Zusammenfassung:
Der vorliegende Artikel nutzt zwei Befragungen unter Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Bereich der geringfügigen Beschäftigung für eine aktuelle Bestandsaufnahme der Minijobs und vergleicht die Ergebnisse mit der Situation vor Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Im Vordergrund stehen hierbei die Arbeitsstunden, der Stundenlohn, Gründe für die Aufnahme bzw. für das Angebot von Minijobs sowie die Arbeitsqualität in Form von Gewährung gesetzlich vorgeschriebener Leistungen, wie z. B. die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Insgesamt ergibt sich ein vielschichtiges Bild: Einerseits zeigen sich deutliche Verbesserungen bei den Löhnen und der Leistungsgewährung, und viele geringfügig Beschäftigte sind offenbar mit ihrem Minijob zufrieden. Andererseits sind auch nach Einführung des Mindestlohns noch Löhne unter 8,50 Euro zu beobachten, und die Sprungbrettfunktion von Minijobs hat weiter an Bedeutung verloren.
Abstract:
This article provides an overview of the current conditions of marginal employees in the labor market. Using data on minijobs collected from both employers and employees, we further compare the results before and after the introduction of the minimum wage. The main focus is on hours worked, hourly wages and the motivation behind offering or accepting mini jobs. Furthermore, we compare the work quality of minijobs as measured by the provision of benefits, e.g., the provision of paid sick leave. The results show a complex picture: On the one hand, there are improvements in terms of wages, benefit provision, and the marginal employees' job satisfaction. On the other hand, after the introduction of the minimum wage, wages below 8.50 Euros can still be observed, and the steppingstone function of mini jobs has lost importance.
Danksagung:
Wir danken Miriam Bömer, Gökay Demir, Jessica Dübbel, Robin Hertel, Claudia Lohkamp, Anja Rösner, Barbara Treude, Jan Wergula und Yasmine Salifou Yari für inhaltliche Hinweise und Unterstützung, sowie Mitarbeitern des Forschungsdatenzentrums Ruhr am RWI für die Durchführung der Befragung (Lena Blex, Dr. Philipp Breidenbach, Fabian Dehos, Lea Eilers, Yvonne Meyer, Renate Rácz, Dr. Sandra Schaffner, Anna Temel). Der Artikel beruht auf der RWI-Studie „Nachfolgestudie zur Analyse der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse sowie den Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns“, die im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS) NRW erstellt wurde (RWI, 2016).
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