20 Jahre Gesundheitsstrukturgesetz: Leistungen und Lücken beim Abbau historisch bedingter Beitragssatzunterschiede
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Ralf Götze
Ralf Götze hat Politikwissenschaft an der Westfälischen Milhelms-Universität Münster studiert und arbeitet seit 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Sonderforschungsbereich 597 „Staatlichkeit im Wandel“ der Universität Bremen. Im Rahmen des gesundheitspolitischen Teilprojekts (Leitung: Prof. Dr. Heinz Rothgang) forscht er zur veränderten Rolle des Staates in OECD-Gesundheitssystemen. Sein PVomotionsvorhaben an der Bremen International School of Social Sciences (BIGSSS) thematisiert die Hybridisierung des deutschen und niederländischen Krankenversicherungssystems.
Abstract
Zu den Kernzielen des Gesundheitsstrukturgesetzes (GSG), das 1993 und damit vor 20 Jahren in Kraft trat; gehörte der Abbau der historisch bedingten Beitragssatzunterschiede in der gesetzlichen Krankenversicherung. Dazu führte der Gesetzgeber die freie Kassenwahl und einen Risikostrukturausgleich (RSA) ein. Anhand eines neuen Datensatzes, der Angaben zu sämtlichen zwischen 1996 und 2012 existierenden gesetzlichen Krankenkassen enthält, untersucht dieser Beitrag, ob und in welchem Umfang das GSG und seine Folgegesetzgebung dieses Ziel erreicht hat. Dabei zeigt sich, dass der ursprüngliche RSA die zunehmende Abwanderung gesunder Erwerbstätiger in günstige Kassen nicht ausgleichen konnte. Auch der RSA-Reform gelang es nicht, diesen Trend umzukehren. Erst der 2009 eingeführte Gesundheitsfonds nivellierte durch einen vollständigen Finanzkraftausgleich und einen morbiditätsorientierten RSA die Beitragssatzunterschiede und schuf die Vorraussetzung für einen Preiswettbewerb, der sich weniger an der Versicherten Struktur als vielmehr an der Wirtschaftlichkeit orientiert.
Über den Autor / die Autorin
Ralf Götze hat Politikwissenschaft an der Westfälischen Milhelms-Universität Münster studiert und arbeitet seit 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Sonderforschungsbereich 597 „Staatlichkeit im Wandel“ der Universität Bremen. Im Rahmen des gesundheitspolitischen Teilprojekts (Leitung: Prof. Dr. Heinz Rothgang) forscht er zur veränderten Rolle des Staates in OECD-Gesundheitssystemen. Sein PVomotionsvorhaben an der Bremen International School of Social Sciences (BIGSSS) thematisiert die Hybridisierung des deutschen und niederländischen Krankenversicherungssystems.
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