Galileo's O
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Herausgegeben von:
Horst Bredekamp
Galileo's O, Band III, ist in der Buchgeschichte ohne Vorbild. Ein Kreis von Spezialisten der Kunst-, Buch-, Wissenschafts-, Material- und Restaurierungsgeschichte korrigiert in diesem Werk die eigenen Ergebnisse der ersten beiden Bände. In deren Zentrum stand das New Yorker Exemplar von Galileis "Sternenboten" (Sidereus Nuncius) von 1610. Die Analyse war als Beispiel einer umfassenden Kooperation gedacht, und zahlreiche Ergebnisse sind nach wie vor gültig, doch das zentrale Objekt hat sich als Produkt einer internationalen Gruppe von Fälschern erwiesen. Indem Band III die Chronologie und die Methoden dieser Entdeckung beschreibt, könnte er eine Art Wasserscheide im andauernden Wettstreit zwischen den immer feineren Methoden von Fälschern und den neuen Methoden darstellen, ihnen auf die Spur zu kommen. Das Buch ist schließlich auch ein Psychogramm von Spezialisten, die gleichsam gegen sich selbst forschen, um vergleichbare Irrtümer in Zukunft zu vermeiden.
Galileis denkende Hand stellt eine grundlegende Überarbeitung des im Jahr 2007 erschienenen Werkes Galilei, der Künstler dar. Bereinigt um eine fehlerhafte Zuschreibung, entfaltet es auf stark erweiterter Grundlage das künstlerische Element von Galileis Forscherleben. Nach einer Rekonstruktion von Galileis künstlerischer Ausbildung erschließt es mit seinem künstlerischen Freundeskreis auch seinen zeitkritischen Stilbegriff und seine Kunsttheorie.
Die Untersuchung von Galileis Darstellungs- und Analysemittel bei der Erkundung des Mondes, der Sonne, der Jupitermonde und der Fixsterne führt zu zahlreichen neuen Ergebnissen; so erweisen sich die berühmtem Florentiner Mondzeichnungen nicht als Modelle, sondern als Korrekturen der Mondradierungen im Sternenboten von 1610.
Schließlich revidiert das Buch die herkömmliche Deutung von Galileis Diktum, dass die Philosophie im geometrischen Buch der Natur ihr Ziel finde. Galilei zufolge besteht die Natur nicht nur aus geometrischer Präzision, sondern auch aus dem Überfluss des Wirren und Wuchernden. Da die Kunst beide Elemente im Blick hat, ist sie für Galilei das Modell aller Philosophie.