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Hochtemperatur-Aufkohlen – Einflüsse auf das Verzugsverhalten schwerer Getriebebauteile

  • J. Kleff , St. Hock , I. Kellermann , M. Fleischmann und A. Küper
Veröffentlicht/Copyright: 25. April 2013
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Kurzfassung

Das Aufkohlen von Getriebebauteilen oberhalb 950°C wurde schon vor mehr als 20 Jahren intensiv diskutiert, aber eine breite Einführung des Hochtemperatur-Aufkohlens in die industrielle Fertigung ist bisher noch nicht erfolgt. Die unzureichende Feinkornbeständigkeit der Einsatzstähle sowie temperaturkritische Komponenten von Wärmebehandlungsanlagen waren die wesentlichen Gründe dafür. Mit Optimierung der Gehalte an Aluminium und Stickstoff in konventionellen Einsatzstählen und der Entwicklung mikrolegierter Einsatzstähle mit Niob und Titan sowie moderner Öfen zur Wärmebehandlung stehen heute sowohl die Werkstoffe als auch die Wärmebehandlungsanlagen für das Hochtemperatur-Aufkohlen bereit. Gerade für schwere Getriebebauteile mit großer Einsatzhärtungstiefe kann die erforderliche Dauer der Wärmebehandlung durch eine angehobene Aufkohlungstemperatur deutlich verkürzt werden. Voraussetzung für eine Serienfertigung sind aber minimal streuende Maß- und Formänderungen der Bauteile nach dem Einsatzhärten. Am Beispiel verschiedener schwerer Getriebebauteile wurden die verzugskritischen Kenngrößen nach dem Einsatzhärten bei Aufkohlungstemperaturen von 930°C, 980°C und 1050°C sowie unterschiedlichen Erwärm- und Abkühlverläufen ermittelt. Die Ergebnisse zeigen keine Verschlechterung des Verzugsverhaltens der Bauteile bei optimierter Temperaturführung auch für sehr hohe Aufkohlungstemperaturen. Maß- und Formänderungen sind daher mit höherer Aufkohlungstemperatur nicht zwingend größer als bei heutiger Serienbehandlung.

Abstract

The carburization of transmission components at temperatures above 950°C has been discussed for more than 20 years, but a broad industrial implementation has not occurred thus far. Insufficient fine-grain stability of steels as well as temperature-critical furnace equipment of heat treatment facilities were the major reasons for this. With the development of microalloyed case-hardening steels and modern furnaces, both, materials and heat treatment facilities are available today for high temperature carburization.

For heavy-duty transmission components with a deeper case depth in particular, the time needed for heat treatment can be significantly reduced by increasing the carburizing temperature. This, however, first requires extreme consistency and minimum scatter in dimensional and shape changes to the components after case-hardening. Using a selection of various heavy-duty transmission components the distortion-critical dimensions after case-hardening were determined at carburization temperatures of 930°C, 980°C, and 1050°C and under varying heating and cooling profiles. The results show that a stable distortion behavior of the components is possible even at a very high carburization temperature and optimized temperature curve. Dimensional and shape changes are not necessarily more divergent than with today's standard case-hardening.


Dr.-Ing. Jörg Kleff, geb. 1962, studierte Maschinenbau an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte dort am Lehrstuhl für Werkstofftechnik. Nach einem Postdoc-Stipendium an der Colorado School of Mines ist er seit 1996 in der Zentralen Werkstofftechnik, Stahlqualität und -prüfung, der ZF Friedrichshafen AG beschäftigt und dort zuständig für Werkstoff- und Wärmebehandlungsentwicklung.

Dr. Stefan Hock, geb. 1952, studierte Maschinenbau an der Ruhr-Universität Bochum. Von 1978 bis 1991 war er bei der Vacuumschmelze GmbH zunächst in der Rascherstarrungstechnologie, dann bei Permanentmagnetsystemen tätig. 1988 erfolgte die Promotion in Metallkunde an der Universität Stuttgart nach zeitweiliger Tätigkeit am dortigen MPI für Metallforschung. Seit 1991 leitet er die Zentrale Werkstofftechnik der ZF Friedrichshafen AG.

Dipl.-Ing. Ingo Kellermann, geb. 1944, studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Karlsruhe. Seit 1972 ist er beschäftigt im Unternehmensbereich NkW-/Sonder-Antriebstechnik der ZF Friedrichshafen AG und dort in der Arbeitsvorbereitung zuständig für Werkstofftechnik und Wärmebehandlung.

Dipl.-Ing. (FH) Markus Fleischmann, geb. 1967, studierte Werkstoffkunde und Oberflächentechnik an der Fachhochschule Aalen. Er ist seit 1996 beschäftigt im Unternehmen ZF Passau GmbH und leitet dort den Querschnitt Härtereitechnologie.

Dr.-Ing. Arnim Küper, geb. 1969, studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Karlsruhe. Von 1997–2001 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Stiftung Institut für Werkstofftechnik, Bremen, tätig, wo er 2001 promovierte. Von 2001–2003 war er in der Zentralen Werkstofftechnik bei der ZF Friedrichhafen AG tätig. Seit 2003 leitet er das Labor der ZF Passau GmbH.

Vorgetragen von J. Kleff auf der 1st Int. Conf. on Distortion Engineering, IDE, 14.-16. September 2005 in Bremen.


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Erhalten: 2005-08
Online erschienen: 2013-04-25
Erschienen im Druck: 2005-12-01

© 2005, Carl Hanser Verlag, München

Heruntergeladen am 3.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.3139/105.100354/html
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