschrieben werden kann und hier als Vorbemerkung Erwähnung finden soll: Eigentum im übergreifenden Sinne von Eigentumsflüssen und Eigentumsbeständen entsprach oft nicht dem primären Relevanzsystem der befragten Paare. Denn während monatliche Haushaltseinkommen zwar intensiv verhandelt wurden, spielten Eigentumsbestände zunächst nur eine marginale Rolle und wurden erst auf direkte Nachfrage thematisiert, wobei das selbstgenutzte Wohneigentum eine Ausnahme bildete.

Darüber hinaus fehlte einem Großteil der Paare grundlegendes Wissen über ihre konkreten Eigentumsverhältnisse. Dies zeigte sich unter anderem bei der Frage nach dem gesetzlichen Güterstand oder der Steuerklasse, was für einige Befragte schwer zu beantworten war. Besonders auffällig wurden diese Wissenslücken in den quantitativen Fragebögen, bei denen mitunter erhebliche Diskrepanzen zwischen den gemeinsam als Paar und den individuell gemachten Angaben auftraten. Solche Inkongruenzen verweisen auf eine Differenz zwischen der rechtlichen Kodifizierung von Eigentum und der informell gelebten Eigentumspraxis der Paare. Das Ausmaß dieser Inkongruenzen unterschied sich dabei zwischen den identifizierten Typen, was im Verlauf der Typenrekonstruktion weiter ausgeführt wird. Zunächst genügt die Erwähnung des Befunds, dass die paarspezifischen Eigentumsverhältnisse oft von einer Intransparenz geprägt sind.

Auf einer allgemeinen Ebene mag dieser Umstand schlichtweg Ausdruck alltäglicher Paarpraktiken sein, bei denen situative Anforderungen und informelle Routinen Vorrang vor komplexen formalen Regelungen haben (Jurczyk 2014; Morgan 2011). Deutlich relevanter und differenzierter erscheint jedoch eine zweite Interpretation, wonach diese Wissensdiskrepanzen einen besonderen Mechanismus paarinterner Konfliktvermeidung darstellen: Durch das Nichtthematisieren oder die partielle Unwissenheit über Eigentumsfragen gelingt es Paaren, ein gemeinsames Narrativ emotionaler Sicherheit, Harmonie und gemeinschaftlichen Teilens aufrechtzuerhalten, das nicht von ökonomischer Rationalität bestimmt wird (Saalfeld et al. 2025). So könnte die beobachtete Eigentumsvergessenheit zugleich auch eine normative Skepsis gegenüber der zunehmenden Ökonomisierung intimer Beziehungen (Illouz 2018; Zelizer 2005) darstellen. Gerade das Ideal des Sharings – das vermeintlich selbstverständliche Teilen von Ressourcen ohne explizite Prüfung formaler Eigentumsverhältnisse – mag jedoch dazu beitragen, innerpartnerschaftliche Ressourcenungleichheiten zu verdecken. Diese Ungleichheiten bestehen, wie der Forschungsstand verdeutlicht, insbesondere entlang der Geschlechterdimension weiterhin fort. In diesem Sinne könnte es dem dominanteren Partner – bewusst oder unbewusst – gelingen, die paarspezifischen Eigentumsverhältnisse (informell) unsichtbar zu halten, um eigene Privilegien zu schützen und paarinterne Machtgefälle subtil zu stabilisieren.

Die selektive Fokussierung auf Eigentumsflüsse (Einkommen) und die relative Invisibilität von Eigentumsbeständen (wie Vermögen) ist also nicht nur ein Phänomen in der sozialwissenschaftlichen Forschung, sondern spiegelt sich auch in den Wahrnehmungsschemata der Paare wider. Erst durch gezielte Nachfragen und narrativ orientierte Interviewtechniken wurde es möglich, diese verborgenen Dimensionen des Eigentums zu rekonstruieren und die verschiedenen paarspezifischen Eigentumsarrangements systematisch zu typisieren.

Auffällig ist dabei, dass die Paargespräche überwiegend in einem Modus harmonischer Verständigung verliefen. Konflikte über Eigentum, wie sie etwa im Kontext von Trennungen auftreten mögen, wurden kaum artikuliert. Dafür lassen sich mehrere Erklärungen finden (vgl. auch Saalfeld et al. 2025): Erstens sind Paarinterviews grundsätzlich anfällig für „Konsensfiktionen“ (Hahn 1983), die ein stabiles gemeinsames Paarbild nach außen erzeugen, dabei jedoch Differenzen, Ambivalenzen oder asymmetrische Verhältnisse überblenden können. Zweitens richtet die Dokumentarische Methode den analytischen Fokus auf kollektiv geteilte Orientierungsrahmen, die sich etwa in Konklusionen zeigen und das Paar als „konjunktive Erfahrungsgemeinschaft“ (Mannheim 1980 zitiert in Logemann & Egli 2024: § 13) sichtbar machen. Konflikthafte Deutungen oder latente Spannungen, die nicht Teil des gemeinsam Geteilten sind, geraten dadurch leichter aus dem Blick. Drittens dürfte die beobachtete Konsensualität aber vor allem mit der Eigentumsvergessenheit zusammenhängen: Was nicht thematisiert oder gewusst wird, kann auch nicht zum Gegenstand von Auseinandersetzungen werden. Bemerkenswert ist dabei, dass in anderen Themenfeldern, insbesondere im Zusammenhang mit Fürsorgeverpflichtungen wie Kinderbetreuung, sehr wohl Konfliktlinien sichtbar wurden, während Eigentumsfragen weitgehend randständig und spannungsfrei blieben. Eigentum scheint also für viele Paare offenbar kein aktives Relevanzsystem darzustellen, was zur Folge hat, dass auch potenziell ungleiche Eigentumsverhältnisse unbenannt und unproblematisiert bleiben.

5.2 Investitionsorientierte Paare (Typ 1)

Der erste Typus umfasst Paare, die strategisch auf Vermögensakkumulation durch Investitionen, vor allem in Immobilien und teils auch in Aktien, ausgerichtet sind. Rentengenerierende Eigentumsbestände ermöglichen ihnen einen wohlhabenden Lebensstil, wobei Schulden als strategische Investments re-interpretiert und hochwertiger Konsum gepflegt werden. Dabei bildet Wohneigentum die bedeutendste Komponente, jedoch weniger als emotionalisiertes „Dingverhältnis“ (Rosa 2024: 20), sondern im Sinne eines rentengenerierenden „Assets“ (Adkins et al. 2020). Diese marktorientierte Perspektive dokumentiert sich im Duktus der interviewten Paare, wie bei Tamara und Andreas Weiß (verheiratet, 59 und 62 Jahre alt, zwei Kinder), die stolz berichten, ihr Einfamilienhaus „zu einem sehr attraktiven Preis“ gekauft und dessen Wert „fast verdreifacht“ zu haben. Auch Barbara Dietrich und Herbert Voss (verheiratet, 49 und 65 Jahre alt, zwei Kinder) verweisen auf ihre Investitionserfolge:

BARBARA: Wir hams [Immobilie 2, Anm. RKS] für 800 000 Euro verkauft.

HERBERT: Ja, und plus Grundstück, also wir ham im Endeffekt –

BARBARA: Fast ne Million.

HERBERT: Uns verdoppelt irgendwie.

Bei diesen kurzen Passagen fällt bereits die klare finanzielle Logik auf, mit der beim Doing Property operiert wird. Besonders die Aussage, das Paar habe sich „verdoppelt“, veranschaulicht, wie sehr sich ökonomischer Erfolg und kollektive Paaridentität verbinden.

Neben Preisinflationsgewinnen setzen einige dieser Paare auf die „buy-to-let“-Strategie (Aalbers et al. 2021), also den Erwerb von Wohneigentum zu günstigen Marktbedingungen, um durch Vermietung einen kontinuierlichen Eigentumsfluss zu generieren. Die interviewte Susanne Schmidt-Ziegler (verheiratet mit Hartmut Schmidt, beide 78 Jahre alt, vier Kinder) beschreibt dies als „ein guter Zuschuss. (.) zu den Renten“ und verweist damit auf eine „Asset-based welfare strategy“ (Wind et al. 2020). Andreas Weiß bewertet Mieteinnahmen als lukrative Alternative zu traditionellen Anlagen, wie er sagt: „ja, was andres lohnt – es lohnt sich ja gar nix.“ Traditionelle Sparanlagen werden abgelehnt, wie Susanne Schmidt-Ziegler es formuliert: „Minuszinsen zahln, halt ich nix von, dann lieber noch en Haus @kaufen@ (lacht)“. Solche Aussagen verdeutlichen, dass Wohneigentum als Asset betrachtet wird, das langfristige (passive) Einkünfte generiert, zur finanziellen Absicherung beiträgt und das hochwertige Konsumverhalten dieser Paare ermöglicht.

Die Arbeitsteilung innerhalb der Paare veranschaulicht das Doing Couple dieses Typs, aber geht über die klassische Unterscheidung zwischen bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit hinaus. Typisch ist eine dynamisch-komplementäre Aufgabenverteilung beim Doing Property: Eine Person übernimmt die Alltagsökonomie (Eigentumsflüsse), während die andere das Management der Eigentumsbestände verantwortet. Barbara Dietrich bringt es auf den Punkt: Ich kümmer mich um (.) den Lebensunterhalt und der Herbert kümmert sich um die Vermehrung des Vermögens“. Diese Aufteilung wird flexibel gehandhabt, wobei das Geschlecht keine festgelegte Rolle zu spielen scheint und die Vermögensverwaltung als gleichwertig zur Erwerbsarbeit betrachtet wird. Die interviewte Ilka Marquardt (verheiratet mit Günther Marquardt, 77 und 78 Jahre alt, zwei Kinder) veranschaulicht dies, indem sie heute, in der Empty-Nest-Phase des Paares, durch die Vermietung von Immobilien „in Anführungsstrichen (.) sozusagen diesen großen Anteil an Finanzen (.) ins Haus“ bringt – eine Umkehrung ihrer früheren Rolle als Hausfrau und Mutter, die auf das Einkommen ihres Mannes angewiesen war. Insgesamt entstehen bei diesem Typ Geschlechterdynamiken, die sowohl traditionelle als auch progressive Muster aufweisen können.

Paare dieses Typs stammen überwiegend aus den älteren Kohorten und sowohl aus Ost- als auch Westdeutschland, was zunächst überrascht, da Helbrecht und Geilenkeuser (2012) zeigen, dass Haushalte dieser Generationen Wohneigentum eher als Konsum- denn als Investitionsgut betrachten. Die Investitionsorientierung lässt sich jedoch durch die soziale Herkunft erklären: Mindestens eine Person stammt in diesen Paaren aus einer Unternehmerfamilie, die – bei meist mäßigen, aber stabilen Ressourcen – zur Mittelschicht zählte. Diese Herkunft scheint die Orientierung des Paares im kollektiven Umgang mit Eigentum zu beeinflussen und zeigt zugleich, wie individuelle Eigentumsdispositionen in Paarbeziehungen adaptiert werden können. So wird die marktorientierte Eigentumsauffassung eines:r Partner:ins in der Paarbeziehung als Agenda gesetzt, wobei die/der andere Partner:in schließlich daran mitwirkt, diese Orientierung zu realisieren (vgl. auch Saalfeld 2025).

5.3 Gemeinschaftlich-sicherheitsorientierte Paare (Typ 2)

Der zweite Typ beschreibt Paare, für die Eigentum eng mit einem sicheren und stabilen Familienleben im mittleren Wohlstand verbunden ist. Der Doing Property-Fokus liegt auf der Absicherung ihrer moderaten Eigentumsbestände. Diese Paare tätigen Anschaffungen bedacht und kontrolliert, gehen langfristige Possessivbeziehungen ein (kaufen bspw. „einen Schrank fürs Leben“) und vermeiden finanzielle Risiken. Nicole Lustig (verheiratet mit Lutz Lustig, 50 und 52 Jahre alt, zwei Kinder) etwa, selbst Bankkauffrau und zuständig für die Finanzen des Paares, lehnt Investitionen in Aktien oder ETFs kategorisch ab:

NICOLE: ich weiß aber, wie volatil die Märkte sind und (.) wie verrückt die Welt geworden is und auf was man alles achten muss, das (.) würde ich mir nich zutraun ohne unser (.) Geld, was wir verdient ham, in Gefahr zu bringen.

Nicoles Risikoaversivität verdeutlicht eine grundlegende Haltung, die diesen Typus charakterisiert: Sicherheit geht vor Rendite. Anstatt auf risikoreiche Finanzprodukte zu setzen, legen die Paare ihr überschüssiges Geld auf gemeinschaftlichen Giro- oder Sparkonten an und vermeiden übermäßigen Konsum. So grenzt sich das Paar Lustig bewusst von konsumorientierten Lebensstilen ab. Nicole erklärt, sie seien „noch nie Verschwender gewesen“ und:

NICOLE: wir sind nich die Übergroßverdiener, (.) ähm, (.) aber ich bin davon überzeugt, dass äh mehr über bleibt als bei manch andern, die die gleiche Summe äh auf ihren – auf ihre Konto- [I1: mhm] Konten überwiesen bekommen, [I1: mhm] bin ich sicher, weil wir gezielt da dran sind glaub ich.

Diese Selbstcharakterisierung als sparsam und bewusst im Umgang mit Eigentumsflüssen wird in mehreren Interviews deutlich. Allerdings ist diese Abgrenzung nicht gleichbedeutend mit Geiz, wie etwa Hans Fechthof (verheiratet mit Erika Fechthof, 63 und 68 Jahre alt, zwei Kinder) betont: Man sei „sehr bewusst sparsam, aber nich geizig“. Die gemeinschaftlich-sicherheitsorientierten Paare folgen einer Logik, die Groh-Samberg et al. (2014: 223) als „Nexus von Ressourcenausstattung und Lebensführung“ beschreiben: Ihre moderaten Eigentumsbestände und die starke Fokussierung auf Stabilität fungieren als Strategien zur Absicherung ihres sozialen Status. Durch die klare Abgrenzung von übermäßigem Konsum und Geiz konstruieren diese Paare eine Normalität, die ihre Mittelschichtsposition festigt. Diese Distinktionspraktiken erfüllen eine doppelte Funktion: Sie sichern den Status quo und minimieren Risiken, die durch spekulative Investitionen oder vermeintlich verschwenderisches Verhalten entstehen könnten.

Das Eigenheim hat für diese Paare eine zentrale Bedeutung, jedoch als Symbol stabilen Familienlebens und nicht als Anlagegut. Für Nicole und Lutz Lustig war der Hausbau etwa fest in ihrer Lebensplanung verankert: „wir ham gesacht wir (.) heiraten, baun en Haus und dann kriegen wir Kinder“. In homologer Weise betonen auch Erika und Hans Fechthof die Bedeutung des Eigenheims als gemeinsames Paarziel und bringen es gleich zu Beginn des Paarinterviews zur Sprache:

HANS: Weil wir irgendwann mal ja auch was Eigenes haben wollten, also (.) –

ERIKA: Das wussten wir damals, dass wir das so wollten. Da hab wir drauf hingearbeitet.

HANS: Mhm. Das war das große Ziel.

Diese Paare legen Wert auf ein sicheres und stabiles Zuhause. Ebenso sicher, stabil und scheinbar selbstverständlich ist das Paar-Wir, das die Basis des Doing Property bildet und kontinuierlich in den Interviews betont wird.

Ein weiterer Unterschied zu investitionsorientierten Paaren ist der Umgang mit Schulden. Für diese Paare stellt die Kreditaufnahme zur Finanzierung des Eigenheims die einzige legitime Form der Verschuldung dar. Trotz dieser selektiven Schuldenbereitschaft empfinden sie oft Unbehagen dabei. Dies steht im Kontrast zu dem Umgang von investitionsorientierten Paaren mit Schulden, bei denen Schulden mit einer geschäftsmäßigen Distanz verhandelt werden. Während investitionsorientierte Paare Schulden strategisch handhaben, streben stabilitätsorientierte Paare eine möglichst rasche ‚Entschuldung‘ an, sei es durch bewussten Konsumverzicht (Hans Fechthof: „ja, ham früher auch keinen Urlaub und nichts gekannt, weil wir immer dieses Ziel Haus hatten“), den Einsatz technischen Kapitals wie Eigenbau am Haus oder durch Kompromisse bei der Objektwahl (Reihenhaus statt freistehendes Haus). Diese Orientierung erinnert stark an den asketischen „Eigentumssinn“, den Bourdieu und Saint Martin (2006) für Mittelschichtsfamilien herausgearbeitet haben.

Am Umgang mit Schulden wird die vergeschlechtlichte Dimension des Eigentumsarrangements sichtbar. Partnerinnen empfinden die Hausschulden oft als weitaus belastender und thematisieren den starken emotionalen Stress im Interview umfangreich, während die Partner die Schuldenlast durch andere Strategien bearbeiten. Im Interview mit Adriane und Christian Baum (verheiratet, 71 und 70 Jahre alt, zwei Kinder) wird dies besonders deutlich:

ADRIANE: ich hab dann manchmal auch keine Butter mehr gekauft, sondern Margarine, weil ich immer zu Christian gesacht hab, wir verschulden uns nicht für Konsum. (.) [I1: @ok@] Und zwar keine zehn [CHRISTIAN: ja] – keine zehn D-Mark […] Und mich hat das aber viel mehr gestresst als dich. (.) Dich hat [CHRISTIAN: ja] das gar nich so gestresst, mich hat das an den Rand gebracht.

CHRISTIAN: […] der Unterschied war vielleicht so was glaub ich ne Mentalitätsfrage is, ich hab (.) eben einfach gedacht, äh, ich muss @also@ (.) – ich muss einfach mehr arbeiten, dann wirds vielleicht was. […] Hab irgendwie ganz viel selber repariert und gebaut und so […] hab den Nebenjob gemacht und (.) hab mich total angestrengt, so doll, wie ich konnte. (.) Und Adriane hat glaub ich immer wahrgenommen, ähm, was @vielleicht@ gar nich so falsch war, sachlich, es is zu knapp.

Christian individualisiert die Unterschiede im Emotionsmanagement (sie seien eine „Mentalitätsfrage“) und bezieht sich implizit auf die traditionelle, im bürgerlichen Ehemodell verankerte Arbeitsteilung, nach der Männer für „instrumentell-außenbezogene“ (produktive) und Frauen für „expressiv-binnenbezogene“ (reproduktive) Aufgaben verantwortlich sind (Maiwald 2009: 285). Trotz des Rückgangs dieser Norm bleibt sie für Christian affektiv wirksam und dient ihm als Orientierung. Auch die finanzielle Arbeitsteilung in diesen Paaren, in der Frauen das alltägliche Finanzmanagement und damit die unmittelbare Schuldenbelastung tragen, während Männer strategische Aufgaben wie Hypotheken verhandeln, bedingt die vergeschlechtlichte Verteilung von Belastungen. Diese Paarperspektive ergänzt Ergebnisse wie die von Will und Renz (2023), die Hypotheken auf selbstgenutztes Wohneigentum zwar mit verringertem Wohlbefinden assoziieren, jedoch nur auf Ebene des Privathaushalts blicken. Die Paarinterviews erlauben hier Einblicke ins Innere des Haushalts und zeigen, wie die emotionalen Belastungen innerhalb der Paarbeziehung unterschiedlich erfahren und verarbeitet werden.

Diese sicherheitsorientierten Paare teilen eine harmonische Sicht auf Eigentum, bei der Spannungen selten sind und das gemeinsame „Paar-Wir“ das Doing Couple dominiert. Die gemeinsame Eigentümerschaft wird als selbstverständlich betrachtet: „Das war niemals so meins/deins“, erklärt Karsten Herder (verheiratet mit Monika Herder, 64 und 59 Jahre alt, zwei Kinder) und auch Manfred Hartung (verheiratet mit Gertrud Hartung, beide 66 Jahre alt, ein Kind) unterstreicht: „Das, was da is, gehört uns allen, ja? [Gertrud: mhm] So“. Dieser Orientierungsrahmen stützt sich auf ein normatives Ideal gemeinsamer Ressourcenteilung, das sich auf Geld und Eigentum gleichermaßen erstreckt. Allerdings zeigen die quantitativen Kurzfragebögen in dieser Gruppe das inkonsistenteste Antwortverhalten, was darauf hinweist, dass das Doing Couple und Doing Property von einem Sharing-Ideal geleitet ist, das subjektives Nichtwissen oder Intransparenzen in den tatsächlichen Eigentumsverhältnissen überlagert. Das ausgeprägte Ideal des Teilens scheint hier über individuelle Eigentumsdifferenzen hinwegzutäuschen und trägt dazu bei, innerpartnerschaftliche Eigentumsungleichheiten unsichtbar zu halten. Diese Unsichtbarkeit könnte jedoch brüchig werden, sobald die Paarbeziehung als gemeinsames Eigentumssubjekt erodiert und zuvor überblendete Eigentumsdifferenzen in manifeste Allokationskonflikte übergehen.

Die Paare dieses Typs entstammen der ältesten Kohorte, fanden während des sog. Golden Age of Marriage zusammen und sind während einer wirtschaftlich stabilen Zeit aufgewachsen, geprägt von beruflicher Sicherheit und geringer Arbeitslosigkeit. Die in der DDR sozialisierten Paare zeigen diese Orientierung ebenfalls, allerdings entwickelte sich ihre Affinität zum Aufbau von Eigentumsbeständen (wie stabile Sparvermögen und ein Eigenheim) erst im Transformationsjahrzehnt – vermutlich eine Folge der im Sozialismus geprägten Eigentumsdispositionen (Saalfeld & Mann 2024).

5.4 Konsumorientierte Paare (Typ 3)

Der dritte Typus zeigt Paare, die Privateigentum als weniger zentral empfinden und stattdessen eine Konsumorientierung verfolgen, die sich auf das Hier und Jetzt richtet. Anders als bei den zuvor beschriebenen Typen steht hier nicht die Akkumulation oder Absicherung von Eigentum im Fokus, sondern die kontinuierliche Nutzung von Eigentumsflüssen für stimulierende Erlebnisse und anregende Aktivitäten. Dabei geht es nicht um distinktiven Konsum, sondern um die Maximierung von Zufriedenheit und emotionaler Erfüllung durch gemeinsame Erlebnisse: ein ‚gutes‘ und genussvolles Leben, das für diese Paare den Status des Eigentums ersetzt.

In den Interviews dominieren Erzählungen über Urlaubsreisen, Restaurantbesuche und kulturelle Aktivitäten, während Themen wie Sparen, Investitionen oder der Wohneigentumserwerb kaum angesprochen werden. Dies zeigt sich exemplarisch im Interview mit dem Paar Wittmann (verheiratet, 68 und 71 Jahre alt, keine gemeinsamen Kinder). Fritz erklärt: „Wir gehen schick essen […] kaufen uns auch ma ne Flasche Wein, die [NADINE: eine] nich nur 4,99 Euro kostet“. Nadine Wittmann ergänzt, dass die erste Anschaffung in ihrer neuen Mietwohnung ein Weinkühlschrank gewesen sei, nicht etwa Möbel oder Haushaltsgeräte. Der Fokus auf gegenwärtigen Genuss zieht sich durch viele Aussagen der Paare: „Wir leben jetzt und heute und gucken nich aufs Morgen“, meint das Paar Kemper (verheiratet, 63 und 64 Jahre alt, zwei Kinder), während das Paar Fuchs (verheiratet, 65 und 66 Jahre alt, drei Kinder) resümiert: „Das Leben war immer irgendwie wichtiger als das Materielle“. Diese Haltung kann als typisches Lebensmotto dieser Paare gelten.

Auffällig ist, dass diese Paare oft zur Miete wohnen, und Wohneigentum für sie eine nachrangige Rolle spielt. Sie wirken weder besonders wohlhabend noch finanziell prekär, selbst wenn Schulden existieren mögen. Negative Eigentumsbestände werden in den Interviews eher euphemistisch beschrieben: Man lebe „im Dispo“ oder „an der Nulllinie auf dem Konto“. Genuss und Konsum bleiben zentrale Bestandteile dieser Orientierung. So betont das Paar Kemper, das trotz der (mittlerweile jahrzehntelangen) Schulden durch einen unüberlegten Hauskauf „Urlaub immer drin war“.

Im eigentumsbezogenen Doing Couple und Doing Gender herrscht eine spielerische Leichtigkeit, in der Geschlechterunterschiede in der gegenseitigen Konstruktion von Konsumgewohnheiten scheinbar ohne Konflikte verhandelt werden. So bezeichnet Carl Axmann seine Frau Lotta Waldherr (verheiratet, 57 und 53 Jahre alt, vier Kinder) humorvoll als „kaufaktiver“, eine Charakterisierung, die sie gelassen aufnimmt. Ein ähnliches Muster zeigt sich beim Paar Wittmann. Fritz kommentiert augenzwinkernd: „Ja. Der eine is etwas sparsamer und die andre is [NADINE: genau] etwas konsumfreudiger. Nadine akzeptiert diese Einordnung, kontert jedoch schlagfertig: „Es gibt Menschen, die sparn und es gibt Menschen, die kurbeln die Wirtschaft an“. Damit wird das konstruierte Doing Gender im Konsumverhalten humorvoll relativiert und in einen partnerschaftlichen Gleichklang überführt.

Diese Paare treten ab der zweiten Kohorte und ohne regionale Spezifik in Erscheinung und verkörpern den Trend des „experience seeking“, den Schneickert et al. (2024) kürzlich als zunehmend dominante kulturelle Orientierung identifizierten. Während andere Paare Eigentum als Asset oder Sicherheitsanker betrachten und damit die Komponente der Eigentumsbestände gewichten, sehen diese Paare den Wert von Eigentumsflüssen in der Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und ihr Leben emotional zu bereichern. Eigentumsflüsse fungieren somit weniger als Voraussetzung für den Vermögensaufbau, sondern vielmehr als Mittel zur Gestaltung eines erfüllten Lebens.

5.5 Individualisiert-sicherheitsorientierte Paare (Typ 4)

Der vierte Typus weist auf den ersten Blick starke Parallelen zum zweiten auf: Paare beider Typen legen großen Wert auf ökonomische Sicherheit, sparsamen Konsum und eine schuldenfreie Lebensweise und zeigen damit typische Merkmale der deutschen Mittelschichten (vgl. Groh-Samberg et al. 2014; Schöneck-Voß & Ritter 2018). Ein deutlicher Unterschied liegt jedoch im eigentumsbezogenen Doing Couple und Doing Gender. Soziogenetisch gehören diese Paare der jüngsten Kohorte an, die mit verstärkter Neoliberalisierung, wohlfahrtsstaatlicher Umstrukturierung, einer zunehmenden Individualisierung sozialer Risiken und veränderten Beziehungsidealen aufgewachsen ist.

Für Paare dieses Typs ist eine klare Trennung zwischen „Mein“ und „Dein“ in den Eigentumsverhältnissen wichtig, die sie durch strikte Transparenz absichern. So hebt etwa das Studierendenpaar Lea-Sophie Riemann und Florian Herold (nicht verheiratet, beide 24 Jahre alt, keine Kinder) Rechnungen und Kassenbons auf, um im Falle einer Trennung Eigentumsansprüche nachvollziehbar zu halten:

Florian: Machen wir eigentlich alles fifty-fifty, heben auch dann die Rechnungen auf. (.) Äh, nich, weil wir vorhaben uns zu trennen, aber einfach, um –

Lea-Sophie: (lacht)D

Florian: – sollte es denn dazu kommen, äh, (…) irgendwie noch gut nachvollziehn zu können, was gehört wem, wie wurde es bezahlt und sowas, ähm – […]

Lea-Sophie: Voll. Das hat deine Mama

Florian: Wie viel hats gekostet –

Lea-Sophie: Ja.

Florian: Das hat meine Mutter sehr erschreckt -

Lea-Sophie: Überrascht.

Florian: – als wir das erzählt @haben.@

Lea-Sophie: Ja, wir ham eigentlich für jedes Möbelstück im Kopf, woher wirs haben, wers bekommen hat und wie wirs irgendwie aufgeteilt haben und sollten wir uns trennen, (.) is das so (.) – wird das halt aufgeteilt. Ganz entspannt.

Florian: Das is scheinbar sehr ungewöhnlich.

Trotz der harmonischen Grundhaltung, die hier durch validierende Kommentare, das gegenseitige Ergänzen der Sätze und das gleichzeitige Sprechen deutlich wird, unterscheiden sich diese jüngeren Paare von jenen der älteren Kohorte. Diese Unterscheidung wird von dem Paar auch selbst relevant gesetzt: Der von Florian als „scheinbar sehr ungewöhnlich“ bezeichnete Ansatz wird von dem einer Elterngeneration abgegrenzt und deutet auf einen kohortenspezifischen Wandel im eigentumsbezogenen Doing Couple hin.

Die für diese Paare so typische Orientierung an einer „fifty-fifty“-Regelung spiegelt das Anliegen wider, dass es „gerecht“ und „fair“ zugehen solle. Hierfür werden oft Finanztracking-Apps oder Exceltabellen genutzt, um individuelle Beiträge genau zu dokumentieren. Die Eigentumsansprüche jedes einzelnen resultieren des Weiteren aus dem miteinander geteilten Bewusstsein über die Endlichkeit der Partnerschaft („sollten wir uns trennen“). Anstelle der lebenslangen Partnerschaft (‚bis dass der Tod euch scheidet‘) scheint das Modell der seriellen Monogamie als Orientierungshintergrund für Partnerschaften zu dienen. Die systematische Dokumentation der Eigentumsverhältnisse verleiht dem paarspezifischen Eigentumsumgang einen quasi-geschäftsmäßigen Charakter, der auf Transparenz und Rechenschaftspflicht abzielt. Dazu gehört ein ausgeprägter innerpartnerschaftlicher „Diskurszwang“ vor gemeinsamen Anschaffungen, „sonst fühl ich mich übergangen“, wie die interviewte Katharina Herder (verpartnert mit Marc Grabowski, 26 und 32 Jahre alt, keine Kinder) meint. Offene und transparente Kommunikation, sowie das Tracking der individuellen Eigentümerschaften erweisen sich als essentiell für das Verständnis für die de jure Eigentumsverhältnisse im Paar und können damit „Propertisierungskonflikten“ (Peters et al. 2024) vorbeugen, wie auch die konsistenteren Antworten in den quantitativen Haushalts- und Einzelfragebögen bezeugen. Das, was als Merkmale einer „reinen Beziehung“ (Giddens 1992) oder einer „partnerschaftlichen Liebe“ (Leupold 1983) beschrieben wird, übersetzt sich hier ins eigentumsbezogene Doing Couple dieser jüngeren Paare.

Im Sprechen über individualisiertes Investitionsverhalten wird der Einfluss von Geschlecht bespielhaft deutlich. Jüngere Paare investieren häufiger in ETFs, Aktien oder Kryptowährungen, da steigende Immobilienpreise ihnen den Zugang zum Wohneigentumsmarkt erschweren, wie Lea-Sophie Riemann anmerkt: „genug Geld für ne Immobilie ham wir nich“ (vgl. auch Saalfeld 2025). Während beide Partner:innen individuell investieren, thematisieren vor allem Frauen das Doing Gender in diesem Kontext. So beschreibt Lea-Sophie ihr Investitionsverhalten als „bodenständiger“ und „vernünftiger“, während ihr Partner Florian in riskantere Aktien investiert und bereits „viel Geld verzockt“ habe. Für sie ist das Investieren ein Weg zur finanziellen Unabhängigkeit: „[A]lso für mich is eher so für Rente später mal (.) und bei dir is eigentlich aus Spaß“, eine Selbst- und Fremdbeschreibung, der Florian nicht widerspricht. Ähnlich argumentiert Katharina Herder, die ETFs als notwendige Vorsorge betrachtet:

weil (.) man is halt auf sich allein ge- also nich komplett, das weiß ich, aber (.) äh es gibt ja diese – da wird so viel drüber gesprochen, äh, mit Rente und mit (.) selbst Verantwortung übernehmen und private Vorsorge (.)

Die Präferenz für individuelle statt für kollektive Investitionsstrategien ist Ausdruck eines Doing Property, das auf Selbstverantwortung und Autonomie abzielt. Die damit verknüpfte kommunikative Praxis, etwa die dominante Verwendung von „ich“ statt „wir“, verweist auf ein Doing Couple, das Eigentum nicht selbstverständlich teilt, sondern individuell zuschreibt, bilanziert und begründet. Besonders Frauen erscheinen in diesem Typus als Akteurinnen eines responsibilisierten Vorsorgeverhaltens, das explizit auf den Rückbau wohlfahrtsstaatlicher Absicherungen reagiert. So wird individuelle Vorsorge (etwa durch ETFs) nicht nur als notwendig empfunden, sondern auch normativ aufgeladen („man ist halt auf sich allein gestellt“). Diese Deutungsmuster dokumentieren zentrale Elemente des verschärften Diskurses der „Responsibilisierung“ (Heeg 2017): die Individualisierung sozialer Risiken, die moralische Verpflichtung zur Eigenvorsorge sowie das Bewusstsein, dass finanzielle Sicherheit zunehmend außerhalb kollektiver Sicherungssysteme organisiert werden muss. Das Paar als kollektives Eigentumssubjekt scheint hier keinen ökonomischen Schutz zu bieten. In diesem Sinne markieren diese Paare nicht nur eine Abkehr von den kollektiven Eigentumspraktiken früherer Generationen, in denen das (Ehe-)Paar als Eigentumssubjekt im Vordergrund stand, nicht die Einzelperson, sondern verkörpern auch einen Eigentumsmodus, der als individuelle Antwort auf ökonomisch-politisch induzierte Unsicherheit gelesen werden kann, wobei sich geschlechtsgebundene Unterschiede in der Wahrnehmung und im Umgang mit dieser Unsicherheit zeigen. Darüber hinaus mögen auch die zunehmende Brüchigkeit partnerschaftlicher Beziehungen, die Normalisierung serieller Monogamie und die Krise traditioneller Männlichkeitsmodelle die Verlässlichkeit vormals stabiler Versorgungsarrangements erschüttern. Vor diesem Hintergrund erscheint die individuelle Eigentumssicherung, insbesondere bei Frauen, nicht nur als ökonomische Notwendigkeit, sondern auch als Ausdruck veränderter Beziehungs- und Geschlechterordnungen, in denen finanzielle Eigenständigkeit zunehmend als zentrale Ressource persönlicher Autonomie gilt.

5.6 Konsumkritische Paare (Typ 5)

Ein kleiner Teil der Paare im Sample verfolgt eine konsumkritische und postmaterialistische Orientierung, die sich auf Nachhaltigkeit, Minimalismus und Selbstversorgung stützt. Ihr Konsum ist selektiv und wertegeleitet, geprägt von ökologischen und politischen Überzeugungen. So beschreibt das polyamore, queere Paar Amke Peters und Hauke Reinhard (nicht verheiratet, 22 und 25 Jahre alt, keine Kinder) ihr gemeinsames Ziel: Man versuche „so ökologisch wie möglich zu sein“. Daneben werden neoliberale Leistungs- und Karriereansprüche abgelehnt, Teilzeitarbeit bevorzugt, materieller Konsum verweigert und Selbstversorgung angestrebt. Auch Viktoria Michalski und Markus Walter (verheiratet, 37 und 43 Jahre alt, zwei Kinder) formulieren ihre anti-konsumistische Haltung explizit: „irgendwie gucken, dass wir total nachhaltig leben oder irgendwie nur noch Sparvertrage mit Institutionen machen, wo wir auch wissen, dass sie das Klima irgendwie schützen, damit“. Dieser Typ verkörpert die „engaged, eco-social cultural middle class“ (Fritz & Eversberg 2024) und findet sich vorwiegend unter jüngeren Paaren.

Trotz ihrer Skepsis gegenüber kapitalistischen Eigentumsverhältnissen spielt Wohneigentum für diese Paare eine Rolle, allerdings nicht im klassischen Sinn. Amke und Hauke leben in einem kleinen, gemieteten Haus auf dem Land, da das Großstadtleben sie „verdammt“ habe, ihre politischen Prinzipien zu verraten, und streben den Kauf eines Grundstücks und den Bau eines eigenen Hauses an, obwohl sie über äußerst geringe Eigentumsressourcen verfügen. Viktoria und Markus träumen ebenfalls trotz Konsumschulden von einem Tiny House, „en Grundstück, wo man halt im Wald leben könnte als Familie, minimalistisch“, „ein kleines Ruckzugsrefugium“ wie Markus ergänzt. Das alternative Eigentumsarrangement soll als monadisches, autarkes Modell gegenüber Markt- und Kriseneinflüssen funktionieren.

Das Doing Couple ist reflektierend-projektförmig organisiert: Aktionen wie „Ausmisten“ werden zum Paarprojekt, der Sommerurlaub auf dem Naturcampingplatz wird zum Testlauf für ein Leben „mit so gut wie nichts“. Statt materielle Ressourcen sollen Fertigkeiten, die für ein minimalistisches Leben notwendig sind, an die Kinder „vererbt“ werden:

VIKTORIA: wir üben grad das fermentiern, (.) ähm, (.) ne? Also das=das is so (.) – ja, so Preppersachen, irgendwie so Dinge, mit – die fürs Leben wichtig sind, ähm, Kommunikation, ähm, dass man gut im Leben zurecht kommt, Resilienz, ähm, (.) [I1: mhm] einander zuhörn, ausreden lassen, (.) Respekt vorm Eigentum des andern.

Diese Paare legen großen Wert auf „Metakommunikation“, wie Amke und Hauke es nennen: das bewusste Aushandeln von Verantwortlichkeiten sowie eine „achtsame“ und „gewaltfreie“ Kommunikation. Dennoch kann die Umsetzung dieser hohen Ideale herausfordernd sein. So übernimmt Viktoria, trotz betonter egalitärer Haltungen des Paares, nach der Geburt der Kinder die Teilzeitarbeit, obwohl sie formal die höher qualifizierte Position innehat. Die Entscheidung für dieses Arbeitsteilungsmodell wird im Interview nicht thematisiert, was auf eine stille Einschreibung tradierter Geschlechternormen hindeutet. Ähnlich übernimmt sie Verantwortung für die Schulden ihres Partners, ohne dies zu problematisieren. Solche Konstellationen werfen die Frage auf, ob die in den Interviews so prominent vertretenen Gleichheitswerte tatsächlich das Doing Property, Doing Couple und Doing Gender strukturieren oder ob sie nicht vielmehr als performative Selbstvergewisserung fungieren, die bestehende Ungleichheiten überdecken. Ein solcher Befund wurde bereits in Bezug auf Geld- und Female Breadwinner-Arrangements beobachtet (Koppetsch & Speck 2015) und deutet sich hier auch im Eigentumsarrangement an.

5.7 Gemeinschaftlich-existenzabsichernde Paare (Typ 6)

Der letzte Typus beschreibt Paare, die mit Eigentumsknappheit und prekären Lebensumständen umgehen müssen. Diese Paare verfügen über geringe Eigentumsflüsse und kaum nennenswerte Eigentumsbestände; das Erwerbseinkommen spielt eine zentrale Rolle, während langfristige Vermögensbildung nicht möglich und ein Eigentumsportfolio kaum vorhanden ist. Negative Eigentumsformen wie Schulden und Privatinsolvenzen sind häufig und die Lebensbedingungen dieser Paare sind oft geprägt durch diskontinuierliche Erwerbsverläufe, unsichere Wohnsituationen sowie gesundheitliche, vor allem auch mentale, Belastungen.

Im Umgang mit Eigentum agieren diese Paare im Modus des „Muddling Through“: einem ständigen Navigieren durch die Unsicherheiten des Alltags, das Flexibilität und ad hoc-Lösungen erfordert. Das dokumentiert sich am Geldverwaltungssystem, das je nach finanzieller Lage angepasst wird, und auch das innerpartnerschaftliche Arbeitsteilungsarrangement bleibt aufgrund der dynamischen Erwerbsarbeitssituationen flexibel. Eine langfristige Eigentumsperspektive kann sich nicht entwickeln, da das Krisenmanagement den Alltag dominiert und ökonomische Ressourcen fehlen.

Charakteristisch für diese Paare ist die Vergemeinschaftung von Eigentum (auch Schulden) als Folge prekärer Lebensverhältnisse. Das Doing Couple zeigt sich in einem solidarisch-kooperativen Ansatz, der die Beziehung stärkt. Der Dialog zwischen Sonja und Michael Berg (verheiratet, 39 und 46 Jahre alt, ein Kind) demonstriert diese Haltung:

SONJA: [E]s gibt solche und solche Zeiten und wir ham beide durch, ne?

MICHAEL: Mhm.

I1: Mhm.

SONJA: Ne?(.) Also

MICHAEL: Da sind wir aber auch der Meinung, dass uns das durchaus noch weiter zusammen (.) geschweißt hat.

SONJA: Ja […]

Die zyklischen Phasen von Stabilität und Krisen („solche und solche Zeiten“) werden gemeinsam durchgestanden und als Paarressource betrachtet. Der Umgang mit Prekarität „schweißt“ die Paare zusammen und macht die Vergemeinschaftung von Eigentum zu einer Überlebensstrategie, nicht zum Ausdruck eines Beziehungsideals. Diese Dynamik zeigt sich auch bei Melanie und Björn Veres (verheiratet, 33 und 41 Jahre alt, zwei Kinder):

MELANIE: [I]ch seh uns gar nich als Paar, sondern wir sind ein gutes Team eigentlich.

BJÖRN: °Pass auf, jetzt kommts ganz romantisch, du bist ein Freund, (.) Liebhaberin°, Frau, (.) so, weißte?

In diesem Typus gehen Doing Property und Doing Couple eine enge Verbindung ein und stärken sich gegenseitig: Eigentumsknappheit und Prekarität machen einen solidarisch-kooperativen Umgang notwendig, der die Paarbeziehung zugleich festigt. Die pragmatische Bewältigung knapper Ressourcen lässt Muster des Doing Gender in den Hintergrund treten, stattdessen dominieren Kooperation und gegenseitige Unterstützung im Muddling Through. Obwohl diese Paare überwiegend in der jüngsten Kohorte auftreten, scheint weniger die Kohortenzugehörigkeit, sondern vielmehr das geringe Eigentumslevel den kollektiven Eigentumsumgang zu prägen.

6 Fazit

Informelle, paarspezifische Eigentumsarrangements lassen sich als Ausdruck kollektiver Orientierungen verstehen, in denen Paare ihren gemeinsamen Umgang mit ökonomischen Ressourcen strukturieren. Diese Formen der „Selbst-Institutionalisierung“ (Maiwald 2009) – das hat die empirische Untersuchung des Doing Property gezeigt – sind unter Paaren in Deutschland von einer bemerkenswerten Heterogenität geprägt und unterscheiden sich wesentlich von den bislang in der Paar- und Ungleichheitsforschung prominent verhandelten paarspezifischen Geldarrangements. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass Eigentum nicht nur die regelmäßig in Studien untersuchten monatlichen Einkommensströme (Flows) umfasst – oft operationalisiert über das Erwerbseinkommen –, sondern auch langfristig wirksame Bestände (Stocks), wie Vermögen, Wohneigentum, aber auch Schulden. Diese beiden Komponenten sind eng miteinander verflochten: Eigentumsflüsse ermöglichen den Aufbau von Beständen, während diese ihrerseits neue Einkommensströme generieren können: als Ergänzung oder Ersatz zum Erwerbseinkommen (Adkins et al. 2020; Sørensen 2000). Die bisherige Konzentration auf Einkommen greift daher zu kurz: Eigentumsbestände sind nicht nur deutlich ungleicher verteilt als Einkommen (Pfeffer & Waitkus 2021), sondern gewinnen gesellschaftlich an Bedeutung (Piketty 2014), sind längst nicht mehr auf Vermögenseliten beschränkt, sondern auch in Mittelschichtshaushalten relevant geworden (Adkins et al. 2020; Waitkus et al. 2024), und prägen soziale Ungleichheiten auf neue Weise. Indem diese Untersuchung den Umgang mit Privateigentum erstmals umfassend auf Paarebene in der breiten Bevölkerung in Deutschland untersucht, adressiert sie die bislang bestehende Eigentumsvergessenheit in der Sozialwissenschaft und liefert wertvolle Einblicke in die komplexen Wechselwirkungen zwischen Eigentumsflüssen und -beständen.

Die empirische Analyse des paarspezifischen Doing Property zeigt, dass der Umgang mit Eigentum stark davon abhängt, welchen Stellenwert Paare den beiden Komponenten des Eigentums – Eigentumsflüssen bzw. Eigentumsbeständen – beimessen und welche Strategien sie zur Verwirklichung ihrer Eigentumsziele entwickeln. Für investitionsorientierte Paare (Typ 1) stehen Eigentumsbestände im Mittelpunkt, da diese als Assets kontinuierliche (passive) Einkommensflüsse generieren sollen. Auch bei Paaren mit einem Sicherheits- und Stabilitätsbedürfnis, sei es gemeinschaftlich oder individualisiert realisiert (Typ 2 und 4), spielen Eigentumsbestände – etwa in Form von Wohneigentum, Sparguthaben bzw. Finanzanlagen – eine zentrale Rolle. Konsumorientierte (Typ 3), konsumkritische (Typ 5) und gemeinschaftlich-existenzsichernde Paare (Typ 6) folgen hingegen eher postmaterialistischen Orientierungen, bei denen – trotz teils deutlicher Unterschiede im Konsum- und Investitionsverhalten, im Umgang mit Schulden und in der Zusammensetzung des Portfolios – die Eigentumsflüsse im Vordergrund stehen. Inwieweit diese Eigentumsorientierungen stratifikatorische Wirkungen entfalten, sollte zukünftig in quantitativen oder Mixed-Methods-Studien untersucht werden. Erste Hinweise auf eine Verbindung zwischen dem Doing Property und der Verfügbarkeit von Eigentumsressourcen zeichnen sich jedoch bereits ab. So zählen investitionsorientierte Paare zu den wohlhabendsten Paaren im Sample, gefolgt von gemeinschaftlich- und individualisiert-sicherheitsorientierten sowie konsumorientierten Paaren, die überwiegend der Mittelschicht zugeordnet werden können. Konsumkritische und gemeinschaftlich-existenzsichernde Paare hingegen verfügen über die geringsten ökonomischen Ressourcen. Ob und wie häufig die hier auf Basis qualitativer Daten identifizierten Typen allerdings in der Gesamtbevölkerung auftreten, bleibt eine offene empirische Frage, die durch quantitative Analysen zu klären wäre. Solche weiterführenden Analysen – für die allerdings verbesserte Erhebungsinstrumente für Eigentumsparameter erforderlich sind – könnten verdeutlichen, wie verschiedene Eigentumsorientierungen soziale Ungleichheitsprozesse beeinflussen, Lebens- und Mobilitätschancen formen und generationale sowie schichtspezifische Unterschiede im Vermögensaufbau sichtbar machen. Insgesamt liefert die Studie einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der sozialen Strukturierung von Eigentum und legt erste Grundlagen für eine vertiefte Analyse seiner Rolle in Paarbeziehungen und der Reproduktion sozialer Ungleichheit.

An diese Überlegungen schließen sich theoretische und methodische Perspektiven an. So zeigt sich, dass das paarspezifische Doing Property eng mit Mustern des Doing Couple und Doing Gender verknüpft ist, wenngleich die Grenzen zwischen den Typen weniger scharf konturiert verlaufen und Überlappungen möglich sind. Gemeinschaftlich- und individualisiert-sicherheitsorientierte Paare weisen bspw. ein ähnliches Doing Property auf, unterscheiden sich jedoch in ihrem Doing Couple und Doing Gender erheblich. Eigentumsbezogene Solidaritätsnormen prägen wiederum das Doing Couple sowohl bei gemeinschaftlich-sicherheitsorientierten als auch bei gemeinschaftlich-existenzsichernden Paaren, obwohl sie auf den anderen beiden Ebenen divergieren. Die Typenbildung verweist damit auf relationale Strukturen im Sinne Nohls (2013), der von „sozialen Zusammenhängen (Relationen)“ spricht, „die noch im Entstehen begriffen sind, deren Genese also noch andauert“ (ebd.: 60). Während klassische soziogenetische Typen auf bereits etablierte Dimensionen sozialer Heterogenität verweisen, erfasst die relationale Typenbildung „Kollektivität im status nascendi“ (ebd.), also soziale Formierungsprozesse, in denen neue Verknüpfungen – hier zwischen Eigentum, Paarbeziehungen und Geschlecht – erst entstehen. Die zukünftige eigentumsorientierte Paarforschung sollte daher die Wechselwirkungen zwischen Doing Property, Doing Couple und Doing Gender systematisch in den Blick nehmen und Paare im Längsschnitt begleiten, um diese Dynamiken im zeitlichen Verlauf nachzeichnen zu können.

Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die Analyse der Wirkrichtungen: So stellt sich die Frage, ob der gesellschaftliche Wandel im Stellenwert von Privateigentum Veränderungen in paarspezifischen Eigentumspraktiken – etwa das individualisierte Investieren in Finanzprodukte statt kollektiver Sparstrategien – vorantreibt und das Doing Couple nachhaltig beeinflusst – hin zu „reinen Beziehungen“ (Giddens 1992), in denen Eigentumsverhältnisse distanziert, aber transparent ausgehandelt werden. Oder ist es die Veränderung in Beziehungskonzepten – hin zu egalitären Partnerschaften, in denen eine vergeschlechtlichte Arbeitsteilung, die Liebesehe als soziale Norm oder das „Figurationsideal harmonischer Ungleichheit“ (van Stolk & Wouters 1987 zitiert in Lenz 2009: 47) an Legitimität verlieren – die sich auf den Umgang mit Eigentum in Paaren auswirkt? Für die Beantwortung dieser Fragen sind longitudinale Untersuchungen erforderlich, die über die rein quantitative Erfassung von Eigentumsressourcen auf individueller oder Haushaltsebene hinausgehen und die langfristigen Wechselwirkungsprozesse zwischen Doing Property, Doing Couple und Doing Gender erfassen.

Eine soziogenetische Typisierung entlang der Kategorie Geschlecht greift zu kurz. Die empirischen Befunde bezeugen, dass die Eigentumsverhältnisse im privaten Bereich keine klaren sekundärpatriarchalen Muster mehr aufweisen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Studie zu den Mikropraktiken im Bereich des Home-Sharings (Katzer et al. 2024). Ebenso erweist sich eine Typisierung entlang der Ost-West-Differenz als unzureichend. Stattdessen deuten sich generationale Unterschiede an, die in den Paarinterviews selbst oft thematisiert wurden – ein deutlicher Hinweis auf die Wirkmächtigkeit dieser Kategorie. Im Kohortenvergleich wird sichtbar, dass sich private Eigentumsarrangements heute zunehmend diversifizieren: Während in der ältesten Kohorte (Generation) vor allem zwei Orientierungen dominieren – gemeinschaftlich-sicherheitsorientierte Paare und investitionsorientierte Paare – treten in der Folgekohorte konsumorientierte Paare hervor. Unter den jüngeren Paaren changieren indes Sicherheitsorientierungen, die nun in der Mehrheit individualisiert verwirklicht werden, neben konsumkritischen Paaren, die postmaterialistisch und privateigentumskritisch eingestellt sind, und Paaren, denen die Ausbildung einer langfristigen Eigentumsperspektive aufgrund prekärer Ressourcen zunehmend versperrt bleibt.

Ob es sich bei diesen Befunden tatsächlich um Kohorten- oder eher um Alterseffekte handelt, bleibt allerdings eine offene empirische Frage, schließlich überschneiden sich die Paarkohorten im Design dieser Studie mit Alterskohorten. Besonders mit Blick auf die jüngsten Paare – also jene mit der kürzesten Paardauer und dem geringsten Lebensalter der Partner:innen – stellt sich zudem die Frage nach der Stabilität der rekonstruierten Eigentumsarrangements im Zeitverlauf. Die qualitative Analyse legt nahe, dass bestimmte paarinterne „Schwellen-Wendepunkte“ (Lenz 2009: 105) wie Eheschließung oder Elternschaft zentrale Weichenstellungen für die Herausbildung oder Veränderung paarspezifischer Eigentumspraxen darstellen können: Denn die einzelnen Typen lassen sich nicht nur entlang von Kohorten, sondern auch entlang der Linien Elternschaft versus Kinderlosigkeit sowie verheiratet versus nicht verheiratet differenzieren. Künftige Forschung sollte daher in systematischen Längsschnittstudien diese Dynamiken nachvollziehen und vertiefen. Bisherige Studien liefern zu diesen Schwellenmomenten – Heirat und Elternschaft – noch kein konsistentes Bild. Während einige Studien auf eine Neuaushandlung von Eigentumsarrangements mit der Eheschließung hindeuten (Lott 2017; Burgoyne et al. 2007) – allerdings operationalisiert über die paarinterne Geldverwaltung –, zeigen andere, dass langfristige kollektive Planungshorizonte bereits bei der Haushaltsgründung angelegt werden (Fulda & Lersch 2018). Auch für die Auswirkungen von Elternschaft lassen sich keine eindeutigen Effekte feststellen (Lott 2017). Eine integrierte Betrachtung von Heirat und Elternschaft im Hinblick auf Eigentumspraxen steht bislang aus.

Schließlich legen die Ergebnisse auch methodische Schlussfolgerungen nahe. Das Paarinterview erwies sich als geeignetes Erhebungsinstrument, um kollektive Eigentumsorientierungen zu rekonstruieren. Gleichzeitig reproduziert es tendenziell „Konsensfiktionen“ (Hahn 1983), insbesondere bei komplexen Themen wie Privateigentum. Eine Kombination mit Einzelinterviews könnte helfen, verdeckte Dissonanzen und Asymmetrien sichtbar zu machen. Auch methodentriangulative Auswertungsstrategien, etwa die Ergänzung durch tiefenhermeneutische Verfahren, könnten Spannungen und Verdeckungszusammenhänge im paarinternen Doing Property weiter aufschlüsseln (vgl. als ersten Versuch Saalfeld et al. 2025).

Eine vielversprechende Erweiterung stellt schließlich die Untersuchung von „Trennungspaaren“ dar. Während das Studiendesign dieser Arbeit „gelingende“ Paarbeziehungen fokussierte und damit latente oder manifeste Konfliktlinien kaum in den Blick gerieten, treten solche Konfliktlinien im Zuge von Trennungen und Scheidungen oft unübersehbar hervor, etwa bei der Aufteilung der Eigentumsobjekte, der Schuldenregulierung oder der Auflösung gemeinsamer Investitionen. Trennungsprozesse fungieren damit als analytische Schlüsselmomente, in denen zuvor verdeckte Eigentumskonflikte retrospektiv sichtbar werden können. Die empirische Befundlage zu Eigentumspraxen im Kontext von Trennungen bleibt bislang ambivalent: Einerseits zeigen Studien, dass Frauen nach Trennungen häufiger ökonomische Einbußen erleiden als Männer (Leopold 2018) und nicht-eheliche Trennungen vermögensseitig nachteiliger für Frauen ausfallen als Scheidungen (Boertien & Lersch 2021). Andererseits kann der gesetzliche Güterstand der Zugewinngemeinschaft Eigentumsunterschiede im Scheidungsfall abmildern. Hinweise auf schleichende Eigentumskonflikte finden sich zudem bereits vor dem formalen Ende einer Paarbeziehung: So dokumentieren Kapelle und Baxter (2021) einen Rückgang gemeinsamer Investitionen Jahre vor einer Scheidung, was ein Umstand ist, der Männer aufgrund bestehender Vermögensvorteile strukturell begünstigt. Qualitative Studien verweisen darüber hinaus auf finanzielle Belastungen durch Konsum oder Schulden als retrospektiv erinnerte Krisenmarker und Trennungsgründe (Eckert et al. 2019). Trennungen und Scheidungen sind daher nicht nur biografische Zäsuren, sondern bieten einen analytischen Zugang zu den oft verdeckten Eigentumsdynamiken von Paarbeziehungen, und eröffnen damit ein zentrales Untersuchungsfeld für die zukünftige Eigentums-, Paar- und Ungleichheitsforschung.

Danksagung

Ich danke den anonymen Gutachter:innen für ihre hilfreichen Kommentare und Anregungen, die zur Verbesserung dieses Beitrags beigetragen haben. Für die anregenden Diskussionen und das konstruktive Feedback zu früheren Versionen des Textes danke ich zudem Sylka Scholz, Kathrin Leuze, Agnieszka Althaber und Lena Mann. Die Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Strukturwandel des Eigentums“ (SFB/TRR 294/1-424638267) gefördert.

  1. Data Note: Die empirisch-qualitative Auswertung basiert auf narrativ fundierten leitfadengestützten Paarinterviews, die im Rahmen des laufenden Forschungsprojekts „Eigentumsungleichheit im Privaten“ (Teilprojekt B06 des Sonderforschungsbereichs 294: Strukturwandel des Eigentums) erhoben wurden. Sie sind dort Teil eines größeren Datenkorpus, dessen Auswertung noch nicht abgeschlossen ist. Eine Veröffentlichung der Daten ist daher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorgesehen, wird aber mit Abschluss des Projekts angestrebt.

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Online erschienen: 2025-08-23
Erschienen im Druck: 2025-09-04

© 2025 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Downloaded on 6.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2025-2021/html
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