Zusammenfassung
Das vieldimensionale Thema Sexualität wird in Verbindung mit Religion sehr kontrovers diskutiert. Die klassische Literatur gibt einen Einblick in den offenen Umgang von urbanen Muslim*innen in der Vormoderne (bis etwa 1800) mit dem Thema Sexualität. Im 19. Jahrhundert hat sich allerdings durch die Kolonialisierung ein Wandel vollzogen, der zur Übernahme der viktorianischen Sexualmoral durch Muslim*innen führte. Moderne muslimische Diskurse über Sexualität sind relativ rar. Wie aber lassen sich die Einstellungen heutiger junger Muslim*innen zu Sexualität beschreiben? Einen Einblick in diese Frage können empirische Studien geben, die in diesem Beitrag vorgestellt werden. Sie zeigen, dass die Einstellungen der jungen Muslim*innen zu Sexualität und Geschlechterrollen noch immer tendenziell in den Traditionen und Kulturen ihrer Familien verhaftet sind. Muslimisch-emanzipatorische Diskurse stellen hingegen traditionelle Geschlechterrollen in Frage und dekonstruieren diese. Die Islamische Religionspädagogik kann durch die Entwicklung eines intersektionalen religionspädagogischen Konzepts für die Arbeit mit Gender- und Sexualitätsentwürfen Jugendlicher konstruktiv auf dieses Spannungsverhältnis reagieren.
Abstract
In connection with religion, discussions of the multidimensional topic of sexuality are controversial. Classical literature gives an insight into the open approach of urban Muslims to the topic of sexuality in the pre-modern era (until approximately 1800). In the 19th century, however, colonization caused a change that led to Muslims adopting Victorian standards of sexual morality. Modern Muslim discourses on sexuality are relatively rare. But how can the attitudes towards sexuality held by today’s young Muslims be described? An insight into this question can be provided by empirical studies, which are presented in this article. They show that the attitudes of young Muslims towards sexuality and gender roles still tend to be rooted in the traditions and cultures of their families. Muslim emancipatory discourses, however, question and deconstruct traditional gender roles. Islamic religious education can react constructively to this tension by developing an intersectional religious educational concept for working with young peoples’ gender and sexuality concepts.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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- Samuel Salzborn, Globaler Antisemitismus. Eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne, Weinheim: Beltz. 2018, 257 S., € 24,95.
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- Hyun-Sook Kim, Richard R. Osmer und Friedrich Schweitzer: The Future of Protestant Religious Education in an Age of Globalization. Münster/New York: Waxmann 2018, 170 S., € 27,90.
- Jenny Berglund (Ed.): European Perspectives on Islamic Education and Public Schooling, Sheffield: Equinox Publishing Ltd., 411 S., GBP 90.–
- Weilert, A. Katarina/Hildmann, Philipp W. (Hg.): Religion in der Schule. Zwischen individuellem Freiheitsrecht und staatlicher Neutralitätsverpflichtung (Religion und Aufklärung Bd. 28), Mohr Siebeck, Tübingen 2018, 270 S., € 64,–
- Michael Fricke, Lothar Kuld, Anne Sliwka (Hg.): Konzepte sozialer Bildung an der Schule. Compassion – Diakonisches Lernen – Service Learning, Münster: Waxmann 2018, 250 S., € 29.90.
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