Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte – Neue Folge
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Herausgegeben von:
Dieter Simon
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Im Auftrag von:
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Die Reihe „Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte" widmet sich der Überlieferung des byzantinischen Rechts mit dem Ziel, die Ergebnisse dieser Untersuchungen im Rahmen kritischer Editionen wie auch Monographien und Sammelbänden zu dokumentieren. Damit soll zugleich der mediävistischen Historiographie ein grundlegendes Hilfsmittel für eine erstrebte materielle Geschichte des byzantinischen Rechts bereitgestellt werden.
Im vorliegenden Band finden sich insgesamt 120 Beiträge von Dieter Simon zur griechischen, römischen und byzantinischen Rechtsgeschichte. Vorgelegt werden neben Texten zu Urteilen, Rechtsgeschäften und Formularen, zu Familien- und Erbrecht, öffentliches Recht sowie Verfahrensrecht ferner auch Ersteditionen neuentdeckter Rechtstexte. Ergänzend hinzu kommen methodische Reflexionen zur Rechtsgeschichte und Erinnerungen an große Rechtshistoriker des 20. Jahrhunderts.
Alle Beiträge wurden korrigiert und mit weiterführenden Hinweisen versehen auf den neuesten Stand gebracht; die Erstveröffentlichungen sind damit überholt. Hinzukommen eine unveröffentlichte Studie zur frühbyzantinischen Jurisprudenz, eine alle Rechtsquellengeschichten reflektierende Besprechung und ein Aufsatz zu spirituellen Aspekten im Verfahrensrecht jener Zeit.
Die Peira ist das einzige byzantinische Rechtsbuch, welches uns Informationen über die Praxis des kaiserlichen Gerichts im Konstantinopel der mittelbyzantinischen Zeit liefert. Verfasst wurde der als Lehrbuch konzipierte Text von einem Mitarbeiter des berühmten Richters Eustathios Rhomaios. Nach dessen Tod exzerpierte der nicht näher bekannte Autor aus den Urteilen und Gutachten des Richters einzelne Sentenzen, referierte Argumente, zitierte Gesetze und erzählte Fälle. Die Arbeit war sowohl für als Richter oder als Advokaten praktizierende Juristen, als auch für den Rechtsunterricht vorgesehen. Das Lehrbuch war beliebt und wurde noch im 14. Jhdt. benutzt. Die Peira gibt uns die Möglichkeit einen Blick auf die Privatrechtsverhältnisse und auf die Straftaten in der byzantinischen Adelsgesellschaft des 11. Jahrhunderts zu werfen. Erstmalig 1856 von Zachariä von Lingenthal aus der einzigen Handschrift, dem Laurentianus LXXX. 6, herausgegeben, entstand wegen der zahlreichen Mängel dieser Ausgabe alsbald der Wunsch nach einer kritischen Neuedition. Diese wird hier vorgelegt. Der Text ist ins Deutsche übersetzt und durch eine rechtshistorische Kommentierung, ein Glossar und ausführliche Indizes auch für den Nichtjuristen erschlossen.
Wie in den vorhergehenden 12 Bänden der Fontes Minores bietet auch der Band XIII sowohl Editionen von für die byzantinische Rechtsgeschichte (weltliches und kirchliches Recht) relevanten Texte als auch Untersuchungen zu verschiedenen Themen.
Dieter Simon, der Gründer und spiritus rector der Forschungsstelle „Edition und Bearbeitung byzantinischer Rechtsquellen“ der AdW Göttingen steuerte mehrere Beiträge (Aufsätze und eine Edition) bei: D. SIMON, Anfang und Ende der byzantinischen Rechtsgeschichte; Ders., Zachariae von Lingenthal bei Contardo Ferrini; Ders., Antwort auf eine törichte Behauptung (Ἀπάντησις πρὸς τὸν λέγοντα κεκωλυμένον εἶναι τὸν ἐκ τριγενείας γάμον καὶ ἀσυγχώρητον); Ders., Über einige Motive byzantinische Rechtsgeschichte zu studieren; D. SIMON / S. NEYE, Harmenopoulos liest die Peira. Hinzu kommen: A. GIANNOULI, The Synoptic Account of the Seven Ecumenical Councils: Remarks on Hoeschel’s version (with edition); A. GKOUTZIOUKOSTAS, The conspiracy of Michael Traulos against Leo V: A critical approach to the primary sources and modern interpretations; V. MASSIMO MINALE, Legal Elements in Digenis Akritas; D. PENNA, The Eleventh-Century Byzantine Jurist Nicaeus. His Scholia on the Basilica Laws and his Connection to the Meditatio de nudis pactis; A. SCHMINCK (†), Thessalonizensische Jurisprudenz in der Palaiologenzeit; B. H. STOLTE, Praefatio to the Basilica On-Line; M. TH. TANTALOS, Ein Kommentar zur Synopsis Pselli des elften Jahrhunderts und seine Spuren; P. BUONGIORNO / A. CHERCHI, Riflessioni sul senatus consultum Afinianum e sull’adoptio ex tribus maribus.