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Zur Kündigung festverzinslicher Darlehen nach 10 Jahren gem. § 489 Abs. 1 Nr. 2 BGB (Teil 1)

Veröffentlicht/Copyright: 28. August 2019
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AGReportRechts-ReportAnlegerschutzZur Kündigung festverzinslicher Darlehen nach10 Jahren gem.§489 Abs.1Nr. 2BGB (Teil 1)In den letzten Jahrenbeschäftigte die Gerichte bis hin zum BGH (vgl.BGH v. 21.2.2017XI ZR 185/16, ECLI:DE:BGH:2017:210217UXIZR185.16.0,BGHZ 214, 94 ff.=MDR 2017, 531 ff.) im Zusammenhang mit der Kün-digungsmöglichkeit des§489 Abs.1Nr. 2BGB bei festverzinslichenDarlehen vor allem die Frage, ob auch eine Bausparkasse gegenüberdem bausparenden Kunden nach Ablauf von 10 Jahren nach dieserVorschrift kündigen könne. Seit der Entscheidung des LG Hannover v.25.4.20195O48/18 (bisher unveröffentlicht) zur Kündigungsmög-lichkeit eines Kommunaldarlehens eines Wasserverbands gem.§489Abs.1Nr. 2BGB stehen jedoch weitere FragenimRaum, denen sichder folgende Beitrag näher widmen möchteinsbesondere der Fra-ge, was unterGemeindeverbandi.S.v.§489 Abs.4BGB zu verste-hen ist und wann die Berufung des Darlehensgebers auf§489 Abs. 3BGB treuwidrig ist.u1. Grundsätzliches zum Kündigungsrecht gem.§489 Abs. 1Nr.2BGBNach§489 Abs.1Nr. 2BGB kann der Darlehensnehmer bei einemDarlehensvertrag mit gebundenem Sollzinssatz nach Ablauf von10 Jahren mit einer Kündigungsfrist von6Monaten kündigen.ImFol-genden sollendaher kurz die Voraussetzung einer Kündigung nach§489 Abs.1Nr. 2BGB untersucht werden.ua)GebundenerSollzinssatz,§489Abs.1BGBVom Kündigungsrecht des§489 Abs.1BGB sind Darlehen mit gebun-denem Sollzinssatz erfasst. Hierbei handelt es sich um den von derVerbraucherkreditlinie verwendeten Begriff anstelle des bisher be-nutzten Begriffsdes Zinssatzes (vgl.Weidenkaffin Palandt, 78. Aufl.,§489 BGB Rz. 2), der in§489 Abs.5BGB legaldefiniert wird. Darle-hensverträge mit gebundenem Sollzinssatz sind daher Darlehen, beidenen für einen bestimmtenZeitraum ein fester Zinssatz (i.d.R. durchAngabe in%p.a.) vereinbart ist (vgl.Weidenkaffin Palandt,78. Aufl.,§489 BGB Rz. 3). Da mit der neuen Begrifflichkeit keine Änderungengegenüber der früheren Rechtslage verbundensein sollten (vgl.Ber-gerin MünchKomm/BGB, 8. Aufl.,§489 BGB Rz. 22), kann insoweitauch wie früher von festverzinslichen Darlehen (in Abgrenzung zuden variabel verzinslichen Darlehen des§489 Abs.2BGB) gespro-chen werden. Das Kündigungsrecht nach§489 Abs.1Nr. 2BGB giltdaher für alle Arten von Festzinsdarlehen, unabhängig von der ver-einbarten Laufzeit, dem Zweckdes Darlehens, der Persondes Darle-hensnehmers, dem Zinssatz und der Länge der Zinsbindung(vgl.Bergerin MünchKomm/BGB,8.Aufl.,§489 BGB Rz. 11).ub) Beginn der 10-Jahres-FristFür den Beginn der 10-Jahres-Frist ist nach dem Gesetzeswortlautvon Halbs.1des §489 Abs.1Nr. 2BGB nichtauf den Abschluss desDarlehensvertrages abzustellen, sondern auf den vollständigen Emp-fang der Darlehensvaluta.uaa) Grundsatz§489 Abs.1Nr. 2Halbs.1BGB: VollständigeValutierung erforderlichDer Lauf der 10-Jahres-Fristbeginntsomit grds. erst mit der vollstän-digen Valutierung, d.h. dem Zeitpunkt, in welchemder Darlehens-geber seinePflicht zur Darlehensgewährung nach§488 Abs.1Satz 1BGB i.S.v.§362 Abs.1BGB erfüllt hat, wenn also der Darlehensgegen-stand endgültig aus dem Vermögen des Darlehensgebersaus-geschieden und dem Vermögen des Darlehensnehmers in der ver-einbarten Form zugeführt wurde (vgl. BGH v. 21.3.2006XI ZR 204/03, ZIP 2006, 846 ff., juris Rz. 14;Bergerin MünchKomm/BGB, 8.Aufl.,§489 BGB Rz. 12,§488 BGB Rz. 27;Weidenkaffin Palandt, 78. Aufl.,§489 BGB Rz. 5).Soweit ein Disagio/Damnum vereinbartwurde, ändert dies hierannichts, da mit dem Einbehalt des Disagios durch den Darlehensgeberi.d.R. zugleichderAuszahlungsanspruch des Darlehensnehmers er-füllt und zugleich die Forderung des Darlehensgebers auf Rückzah-lung insoweit getilgt wird (vgl. BGH v. 28.10.2014XI ZR 348/13, NJW2014, 3713,juris Rz. 25;Weidenkaffin Palandt, 78. Aufl.,§488 BGBRz. 25,§489 BGB Rz. 5).Wird die Darlehensvaluta auf Weisung des Darlehensnehmers an ei-nen Dritten ausgezahlt, so hat der Darlehensnehmer regelmäßig dieDarlehensvaluta i.S.v.§489 Abs.1Nr. 2BGB empfangen, wenn dervon ihm als Empfänger namhaft gemachte Dritte das Geld vom Darle-hensgeber erhalten hat, es sei denn,der Dritte ist nicht überwiegendim Interesse des Darlehensnehmers, sondern sozusagenalsverlän-ger ter Armdes Darlehensgebers tätig geworden(vgl.BGH v.21.3.2006XI ZR 204/03, ZIP 2006, 846 ff., juris Rz. 14;WeidenkaffinPalandt, 78. Aufl.,§489 BGB Rz. 5,§488 BGB Rz. 5).Bei Teilauszahlungen beginnt die 10-Jahres-Fristalsoerst nach Aus-zahlung(in der Praxis: Gutschrift) der letztenKredittranche (vgl. BGHv. 21.2.2017XI ZR 185/16, ECLI:DE:BGH:2017:210217UXIZR185.16.0,BGHZ 214, 94 ff.=MDR 2017,531 ff., juris Rz. 77;Bergerin Münch-Komm/BGB, 8. Aufl.,§489 BGB Rz. 12;Weidenkaffin Palandt, 78. Aufl.,§489 BGB Rz. 5;Mülbertin Staudinger, 2015,§489 BGB Rz. 43).Bei einem Bausparvertragbei dem der Bausparer in der Anspar-phase Darlehensgeber ist (vgl. BGH v. 21.2.2017XI ZR 185/16, ECLI:DE:BGH:2017:210217UXIZR185.16.0, BGHZ 214, 94=NJW 2017,1378,R244AG17/2019
Published Online: 2019-08-28
Published in Print: 2019-09-01

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