acoustic studies düsseldorf
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Herausgegeben von:
Dirk Matejovski
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Trotz seiner unverkennbar zentralen Stellung für die Musikkultur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist eine detaillierte und differenzierte Analyse des Tonbandes in der Medien-, Kultur- und Musikwissenschaft bisher ausgeblieben. Das Buch reagiert auf dieses Ungleichgewicht und fragt nach tonbandbedingten Veränderungen der musikalischen (Produktions-)Ästhetik in den 1950er und 1960er Jahren sowie nach damit einhergehenden Klangkonzepten. Hierfür werden ausführliche Fallstudien angestellt, die den Spuren des Tonbandes in konkreten Diskursen und Kompositionen der Musikkulturgeschichte folgen. Als Gegenstände dienen die Tonbandanwendungen und -diskursivierungen der Musique Concrète und der Elektronischen Musik sowie die Verwendungsweisen von Tonbandtechnologie in der populären Musikproduktion.
Tonbandtechnologie lässt sich nicht als einfache Fortführung der Phonographie verstehen, sondern fordert in seinen praktischen, künstlerischen und klanganalytischen Anwendungen aus der Phonographie erwachsene Konzepte von Klang heraus. "Tape Matters" versteht sich damit als Gegenerzählung zu einem vom Phonographen geprägten Klangdiskurs der Moderne.
Nostalgiefilter aus, Forschungsbrille auf: Wenn Fans zu Forschenden werden, sind Grenzüberschreitungen inklusive. Citizen Science ermöglicht diesen Seiten- und Perspektivwechsel, der sowohl in der Wissenschaft als auch in der Bürger:innenschaft zu einem produktiven Wissens- und Erfahrungsaustausch führt.
Unter dem Titel #KultOrtDUS arbeiten Medien- und Kulturwissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gemeinsam mit Bürger:innen an dem Aufbau eines Archivs der Medienkulturgeschichte Düsseldorfs. Düsseldorf als Zentrum von Punkmusik, New Wave und Aktionskunst fungiert dabei als urbanen Forschungsfeld, auf dem die Disziplin der „Citizen Science" wissenschaftspraktisch ausprobiert wird.
Die Publikation fasst erste Ergebnisse dieses Forschungsprojekts zusammen, indem sie sich auf die Spurensuche zwischen Fans, Prosumer:innen, Bürger:innen und Urban Legends begibt und Perspektiven der Citizen Science- an die Fanforschung anknüpft. Den wissenschaftlichen Meta-Diskurs begleitet ein illustrativ-experimenteller Ansatz, der das kreative Potenzial aus der Forschung im Umfeld von Citizen Science sichtbar macht.
Innerhalb einer akustisch konfigurierten Architektur sind Audiotechnologien im Tonstudio zu einem komplexen Medienverbund verschaltet und bilden die apparative Struktur eines sound-ästhetischen Dispositivs. Maßgeblich in der Popkultur hat sich hier eine Fetischisierung des Soundmaterials und damit gleichzeitig auch der Apparate selbst entwickelt. Ästhetische Idealvorstellungen richten sich so auf ein (sonisches) Objektbegehren, das in Verbindung mit der Raumlogik der Produktionsorte oft eine eigene Semantik erzeugt. Ziel dieser Untersuchung ist es daher, das Tonstudio als einen durch die Struktur des Mediendispositivs bedingten Aktionsraum und Repräsentation einer klangkulturellen Ordnung zu verstehen. Dabei wird speziell nach Räumen gefragt, die das Studio als Tonfabrik und damit auch etablierte Machtarchitektur zu überwinden versuchen. Daran lässt sich eine zunehmende Demokratisierung erkennen, die mit der Eroberung des Produktionsraums und der Selbstermächtigung über den Sound des eigenen Werkes durch den Musiker zusammenfällt. Dementsprechend löst sich die Architektur des Tonstudios von einer Ästhetik der Industriegesellschaft ab und erscheint nunmehr im Zeichen einer durch Flexibilität markierten neoliberalen Ökonomisierung.
Durch die zunehmende Digitalisierung und kommunikative Vernetzung gesellschaftlicher Prozesse werden auch Fragen nach Überwachungstechnologien und Abhörszenarien akut. Intelligente Systeme, wie Smartdevices oder virtuelle Sprachassistenten, erzeugen riesige Datenmengen und erlauben somit hermeneutische Kurzschlüsse zwischen Big Brother und Big Data. Für den Sammelband ist daher der Begriff Acoustic Intelligence leitgebend, der einen Bedeutungshorizont von militärischem Informationsgewinn und überwachendem Hören im Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft eröffnet. Hieraus folgen zum einen Perspektivierungen, die das Ohrenmerk auf die Herausbildung akustischer Überwachungs- und Reglementierungsprozesse legen. Zum anderen rücken bei einem weiteren Verständnis von Acoustic Intelligence auch maschinelle agencies in den Fokus, beispielsweise in Form selbstlernender Algorithmen und künstlicher Intelligenzen. Für den Band stellen sich somit Fragen nach Hörregimen, -techniken und Dispositiven, wie auch nach der Autonomie von Kompositions- und Hörgeräten im Kontext elektronischer und digitaler Medien. Dabei bewegen sich die Untersuchungsfelder und akustischen Phänomene stets in einem semantischen Spannungsfeld zwischen Hören und Gehorchen.
Musikfilme und die Präsentation von Musik im bewegten Bild haben eine lange Tradition in der Filmgeschichte. Sie reichen zurück bis in die Frühzeit des (Stumm-)Films, der bereits musikalische Darbietungen und Auftritte bebilderte und in Narrationen einwebte. Etwa in Filmmusicals, Soundies oder avantgardistischen Klang-Bildspielen werden spätere Entwicklungen für populäre Musikfilme und Musikvideos vorweggenommen. Ob, inwieweit und in welcher Form in diesen frühen Film- und Bewegtbildern mit und über Musik Jugendlichkeit und Jungsein bereits als Bezugsrahmen auftaucht, ist eine zu klärende Frage des vorliegenden Sammelbandes. Musikfilme weisen inhaltlich wie ästhetisch eine große Bandbreite auf, die sich im historischen Verlauf parallel zur Entwicklung von Jugend- und Musikkulturen ausdifferenziert hat. Der Sammelband möchte vor dem Hintergrund dieser und anderer Entwicklungen in der audiovisuellen Darstellung und Erzählung im Spannungsfeld von Musik, Film und Jugend eine Bestandsaufnahme aktueller Forschungsfragen aufarbeiten.
Nachdem das aus dem Musikfernsehen bekannte Musikvideo inzwischen eine fast vierzig Jahre dauernde Geschichte vorweist, ist eine zentrale Frage, ob es immer noch gewinnbringend als Produkt einer "Kulturindustrie" lesbar ist. Dieser Band erprobt einen neuen interpretativen Ansatz, der Musikvideos als Produkte eines hybridisierenden, intermedialen und Genregrenzen überschreitenden Diskurses begreift.
Während das Musikvideo eine spezifische audiovisuelle Form darstellt, die im Kontext des Musikfernsehens der 1980er erprobt, raffiniert und kommerzialisiert wurde, liegen seine Wurzeln in den audiovisuellen Experimenten von Avantgarde-Künstler*innen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und transportierte damit immer auch ein ästhetisch subversives Moment.
Dieses Moment kommt in seiner Fähigkeit zum Ausdruck, sich in bestehende Diskurse einzuklinken, diese zu ästhetisieren und umzudeuten. Das Musikvideo ist zum einen an einer popkulturellen Umdeutung des Alltags beteiligt, zum anderen kommen in ihm häufig wieder Bezüge zu künstlerischen und avantgardistischen Produktionsweisen zum Vorschein, die dadurch popularisiert werden. Diese bisher wenig erforschte Perspektive auf das Musikvideo soll in diesem Band untersucht werden.