Band 33, Heft 2 - Thematischer Schwerpunkt: PHF 02/2025 (127) Kinder- und Jugendgesundheit - neue Herausforderungen

Zusammenfassung Klimawandel, Urbanisierung und Digitalisierung sind Beispiele für gesellschaftliche Megatrends, die neue Herausforderungen für die Kinder- und Jugendgesundheit mit sich bringen, unter anderem in den Bereichen psychische Gesundheit, Atemwegserkrankungen und Adipositas. In ihnen liegen aber auch auch Chancen, um politische Rahmenbedingungen und Lebensräume so zu gestalten, dass sie die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fördern. Soziale Chancengleichheit sollte dabei im Fokus stehen.

Zusammenfassung Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst begleitet mit der Schuleingangsuntersuchung (SEU) als sozialpädiatrische Aufgabe alle Kinder zum Beginn der Schulpflicht. Gesundheitsbezogene Beobachtung der Kita, standardisiertes Entwicklungsscreening und ärztliche Untersuchung münden in die Beratung der Familie zum bestmöglichen Zeitpunkt der Einschulung und zu Unterstützungsbedarfen. Individueller Entwicklungsstand, familiäres und schulisches Umfeld sind für einen gelingenden Schulstart entscheidend.

Zusammenfassung Seit mehr als 30 Jahren illustriert das Modell der sozialen Determinanten der Gesundheit (SDG) die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Gesundheit der Bevölkerung. Diese Einflüsse bedingen auch die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Sie wirken bereits vorgeburtlich, über Generationen hinweg und manifestieren sich in der sozialen Ungleichverteilung der Kindergesundheit. Neben den politischen Entscheidungsträger:innen haben Kinderärzt:innen die Chance, günstig auf die SDG einzuwirken.

Zusammenfassung Eine gesundheitspolitisch überzeugende Argumentation für unterstützende Interventionen für und in Familien mit sehr jungen Kindern folgt den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur neurobiologischen Entwicklung in der frühen Kindheit. Die ersten 1.000 Tage sind von besonderen Chancen und Risiken gekennzeichnet, gesundheitsfördernde Interventionsmöglichkeiten und ihr Nutzen werden skizziert. Weitergehende Begründungen für die Etablierung und Finanzierung der Frühen Hilfen folgen im Fazit.

Zusammenfassung Der Öffentliche Gesundheitsdienst spielt eine wichtige Rolle im Kinderschutz. Am häufigsten sind Fälle von Vernachlässigung. Geschultes Personal ist essenziell, um Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung zu erkennen, gemeinsam zu bewerten und entsprechend zu handeln. Dies betrifft alle Fachbereiche, die mit Kindern oder (werdenden) Eltern in Kontakt kommen. Die Etablierung einer Kinderschutzgruppe hilft, klare Ablaufprotokolle für ein leitliniengerechtes Fallmanagement zu entwickeln.

Zusammenfassung Laut KIDA-Studie hatten zum Ende der Pandemie Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen, niedriger Bildung oder von Alleinerziehenden eine schlechtere allgemeine psychische Gesundheit und nahmen seltener an Vereins- oder kommerziellen Sportangeboten teil als Kinder aus besser gestellten Familien. An Sport-AGs in der Schule beteiligten sie sich hingegen genauso häufig wie weniger benachteiligte Kinder. Gesundheitsfördernde Angebote sollten daher verstärkt an Regelstrukturen angebunden sein.

Zusammenfassung In Deutschland existiert seit Jahrzehnten kein Erkenntnisdefizit mehr, was die gesundheitliche Situation von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen anbelangt. Trotz dieser gesicherten Feststellungen gab es in den vergangenen Jahren keine neue Prioritätensetzung der Gesundheits-, Familien- und Bildungspolitik. Nur wenige Aktionsprogamme werden hinreichend ausgestattet und verstetigt. Relevante neue Investitionen im Bildungssektor ignorieren gesundheitliche Herausforderungen. Child health in all policies wäre ein effektiver Ansatz für gesundheitliche Chancengleichheit.

Zusammenfassung Die Teilnahmequote an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 liegt deutlich unter den früheren Früherkennungsuntersuchungen. Eine Steigerung würde die gesundheitliche Versorgung der Jugendlichen inklusive des Impfstatus verbessern. Es gibt viele Maßnahmen um Informationen zur J1 bereitzustellen und an die Untersuchung zu erinnern. Nachteilig sind die oft nur zeitlich begrenzten oder sehr lokal erfolgenden Schritte.

Zusammenfassung Die HPV-Impfrate ist nach wie vor nicht ausreichend. Kommunale Dashboards helfen, das Impfgeschehen zu verfolgen. Dabei werden zum einen Herausforderungen diskutiert. Zum anderen werden Initiativen wie Aufklärungsarbeit, Schulimpfungen, Einladungs- und Erinnerungssysteme zur J1-Untersuchung, Impfwochen und „Health in all policies“ verstärkt. Die Empfehlungen gehen dahin, mehrere Ansätze gleichzeitig zu verfolgen. Der Kreis Mettmann schaut dabei auf ein langbewährtes Vorgehen zurück.

Zusammenfassung Die HBSC-Studie ist die weltweit größte Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit und erfasst alle vier Jahre die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten im Schulkontext. Die aktuellen Ergebnisse in Deutschland weisen auf Handlungsbedarf in den Bereichen psychische Gesundheit, (Cyber-)Mobbing, Einsamkeit, körperliche Aktivität, Gesundheitskompetenz und gesundheitliche Chancengleichheit hin. Vor allem Mädchen, gender-diverse, ältere und sozioökonomisch benachteiligte Heranwachsende sollten adressiert werden.

Zusammenfassung Die COPSY-Studie untersucht die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und globaler Krisen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. In sieben Erhebungswellen (2020–2024) zeigen sich anhaltende psychische Belastungen. Während sich die psychische Gesundheit nach der Pandemie leicht erholte, nahmen Sorgen aufgrund anderer globaler Krisen zu. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit niedrigschwelliger und ressourcenorientierter Präventionsmaßnahmen und Unterstützungsangebote.

Zusammenfassung Das Dashboard Kindergesundheit der Stadt Leipzig visualisiert Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung und dient vor allem als Informations- und Entscheidungsgrundlage. Es stellt Gesundheitsdaten transparent dar, hilft dem Gesundheitsamt bei der Identifizierung von Handlungsbedarfen in sozial benachteiligten Gebieten und fördert die Zusammenarbeit zwischen diversen Fachbereichen. Es unterstützt die Ressourcensteuerung und kann zur Reduzierung gesundheitlicher Chancenungerechtigkeit beitragen.

Zusammenfassung Im Steuerungskonzept für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) werden auf Basis des Public Health Action Cycle‘ nach geeigneter Datenanalyse die Schulen für die Schuleingangsuntersuchung kategorisiert. Nach erfolgter Anpassung der Untersuchungszeiten und Neueinteilung der schulärztlichen Bereiche haben die Teams mehr Zeit für problembelastete Familien und Schulen. Diese datenbasierte Ressourcen-Steuerung trägt evidenzbasiert zur Verbesserung des sozialkompensatorischen Handelns im KJGD bei.

Zusammenfassung Kinder durchlaufen in den frühen Lebensjahren entscheidende Entwicklungsphasen, wobei ein relevanter Anteil Entwicklungsauffälligkeiten zeigt. Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien sind häufiger von Entwicklungsstörungen betroffen. Kita-Untersuchungen werden als Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit diskutiert und zielen auf die Früherkennung von Entwicklungsverzögerungen und die Einleitung individueller Fördermaßnahmen ab.

Zusammenfassung Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst hat den gesetzlichen Auftrag zur Sicherung der Gesundheit in den Lebenswelten beizutragen. Aufsuchende Angebote, wie die ärztlichen Untersuchungen in den Kitas zwei Jahre vor der Einschulung und in den 6. Klassen, sind in Sachsen besonders geeignet, den sozialkompensatorischen Auftrag zu erfüllen. Die Teilnahmeraten an den Kita- und schulärztlichen Untersuchungen werden ebenso dargestellt wie ausgewählte Ergebnisse und Impfquoten.

Zusammenfassung Frühe Hilfen unterstützen insbesondere Familien in belasteten Lebenslagen. Sie verknüpfen Gesundheitswesen und Jugendhilfe, um präventive Angebote vorzuhalten. Daten zeigen, dass viele Familien Mehrfachbelastungen erleben, weshalb frühzeitige Unterstützung entscheidend ist. Gesundheitsämter, Kinderärztinnen und -ärzte und Fachkräfte wie Familienhebammen spielen eine Schlüsselrolle. Herausforderungen bestehen in der Erreichbarkeit, Fachkräftemangel und nachhaltigen Finanzierung. Trotz Fortschritten bleibt der Ausbau der Frühen Hilfen essenziell, um Chancengerechtigkeit und gesundes Aufwachsen zu gewährleisten.

Zusammenfassung Mit ihrem eigenen Bildungsauftrag eröffnen Kindertagesstätten allen Kindern Teilhabe und gute Startbedingungen für den Bildungsweg. Die alltagsintegrierte frühe Förderung in Kitas wirkt sich positiv auf die Gesamtentwicklung aus. Dabei kommt dem Spracherwerb der Kinder eine Schlüsselrolle zu. Steigende Sprachförderbedarfe erfordern zusätzliche Maßnahmen. Mit gezielten Förderangeboten unterstützt die Region Hannover die Kitas vor Ort und gewährleistet eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung.

Zusammenfassung Die school nurse (hier: Schulgesundheitsfachkraft) spielt eine zentrale Rolle in der Schulgesundheitspflege für Versorgung, Fürsorge, Gesundheitsförderung. Trotz evidenter Vorteile wie Unterstützung chronisch kranker Schüler*innen und Reduktion von Fehlzeiten fehlen in Deutschland flächendeckende Strukturen. Modellprojekte belegen übereinstimmende gesundheitliche und bildungsbezogene Effekte. Herausforderungen wie Finanzierung, Anstellung und Qualifizierung erfordern politische Lösungen.

Zusammenfassung Kommunen können und sollten Maßnahmen zur Vorbeugung gesundheitlicher Folgen von Kinder- und Familienarmut verbindlich planen und koordinieren. Seit etwa 15 Jahren wird dies vielfach unter dem Leitbild der „Präventionskette“ umgesetzt, einer strategischen Zusammenarbeit über Ressortgrenzen hinweg. Der Beitrag beschreibt die Grundidee und fachliche Unterstützungsangebote, die der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit für kommunale Akteure bereithält.

Zusammenfassung Aktuelle Studienbefunde legen nahe, dass ein Teil der Jugendlichen Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen hat. Mittels eines spielerischen Zugangs zielt die Intervention Nebolus auf die Stärkung der navigationalen Gesundheitskompetenz im direkten Lebensumfeld von Jugendlichen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Kernbestandteile von Nebolus und die aktuelle Umsetzung.

Zusammenfassung Die Schaffung eines BIÖG bietet die Chance für eine Transformation des Öffentlichen Gesundheitssystems. In den Stellungnahmen von Expert:innen konnten als effektivste Hebelpunkte für transformative Prozesse Paradigmenwechsel hin zum Health in all Policies-Ansatz, zum Setting-Ansatz, zum One-Health-Ansatz, zu salutogenetischen Ansätzen und zur Schaffung eines selbstlernenden Systems ausgemacht werden. Diese könnten auch einen Beitrag zur Verbesserung der Kinder- und Jugendgesundheit leisten.

Zusammenfassung Die Teilnahmen an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 sollen gesteigert und möglichst alle 12 bis 14 -Jährigen erreicht werden. Das BIÖG (zuvor BZgA) hat dazu in 2024 die neue Kampagne „J1 – Lass checken!“ gestartet. Kernelemente sind die mehrsprachige Jugendwebsite www.j1-info.de und partizipativ entwickelte Videoclips, die gezielt über Social-Media- und Online-Kanäle verbreitet werden. Eltern werden parallel online informiert. Auch Printmedien stehen bereit.

Zusammenfassung Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen zu gestalten ist wesentlicher Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge. Gesundheitliche Chancen von Kindern und Jugendlichen sind auch in Deutschland wesentlich von der sozioökonomischen Lage der Familie bestimmt. Kinder- und Jugendhilfe ist zur Zusammenarbeit mit allen, deren Tätigkeit sich auf die Lebenssituation junger Menschen und ihrer Familien auswirkt, gesetzlich verpflichtet. Die Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebenswelten ist Aufgabe aller Politikfelder.

Zusammenfassung Frühförderung unterstützt Kinder mit (drohenden) Behinderungen von Geburt bis Schuleintritt. Sie basiert auf der UN-Behindertenrechtskonvention und dem Sozialgesetzbuch (SGB) IX, betont Prävention und frühzeitige Hilfe. Interdisziplinäre Frühförderstellen bieten medizinische, pädagogische und therapeutische Leistungen, die in einem Förder- und Behandlungsplan mit Eltern und Kindern entsprechend des individuellen Bedarfs gebündelt werden. Regionale Zusammenarbeit der Institutionen und Fachkräfte ist entscheidend, um passgenaue und unbürokratische Hilfen anzubieten.