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Der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium

  • Tom Behringer
Veröffentlicht/Copyright: 27. August 2025
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Zusammenfassung

Mehrere Studien konstatieren einen Einfluss der sozialen Herkunft auf die räumliche Distanz, die junge Erwachsene am Übergang von der Schule in ein Studium zurücklegen. Dieser Beitrag untersucht, inwiefern die soziale Herkunft auch mit der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung zusammenhängt. Darüber hinaus wird analysiert, inwiefern sich der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und zurückgelegter räumlicher Distanz danach unterscheidet, ob eine Ausbildung, ein Fachhochschulstudium oder ein Universitätsstudium aufgenommen wird, da diese Differenzierung bislang ebenfalls wenig berücksichtigt wurde. Zur Bearbeitung der beiden Forschungsbedarfe werden erstmals im Forschungsfeld die längsschnittlichen Daten der Startkohorten 3 und 4 des nationalen Bildungspanels (NEPS) verwendet und mit diesen multiple lineare Regressionsmodelle berechnet. Als zentrales Ergebnis zeigt sich, dass junge Erwachsene bei allen drei Arten von Übergängen gleichermaßen durch ein akademisches Elternhaus statt eines nicht-akademischen Elternhauses im Durchschnitt eine etwas größere räumliche Distanz zurücklegen. Dies weist angesichts der festgestellten Bedeutung von räumlicher Mobilität im Bildungsverlauf für den späteren Lebensverlauf darauf hin, dass bei allen drei Bildungswegen durch die herkunftsbedingt ungleiche räumliche Mobilität ungleiche bildungs- und arbeitsmarktbezogene Verwertungsmöglichkeiten von Bildungsabschlüssen nach der sozialen Herkunft bestehen.

Abstract

Several studies have found an influence of social origin on the spatial distance covered by young adults at the transition from school to higher education. This article analyzes to which extent social origin also affects the spatial distance covered at the transition from school to vocational education. In addition, this study also investigates to which extent the relationship between social origin and covered spatial distance differs between the transitions to vocational education, universities of applied sciences („Fachhochschulen“) and regular universities, as this differentiation has also received little attention so far. To address these two research desiderata, longitudinal data of starting cohorts 3 and 4 of the German National Educational Panel Study (NEPS) are used for the first time in the research field and multiple linear regression models are calculated. The central finding is that in all three types of transitions to nearly the same extent young adults cover on average a greater distance if they have an academic background compared to having a non-academic background. Considering the observed importance of spatial mobility in the educational course for the later life course, this indicates unequal educational and labour market opportunities in using educational qualifications by social origin due to unequal spatial mobility in all three educational pathways.

1 Einleitung

Im Rahmen des Übergangs von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium treffen junge Erwachsene nicht nur eine Entscheidung darüber, welchen nachschulischen Bildungsgang sie aufnehmen, sondern auch darüber, wo sie ihren Bildungsverlauf fortsetzen. Hierzu wurde bereits festgestellt, dass die räumliche Distanz, die junge Erwachsene für die Aufnahme eines Studiums zurücklegen, nicht gleich verteilt ist, sondern unter anderem von ihrer jeweiligen sozialen Herkunft abhängt. Junge Erwachsene aus einem Elternhaus mit höherem sozioökonomischem Status bewerten tendenziell die Kosten einer räumlichen Mobilität zu einem Studienangebot geringer und die zugehörigen Erträge höher als junge Erwachsene aus einem Elternhaus mit niedrigerem sozioökonomischem Status und wählen daher im Durchschnitt Studienangebote in größerer räumlicher Entfernung (Hüsch 2024; Lörz 2008; Winkler 2019; Quast et al. 2022).

Der Zusammenhang zwischen der zurückgelegten räumlichen Distanz und der sozialen Herkunft ist aus mehreren Gründen von gesellschaftlicher Relevanz. Zunächst können junge Erwachsene mit steigender räumlicher Mobilität besser ein bevorzugtes Bildungsangebot mit einer höheren Qualität oder einer passenderen fachlichen Ausrichtung wählen, weil es qualitative Unterschiede zwischen den nachschulischen Bildungsangeboten in Deutschland gibt und die Bildungsangebote nicht flächendeckend verteilt sind (Hüning et al. 2017; Bildungsbericht 2022: 172 f.). Erste Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass junge Erwachsene daher durch eine größere zurückgelegte räumliche Distanz später im Durchschnitt höhere Arbeitsmarkterträge erzielen (Waibel 2019; Wicht et al. 2024). Zudem kann die räumliche Mobilität auch als positives Distinktionsmerkmal auf dem Arbeitsmarkt fungieren (Netz 2012; Waibel 2019). Des Weiteren begünstigt sie den Gewinn von neuen Freiheiten und Erfahrungen, womit sie erneute räumliche Mobilität, beispielsweise im weiteren Studienverlauf, fördert (Lörz 2008). Schließlich ist auch aus bildungspolitischer Sicht eine derartige Ungleichheit für die räumliche Verteilung von Bildungsangeboten durch Bund, Länder und andere Bildungsträger relevant, da diese einerseits einen Versorgungsanspruch gegenüber zukünftigen Auszubildenden und Studierenden haben und andererseits um deren Nachfrage konkurrieren.

Bislang wurde die Bedeutung der sozialen Herkunft für die zurückgelegte räumliche Distanz allerdings größtenteils nur für den Übergang in ein Studium untersucht. Daher widmet sich diese Studie der Frage, ob auch bei einem Übergang in eine Ausbildung ein Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz besteht. Darüber hinaus wird analysiert, inwiefern sich der Zusammenhang danach unterscheidet, ob eine Ausbildung, ein Fachhochschul- oder ein Universitätsstudium aufgenommen wird, da die Differenzierung zwischen den beiden Hochschultypen bisher ebenfalls kaum berücksichtigt wurde. Zur Adressierung der beiden Forschungslücken wird mit den Startkohorten 3 und 4 des nationalen Bildungspanels (NEPS) eine neue Datenquelle herangezogen um auch zu prüfen, ob sich der bisher festgestellte Zusammenhang der sozialen Herkunft mit der zurückgelegten räumlichen Distanz beim Übergang in ein Studium mit einem weiteren, aktuellen Datensatz feststellen lässt. Die aus den Forschungsbedarfen kombinierte Fragestellung lautet: Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium (in Deutschland) und wie unterscheidet sich dieser Zusammenhang nach der Art des Bildungsgangs (Ausbildung, Fachhochschul- oder Universitätsstudium)?[1]

Im folgenden Kapitel wird zunächst der Forschungsstand zur Wirkung der sozialen Herkunft auf die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium vorgestellt (2). Anschließend werden basierend auf der Theorie der primären und sekundären Herkunftseffekte (Boudon 1974; Erikson und Jonsson 1996) und Bourdieus Kapitalientheorie (1987) drei Hypothesen zur Beantwortung der formulierten Forschungsfrage hergeleitet (3). Darauffolgend werden die zur Überprüfung der Hypothesen verwendeten Daten, Variablen und Methoden vorgestellt und die in diesem Zusammenhang getroffenen Entscheidungen begründet (4). Schließlich werden die Ergebnisse der Hypothesenüberprüfung präsentiert (5). Zum Abschluss werden die wichtigsten Befunde zusammengefasst und vor dem Hintergrund des Forschungsstands, der theoretischen Annahmen und der methodischen Vorgehensweise reflektiert (6).

2 Forschungsstand

Der Forschungsstand zur Bedeutung der sozialen Herkunft für die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium stellt sich für den deutschen Kontext bislang eher einseitig dar. Während in mehreren Studien die Bedeutung der sozialen Herkunft für die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in ein Studium untersucht wurde, gibt es für den Ausbildungskontext bislang hauptsächlich nur Arbeiten zur räumlichen Mobilität während der Ausbildung, aber kaum Untersuchungen zur zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung.

Zur räumlichen Mobilität von Studienanfänger:innen kommen bisherige Studien übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass diese im Median etwa 50 Kilometer (km) Luftlinienentfernung zur Aufnahme eines Studiums zurücklegen (Lörz 2008; Winkler 2019; Quast et al. 2022; Hüsch 2024).[2] Die Verteilung der räumlichen Mobilität ist stark rechtsschief, weil viele junge Erwachsene am Heimatort oder in der unmittelbaren Nähe des Heimatorts verbleiben, während nur rund 30 % der Studienanfänger:innen ein Studium in mehr als 100 km Luftlinienentfernung vom Heimatort aufnehmen (ebd.). Da die größeren Entfernungen jedoch eine größere Streuung aufweisen, liegt das arithmetische Mittel der Verteilung bei rund 95 km (Winkler 2019). Des Weiteren wurde bereits festgestellt, dass die Aufnahme eines Studiums im Durchschnitt umso unwahrscheinlicher wird, je weiter die nächste Hochschule entfernt ist (Spiess & Wrohlich 2010; Helbig et al. 2017).

In Bezug auf die Bedeutung der sozialen Herkunft für die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in ein Studium kommen die bisherigen Untersuchungen ebenfalls zu übereinstimmenden deskriptiven Resultaten. Studienanfänger:innen aus einem nicht-akademischen Elternhaus sind bei der Studienaufnahme im Median etwa 10 km (Lörz 2008; Winkler 2019) und im arithmetischen Mittel etwa 17 km (Winkler 2019) weniger mobil als Studienanfänger:innen aus einem akademischen Elternhaus.

Die deskriptiven Ergebnisse werden auch durch multivariate Untersuchungen gestützt. Nach Winkler (2019) legen Studienanfänger:innen aus einem akademischen Elternhaus durch ihre soziale Herkunft durchschnittlich etwa 13 km mehr bei der Studienaufnahme zurück als Studienanfänger:innen, deren Eltern als höchsten Bildungsabschluss das Abitur, den Real- oder Hauptschulabschluss besitzen, und etwa 19 km mehr als Studienanfänger:innen, deren Eltern keinen Schulabschluss besitzen. In Mechanismusanalysen zeigt sich, dass dieser Zusammenhang vor allem dadurch besteht, dass Studienanfänger:innen aus einem akademischen Elternhaus tendenziell eine bessere materielle Ressourcenausstattung als Studienanfänger:innen aus einem nicht-akademischen Elternhaus besitzen, wodurch sie die Kosten einer räumlichen Mobilität besser bewältigen können (Winkler 2019). Darüber hinaus besteht ein zweiter, schwächerer Mechanismus durch die größere Bedeutung der Reputation von Bildungsangeboten in höheren sozialen Schichten, wodurch Studienanfänger:innen aus einem akademischen Elternhaus ebenfalls häufiger bei der Studienaufnahme räumlich mobil werden als Studienanfänger:innen aus einem nicht-akademischen Elternhaus (ebd.).

Die Untersuchung von Quast et al. (2022) kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Nach ihren Berechnungen steigt die zurückgelegte räumliche Distanz bei Operationalisierung der sozialen Herkunft als „International Socio-Economic Index of Occupational Status“ (ISEI) (Ganzeboom & Treiman 2010) des Elternteils mit dem höheren beruflichen Status um durchschnittlich rund 9 km, wenn der ISEI-Wert um eine Standardabweichung steigt (Quast et al. 2022). Der Zusammenhang wird von den Autor:innen in Mechanismusanalysen auf vier Mechanismen zurückgeführt. Zum einen stellen Quast et al. (ebd.) ebenfalls eine stärkere Mediation durch die Kostenüberlegungen und eine schwächere Mediation durch die Ertragsüberlegungen fest. Zum anderen konstatieren die Autor:innen zwei weitere Mechanismen, die von Winkler (2019) nicht geprüft wurden. Erstens können Studienanfänger:innen in Abhängigkeit von ihrer sozialen Herkunft ungleiche schulische Leistungen vorweisen, die ihnen vor dem Hintergrund von Zugangsbeschränkungen in unterschiedlichem Maße räumliche Mobilität ermöglichen (Quast et al. 2022). Zweitens besitzen Studienanfänger:innen aus höheren sozialen Schichten eine durchschnittlich höhere Risikobereitschaft als Studienanfänger:innen aus niedrigeren sozialen Schichten, wodurch sie ebenfalls eher räumlich mobil werden (ebd.).

Bei Betrachtung anderer europäischer Gesellschaften stellt sich der Forschungsstand sehr ähnlich dar. Auch in Frankreich (Perret 2007; Winkler 2018), Großbritannien (Donnelly & Gamsu 2018) und Italien (Ballarino et al. 2022) besteht ein positiver Zusammenhang zwischen einer höheren sozialen Schichtzugehörigkeit des Elternhauses und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang in ein Studium. Allerdings gibt es auch für jene nationalen Kontexte bislang kaum Befunde zur Bedeutung der sozialen Herkunft für die zurückgelegte räumliche Distanz bei einem Übergang in eine Ausbildung. Daher wird hier untersucht, ob nicht nur beim Übergang in ein Studium, sondern auch beim Übergang in eine Ausbildung ein Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz vorliegt. Der deutsche Kontext eignet sich in besonderem Maße für diese Analyse, da Deutschland trotz rückläufiger Zahlen nach wie vor im internationalen Vergleich zu den Staaten mit den größten Anteilen an Ausbildungsabsolvent:innen zählt (OECD 2023: 63).

Darüber hinaus wird der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz hier auch danach differenziert, ob eine Person in ein Fachhochschul- oder ein Universitätsstudium übergeht. Diese Unterscheidung stellt ebenfalls eine relevante Forschungslücke dar, da die beiden Hochschultypen trotz bestehender Angebots- und Nachfrageunterschiede, die die Wirkung der sozialen Herkunft beeinflussen könnten, in den bisherigen Studien als eine kohärente Gruppe ohne Heterogenitäten in Bezug auf die Rolle der sozialen Herkunft betrachtet wurden.

3 Theorie und Hypothesen

3.1 Der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium

Nach Boudon (1974) werden die Bildungschancen von Individuen einerseits durch institutionelle Mechanismen an Bildungsübergängen und andererseits durch individuelle Entscheidungsprozesse bei der Wahl zwischen verschiedenen Bildungsalternativen beeinflusst. Im Rahmen dieser Arbeit stellt die Chance junger Erwachsener mit Studienberechtigung, in den subjektiv bevorzugten nachschulischen Bildungsgang überzugehen, die relevante Bildungschance dar. Dabei ist die soziale Herkunft der jungen Erwachsenen sowohl für die Chance, den Übergang in den bevorzugten Bildungsgang angesichts der gegebenen institutionellen Regeln zu schaffen, als auch für den individuellen Entscheidungsprozess bezüglich der Auswahl des Bildungsgangs von großer Bedeutung (ebd.).

In Form der primären Effekte verursacht die soziale Herkunft ungleiche Bedingungen im familiären Aufwachsen, die langfristig zu ungleichen Erfolgschancen im Hinblick auf das Erreichen von (guten) Bildungsabschlüssen führen (ebd.). Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten erhalten im Vergleich zu Studienberechtigten aus niedrigeren sozialen Schichten zumeist eine stärker an Bildung orientierte Erziehung im Elternhaus und wachsen in ihrer Kindheit in einer besser auf Bildung abgestimmten Lernumwelt auf (ebd.). Aufgrund dieser förderlichen Umstände erwerben sie in ihrer Kindheit häufiger als junge Erwachsene aus niedrigeren sozialen Schichten relevante Vorkenntnisse, Lernkompetenzen und Lernmotivationen, die ihnen ermöglichen, bessere schulische Leistungen zu erbringen (ebd.). Vor diesem Hintergrund haben junge Erwachsene aus einem Elternhaus mit höherer sozioökonomischer Position auch noch im späteren Schulverlauf bessere Chancen, weitere Kompetenzen zu erwerben und schlussendlich eine höherwertige Studienberechtigung und bessere Abschlussnoten zu erzielen (ebd., Köller & Maaz 2017).

Diese ungleichen Chancen sind von besonderer Relevanz für die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium, da sowohl eine Allgemeine Hochschulreife im Vergleich zu einer Fachhochschulreife als auch bessere Abschlussnoten vor dem Hintergrund von Zugangsbeschränkungen und notenbasierten Auswahlverfahren mehr Mobilitätsoptionen ermöglichen (Lörz 2008; Winkler 2019; Quast et al. 2022). Dadurch können Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten bei ihrer Bildungsentscheidung im Durchschnitt mehr Bildungsangebote miteinander vergleichen und den von ihnen bevorzugten Bildungsgang mit einer größeren Wahrscheinlichkeit realisieren. Angesichts der großen Unterschiede im Fächerangebot und der qualitativen Ausgestaltung des Angebots zwischen den verschiedenen nachschulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland (siehe z. B. Hachmeister 2024) ist davon auszugehen, dass der bevorzugte Bildungsgang im Vergleich zu einem alternativ gewählten Bildungsangebot seltener am Heimatort der jungen Erwachsenen oder in der näheren Umgebung liegt. Daher ist anzunehmen, dass Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten durch ihre durchschnittlich besseren Schulleistungen tendenziell größere Entfernungen für die Aufnahme einer Ausbildung oder eines Studiums als Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten zurücklegen.[3]

Im Gegensatz zu den primären Herkunftseffekten führen die sekundären Herkunftseffekte nicht zu Leistungsunterschieden, sondern zu Differenzen in der subjektiven Bewertung der Kosten, Erfolgschancen und Erträge von Bildungsalternativen, die schließlich in ungleichen Entscheidungsmustern bei Bildungsentscheidungen resultieren (Boudon 1974; Erikson & Jonsson 1996). Individuen wählen bei einer Bildungsentscheidung den Bildungsgang, für den der Nutzen (U), der sich aus der Multiplikation der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit (p) mit den subjektiven Erträgen (B), reduziert um die subjektiven Kosten (C), ergibt, maximal ist (U=p*B-C) (Erikson und Jonsson 1996).

Im Kontext der Bildungsentscheidung über die Auswahl eines nachschulischen Bildungsgangs schätzen Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten die Chance einer erfolgreichen räumlichen Mobilität (d. h. kein späterer Studien- oder Ausbildungsabbruch oder Umkehr der Mobilität bspw. aus Gründen der sozialen Integration) höher als Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten ein, weil sie durch ihren durchschnittlich größeren Bildungserfolg in der Schulzeit tendenziell ein größeres Selbstvertrauen in ihren weiteren Bildungsverlauf besitzen (Quast et al. 2022). Darüber hinaus verfügen Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit höherer sozioökonomischer Position im Verhältnis zu Studienberechtigten aus einem Elternhaus mit niedrigerer sozioökonomischer Position durch häufigere Umzüge und Auslandsaufenthalte über durchschnittlich größere Mobilitätserfahrungen (Kratz 2012). Ebenso ist das soziale Herkunftsmilieu von Studienberechtigten aus höheren sozialen Schichten tendenziell besser mit räumlicher Mobilität vertraut (Ruppenthal 2010), wodurch sie ebenfalls stärker zu einer (weiteren) räumlichen Mobilität motiviert werden.

Im Hinblick auf die Bewertung der Kosten einer räumlichen Mobilität für eine Ausbildung oder ein Studium kommen Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit höherer sozioökonomischer Position ebenfalls tendenziell zu einer günstigeren Einschätzung als Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit niedrigerer sozioökonomischer Position, weil sie durch ihr Elternhaus im Durchschnitt über größere materielle Ressourcen zur Bewältigung der zahlreichen anfallenden Mobilitätskosten verfügen. Mit einer räumlichen Mobilität zu einer Ausbildungsstätte oder Hochschule sind erstens Wohn- und/oder Pendelkosten verbunden (Lörz 2008; Winkler 2019; Quast et al. 2022), zweitens entstehen Such- und Informationskosten bei der Mobilitätsvorbereitung (Winkler 2019) – beispielsweise durch Praktika oder den Besuch von Informationsveranstaltungen – und drittens erfordert das Aufrechterhalten von sozialen Bindungen am Heimatort den Einsatz materieller Ressourcen für Besuche (ebd.). Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit niedrigerer sozioökonomischer Position sind hierbei vor dem Hintergrund ihrer durchschnittlich geringeren Ressourcen eher bestrebt, die anfallenden Kosten durch die Wahl eines Bildungsgangs in der Nähe des Heimatorts zu begrenzen, während Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit höherer sozioökonomischer Position in ihrer Bildungsentscheidung im Durchschnitt deutlich weniger eingeschränkt sind (Lörz 2008, Winkler 2019, Quast et al. 2022). Diese Ungleichheit wird auch dadurch gestützt, dass Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten durch den größeren kulturellen Kapitalbesitz ihres Elternhauses tendenziell über bessere Zugangsmöglichkeiten zu mobilitätsrelevanten Informationen als die Vergleichsgruppe verfügen (Bourdieu 1987). Daher ist anzunehmen, dass zum einen ihre Informationskosten im Verhältnis zu Studienberechtigten aus niedrigeren sozialen Schichten im Durchschnitt geringer ausfallen und sie zum anderen weniger dazu tendieren die Gesamtkosten der räumlichen Mobilität zu überschätzen.

Für Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten sind schließlich in der Regel auch höhere Erträge mit einer räumlichen Mobilität für eine Ausbildung oder ein Studium verbunden, weil sie dem Ruf und der Qualität von Bildungseinrichtungen durch ihr soziales Herkunftsmilieu zumeist eine große Bedeutung beimessen, während Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten durch den in ihrem sozialen Herkunftsmilieu vorherrschenden „Notwendigkeitsgeschmack“ (Bourdieu 1987: 585 ff.) eher dazu tendieren allen Bildungseinrichtungen den gleichen Wert zuzuschreiben (Winkler 2019). Demzufolge versuchen junge Erwachsene aus höheren sozialen Schichten in der Regel durch die Wahl qualitativ hochwertiger und prestigeträchtiger Ausbildungs- und Studiengänge Distinktion gegenüber anderen jungen Erwachsenen zu betreiben und eine möglichst wertvolle Bildung zu erhalten (ebd.). Daher steuern sie eher weiter entfernte, aber als sehr ertragreich erachtete Bildungsangebote an, während junge Erwachsene aus niedrigeren sozialen Schichten angesichts ihrer gering ausgeprägten Ertragsfokussierung eher in der Nähe ihres Heimatorts verbleiben, um die Kosten der Mobilität gering zu halten (ebd.).

Zusammenfassend lassen sich somit vier herkunftsbedingte Unterschiede feststellen: Zunächst sind Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten durch ihre durchschnittlich besseren Schulleistungen weniger als Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten in ihrer räumlichen Mobilität eingeschränkt, wodurch sie eher dazu in der Lage sind, einen bevorzugten Bildungsgang an einem anderen Ort aufzunehmen. Des Weiteren fallen für sie die Kosten einer räumlichen Mobilität angesichts ihres durchschnittlich besseren Ressourcen- und Informationszugangs erheblich weniger ins Gewicht, wodurch es ihnen besser möglich ist, weiter entfernte und damit kostenintensivere Bildungsangebote anzusteuern und ihre Bildungsentscheidung stärker nach den Erträgen der verschiedenen Optionen auszurichten. Bei den diesbezüglichen Überlegungen werden Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten durch ihren zumeist größeren Fokus auf den Ruf und die Qualität von Bildungsangeboten ebenfalls mehr als Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten darin bestärkt, einen weiter entfernten ertragreichen Bildungsgang aufzunehmen. Schließlich entscheiden sich Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit höherer sozioökonomischer Position auch eher als Studienberechtigte aus einem Elternhaus mit niedrigerer sozioökonomischer Position für ein weiter entferntes Bildungsangebot, weil sie die subjektiven Chancen einer erfolgreichen Mobilität durch ihre durchschnittlich besseren Schulleistungen und größeren Mobilitätserfahrungen tendenziell höher einschätzen. Die erste Hypothese lautet daher:

Hypothese 1: Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten legen am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium im Durchschnitt eine größere räumliche Distanz als Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten zurück.

3.2 Differenzierung des Zusammenhangs nach der Art des Bildungsgangs

Es ist nicht nur davon auszugehen, dass sich die Entscheidungsmuster von jungen Erwachsenen bei der Wahl eines nachschulischen Bildungsgangs nach der sozialen Herkunft unterscheiden, sondern auch, dass die Unterschiede durch die verschiedenen Eigenschaften der Arten von Bildungsgängen (Ausbildung, Fachhochschul- oder Universitätsstudium) je nach Übergang unterschiedlich stark ausfallen. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass das Bildungsangebot je nach Art des Bildungsgangs in unterschiedlichem Maße vertikale Differenzierungsmöglichkeiten für die Übersetzung der Unterschiede in den Entscheidungsmustern in ungleiche zurückgelegte räumliche Distanzen bietet. Als Konsequenz daraus wird im Folgenden postuliert, dass der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz je nach Art des Bildungsgangs unterschiedlich stark ausfällt.

In Bezug auf den Ausbildungsbereich ist zu erwarten, dass Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten nur dann in diesen übergehen, wenn sie eine besondere Präferenz für ein bestimmtes Bildungsangebot in diesem Bereich besitzen, da sie aufgrund des Statuserhaltmotivs (Breen & Goldthorpe 1997) und der erwartbaren ökonomischen Erträge sonst durch einen Übergang in einen Studiengang, insbesondere an einer Universität, einen höheren subjektiven Nutzen erwarten könnten (Reimer & Schindler 2010). Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten gehen dagegen mit einer größeren Präferenz in eine Ausbildung über, weil sie dort die Kosten der nachschulischen Bildung durch die weite räumliche Verteilung der Bildungsangebote und die große Verbreitung von Bildungsentgelten vor dem Hintergrund der tendenziell geringen finanziellen Ressourcen ihres Elternhauses zumeist besser als bei Bildungsgängen der anderen Arten begrenzen können (ebd.). Dementsprechend zeichnen sich Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten, die in eine Ausbildung übergehen, tendenziell durch eine starke Ertragsorientierung in ihrer Bildungsentscheidung aus, während Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten, die diesen Übergang ebenfalls machen, eher eine starke Kostenorientierung bei ihrer Bildungsentscheidung besitzen. Trotz dieser gravierenden Unterschiede in den Entscheidungsmustern wird nur ein eher schwacher Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz bei einem Übergang in eine Ausbildung postuliert, da Studienberechtigte dort eher geringe vertikale Differenzierungsmöglichkeiten besitzen. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass notenbasierte Auswahlverfahren am Übergang in eine Ausbildung für Studienberechtigte ungeachtet der sozialen Herkunft kaum restriktiv sind und der Zugang zu mobilitätsrelevanten Informationen und Erfahrungen auch für Studienberechtigte, die nicht aus höheren sozialen Schichten kommen, leichter möglich ist (ebd.). Darüber hinaus sollte auch die ungleiche Kostenausstattung der Herkunftsgruppen durch die weitere räumliche Verbreitung des Bildungsangebots und die hohe Verbreitung von Bildungsentgelten (ebd.) nur eine eher geringe Rolle beim Übergang in eine Ausbildung spielen. Schließlich sollten auch die nicht so stark ausgeprägten Unterschiede im Ruf und der Qualität zwischen Ausbildungsangeboten dafür sorgen, dass eher geringe vertikale Differenzierungsmöglichkeiten innerhalb des Ausbildungsbereichs für Studienberechtigte bestehen. Daher ist davon auszugehen, dass sich die großen herkunftsbedingten Unterschiede in den Entscheidungsmustern im Ausbildungsbereich eher nur schwach in Unterschiede in der zurückgelegten räumlichen Distanz übersetzen.

Im Fachhochschulbereich sind ebenfalls große Unterschiede in den Entscheidungsmustern nach der sozialen Herkunft erwarten, die allerdings vermutlich etwas geringer als im Ausbildungsbereich ausfallen. Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten sollten ebenfalls nur dann in den Fachhochschulbereich übergehen, wenn sie eine besondere Präferenz für ein bestimmtes Bildungsangebot in diesem Bereich besitzen, da sie aufgrund der zu erwartenden ökonomischen Erträge sonst durch einen Übergang in einen universitären Studiengang einen höheren subjektiven Nutzen erwarten könnten (ebd.). Daher ist von dieser Gruppe auch bei einer Entscheidung für ein Fachhochschulstudium in der Regel eine große Ertragsorientierung zu erwarten. Bei Studienberechtigten aus niedrigeren sozialen Schichten ist dagegen im Falle eines Übergangs in einen Fachhochschulstudiengang von einer stärkeren Ausrichtung der Bildungsentscheidung an den Kosten der Bildungsalternativen auszugehen, weil sie vor dem Hintergrund der geringeren finanziellen Ressourcen ihres Elternhauses bevorzugt in diesen Bereich übergehen um die finanzielle Belastung durch die nachschulische Bildung durch die weitere räumliche Verteilung der Bildungsangebote (Hüning et al. 2017) und die teilweise Verfügbarkeit von Bildungsentgelten im Rahmen von dualen Studiengängen begrenzen zu können (Reimer & Schindler 2010; Nickel et al. 2022). Aus den unterschiedlichen Entscheidungsmustern der beiden Herkunftsgruppen bei einem Übergang in ein Fachhochschulstudium resultiert ein starker Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz in diesem Bereich, da den Studienberechtigten dort außerdem große vertikale Differenzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Diese fallen erheblich größer als im Ausbildungsbereich aus, weil es größtenteils ausgeprägte Unterschiede im Ruf und der Qualität zwischen den Studienangeboten gibt (Enders 2010) und die unterschiedliche finanzielle Ausstattung der sozialen Herkunftsgruppen vor dem Hintergrund der geringen Verbreitung von Bildungsentgelten (Bildungsbericht 2022: 197 f.) und der nur teilweise weiten räumlichen Verteilung der Studienangebote (Hüning et al. 2017) mutmaßlich von großer Bedeutung ist. Zudem ist anzunehmen, dass die Vorteile der Studienberechtigten aus höheren sozialen Schichten im Zugang zu mobilitätsrelevanten Erfahrungen und Informationen und im Erreichen von guten Abschlusszeugnissen angesichts des teilweise restriktiven Zugangs zu Informationen und Bildungsgängen (Reimer & Schindler 2010) im Fachhochschulbereich ebenfalls stärker ins Gewicht fallen.

Auch beim Übergang in den universitären Bereich sind erhebliche Unterschiede in den Entscheidungsmustern der Studienberechtigten nach der sozialen Herkunft zu erwarten, welche jedoch mutmaßlich geringer als in den beiden anderen Arten von Bildungsgängen sind. Dies erklärt sich durch das durchschnittlich höhere Anforderungsniveau und die durchschnittlich höheren Kosten, die mit einem Übergang in einen Universitätsstudiengang einhergehen (ebd.). Angesichts dieser Umstände ist davon auszugehen, dass Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten, die trotzdem in einen universitären Studiengang übergehen, ihre Bildungsentscheidung zumeist stärker an den Erträgen und weniger an ihren Erfolgswahrscheinlichkeiten und den Kosten der Bildungsangebote ausrichten als jene, die in eine Ausbildung oder ein Fachhochschulstudiengang übergehen, da sie andernfalls durch die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Fachhochschulstudium ihrer Kosten- und Erfolgsorientierung besser nachkommen könnten (ebd.). Demgegenüber gehen Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten angesichts der hohen zu erwartenden ökonomischen Erträge und der tendenziell erheblich größeren finanziellen Ressourcen ihres Elternhauses im Durchschnitt mit einer größeren Präferenz in ein Universitätsstudium über (ebd.). Allerdings sollte die Ertragskomponente für sie aufgrund der durchschnittlich höheren Kosten und des durchschnittlich höheren Anforderungsniveaus (ebd.) zugunsten der Kosten- und Erfolgskomponente eine tendenziell etwas geringere Rolle als bei einem Übergang in eine der beiden anderen Arten von Bildungsgängen spielen. Bei gemeinsamer Betrachtung der herkunftsspezifischen Unterschiede in den Entscheidungsmustern mit den sehr großen Differenzierungsmöglichkeiten beim Übergang in ein Universitätsstudium ist von einem eher starken Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz bei diesem Übergang auszugehen. Die vertikalen Differenzierungsmöglichkeiten sind im universitären Bereich als größer als im Fachhochschulbereich zu einzuschätzen, da das Studienangebot noch geringer räumlich verteilt ist (Hüning et al. 2017) und es nur sehr selten Bildungsentgelte durch die fehlende Verbreitung von dualen Studiengängen an Universitäten gibt (Bildungsbericht 2022: 197 f., Nickel et al. 2022). Darüber hinaus sollten die Vorteile der Studienberechtigten mit einem akademischen Elternhaus im Zugang zu Mobilitätserfahrungen und Informationen und im Erreichen von guten Abschlusszeugnissen angesichts eines vergleichbar restriktiven Zugangs (ebd.) eine ähnliche Bedeutung wie im Fachhochschulbereich besitzen. Schließlich bieten auch die großen Unterschiede in der Qualität und dem Ruf zwischen den Studienangeboten (Enders 2010) große vertikale Differenzierungsmöglichkeiten für die Studienberechtigten.

Angesichts der deutlich geringeren Unterschiede in den Entscheidungsmustern nach der sozialen Herkunft im universitären Bereich ist jedoch zu anzunehmen, dass sich die vertikalen Differenzierungsmöglichkeiten der Studienberechtigten bei einem Übergang in ein Universitätsstudium in geringerem Ausmaß als bei einem Übergang in eine Fachhochschulstudium in ungleiche zurückgelegte räumliche Distanzen übersetzen. Daher wird postuliert, dass der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz trotz der leicht größeren Differenzierungsmöglichkeiten bei einem Übergang in ein Universitätsstudium geringer als bei einem Übergang in ein Fachhochschulstudium ausfällt.

Anhand der vorangegangenen Erklärungen werden final zwei Hypothesen zur Differenzierung des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz nach der Art des Bildungsgangs aufgestellt:

Hypothese 2: Studienberechtigte aus höheren sozialen Schichten legen am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium bei jeder der drei Übergangsarten (Ausbildung, Fachhochschulstudium, Universitätsstudium) im Durchschnitt eine größere räumliche Distanz als Studienberechtigte aus niedrigeren sozialen Schichten zurück.

Hypothese 3: Der Zusammenhang zwischen der sozialen Schichtzugehörigkeit und der zurückgelegten räumlichen Distanz ist bei einem Übergang in ein Fachhochschulstudium im Durchschnitt stärker als bei einem Übergang in ein Universitätsstudium und dort im Durchschnitt stärker als bei einem Übergang in eine Ausbildung.

4 Daten, Variablen und Methoden

4.1 Daten

Zur Überprüfung der vorgestellten Hypothesen wurden die Daten der ersten dreizehn bzw. vierzehn Wellen der Startkohorten 3 und 4 des Nationalen Bildungspanels (NEPS) verwendet (Blossfeld und Roßbach 2019, NEPS-Netzwerk 2024a, 2024b).[4] In den Startkohorten 3 (SC3) und 4 (SC4) wurden ausgewählte Schüler:innen in Deutschland zunächst von der 5. bzw. 9. Klassenstufe (Schuljahr 2010/11) bis zum Verlassen der Schule wiederholt zu ihrem Bildungsverlauf, ihren Kompetenzen, ihren Lernbedingungen sowie ihrem soziodemographischen Hintergrund befragt. Im Anschluss an den Abgang von der Ausgangsschule wurde der Bildungs- und Erwerbsverlauf der jungen Erwachsenen anhand mehrerer Befragungen individuell weiterverfolgt. Den Ausgangsstichproben der Studien liegt jeweils ein zweistufiges randomisiertes Auswahlverfahren zu Grunde, bei dem zunächst Schulen und anschließend zwei Klassen pro Schule ausgewählt wurden, in denen alle auskunftsbereiten Schüler:innen befragt wurden.

Die Daten der SC3 und SC4 eignen sich aus mehreren Gründen gut für eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium. Zunächst umfassen die Datensätze eine große Stichprobe von Studienberechtigten in Deutschland, die erst kürzlich im Anschluss an den Erwerb ihrer Hochschulreife (Abschluss zwischen 2013 und 2019) in eine Ausbildung oder ein Studium übergegangen sind. Darüber hinaus liegen durch das Erhebungsverfahren der Studie monatsgenaue Daten zum schulischen und nachschulischen Bildungsverlauf der jungen Erwachsenen sowie ausführliche Informationen zu ihrem soziodemographischen Hintergrund vor. Des Weiteren ist es mit dieser Datenquelle im Gegensatz zu den von Winkler (2019) verwendeten Daten der Studienanfängerbefragungen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) möglich, auch die zurückgelegte räumliche Distanz von Ausbildungsanfänger:innen zu analysieren. Schließlich kann der nachschulische Bildungsverlauf mit den Daten der SC3 und SC4 auch besser als mit der Studienberechtigtenbefragung 2018 des DZHW, die von Quast et al. (2022) verwendet wurde, nachvollzogen werden, weil bei den Datensätzen des NEPS je nach Abschlussjahr die Daten von drei bis acht jährlichen Wellen nach dem Erwerb der Studienberechtigung zur Verfügung stehen, während bei den DZHW-Studienberechtigtenbefragungen nur die Daten einer Befragung ein halbes Jahr nach dem Verlassen der Schule verfügbar sind.

Als Ausgangspunkt für die Erstellung der Analysestichprobe dienten alle nicht widerrufenen Ausbildungs- und Studienepisoden, die in der SC3 oder SC4 verzeichnet sind (Fallzahlen siehe Tabelle 1). Anschließend wurde die Stichprobe nach den vorhandenen Monats- und Jahresangaben auf die zuerst begonnene Ausbildungs- oder Studienepisode pro Person beschränkt, da später zurückgelegte räumliche Distanzen durch die bei vorherigen Ausbildungs- und Studienepisoden gesammelten Mobilitätserfahrungen nicht in ihren Ausgangsbedingungen mit der ersten zurückgelegten Distanz vergleichbar sind (Lörz 2008).[5] Vor dem Hintergrund, dass für die Aufnahme eines Fernstudiums eine erheblich geringere räumliche Mobilität als für die Aufnahme einer anderen Berufsqualifikation erforderlich ist, wurden danach nur diejenigen Episoden in der Analysestichprobe behalten, die kein Fernstudium darstellen. Des Weiteren wurden alle Episoden ohne vorliegende Studienberechtigung zu Episodenbeginn aus der Stichprobe ausgeschlossen, da die Ausgangssituation der Bildungsentscheidung bei Personen ohne Studienberechtigung stark von der Situation bei Personen mit Studienberechtigung abweicht.[6] Zum Abschluss der Stichprobenrestriktionen aus theoretischen Gründen wurde die Stichprobe auf Episoden beschränkt, bei denen die Person zu Episodenbeginn volljährig war, damit alle Personen in der Analysestichprobe im Hinblick auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen die gleichen Auszugsmöglichkeiten besitzen.

Tab. 1:

Übersicht über die einzelnen Schritte der Erstellung der Analysestichprobe

Ausgeschlossene Episoden

Verbliebene Episoden

Ausgeschlossene Personen

Verbliebene Personen

Ausschlüsse aus theoretischen Gründen

in Prozent

Anzahl

in Prozent

Anzahl

Anzahl

Anzahl

A: Eingrenzung auf Ausbildungs- und Studienepisoden

– 

– 

100 %

21 791

– 

15 326

B: Eingrenzung auf erste Episoden

29,5 %

6428

70,5 %

15 363

0 

15 326

C: Eingrenzung auf Episoden, die kein Fernstudium sind

0,3 %

63

70,2 %

15 300

61

15 265

D: Eingrenzung auf Episoden mit Studienberechtigung zu Episodenbeginn

33,7 %

7335

36,6 %

7965

7321

7 944

E: Eingrenzung auf Episoden mit Volljährigkeit zu Episodenbeginn

0,7 %

142

35,9 %

7823

142

7802

Ausschlüsse aus methodischen Gründen

F: Eingrenzung auf Episoden mit benötigten Informationen zur Bestimmung der zurückgelegten räumlichen Distanz

2,0 %

429

34,0 %

7403

426

7376

G: Eingrenzung auf Episoden mit benötigten Informationen zur Bestimmung der sozialen Herkunft

2,9 %

638

31,0 %

6765

638

6738

H: Eingrenzung auf Episoden mit benötigten Informationen zur Bestimmung der Kontrollvariablen (Migrationshintergrund und Urbanität des Heimatorts)

0,2 %

44

30,8 %

6721

43

6695

I: Eingrenzung auf Personen ohne mehrere Episoden mit unterschiedlichen Werten zwischen den Episoden

0,1 %

26

30,7 %

6695

13

6682

J: Eingrenzung auf eine Episode pro Person

0,1 %

13

30,7 %

6682

0 

6682

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0)

Aus methodischen Gründen wurden darauffolgend alle Personen aus der Stichprobe ausgeschlossen, bei denen keine ausreichenden Informationen für die Erstellung einer relevanten Variable der Analysen vorliegen.[7] In Folge dieser Reduktion verblieben 6669 Personen mit einer Episode und 26 Personen mit jeweils zwei Episoden in der Stichprobe. Bei Personen mit mehreren Episoden wurden schließlich alle Episoden der Person aus der Stichprobe ausgeschlossen, wenn sich die Werte für mindestens eine relevante Analysevariable zwischen den verschiedenen Episoden der Person unterscheiden, da nicht ermittelt werden kann, welche der Episoden tatsächlich den ersten Übergang in eine Ausbildung oder ein Studium darstellt. Wenn keine Abweichung zwischen den Episoden besteht, wurde dagegen eine beliebige Episode in der Stichprobe behalten, da obgleich, welche Episode tatsächlich den fraglichen Übergang darstellt, dieselben Ergebnisse erzielt werden. Auf diese Weise wurde eine finale Stichprobe von 6682 Personen mit jeweils einer Ausbildungs- oder Studienepisode realisiert (davon 1919 Ausbildungs- und 4763 Studienepisoden).

4.2 Variablen

Die abhängige Variable der Analysen ist die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium, die als Luftlinienentfernung (in km) zwischen dem Ort der letzten Schulepisode und dem Ort der ersten Ausbildungs- bzw. Studienepisode mittels des Stata-ados „spmat“ (Drukker et al. 2013) gemessen wurde. Diese Operationalisierung wurde verwendet, da so eine reliable Messung unabhängig vom

Mobilitätsmittel möglich ist und sie bereits in den bisherigen Studien im Forschungsfeld genutzt wurde (Lörz 2008; Winkler 2019; Quast et al. 2022; Hüsch et al. 2024). Die Operationalisierung über den Ort der letzten Schulepisode bzw. den Ort der ersten Ausbildungs- bzw. Studienepisode bietet darüber hinaus den Vorteil, dass diese monatsgenau in der SC3 und der SC4 erfasst wurden, während der Wohnort nur unregelmäßig für den Zeitpunkt der jeweiligen Befragung erhoben wurde und viele fehlende Werte aufweist. Durch die Verwendung des Orts der Ausbildungsstätte/Hochschule statt des neuen Wohnorts muss jedoch hingenommen werden, dass nicht zwischen Wohn- und Pendelmobilität differenziert werden kann, was aufgrund ungleicher Kosten der beiden Mobilitätsarten nachteilhaft sein kann.

Der Ort von Ausbildungsstätten und Hochschulen im Ausland wird in der SC3 und der SC4 nur sehr ungenau, nämlich als Land der Bildungsstätte erfasst. Daher wurden Personen, die ihre erste Ausbildungs- oder Studienepisode im Ausland begonnen haben (n=172), gemeinsam mit Personen mit einem unbekannten Ort der letzten Schulepisode oder ersten Ausbildungs- bzw. Studienepisode von den Analysen ausgeschlossen. Bei Bildungsstätten in Deutschland liegen dagegen sowohl der Ort der letzten Schulepisode als auch der Ort der Ausbildungs-/Studienepisode auf Kreisebene vor. Daher wurde zur Verortung der Bildungsstätte der geometrische Schwerpunkt des jeweiligen Kreises mittels des Stata-ados „shp2dta“ (Crow 2006) gebildet. Dadurch wurde eine innerhalb eines Kreises zurückgelegte räumliche Distanz immer als Entfernung von 0 km gemessen. Infolgedessen wurde die räumliche Mobilität innerhalb eines Kreises und damit auch die räumliche Mobilität im Gesamten in dieser Arbeit vermutlich geringfügig unterschätzt.[8]

Die unabhängige Variable der Analysen ist die soziale Herkunft der jungen Erwachsenen. Diese wurde durch eine dichotome Variable mit den Ausprägungen „akademisches Elternhaus (mind. ein Elternteil mit Hochschulabschluss)“ und „nicht-akademisches Elternhaus (kein Elternteil mit Hochschulabschluss)“ gemessen. Dabei wurde im Gegensatz zu Winkler (2019) nur zwischen diesen beiden Kategorien unterschieden, da die Differenz zwischen diesen einen besonders wesentlichen Unterschied in der sozialen Herkunft darstellt und die Interpretation der Moderation durch die Art des Bildungsgangs bei einer weiteren Differenzierung der Variable erheblich an Prägnanz verlieren würde. Die Variable wurde bevorzugt aus den Daten der Elternbefragungen gebildet (78 % der Werte) und bei fehlenden Werten durch die Angaben der jungen Erwachsenen ergänzt, da die Validität der Angaben der Eltern als erheblich höher einzuschätzen ist (Hovestadt & Schneider 2021). Sowohl bei den Eltern als auch bei den jungen Erwachsenen wurde bevorzugt die frühesten vorhandenen Angaben verwendet, da die Wirkung der sozialen Herkunft nach den theoretischen Annahmen größtenteils im vorherigen Lebensverlauf erfolgt und durch spätere Änderungen der elterlichen Bildungsabschlüsse kaum beeinflusst wird. Zusätzlich wurden zur Prüfung der Robustheit der Ergebnisse die verwendeten Regressionsmodelle auch mit einer Operationalisierung der sozialen Herkunft als ISEI des Elternteils mit dem höheren beruflichen Status analog zu Quast et al. (2022) berechnet, wobei die gleichen Ergebnisse für die Hypothesen erzielt wurden (siehe Regressionsmodelle 9 bis 12 in Tabelle A.2 im Anhang).

Zur Überprüfung der Hypothesen 2 und 3 wurde des Weiteren die Variable „Art des Bildungsgangs“ gebildet. Diese differenziert, ob der aufgenommene Bildungsgang eine Ausbildung (duale Ausbildung oder schulische Ausbildung an einer Schule des Gesundheitswesens, Berufsfachschule oder Fachschule), ein Fachhochschulstudium (Studium an einer Berufsakademie, Verwaltungsfachhochschule oder Fachhochschule) oder ein Universitätsstudium darstellt.

Schließlich wurden für die Analysen noch zwei Kontrollvariablen erstellt. Zum einen wurde hier der Migrationshintergrund der jungen Erwachsenen berücksichtigt, um eine Konfundierung durch diese Variable zu vermeiden. Als Migrationshintergrund wird in der SC3 und SC4 definiert, dass die Zielperson selbst (1. Generation) oder mindestens eines ihrer Elternteile (2. Generation) nicht in Deutschland geboren wurde und zugewandert ist (Olczyk et al. 2014). Diese Variable liegt auf einem sogenannten „backdoor path“ (Morgan & Winship 2015) zwischen der unabhängigen und der abhängigen Variable, da ein Migrationshintergrund tendenziell eine negative Wirkung auf die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in ein Studium hat (Quast et al. 2022) und im Durchschnitt mit einer niedrigeren sozialen Stellung des Elternhauses einhergeht (Kalter & Granato 2018). Angesichts dessen, dass sich die Wirkung des Migrationshintergrunds vermutlich nach der Generationszugehörigkeit unterscheidet, wurde nicht nur differenziert, ob eine Person einen Migrationshintergrund hat oder nicht, sondern auch ob die Person der ersten oder der zweiten Einwanderungsgeneration angehört.[9] Für die Operationalisierung wurde die Variable „Generationenstatus“ aus den NEPS-Datensätzen verwendet und die 1,5. Generation der 1. Generation, die 2,25.–2,75. Generation der 2. Generation und die 3.–3,5. Generation der Gruppe ohne Migrationshintergrund zugeordnet.

Zum anderen wurde die Urbanität des Heimatorts als Kontrollvariable berücksichtigt, da von dieser Variable ein negativer Zusammenhang einer höheren sozialen Schichtzugehörigkeit mit der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium mediiert wird, welcher nicht in der Herleitung der Hypothesen berücksichtigt wurde, da er weder Teil der primären noch der sekundären Herkunftseffekte ist. Junge Erwachsene aus einer höheren sozialen Schicht kommen tendenziell häufiger aus urbanen Regionen (BBSR 2023), wodurch sie für die Aufnahme einer Ausbildung oder eines Studiums in der Regel geringere Entfernungen als Studienberechtigte aus einer niedrigeren sozialen Schicht zurücklegen müssen. Bei Nicht-Berücksichtigung dieser Variable als Kontrollvariable würde der postulierte Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz daher etwas unterschätzt werden. Zur Messung der Urbanität des Heimatorts wurde der siedlungsstrukturelle Kreistyp der letzten Schulepisode nach der Kreisregionstypologie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Regionalforschung (2018) verwendet, die ein ordinales Skalenniveau mit vier Ausprägungen (kreisfreie Großstadt, städtischer Kreis, ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen und dünn besiedelter ländlicher Kreis) besitzt. Ansonsten wurden keine weiteren Kontrollvariablen verwendet, da keine weitere Variable sowohl die unabhängige als auch die abhängige Variable beeinflussen sollte (siehe DAG in Abbildung 1 im Anhang).

Abb. 1: Theoretisches Modell in der Form eines „Directed Acyclic Graph“ (DAG). Quelle: Eigene Darstellung.UV = Unabhängige Variable, AV = Abhängige Variable, MoV = Moderatorvariable, KV = Kontrollvariable
Abb. 1:

Theoretisches Modell in der Form eines „Directed Acyclic Graph“ (DAG). Quelle: Eigene Darstellung.

UV = Unabhängige Variable, AV = Abhängige Variable, MoV = Moderatorvariable, KV = Kontrollvariable

4.3 Methoden

Um die drei postulierten Hypothesen zu testen, wurden schließlich vier lineare Regressionsmodelle mit der abhängigen Variable „zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium (Luftlinienentfernung in km)“ berechnet. In Modell 1 wurde nur die soziale Herkunft als unabhängige Variable berücksichtigt, um die bivariate Assoziation zwischen dieser Variable und der abhängigen Variable zu bestimmen. Zur Überprüfung der ersten Hypothese wurden anschließend in Modell 2 zusätzlich die Kontrollvariablen in die Berechnung einbezogen, um den zuvor noch geöffneten „backdoor path“ des Migrationshintergrunds zu schließen und die mediierende Wirkung der Urbanität des Heimatorts zu kontrollieren. In Modell 3 wurde im Vergleich zu Modell 2 zusätzlich die Variable „Art des Bildungsgangs“ berücksichtigt, um den Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz unter Konstanthaltung der Art des Bildungsgangs zu ermitteln. Zum Abschluss wurde in Modell 4 zusätzlich zu den in Modell 3 enthaltenen Regressoren ein Interaktionsterm der Variable „Art des Bildungsgangs“ mit der Variable „soziale Herkunft“ aufgenommen, um die Hypothesen 2 und 3 zu überprüfen. Angesichts dessen, dass die Residualvarianz in allen Modellen heteroskedastisch verteilt ist, wurden robuste Standardfehler verwendet. Für die beiden Robustheitschecks bezüglich der alternativen Stichprobenrestriktion auf Personen mit Abitur bzw. der alternativen Operationalisierung der sozialen Herkunft durch den höheren ISEI der Eltern wurde der gleiche Modellaufbau verwendet.

5 Ergebnisse

5.1 Deskriptive Ergebnisse[10]

Die Verteilung der zurückgelegten räumlichen Distanz ist in der Stichprobe stark rechtsschief, da der Anteil der Studienberechtigten, die eine bestimmte Distanz zurücklegen, mit der Länge der Distanz exponentiell abnimmt. Während mehr als 50 % aller Studienberechtigten im Umkreis von maximal 50 km zum Heimatort verbleiben, entfallen auf die Entfernungen von 100 bis 690 km, der höchsten gemessenen Distanz, nur etwa 25 % der Studienberechtigten[11]. Dementsprechend liegt der Median (41 km) deutlich unter dem Mittelwert der Verteilung (81 km). Die Streuung der zurückgelegten räumlichen Distanz ist angesichts einer Standardabweichung von 112 km relativ groß.

Abbildung 2 stellt die Verteilung der zurückgelegten räumlichen Distanz differenziert nach der sozialen Herkunft der Studienberechtigten dar. Studienberechtigte aus einem nicht-akademischen Elternhaus legen deutlich häufiger als die Vergleichsgruppe Entfernungen von maximal 50 km zurück, während Studienberechtigte aus einem akademischen Elternhaus erheblich häufiger im Umfang von über 100 km mobil werden. Demzufolge sind auch der Median (37 vs. 52 km) und der Mittelwert (69 vs. 100 km) in der Gruppe der Studienberechtigten ohne ein akademisches Elternhaus deutlich geringer als in der Gruppe der Studienberechtigten mit einem akademischen Elternhaus.

Abb. 2: Histogramme der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium nach der sozialen Herkunft (Übergänge zwischen 2013 und 2022). Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). Nicht-akademisches Elternhaus: n = 3899, Akademisches Elternhaus: n = 2783, Gesamt: n = 6682, h = 25
Abb. 2:

Histogramme der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium nach der sozialen Herkunft (Übergänge zwischen 2013 und 2022). Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). Nicht-akademisches Elternhaus: n = 3899, Akademisches Elternhaus: n = 2783, Gesamt: n = 6682, h = 25

Bei Differenzierung der zurückgelegten räumlichen Distanz nach der Art des Bildungsgangs zeigen sich ebenfalls starke Unterschiede (siehe Abbildung 3). Mehr als 60 % aller Studienberechtigten, die eine Ausbildung aufnehmen, verbleiben in einer Entfernung von maximal 25 km zum Heimatort, wobei zu beachten ist, dass eine innerhalb eines Kreises zurückgelegte räumliche Distanz wegen der Anonymisierung der Ortsdaten immer als Entfernung von 0 km gemessen wird. Bei Studienberechtigten, die ein Fachhochschul- oder Universitätsstudium aufnehmen, sind es dagegen jeweils nur rund 25 %, die eine Entfernung von maximal 25 km zurücklegen, während mehr als ein Drittel Entfernungen über 100 km zurücklegen. Dementsprechend ist der Median der Verteilung bei Ausbildungsanfänger:innen (6 km) auch deutlich geringer als bei Studienanfänger:innen an Fachhochschulen (48 km) bzw. Universitäten (59 km).

Abb. 3: Histogramme der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium nach der Art des Bildungsgangs (Übergänge zwischen 2013 und 2022). Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). Ausbildung: n = 1919, FH-Studium: n = 1532, Uni-Studium: n = 3231, Gesamt:   n = 6682, h = 25
Abb. 3:

Histogramme der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium nach der Art des Bildungsgangs (Übergänge zwischen 2013 und 2022). Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). Ausbildung: n = 1919, FH-Studium: n = 1532, Uni-Studium: n = 3231, Gesamt: n = 6682, h = 25

Im Vergleich zu den bisherigen Studien im Forschungsfeld stellt sich die Verteilung der zurückgelegten räumlichen Distanz für ein Studium in dieser Untersuchung sehr ähnlich dar. Beispielsweise liegt der Median bei 56 km, während in bisherigen Arbeiten Werte von 48 bis 52 km errechnet wurden (Lörz 2008; Winkler 2019; Quast et al. 2022; Hüsch 2024). Darüber hinaus ist auch die Differenz im Median zwischen Studienberechtigten mit einem akademischen Elternhaus und Studienberechtigten ohne ein akademisches Elternhaus sehr gut mit den diesbezüglichen Ergebnissen von Lörz (2008) und Winkler (2019) vergleichbar.

5.2 Multivariate Ergebnisse

Tabelle 2 stellt die Ergebnisse der Regressionsmodelle 1 bis 4 dar. In Modell 1 wurde nur die soziale Herkunftsvariable als unabhängige Variable berücksichtigt, um die bivariate Assoziation zwischen dieser Variable und der zurückgelegten räumlichen Distanz zu bestimmen. Der Koeffizient der Variable zeigt an, dass eine statistisch signifikant positive Assoziation zwischen den beiden Variablen besteht (p<0,001).

Tab. 2:

Lineare Regression der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium (Modelle 1 bis 4; Übergänge zwischen 2013 und 2022)

M1

M2

M3

M4

Soziale Herkunft (Ref.: Nicht-akademisches Elternhaus)

Akademisches Elternhaus

31,10***

33,48***

22,23***

23,18***

[2,85]

[2,85]

[2,86]

[4,15]

Art des Bildungsgangs (Ref.: Uni-Studium)

Ausbildung

-60,48***

-59,20***

[2,90]

[3,38]

FH-Studium

-14,58***

-14,51***

[3,45]

[4,20]

Akad. Elternhaus*Ausbildung

-3,99

[6,50]

Akad. Elternhaus*FH-Studium

0,08

[7,12]

Migrationshintergrund (Ref.: Kein MGH)

1. Generation

3,74

2,51

2,48

[9,22]

[8,97]

[8,96]

2. Generation

1,60

-2,79

-2,74

[3,83]

[3,74]

[3,74]

Urbanität des Heimatortes (Ref.: Kreisfreie Großstadt)

Städtischer Kreis

8,02*

10,32**

10,32**

[3,38]

[3,32]

[3,32]

Ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen

37,22***

37,89***

37,95***

[4,49]

[4,38]

[4,39]

Dünn besiedelter ländlicher Kreis

35,88***

38,16***

38,20***

[4,51]

[4,36]

[4,36]

Konstante

68,46***

51,93***

76,58***

76,07***

[1,59]

[3,08]

[3,55]

[3,75]

n 

6682

6682

6682

6682

R2

0,02

0,04

0,09

0,09

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). Standardfehler in Klammern, * = p < 0,05, ** = p < 0,01, *** = p < 0,001

In Modell 2 wurden zusätzlich die Kontrollvariablen Migrationshintergrund und Urbanität des Heimatorts in das Modell aufgenommen, um die erste Hypothese zu überprüfen. Anhand des Koeffizienten der sozialen Herkunftsvariable lässt sich erkennen, dass die zurückgelegte räumliche Distanz durchschnittlich um 33 km durch eine akademische Herkunft statt einer nicht-akademischen Herkunft steigt. Der Koeffizient ist statistisch höchstsignifikant (p<0,001). Der Zusammenhang wird auch durch die vorhergesagte zurückgelegte räumliche Distanz nach der sozialen Herkunft verdeutlicht. Während Studienberechtigte aus einem nicht-akademischen Elternhaus im Durchschnitt rund 67 km für die Aufnahme einer Ausbildung oder eines Studiums zurücklegen, sind es bei denjenigen mit einem akademischen Elternhaus im Durchschnitt rund 101 km. Die erste Hypothese bezüglich des positiven Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz wird daher angenommen.

Bei Gegenüberstellung von Modell 3 zu Modell 2 fällt auf, dass der Koeffizient der sozialen Herkunft etwas kleiner bei zusätzlicher Berücksichtigung der Art des Bildungsgangs ausfällt (22 km statt 33 km). Das deutet darauf hin, dass ein Teil des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz darauf zurückzuführen ist, dass junge Erwachsene in Abhängigkeit von ihrer sozialen Herkunft in ungleichem Maße in die drei Arten von Bildungsgängen übergehen und die räumliche Mobilität bei einem Übergang in ein Universitätsstudium im Allgemeinen höher als bei einem Übergang in ein Fachhochschulstudium ist und dort wiederum höher ist als bei einem Übergang in eine Ausbildung. Dieser Zusammenhang wurde in der theoretischen Argumentation nicht postuliert und stellt somit einen interessanten Ansatzpunkt für zukünftige weiterführende Forschungen dar (siehe Fazit). Der Koeffizient der sozialen Herkunft ist jedoch nach wie vor auf einem statistisch signifikanten Niveau (p<0,001), was verdeutlicht, dass weitere Mechanismen den Zusammenhang hervorbringen.

Zur Überprüfung der Hypothesen 2 und 3 wurde anschließend in Modell 4 der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz nach der Art des Bildungsgangs differenziert. Der Koeffizient der sozialen Herkunftsvariable zeigt an, dass Studienberechtigte durch ein akademisches Elternhaus statt eines nicht-akademischen Elternhauses durchschnittlich 23 km mehr bei der Aufnahme eines Universitätsstudiengangs zurücklegen. Bei der Aufnahme eines Fachhochschulstudium liegt die Differenz ebenfalls bei 23 km, während sie bei der Aufnahme einer Ausbildung mit 19 km etwas kleiner ausfällt. Der Zusammenhang spiegelt sich auch in der vorhergesagten zurückgelegten räumlichen Distanz wider (Abbildung 4). Studienberechtigte, die eine Ausbildung aufnehmen, legen bei einem akademischen Elternhaus durchschnittlich 52 km und bei einem nicht-akademischen Elternhaus durchschnittlich 33 km zurück. Bei einem Übergang in ein Fachhochschulstudium sind es durchschnittlich 101 km gegenüber 78 km und bei einem Übergang in ein Universitätsstudium 116 km gegenüber 92 km. Damit legen Studienberechtigte aus einem akademischen Elternhaus bei einem Übergang in eine Ausbildung durchschnittlich die 1,6-fache Distanz und bei einem Übergang in ein Fachhochschul- bzw. Universitätsstudium jeweils durchschnittlich die 1,3-fache Distanz der Studienberechtigten ohne ein akademisches Elternhaus zurück. Da die Linearkombination aus dem Koeffizienten der Ausprägung „akademisches Elternhaus“ und dem zugehörigen Interaktionsterm bei allen drei Arten von Übergängen jeweils positiv und statistisch signifikant (p<0,001) ist, wird die zweite Hypothese ebenfalls angenommen.

Abb. 4: Vorhergesagte zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium nach der sozialen Herkunft und der Art des Bildungsgangs (auf Basis von Modell 4; Übergänge zwischen 2013 und 2022). Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). n = 6682, inkl. Konfidenzintervalle
Abb. 4:

Vorhergesagte zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium nach der sozialen Herkunft und der Art des Bildungsgangs (auf Basis von Modell 4; Übergänge zwischen 2013 und 2022). Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der NEPS-Startkohorten 3 (DOI: 10.5157/NEPS:SC3:13.0.0) und 4 (DOI: 10.5157/NEPS:SC4:14.0.0). n = 6682, inkl. Konfidenzintervalle

In Hypothese 3 wurde postuliert, dass der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz bei der Aufnahme eines Fachhochschulstudiums stärker als bei der Aufnahme eines Universitätsstudiums ist und dort wiederum stärker ist als bei der Aufnahme einer Ausbildung. Diese Annahme lässt sich anhand der Ergebnisse des vierten Regressionsmodells nicht aufrechterhalten. Zwar fällt der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz im Falle der Aufnahme einer Ausbildung um 4 km geringer aus als bei der Aufnahme eines Universitätsstudiums, aber der Koeffizient des Interaktionsterms „akademisches Elternhaus*Ausbildung“ ist bei einem Signifikanzniveau von α=0,05 statistisch nicht signifikant. Zusätzlich ist der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz im Falle der Aufnahme eines Universitätsstudiums entgegen den Annahmen nur marginal (0,1 km) kleiner als im Falle der Aufnahme eines Fachhochschulstudiums, wobei der Koeffizient des Interaktionsterms „akademisches Elternhaus*Fachhochschulstudium“ bei einem Signifikanzniveau von α=0,05 ebenfalls statistisch nicht signifikant ist. Diese Befunde werden auch durch die vorhergesagte räumliche Distanz nach der sozialen Herkunft und der Art des Bildungsgangs verdeutlicht (Abbildung 4). Während Studienberechtigte, die eine Ausbildung aufnehmen, sich bereits klar nach der sozialen Herkunft in ihrer vorhergesagten zurückgelegten räumlichen Distanz unterscheiden (33 vs. 52 km), fallen die Unterschiede bei den Studienberechtigten, die ein Fachhochschul- (78 vs. 101 km) bzw. Universitätsstudium (92 vs. 116 km) aufnehmen, nur leicht größer aus. Dies legt nahe, dass in dieser Arbeit zu große Unterschiede zwischen den drei Arten von Bildungsgängen in Bezug auf den Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz postuliert wurden und die soziale Herkunft stattdessen bei allen drei Übergängen gleichermaßen Unterschiede in der zurückgelegten räumlichen Distanz bewirkt. In der Gesamtbetrachtung der Befunde wird Hypothese 3 daher nicht angenommen.

Abschließend soll noch auf das relativ geringe R² in den Regressionsmodellen eingegangen werden. In Modell 4, dem Modell mit allen für die Untersuchung relevanten erklärenden Variablen, werden nur 9 % der Varianz der zurückgelegten räumlichen Distanz durch die verwendeten Regressoren erklärt. Dies weist darauf hin, dass neben der sozialen Herkunft, der Art des Bildungsgangs, dem Migrationshintergrund und der Urbanität des Heimatorts noch weitere Faktoren (z. B. Fachrichtung, Lebensform oder regionale Arbeitsmarktunterschiede) entscheidend dafür verantwortlich sind, welche räumliche Distanzen Studienberechtigte am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium zurücklegen.

6 Fazit und Diskussion

In diesem Beitrag wurde erstmalig untersucht, inwiefern die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung mit der sozialen Herkunft zusammenhängt. Des Weiteren wurde überprüft, ob sich der in vorherigen Arbeiten festgestellte Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in ein Studium mit einer weiteren, aktuellen Datengrundlage replizieren lässt. Darüber hinaus wurde erstmalig analysiert, inwiefern der Zusammenhang dadurch moderiert wird, ob der Übergang in eine Ausbildung, ein Fachhochschul- oder ein Universitätsstudium erfolgt. Zur Adressierung der Forschungsbedarfe wurde zunächst unter Zusammenführung der Mechanismen der bisherigen Studien für einen positiven Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium argumentiert. Anschließend wurde auf der Basis neuer Argumente erläutert, inwiefern und warum sich der Zusammenhang nach der Art des Bildungsgangs unterscheiden sollte. Schließlich wurden die drei postulierten Hypothesen mit multiplen linearen Regressionsmodellen unter Verwendung von längsschnittlichen Daten der Startkohorten 3 und 4 des NEPS überprüft.

Zentrales Ergebnis dieser Studie ist, dass bei allen drei Arten von Übergängen in nachschulische Bildungsgänge (Ausbildung, Fachhochschulstudium, Universitätsstudium) eine akademische Herkunft (statt einer nicht-akademischen Herkunft) positiv mit der zurückgelegten räumlichen Distanz zusammenhängt. Dieser Befund entspricht den Hypothesen 1 und 2. Dabei ist der Zusammenhang bei allen drei Übergangen ähnlich stark (Ausbildung: 19 km, Fachhochschulstudium: 23 km, Universitätsstudium: ebenfalls 23 km). Somit konnte der in vergangenen Studien erzielte Befund eines positiven Zusammenhangs einer höheren sozialen Herkunft auf die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in ein Studium mit einer neuen Datenquelle repliziert werden (Winkler 2019; Quast et al. 2022). Allerdings wurden die dort festgestellten Mechanismen keiner erneuten Prüfung unterzogen, weswegen dieser Untersuchungsansatz für weitere Arbeiten mit den NEPS-Daten von Interesse wäre. Darüber hinaus konnte für den Übergang von der Schule in eine Ausbildung erstmalig gezeigt werden, dass eine höhere soziale Herkunft dort ebenfalls positiv mit der zurückgelegten räumlichen Distanz zusammenhängt (und das ähnlich stark wie beim Übergang in ein Studium). Diese Forschungslücke wurde allerdings nur für die Gruppe der volljährigen Studienberechtigten bearbeitet, weswegen es für zukünftige Studien relevant wäre, die Bedeutung der sozialen Herkunft für die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung auch in der Gruppe der Minderjährigen bzw. der Gruppe der jungen Erwachsenen ohne Studienberechtigung zu untersuchen.

In Bezug auf eine Moderation des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz durch die Art des Bildungsgangs (Hypothese 3), konnten dagegen nicht die erwarteten Ergebnisse festgestellt werden. Zum einen ist hier die Differenz von 4 km zwischen dem Zusammenhang am Übergang in eine Ausbildung und dem Zusammenhang am Übergang in ein Universitätsstudium entgegen den Erwartungen statistisch nicht signifikant (p>0,05) und zum anderen ist der Zusammenhang am Übergang in ein Universitätsstudium und am Übergang in ein Fachhochschulstudium ähnlich groß, obwohl ein stärkerer Zusammenhang im Fachhochschulbereich postuliert wurde. Somit legen die Ergebnisse nahe, dass die Differenzen in der Zusammenhangsstärke zwischen den drei Arten von Bildungsgängen in der theoretischen Argumentation überschätzt wurden. Dies kann zwei Ursachen haben. Einerseits könnte das Fehlen einer Moderation darauf zurückzuführen sein, dass die herkunftsbedingten Unterschiede in den Entscheidungsmustern und die vertikalen Differenzierungsmöglichkeiten zwischen den drei Arten von Bildungsgängen ähnlicher sind als angenommen. Andererseits könnte dieser Umstand darin begründet sein, dass die erläuterten Unterschiede zwar bestehen, sich aber stärker zwischen den verschiedenen Übergängen ausgleichen als vermutet. Aufgrund des bislang geringen Kenntnisstands zu diesen beiden Aspekten sind weiterführende Forschungen, die genauere Einsichten in die Entscheidungsprozesse von jungen Erwachsenen oder die vertikalen Differenzierungsmöglichkeiten im nachschulischen Bildungsverlauf geben, erstrebenswert. Eine nicht genauer nach dem gewählten Bildungsgang differenzierte Betrachtung des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz erscheint jedoch in jedem Fall aus mehreren Gründen (bislang) nicht angebracht. Zum einen wird durch die Ergebnisse in Modell 3 eine Mediation des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz durch die Art des gewählten Bildungsgangs nahegelegt, die weder in dieser noch in vorherigen Arbeiten postuliert wurde und daher zukünftig noch genauer untersucht werden sollte. Zum anderen bestehen noch weitere ungeklärte Forschungslücken in Bezug auf eine Moderation des Zusammenhangs durch die Fachrichtung des gewählten Bildungsgangs und die Trägerschaft der gewählten Bildungseinrichtung (staatlich, kirchlich, privat).

Was bedeuten die erzielten Befunde nun für die in der Einleitung dargelegte gesellschaftliche Relevanz des Themas? Erste Untersuchungen zu den Folgen von räumlicher Mobilität am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium kommen zu dem Schluss, dass eine größere zurückgelegte Distanz im Durchschnitt vorteilhaft für die späteren Arbeitsmarkterträge ist (Waibel 2019; Wicht et al. 2024) und weitere räumliche Mobilität im Studienverlauf begünstigt (Lörz 2008). In dieser Arbeit wurde nun festgestellt, dass die zurückgelegte räumliche Distanz nicht nur allgemein bei einem Übergang in ein Studium, sondern auch bei einem Übergang in eine Ausbildung sowie bei den speziellen Übergängen in ein Fachhochschul- bzw. Universitätsstudium mit der sozialen Herkunft zusammenhängt, wobei der Zusammenhang bei allen drei Übergängen ähnlich stark ist. Daher ist davon auszugehen, dass sich die soziale Herkunft bei allen drei Bildungswegen über die zurückgelegte räumliche Distanz auch auf die bildungs- und arbeitsmarktbezogenen Verwertungsmöglichkeiten einer Studienberechtigung auswirkt. Dies ist besonders relevant vor dem Hintergrund, dass Studienberechtigten ohne akademisches Elternhaus besonders durch ihre höhere Kostensensibilität von einer (größeren) räumlichen Mobilität abgehalten werden (Winkler 2019; Quast et al. 2022). Auf der anderen Seite gilt es zwar zu berücksichtigen, dass eine räumliche Mobilität auch meist mit sozialen Kosten durch den Verlust bzw. die Einschränkung von sozialen Beziehungen am Heimatort verbunden ist, die durchaus wirkmächtig bei der Entscheidungsfindung sind (Lörz 2008; Quast et al 2022), aber dafür entstehen auch zusätzliche Möglichkeiten, am Ausbildungs- bzw. Studienort neue soziale Kontakte zu knüpfen. Zusammenfassend lässt sich daher konstatieren, dass der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium bestehende soziale Ungleichheiten zwischen jungen Erwachsenen eher verstärkt.

Die Befunde dieser Arbeit besitzen allerdings einige diskussionswürdige Limitationen. Zum einen kann die vorgenommene Operationalisierung der sozialen Herkunftsvariable als Einschränkung der Ergebnisse angesehen werden. Nach den Resultaten von Winkler (2019) erzeugt die soziale Herkunft auch innerhalb der Gruppe von Studienanfänger:innen mit nicht-akademischer Herkunft Unterschiede in der zurückgelegten räumlichen Distanz, je nachdem ob die Eltern maximal einen Hauptschulabschluss oder einen höheren Schulabschluss besitzen. In dieser Arbeit wurde die soziale Herkunftsvariable jedoch nur in zwei Kategorien differenziert, um die Interpretation und die theoretische Argumentation für eine Moderation durch die Art des Bildungsgangs prägnant zu halten und in ihrer Komplexität zu begrenzen. Durch eine zusätzliche, alternative Messung der sozialen Herkunft durch den ISEI des Elternteils mit dem höheren beruflichen Status konnte aber gezeigt werden, dass die Ergebnisse bei dieser Operationalisierung sehr ähnlich ausfallen (vgl. Tabelle A.2 im Anhang).

Eine weitere methodische Limitation ergibt sich aus der Verwendung des Orts der Ausbildungsstätte bzw. der Hochschule statt des neuen Wohnorts bei der Messung der zurückgelegten räumlichen Distanz. Dies führt dazu, dass Wohn- und Pendelmobilität nicht voneinander unterschieden werden können, was nachteilhaft ist, da anzunehmen ist, dass ungleiche Kosten mit den beiden Mobilitätsarten verbunden sind, welche die Bildungsentscheidung beeinflussen. Dennoch wurde nur der Ort der Ausbildungsstätte bzw. der Hochschule verwendet, weil der Wohnort nur unregelmäßig für den Zeitpunkt der jeweiligen Befragung erhoben wurde und viele fehlende Werte aufweist. Zudem wurde auch in den Studien von Winkler (2019) und Quast et al. (2022) ausschließlich der Ort der Hochschule zur Messung der zurückgelegten räumlichen Distanz verwendet, woraus sich eine bessere Aussagekraft bei Verwendung dieser Operationalisierung ergibt. Allerdings wäre eine Unterscheidung zwischen den beiden Mobilitätsarten in zukünftigen Studien erstrebenswert, da so genauer in den Blick genommen werden könnte, ob und inwiefern sich tatsächlich der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der zurückgelegten räumlichen Distanz zwischen Wohn- und Pendelmobilität unterscheidet. Darüber hinaus besteht in diesem Kontext eine weitere Forschungslücke in Bezug auf die räumliche Mobilität zu Fernstudiengängen, da diese in bisherigen Studien ebenfalls noch nicht betrachtet wurde.

Die Aussagekraft der Ergebnisse wird außerdem durch die Anonymisierung der räumlichen Daten auf Kreisebene und die Nicht-Berücksichtigung von Orten im Ausland eingeschränkt. Dies ist folgenreich, da die zurückgelegte räumliche Distanz dadurch jeweils leicht unterschätzt werden sollte. Im Vergleich zu Winkler (2019) und Quast et al. (2022), die zwar ebenfalls keine Orte im Ausland, aber nicht auf Kreisebene anonymisierte Orte verwendet haben, zeigen sich jedoch keine derartigen Unterschiede in den deskriptiven Statistiken. Für die multivariaten Ergebnisse sollten die Fehlerquellen ebenfalls von Bedeutung, aber weniger folgenreich als bei den deskriptiven Ergebnissen sein, da sie sich vermutlich dort gegenseitig abschwächen. Dies liegt darin begründet, dass die Anonymisierung der Orte auf Kreisebene gemäß den theoretischen Erwartungen eher zu einer Unterschätzung der zurückgelegten räumlichen Distanz im Ausbildungsbereich und bei Personen mit nicht-akademischer Herkunft führen sollte, während die fehlende Berücksichtigung von Orten im Ausland stärker den Hochschulbereich und Personen mit akademischer Herkunft betreffen sollte. Aufgrund der Unterschiede in den verwendeten Kontrollvariablen und der Messung der sozialen Herkunft kann ein Vergleich mit den Ergebnissen von Winkler (2019) und Quast et al. (2022) allerdings hierzu keine genaueren Aufschlüsse geben.

Schließlich ist kritisch anzumerken, dass die hier berücksichtigten Faktoren nur einen kleinen Teil der Varianz in der zurückgelegten räumlichen Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium erklären. Im ersten Regressionsmodell, in dem nur die soziale Herkunft als Regressor berücksichtigt wurde, beträgt das R² nur 2 % und selbst im vierten Regressionsmodell, das alle für die Untersuchung relevanten Variablen enthält, beträgt es nur 9 %. Anhand dessen ist anzunehmen, dass neben der sozialen Herkunft, der Art des Bildungsgangs, dem Migrationshintergrund und der Urbanität des Heimatorts weitere Faktoren entscheidend dafür verantwortlich sind, welche räumliche Distanzen Studienberechtigte am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium zurücklegen. Dies motiviert die Untersuchung weiterer Erklärungsfaktoren für die zurückgelegte räumliche Distanz am Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium über die konstatierte herkunftsspezifische Ungleichheit hinaus.

  1. Replikationsdatei: Die Daten entstammen der Startkohorten 3 und 4 des NEPS und sind unter den folgenden DOIs (https://doi.org/10.5157/NEPS:SC3:13.0.0, https://doi.org/10.5157/NEPS:SC4:14.0.0) abrufbar. Die Skripte der Datenaufbereitung und Datenanalyse sind über den Replikationsserver der GESIS und Zeitschrift für Soziologie zugänglich.

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Online erschienen: 2025-08-27
Erschienen im Druck: 2025-09-04

© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Heruntergeladen am 28.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2025-2022/html
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