Die Seuche im Heerlager der Achäer vor Troia. Orakel und magische Rituale im hethiterzeitlichen Kleinasien und im archaischen Griechenland1
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Peter Högemann
Zusammenfassung
Das zentrale Anliegen dieses Aufsatzes besteht in dem Versuch, den Iliasdichter als realen Menschen darzustellen, der in der Lebenswelt Westkleinasiens um 700 v. Chr. wurzelte. Hier hat der Dichter hethiterzeitliche Traditionen noch in praxi erlebt und so auch die Art, Orakel zu befragen und magische Rituale zur Abwehr von Seuchen im Heer anzuwenden. Im ersten Gesang der Ilias lassen sich auf Grund erhaltener Spuren ein in hethitischer Tradition stehendes Vogelflugorakel und ein Seuchenritual rekonstruieren, für die es keine Parallelen im griechischen Mutterland gibt. Das anatolische Orakel unterscheidet sich fundamental von der Orakelpraxis Delphis und Dodonas. Das ist der Grund, warum Kroisos, der in anatolischer Tradition stand, in Delphi scheiterte.
Summary
The principal goal of this essay is to try to portray the poet of the Iliad as a real person, who lived in the milieu of western Asia Minor ca. 700 BCE. Here the poet still had direct experience of traditional practices dating from Hittite times, including how to conduct an oracular inquiry and to use magic rituals to prevent an epidemic in the army. In the first book of the Iliad one can reconstruct, on the basis of preserved traces, a taking of auspices that follows Hittite tradition and a ritual against an epidemic for which there are no parallels in the Greek motherland. Anatolian augury differs fundamentally from the oracular practice of Delphi and Dodona. This is the reason why Croesus, who stood in the Anatolian tradition, failed at Delphi.
© Akademie Verlag
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