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17. Norm, Konformität und Abweichung

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Grundlagen der Sozialpsychologie
Ein Kapitel aus dem Buch Grundlagen der Sozialpsychologie
17 Norm,Konformitätund Abweichung17.1VororientierungIm ZentrumdiesesKapitelssteht die Frage,warumsich Individuenmanchmalan sozialeNormenhalten,manchmaljedochnicht. Dies ist das ProblemderKonformitätsforschung,die in ihrer klassischenAusformunginsbesondereeine Analyseder „Konformitätunter Grup-pendruck“gewesenist und durch die experimentelle Kleingruppenforschunggeprägtwurde.Wir werdenin diesemKapiteldiesenengenKontextetwas ausweitenund uns auch mitge-sellschaftlichenNormenbefassen.Außerdeminteressiertuns die Frage nach der EntstehungsozialerNormen,ein Thema,das die traditionelle Kleingruppenforschungweitgehendausge-klammerthat. Insbesonderewerdenwir daraufaufmerksam,dass es sehr verschiedeneTypensozialerNormengibt, die eine jeweilsunterschiedliche Entstehungsgeschichtehaben können.Währenddie Konformitätsforschungein ausgesprochensozialpsychologisches Themaist undzeitweisesogar im ZentrumunsererDisziplinstand,ist die AnalysenormabweichendenVerhaltensin der Sozialpsychologienur randständigerörtertworden.DiesesArbeitsfeldwurdevielmehrder Soziologieüberantwortet,die ihrerseitsjedochmeist erheblicheAnleihenbei der (sozial)-psychologischenForschungmachenmusste,da es unwahrscheinlich ist, dassalleinstrukturelleErklärungsmuster(z.B. kriminelles Milieu,desorganisierteFamilien,Schichtzugehörigkeit)ausreichen,um abweichendesVerhalten(z.B. Kriminalität) angemes-sen zu deuten.Obgleichplausibelist, dass konformesund abweichendesVerhaltenzwei SeitenderselbenMedaillesind (vgl. WIS WEDE1976, 1979),sind die jeweiligenForschungsansätzegrundver-schieden.Dies hat vor allem methodische Gründe.Die Kleingruppenforschungwurdefastausschließlichvon Laborexperimentenim Kleingruppenkontextbeherrscht.Die SoziologieabweichendenVerhaltenshatte ihren Ausgangspunkteher in gewissensozialen Problemen,die sich beispielsweise um die Bandenkriminalität in Großstädten rankten. Die wichtigstenMethoden warenhier ganz anderer Natur:Kriminalstatistiken, Dunkelzifferanalyse, gelegent-lich Befragungen(etwa im Hinblick auf selbst verübte Vergehen oder zur Einschätzung derDeliktschwere). Auf diese Weiseschien es unwahrscheinlich zu sein, dass die hier behandel-ten Themengebiete Berührungspunkte haben. Wir werdendeutlich machen, dass sie dennochbestehen.

17 Norm,Konformitätund Abweichung17.1VororientierungIm ZentrumdiesesKapitelssteht die Frage,warumsich Individuenmanchmalan sozialeNormenhalten,manchmaljedochnicht. Dies ist das ProblemderKonformitätsforschung,die in ihrer klassischenAusformunginsbesondereeine Analyseder „Konformitätunter Grup-pendruck“gewesenist und durch die experimentelle Kleingruppenforschunggeprägtwurde.Wir werdenin diesemKapiteldiesenengenKontextetwas ausweitenund uns auch mitge-sellschaftlichenNormenbefassen.Außerdeminteressiertuns die Frage nach der EntstehungsozialerNormen,ein Thema,das die traditionelle Kleingruppenforschungweitgehendausge-klammerthat. Insbesonderewerdenwir daraufaufmerksam,dass es sehr verschiedeneTypensozialerNormengibt, die eine jeweilsunterschiedliche Entstehungsgeschichtehaben können.Währenddie Konformitätsforschungein ausgesprochensozialpsychologisches Themaist undzeitweisesogar im ZentrumunsererDisziplinstand,ist die AnalysenormabweichendenVerhaltensin der Sozialpsychologienur randständigerörtertworden.DiesesArbeitsfeldwurdevielmehrder Soziologieüberantwortet,die ihrerseitsjedochmeist erheblicheAnleihenbei der (sozial)-psychologischenForschungmachenmusste,da es unwahrscheinlich ist, dassalleinstrukturelleErklärungsmuster(z.B. kriminelles Milieu,desorganisierteFamilien,Schichtzugehörigkeit)ausreichen,um abweichendesVerhalten(z.B. Kriminalität) angemes-sen zu deuten.Obgleichplausibelist, dass konformesund abweichendesVerhaltenzwei SeitenderselbenMedaillesind (vgl. WIS WEDE1976, 1979),sind die jeweiligenForschungsansätzegrundver-schieden.Dies hat vor allem methodische Gründe.Die Kleingruppenforschungwurdefastausschließlichvon Laborexperimentenim Kleingruppenkontextbeherrscht.Die SoziologieabweichendenVerhaltenshatte ihren Ausgangspunkteher in gewissensozialen Problemen,die sich beispielsweise um die Bandenkriminalität in Großstädten rankten. Die wichtigstenMethoden warenhier ganz anderer Natur:Kriminalstatistiken, Dunkelzifferanalyse, gelegent-lich Befragungen(etwa im Hinblick auf selbst verübte Vergehen oder zur Einschätzung derDeliktschwere). Auf diese Weiseschien es unwahrscheinlich zu sein, dass die hier behandel-ten Themengebiete Berührungspunkte haben. Wir werdendeutlich machen, dass sie dennochbestehen.
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