Fluchtaspekte
Sind Sie oder ist eine von Ihnen beratene Person von Abschiebung bedroht? Welche Möglichkeiten es gibt, diese zu verhindern, zeigen zwei ausgewiesene Expert*innen auf. Auf der Basis detaillierter Auseinandersetzung mit den Rechtsgrundlagen des Aufenthalts-/Asylrechts und den vorgesehenen Rechtsschutzmöglichkeiten weisen Christine Graebsch und Martin von Borstel auf Handlungsoptionen in dieser schwierigen Lage hin.
Das heutige Aufenthalts- und Asylrecht ist komplexer denn je und Betroffene wie Beratende kommen kaum hinterher, alle neuen Entwicklungen stets im Blick zu behalten. Es gibt diverse Gründe, weshalb drittstaatsangehörige Personen, aber auch EU-Bürger*innen, von Abschiebung bedroht sein können. Um eine Abschiebung juristisch verhindern zu können, ist es notwendig, sich mit ihren rechtlichen Voraussetzungen und den vorhandenen Rechtsschutzmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Hierbei kommen sowohl ordentliche als auch außerordentliche Rechtsmittel wie die Verfassungsbeschwerde oder eine Beschwerde bei dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Betracht. In den Blick zu nehmen ist dabei sowohl die Situation von Personen, die in Freiheit sind, als auch jene von Personen, die sich in Straf- oder Abschiebungshaft befinden. Dieses Buch gibt Betroffenen wie Beratenden einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen der Aufenthaltsbeendigung und infrage kommende Rechtsmittel.
Geflüchtete Menschen bedürfen einer spezifischen, sensiblen Beratung und Psychotherapie, denn rassismusbedingte Dynamiken haben extreme psychische Folgen für die Betroffenen. Katja Schwabe und Eben Louw skizzieren in diesem Buch das Konzept einer rassismussensiblen Beratung und Psychotherapie von geflüchteten Menschen. Sie erläutern, welche rassismusbedingten Dynamiken es gibt und welche psychischen Folgen für die Betroffenen damit verbunden sind. Im Zentrum stehen dabei grundlegende Überlegungen zu einer antirassistischen Grundhaltung und Praxiskultur sowie daraus entwickelte Interventionen und mögliche Leitlinien, die für die psychosoziale Beratung und psychotherapeutische Handlungsfelder eine praxisnahe Orientierung darstellen. Das Buch bietet Praktiker*innen vielfältige Ansatzmöglichkeiten und eine Reflexionshilfe für beraterisches bzw. therapeutisches Handeln in konkreten Situationen.
Geflüchtete Menschen sind eine besonders vulnerable Gruppe, sie leiden häufig an schwerwiegenden psychischen Störungen. In Deutschland stehen dem hohen Behandlungsbedarf dieser Menschen nicht genug Behandlungsangebote gegenüber. Dabei stellt sich zusätzlich die Frage, wie Geflüchtete in das bestehende psychosoziale Versorgungssystem integriert werden können. Die Gießener psychiatrische Universitätsklinik ist seit vielen Jahren mit der Behandlung Geflüchteter befasst und hat im Verlauf ein umfassendes Versorgungskonzept etabliert, das Markus Stingl und Bernd Hanewald sowie weitere Autor*innen in diesem Band praxisnah darstellen. Grundlage sind die besonderen Bedürfnisse und Voraussetzungen sowohl auf Seiten der Patienten und Patientinnen mit Fluchthintergrund als auch des Behandlungsteams. Dabei werden die für die psychische Gesundheit wesentlichen medizinischen, sozialen, kulturellen und juristischen Aspekte in einem strukturierten Behandlungsleitfaden zusammengefasst, der gleichzeitig Spielraum für die flexible Behandlung Geflüchteter lässt.
Die Praxis der Migrationsfachdienste realisiert sich innerhalb von widersprüchlichen politischen und rechtlichen Vorgaben, die sowohl die Nutzerinnen und Nutzer in ihrer Entwicklung behindern als auch die sozialarbeiterische Fachlichkeit blockieren können. In diesem Klima ist es für Fachkräfte im Feld schwer, sich auf den sozialarbeiterischen Kern ihrer Arbeit zu konzentrieren und optimale Hilfeprozesse zu gestalten. Matthias Müller erörtert in diesem Buch einige die Arbeit der Migrationsfachdienste bestimmenden Widersprüchlichkeiten. Darüber hinaus skizziert er kurz und knapp wesentliche Facetten guter Fachlichkeit für die Migrationsfachdienstarbeit. Dafür bettet er die Arbeitsweisen des stärkenorientierten Migrationsfachdienst Case Management, der sozialpädagogischen Begleitung, der Gruppenangebote, der Sozialraumangebote und der interkulturellen Öffnung der Regeldienste in den Fachdiskurs der Sozialen Arbeit ein. Kurze Fallbeispiele und Arbeitsinstrumente geben Anregungen für die praktische Arbeit.
Bekommen Geflüchtete es besonders zu spüren, dass Würde ein vergessener Wert in der Psychotherapie ist, und welche Gegenmittel gibt es dagegen? Das ist die Frage, von der ausgehend Luise Reddemann ihre Überlegungen über die psychotherapeutische Ethik der Würde im Spannungsfeld von Evidenzbasierung und Selbstverständnis von Fachkräften aufspannt. Sie fordert, Würde als Leitbegriff im psychotherapeutischen Handeln zu verstehen und dabei die besonderen Gesichtspunkte, die weibliche Würde verlangen, nicht außer Acht zu lassen. Trauma, Würde und Mitgefühl gehören in der therapeutischen Arbeit zusammen und sind die Ausgangsbasis für eine Care-Ethik. Wie diese psychosozialen Kräfte Halt und Orientierung bieten kann, zeigt die Autorin anschaulich und praxisnah.
Flucht ist ein gesellschaftliches Konfliktfeld in einer global ungleichen Welt. Die Berufung auf menschenrechtliche (universelle) Werte tritt zugunsten nationalstaatlicher (partikularer) Interessen zunehmend in den Hintergrund.
Globale Ungleichheiten führen dazu, dass Migration für viele die einzige Chance ist, unerträglichen Lebensbedingungen in ihren Herkunftsländern zu entkommen. Die Zielländer reagieren mit Abwehrmaßnahmen: Humanitäre Überlegungen verlieren zugunsten nationalstaatlichen politischen Interessen an Bedeutung. Karin Scherschel und Albert Scherr analysieren Flucht im Kontext von Globalisierungsprozessen sowie als gesellschaftliches Konfliktfeld. Sie fragen nach den Ursachen von Migration und nehmen die Gründe und die Folgen der restriktiven Fassung des Flüchtlingskonzepts in den Blick, mit denen Flüchtlingen Aufnahme und Schutz gewährt oder verweigert werden.
Sammelunterkünfte sind nicht nur für eine langfristige Unterbringung von Menschen ungeeignet, alltäglich werden dort auch Menschenrechte verletzt. Fachkräfte müssen sich der institutionellen Machtverhältnisse und Dynamiken bewusst sein, um die eigenen Handlungsmöglichkeiten und -grenzen zu erkennen. In Rückgriff auf Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der Praxis zeigen die Autorinnen Strukturen und Widersprüche der Sozialen Arbeit spezifisch für das Handlungsfeld Sammelunterkunft auf. Einer kritischen, menschenrechtsbasierten und traumasensiblen Sozialen Arbeit kann es gelingen, die dort lebenden Menschen zu verstehen und zu unterstützen. Verständlich aufbereitet und an Praxisbeispielen veranschaulicht, stellen die Autorinnen Handlungsansätze vor und regen zur Reflexion der eigenen Praxis an.
Die Aufnahme von Kindern mit Fluchterfahrung in Kindertageseinrichtungen erfordert ein Umdenken der pädagogischen Angebote und der Arbeit in Bildungseinrichtungen insgesamt. Zum einen, weil diese Kinder andere Erfahrungen gemacht haben als die übrigen Kinder, und zum anderen, weil die vorhandenen pädagogischen Strukturen überwiegend für homogene, einsprachige Gruppen konzipiert sind. Wie kann die Mehrsprachigkeit der Kinder in den Alltag von Kitas einbezogen werden? Mehrsprachigkeit im Kontext der sprachlichen Bildung ist hierfür der Schlüssel. Die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder mit Fluchterfahrung sind eine zentrale Ressource bei der Sprachbildungsarbeit in Kindertageseinrichtungen. Hierbei andere Sprachen einzubeziehen, stärkt die vorhandenen Fähigkeiten der Kinder und ermöglicht der Kindertageseinrichtung, sich kulturell und sprachlich für Neues zu öffnen. Auch im Kontext der Inklusion von Kindern mit Fluchterfahrung spielt sprachliche Bildung eine zentrale Rolle, als Kommunikationsmittel zwischen Menschen und als Zugang zur neuen Kultur. Matilde Heredia zeigt, wie die Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit bei der sprachlichen Bildung gelingen kann und wie sie Wege für neue pädagogische Strukturen weisen kann, die den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen gerecht werden. Pädagogische Fachkräfte erhalten durch die Lektüre zahlreiche Impulse für ihren beruflichen Alltag in Kindertagesstätten.
In den letzten Jahren haben viele Menschen aus konflikthaften Regionen Zuflucht in Deutschland gesucht. Minderjährige unbegleitete wie begleitete Geflüchtete stellen dabei eine besonders vulnerable und gleichzeitig hoffnungsvolle Zielgruppe dar. Was brauchen die Kinder und Jugendlichen, um in Deutschland anzukommen? Gelungene Unterstützung führt nachweislich zu gelungenen Integrationsprozessen. Für eine adäquate Lebensbewältigung im neuen Lebenskontext und die vielen daraus erwachsenden Orientierungs-, Planungs-, Entscheidungs- und Reflexionsanforderungen werden daher gerade für diese Gruppe Unterstützungsleistungen benötigt, die – bei gelungener Hilfe zur Selbsthilfe – zu einer erfolgreichen Integration führen können. Orientierungslosigkeit und unsicherer Aufenthalt bergen dagegen Gefahren von Exklusion und Belastung. Auch Eltern begleiteter minderjähriger Geflüchteter brauchen Unterstützung, um in der Situation des Ankommens, der Neuorientierung und zahlreicher anderer Aufgaben ihren Kindern angemessene Hilfen verschaffen zu können. Aktuellen Studien zufolge besteht ein hoher Bedarf an psychosozialer Qualifizierung für die in diesem Bereich Tätigen. Der Band gibt entlang dieser Bedarfe einen Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen der Kinder- und Jugendhilfe als Unterstützungsinstanz.
Wo Worte fehlen: Die psychotherapeutische Methode der Kunsttherapie hat für Menschen in Migration ein großes Potenzial. Worin das besteht, zeigt der Band von Christan Widdascheck.
Aus einer (leib-)phänomenologischen Perspektive auf Migration und auf die konkrete kunsttherapeutische Praxis bezogen entwickelt der Autor ein Verständnis für das besondere therapeutische Potenzial von Kunsttherapie für Menschen in Migration. Anhand von Beispielen eröffnet er Grundlinien und gibt konkrete Hinweise für die kunsttherapeutische Praxis. Verortet in der begleiteten künstlerischen Arbeit und aufbauend auf einem Verständnis von Migration, das weder bagatellisierend noch viktimisierend ist, zeigt sich die spezifische Wirkungsweise der Methode, die immer auch politisch ist. Professionelle Praxis braucht in diesem Kontext immer auch ein theoretisch-konzeptionelles Verständnis von Migration.
Poetische Texte geben alternative Einblicke in Phänomene wie Migration, Flucht und Exil. Sie sind deshalb eine kraftvolle sowie unterstützende Methode für Fachkräfte, die mit geflüchteten Menschen arbeiten.
Neben Unterhaltung bietet Literatur auch Erfahrungen, wie sich Alterität und Empathie entfalten. Kinder lernen in der Konfrontation mit literarischen Texten, ein Interesse für das Anderssein und das Fremde zu entwickeln und gleichzeitig wird ihr Einfühlungsvermögen für andere Lebewesen und -welten gestärkt. Wird ein kulturell und gesellschaftlich so bedeutsames Thema wie Flucht und Migration literarisch gespiegelt, bekommen es die Aufnehmenden und Sesshaften anders, als es Zahlen und Daten vermögen, nähergebracht, so Barbara Bräutigam. Die einzigartigen Möglichkeiten der Introspektion und des direkten Einblicks in die Innenwelten der Protagonisten machen Literatur zu einem reflexiven Medium par excellence: Erkenntnis ist garantiert. Barbara Bräutigam zeigt anhand von sieben ausgewählten Gegenwartsromanen der jüngeren Vergangenheit, welcher Gewinn in der Lektüre für die aufnehmende Gesellschaft steckt.
Eine Begegnung zweier Menschen ist immer auch die Begegnung zweier Fremder – zwischen Irritation, Neugier und Abwehr. Doch was ist fremd und was löst in uns Befremden aus? Anhand der Arbeit mit Geflüchteten geht das Buch den vielen Aspekten der Fremdheit nach und entwirft Strategien im Umgang mit ihr.
In der Begegnung und Arbeit mit geflüchteten Menschen gerät das Thema Fremdheit (auch ungewollt) schnell in den Blick. Es prallen Lebensentwürfe in großer Vielfalt aufeinander, verschieden geprägtes Rollenhandeln oder divergierende Partnerschaftskonzepte geraten miteinander in Konflikt. Doch Martin Merbach macht deutlich: Die Fremdheit liegt nicht nur im Gegenüber – sie steckt schon in uns selbst. Er fragt: Was genau ist uns eigentlich fremd? Was wehren wir ab, was lassen wir zu, was löst in uns Befremden aus? Zum Verständnis dieser Prozesse bedarf es einer tieferen Einsicht in das Fremde an sich – als Aspekt des Unbewussten, als Baustein in unserer eigenen Entwicklung. Indem das Buch diese Grundlagen im Hinblick auf die Arbeit mit Geflüchteten beleuchtet, reflektiert es das Befremden in der Arbeitsbeziehung und entwirft Strategien, wie Fachkräfte und Ehrenamtliche damit umgehen können.
Sowohl begleitete als auch unbegleitete Kinder und Jugendliche bis 25 Jahren machen einen Großteil der geflüchteten Menschen in Deutschland aus (63,9% lt. Statistik BAMF 2017). Sie kommen aus Krisen- und Kriegsgebieten. Trotz repressiver Grenzregime und zum Teil unvorstellbarer Erfahrungen auf der Flucht versuchen sie in Deutschland, ihre Träume und Hoffnungen zu verwirklichen. Dabei begegnen ihnen sowohl struktureller Rassismus wie Unverständnis und Paternalismus, aber auch angemessene Unterstützung. In selbstorganisierten Gruppen und Räumen erleben sie Selbstwirksamkeit, Solidarität und Empowerment-Prozesse.
Eine solche selbstorganisierte Gruppe ist das Autor*innenkollektiv »Jugendliche ohne Grenzen«, Berlin. Hier ergreifen die geflüchteten Jugendlichen selbst das Wort. Sie blicken in diesem Band auf die Jugendhilfe, auf alles, was oft nur scheinbar helfend für die geflüchteten Kinder und Jugendliche zur Verfügung steht. Wie erleben sie, die geflüchteten Jugendlichen, das Aufnahmeland Deutschland und sich selbst in ihm? Wie empfinden sie ihre Situation? Womit sind sie tagtäglich konfrontiert? Was halten sie von Willkommensklassen? Das Autor*innenkollektiv »Jugendliche ohne Grenzen« gibt Antworten und berichtet über seinen Alltag, der geprägt ist von erschwerten Bedingungen wie Rassismus und struktureller Diskriminierung einerseits und den alltäglichen Anforderungen des Erwachsenwerdens andererseits.
Zum Autor*innenkollektiv gehören Viana Tamir, Havere Morina, Alin Ahmad, Amna Ben Yousef, Hawa Souma, Fatima Khalil, Reem Alaswad, Kajin Ahmad, Wahed Khan und Çingiz Sülejmanov. Mohammed Jouni hat das Autor*innenkollektiv koordiniert. Er ist Referent der politischen Bildung, Diversity- und Empowerment-Trainer. Er hat die Selbstorganisation «Jugendliche ohne Grenzen« mitbegründet und arbeitet als Sozialarbeiter im BBZ – Beratungs- und Betreuungszentrum für junge Flüchtlinge und Migrant*innen, Berlin.
Fachkräfte, die geflüchtete und zugewanderte Eltern in ihrer Erziehungskompetenz während eines Inklusionsprozesses unterstützen, benötigen Kenntnisse über die besonderen Auswirkungen von Migration auf das familiäre System.
Abgeleitet aus dem muttersprachlichen Elterntraining »Eltern Aktiv REFUGIO München«, das die speziellen Bedürfnisse von zugewanderten und geflüchteten Familien berücksichtigt, stellt Barbara Abdallah-Steinkopff relevante Inhalte und Methoden vor, um sie für die professionelle Erziehungsberatung nutzbar zu machen. Der Leitgedanke von kultursensibler Beratung ist, die Familien über die veränderten Lebensbedingungen und Anforderungen im neuen Land eingehend zu informieren und eine Orientierung in der Erziehung anzubieten, die beiden Kulturen gerecht wird. Die Darstellung einer kultursensiblen Haltung mit entsprechenden Vorgehensweisen, wie die Methode des Interkulturellen Pendelns, dienen dazu, den Fachkräften Handlungskompetenz und Sicherheit für den Beratungsalltag mitzugeben.
Ehrenamtliche und Fachkräfte in der Flüchtlingshilfe sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Der Hilfebedarf ist nach wie vor groß, die Rahmenbedingungen für eine wirksame Unterstützung oft alles andere als optimal. Für Geflüchtete kommt es in vielen Bereichen zu langen und zermürbenden Zeiten des Wartens, die auch ihre Helferinnen und Helfer Kraft kosten. Psychische Krisen und Traumafolgen, sehr existenzielle Erschütterungen im Leben der Geflüchteten sind in der Beziehung zu Ehrenamtlichen und Fachkräften präsent, auch ohne dass über sie gesprochen wird.
Sich einzufühlen und sich nicht zu identifizieren oder übermäßig abzugrenzen, ist eine große Herausforderung und gleichzeitig Voraussetzung für die längerfristige Unterstützung und den Aufbau einer vertrauensvollen, hilfreichen Beziehung zu geflüchteten Menschen. Wie dieser Spagat besser gelingen kann, wie und wo haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte sich Unterstützung holen und woraus sie Kraft ziehen können, erläutert Marie Rössel-Cunovic fundiert und praxisorientiert.
Dieser kompakte Leitfaden versorgt alle, die geflüchtete Menschen haupt- oder ehrenamtlich durch ein Asylverfahren begleiten, mit wichtigem Hintergrund- und Praxiswissen. Lena Ronte, Fachanwältin für Migrationsrecht, erläutert die wichtigsten Verfahrensschritte des Asylverfahrens und die dazugehörigen Rechtsgrundlagen verständlich und praxisorientiert – von der Einreise bis zur Entscheidung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Welche Hilfestellungen in den jeweiligen Verfahrensabschnitten erforderlich sein können und welche Rechtschutzmöglichkeiten im Falle einer (teilweisen) Ablehnung des Asylantrags insbesondere im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens bestehen, verrät dieser Band. Er klärt darüber auf, welche Entscheidung des Bundesamtes zu welchem Aufenthaltstitel führt und unter welchen Voraussetzungen eine Familienzusammenführung möglich ist.
Mit dem Band liefert die Autorin den ersten instruktiven Leitfaden für die Begleitung eines Familienzusammenführungsverfahrens.
Viele Geflüchtete, die in Deutschland Schutz suchen, benötigen aufgrund psychischer Belastungen Unterstützung in Form von Beratung und Psychotherapie. Spezialisierte Therapeutinnen und Beraterinnen widmen sich dieser Aufgabe bereits seit Jahrzehnten, in den vergangenen Jahren vermehrt auch weitere Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitswesen. In den meisten Fällen muss zunächst die Sprachbarriere überwunden werden, denn Verständigung ist elementar, um wirksam Unterstützung leisten zu können. Sprachmittlerinnen und Sprachmittler sind dafür unverzichtbar.
Dieser Leitfaden für die Praxis widmet sich den grundlegenden Facetten der Sprachmittlung in Beratung und Therapie mit Geflüchteten. Schwerpunkte liegen auf den Rahmenbedingungen der Beratung und Therapie mit Sprachmittlung, der Darstellung des Übersetzungsprozesses, Beziehungsdynamiken, Herausforderungen und auch Tabus, die sich aus der Konstellation mit Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern ergeben können.
Der Band von Fachkräften für Fachkräfte gibt konkrete Arbeitshilfen an die Hand, schafft Orientierung und Handlungssicherheit für Praktizierende und geht vertiefend auf Aspekte wie beispielsweise Psychohygiene und sekundäre Traumatisierung ein.
Bergen Konzepte wie Resilienz, Empowerment und Selbstorganisation einen Mehrwert für die Arbeit mit geflüchteten Menschen? Oder können sie sogar Schaden anrichten, wie kritische Stimmen behaupten? Existiert innerhalb dieses Spannungsfelds ein Spielraum, der genutzt werden kann, um hilfreich zu begleiten? Falls ja, welche Einflussfaktoren gibt es? Sind sie in der Person angelegt oder umweltbedingt, statisch oder variabel?
Einschneidende Lebensereignisse, insbesondere traumatischer Art, hinterlassen Spuren. Sie bleiben als Erinnerung, selbst dann, wenn sie keinen belastenden Einfluss mehr auf die Gegenwart haben. Gemeisterte Herausforderungen und überlebte Gefahren führen aber auch zu persönlichem Wachstum. Daher kann es nicht darum gehen, unverändert daraus hervorzugehen. Ausschlaggebend ist vielmehr, ob es gelingt, neue Perspektiven zu entwickeln. Geflüchtete müssen ihr Leben im Exil, ihr Selbst- und Weltbild neu organisieren und eine Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herstellen.
Helfende können dazu beitragen, Neuorganisationsprozesse anzustoßen, indem sie Voraussetzungen dafür schaffen, dass Selbsthilfe- und Selbstheilungskräfte ihre Wirkung entfalten können. Konzepte wie Resilienz, Empowerment und Selbstorganisation sind in diesem Zusammenhang hilfreich, wenn sie als Prozesse betrachtet werden und soziale, gesellschaftliche und politische Kontexte einbeziehen.
Die Bevölkerungsstruktur in Deutschland ist durch einen wachsenden Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund gekennzeichnet. Die Herkunftsvielfalt ist auch im psychotherapeutischen Setting ein zentrales Thema. Insbesondere geflüchtete Menschen haben aufgrund ihrer Erlebnisse im Heimatland und auf der Flucht sowie der Lebensbedingungen im Exilland einen erhöhten Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung.
Allerdings gibt es in der psychotherapeutischen Versorgung von geflüchteten Menschen einige Besonderheiten zu beachten. Alexandra Liedl beleuchtet zentrale Aspekte im interkulturellen psychotherapeutischen Setting. Dazu gehören der Umgang mit Postmigrationsstressoren, mit einem belastenden Alltag sowie der psychischen Symptomatik. Praxisnah und anhand zahlreicher Fallbeispiele beschreibt sie psychotherapeutische Methoden und Ansätze, die im interkulturellen Setting entwickelt und erfolgreich angewendet werden. Sie diskutiert Herausforderungen im interkulturellen psychotherapeutischen Setting wie die Arbeit mit Dolmetschern, Psychodiagnostik, die Rolle von sozialer Arbeit sowie den Umgang mit schwierigen Lebensbedingungen und kulturbedingten Missverständnissen.
Menschen, die aus kriegsbedingten, religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen ihr Heimatland verlassen mussten, haben häufig schwerwiegende physische, psychische und soziale Verletzungen erfahren. In Deutschland angekommen, werden ihnen nicht nur die drastischen globalen Chancenunterschiede bewusst, sondern sie erleben darüber hinaus im Alltag oft Benachteiligung und Ausgrenzung.
Solch komplexe Problemlagen können nicht allein im Rahmen des Gesundheitssystems aufgefangen werden. Vielmehr benötigen Traumatisierte eine kompetente psychosoziale Versorgung, die Gefahrenpotenziale bannen hilft, eine fachgerechte Begleitung anbietet und auf diese Weise Chancen auf eine gelungene Integration eröffnet. Silke Gahleitner, Dorothea Zimmermann und Dima Zito zeigen, wie in Räumen des Verstehens und Immer-wieder-neu-Anknüpfens an konstruktive Veränderungsmöglichkeiten Schritt für Schritt haltende und stabilisierende »Verhältnisse« entstehen.
Dieser Band zur psychosozialen und traumpädagogischen Arbeit gibt einen Überblick und neue Impulse, wie adäquate Angebote und Ressourcen für geflüchtete Menschen bereitgestellt und damit die Möglichkeiten einer geglückten Integration erhöht werden können – im Sinne eines gelungenen interkulturellen Zusammenlebens.
Menschen, die professionell oder ehrenamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten tätig sind, werden tagtäglich mit den Folgen vielfältiger Gewalterfahrungen konfrontiert. Tagtäglich bewegen sie sich dabei auf dem schmalen Grat zwischen Universalismus und Kulturalismus, überprotektion und Distanzierung, oft fehlt es an Wegweisern.
Karin Mlodoch führt in die Geschichte und die Grundlagen des psychologischen Traumakonzepts ein und gibt einen Überblick über die verschiedenen Ansätze und wichtigsten Kontroversen innerhalb der psychologischen Traumaforschung und -debatte. Sie beschreibt die individuellen und sozialen traumatischen Dynamiken nach schweren Gewalterfahrungen und hebt die zentrale Bedeutung von Stabilität, Respekt und Anerkennung für deren Bewältigung hervor. Das Buch wirft einen kritischen Blick auf die inflationäre Nutzung des Traumakonzepts in der Arbeit mit überlebenden von Gewalt und die damit verbundenen Distanzierungs- und Pathologisierungstendenzen. Karin Mlodoch plädiert für eine sozialpolitische, kultur- und geschlechtersensible Perspektive auf Trauma und eine ressourcenstärkende und empowernde Arbeit mit Menschen, die nicht ausschließlich über ihre Gewalterfahrungen definiert werden wollen und dürfen.
Sibylle Rothkegel betrachtet in diesem Einführungsband Fluchtbewegungen von Menschen, die Krieg, Terror und bitterer Armut entkommen wollen. Im Fokus stehen Entstehungsgeschichte und aktuelle Entwicklungen bezüglich der großen Krise Afrikas und der Umwälzungen auf der arabischen Halbinsel. Fluchtwege können langwierige und komplexe psychosoziale Prozesse sein, die ein Leben in großen Sammellagern, erneute Gewalterlebnisse und Lebensgefahr mit sich bringen. Auch die Ankunft im erwünschten Aufnahmeland gestaltet sich oft sehr schwierig. Anhand von Fallbeispielen verdeutlicht Sibylle Rothkegel das Konzept der sequentiellen Traumatisierung und erörtert Herausforderungen und Perspektiven sowohl für die psychosoziale Arbeit als auch für eine bundesdeutsche und europäische Politik, die sich zu einer Mitverantwortung für Fluchtbewegungen bekennt, sich Herausforderungen stellt, ohne Realitäten zu verleugnen, und individuelle Schicksale unter menschenrechtlichen Aspekten würdigt.