Formelhafte Sprache / Formulaic Language
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Herausgegeben von:
Natalia Filatkina
Die Reihe Formelhafte Sprache / Formulaic Language bietet ein integratives Forum für innovative Publikationen, die sprachliche, kognitive und konzeptuelle Vorgeformtheit in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen rücken. Sie ist für Studien offen, die sich mit Vorgeprägtheit, Musterhaftigkeit bzw. Formelhaftigkeit auf allen sprachlichen Ebenen (im System wie in der Sprachverwendung) und außersprachlicher Natur (etwa bei der kulturbasierten und kulturspezifischen Wissensgestaltung und -tradierung) beschäftigen. Untersucht werden die Entstehung, die Dynamik und das Funktionieren von unterschiedlichen Ausprägungen des Formelhaften in solchen Bereichen wie Lexikon und Grammatik, Wortbildung und Phraseologie, schriftliche Texte/Textsorten und mündliche Gespräche/kommunikative Gattungen, Diskurse und Textkorpora, Stereotypenentstehung und Stigmatisierung, Kognition und kulturelles Gedächtnis, verbale und visuelle Organisation des Wissens, Spracherwerb usw. Publiziert werden Monografien und thematisch gebundene Sammelbände, die ihren Schwerpunkt auf die theoretische und empirische Erforschung sprachlicher, kognitiver und konzeptueller Verfestigungen im diachronen und/oder synchronen Schnitt sowie den praktischen Fragen ihrer didaktischen Vermittlung legen. Wir begrüßen gebrauchsbasierte Untersuchungen aus den Bereichen der Grammatikalisierung, der Lexikalisierung, der Konstruktionsgrammatiken, der Korpus- und Computerlinguistik, der maschinellen Sprachverarbeitung (NLP) und der Digital Humanities. Die Publikationssprachen sind Deutsch und Englisch.
Alle Beiträge werden mithilfe eines wissenschaftlichen Beirats peer-reviewed.
Wissenschaftlicher Beirat
Harald Burger (Zürich, Schweiz)
Joan L. Bybee (New Mexico, USA)
Dmitrij Dobrovol’skij (Moskau, Russland)
Stephan Elspaß (Salzburg, Österreich)
Christiane Fellbaum (Princeton, USA)
Raymond Gibbs (Santa Cruz, USA)
Annelies Häcki Buhofer (Basel, Schweiz)
Claudine Moulin (Trier, Deutschland)
Jan-Ola Östman (Helsinki, Finnland)
Stephan Stein (Trier, Deutschland)
Martin Wengeler (Trier, Deutschland)
Alison Wray (Cardiff, UK)
Information zu Autoren / Herausgebern
Natalia Filatkina, Universität Hamburg; Sören Stumpf, LMU München; Kathrin Steyer, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim.
Fachgebiete
Die Studie beleuchtet das lexikogrammatisch musterhafte Stancetaking im Online-Kommentieren. Sie leistet sowohl in theoretischer als auch empirischer Hinsicht einen fundierten Beitrag zur konstruktionsgrammatischen Erforschung von Stance-Sprachgebrauchsmustern und behandelt damit wesentliche Fragestellungen der Social Construction Grammar. Als Untersuchungsgrundlage dient ein Korpus bestehend aus Leser*innen-Kommentaren zu ZEIT ONLINE- und SPIEGEL ONLINE-Artikeln. Kommentiert werden im Rahmen der User*innen-Beiträge journalistische Artikel zu gesundheitsbezogenen Themen. Im Mittelpunkt der explorativen Studie, die qualitativ- und quantitativ-orientierte Untersuchungsschritte miteinander kombiniert, steht insbesondere das sprachliche Ausgestalten der digitalen Schreibfläche als einen sozialen Raum der Partizipation, in dem Wissen verhandelt wird sowie emergente wissensbezogene Identitäten hergestellt, zugeschrieben und ausgehandelt werden. Das epistemische Stancetaking ist mithin zentral. Leser*innen avancieren zu schreibenden Akteur*innen und greifen dabei wiederkehrend – mit Blick auf die Grammatik-Pragmatik-Schnittstelle instruktiv – auf ein Repertoire komplexer teilspezifizierter Konstruktionen zurück.
Both word-formation (WF) and the coinage of multi-word expressions (MWE) can be characterised in terms of creativity and routine. Routine in word-formation and multi-word expressions is traditionally described in terms of morphological, lexical, syntactic, and pragmatic rules, but ‘creativity’ is defined in different ways, with definitions ranging from seeing creativity at the heart of human (linguistic) cognition to seeing creativity as precisely beyond ‘regular’ routines, e.g. as an attention-seeking tool or wordplay. In this latter sense, ‘creativity’ is usually sharply distinguished from ‘productivity’, i.e. rule-governed behaviour. Despite these categorisations, the question on what basis patterns are to be defined as ‘creative’ still remains subject to debate. Futhermore, creativity and routine are often studied independently of each other, by different research communities. The volume aims to bring together these different research communities to discuss empirical evidence on the role of creativity and routinization in WF and MWEs.
Die Phraseologie hat sich durch ihre Öffnung für generelle Fragen der Formelhaftigkeit von Sprache als Wissenschaftsdisziplin aus einem Nischendasein befreit. Aber hat sich auch ihre didaktische Teildisziplin, die die fremd- und primärsprachenunterrichtliche Anwendung phraseologischer Erkenntnisse untersucht, etablieren können und eigene Forschungsdimensionen ausgebildet?
Der Band zeigt für die deutschsprachige Phraseodidaktik aktuelle Forschungsfragen, Theorie- und Modellbildungen, methodische Ansätze und Vermittlungskonzepte. Dabei spiegelt die Gewichtung der Beiträge in dem Band allerdings auch wider, dass sich fremd- und primärsprachliche Phraseodidaktik in einem unterschiedlichen Tempo entwickeln: Während die fachdidaktischen Diskurse im fremdsprachlichen Bereich vielfältig und fortgeschritten sind, ist es in der primärsprachlichen Phraseodidaktik noch nicht durchschlagskräftig gelungen, den viel zitierten "Dornröschenschlaf" (Peter Kühn) zu beenden. Gleichwohl eröffnet dieser Band nicht nur ein Spektrum heutiger fremdsprachlicher Phraseodidaktik, sondern bietet auch für die primärsprachliche Phraseodidaktik richtungsweisende Beiträge. Für Beides schafft der Band Zugriffsmöglichkeiten und unterbreitet ein Diskussionsangebot.
Im Band werden phraseologische Muster von neun europäischen Sprachen aus monolingualer, bilingualer oder multilingualer Perspektive korpusbasiert und teilweise konstruktionsgrammatisch untersucht. Die Analyse des musterhaften Charakters von Phrasemklassen wie Phrasem-Konstruktionen, Routineformeln und präpositonalen Wortverbindungen erweist sich im Bereich der Translatologie, Fremdsprachendidaktik und Lexikografie als besonders relevant.
The existence of formulaic patterns has been attested to all languages of the world. However, systematic research in this field has been focused on only a few European standard languages with a rich literary tradition and a high degree of written norm. It was on the basis of these data that the theoretical framework and methodological approaches were developed.
The volume shifts this focus by centering the investigation on new data, including data from lesser-used languages and dialects, extra-european languages, linguistic varieties mostly used in spoken domains as well as at previous historical stages of language development. Their inclusion challenges the existing postulates at both a theoretical and methodological level.
Areas of interest include the following questions: What is formulaic in these types of languages, varieties and dialects? Are the criteria developed within the framework of phraseological research applicable to new data? Can any specific types of formulaic patterns and/or any specific features of regular (already known) types of formulaic patterns be observed and how do they emerge? What methodological difficulties need to be overcome when dealing with new data?
Sprachen funktionieren durch das Zusammenwirken des Usuellen, des Formelhaften und der Variation, die paradoxerweise gleichzeitig ein Indikator der Festigkeit und ihre treibende Kraft sein kann. In der gegenwartssprachlich bezogenen Linguistik ist der Begriff formelhafte Sprache einerseits nicht neu, aber er gehört andererseits sicherlich nicht zu der Gruppe der etablierten Termini mit scharfen Konturen und klaren Gegenstandsbereichen. Noch weniger verständlich ist, was in den historischen Entwicklungsstufen einer Sprache als formelhaft bezeichnet werden kann. Die Studie geht von der Annahme aus, dass die konstitutive Rolle der Formelhaftigkeit auch für historische Kommunikationssituationen typisch und genauso vielfältig ist. Sie setzt sich zum Ziel, die Gründe für die marginale Betrachtung der formelhaften Wendungen in älteren Sprachstufen aufzudecken, einen theoretischen Rahmen ihrer Erforschung zu erarbeiten, die Aufmerksamkeit auf die methodischen Herausforderungen ihrer korpus- und computerbasierten Untersuchung zu lenken und die Mechanismen der historischen Verfestigungsprozesse aufzudecken.