Konfession und Literalität in der Vormoderne / Confession and Literacy in the Pre-Modern Era
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Herausgegeben von:
Veronika Albrecht-Birkner
, Michael Egger , Stefan Ehrenpreis und Heinrich-Richard Schmidt
Volksbildung und Alphabetisierung gelten in Europa als Erfolge der Aufklärung, des liberalen Staates und ihrer emanzipatorischen Programme. Neuere Forschungen legen jedoch nahe, dass es bereits im 17. Jahrhundert, im Zeitalter der Konfessionalisierung, hohe Alphabetisierungsraten gegeben hat. Die Reihe fragt nach dem Zusammenhang zwischen Konfession und Literalität. Sie analysiert dazu unbekannte oder vernachlässigte Quellenbestände und bietet neue Einsichten in die vormoderne Glaubens-, Bildungs- und Lebenswelt der Stadt- und Landbevölkerung.
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Der Band rückt eine bislang kaum wahrgenommene vormoderne Quelle in den Blick: sogenannte „Seelenbeschreibungen". Sie sind das schriftliche Produkt von Hausbesuchen und Prüfungen der Gemeindeglieder durch Pfarrer und fungierten als Messinstrumente des persönlichen Glaubenswissens. Außer über katechetische Kenntnisse geben sie in einzigartiger Weise Auskunft über Lebensumstände (Geschlecht, Alter, Familie, Beruf etc.) sowie über Lese- und Schreibfähigkeiten von Dorf- und Stadtbewohnern. Die Beiträge des Bandes untersuchen ausgewählte Seelenbeschreibungen vor dem Hintergrund der frühneuzeitlichen Alphabetisierungsforschung."
Die Erforschung der Alphabetisierung stellt eine der grundlegenden Fragen an eine Gesellschaft: Nur wer Druckschriften liest, kann an den schriftlichen Diskursen seiner Zeit teilhaben. Mithilfe von Seelenbeschreibungen, rund 70000 Datensätzen zur Land- und Stadtbevölkerung Zürichs 1630-1770, widerlegt die Studie das Paradigma eines illiteralen Europas vor 1800: Die Alphabetisierung begann vor der Aufklärung, im Zuge der Konfessionalisierung.