Kunst und Religion im Jahrhundert der Aufklärung
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Jan Rohls
Es entsteht eine bürgerliche Öffentlichkeit, auf die die Künste sich einstellen, so dass sie auch in der Wahl ihrer Themen zusehends bürgerlich werden. Es besteht nach wie vor ein Bedarf an kirchlicher Kunst, handle es sich nun um Kirchenbauten, Altartafeln, Messen, Kantaten oder Choräle. Aber die Religion spielt auch außerhalb kirchlicher Auftragswerke nach wie vor eine entscheidende Rolle in den Künsten, selbst bei antiklerikal eingestellten Künstlern. Zudem werden die einzelnen schönen Künste jetzt als Bereiche der einen Kunst verstanden, die Kunstwerke als Produkte eines schöpferischen Genius. Und es entsteht eine neue philosophische Disziplin, die Ästhetik, die sich mit dem Geschmack und der Wahrnehmung des Schönen und Erhabenen befasst
Zunächst in England, dann in Frankreich und schließlich auch in Deutschland bildet die Aufklärung eine Kritik am überkommenen Christentum und dessen dogmatischen Grundlagen aus. Gegenüber den konkurrierenden Absolutheitsansprüchen der einzelnen Konfessionen, die sich auf übernatürliche Offenbarung stützen, beruft die Aufklärung sich auf die natürliche Vernunft. Die Frühaufklärung ist dabei stark durch das neue Verständnis der Natur als eines gesetzmäßig geordneten Ganzen geprägt, das die Grundlage sowohl der Physikotheologie als auch der Theodizee abgibt. Neue Frömmigkeitsbewegungen rücken hingegen statt der Vernunft das Gefühl ins Zentrum, und dem entsprechen auf der Ebene der Künste Strömungen wie die Empfindsamkeit und die Vorromantik.
Das 18. Jahrhundert ist in Europa das Jahrhundert der Aufklärung, die mit ihrer Kritik an den traditionellen Autoritäten zu einer Umformung auch des Christentums führt. Die Infragestellung der kirchlichen Dogmen im Namen der Vernunft, der historisch-kritische Blick auf den Kanon der Bibel und deren Schriften, der Vergleich der verschiedenen Religionen und die Verlagerung des Schwerpunkts der Religion auf das moralische Handeln des frommen Subjekts bewirken eine Aufweichung der festen konfessionellen Fundamente. An die Stelle der staatlich erzwungenen Uniformität des Glaubens tritt die Forderung nach religiöser Toleranz. Dieser Wandel des Christentums schlägt sich auch in den verschiedenen Künsten nieder, zugleich aber machen die Künste selbst einen Wandel durch.
Es entsteht eine bürgerliche Öffentlichkeit, auf die die Künste sich einstellen, so dass sie auch in der Wahl ihrer Themen zusehends bürgerlich werden. Es besteht nach wie vor ein Bedarf an kirchlicher Kunst, handle es sich nun um Kirchenbauten, Altartafeln, Messen, Kantaten oder Choräle. Aber die Religion spielt auch außerhalb kirchlicher Auftragswerke nach wie vor eine entscheidende Rolle in den Künsten, selbst bei antiklerikal eingestellten Künstlern. Zudem werden die einzelnen schönen Künste jetzt als Bereiche der einen Kunst verstanden, die Kunstwerke als Produkte eines schöpferischen Genius. Und es entsteht eine neue philosophische Disziplin, die Ästhetik, die sich mit dem Geschmack und der Wahrnehmung des Schönen und Erhabenen befasst