JOVIS research
Grundlegende Fragen der Architektur und des Urbanismus, über den Tag hinaus betrachtet: Die Reihe ȷovis research verstehen wir als Plattform für Wissenschaftler*innen, die ihre Forschungsarbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. Wir bieten eine Bühne für akademische Diskurse mit gesellschaftlicher Relevanz, für Geschichte und Theorie der Architektur und benachbarten Disziplinen – einprägsam gestaltet und erschwinglich.
Weltweit werden in Städten unter dem Vorzeichen der digitalen Transformation neue Technologien eingesetzt, um den aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit zu begegnen. Dieser Einsatz von künstlicher Intelligenz, Informations- und Kommunikationstechnologie, Echtzeitinformation und Big Data beeinflusst maßgeblich die Form des Stadtraums und schafft damit neue Ansprüche an ihn.
Das Buch stellt die spezifische und kritische räumliche Dimension von urbanen Digitalisierungsprozessen auf Quartiersebene dar. Anhand dreier Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum, arbeitet Radostina Radulova-Stahmer die Notwendigkeit einer gemeinwohlorientierten Ausrichtung der Stadtentwicklung im Kontext des digitalen Wandels heraus.
Neu-Belgrad war ein konkretes, soziales Experiment zur Schaffung einer neuen Gesellschaft im Nachkriegsjugoslawien. Während die Stadt und das Land wieder aufgebaut wurden, entwickelte sich sowohl in Jugoslawien als auch in der internationalen Szene die sogenannte Praxisphilosophie. Praxis of Collective Building befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen dieser Denkschule und den Geschichten der Großbaustellen. Indem sie die Mikrogeschichten der Bauprozesse eingehend betrachtet, beleuchtet die Autorin die theoretischen Fragestellungen kollektiver Produktion anhand diverser Beispiele: freiwillige Aktionen von Jugendlichen beim Bau von Neu-Belgrad im Lichte der marxistischen Praxis, partizipative Vorfertigung als Mittel zur Behebung des Wohnungsmangels in Jugoslawien und die Übertragung und Anpassung des jugoslawischen Vorfertigungssystems auf den kubanischen Kontext durch die Microbrigada-Bewegung.
Ökonomische, ökologische und soziale Krisen manifestieren sich nicht nur als Brüche in gesellschaftlichen Entwicklungen, sondern auch als räumliche Phänomene. Ein zentrales Beispiel sind städtische Brachen, wie stillgelegte Fabrikareale, großflächig leerstehende Wohnungen oder ungenutzte Erdgeschoßzonen. Sie sind das sichtbare Resultat urbaner Wandlungsprozesse und verdeutlichen die Herausforderungen für die Disziplinen Architektur und Städtebau.
Das vorliegende Buch untersucht städtische Transformationsprozesse anhand des Konzepts der urbanen Leere: Brachen eröffnen Gestaltungsspielräume in der Stadtentwicklung, da dort Strategien von Planer*innen auf kollektive, selbstorganisierte Taktiken von Stadtbewohner*innen treffen. Die Autorin analysiert Fallbeispiele aus Lateinamerika um Zukunftsperspektiven für raumgestaltende Disziplinen in Europa aufzuzeigen.
Von frühen modernistischen Designs wie der Typentankstelle von Hans Poelzig, den Reichsautobahn-Normentankstellen der Stuttgarter Schule bis zu Lothar Götz’ modularen Nachkriegstypenbauten als Wegbereiter späterer standardisierter Corporate Designs: Seit den 1920er Jahren prägen Tankstellen unsere Umgebung. Obwohl der Bau von Tankstellen seitdem auch eine relevante Aufgabe für bekannte Architektur- und Ingenieurbüros darstellt, ist der Bautypus bisher kaum ein Thema im Fachdiskurs. Franz Arlart untersucht und systematisiert den Werdegang der Tankstelle in Deutschland aus der Sicht entwerfender Architekt*innen. Unter Berücksichtigung funktionaler, technischer und symbolischer Belange werden die architektonische Entwicklung des Bautypus von 1920 bis 2020 aufgearbeitet und Tendenzen für einen zukünftigen Tankstellenbau skizziert.